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Kapitel 2 - Stahl- und Eisenwerkstoffe - GL Group

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Klassifikations- <strong>und</strong> Bauvorschriften<br />

II Werkstoffe <strong>und</strong> Schweißtechnik<br />

1 Metallische Werkstoffe<br />

2 <strong>Stahl</strong>- <strong>und</strong> <strong>Eisenwerkstoffe</strong><br />

Ausgabe 2009


Diese Vorschriften treten am 1. April 2009 in Kraft.<br />

Änderungen gegenüber der vorherigen Ausgabe sind durch Balken am Rande des Textes angezeigt.<br />

Germanischer Lloyd Aktiengesellschaft<br />

Unternehmenszentrale<br />

Vorsetzen 35, 20459 Hamburg<br />

Tel.: +49 40 36149-0<br />

Fax: +49 40 36149-200<br />

headoffice@gl-group.com<br />

www.gl-group.com<br />

Es gelten die "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" in der jeweils gültigen Fassung<br />

(siehe Klassifikations- <strong>und</strong> Bauvorschriften, I - Schiffstechnik, Teil 0 - Klassifikation <strong>und</strong> Besichtigungen).<br />

Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung<br />

der Germanischer Lloyd Aktiengesellschaft gestattet.<br />

Verlag: Germanischer Lloyd Aktiengesellschaft, Hamburg<br />

Druck: Gebrüder Braasch GmbH, Hamburg


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Inhaltsverzeichnis <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Abschnitt 1 Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle<br />

A. Allgemeine Vorschriften ............................................................................................................ 1- 1<br />

B. Normalfeste <strong>und</strong> höherfeste Schiffbaustähle .............................................................................. 1- 5<br />

C. Unlegierte Baustähle für geschweißte Konstruktionen ............................................................... 1- 17<br />

D. Hochfeste Stähle für geschweißte Konstruktionen ..................................................................... 1- 18<br />

E. Stähle für Dampfkessel <strong>und</strong> Druckbehälter ................................................................................ 1- 21<br />

F. Stähle für Ladetanks ................................................................................................................... 1- 23<br />

G. Nichtrostende Stähle .................................................................................................................. 1- 28<br />

H. Plattierte Bleche ......................................................................................................................... 1- 30<br />

I. Stähle mit Anforderungen in Dickenrichtung ............................................................................. 1- 33<br />

J. Aluminium-<strong>Stahl</strong>-Schweißverbindungen .................................................................................... 1- 34<br />

Abschnitt 2 <strong>Stahl</strong>rohre<br />

A. Allgemeine Vorschriften ............................................................................................................ 2- 1<br />

B. Rohre für allgemeine Anwendung .............................................................................................. 2- 5<br />

C. Rohre aus warmfesten Stählen ................................................................................................... 2- 9<br />

D. Rohre aus kaltzähen Stählen ....................................................................................................... 2- 11<br />

E. Rohre aus nichtrostenden Stählen .............................................................................................. 2- 15<br />

Abschnitt 3 Schmiedestücke<br />

A. Allgemeine Vorschriften ............................................................................................................ 3- 1<br />

B. Schmiedestücke für den Maschinen- <strong>und</strong> Schiffbau ................................................................... 3- 5<br />

C. Schmiedestücke für Kurbelwellen .............................................................................................. 3- 7<br />

D. Schmiedestücke für Getriebe ...................................................................................................... 3- 11<br />

E. Schmiedestücke für Kessel, Behälter, Apparate <strong>und</strong> Rohrleitungen .......................................... 3- 14<br />

F. Schmiedestücke aus kaltzähen Stählen ....................................................................................... 3- 15<br />

G. Zerstörungsfreie Prüfung von Schmiedestücken ........................................................................ 3- 18<br />

H. Aufstellung der Schmiedestücke, die zerstörungsfreien Prüfungen unterliegen ......................... 3- 24<br />

I. Prüfzoneneinteilung für die Magnetpulverprüfung (MT) ........................................................... 3- 25<br />

J. Prüfzoneneinteilung für die Ultraschallprüfung (UT) ................................................................ 3- 30<br />

Abschnitt 4 <strong>Stahl</strong>guss<br />

A. Allgemeine Vorschriften ............................................................................................................ 4- 1<br />

B. <strong>Stahl</strong>guss für den Maschinen- <strong>und</strong> Schiffbau ............................................................................. 4- 5<br />

C. <strong>Stahl</strong>guss für Kurbelwellen <strong>und</strong> Pleuelstangen ........................................................................... 4- 8<br />

D. <strong>Stahl</strong>guss für Dampfkessel, Druckbehälter <strong>und</strong> Rohrleitungen .................................................. 4- 9<br />

E. <strong>Stahl</strong>guss für die Verwendung bei tiefen Temperaturen ............................................................. 4- 11<br />

F. Nichtrostender <strong>Stahl</strong>guss ............................................................................................................ 4- 14<br />

G. Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung an <strong>Stahl</strong>gussstücken ........................................................... 4- 17<br />

H. Aufstellung der <strong>Stahl</strong>gussstücke, die zerstörungsfreien Prüfungen unterliegen ......................... 4- 30<br />

I. Prüfanleitungen für Schiffbau-Konstruktionsteile ...................................................................... 4- 31<br />

J. Prüfanleitung für Dieselmotorenteile ......................................................................................... 4- 39


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4<br />

II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 5 Gusseisen<br />

A. Allgemeine Vorschriften ............................................................................................................. 5- 1<br />

B. Gusseisen mit Kugelgraphit ........................................................................................................ 5- 3<br />

C. Gusseisen mit Lamellengraphit ................................................................................................... 5- 9<br />

Abschnitt 6 Form- <strong>und</strong> Pressteile, Schrauben <strong>und</strong> Muttern<br />

A. Pressteile ..................................................................................................................................... 6- 1<br />

B. Rohrformstücke .......................................................................................................................... 6- 4<br />

C. Schrauben <strong>und</strong> Muttern ............................................................................................................... 6- 7


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

A. Allgemeine Vorschriften<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 1 A<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–1<br />

1.1 A. enthält allgemeine Vorschriften, die bei<br />

der Herstellung <strong>und</strong> Prüfung von warmgewalzten<br />

Blechen, Bändern, Formstählen, einschließlich Hohlprofilen<br />

<strong>und</strong> Stabstählen, zu beachten sind.<br />

1.2 Für warmgewalzte R<strong>und</strong>stäbe, die für die<br />

Herstellung von Wellen, Zugankern <strong>und</strong> Bolzen bestimmt<br />

sind, gilt Abschnitt 3, B.<br />

1.3 Soweit in den folgenden Teilen dieses Abschnittes<br />

bestimmt, können Stähle nach nationalen<br />

oder internationalen Normen verwendet werden, wenn<br />

sie die in diesen Vorschriften genannten Mindestanforderungen<br />

erfüllen.<br />

2. Anforderungen an die Herstellerwerke<br />

Herstellerwerke, die Erzeugnisse nach diesen Vorschriften<br />

liefern wollen, müssen die in <strong>Kapitel</strong> 1 –<br />

Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 1, C. genannten<br />

Anforderungen erfüllen <strong>und</strong> dieses dem <strong>GL</strong><br />

vor Beginn der Lieferungen nachweisen. Dies gilt<br />

auch für die Hersteller von Halbzeugen, wie Blöcken,<br />

Brammen <strong>und</strong> Knüppeln.<br />

3. Herstellungsverfahren<br />

3.1 Die Stähle sind nach dem Sauerstoff-<br />

Blasverfahren, im Elektro-Ofen oder nach anderen,<br />

vom <strong>GL</strong> zugelassenen Verfahren herzustellen. Auf<br />

Verlangen ist dem <strong>GL</strong> das Erschmelzungsverfahren<br />

bekannt zu geben.<br />

3.2 Die Stähle können in Blöcken (Standguss)<br />

oder im Strang vergossen werden.<br />

Sondergießverfahren bedürfen einer erstmaligen Begutachtung<br />

durch den <strong>GL</strong>.<br />

4. Lieferzustand <strong>und</strong> Wärmebehandlung<br />

4.1 Alle Erzeugnisse sind in den folgenden Einzelvorschriften<br />

beschriebenen Wärmebehandlungszuständen<br />

zu liefern, falls nicht eine Lieferung im<br />

Walzzustand erlaubt ist.<br />

Dieses kann z. B. der Fall sein, wenn das Erzeugnis<br />

für eine weitere Warmumformung bestimmt ist.<br />

4.2 Ist der Werkstoff dafür geeignet, können<br />

Erzeugnisse auch in normalisierend gewalztem oder<br />

Abschnitt 1<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle<br />

thermomechanisch gewalztem Zustand geliefert werden,<br />

vgl. 4.3. Voraussetzung hierfür ist, dass die Verfahren<br />

vom <strong>GL</strong> beim Anwender überprüft <strong>und</strong> zugelassen<br />

worden sind.<br />

4.3 Begriffsbestimmungen<br />

Die unter 4.2 genannten Verfahren sind wie folgt<br />

definiert:<br />

4.3.1 Normalisierendes Walzen<br />

Walzverfahren mit einer Endumformung in einem<br />

bestimmten Temperaturbereich, das zu einem Werkstoffzustand<br />

führt, der dem nach einem Normalglühen<br />

gleichwertig ist, so dass die Sollwerte der mechanischen<br />

Eigenschaften auch nach einem zusätzlichen<br />

Normalglühen eingehalten werden.<br />

Die Kurzbezeichnung für diesen Lieferzustand ist<br />

NW.<br />

4.3.2 Thermomechanisches Walzen<br />

Walzverfahren, welches eine sorgfältige Überwachung<br />

sowohl der Walztemperatur als auch der Stichabnahme<br />

einschließt. Im Allgemeinen erfolgt ein großer Anteil<br />

der Stichabnahmen nahe der oberen Umwandlungstemperatur<br />

Ar3, wobei ein Walzen im Zweiphasen-<br />

Temperaturbereich mit eingeschlossen werden kann.<br />

Im Gegensatz zum normalisierenden Walzen können die<br />

beim thermomechanischen Walzen erzeugten Eigenschaften<br />

durch nachträgliches Normalglühen oder andere<br />

Wärmebehandlungen nicht wieder erzeugt werden.<br />

Die Kurzbezeichnung für diesen Lieferzustand ist TM.<br />

Beschleunigtes Abkühlen nach dem TM-Walzen kann<br />

erfolgen, wenn der <strong>GL</strong> dieses Verfahren mit zugelassen<br />

hat. Das gleiche gilt für Anlassbehandlungen nach<br />

dem TM-Walzen.<br />

Hinweise zu TM-Stählen:<br />

Nachträgliches durchgehendes Erwärmen oberhalb<br />

580 °C bzw. bei ausgeprägt langen Haltezeiten auch<br />

bei niedrigeren Temperaturen kann die Festigkeitseigenschaften<br />

vermindern. Wenn Temperaturen über<br />

580 °C angewendet werden müssen, sind Rückfragen<br />

beim Hersteller erforderlich.<br />

Ein Flammrichten ist gr<strong>und</strong>sätzlich möglich. Dabei<br />

kann ein Flammrichten mit oberflächlichen Wärmestrichen/Wärmebahnen<br />

bis 950 °C durchgeführt werden.<br />

Ein Flammrichten mit kurzzeitiger, örtlich durchgreifender<br />

Erwärmung (Wärmekeile, Wärmepunkte)<br />

kann bei Erwärmung bis 700 °C durchgeführt werden.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–2<br />

