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Sächsische Schweiz und Elbsandsteingebirge

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Das Geheimnis<br />

der Gräfin<br />

Drehbuchautor <strong>und</strong> Regisseur Dieter Wedel besucht Burg Stolpen.<br />

Denn er führt zwar in Dresden ein Stück über August den Starken<br />

<strong>und</strong> seine Mätresse auf. Doch die Gräfin Cosel kannte er<br />

bisher gar nicht. Erst in Stolpen wurde ihm vieles klar.<br />

Dieter Wedel läuft die Stufen des Cosel-Turms<br />

bis ganz nach oben. Er will alles sehen, will<br />

alles wissen über die Gräfin, die hier gefangen<br />

war. Die Unsicherheit des Regisseurs, der mit Filmen<br />

wie »Der Schattenmann«, »Der Große Bellheim«<br />

oder »Der König von St. Pauli« Fernsehgeschichte<br />

schrieb, wuchs ein viertel Jahr vor der<br />

Premiere des Stücks »Die Mätresse des Königs«<br />

im Dresdner Zwinger immer mehr. »Wir erfahren<br />

Anreise<br />

Bahn: S-Bahn S 1, S 2; RE 20; SB 71 bis Pirna Bf,<br />

Buslinie 234 bis Stolpen Ärztehaus o. ab Dresden Hbf<br />

mit der Buslinie 261 bis Stolpen, Schützenhausstraße<br />

Dresden<br />

112<br />

Elbe<br />

Radeberg<br />

Pirna<br />

Bad Gottleuba<br />

Burg Stolpen<br />

Neustadt<br />

Bad Schandau<br />

CZ<br />

CZ<br />

Děčín (Tetschen)<br />

aus den Geschichtsbü -<br />

chern immer nur was<br />

stattfand, aber nie wa -<br />

rum. Warum musste die<br />

Cosel so leiden? Das bleibt<br />

ein Geheimnis.«<br />

Um das zu lüften, kam Die -<br />

ter Wedel an den Tatort, fuhr auf<br />

die Burg nach Stolpen. Und dort traf<br />

es ihn wie ein Blitz. Er musste das, was er sich an<br />

seinem Schreibtisch zu Hause in Ham burg ausgedacht<br />

hatte umschreiben. Denn er hatte sich ge -<br />

irrt. Dieter Wedel kannte zwar August den Starken,<br />

aber von der Cosel wusste er nichts. Und als der<br />

Drehbuchautor begann, sich mit ihr zu beschäfti -<br />

gen, glaubte er zunächst, diese Königshure sei nur<br />

apart, reizend, reichlich überdreht <strong>und</strong> schön ge -<br />

wesen. Aber als der 68-Jährige die Haftburg der<br />

Gräfin besucht <strong>und</strong> sich mit dem Cosel-Kenner<br />

Jens Gaitzsch unterhält, da erkennt er: Es muss<br />

anders gewesen sein. Denn wer die Cosel wirklich<br />

begreifen will, der muss nach Stolpen kommen.<br />

49 Jahre lang lebte sie hier. Mit 36 Jahren kam sie<br />

an, mit 85 starb sie hier. Wedel ist beeindruckt.<br />

Der Drehbuchautor kann es nicht fassen, wie<br />

ein Mann, zumal ein König, seine Geliebte so kalt<br />

abservierte. Er liebte sie doch. Leidenschaftlich.<br />

Er versprach ihr die Ehe. Schriftlich. Er zeugte<br />

drei Kinder mit ihr. Dennoch ließ er sie wegsper-<br />

STOLPEN<br />

ren wie eine läufige<br />

Hündin. Kein Gericht,<br />

kein Urteil. August der<br />

Starke trieb seine eins -<br />

tige Mätresse in den Tod.<br />

Die Mutter durfte ihre Kinder<br />

nicht sehen. Briefe, die die<br />

Dame schrieb, kamen niemals<br />

un geöffnet an. Ein Hauptmann, der<br />

die Post der liebenden Frau aus dem Knast schmug -<br />

gelte, wurde erwischt <strong>und</strong> standrechtlich erschos -<br />

sen. Die Leidende bekam aus der Dresdner Hofapotheke<br />

Medikamente, die ihre Krankheiten nur<br />

verstärkten. Selbst der Pope, dem die Gläubige<br />

vertraute, verriet sie. Das alles befahl August der<br />

Starke. Ein Despot, eitel, machtgeil, kaltschnäu -<br />

zig. Er erklärte die Gräfin zur Irren. Sie aber trug<br />

Trauer als ihr König starb. Sie gab nie auf.<br />

Dieter Wedel lernt auf Burg Stolpen Cosels Leben<br />

wirklich kennen, denn hier trug Jens Gaitzsch alles<br />

zusammen, was von der Gräfin zu finden war.<br />

Besonders wertvoll ihre Bibel. Es ist belegt, dass<br />

die Cosel dies heilige Buch las. Auf den Seiten<br />

stehen ihre Notizen, kleine Anmerkungen zu den<br />

Inhalten, weiterführende Gedanken. Dieter Wedel<br />

bekommt hier auf jede Frage eine Antwort. Durfte<br />

sie die Burg verlassen? Niemals. Sie spazierte<br />

höchstens durch den Burggarten, bewacht von<br />

einer Horde Soldaten. Kam August der Starke sie<br />

<strong>Sächsische</strong> <strong>Schweiz</strong> – Ihr Urlaubsmagazin 2012 www.saechsische-schweiz.de<br />

Foto: Klaus Schieckel

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