KUNST IM GRAND HYATT BERLIN - Hyatt Hotels and Resorts

Kunst im Hotel
Hotelkunst hat bei denen, die der Kunst nahe stehen, kein
gutes Image. Warum? Weil die Hoteliers nichts falsch machen
möchten. Sie wollen, dass ihre Gäste sich wohl fühlen,
sie wollen ihre Gäste weder irritieren noch verstören. Nun
verhält es sich mit der Kunst, vor allem der zeitgenössischen,
aber so: Viele Künstler möchten irritieren, einige sogar verstören.
Ganz zu schweigen von denjenigen, die provozieren
wollen.
Man übertreibt also nicht, wenn man sagt, dass die moderne
Kunst und der moderne Hotelier entgegengesetzte Ziele
verfolgen. Die Erfolgsaussichten eines Hoteliers, der seine
Gäste provoziert, müssen skeptisch beurteilt werden. Künstler
dagegen, die ihr Publikum provozieren, bringen es nicht
selten zu Weltruhm.
Was wir in Hotelzimmern sehen, entspricht im Normalfall dem
Durchschnittsgeschmack des durchschnittlich gebildeten
Durchschnittsbürgers. Es sind Drucke von Meisterwerken,
die längst jenseits der Diskussion sind, Landschaften, gern
etwas Regionales aus der Umgebung des Hotels, Tradition
und Folklore. Manchmal sieht man auch etwas Abstraktes,
vor allem, wenn die Farben gut mit dem Teppich harmonieren
und die Gesamtkomposition eher unauffällig bleibt. Man
soll diese Kunst im Grunde gar nicht bemerken, diese Kunst
soll etwas für das Raumklima tun, sie ist dekorativ. Es ist eine
Kunst, bei der ein zu ausgeprägter Kunstwille und eine zu
starke Künstlerpersönlichkeit stören würden.
Das Berliner Hyatt geht einen anderen Weg. Im Hyatt findet
der Gast an vielen Orten neue und neueste Kunst. Es
sind große Namen dabei, aber auch Leute, deren Entwicklung
noch im Gang ist und deren Stellenwert sich erst in
den kommenden Jahren erweisen wird. Das Hotel hat einen
Kunstetat, der etwas hermacht, und sammelt, nicht viel
anders als ein Mäzen oder Kunstfreund es täte. Im Grunde
müsste das Hotel in den Stadtführern stehen. Selbst in Berlin,
wo es nun wirklich gute Museen und Galerien gibt, gehört
es zur Spitzengruppe der Sammlungen. Das ist, wenn
man so will, Luxus. Es ist aber auch ein Kompliment des
Hotels an seine Gäste. Man rechnet mit Gästen, die keinen
Wert auf das Durchschnittliche, Erwartbare und Unauffällige
legen, und die wissen, dass Kunst, die im Kopf etwas
auslöst – einen Gedanken, ein Gefühl, eine Erkenntnis –
nicht ohne Risiko zu haben ist. In der einen Ecke wird man
vielleicht etwas finden, das man nicht so schnell vergessen
wird, an einer anderen Stelle wird es vielleicht etwas geben,
das einem nicht zusagt. Anders geht es nicht, wenn man die
Kunst ernst nimmt, wenn sie mehr sein soll als Zierrat.
Ein gutes Beispiel ist das „Ready Mix“ von Gerold Miller in
der Lobby. Miller, Jahrgang 1961, lebt in Berlin, das Rechteck
aus Aluminium und Lack war eine Auftragsarbeit für genau
diesen Ort. Mancher wird sich fragen: Was soll das? Es
sieht ein bisschen aus wie das Logo einer Bank, oder?
Darum geht es, genau darum. Die Frage „was soll das?“ ist
ja die klassische Ausgangsfrage, für alles. Jeder, der etwas
Neues ausprobiert, in welchem Lebensbereich auch immer,
muss sich diese Frage anhören. Was soll das? Diese Frage
bedeutet: Offenbar soll es etwas. Offenbar gibt es da ein Geheimnis.
Offenbar lohnt es sich, an dieses Werk eine Frage
zu stellen.
Art in the hotel
Why does hotel art have such a bad image among art lovers?
Because hoteliers are afraid to step on anyone’s toes,
they want their guests to feel comfortable and not bother
or upset them. Often with contemporary art, however, many
artists aim to annoy, some even to unsettle, not to mention
the ones who really want to provoke.
It is therefore fair to say that modern art and modern hoteliers
have contradictory interests. A hotelier who provokes
his guests is not likely to be very successful. An artist who
does the same, however, has good chances of reaching
world fame.
The art we see in hotel rooms matches the average taste of
the average citizen. They are often prints of old masterpieces
that no one has reflected upon in many years, or regional
landscapes from the hotel’s surroundings. Sometimes you
might see an abstract piece, especially if the colours go well
with the carpet and the general impression remains clean. All
that matters is that the art does not evoke too much attention
- it should just add to the atmosphere and be decorative.
A distinct artistic mind or an expression of an artist’s complex
personality would just not fit with this kind of art.
Grand Hyatt Berlin takes another direction. Throughout the
hotel, guests will find some very modern pieces of art. The
collection has several famous names in it, but also up and
coming artists who are still developing their style. The hotel
builds its collection like a collector or enthusiast would, the
city guides should really dedicate a page or two to it. Even in
Berlin where there are incredible museums and galleries the
hotel’s art rates among the top collections.
You might call it luxurious, but it is also a way for the hotel
to compliment its guests. Grand Hyatt Berlin’s guests are
expected to want more than the ordinary, plain and unambiguous,
and to realise that art that evokes something inside, a
thought, a feeling or a realisation, is not always comfortable.
In one corner, you might find something that lingers in the
back of your mind, somewhere else you might see a piece
that does not speak to you at all. That is to be expected
when the art is meant to be more than merely decoration.
A good example is Gerold Miller’s “Ready Mix” in the lobby.
The rectangle of aluminum and varnish was a commissioned
work, intended especially for this location. Some will ask
themselves “What is the point of this?” It looks almost like a
bank logo, doesn’t it?
This is exactly what it is all about. The question “What is
the point of this?” is, after all, the standard initial question
in any situation. Anyone who ever tries anything new must
ask themselves this question. What is the point of this? The
question implies that there must be a point; there must be
a hidden meaning behind this. And it must pay off to keep
questioning the art.
Harald Martenstein
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