PDF-Datei - Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
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Editorial<br />
Viel mehr als Bücher<br />
„Eine Forschung, die nichts anderes als Bücher hervorbringt, genügt nicht.“ Mit dieser Feststellung war Kurt Lewin, Mitbegründer<br />
der modernen Sozialpsychologie, Anfang des 20. Jahrhunderts seiner Zeit weit voraus. Hatte er doch früh erkannt: Forschung ohne<br />
Handlung bleibt ohne Rückwirkung auf die Wirklichkeit und ändert nichts an den Verhältnissen. So entstand der Begriff der Tat- oder<br />
Handlungsforschung, der heute aktueller denn je erscheint.<br />
Denn daran genau muss sich vor allem Forschung für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Zeiten knapper Kassen und weltweiter<br />
Finanzkrisen messen lassen: Ob sie Arbeit tatsächlich sicherer macht und die, die sie tun, gesund erhält. Ob sie Antworten<br />
findet auf die drängenden Arbeitsschutz-Fragen, die sich aus den Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft ergeben. Ob sie<br />
damit beiträgt zur Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Kurz: Ob sie die Arbeitsplätze erreicht und die Verhältnisse tatsächlich<br />
verändert.<br />
Daran muss und will sich auch das IFA messen lassen. Nicht erst seit heute – so will es unser Auftrag – aber heute mehr denn je.<br />
Und so zieht sich die Idee der „Aktion“ und konkreten Veränderung am Arbeitsplatz wie ein roter Faden durch alle Sachgebiete der<br />
IFA-Forschung. Was tun wir mit den Ergebnissen unserer Arbeit? Oder anders gefragt: Wie können wir diese Ergebnisse weiterverarbeiten<br />
und übersetzen, damit sie wirken? Die Antworten darauf sind zahlreich, die Handlungsansätze vielfältig. Dieser Jahresbericht<br />
spricht davon:<br />
• Das Kentern von Kreuzfahrtschiffen können wir zwar nicht verhindern, aber die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung der<br />
Schiffe verbessern.<br />
• Unser langjähriges naturwissenschaftliches Know-how vermitteln wir auch spielerisch im Rahmen der Initiative „Haus der kleinen<br />
Forscher“.<br />
• Analysen zur Quecksilberbelastung bei der Verschrottung von Leuchtstoffröhren und Flachbildschirmen haben wir Vorschläge für<br />
praktische Schutzmaßnahmen folgen lassen.<br />
• Unser Fachwissen um akustische Zusammenhänge hat die lärmarme Gestaltung von Klassenräumen möglich gemacht und die<br />
Einführung innovativer Schallabsorber für Hygienebereiche.<br />
• Mit Untersuchungen zur dynamischen Sichtfelderfassung an mobilen Arbeitsmaschinen unterstützen wir Baumaschinenhersteller<br />
bei der Entwicklung neuer sicherer Produkte.<br />
• Unsere Untersuchungen der Muskel-Skelett-Belastungen, z. B. von Mitarbeitern im Gepäckservice an Flughäfen, fördern die<br />
Einführung ergonomischer Hebe- und Transporthilfen.<br />
• Kollaborierende Arbeit mit Robotern wird durch unsere Forschungen kostengünstig und sicher möglich.<br />
• Die Ergebnisse von mehr als 1 600 Produktprüfungen im IFA haben die Produkte sicherer gemacht und den Herstellern 2011 als<br />
Verkaufsargument gedient.<br />
Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen. Ein Blick auf die folgenden Seiten belegt das und macht deutlich: Unsere Forschung, um<br />
noch einmal mit Lewin zu sprechen, bringt sicher auch wissenschaftliche Berichte hervor – aber eben auch viel mehr als Bücher!<br />
Helmut Blome