Abschnitt 1 A<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

5. Allgemeine Beschaffenheit der Erzeugnisse<br />

5.1 Alle Erzeugnisse müssen eine walztechnisch<br />

glatte Oberfläche haben <strong>und</strong> frei von solchen Fehlern<br />

sein, welche die Verarbeitung <strong>und</strong> bestimmungsgemäße<br />

Verwendung mehr als unerheblich beeinträchtigen<br />

können, z. B. Dopplungen, Risse, Blasen, Schalen <strong>und</strong><br />

Schalenstreifen.<br />

5.2 Falls nichts anderes vom Besteller festgelegt<br />

oder vom <strong>GL</strong> vorgeschrieben, gelten für die Oberflächenbeschaffenheit<br />

von warmgewalzten Blechen,<br />

Breitflachstählen <strong>und</strong> Profilen die Lieferbedingungen<br />

nach der Norm EN 10163.<br />

5.3 Soweit nicht anders festgelegt oder vereinbart,<br />

dürfen Oberflächenfehler nur durch Schleifen<br />

beseitigt werden, wobei die vorgeschriebene Mindestdicke<br />

nicht unterschritten werden darf. Die durch das<br />

Schleifen entstehenden Vertiefungen müssen einen<br />

sanften Übergang zur umgebenden Erzeugnisoberfläche<br />

haben.<br />

6. Maße, zulässige Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

6.1 Blech, Band <strong>und</strong> Breitflachstahl kann mit<br />

Untermaßen nach Tabelle 1.1 oder ohne jegliches<br />

Untermaß geliefert werden. Sind in den nachfolgenden<br />

Einzelvorschriften keine Festlegungen getroffen, z. B.<br />

für Schiffbaustähle nach B., für Flacherzeugnisse für<br />

Ladetanks nach F. <strong>und</strong> für plattierte Bleche nach H.,<br />

ist das zulässige Untermaß bei der Bestellung zu vereinbaren.<br />

6.2 Die Dicke ist an Stellen zu messen, die mindestens<br />

25 mm von der Kante des Erzeugnisses entfernt<br />

liegen. Örtliche Vertiefungen aufgr<strong>und</strong> von Ungänzen<br />

<strong>und</strong> Schleifstellen, die bei der Beseitigung von<br />

Fehlstellen entstanden sind, werden hierbei nicht berücksichtigt,<br />

sofern diese innerhalb der zulässigen<br />

Toleranzen liegen.<br />

6.3 Sofern in der Bestellung nichts anderes vereinbart<br />

wurde, gelten hinsichtlich der Formtoleranzen<br />

die Festlegungen gemäß EN 10029.<br />

6.4 Für Form- <strong>und</strong> Stabstähle gelten die in den<br />

Normen genannten Maße sowie die Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen.<br />

7. Allgemeine technische Anforderungen<br />

7.1 Chemische Zusammensetzung<br />

Die in diesen Vorschriften genannten Grenzwerte für<br />

die chemische Zusammensetzung gelten für die<br />

Schmelzanalyse. Bei der Stückanalyse festgestellte,<br />

geringfügige Über- oder Unterschreitungen der Grenzwerte<br />

werden nicht beanstandet, wenn dadurch die<br />

Güteeigenschaften des Erzeugnisses nicht beeinträchtigt<br />

werden <strong>und</strong>/oder die in den mitgeltenden Normen<br />

festgelegten Toleranzwerte nicht überschritten werden.<br />

Tabelle 1.1 Zulässige untere Grenzabmaße für<br />

die Dicke von Blech <strong>und</strong> Breitflachstahl<br />

Nenndicke<br />

[mm]<br />

Zulässige untere<br />

Grenzabmaße 1 [mm]<br />

für Klasse<br />

A B C<br />

≥ 3 < 5 – 0,4 – 0,3 0<br />

≥ 5 < 8 – 0,4 – 0,3 0<br />

≥ 8 < 15 – 0,5 – 0,3 0<br />

≥ 15 < 25 – 0,6 – 0,3 0<br />

≥ 25 < 40 – 0,8 – 0,3 0<br />

≥ 40 < 80 – 1,0 – 0,3 0<br />

≥ 80 < 150 – 1,0 – 0,3 0<br />

≥ 150 ≤ 250 – 1,2 – 0,3 0<br />

1 Vergleiche auch EN 10029.<br />

7.2 Schweißeignung<br />

Stähle nach dieser Vorschrift müssen bei Anwendung<br />

werkstattüblicher, erprobter Verfahren schweißgeeignet<br />

sein. Dies schließt ggf. notwendige gütesichernde<br />

Maßnahmen, z. B. Vorwärmen zum Schweißen <strong>und</strong>/<br />

oder Wärmenachbehandlungen, mit ein.<br />

7.3 Mechanische Eigenschaften<br />

Die in diesen Vorschriften genannten mechanischen<br />

Eigenschaften müssen durch den Zugversuch nachgewiesen<br />

werden.<br />

7.4 Kerbschlagarbeit<br />

Die für die einzelnen Stähle geforderte Schlagarbeit<br />

muss als Mittelwert aus 3 Proben erreicht werden, von<br />

denen ein Einzelwert unter dem Mittelwert, aber nicht<br />

niedriger als 70 % des geforderten Mittelwertes anfallen<br />

darf.<br />

7.5 Sonstige Eigenschaften<br />

Sind für einzelne Erzeugnisgruppen Sondereigenschaften<br />

vorgeschrieben, z. B. Beständigkeit gegen<br />

interkristalline Korrosion, Sprödbruchsicherheit,<br />

Warmfestigkeit, müssen diese erforderlichenfalls<br />

durch entsprechende Prüfungen nachgewiesen werden.<br />

8. Allgemeine Prüfanweisungen<br />

8.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze bestimmen <strong>und</strong> dem Besichtiger ein<br />

entsprechendes Zeugnis vorlegen. In dem Zeugnis ist<br />

die die <strong>Stahl</strong>sorte kennzeichnende chemische Zusammensetzung<br />

der Schmelze anzugeben.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 1 A<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–3<br />

Bestehen Zweifel an der Zusammensetzung der Erzeugnisse,<br />

ist auf Verlangen des Besichtigers eine<br />

Stückanalyse durchzuführen.<br />

8.2 Prüfung der mechanischen Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> Probenlage<br />

8.2.1 Von jedem Prüflos ist mindestens eine Zugprobe<br />

zu entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen. Als Prüflos gilt<br />

entweder die Walzlänge, die Wärmebehandlungseinheit,<br />

oder die in den folgenden Abschnitten festgelegte<br />

Anzahl von Stücken aus der gleichen Schmelze.<br />

8.2.2 Die Zugproben sind bei Blechen <strong>und</strong> Breitflachstählen<br />

mit einer Breite ≥ 600 mm quer, bei allen<br />

anderen Erzeugnissen parallel zur Walzrichtung anzuordnen,<br />

wobei die dafür erforderlichen Probenabschnitte<br />

den Erzeugnissen an folgenden Stellen zu<br />

entnehmen sind (vgl. Abb. 1.1):<br />

– bei Blech, Breitflachstahl <strong>und</strong> Band ≥ 600 mm<br />

Breite in halbem Abstand zwischen der Mittellinie<br />

<strong>und</strong> einer Längskante<br />

– bei Breitflachstahl <strong>und</strong> Band < 600 mm Breite<br />

in einem Abstand von einem Drittel der Erzeugnisbreite<br />

von einer Längskante<br />

– bei Profilen vorzugsweise aus einem Flansch in<br />

einem Abstand von einem Drittel der Flanschbreite<br />

von der Flansch-Längskante. Bei U- <strong>und</strong><br />

I-Profilen ist auch eine Entnahme aus dem Steg<br />

in einem Abstand von einem Viertel der Steghöhe<br />

von der Stegmitte möglich<br />

– bei Wulst-Flachstählen aus dem Steg in einem<br />

Abstand von einem Drittel der Profilhöhe von<br />

der Stegkante<br />

– bei Stabstahl in einem Abstand von einem<br />

Sechstel des Durchmessers oder der Diagonale<br />

von der Oberfläche oder Ecke<br />

8.2.3 Die Probenabschnitte dürfen den Erzeugnissen<br />

im Regelfall erst nach der Endwärmebehandlung<br />

entnommen werden. Bei Erzeugnissen, die warm<br />

weiter verarbeitet werden <strong>und</strong> für die vorab eine Prüfung<br />

der Eigenschaften im Endwärmebehandlungszustand<br />

gefordert ist, dürfen die Probenabschnitte getrennt<br />

wärmebehandelt werden.<br />

8.3 Bestimmung der 0,2 %-Dehngrenze bei<br />

erhöhten Temperaturen<br />

Für Erzeugnisse, die auf der Gr<strong>und</strong>lage ihrer Warmfestigkeitseigenschaften<br />

für die Beanspruchung bei<br />

erhöhten Temperaturen vorgesehen sind, ist die 0,2 %-<br />

bzw. 1 %-Dehngrenze im Warmzugversuch an mindestens<br />

einer Probe je Schmelze nachzuweisen. Dabei<br />

ist die Versuchstemperatur nach E. festzulegen.<br />

Der Versuch kann entfallen, wenn es sich um Stähle<br />

nach anerkannten Normen handelt, deren Warmfestigkeitseigenschaften<br />

als nachgewiesen gelten können.<br />

> 40<br />

1/4<br />

1/4<br />

1/4 1/4<br />

1/2<br />

Blech, Band <strong>und</strong><br />

Breitflachstahl<br />

³ 600 mm Breite<br />

2/3 1/3<br />

2/3 1/3<br />

2/3 1/3<br />

2/3 1/3<br />

2/3 1/3<br />

Winkelstahl<br />

U - <strong>Stahl</strong> <strong>und</strong> Profile Wulstflachstahl<br />

1/6<br />

Flachstahl<br />

1/3<br />

I - Profile<br />

1/4<br />

1/4<br />

2/3 1/3<br />

R<strong>und</strong>stahl<br />

> 40<br />

Abb. 1.1 Beispiele für die Entnahme der Probenabschnitte<br />

8.4 Kerbschlagbiegeversuche<br />

8.4.1 Die Versuche sind an Charpy-V-Proben durchzuführen,<br />

deren Kerb senkrecht zur Erzeugnisoberfläche<br />

angeordnet ist. Bei Erzeugnisdicken ≤ 40 mm sind<br />

die Proben nahe an die Walzoberfläche zu legen. Bei


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–4<br />

Abschnitt 1 A<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Erzeugnisdicken > 40 mm sind die Proben so zu entnehmen,<br />

