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Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr! - Österreich Journal

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 79<br />

Kultur<br />

Archive sind in mehrfacher Hinsicht<br />

lebende Institutionen. Und damit sind wir<br />

bei dem, was die Betroffenen, also die Gem<strong>ein</strong>de<br />

selbst tun sollte. Schließlich ist es in<br />

ihrem Interesse, <strong>ein</strong> wohlgeordnetes <strong>und</strong> leistungsfähiges<br />

Archiv zu besitzen. Die 2006<br />

ins Leben gerufene Qualitätsoffensive für<br />

Gem<strong>ein</strong>dearchive, die von LR Sobotka angeregt<br />

wurde, <strong>und</strong> dem NÖ Landesarchiv<br />

<strong>ein</strong>e ganze Reihe alter Wünsche erfüllt, versucht<br />

interessierte Gem<strong>ein</strong>den mit Rat <strong>und</strong><br />

Tat zu unterstützen. Wenn man so will, um<br />

durch Beratung, Knowhow-Transfer <strong>und</strong><br />

finanzielle Unterstützung zur Selbsthilfe zu<br />

ermuntern.<br />

Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Zunächst ist es wichtig, daß jede Gem<strong>ein</strong>de<br />

<strong>ein</strong>e für das Archiv verantwortliche<br />

Person bestellt. Wir sind nicht irreal veranlagt<br />

<strong>und</strong> wissen daher, daß hier nicht von<br />

<strong>ein</strong>er Anstellung die Rede s<strong>ein</strong> kann. Aber<br />

<strong>ein</strong>es der Probleme vieler Gem<strong>ein</strong>dearchive<br />

ist die Tatsache, daß eigentlich niemand wirklich<br />

zuständig ist. Diese Person sollte engen<br />

Kontakt mit dem Landesarchiv halten. Hier<br />

bekommt sie fachliche Beratung, <strong>und</strong> im<br />

Rahmen der erfolgreich angelaufenen Qualitätsoffensive<br />

für Gem<strong>ein</strong>dearchive wurden<br />

Seminare für Gem<strong>ein</strong>dearchivare <strong>ein</strong>geführt,<br />

die mittlerweile von nicht weniger als 90 Interessenten<br />

absolviert wurden. Diese Person<br />

muß auch jene s<strong>ein</strong>, die im Falle der Benützung<br />

der Archivalien die Aufsicht erledigt<br />

<strong>und</strong> dafür sorgt, daß alles wieder vollzählig<br />

rückgestellt wird. So grob das jetzt auch klingen<br />

mag: Unbeaufsichtigte Benützer sind <strong>ein</strong>e<br />

Quelle oft herber Verluste an Archivalien.<br />

Das zweite ist, daß sich die Gem<strong>ein</strong>de im<br />

klaren s<strong>ein</strong> muß, daß <strong>ein</strong> Archiv <strong>ein</strong>en gewissen<br />

Platzbedarf hat. Und der klassische Aufenthaltsort<br />

des Archivs, nämlich der Keller<br />

oder der Dachboden, ist der konservatorisch<br />

schlechteste, der sich denken läßt. Das bestgeordnete<br />

Archiv wird dort verrotten. Der<br />

Raum sollte ausdrücklich für das Archiv gewidmet<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>gerichtet s<strong>ein</strong>:<br />

