Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr! - Österreich Journal
Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr! - Österreich Journal
Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr! - Österreich Journal
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 3<br />
Innenpolitik<br />
Heftige Diskussion um<br />
Einsatz im Tschad<br />
Teilnahme an Mission von SPÖ <strong>und</strong> ÖVP beschlossen, Opposition dagegen<br />
Im Mittelpunkt des Hauptausschusses des<br />
Nationalrats am 9. November 2007 stand<br />
die Teilnahme <strong>Österreich</strong>s an der EU-Überbrückungsoperation<br />
im Tschad <strong>und</strong> in der<br />
Zentralafrikanischen Republik, EUFOR<br />
TCHAD/RCA im Rahmen der multidimensionalen<br />
UN-Präsenz. Nach ausführlicher<br />
<strong>und</strong> sehr kontroversieller Debatte stimmten<br />
die Abgeordneten von SPÖ <strong>und</strong> ÖVP für den<br />
Einsatz, die Abgeordneten der Grünen, der<br />
FPÖ <strong>und</strong> des BZÖ waren geschlossen dagegen.<br />
Seitens der Opposition wurden massive<br />
Zweifel darüber geäußert, ob das österreichische<br />
B<strong>und</strong>esheer für <strong>ein</strong>en derartigen Einsatz<br />
entsprechend vorbereitet <strong>und</strong> genügend<br />
ausgerüstet ist. Grüne, FPÖ <strong>und</strong> BZÖ schätzten<br />
das Risiko für die Soldatinnen <strong>und</strong> Soldaten<br />
vor diesem Hintergr<strong>und</strong> als zu hoch<br />
<strong>ein</strong>. Darüber hinaus gaben sie zu bedenken,<br />
daß Frankreich enge Beziehungen zum diktatorischen<br />
Regime im Tschad pflege <strong>und</strong><br />
damit die Überparteilichkeit der Mission gefährdet<br />
sei.<br />
Die Grünen unterstrichen, daß es ihnen<br />
schwerfalle, gegen den Einsatz zu stimmen.<br />
Sie seien immer für Friedens<strong>ein</strong>sätze <strong>ein</strong>getreten<br />
<strong>und</strong> sie hielten das gegenständliche<br />
Mandat gr<strong>und</strong>sätzlich für richtig <strong>und</strong> wichtig,<br />
zumal es auch auf <strong>ein</strong>er f<strong>und</strong>ierten völkerrechtlichen<br />
Basis stehe. Dennoch sei das<br />
österreichische B<strong>und</strong>esheer aus ihrer Sicht<br />
nicht in der Lage, <strong>ein</strong>en derart risikoreichen<br />
Einsatz durchzuführen. Gr<strong>und</strong> dafür seien<br />
die nicht umgesetzte Reform des B<strong>und</strong>esheeres<br />
<strong>und</strong> die mangelnden Ressourcen<br />
wegen falscher Prioritätensetzungen bei den<br />
Ausgaben für das Heer. Darüber hinaus ist<br />
nach ihrer Ansicht das Mandat im wesentlichen<br />
von französischen Interessen geprägt.<br />
Auch die FPÖ sprach bei der Entwicklung<br />
des österreichischen B<strong>und</strong>esheeres von<br />
<strong>ein</strong>er falschen Prioritätensetzung. Die Armee<br />
könne sich mit ihren zur Verfügung stehenden<br />
Mitteln k<strong>ein</strong>en solchen Einsatz leisten.<br />
Die Entsendung entspreche auch nicht dem<br />
Neutralitätsverständnis der Freiheitlichen,<br />
wenn man Schulter an Schulter mit der<br />
Fremdenlegion <strong>ein</strong>es ehemaligen Kolonialherrn<br />
kämpfe. Vorrangig sei daher <strong>ein</strong>e ausreichende<br />
Ausstattung des B<strong>und</strong>esheeres,<br />
Alle Fotos: B<strong>und</strong>esheer<br />
Verteidigungsminister Norbert Darabos beim Informationstag »Herausforderung<br />
Tschad«: »Im Tschad herrscht <strong>ein</strong>e Situation, die nicht tragbar ist.«<br />
um die Assistenz<strong>ein</strong>sätze bei Katastrophen<br />
sicherstellen zu können. Die afrikanische<br />
Union solle selbst die Verantwortung für solche<br />
Krisensituationen übernehmen.<br />
Ähnliche Argumente kamen vom BZÖ.<br />
Der geplante Einsatz im Tschad sei höchst risikoreich,<br />
die Versorgung vor Ort sei nicht<br />
gewährleistet, die Budgetierung nicht ausreichend<br />
<strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der historischen Verb<strong>und</strong>enheit<br />
Frankreichs mit dem Tschad sei<br />
auch die Neutralitätsfrage <strong>Österreich</strong>s angesprochen.<br />
Demgegenüber unterstützten SPÖ <strong>und</strong><br />
ÖVP die geplante Teilnahme an der Mission.<br />
Sie führten das UN-Mandat <strong>und</strong> den EU-<br />
Ratsbeschluß als solide rechtliche Gr<strong>und</strong>lage<br />
ins Treffen. Die SPÖ wies insbesondere auf<br />
den humanitären Aspekt hin <strong>und</strong> betonte,<br />
daß das Mandat explizit die Überparteilichkeit<br />
<strong>und</strong> den Schutz der Bevölkerung zum<br />
Inhalt habe. Die Überparteilichkeit Frankreichs<br />
sei umso mehr gewährleistet, je mehr<br />
andere Länder an der Mission teilnehmen.<br />
Auch die ÖVP sprach sich für den Einsatz<br />
im Tschad aus, ohne zu verhehlen, daß<br />
auch sie ursprünglich Bedenken hatte. Vor<br />
allem war es der ÖVP <strong>ein</strong> Anliegen, daß die<br />
österreichischen Einsätze auf dem Balkan<br />
trotz der Teilnahme an der Tschad-Mission<br />
im vollen Umfang fortgeführt werden können.<br />
Nachdem alle offenen Fragen mit dem<br />
Verteidigungsminister hätten geklärt werden<br />
können, sei die ÖVP davon überzeugt, daß<br />
das B<strong>und</strong>esheer für diese schwierige Aufgabe<br />
gerüstet ist. Der Vorschlag <strong>ein</strong>es gem<strong>ein</strong>samen<br />
Entschließungsantrags, der die<br />
Kritikpunkte der Opposition aufgreift, blieb<br />
ohne Widerhall.<br />
Staatssekretär Hans Winkler machte darauf<br />
aufmerksam, daß es sich bei der Mission<br />
im Tschad um <strong>ein</strong>e Überbrückungsmission<br />
handle, die mit maximal <strong>ein</strong>em <strong>Jahr</strong> beschränkt<br />
ist. Auch er bekräftigte den humanitären<br />
Zweck <strong>und</strong> die Überparteilichkeit der<br />
Mission, die im Mandat festgeschrieben ist.<br />
Es gehe um den Schutz von ZivilistInnen,