dass ihre Längsachse in einem Abstand von<br />

einem Viertel der Erzeugnisdicke von der Oberfläche<br />

entfernt liegt. Die Proben müssen ferner in ausreichendem<br />

Abstand von einer durch Brenn- oder Scherenschnitt<br />

erzeugten Trennkante entnommen werden.<br />

8.4.2 Bei Erzeugnisdicken < 10 mm sind Untermaßproben<br />

mit verringerten Probenbreiten von 7,5<br />

bzw. 5 mm anzufertigen. Sofern nicht anders festgelegt<br />

z. B. in B.6.3 <strong>und</strong> F.9.3 sind die Anforderungen<br />

an die Kerbschlagarbeit auf den betreffenden Probenquerschnitt<br />

proportional umzurechnen.<br />

Bei Erzeugnisdicken < 6 mm entfällt der Versuch.<br />

8.5 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

8.5.1 Alle Erzeugnisse sind durch den Hersteller<br />

auf die Beschaffenheit der Oberflächen zu prüfen <strong>und</strong><br />

nachzumessen.<br />

Etwa vorhandene Oberflächenfehler dürfen durch<br />

Schleifen innerhalb der zugelassenen Grenzen beseitigt<br />

werden, vgl. 5. Erzeugnisse, welche die Anforderungen<br />

hinsichtlich Oberflächengüte <strong>und</strong> zulässiger<br />

Abmaße nicht erfüllen, sind vom Hersteller auszusondern.<br />

8.5.2 Sofern nicht anders festgelegt, sind alle Bleche<br />

mit walztafelweiser Prüfung dem Besichtiger zur<br />

Endprüfung vorzustellen. Darüber hinaus kann der<br />

Besichtiger verlangen, dass ihm auch solche Erzeugnisse<br />

vorgestellt werden, die einer schmelzenweisen<br />

Prüfung unterliegen.<br />

8.6 Ultraschallprüfungen<br />

Die Prüfungen sind nach EN 10160 oder einer anderen<br />

vom <strong>GL</strong> anerkannten Norm vorzunehmen. Das Prüfpersonal<br />

muss für diese Tätigkeit ausreichend qualifiziert<br />

sein <strong>und</strong> dieses auf Verlangen dem Besichtiger<br />

nachweisen. Dem Besichtiger ist auf Wunsch die<br />

Teilnahme an den Prüfungen zu ermöglichen.<br />

8.7 Wiederholungsprüfungen bei Versagen<br />

von Proben<br />

Werden bei der Prüfung von Zug- oder Kerbschlagbiegeproben<br />

die Anforderungen nicht erreicht oder<br />

liegt bei einem Kerbschlagbiegeversuch ein Einzelwert<br />

niedriger als 70 % des geforderten Mittelwertes,<br />

dürfen, bevor das Prüflos zurückgewiesen wird, die in<br />

<strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt<br />

2, H. beschriebenen Verfahren für Wiederholungsprüfungen<br />

angewendet werden. Dies gilt auch, wenn bei<br />

der Prüfung von Sondereigenschaften, wie die Scherfestigkeit<br />

<strong>und</strong> das Verformungsvermögen im technologischen<br />

Biegeversuch bei plattierten Blechen oder<br />

die Brucheinschnürung bei Proben in Dickenrichtung<br />

eines Erzeugnisses die Anforderungen nicht erreicht<br />

werden.<br />

9. Kennzeichnung der Erzeugnisse<br />

9.1 Mit Ausnahme der Erzeugnisse mit kleinen<br />

Abmessungen gemäß 9.2 ist jedes Stück durch den<br />

Hersteller an mindestens einer Stelle gut sichtbar mit<br />

folgenden Kennzeichen zu versehen:<br />

– <strong>Stahl</strong>sorte<br />

– Hersteller-Zeichen<br />

– Schmelzen-Nummer, Fertigungs-Nummer<br />

– Proben-Nummer (soweit erforderlich)<br />

Die Kennzeichnung von Blech <strong>und</strong> Formstahl erfolgt<br />

durch Schlagstempel. Bei Erzeugnissen mit empfindlichen<br />

Oberflächen oder mit Wanddicken ≤ 10 mm<br />

kann die Kennzeichnung auf andere Art, z. B. mit<br />

Farbaufdruck, Kugel- oder Gummistempel vorgenommen<br />

werden. Nach Vereinbarung mit dem Besichtiger<br />

kann die Kennzeichnung auch durch Schlüssel-<br />

Nummern erfolgen, die im Zeugnis zu erläutern sind.<br />

9.2 Bei Profilen <strong>und</strong> Stabstählen mit einem Metergewicht<br />

≤ 25 kg, die in Bündeln zusammengefasst<br />

sind, kann die gemäß 9.1 genannte Kennzeichnung auf<br />

einem Anhänger erfolgen.<br />

9.3 Werden einzeln geprüfte Walzlängen (Bleche)<br />

in Unterlängen zerteilt, muss jede Unterlänge so<br />

gekennzeichnet werden, dass ihre Zugehörigkeit zu<br />

der ursprünglichen Walzlänge (Blech) zu erkennen ist.<br />

10. Bescheinigungen<br />

10.1 Dem Besichtiger sind die Prüfzeugnisse oder<br />

Lieferverzeichnisse für alle von ihm abgenommenen<br />

Werkstoffe in mindestens dreifacher Ausfertigung<br />

auszuhändigen. Erforderlichenfalls sind die Unterlagen<br />

für jeden Gütegrad bzw. für jede <strong>Stahl</strong>sorte getrennt<br />

auszufertigen. Die Unterlagen müssen mindestens<br />

folgende Einzelheiten enthalten:<br />

– Besteller- <strong>und</strong> Bestellnummer<br />

– Neubau- bzw. Projektnummer, soweit bekannt<br />

– Positionsnummer <strong>und</strong> Stückzahl<br />

– Abmessung <strong>und</strong> Bezeichnung der Erzeugnisse<br />

– Gütegrad, <strong>Stahl</strong>sorte oder Markenbezeichnung<br />

– Erschmelzungsart<br />

– Schmelzennummer<br />

– chemische Zusammensetzung der Schmelze<br />

– Lieferzustand, sofern dieser nicht der Walzzustand<br />

ist<br />

– Kennzeichnung des Erzeugnisses<br />

– Probennummer, soweit zutreffend<br />

Es sind ferner die Ergebnisse der vom Hersteller durchzuführenden<br />

Sonderprüfungen, z. B. Ultraschallprüfungen,<br />

Prüfungen der IK-Beständigkeit unter Angabe der<br />

Einzelheiten des Prüfverfahrens zu bescheinigen


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

10.2 Bevor die Prüfbescheinigungen oder Lieferverzeichnisse<br />

durch den Besichtiger gegengezeichnet<br />

werden, muss der Hersteller dem Besichtiger eine<br />

schriftliche Bestätigung geben, dass der Werkstoff<br />

nach einem zugelassenen Verfahren hergestellt <strong>und</strong><br />

nach den Werkstoffvorschriften des <strong>GL</strong> geprüft wurde,<br />

wobei die Anforderungen erfüllt worden sind. Der<br />

Name des Germanischen Lloyd (<strong>GL</strong>) muss in der<br />

Prüfbescheinigung genannt sein. Die folgende Form<br />

der Erklärung reicht dafür aus, wenn sie zusammen<br />

mit dem Namen des Herstellers auf jede Prüfbescheinigung<br />

bzw. jedes Lieferverzeichnis gestempelt oder<br />

gedruckt <strong>und</strong> im Namen des Herstellers von einem<br />

von ihm benannten Werksangehörigen bestätigt wird.<br />

"Wir bestätigen hiermit, dass der Werkstoff nach<br />

einem zugelassenen Verfahren hergestellt ist <strong>und</strong> die<br />

Vorschriften des <strong>GL</strong> bei der Prüfung erfüllt hat."<br />

10.3 Werden die Stähle nicht vom gleichen Werkstoff-Hersteller<br />

erschmolzen, von dem sie gewalzt<br />

werden, ist dem Besichtiger ein Zeugnis des <strong>Stahl</strong>herstellers<br />

auszuhändigen, in dem mindestens die<br />

Schmelzen-Nummern <strong>und</strong> die chemischen Zusammensetzungen<br />

angegeben sind.<br />

B. Normalfeste <strong>und</strong> höherfeste Schiffbaustähle<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 1 B<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–5<br />

1.1 Diese Vorschriften gelten für schweißbare normalfeste<br />

<strong>und</strong> höherfeste warmgewalzte Bleche, Breitflachstähle,<br />

Profile <strong>und</strong> Stäbe aus <strong>Stahl</strong> für den Schiffbau.<br />

1.2 Sie sind vorzugsweise für <strong>Stahl</strong>erzeugnisse<br />

mit folgenden Dicken vorgesehen:<br />

– Für Bleche <strong>und</strong> Breitflachstähle:<br />

Alle Gütegrade bis 150 mm Dicke<br />

– Für Profile <strong>und</strong> Stabstahl:<br />

Alle Gütegrade bis 50 mm Dicke<br />

Für größere Dicken können in besonderen Fällen<br />

Abweichungen von den Anforderungen zugelassen<br />

oder gefordert werden, wobei die jeweiligen technischen<br />

Gegebenheiten zu berücksichtigen sind.<br />

1.3 Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Anforderungen an die<br />

Kerbschlagarbeit sind 4 Gütegrade normalfester<br />

Schiffbaustähle vorgesehen. Bei höherfesten Schiffbaustählen<br />

sind drei durch die Nennstreckgrenze gekennzeichnete<br />

Gruppen (315, 355 <strong>und</strong> 390 N/mm 2 )<br />

vorgesehen, die wiederum auf der Gr<strong>und</strong>lage unterschiedlicher<br />

