ZICKGRAF, A. (1914): Schreibweise und Aussprache der botanischen
ZICKGRAF, A. (1914): Schreibweise und Aussprache der botanischen
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Aber eine <strong>der</strong>artige Willkür in <strong>der</strong> Schreibweife erfcheint doch nicht<br />
zuläffig. Hier muß unbedingt gefor<strong>der</strong>t werden:<br />
Alle von Perfonen abgeleiteten o<strong>der</strong> geo=<br />
graphifchen A r t n a m e n find groß zu fch reiben.<br />
Einen geographifchen Begriff enthalten nun zwar auch austrälis,<br />
boreälis, occidentälis, mediterräneus, fie muffen aber natürlich klein<br />
gefchrieben werden. Ebenfo auch alpester, alpigenus, alpinus,<br />
obwohl im Lateinifchen die von Alpes abgeleiteten Adjektiva groß<br />
gefchrieben werden. Denn diefe Adjektiva bedeuten heutzutage<br />
befon<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Syftematik keinen geographifchen Begriff, fon<strong>der</strong>n<br />
find Appellative geworden. Man fpricht von einer subalpinen,<br />
hochalpinen Fauna, die z. B. gar nicht in den Alpen vorzukommen<br />
braucht, o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Alpenflora des Kaukafus, <strong>der</strong> Pyrenäen,<br />
Appenninen, des Himalaya. Durch das Großfehreiben <strong>der</strong> geo=<br />
graphifchen Artnamen wird auch mancher feltene o<strong>der</strong> in den<br />
Wörterbüchern nicht zu findende Name eher nach feiner Herkunft<br />
geprüft <strong>und</strong> erkannt. Als Beifpiel fei <strong>der</strong> Artname Seriphius ge=<br />
nannt, <strong>der</strong> auf die wohl ziemlich unbekannte kykladifche Infel<br />
Seriphos hinweift.<br />
Und nun zum letzten Punkt, zur Betonung.<br />
Solche Kleinigkeiten befon<strong>der</strong>s zu erwähnen, fällt vielleicht nach<br />
mancher Anficht unter die Kleinlichkeiten. Denn <strong>der</strong> Wiffenfchaft<br />
felbft macht es ja nichts aus, wie <strong>der</strong> einzelne Name ausgefprochen<br />
wird, <strong>und</strong> fo kann man auch die Erfahrung machen, daß an <strong>der</strong> felben<br />
hohen Schule von zwei Vertretern <strong>der</strong> Naturwiffenfchaften für das<br />
gleiche Wort ganz verfchiedene Betonungsweifen angewendet werden,<br />
man kann z. B. Cardamine hören <strong>und</strong> Cardämine, Atropa <strong>und</strong><br />
Atropa, Antirrhinum <strong>und</strong> Antirrhinum, überhaupt wird auf die<br />
Betonung wenig o<strong>der</strong> gar kein Gewicht gelegt. 1 ) Wenn nun fchon die<br />
berufenen Vertreter <strong>der</strong> Naturwiffenfchaften fich häufig um die<br />
richtige Betonung wenig kümmern, wie viel mehr erft irrt fich die<br />
gewaltige Überzahl <strong>der</strong>jenigen, die fich mit botanifcher (<strong>und</strong> zoolo=<br />
gifcher) Syftematik befchäftigen, vor allem die zahllofen Pflanzen» <strong>und</strong><br />
Infektenfre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Sammler, die Lehrer an den Schulen <strong>und</strong> ihre<br />
Schüler. Selbft wer feine Schulzeit an einem humaniftifchen Gym=<br />
nafium verbracht hat, kann fchon deshalb nicht immer den richtigen<br />
Akzent anwenden, weil die in <strong>der</strong> naturwiffenfehaftlichen Namen=<br />
gebung häufigen Wörter im Schulunterricht feiten o<strong>der</strong> gar nicht<br />
1<br />
) Nur um zu zeigen, daß hierin die Naturwiffenfchaftler nicht allein<br />
fündigen, foll beifpielsweife an die Ausfprache des griechifchen B er=<br />
innert werden. Obwohl die richtige Ausfprache des Wortes Alphabet<br />
(SltpcißrJTa) jedem von feiner A=B=C=Schützen=Zeit her bekannt ift,<br />
fagt <strong>der</strong> Mathematiker Bätta, aber auch <strong>der</strong> Lehrer des Griechifchen,<br />
<strong>und</strong> das ift noch fchlimmer.<br />
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