Daher ist drittens <strong>ein</strong>e gewisse materielle<br />

Ausstattung, die zweifelsohne Geld kosten<br />

wird, unerläßlich. Das beginnt mit <strong>ein</strong>er<br />

zweckmäßigen Regalanlage, geht weiter mit<br />

geeigneten Archivkartons <strong>und</strong> eventuell<br />

auch <strong>ein</strong>er Lüftungs<strong>ein</strong>richtung.<br />

Viertens ist Archivieren nicht <strong>ein</strong>fach das<br />

Ablegen alter Akten, sondern <strong>ein</strong>e anspruchsvolle<br />

Arbeit, die nicht nur das Ordnen <strong>und</strong><br />

Skartieren, sondern auch die konservatorischen<br />

Vorsorgen für die Langzeitlagerung<br />

umfaßt. Falls also nicht schon <strong>ein</strong>e Basis, sei<br />

es durch <strong>ein</strong>e vorhandene alte Ordnung, sei<br />

es durch den seltenen Fall <strong>ein</strong>er Erhaltung<br />

der Registraturen vorliegt, so wird <strong>ein</strong>e Neuordnung<br />

unerläßlich s<strong>ein</strong>. Diese wiederum<br />

kann durch den Gem<strong>ein</strong>dearchivar, aber<br />

auch unter dessen Leitung oder Aufsicht<br />

durch Dritte, etwa Mitarbeiter des Netzwerks<br />

Geschichte, erfolgen. Auch das kann<br />

Geld kosten, ist aber <strong>ein</strong>e wertvolle Investition<br />

für die Zukunft.<br />

Fünftens sollte man sich dessen bewußt<br />

werden, daß <strong>ein</strong> Gem<strong>ein</strong>dearchiv k<strong>ein</strong> abgeschlossener<br />

toter Archivkörper ist. Vielmehr<br />

soll es auch jene Akten, die derzeit <strong>und</strong><br />

aktuell von der Gem<strong>ein</strong>deverwaltung produziert<br />

werden aufnehmen. In 50 oder 100 <strong>Jahr</strong>en<br />

sind sie das historische Material, auch<br />

wenn sie jetzt noch nicht so spektakulär zu<br />

s<strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>en wie <strong>ein</strong>e Markterhebungsurk<strong>und</strong>e<br />

aus dem 15. <strong>Jahr</strong>h<strong>und</strong>ert. In den letzten<br />

150 <strong>Jahr</strong>en hat man diesen Umstand leider<br />

nur wenig berücksichtigt. Wir finden daher<br />

sehr oft w<strong>und</strong>erbare mittelalterliche Ur-<br />

k<strong>und</strong>en <strong>und</strong> barocke Handschriften, aber k<strong>ein</strong><br />

Material zur Zeit nach 1850; es ist daher auf<br />

Gem<strong>ein</strong>deebene oft mühsamer, <strong>ein</strong>e Geschichte<br />

der 20er- oder 30er- <strong>Jahr</strong>e zu schreiben,<br />

als <strong>ein</strong>e des Spätmittelalters oder der<br />

Frühen Neuzeit.<br />

Eulen nach Athen getragen<br />

Wenn ich nun m<strong>ein</strong>e Ausführungen beende,<br />

dann ich stelle fest, daß ich damit anläßlich<br />

der Eröffnung des Retzer Stadtarchivs<br />

Eulen nach Athen getragen habe. Die Stadt<br />

Retz kann sich glücklich schätzen, durch zukunftsweisende<br />

Maßnahmen <strong>ein</strong>e gute Basis<br />

für ihr Archiv gesichert zu haben. Das betrifft<br />

die räumliche Unterbringung ebenso<br />

wie die ständige Betreuung des Archivs. Aus<br />

der Sicht des Landesarchivs wären wir froh,<br />

hätten wir mehr Gem<strong>ein</strong>dearchive dieses<br />

Standards in unserem B<strong>und</strong>esland. Am wesentlichsten<br />

aber ist, daß man in Retz erkannt<br />

hat, welch hohe Bedeutung <strong>ein</strong> funktionierendes<br />

Gem<strong>ein</strong>dearchiv hat. �<br />

Das Archiv der Stadt Retz<br />

Am 11. November 1948 schrieb die Stadtgem<strong>ein</strong>de<br />

Retz an die Generaldirektion<br />

des <strong>Österreich</strong>ischen Staatsarchivs, daß die<br />

Aufgabe des Retzer Archivs die „Sammlung<br />

aller auf die Stadtgeschichte <strong>und</strong> Stadtverwaltung<br />

bezughabenden Schriften <strong>und</strong> Ur-<br />

k<strong>und</strong>en“ sei. Diese jahrh<strong>und</strong>ertelange Sammeltätigkeit<br />

hat die Bestände zu <strong>ein</strong>er beachtlichen<br />

Größe anwachsen lassen, die trotz<br />

der Kl<strong>ein</strong>heit der Stadt von durchaus großer<br />

<strong>und</strong> auch überregionaler Bedeutung sind <strong>und</strong><br />

in Historiker- <strong>und</strong> Archivarskreisen aner-<br />

Im April 1979 konnten Räumlichkeiten der ehemaligen Handelsschule im 1. Stock<br />

des rückwärtigen Teiles des Retzer Stadtamtes bezogen werden.

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