Prüftemperaturen für den Kerbschlagbiegeversuch<br />

in jeweils 4 Gütegrade unterteilt sind.<br />

1.4 Stähle, die in der chemischen Zusammensetzung,<br />

dem Desoxydationsverfahren, dem Lieferzustand<br />

<strong>und</strong> den mechanischen Eigenschaften abweichen, können<br />

nach besonderer Zulassung durch den <strong>GL</strong> verwen-<br />

det werden. Diese Stähle müssen eine besondere Bezeichnung<br />

erhalten.<br />

Hinweis<br />

Die Anwender sollten beachten, dass bei Dauerschwingbeanspruchungen<br />

die Betriebsfestigkeit einer<br />

aus höherfesten Stählen geschweißten Verbindung<br />

nicht größer sein muss als eine aus normalfesten Stählen<br />

geschweißte Verbindung.<br />

2. Zulassung<br />

2.1 Alle Werkstoffe müssen von Werken hergestellt<br />

werden, die vom <strong>GL</strong> für den zu liefernden Gütegrad<br />

<strong>und</strong> die Erzeugnisform zugelassen sind.<br />

2.2 Die Eignung jedes Gütegrades für die Verarbeitung<br />

durch Umformen <strong>und</strong> Schweißen muss in einer<br />

erstmaligen Zulassungsprüfung beim <strong>Stahl</strong>hersteller<br />

nachgewiesen werden. Art <strong>und</strong> Umfang der geforderten<br />

Prüfung werden von Fall zu Fall vom <strong>GL</strong> festgelegt.<br />

2.3 Wird der <strong>Stahl</strong> nicht in dem Werk erschmolzen,<br />

in dem er gewalzt wird, ist dem Besichtiger im<br />

Walzwerk ein Zeugnis auszuhändigen, in dem das<br />

Erschmelzungsverfahren, der Name des <strong>Stahl</strong>herstellers<br />

die Schmelzen-Nummer <strong>und</strong> die Schmelzenanalyse<br />

(Pfannenanalyse) anzugeben sind. Dem Besichtiger<br />

muss Zugang zu dem Werk ermöglicht werden, das<br />

den <strong>Stahl</strong> hergestellt hat.<br />

3. Herstellungsverfahren<br />

3.1 Der <strong>Stahl</strong> muss nach dem Sauerstoff-Blasverfahren,<br />

im Elektro-Ofen oder nach anderen, vom <strong>GL</strong><br />

besonders zugelassenen Verfahren hergestellt werden.<br />

3.2 Das Desoxydationsverfahren, das für den<br />

jeweiligen Gütegrad angewendet wird, muss den Angaben<br />

der Tabelle 1.2 bzw. 1.3 entsprechen.<br />

3.3 Definitionen für die in Betracht kommenden<br />

Walzverfahren, wie normalisierendes Walzen oder<br />

thermomechanisches Walzen ohne bzw. mit anschließender<br />

Intensivkühlung sind in A.4.3 festgelegt.<br />

4. Chemische Zusammensetzung<br />

4.1 Die chemische Zusammensetzung von Proben<br />

aus jeder Schmelze ist durch den Hersteller in dafür<br />

angemessen ausgerüsteten <strong>und</strong> mit sachk<strong>und</strong>igen Personen<br />

besetzten Labors zu bestimmen <strong>und</strong> muss die<br />

Anforderungen nach der Tabelle 1.2 bzw. 1.3 erfüllen.<br />

Für Bleche <strong>und</strong> Breitflachstähle mit Dicken über<br />

50 mm können geringe Abweichungen von der vorgeschriebenen<br />

chemischen Zusammensetzung nach<br />

Vereinbarung mit dem <strong>GL</strong> zugelassen werden.<br />

4.2 Die vom Hersteller bescheinigte Analyse<br />

wird anerkannt; jedoch kann der Besichtiger gelegentliche<br />

Kontrollanalysen verlangen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–6<br />

4.3 Für TM-gewalzte Stähle gelten folgende<br />

Sondervorschriften:<br />

4.3.1 Das Kohlenstoff-Aquivalent C Äq muss innerhalb<br />

der Grenzwerte nach Tabelle 1.4 liegen.<br />

4.3.2 Für die Beurteilung der Schweißbarkeit kann<br />

anstelle des Kohlenstoff-Äquivalents auch der P cm-<br />

Wert (Kaltrissempfindlichkeit) nach folgender Formel<br />

bestimmt werden:<br />

Pcm = C +<br />

Si<br />

30<br />

+<br />

Mn<br />

20<br />

+<br />

Cu<br />

20<br />

+<br />

Ni<br />

60<br />

+<br />

Cr<br />

20<br />

+<br />

Mo<br />

15<br />

+<br />

V<br />

10<br />

+ 5B %<br />

[ ]<br />

In diesen Fällen ist der P cm-Wert mit dem <strong>GL</strong> zu vereinbaren.<br />

5. Lieferzustand<br />

Alle Erzeugnisse sind in einem Zustand zu liefern, der<br />

den Angaben nach den Tabellen 1.5 bzw. 1.6 entspricht.<br />

6. Mechanische Eigenschaften<br />

6.1 Beim Zugversuch ist entweder die obere<br />

Streckgrenze R eH oder, wenn diese sich nicht ausprägt,<br />

die 0,2 %-Dehngrenze R p0,2 zu bestimmen. Die<br />

Anforderungen gelten als erfüllt, wenn einer dieser<br />

Werte den vorgeschriebenen Mindestwert für die<br />

Streckgrenze R e erreicht oder überschreitet.<br />

6.2 Die im Zugversuch zu ermittelnden Ergebnisse<br />

müssen die in Tabelle 1.7 bzw. 1.8 genannten Anforderungen<br />

erreichen.<br />

Tabelle 1.2 Chemische Zusammensetzung <strong>und</strong> Desoxydationsverfahren für normalfeste Stähle<br />

Gütegrad <strong>GL</strong>–A <strong>GL</strong>–B <strong>GL</strong>–D <strong>GL</strong>–E<br />

Desoxydations-<br />

verfahren<br />

Für t ≤ 50 mm<br />

jedes;<br />

kein unberuhigter<br />

<strong>Stahl</strong> 1<br />

Für t > 50 mm<br />

beruhigt<br />

Für t ≤ 50 mm<br />

jedes;<br />

kein unberuhigter<br />

<strong>Stahl</strong><br />

Für t > 50 mm<br />

beruhigt<br />

Für t ≤ 25 mm<br />

beruhigt<br />

Für t > 25 mm<br />

beruhigt <strong>und</strong><br />

feinkornbehandelt<br />

beruhigt <strong>und</strong><br />

feinkornbehandelt<br />

Chemische<br />

Zusammensetzung [%]<br />

(Schmelzanalyse) 4, 7, 8<br />

Die Summe aus Kohlenstoff <strong>und</strong> 1/6 Mangan darf 0,40 nicht überschreiten.<br />

Cmax 0,21 2 0,21 0,21 0,18<br />

Mn min 2,5 × C 0,80 3 0,60 0,70<br />

Si max 0,50 0,35 0,35 0,35<br />

P max 0,035 0,035 0,035 0,035<br />

S max 0,035 0,035 0,035 0,035<br />

Al (säurelösl.) min –– –– 0,015 5, 6 0,015 6<br />

t = Erzeugnisdicke<br />

Abschnitt 1 B<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

1 Profile in Gütegrad <strong>GL</strong>–A bis 12,5 mm dürfen nach besonderer Zulassung durch den <strong>GL</strong> auch aus unberuhigtem <strong>Stahl</strong> hergestellt werden<br />

2 Maximal 0,23 % für Profile.<br />

3 Wird <strong>Stahl</strong> in Gütegrad <strong>GL</strong>–B Kerbschlagbiegeversuchen unterzogen, kann der Mindestmangangehalt auf 0,60 % abgesenkt werden.<br />

4 Wenn eine <strong>Stahl</strong>sorte in thermomechanisch gewalztem Zustand geliefert wird, können Abweichungen von der chemischen Zusammensetzung<br />

zugelassen oder gefordert werden.<br />

5 Für Gütegrad <strong>GL</strong>–D über 25 mm Dicke<br />

6 Für den Gütegrad <strong>GL</strong>–D über 25 mm Dicke <strong>und</strong> den Gütegrad <strong>GL</strong>–E kann der Gesamtgehalt an Aluminium anstelle des säurelöslichen<br />

Anteils bestimmt werden. In diesen Fällen darf der Aluminiumgesamtgehalt nicht weniger als 0,020 % sein. Der <strong>GL</strong> kann außerdem eine<br />

Höchstgrenze für Aluminium vorschreiben. Entsprechend der Zulassung können auch andere feinkornbildende Elemente zugelassen werden.<br />

7 In der Schmelze dürfen die Höchstwerte folgender Elemente nicht überschritten werden:<br />

– Cu : 0,30 %<br />

– Cr : 0,20 %<br />

– Ni : 0,40 %<br />

– Mo : 0,08 %<br />

8 Erfordert das Herstellungsverfahren die Zugabe weiterer Elemente, sind deren Gehalte im Zeugnis des Herstellers mit anzugeben.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 1 B<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–7<br />

Tabelle 1.3 Chemische Zusammensetzung <strong>und</strong> Desoxydationsverfahren für höherfeste Stähle<br />

Gütegrad 1<br />

<strong>GL</strong>–A32, <strong>GL</strong>–D32, <strong>GL</strong>–E32<br />

<strong>GL</strong>–A36, <strong>GL</strong>–D36, <strong>GL</strong>–E36<br />

<strong>GL</strong>–A40, <strong>GL</strong>–D40, <strong>GL</strong>–E40<br />

Desoxydationsverfahren Beruhigt <strong>und</strong> feinkornbehandelt<br />

Chemische Zusammensetzung [%]<br />

(Schmelzanalyse)<br />

5, 7<br />

<strong>GL</strong>–F32<br />

<strong>GL</strong>–F36<br />

<strong>GL</strong>–F40<br />

C max. 0,18 0,16<br />

Mn 0,90 – 1,60 2 0,90 – 1,60<br />

Si max. 0,50 0,50<br />

P max. 0,035 0,025<br />

S max. 0,035 0,025<br />

Al (säurelöslich) min. 0,015 3, 4 0,015 3, 4<br />

Nb 0,02 – 0,05 4 0,02 – 0,05 4<br />

V 0,05 – 0,10 4 0,05 – 0,10 4<br />

⎫<br />

⎫<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎬ zus. 0,12 max. ⎬ zus. 0,12 max.<br />

⎪<br />

Ti max. 0,02 ⎭<br />

⎪<br />

0,02 ⎭<br />

Cu max. 0,30 0,30<br />

Cr max. 0,20 0,20<br />

Ni max. 0,40 0,80<br />

Mo max. 0,08 0,08<br />

N max. –– 0,009 (0,012 wenn Al vorhanden)<br />

Kohlenstoff-Äquivalent 6<br />

1 Der Gütegradbezeichnung kann der Buchstabe "H" hinzugefügt werden, z. B. <strong>GL</strong>–AH 36.<br />

2 Bei Dicken bis zu 12,5 mm kann der Mindest-Mangan-Gehalt auf 0,70 % vermindert werden.<br />

3 Anstelle des säurelöslichen Anteils kann der Aluminium-Gesamtgehalt bestimmt werden. In diesen Fällen darf der Aluminium-Gesamt-<br />

Gehalt nicht kleiner als 0,020 % sein.<br />

4 Der <strong>Stahl</strong> muss Aluminium, Niob, Vanadium oder andere geeignete feinkornbildende Elemente enthalten; <strong>und</strong> zwar entweder einzeln<br />

oder in einer Kombination. Bei Einzelverwendung gilt der vorgeschriebene Mindestwert. Bei einer Kombination der Elemente kommt<br />

der Mindesteinzelwert nicht zur Anwendung.<br />

5 Wird ein höherfester <strong>Stahl</strong> in thermomechanisch gewalztem Zustand geliefert, können Abweichungen von der chemischen<br />

