Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr! - Österreich Journal
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Alle Fotos: Stadtgem<strong>ein</strong>de Retz<br />
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 77<br />
Kultur<br />
Die Bedeutung der<br />
Gem<strong>ein</strong>dearchive<br />
Retz hat erkannt, welch hohe Bedeutung funktionierende Gem<strong>ein</strong>dearchive<br />
haben – Gem<strong>ein</strong>dearchive, besonders aber jene der Städte <strong>und</strong> Märkte, stellen<br />
<strong>ein</strong> ganz wesentliches Glied der österreichischen Archivlandschaft dar.<br />
Die Frage der Gem<strong>ein</strong>dearchive ist nicht<br />
nur in Niederösterreich in weiten Bereichen<br />
<strong>ein</strong> nur unbefriedigend gelöstes Problem.<br />
Betrachtet man die österreichische<br />
Archivlandschaft, so stellt man fest, daß es<br />
in bezug auf die Archive der öffentlichen<br />
Hand drei Ebenen gibt, die im wesentlichen<br />
auch der Struktur der öffentlichen Verwaltung<br />
entsprechen.<br />
Drei Ebenen<br />
Es gibt also <strong>ein</strong> Staatsarchiv, auf der<br />
nächsten Ebene dann die Landesarchive <strong>und</strong><br />
schließlich als Basis die Gem<strong>ein</strong>dearchive.<br />
Während die ersten beiden Ebenen institutionell<br />
installiert <strong>und</strong> abgesichert sind, näm-<br />
Von Willibald Rosner *)<br />
Gem<strong>ein</strong>derat <strong>und</strong> Kustos Helmut Wieser, Bürgermeister Karl Heilinger, LR Wolfgang Sobotka, HR Gertrude Langer-Ostrawsky<br />
vom NÖ Landesarchiv, Stadtarchivar Thomas Dammelhart <strong>und</strong> HR Willibald Rosner, Direktor des NÖ Landesarchivs (v.l.)<br />
*) Hofrat Mag. Willibald Rosner ist Direktor des Niederösterreichischen<br />
Landesarchivs <strong>und</strong> Generalsekretär<br />
des Ver<strong>ein</strong>es für Landesk<strong>und</strong>e von Niederösterreich<br />
<strong>und</strong> Redakteur der Zeitschrift „Unsere<br />
Heimat“<br />
lich als Teile der Hoheitsverwaltung, fehlt<br />
dem kommunalen Archiv die legistische<br />
Verankerung. Und damit beginnt auch schon<br />
das Problem, denn das Wort „Archiv“ kommt<br />
in der NÖ Gem<strong>ein</strong>deordnung überhaupt<br />
nicht vor <strong>und</strong> es gibt k<strong>ein</strong>erlei verbindliche<br />
Regelungen über die Einrichtung <strong>und</strong> den<br />
Betrieb historischer Gem<strong>ein</strong>dearchive. Die<br />
gesicherte Existenz <strong>ein</strong>es Gem<strong>ein</strong>dearchivs<br />
hängt also in hohem Ausmaß davon ab, ob<br />
<strong>ein</strong>e Kommune sich entschließt, in diesem<br />
Bereiche ernsthaft aktiv zu werden. Das aber<br />
ist in der Regel nur sehr selten der Fall. So<br />
gibt es nur <strong>ein</strong>ige wenige Städte, die <strong>ein</strong>en<br />
hauptamtlichen Archivar angestellt haben, in<br />
vielen Fällen arbeiten verdienstvolle ehrenamtliche<br />
Archivare, aber ebenso oft gähnt<br />
die große Leere. Und das im wahrsten Sinn<br />
des Wortes, denn sehr oft betrachtet man das<br />
Archiv als unwillkommenes, platzvergeudendes,<br />
oft auch geldvernichtendes Anhängsel<br />
der Gem<strong>ein</strong>deverwaltung, als An-<br />
sammlung unnötiger alter „Papierln“, im<br />
positivsten Falle noch als verschrobenes<br />
Steckenpferd irgend<strong>ein</strong>es pensionierten Lehrers.<br />
Erst wenn der betreffende Gem<strong>ein</strong>devorstand<br />
die Absicht hat, <strong>ein</strong> Jubiläum zu veranstalten,<br />
<strong>ein</strong> Wappen zu beantragen oder<br />
<strong>ein</strong>e Änderung des Gem<strong>ein</strong>destatus‘ herbeizuführen,<br />
erinnert man sich an die „alten<br />
Papierln“ <strong>und</strong> stellt meist fest, daß sie nicht<br />
mehr vollständig <strong>und</strong> in Unordnung geraten<br />
sind <strong>und</strong> daß sich eigentlich niemand in den<br />
Bananenkisten da auf dem Dachboden oder<br />
im Keller auskennt, seit der Herr Oberlehrer<br />
in Pension das Zeitliche gesegnet hat. Fallweise<br />
ist das Archiv auch überhaupt verschw<strong>und</strong>en;<br />
dann werden eben die Russen<br />
angestrengt: Die haben es vernichtet, verschleppt,<br />
<strong>ein</strong>fach angezündet. Die Folge von<br />
all dem sind unangenehme Lücken im Quellenbef<strong>und</strong>.<br />
Wen man so will, Lücken im öffentlichen<br />
Gedächtnis. Und das kann durchaus<br />
fatal s<strong>ein</strong>.