Qualitäts-Programm des Schweizer Tourismus Medienspiegel 2009
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20. August <strong>2009</strong> Nr. 34<br />
Q-<strong>Programm</strong> schreckt Restaurateure ab – dabei könnten sie damit Zeit und Geld sparen<br />
Mit Q zu mehr Umsatz<br />
Luzia Hug Das <strong>Qualitäts</strong>-<br />
<strong>Programm</strong> <strong>des</strong> <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>Tourismus</strong> will die Qualität<br />
in den Betrieben verbessern.<br />
Nur wenige Gastronomen<br />
konnten sich allerdings<br />
bisher dafür begeistern.<br />
Seit 12 Jahren setzt sich Gastro-<br />
Suisse, einer der 12 Trägerverbände,<br />
zusammen mit dem <strong>Schweizer</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Verband (STV) gezielt für die<br />
<strong>Qualitäts</strong>förderung im <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>Tourismus</strong> ein. 4400 Q-Güte sie gel<br />
wurden insgesamt verliehen, aktuell<br />
besitzen rund 1600 Betriebe diese<br />
Auszeichnung. Dabei fällt auf: Mit einem<br />
Anteil von 42 Prozent wurden<br />
im Bereich Hotellerie am meisten Gütesiegel<br />
vergeben – die Gastronomie<br />
jedoch kommt nicht einmal auf 7 Prozent.<br />
Ist das Erlangen eines Q-Gütesiegels<br />
für Restaurateure demzufolge<br />
nicht attraktiv? Andrea Haid, Leiterin<br />
<strong>des</strong> <strong>Qualitäts</strong>-<strong>Programm</strong>es, verneint.<br />
Sie sieht dahinter ein anderes Problem:<br />
«Kleinstbetriebe sind bereits mit<br />
administrativen Aufgaben zugedeckt,<br />
da betrachten sie das Q-<strong>Programm</strong><br />
als zusätzlichen Aufwand und<br />
scheuen sich davor.» Auch sei der<br />
konkrete Nutzen nicht auf den ersten<br />
Blick ersichtlich, sagt der Leiter der<br />
Gastro-Unternehmerausbildung GastroSuisse,<br />
Thomas Fahrni, und<br />
spricht einen weiteren Punkt an:<br />
«Oftmals fühlen sich die Restaurateure<br />
nicht angesprochen, da sie verkennen,<br />
dass sie Teil der touristischen<br />
Dienstleistungskette sind.» Der<br />
Name, <strong>Qualitäts</strong>-<strong>Programm</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Tourismus</strong>, impliziere <strong>Tourismus</strong><br />
und Ferien. «Da denken sie,<br />
ich habe ja gar keine Touristen.»<br />
Eine Namensänderung <strong>des</strong> <strong>Programm</strong>s<br />
sei nicht die Lösung. Viel-<br />
Amtsschimmel<br />
Tuurbärg?<br />
In fünfter Generation bewirten Jrene<br />
und Daniel Franz ihre Gäste im Res -<br />
taurant Thurberg in der Nähe von<br />
Weinfelden. Die Thurgauer Nomenklatur-Kommission<br />
hat den Berg<br />
aber umgetauft in «Tuurbärg», dies<br />
im Auftrag der Regierung und im<br />
Rahmen der Bereinigung der Flurund<br />
Siedlungsnamen. Jrene und Daniel<br />
Franz winzern zudem neu am<br />
«Tuurbärg». Denn der Wein muss<br />
mit dem entsprechenden Ortsnamen<br />
versehen sein, also neu «Tuurbärg».<br />
Jrene Franz ist darob gar nicht begeis<br />
tert: «Das ist ein Hafenkäse! In<br />
der 100-jährigen Geschichte unseres<br />
Res taurants haben wir den Namen<br />
Thurberg aufgebaut. Durch die Umbenennung<br />
ist die Wiedererkennung<br />
gefährdet.» Sogar ein schriftliches<br />
Dokument aus dem 18. Jahrhundert<br />
weist bereits einen Thurberg und<br />
keinen «Tuurbärg» aus. Übrigens:<br />
Der «Tuurbärg» mit dem Restaurant<br />
Thurberg und dem Weingut «Tuurbärg»<br />
steht an der Thurbergstrasse,<br />
vielleicht bald an der «Tuurbärg»-<br />
Strasse.<br />
Mittlerweile hat die Thurgauer Regierung<br />
für die Umbenennungen einen<br />
Marschhalt verordnet. mmo<br />
Rebe-Gastgeber Stefan Leemann hat seine Türe dem Q-<strong>Programm</strong> geöffnet.<br />
mehr gehe es darum, Gastronomen<br />
dafür zu sensibilisieren, dass auch<br />
sie zum <strong>Tourismus</strong>sektor gehören,<br />
sagt Fahrni. Andrea Haid ihrerseits<br />
versucht, «die Unternehmer mitzureissen<br />
und zu motivieren», ihnen<br />
klar zu machen, dass sie dank dem<br />
Q-<strong>Programm</strong> Zeit sparen können,<br />
was zu zufriedeneren Gästen und<br />
Mitarbeitenden führe.<br />
Einer, der seit einem halben Jahr im<br />
Besitz <strong>des</strong> QI-Gütesiegels ist, ist Stefan<br />
Leemann, Gastgeber im Restaurant<br />
Rebe in Neftenbach. «Meine<br />
Frau und ich haben uns gefragt, wie<br />
wir die Qualität im Betrieb steigern<br />
können», begründet Leemann den<br />
Entscheid, sich fürs <strong>Programm</strong> anzumelden.<br />
Inspiriert habe ihn auch<br />