Zusammensetzung zugelassen oder gefordert werden.<br />

6 Falls gefordert, ist das Kohlenstoff-Äquivalent aus der Schmelzanalyse nach folgender Formel zu bestimmen:<br />

Mn Cr + Mo + V Ni + Cu<br />

CÄq = C + + +<br />

6 5 15<br />

Diese Formel ist nur für Stähle anwendbar, die zu den Kohlenstoff-Mangan-Sorten gerechnet werden können. Sie gibt einen allgemeinen<br />

Anhalt für die Schweißeignung des <strong>Stahl</strong>es.<br />

7 Erfordert das Herstellungsverfahren das Zulegieren weiterer Elemente, sind deren Gehalte im Zeugnis des Herstellers mit anzugeben.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–8<br />

Tabelle 1.4 Kohlenstoff-Äquivalente für TM-gewalzte höherfeste Schiffbaustähle bis zu 150 mm<br />

Erzeugnisdicke<br />

Gütegrad<br />

<strong>GL</strong>–A 32, <strong>GL</strong>–D 32, <strong>GL</strong>–E 32, <strong>GL</strong>–F 32<br />

<strong>GL</strong>–A 36, <strong>GL</strong>–D 36, <strong>GL</strong>–E 36, <strong>GL</strong>–F 36<br />

<strong>GL</strong>–A 40, <strong>GL</strong>–D 40, <strong>GL</strong>–E 40, <strong>GL</strong>–F 40<br />

Kohlenstoff-Äquivalent [%], max. 1<br />

Erzeugnisdicke t [mm]<br />

t ≤ 50 50 < t ≤ 150<br />

0,36<br />

0,38<br />

0,40<br />

1 Es bleibt dem Hersteller <strong>und</strong> Verarbeiter (Werft) überlassen, in besonderen Fällen niedrigere Werte zu vereinbaren.<br />

Tabelle 1.5 Lieferzustände für normalfeste Stähle<br />

Gütegrad Erzeugnisdicke t [mm] Lieferzustand<br />

<strong>GL</strong>–A<br />

<strong>GL</strong>–B<br />

<strong>GL</strong>–D<br />

≤ 50 jeder<br />

0,38<br />

0,40<br />

0,42<br />

50 < t ≤ 150 normalgeglüht, normalisierend oder TM-gewalzt 1<br />

≤ 50 jeder<br />

50 < t ≤ 150 normalgeglüht, normalisierend oder TM-gewalzt 1<br />

≤ 35 jeder<br />

35 < t ≤ 150 normalgeglüht, normalisierend oder TM-gewalzt 2<br />

<strong>GL</strong>–E ≤ 150 normalgeglüht oder TM-gewalzt 2<br />

1 Bei besonderer Zulassung durch den <strong>GL</strong> können Bleche der Gütegrade <strong>GL</strong>–A <strong>und</strong> <strong>GL</strong>–B auch im Walzzustand geliefert werden, vgl. 13.2.<br />

2 Bei besonderer Zulassung durch den <strong>GL</strong> können Profile in Gütegrad <strong>GL</strong>–D im Walzzustand geliefert werden, wenn durch Kerbschlagbiegeversuche<br />

zufrieden stellende Ergebnisse gleichbleibend ermittelt werden. Dementsprechend können Profile in Gütegrad <strong>GL</strong>–E im Walzzustand oder<br />

normalisierend gewalzt geliefert werden. Der Umfang der Kerbschlagbiegeversuche ist hierfür nach 13.2.2 bzw. 13.3.3 zu bestimmen.<br />

Tabelle 1.6 Lieferzustände für höherfeste Stähle<br />

Gütegrad<br />

<strong>GL</strong>–A 32<br />

<strong>GL</strong>–A 36<br />

Verwendete<br />

Feinkornelemente<br />

Nb bzw. V<br />

Al allein<br />

oder<br />

mit Ti<br />

<strong>GL</strong>–A 40 jedes<br />

<strong>GL</strong>–D 32<br />

<strong>GL</strong>–D 36<br />

Abschnitt 1 B<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Nb bzw. V<br />

Al allein<br />

oder<br />

mit Ti<br />

Dickenbereich t<br />

[mm]<br />

Lieferzustand<br />

≤ 12,5 jeder<br />

12,5 < t ≤ 150 normalgeglüht, normalisierend oder TM-gewalzt 2<br />

≤ 20 jeder<br />

20 < t ≤ 35 jeder, aber Walzzustand nur mit besonderer <strong>GL</strong>-Zulassung 2<br />

35 < t ≤ 150 normalgeglüht, normalisierend oder TM-gewalzt 2<br />

≤ 12,5 jeder<br />

12,5 < t ≤ 50 normalgeglüht, normalisierend oder TM-gewalzt<br />

50 < t ≤ 150 normalgeglüht, TM-gewalzt oder vergütet<br />

≤ 12,5 jeder<br />

12,5 < t ≤ 150 normalgeglüht, normalisierend oder TM-gewalzt 2<br />

≤ 20 jeder<br />

20 < t ≤ 25 jeder, aber Walzzustand nur mit besonderer <strong>GL</strong>-Zulassung 1<br />

25 < t ≤ 150 normalgeglüht, normalisierend oder TM-gewalzt 2


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Tabelle 1.6 Lieferzustände für höherfeste Stähle (Fortsetzung)<br />

Gütegrad<br />

Verwendete<br />

Feinkornelemente<br />

<strong>GL</strong>–D 40 jedes<br />

<strong>GL</strong>–E 32<br />

<strong>GL</strong>–E 36<br />

jedes<br />

Dickenbereich t<br />

[mm]<br />

Lieferzustand<br />

≤ 50 normalgeglüht, normalisierend oder TM-gewalzt<br />

50 < t ≤ 150 normalgeglüht, TM-gewalzt oder vergütet<br />

≤ 50 normalgeglüht oder TM-gewalzt 2<br />

50 < t ≤ 150 normalgeglüht oder TM-gewalzt<br />

<strong>GL</strong>–E 40 jedes ≤ 150 normalgeglüht, TM-gewalzt oder vergütet<br />

<strong>GL</strong>–F 32<br />

<strong>GL</strong>–F 36<br />

<strong>GL</strong>–F 40<br />

jedes ≤ 150 normalgeglüht, TM-gewalzt oder vergütet 3<br />

1 Der Umfang der Kerbschlagbiegeversuche ist in 13.2.2 festgelegt.<br />

2 Bei besonderer Zulassung durch den <strong>GL</strong> können Profile in Gütegrad <strong>GL</strong>–A 32, <strong>GL</strong>–A 36, <strong>GL</strong>–D 32 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>–D 36 im Walzzustand<br />

geliefert werden, wenn durch Kerbschlagbiegeversuche zufrieden stellende Ergebnisse gleich bleibend ermittelt werden.<br />

Dementsprechend können Profile in Gütegrad <strong>GL</strong>–E 32 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>–E 36 im Walzzustand oder normalisierend gewalzt geliefert werden. Der<br />

Umfang der Kerbschlagbiegeversuche ist hierfür nach 13.2.2 <strong>und</strong> 13.2.3 zu bestimmen.<br />

3 Bei besonderer Zulassung durch den <strong>GL</strong> können Profile in Gütegrad <strong>GL</strong>–F 32 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>–F 36 in Dicken ≤ 50 mm im Walzzustand oder<br />

normalisierend gewalzt geliefert werden. Der Umfang der Kerbschlagbiegeversuche ist hierfür nach 13.3 zu bestimmen.<br />

Tabelle 1.7 Mechanische Eigenschaften für normalfeste Stähle<br />

Gütegrad <br />

Streckgrenze<br />

R eH<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

Abschnitt 1 B<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–9<br />

Zugfestigkeit<br />

R m<br />

Bruchdehnung 1<br />

( bei L o = 5,65 ⋅ So)<br />

A<br />

[N/mm 2 ] [%]<br />

min.<br />

Prüftemp.<br />

[°C]<br />

Kerbschlagarbeit<br />

KV<br />

[J]<br />

min.<br />

t ≤ 50 [mm] 50 < t ≤ 70 [mm] 70 < t ≤ 150 [mm]<br />

längs quer längs quer längs quer<br />

<strong>GL</strong>–A +20 –– –– 34 4 24 4 41 4 27 4<br />

<strong>GL</strong>–B 0 27 3 20 3 <strong>GL</strong>–D<br />

235 400 – 520<br />

–20 27 20<br />

34<br />

34<br />

24<br />

24<br />

41<br />

41<br />

27<br />

27<br />

<strong>GL</strong>–E<br />

2 22<br />

–40 27 20 34 24 41 27<br />

t = Erzeugnisdicke [mm]<br />

1 Geforderte Bruchdehnung für Flachproben mit Messlänge Lo = 200 mm, Breite = 25 mm <strong>und</strong> Probendicke = Erzeugnisdicke:<br />

Erzeugnisdicke t [mm] ≤ 5<br />

> 5<br />

≤ 10<br />

> 10<br />

≤ 15<br />

Bruchdehnung A 200 mm [%] 14 16 17 18 19 20 21 22<br />

2 Bei Profilen in Gütegrad <strong>GL</strong>–A darf die Obergrenze der Zugfestigkeit unabhängig von der Erzeugnisdicke nach Vereinbarung mit dem<br />

<strong>GL</strong> überschritten werden.<br />

3 Kerbschlagbiegeversuche werden im Allgemeinen nicht für Stähle in Gütegrad <strong>GL</strong>–B bis 25 mm Dicke gefordert.<br />

4 Für Erzeugnisse in Gütegrad <strong>GL</strong>–A mit Dicken über 50 mm werden Kerbschlagbiegeversuche nicht gefordert, wenn der <strong>Stahl</strong><br />

feinkornbehandelt ist <strong>und</strong> normalgeglüht wird. TM-gewalzte Stähle können ebenfalls ohne Kerbschlagbiegeversuche geliefert werden,<br />

wenn der <strong>GL</strong> auf deren Durchführung verzichtet hat.<br />

> 15<br />

≤ 20<br />

> 20<br />

≤ 25<br />

> 25<br />

≤ 30<br />

> 30<br />

≤ 40<br />

> 40<br />

≤ 50


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–10<br />

Tabelle 1.8 Mechanische Eigenschaften für höherfeste Stähle<br />

Gütegrad<br />

<strong>GL</strong>-A32<br />

<strong>GL</strong>-D32<br />

<strong>GL</strong>-E32<br />

<strong>GL</strong>-F32<br />

<strong>GL</strong>-A36<br />

<strong>GL</strong>-D36<br />

<strong>GL</strong>-E36<br />

<strong>GL</strong>-F36<br />

<strong>GL</strong>-A40<br />

<strong>GL</strong>-D40<br />

<strong>GL</strong>-E40<br />

<strong>GL</strong>-F40<br />

Streckgrenze<br />

R eH<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

Zugfestigkeit<br />

R m<br />

Bruchdehnung 1<br />

( bei L o = 5,65 ⋅ So)<br />

A<br />

[N/mm 2 ] [%]<br />

min.<br />

315 440 - 570 2 22<br />

355 490 - 630 2 21<br />

390 510 - 660 2 20<br />

t = Erzeugnisdicke [mm]<br />

Prüftemp.<br />

[°C]<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

–60<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

–60<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

–60<br />

Kerbschlagarbeit<br />

KV<br />

[J]<br />

min.<br />

t ≤ 50 [mm] 50 < t ≤ 70 [mm] 70 < t ≤ 150 [mm]<br />

längs quer längs quer längs quer<br />

31 22 38 26 46 31<br />

34 24 41 27 50 34<br />

41 27 46 31 55 37<br />

1 Geforderte Bruchdehnung für Flachproben mit Messlänge Lo = 200 mm, Breite = 25 mm <strong>und</strong> Probendicke = Erzeugnisdicke<br />

