ZICKGRAF, A. (1914): Schreibweise und Aussprache der botanischen
ZICKGRAF, A. (1914): Schreibweise und Aussprache der botanischen
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früheren franzöfifchen Präfidenten Loubet erinnert, <strong>der</strong> nach Paris<br />
gekommen war, um ihn hochleben zu laffen, dabei aber von <strong>der</strong><br />
Menge als Pruffien angefehen <strong>und</strong> beinahe dementfprechend<br />
behandelt wurde, weil er den Namen, wie er es von Jugend an<br />
gewohnt war, Loubett rief, während die Parifer das Schluß —t<br />
nicht auszufprechen gewohnt waren. Wie fehr weichen oft die eng=<br />
lifchen Eigennamen von den allgemeinen Ausfpracheregeln ab!<br />
Um auch ein deutfches Beifpiel zu bringen, follen die Namen Böcklin 1 )<br />
<strong>und</strong> Zeppelin erwähnt werden, die man in Norddeutfchland überall<br />
auf <strong>der</strong> letzten Silbe betont, o<strong>der</strong> man kann an Soeft (Söhst) <strong>und</strong><br />
Duisburg (Düsburg) erinnern, die in Süddeutfchland fo gesprochen<br />
werden wie man die Namen fchreibt.<br />
Es ift gar nicht einzufehen, weshalb je<strong>der</strong> Name in <strong>der</strong> Sprache<br />
des Urhebers o<strong>der</strong> Paten ausgefprochen werden muß, denn die<br />
ldendität des Namens ift ja durch die Schrift o<strong>der</strong> den Druck abfolut<br />
gefichert. Jedenfalls läßt fich das gegenwärtig herrfchende Kau<strong>der</strong>=<br />
welfch we<strong>der</strong> vor <strong>der</strong> betreffenden Fremdfprache noch vor dem La=<br />
teinifchen o<strong>der</strong> vor unferer Mutterfprache vertreten. In diefer Be=<br />
ziehung kümmern fich die Franzofen <strong>und</strong> Englän<strong>der</strong> nach altem<br />
Brauch nicht viel um die Internationalität. Warum follen es gerade<br />
die Deutfchen an<strong>der</strong>s machen? Das Ideal wäre es, überhaupt die<br />
Perfonennamen wegzulaffen, beziehungsweife die fchon vorhandenen<br />
wie<strong>der</strong> auszumerzen. Vielleicht kommt es auch noch einmal dazu,<br />
wenn erft hinter den Artnamen die Autorennamen verfchw<strong>und</strong>en<br />
find, die ja ftatt <strong>der</strong> angeblich binären eine ternäre, in vielen Fällen<br />
quaternäre Namengebung hervorgerufen haben. Ob allerdings<br />
ein jetzt Leben<strong>der</strong> fein Alter fo weit ausdehnen wird, erfcheint<br />
mindeftens fraglich.<br />
Aus all dem Angeführten darf man wohl mit Fug <strong>und</strong> Recht die<br />
For<strong>der</strong>ung herleiten:<br />
Der großen Menge <strong>der</strong> Naturfre<strong>und</strong>e muffen Hilfen<br />
für die Ausfprache <strong>der</strong> Pflanzennamen gegeben werden.<br />
Dazu dient aber das Akzentuieren in erfter Linie, da es für die Allge=<br />
meinheit giltig ift <strong>und</strong> internationale Bedeutung hat. Allerdings<br />
ift dann die erfte Bedingung, daß die Son<strong>der</strong>akzente <strong>der</strong> Perfonen=<br />
namen fallen.<br />
In zweiter Linie find dann noch Ausfpracheerleichterungen in Betracht<br />
zu ziehen. Es ift im Vorhergehenden noch keine Rückficht darauf<br />
genommen, daß doch zufammenftoßende Vokale, befon<strong>der</strong>s Ae, Ai,<br />
Au, Ei, Eu, Oe, Ue, Schwierigkeiten bringen, infofern fie manchmal<br />
') Es fei hier an deffen Scherzgedicht an Frieda Schanz erinnert, die in<br />
einem Gedicht immer auf Böcklin gereimt hatte.<br />
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