sein früherer Arbeitgeber, der ebenfalls<br />
die Q-Auszeichnung besitze. Seit<br />
dem Kurs habe sich in der Rebe ei-<br />
ANZEIGE<br />
niges verändert: «Wir sprechen über<br />
Qualität und die Mitarbeiter sind dafür<br />
sensibilisiert.» So setzen sich Chef<br />
und Mitarbeitende jeden Mittag fünf<br />
Minuten zusammen und diskutieren,<br />
was noch verbessert werden kann.<br />
Sei es ein spezieller Drink oder eine<br />
neue Sorte Cordon bleu – Leemann<br />
ist überzeugt: «Dank den Tipps zur<br />
<strong>Qualitäts</strong>verbesserung habe ich den<br />
Umsatz mittels Zusatzverkäufen klar<br />
erhöht. Wir geben dem Gast vermehrt<br />
Empfehlungen ab, machen<br />
ihm das Dessert oder den Drink<br />
schmackhaft.» Eine Strategie, die bei<br />
jedem zweiten Gast funktioniere.<br />
Für Stefan Leemann hat sich der QI-<br />
Kurs gelohnt. «Es bringt allerdings<br />
nichts, fertige Listen zu kopieren,<br />
man muss das Gelernte so umsetzen,<br />
damit es dem eigenen Betrieb<br />
etwas bringt», erklärt der Gastge-<br />
L. HUG<br />
ber. Jetzt gehe es darum, «dranzubleiben,<br />
damit es nicht im Sand verläuft».<br />
Leemann wünscht sich <strong>des</strong>halb<br />
vom STV eine härtere Gangart<br />
und vermehrt Kontrollen.<br />
Die Gefahr, das Gelernte nicht umzusetzen<br />
oder nach drei Jahren nicht<br />
zu erneuern, besteht tatsächlich.<br />
Grosse Schwierigkeit dabei: die Eigendisziplin.<br />
Denn Kontrollen werden<br />
mittels Stichproben durchgeführt<br />
und einzig 5 bis 10 Prozent der<br />
QI-Betriebe werden im zweiten Jahr<br />
kontrolliert. Thomas Fahrni von Gas<br />
troSuisse verteidigt jedoch das Vorgehen:<br />
«Je mehr Fremdkontrolle,<br />
<strong>des</strong>to kleiner die Eigenverantwortung.»<br />
Es gehe aber nicht darum,<br />
dass die Verantwortung fremdgesteuert<br />
werde. Vielmehr steigen mit<br />
der Verantwortung das Engagement<br />
und das eigene Interesse, etwas im<br />
Betrieb zu verbessern.<br />
En bref<br />
Le programme qualité de la Fédération<br />
suisse du tourisme veut améliorer la qualité<br />
dans les établissements. Toutefois,<br />
jusqu'à présent, seuls quelques rares restaurateurs<br />
se sont enthousiasmés pour<br />
ce programme. Le temps à lui consacrer<br />
et le manque de réflexion touristique sont<br />
cités. Experts et restaurateurs Q sont par<br />
contre convaincus de gagner du temps et<br />
d'augmenter leurs chiffres d'affaires.<br />
Stufe 1: Konzentriert<br />
sich auf <strong>Qualitäts</strong>entwicklung<br />
und widmet<br />
sich insbesondere der<br />
Servicequalität.<br />
Stufe 2: Konzentriert sich auf die<br />
Führungsqualität.<br />
Stufe 3: Betriebe, die ein umfassen<br />
<strong>des</strong> und anerkanntes <strong>Qualitäts</strong>managementsystem<br />
eingeführt haben,<br />
können das QIII beantragen.<br />
Restauration<br />
SZENE<br />
Marktaustritt<br />
Restaurant<br />
wird Wohnhaus<br />
1904, es herrschte Hochkonjunktur,<br />
investierte ein Landwirt im Freiburger<br />
Weiler Fendringen ins Gastgewerbe.<br />
Er liess das Restaurant Adler<br />
bauen, musste aber zwei Jahre warten,<br />
bis überhaupt die Betriebsbewilligung<br />
vorlag. Ein schlechtes<br />
Omen: Immer wieder wechselten in<br />
der Folge die Betreiber, bis gut 100<br />
Jahre später das Restaurant geschlossen<br />
wurde und eine Baufirma<br />
die Liegenschaft übernahm. Nun hat<br />
sie die Zukunft <strong>des</strong> Adlers publiziert:<br />
Das Restaurant wird zu einem<br />
Wohnhaus umfunktioniert.<br />
Umnutzung<br />
Lebensschule<br />
Gastgewerbe<br />
Gadmen auf der<br />
Berner Seite <strong>des</strong><br />
Sustenpasses<br />
liegt nur an einemVerkehrsstrom:<br />
Töff- und Velofahrer sowie<br />
Bergwanderer im Sommer. Umso<br />
schwerer hat es das Gastgewerbe,<br />
zumal das Militär auch nicht mehr<br />
so viel hergibt wie einstmals. Aus<br />
der Not hat man im Hotel-Restaurant<br />
Alpenrose eine Tugend gemacht:<br />
Der Betrieb ist auch Betreuungsplatz<br />
für orientierungsschwache<br />
Jugendliche – in beiden<br />
Bereichen recht erfolgreich.<br />
Qualität<br />
Menschliche<br />
Schwächen<br />
5<br />
Das Deutsche Institut für Service-<br />
Qualität hat Kaffee-Ketten unter die<br />
Lupe genommen. Als grösste<br />
Schwäche erwies sich die Kompetenz<br />
der Beschäftigten. Sie zeichneten<br />
sich «oft durch Unkenntnis der<br />
eigenen Produkte aus», kommentierte<br />
die Studienverantwortliche.<br />
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