Bruchdehnung<br />

A 200 mm [%]<br />

Abschnitt 1 B<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Erzeugnisdicke t [mm] > 5<br />

<strong>GL</strong>-A32, -D32, -E32, -F32<br />

<strong>GL</strong>-A36, -D36, -E36, -F36<br />

<strong>GL</strong>-A40, -D40, -E40, -F40<br />

14<br />

13<br />

12<br />

> 5<br />

≤ 10<br />

16<br />

15<br />

14<br />

> 10<br />

≤ 15<br />

17<br />

16<br />

15<br />

> 15<br />

≤ 20<br />

18<br />

17<br />

16<br />

> 20<br />

≤ 25<br />

19<br />

18<br />

17<br />

> 25<br />

≤ 30<br />

20<br />

19<br />

18<br />

> 30<br />

≤ 40<br />

2 Bei TM-gewalzten Stählen wird die Unterschreitung des unteren Grenzwertes für die Zugfestigkeit um bis zu 30 N/mm2 nicht<br />

beanstandet.<br />

6.3 Die Mindestanforderungen an die Kerbschlagarbeit<br />

beziehen sich auf Charpy-V-Proben, die<br />

entweder in Längs- oder Querrichtung entnommen<br />

werden. Im Allgemeinen sind Längsproben zu entnehmen<br />

<strong>und</strong> zu prüfen. Für besondere Anwendungsfälle<br />

können auch Querproben geprüft werden, wenn<br />

dieses vom Besteller oder vom <strong>GL</strong> gefordert wird. Die<br />

Anforderungen an Querproben müssen vom Hersteller<br />

gewährleistet werden.<br />

Die in den Tabellen genannten Werte für die Kerbschlagarbeit<br />

gelten für Normalproben mit den Abmessungen<br />

10 mm × 10 mm. Für Blechdicken kleiner als<br />

10 mm kann bei Zustimmung des <strong>GL</strong> auf den Kerbschlagbiegeversuch<br />

verzichtet werden oder es sind<br />

Untermaßproben mit verringerten Anforderungen wie<br />

folgt zu entnehmen:<br />

Probenabmessungen 10 mm × 7,5 mm:<br />

– 5/6 des Tabellenwertes<br />

Probenabmessungen 10 mm × 5,0 mm:<br />

– 2/3 des Tabellenwertes<br />

21<br />

20<br />

19<br />

> 40<br />

≤ 50<br />

22<br />

21<br />

20<br />

6.4 Der Mittelwert der Kerbschlagarbeit aus<br />

einem Satz von 3 Proben muss den Anforderungen<br />

nach Tabelle 1.7 oder 1.8 entsprechen. Ein Einzelwert<br />

davon darf unterhalb des Mittelwertes, aber nicht<br />

niedriger als 70 % dieses Wertes liegen.<br />

6.5 Im Allgemeinen werden keine Kerbschlagbiegeproben<br />

mehr gefordert, wenn die Erzeugnisdicke<br />

kleiner als 6 mm ist


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 1 B<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–11<br />

7. Fehlerfreiheit <strong>und</strong> Reparatur von Oberflächenfehlern<br />

7.1 Allgemeine Beschaffenheit<br />

7.1.1 Alle Erzeugnisse müssen die in A.5.1 genannten<br />

Anforderungen an die allgemeine Beschaffenheit<br />

erfüllen. Soweit nicht anders vereinbart, gilt<br />

für die Oberflächenbeschaffenheit der Erzeugnisse die<br />

Norm EN 10163, Lieferbedingungen für die Oberflächenbeschaffenheit<br />

von warmgewalzten <strong>Stahl</strong>erzeugnissen<br />

(Blech, Breitflachstahl <strong>und</strong> Profile), Klasse A,<br />

jedoch darf das Schleifen von Fehlstellen nur innerhalb<br />

der unter 7.2 genannten Grenzen erfolgen.<br />

7.1.2 Abweichend von den in A.5.3 genannten<br />

Bestimmungen dürfen Oberflächenfehler außer durch<br />

Schleifen auch durch Schweißen nach folgenden<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen beseitigt werden, wenn es sich um vereinzelte,<br />

örtlich begrenzte Fehlstellen handelt, deren<br />

Flächenanteil nicht mehr als 2 % der zu betrachtenden<br />

Oberflächenseite des Erzeugnisses ausmacht.<br />

7.2 Ausbesserung durch Schleifen<br />

Der Hersteller darf nach seinem Ermessen Oberflächenfehler<br />

durch Schleifen beseitigen, wenn dabei die Tiefe<br />

der Schleifstelle, bezogen auf die Nenndicke des Erzeugnisses,<br />

3 mm nicht überschreitet <strong>und</strong> noch mindestens<br />

93 % der Nenndicke erhalten bleiben. Außerdem müssen<br />

die dabei entstehenden Vertiefungen einen sanften Übergang<br />

zur umgebenden Erzeugnisoberfläche haben.<br />

7.3 Ausbesserung durch Schweißen<br />

Fehlstellen, die nicht durch Schleifen beseitigt werden<br />

können, dürfen durch Ausfugen <strong>und</strong>/oder Schleifen<br />

mit nachfolgendem Schweißen beseitigt werden, wenn<br />

der Besichtiger der Reparatur zugestimmt hat <strong>und</strong><br />

dabei folgende Anforderungen erfüllt werden.<br />

7.3.1 Nach dem Ausfugen bzw. Ausschleifen der<br />

Fehlstelle muss eine Restdicke von mindestens 80 %<br />

der Nenndicke vorhanden sein. Eine Unterschreitung<br />

dieses Grenzwertes ist nur in Ausnahmefällen zulässig,<br />

wenn dadurch die bestimmungsgemäße Verwendung<br />

des Erzeugnisses nicht beeinträchtigt wird.<br />

7.3.2 Alle Schweißungen müssen durch geschulte<br />

Schweißer nach einem zugelassenen Verfahren ausgeführt<br />

werden, wobei Elektroden mit kontrolliertem,<br />

niedrigem Wasserstoffgehalt zu verwenden sind. Dabei<br />

ist mindestens eine Lage überhöht zu schweißen,<br />

die anschließend oberflächeneben zu schleifen ist.<br />

7.3.3 Erzeugnisse, die normalgeglüht zu liefern sind,<br />

sind möglichst vor der Wärmebehandlung zu schweißen.<br />

Ist ein Schweißen nach dem Normalglühen erforderlich,<br />

kann eine erneute Wärmebehandlung gefordert werden.<br />

Erzeugnisse, die in thermomechanisch behandeltem<br />

Zustand oder warmgewalzt geliefert werden, sind nach<br />

dem Schweißen spannungsarm zu glühen, wenn eine<br />

sachgemäße Weiterverarbeitung anders nicht sichergestellt<br />

werden kann.<br />

7.3.4 Die ausgebesserten Stücke sind dem Besichtiger<br />

zur Endprüfung vorzustellen, wobei die Fehlerfreiheit<br />

durch ein geeignetes zerstörungsfreies Verfahren<br />

nachzuweisen ist.<br />

7.3.5 Für jede Schweißausbesserung muss der Hersteller<br />

ein Protokoll mit Angaben über die Größe <strong>und</strong><br />

Lage der Fehlstellen, die Einzelheiten des Schweißverfahrens<br />

<strong>und</strong> der ggf. durchgeführten Wärmebehandlung<br />

anfertigen <strong>und</strong> dem Besichtiger übergeben.<br />

8. Maße, zulässige Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

Hierfür gelten die Bestimmungen gemäß A.6. Für<br />

Flacherzeugnisse (Bleche <strong>und</strong> Breitflachstähle) für<br />

den Schiffbau gilt als zulässige untere Abweichung<br />

von der Nenndicke die Klasse B nach Tabelle 1.1, das<br />

heißt, die zulässige untere Abweichung beträgt für alle<br />

Erzeugnisdicken einheitlich – 0,3 mm.<br />

9. Identifizierung des Werkstoffes<br />

9.1 Der Hersteller muss ein Identifizierungssystem<br />

für Blöcke, Brammen <strong>und</strong> Fertigerzeugnisse einrichten,<br />

das es ermöglicht, den Werkstoff bis zur<br />

Erschmelzung zurück zu verfolgen.<br />

9.2 Dem Besichtiger sind alle Möglichkeiten<br />

einzuräumen, um die Rückverfolgung erforderlichenfalls<br />

vornehmen zu können.<br />

10. Prüfung <strong>und</strong> Besichtigung<br />

10.1 Prüfmöglichkeiten<br />

Der Hersteller muss dem Besichtiger alle notwendigen<br />

Mittel <strong>und</strong> Zugang zu allen Werksabteilungen gewähren,<br />

soweit dieses für den Nachweis der zugelassenen<br />

Herstellungsverfahren, für die Auswahl des Probenwerkstoffes,<br />

die Überwachung der Prüfungen nach<br />

den Vorschriften sowie für den Nachweis der Genauigkeit<br />

der Prüfgeräte erforderlich ist.<br />

10.2 Prüfverfahren<br />

Die vorgeschriebenen Prüfungen <strong>und</strong> Besichtigungen<br />

sind am Herstellungsort vor dem Versand der Erzeugnisse<br />

durchzuführen. Die Proben <strong>und</strong> Prüfverfahren<br />

müssen den Angaben nach <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong><br />

