Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr! - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 43<br />
Religion <strong>und</strong> Kirche<br />
Kardinal Stickler ist gestorben<br />
Kardinal Alfons Maria Stickler ist am<br />
Abend des 12. Dezember im 98. Lebensjahr<br />
im Vatikan gestorben. Der <strong>ein</strong>stige<br />
„Bibliothekar <strong>und</strong> Archivar der Heiligen<br />
Römischen Kirche“ stammte aus Neunkirchen,<br />
wo er am 23. August 1910 geboren<br />
wurde. Er trat jung in den Orden der Salesianer<br />
Don Boscos <strong>ein</strong>, 1937 wurde er zum<br />
Priester geweiht. Im September 1983 – unmittelbar<br />
vor dem ersten <strong>Österreich</strong>-Besuch<br />
Johannes Pauls II. – wurde er zum Titularerzbischof<br />
ernannt <strong>und</strong> im Mai 1985 in das<br />
Kardinalskollegium berufen.<br />
Stickler war der älteste lebende Kardinal<br />
der katholischen Kirche. In den letzten <strong>Jahr</strong>e<br />
lebte er sehr zurückgezogen in s<strong>ein</strong>er Wohnung<br />
im Palazzo del Sant‘Uffizio. Wie der<br />
Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz im<br />
Gespräch mit „Kathpress“ sagte, ist Kardinal<br />
Stickler am Abend des 12. Dezember um<br />
19.30 Uhr „friedlich entschlafen“. Bischof<br />
Schwarz kannte Stickler aus s<strong>ein</strong>er Zeit als<br />
Provinzial der römischen Provinz der Salesianer<br />
Don Boscos sehr gut.<br />
Der verstorbene Kardinal stammte aus<br />
<strong>ein</strong>er großen Familie. Er war das zweite von<br />
insgesamt zwölf Kindern. Nach der Matura<br />
in Wien trat er in das Noviziat der Salesianer<br />
Don Boscos <strong>ein</strong> <strong>und</strong> legte am 15. August<br />
1928 die Ordensprofess ab. S<strong>ein</strong>e theologischen<br />
Studien machte er in Benediktbeuern<br />
<strong>und</strong> setzte sie in Turin <strong>und</strong> Rom fort. An der<br />
römischen Lateranuniversität promovierte er<br />
zum Doktor beider Rechte. Am 27. März<br />
1937 wurde in der römischen Basilika San<br />
Giovanni in Laterano zum Priester geweiht.<br />
Stickler lehrte Kirchenrechtsgeschichte<br />
an der kanonistischen Fakultät der römischen<br />
Salesianer-Universität, wurde Dekan<br />
der Fakultät <strong>und</strong> schließlich Rektor der<br />
Hochschule. Am 25. März 1971 (Aschermittwoch)<br />
ernannte ihn Paul VI. zum Präfekten<br />
der Vatikanischen Bibliothek; für Stickler<br />
war es nach eigener Aussage der bedeutendste<br />
„Wechsel s<strong>ein</strong>es Lebensgleises“. Am<br />
8. September 1983 wurde Stickler zum „Probibliothekar<br />
der Heiligen Römischen Kirche“<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig zum Titularerzbischof<br />
von Bolsena ernannt. Johannes Paul II. persönlich<br />
weihte ihn am Fest Allerheiligen<br />
1983 zum Bischof. Am 7. Juli 1984 übertrug<br />
ihm Johannes Paul II. außerdem die Leitung<br />
Der <strong>ein</strong>stige »Bibliothekar <strong>und</strong> Archivar der<br />
Heiligen Römischen Kirche« stand im 98. Lebensjahr<br />
Foto: kathbild<br />
Kardinal Stickler war der älteste lebende Kardinal der katholischen Kirche. In den<br />
letzten <strong>Jahr</strong>e lebte er sehr zurückgezogen im Palazzo del Sant‘Uffizio.<br />
des vatikanischen Geheimarchivs. Im Konsistorium<br />
vom 25. Mai 1985 erhob ihn Johannes<br />
Paul II. zum Kardinal <strong>und</strong> übergab<br />
ihm als Titelkirche San Giorgio in Velabro<br />
(die Kirche wurde in der Nacht vom 27. auf<br />
den 28. Juli 1993 bei <strong>ein</strong>em Bombenanschlag<br />
vermutlich der Mafia schwer beschädigt).<br />
Ab diesem Zeitpunkt war Stickler offiziell<br />
„Bibliothekar <strong>und</strong> Archivar der Heiligen<br />
Römischen Kirche“.<br />
Große Verdienste<br />
um die Bibliothek<br />
Während s<strong>ein</strong>er Amtszeit setzte sich<br />
Stickler unermüdlich für die Erhaltung <strong>und</strong><br />
Modernisierung der Vatikan-Bibliothek <strong>ein</strong>,<br />
die nicht nur als Aufbewahrungsort der „weltweit<br />
reichsten Sammlung an Handschriften“<br />
(r<strong>und</strong> 70.000) gilt, sondern auch <strong>ein</strong>e Million<br />
gedruckter Bücher, r<strong>und</strong> 150.000 Kupferstiche<br />
<strong>und</strong> <strong>ein</strong>e überaus wertvolle Münzsammlung<br />
umfaßt. Unter anderem wurde unter der<br />
Leitung des österreichischen Kardinals <strong>ein</strong><br />
großer Bunker errichtet, in dem die wichtigsten<br />
Schätze der Bibliothek (unter anderem<br />
der „Codex Vaticanus“) atombombensicher<br />
untergebracht sind. Im Sommer 1988 trat<br />
Stickler aus Altersgründen von s<strong>ein</strong>em Amt<br />
als Leiter der Vatikanbibliothek <strong>und</strong> des Geheimarchivs<br />
zurück. Auch im Ruhestand<br />
lebte er in Rom. �