KUNST IM GRAND HYATT BERLIN - Hyatt Hotels and Resorts

Corsin Fontana *1944 in Domat (Schweiz); lebt und arbeitet in Basel
Es könnten wirklich Klangfolgen sein, die sich da auf gerastertem
Papier wiederfinden. Die sechs Arbeiten, die im
Boardroom hängen, könnten Baureihen sein, eine fleißige
Auftragsarbeit eines Besessenen, wenn sie nicht einer
durchdachten Dramaturgie folgen würden. Fontanas Geistesverwandte
Hanne Darboven hätte das vielleicht „mathematische
Musik“ genannt. Der Schweizer Altmeister der
Minimal Art nutzt für seine Arbeiten industriell hergestellte
Wachskreide, die er in ähnlich lange Stücke schneidet
und dann damit horizontale oder vertikale Farbstreifen aufs
Papier zeichnet. Die Streifen setzt er dicht nebeneinander
und sucht nach einem Rhythmus, den er ständig variiert.
Die Breite der Streifen ist von der Kreide vorgegeben. Die
schwarzen Streifen verschieben sich zur Seite, werden kürzer
und länger, verschränken sich. Es ist eine Kunst, die wie
programmiert wirkt und die danach drängt, abgespielt zu
werden. Und obwohl diese minimalistischen, konstruktiven
Streifenarbeiten geordnet, ja diszipliniert wirken und einem
gewissen Schema folgen, sind es noch die Nuancen, die
die Werke interessant machen. Der Blick folgt den Linien
und den Zwischenräumen, bleibt aber immer wieder an den
Unregelmäßigkeiten hängen, für die das Papier sorgt oder
die feine Ölspur der Kreide. Fontanas Arbeiten liegen an der
Grenze zwischen Zeichnung und Malerei, nimmt man sein
Interesse für einfache Materialität noch dazu, dann schlägt er
auch eine Brücke zu Arte Povera. „Klänge“ von 1998 gehört
sicher zu Fontanas eindrücklichsten Arbeiten.
Klänge/Sounds, 1997
It might just as well be musical chords that are painted on
the screen paper. Had it not been for the deliberate dramaturgy
they follow, the six pieces hanging in the boardroom
could easily have been a production series or the work of an
obsessed artist. Hanne Darboven, Fontana’s kindred spirit
might have called it “mathematical music”. The Swiss master
of minimalism uses wax crayons in his work, cutting them
into identical shapes and then uses them to draw horizontal
or vertical stripes on the paper. The stripes are then put close
together according to a specific, but constantly varying,
rhythm. How wide the stripes are is decided by the shape
of the crayon. The black lines shift to the sides, get shorter
and longer and arrange themselves in clusters. It seems as
if the art was pre-programmed, simply moving according to
a determined pattern. Despite the fact that these minimalistic
shapes seem structured and even disciplined, the slight
nuances keep the drawings intriguing. The eyes follow the
lines and the spaces in between them, constantly remaining
aware of the small irregularities caused by the paper’s imperfections
and the traces of the crayon. Fontana’s art exists
right on the verge between drawing and painting. If one were
to mention his inclination for bare materiality then one might
even say he strikes a note of Arte Povera. “Sounds” from
1998 is without a doubt one of Fontana’s most impressive
works.
9