Prüfverfahren, Abschnitt 2 entsprechen. Sofern keine<br />

anderen Vereinbarungen mit dem <strong>GL</strong> getroffen sind,<br />

sind die Proben vom Besichtiger auszuwählen, zu<br />

kennzeichnen <strong>und</strong> in seiner Gegenwart zu prüfen.<br />

10.3 Zugversuche an in Dickenrichtung entnommenen<br />

Proben (Z-Proben)<br />

Werden Bleche <strong>und</strong> Breitflachstähle mit Dicken von<br />

15 bis 150 mm mit Anforderungen in Dickenrichtung<br />

bestellt, sind Zugproben mit der Probenachse senkrecht<br />

zur Erzeugnisoberfläche nach I. anzufertigen <strong>und</strong><br />

zu prüfen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–12<br />

10.4 Zerstörungsfreie Prüfung<br />

10.4.1 Werden Bleche <strong>und</strong> Breitflachstähle mit<br />

einem Ultraschallprüfzeugnis bestellt, sind die Prüfungen<br />

nach einer vom <strong>GL</strong> anerkannten Norm, z. B.<br />

nach EN 10160 auszuführen. Die Qualitätsklasse ist<br />

bei der Bestellung festzulegen.<br />

10.4.2 Die Schweißnähte geschweißter Hohlprofile<br />

aus Schiffbaustählen sind über die gesamte Länge<br />

einer zerstörungsfreien Prüfung zu unterziehen.<br />

10.4.2.1 Elektrisch geschweißte Hohlprofile<br />

Die Schweißnaht der Hohlprofile ist nach einer der<br />

folgenden Europäischen Normen zu prüfen:<br />

– nach EN 10246-3, Zulässigkeitsklasse E4, mit<br />

der Ausnahme, dass die Technik mit rotierendem<br />

Rohr oder mit rotierenden Sattelspulen<br />

nicht erlaubt ist<br />

– nach EN 10246-5, Zulässigkeitsklasse F5, oder<br />

EN 10246-8, Zulässigkeitsklasse U5<br />

10.4.2.2 Unterpulver-geschweißte Hohlprofile<br />

Die Schweißnaht der Hohlprofile ist entsprechend der<br />

Zulässigkeitsklasse U4 nach EN 10246-10, Bildgüteklasse<br />

R2, zu prüfen.<br />

Stumpfnähte, die dazu dienen, Band- oder Blechlängen<br />

beim Spiralnaht-Unterpulverschweißen zu verbinden,<br />

müssen über die gesamte Länge nach demselben<br />

Verfahren geprüft werden <strong>und</strong> dieselben Zulässigkeitsbedingungen<br />

erfüllen wie die Hauptschweißnaht.<br />

10.5 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Die Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit <strong>und</strong> der Abmessungen<br />

fällt in die Verantwortung des Walzwerkes.<br />

Die Abnahmeprüfung durch den Besichtiger entbindet<br />

den Hersteller nicht von dieser Verantwortung.<br />

11. Probenwerkstoff<br />

11.1 Definitionen<br />

11.1.1 Die Bezeichnung "Stück" bedeutet ein Walzerzeugnis,<br />

das aus einer einzelnen Bramme einem<br />

einzelnen Knüppel oder Block direkt zu einem Blech,<br />

Profil oder Stab ausgewalzt wird.<br />

11.1.2 Die Bezeichnung "Stapel" bedeutet ein aus<br />

gleichartigen Stücken bestehendes Prüflos aus gleicher<br />

Schmelze, das geschlossen zur Prüfung vorgestellt wird.<br />

11.2 Probenabschnitt<br />

Abschnitt 1 B<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

11.2.1 Der für die Prüfung in einem Stapel (einem<br />

Prüflos) zusammengefasste Werkstoff muss von gleicher<br />

Erzeugnisform z. B. Blech, Breitflachstahl, Profil<br />

sein, aus der gleichen Schmelze stammen <strong>und</strong> im<br />

gleichen Lieferzustand sein.<br />

11.2.2 Die Probenabschnitte müssen für den Werkstoff<br />

repräsentativ sein <strong>und</strong> dürfen - sofern dem keine<br />

technischen Gründe entgegenstehen - erst nach der<br />

Endwärmebehandlung vom Prüfstück abgetrennt werden.<br />

11.2.3 Die Probenabschnitte dürfen nicht getrennt<br />

wärmebehandelt werden.<br />

11.2.4 Für die Entnahme der Probenabschnitte gelten<br />

die Vorschriften gemäß A.8.2.<br />

12. Proben für mechanische Versuche<br />

12.1 Zugproben<br />

Die Abmessungen der Zugproben sind nach <strong>Kapitel</strong> 1<br />

– Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 2, D. zu<br />

wählen. Im Allgemeinen sind für Bleche, Breitflachstähle<br />

<strong>und</strong> Profile Flachzugproben mit der ganzen<br />

Erzeugnisdicke als Probendicke zu wählen. R<strong>und</strong>zugproben<br />

können verwendet werden, wenn die Erzeugnisdicke<br />

40 mm übersteigt oder bei Stäben <strong>und</strong> ähnlichen<br />

Erzeugnissen. Als Alternative zu diesen Proben<br />

können auch bei kleinen Stäben <strong>und</strong> Profilen Proben<br />

mit dem vollen Querschnitt <strong>und</strong> entsprechender Länge<br />

geprüft werden.<br />

12.2 Kerbschlagbiegeproben<br />

Kerbschlagbiegeproben müssen der Probenform<br />

Charpy-V entsprechen <strong>und</strong> mit der Probenlängsseite<br />

2 mm unterhalb der Walzoberfläche liegend entnommen<br />

werden. Sie sind mit ihren Probenachsen<br />

entweder "längs" oder "quer" zur Hauptwalzrichtung<br />

anzuordnen, wie aus den Tabellen 1.7 <strong>und</strong> 1.8<br />

ersichtlich ist. Der Kerb ist in die Probenseite so<br />

einzufräsen, dass dieser mit seiner Achse senkrecht<br />

zur Erzeugnisoberfläche steht. Die Lage des Kerbs<br />

darf nicht näher als 25 mm von einer brenngeschnittenen<br />

Kante oder einer Scherenkante liegen.<br />

Wenn die Erzeugnisdicke größer als 40 mm ist,<br />

müssen die Kerbschlagbiegeproben so entnommen<br />

werden, dass die Probenachse auf 1/4 Erzeugnisdicke<br />

angeordnet ist.<br />

13. Anzahl der Proben<br />

13.1 Anzahl der Zugproben<br />

Falls mit dem <strong>GL</strong> keine Sondervereinbarungen getroffen<br />

sind, ist von einem Stück aus jedem vorgestellten<br />

Prüflos (max. 50 t aus gleicher Schmelze) eine Zugprobe<br />

zu entnehmen. Ist das Gewicht des fertigen<br />

Werkstoffes größer als 50 t, ist eine weitere Zugprobe<br />

von jeden 50 t oder Teilmengen davon von einem<br />

anderen Stück zu entnehmen. Zusätzliche Proben sind<br />

für jede Dicken- oder Durchmesserabweichungen von<br />

10 mm bei Erzeugnissen aus gleicher Schmelze vorzusehen.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 1 B<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–13<br />

13.2 Anzahl der Kerbschlagbiegeproben (ausgenommen<br />

für die Gütegrade <strong>GL</strong>–E, <strong>GL</strong>–<br />

E 32, <strong>GL</strong>–E 36, <strong>GL</strong>–E 40, <strong>GL</strong>–F 32, <strong>GL</strong>–<br />

F 36 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>–F 40)<br />

13.2.1 Falls mit dem <strong>GL</strong> keine Sondervereinbarungen<br />

getroffen sind, ist von einem Stück aus jedem vorgestellten<br />

Prüflos (max. 50 t aus gleicher Schmelze) mindestens<br />

ein Satz von 3 Charpy-V-Proben zu entnehmen.<br />

Ist das Gewicht des fertigen Werkstoffes größer<br />

als 50 t, ist ein weiterer Satz von 3 Proben von jeden 50<br />

t oder Teilmengen davon von einem anderen Stück zu<br />

entnehmen.<br />

Von Blechen der Güte <strong>GL</strong>–A 40 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>–D 40 im<br />

vergüteten Zustand ist ein Satz Kerbschlagbiegeproben<br />

je Wärmebehandlungslänge zu entnehmen.<br />

Wenn Bleche, ausgenommen solche in Gütegrad <strong>GL</strong>–A,<br />

mit Dicken über 50 mm in normalisierend gewalztem<br />

Zustand geliefert werden, beträgt das Prüflos für die Probenentnahme<br />

höchstens 25 t oder Teilmengen davon.<br />

13.2.2 Wenn bei Zustimmung des <strong>GL</strong> Werkstoff im<br />

Walzzustand geliefert werden darf, ist die Anzahl der<br />

Kerbschlagproben zu erhöhen, so dass ein Probensatz<br />

je 25 t oder Teilmengen davon zu entnehmen ist. Entsprechendes<br />

gilt, wenn Bleche in Gütegrad <strong>GL</strong>–A<br />

über 50 mm Dicke im Walzzustand geliefert werden.<br />

In diesem Fall ist je 50 t oder Teilmengen davon ein<br />

Satz von drei Kerbschlagbiegeproben zu entnehmen.<br />

13.2.3 Das Stück, das für die Entnahme der Kerbschlagbiegeproben<br />

auszuwählen ist, muss das dickste<br />

Stück im Prüflos sein.<br />

13.2.4 Aus den Tabelle 1.9 <strong>und</strong> 1.10 ist die Prüflosgröße<br />

in Abhängigkeit von Lieferzustand <strong>und</strong> Erzeugnisdicke<br />

ersichtlich.<br />

13.3 Anzahl der Kerbschlagbiegeproben bei<br />

den Gütegraden <strong>GL</strong>–E, <strong>GL</strong>–E 32, <strong>GL</strong>–<br />

E 36, <strong>GL</strong>–E 40, <strong>GL</strong>–F 32, <strong>GL</strong>–F 36 <strong>und</strong><br />

<strong>GL</strong>–F 40<br />

13.3.1 Für Bleche, die in normalgeglühtem oder<br />

TM-gewalztem Zustand geliefert werden, ist ein Probensatz<br />

von jeder Walztafel zu nehmen. Bei vergüteten<br />

Blechen ist ein Probensatz von jeder Wärmebehandlungslänge<br />

zu nehmen.<br />

13.3.2 Bei Profilen ist ein Probensatz von jeder Prüfeinheit<br />

von 25 t oder Teilmengen davon zu nehmen.<br />

13.3.3 Wenn bei Vorliegen einer besonderen Zulassung<br />

Profile, ausgenommenen solche in Gütegrad <strong>GL</strong>–<br />

E 40 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>–F 40, im Walzzustand oder in normalisierend<br />

gewalztem Zustand geliefert werden dürfen,<br />

ist ein Probensatz von jedem Prüflos von 15 t oder<br />

Teilmengen davon zu entnehmen.<br />

13.3.4 Die nach 13.3.1 oder 13.3.3 zu entnehmenden<br />

Proben müssen aus dem dicksten Stück jedes Prüfloses<br />

genommen werden.<br />

13.3.5 Aus den Tabelle 1.9 <strong>und</strong> 1.10 ist die Prüflosgröße<br />

in Abhängigkeit von Lieferzustand <strong>und</strong> Erzeugnisdicke<br />

ersichtlich.<br />

14. Wiederholungsprüfungen<br />

14.1 Wenn bei einem Zugversuch die Anforderungen<br />

nicht erfüllt werden, oder der Mittelwert von drei<br />

Kerbschlagbiegeproben die Bedingungen nicht erfüllt<br />

oder ein Einzelwert eines Kerbschlagbiegeversuches<br />

unterhalb der Anforderungen liegt, sind Wiederholungsprüfungen<br />

nach <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong><br />

Prüfverfahren, Abschnitt 2, H. durchzuführen. Dabei<br />

sind die dort genannten Bedingungen zu erfüllen.<br />

15. Kennzeichnung<br />

15.1 Jedes fertige Stück ist durch den Hersteller an<br />

mindestens einer Stelle mit dem Stempel des <strong>GL</strong> <strong>und</strong><br />

folgenden Einzelheiten deutlich zu kennzeichnen:<br />

– <strong>Stahl</strong>gütegrad-Bezeichnung (z. B. <strong>GL</strong>–A,<br />

<strong>GL</strong>–A 36)<br />

– Stähle mit besonderer Zulassung des <strong>GL</strong>, die in<br />

ihren Anforderungen von diesen Vorschriften abweichen<br />

(vgl. 1.4) müssen mit dem Buchstaben<br />

"S" hinter der Gütegrad-Bezeichnung versehen<br />

werden (z. B. <strong>GL</strong>–A 36 S, <strong>GL</strong>-E S)<br />

– Werkstoff, der im Zustand thermomechanisch<br />

gewalzt geliefert wird, muss die Buchstaben TM<br />

hinter der Gütegrad-Bezeichnung tragen (z. B.<br />

<strong>GL</strong>–E 36 TM)<br />

– Name oder Kennzeichen zur Identifizierung des<br />

<strong>Stahl</strong>werkes<br />

– Schmelzen-Nr. oder eine andere Nummer zur<br />

Identifizierung des Stückes<br />

– wenn vom Besteller vorgeschrieben, seine Auftrags-Nr.<br />

oder ein anderes Identifizierungszeichen<br />

15.2 Mit Ausnahme des Herstellernamens oder<br />

seines Handelzeichens - sofern diese auf das fertige<br />

Erzeugnis aufgestempelt sind - sind die vorgenannten<br />

Einzelheiten farbig zu umranden oder auf eine andere<br />

Art sichtbar zu machen, so dass sie leicht erkennbar<br />

sind.<br />

15.3 Wenn eine Anzahl von Erzeugnissen mit<br />

geringem Einzelgewicht in Paketen oder Bündeln<br />

sicher zusammengefasst sind, genügt bei Zustimmung<br />

des <strong>GL</strong> die Kennzeichnung nur des obersten Stückes<br />

im Paket oder die Kennzeichnung eines sicher mit<br />

dem Bündel verb<strong>und</strong>enen, widerstandsfähigen Anhängers.<br />

15.4 Falls ein Erzeugnis bereits den <strong>GL</strong>-Stempel<br />

trägt, aber die Prüfbedingungen nicht erfüllt hat, muss<br />

der Hersteller den Stempel unmissverständlich beseitigen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–14<br />

Tabelle 1.9 Geforderter Lieferzustand <strong>und</strong> Anzahl der Kerbschlagbiegeproben für normalfeste Stähle<br />

Gütegrad<br />

<strong>GL</strong>-A<br />

<strong>GL</strong>-B<br />

<strong>GL</strong>-D<br />

<strong>GL</strong>-E<br />

Abschnitt 1 B<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Desoxydationsverfahren<br />

Erzeugnisform<br />

unberuhigt Profil<br />

Für t £ 50 mm<br />

alle, ausgen.<br />

unberuhigt.<br />

Für t > 50 mm<br />

beruhigt<br />

Für t £ 50 mm<br />

alle, ausgen.<br />

unberuhigt.<br />

Für t > 50 mm<br />

beruhigt<br />

Blech<br />

Profil<br />

Blech<br />

Profil<br />

1, 2<br />

Lieferzustand (Prüflose für den Kerbschlagbiegeversuch)<br />

A (-)<br />

A (-)<br />

A (-)<br />

Erzeugnisdicke t [mm]<br />

12,5 25 35 50<br />

A (-)<br />

A (-)<br />

A (50)<br />

A (50)<br />

beruhigt Blech, Profil A (50) nicht anwendbar<br />

beruhigt<br />

<strong>und</strong><br />

feinkornbehandelt<br />

beruhigt<br />

<strong>und</strong><br />

feinkornbehandelt<br />

Blech<br />

Profil<br />

Blech<br />

Profil<br />

A (50)<br />

A (50)<br />

N (jede Walztafel)<br />

TM (jede Walztafel)<br />

N (25)<br />

TM (25)<br />

W* (15), NW* (15)<br />

nicht anwendbar<br />

N (50)<br />

NW (50)<br />

TM (50)<br />

N (50)<br />

NW (50)<br />

TM (50)<br />

W* (25)<br />

N (-)<br />

TM (50), TM (-) 3<br />

NW (50), W* (50)<br />

nicht anwendbar<br />

N (50)<br />

TM (50)<br />

NW (25), W* (25)<br />

nicht anwendbar<br />

N (50)<br />

TM (50)<br />

NW (25)<br />

nicht anwendbar<br />

nicht anwendbar<br />

1<br />

Lieferzustand:<br />

A = alle Verfahren<br />

N = normalgeglüht<br />

NW = normalisierend gewalzt<br />

TM = thermomechanisch gewalzt<br />

W* = warmgewalzt mit besonderer <strong>GL</strong>-Zulassung<br />

NW* = normalisierend gewalzt mit besonderer <strong>GL</strong>-Zulassung<br />

2<br />

Anzahl der Kerschlagbiegeversuche:<br />

Von jedem Prüflos oder Teilmengen davon ist ein Satz Kerbschlagbiegeproben zu entnehmen, wobei das Gewicht des Prüfloses in<br />

Klammern ( ) angegeben ist. (-) bedeutet, daß der Kerbschlagbiegeversuch entfällt.<br />

3<br />

Bei besonderer <strong>GL</strong>-Zulassung, vgl. Fußnote 4 in Tabelle 1.7.<br />

150


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Tabelle 1.10 Geforderter Lieferzustand <strong>und</strong> Anzahl der Kerbschlagbiegeproben für höherfeste Stähle<br />

Gütegrad<br />

Desoxydationsverfahren<br />

beruhigt <strong>und</strong><br />

<strong>GL</strong>-A32 feinkorn-<br />

<strong>GL</strong>-A36 behandelt<br />

<strong>GL</strong>-A40<br />

beruhigt <strong>und</strong><br />

feinkornbehandelt<br />

beruhigt <strong>und</strong><br />

<strong>GL</strong>-D32<br />

feinkorn-<br />

<strong>GL</strong>-D36<br />

behandelt<br />

<strong>GL</strong>-D40<br />

<strong>GL</strong>-E32<br />

<strong>GL</strong>-E36<br />

<strong>GL</strong>-E40<br />

Abschnitt 1 B<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–15<br />

beruhigt <strong>und</strong><br />

feinkornbehandelt<br />

beruhigt <strong>und</strong><br />

feinkornbehandelt<br />

beruhigt <strong>und</strong><br />

feinkornbehandelt<br />

Feinkornelement<br />

Nb bzw. V<br />

Al allein<br />

oder mit Ti<br />

jedes<br />

Nb bzw. V<br />

Al allein<br />

oder mit Ti<br />

jedes<br />

jedes<br />

jedes<br />

Erzeugnisform<br />

Blech<br />

Profil<br />

Blech<br />

Profil<br />

1, 2<br />

Lieferzustand (Prüflose für den Kerbschlagbiegeversuch)<br />

A (50)<br />

A (50)<br />

Blech, Profil A (50)<br />

Blech<br />

Profil A (50)<br />

Erzeugnisdicke t [mm]<br />

12,5 20 25 35 50<br />

A (50)<br />

Blech A (50)<br />

Profil A (50)<br />

Blech, Profil<br />

Blech<br />

Profil<br />

Blech<br />

Profil<br />

A (50)<br />

A (50)<br />

N (50)<br />

NW (50)<br />

TM (50)<br />

N (50)<br />

NW (50), TM (50)<br />

N (50)<br />

NW (50), TM (50)<br />

W* (25)<br />

N (50), NW (50),<br />

TM (50)<br />

N (50)<br />

NW (50)<br />

TM (50)<br />

W* (25)<br />

N (50)<br />

NW (50)<br />

TM (50)<br />

N (jede Walztafel)<br />

TM (jede Walztafel)<br />

N (25)<br />

TM (25)<br />

W* (15), NW* (15)<br />

150<br />

N (50), NW (50),<br />

TM (50)<br />

nicht anwendbar<br />

W* (25) nicht anwendbar<br />

N (50)<br />

NW (50), TM (50)<br />

N (50)<br />

NW (50), TM (50)<br />

W* (25)<br />

W*(25) nicht anwendbar<br />

N (50), NW (50), TM (50)<br />

N (50)<br />

NW (50), TM (50)<br />

W* (25)<br />

N (jede Walztafel)<br />

TM (jede Walztafel)<br />

V (je Wärmebehandlungslänge)<br />

N (25)<br />

TM (25)<br />

V (25)<br />

N (50), NW (25),<br />

TM (50)<br />

nicht anwendbar<br />

N (50)<br />

TM (50)<br />

V (je Wärmebehandlungslänge)<br />

N (50), NW (25),<br />

TM (50)<br />

nicht anwendbar<br />

N (50), NW (25),<br />

TM (50)<br />

nicht anwendbar<br />

N (50)<br />

TM (50)<br />

V (je Wärmebehandlungslänge)<br />

nicht anwendbar<br />

nicht anwendbar


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–16<br />

Tabelle 1.10 Geforderter Lieferzustand <strong>und</strong> Anzahl der Kerbschlagbiegeproben für höherfeste Stähle<br />

(Fortsetzung)<br />

Gütegrad<br />

<strong>GL</strong>-F32<br />

<strong>GL</strong>-F36<br />

<strong>GL</strong>-F40<br />

Desoxydationsverfahren<br />

beruhigt <strong>und</strong><br />

feinkornbehandelt<br />

beruhigt <strong>und</strong><br />

feinkornbehandelt<br />

Feinkornelement<br />

jedes<br />

jedes<br />

Erzeugnisform<br />

Blech<br />

Profil<br />

Blech<br />

Profil<br />

1, 2<br />

Lieferzustand (Prüflose für den Kerbschlagbiegeversuch)<br />

Erzeugnisdicke t [mm]<br />

N (jede Walztafel)<br />

TM (jede Walztafel)<br />

V (je Wärmebehandlungslänge)<br />

N (25)<br />

TM (25)<br />

V (25)<br />

NW* (15)<br />

N (jede Walztafel)<br />

TM (jede Walztafel)<br />

V (je Wärmebehandlungslänge)<br />

N (25)<br />

TM (25)<br />

V (25)<br />

50<br />

150<br />

nicht anwendbar<br />

nicht anwendbar<br />

1<br />

Lieferzustand:<br />

A = alle Verfahren<br />

N = normalgeglüht<br />

NW = normalisierend gewalzt<br />

TM = thermomechanisch gewalzt<br />

V = vergütet<br />

W* = warmgewalzt mit besonderer <strong>GL</strong>-Zulassung<br />

NW* = normalisierend gewalzt mit besonderer <strong>GL</strong>-Zulassung<br />

2<br />

Anzahl der Kerbschlagbiegeversuche:<br />

Von jedem Prüflos oder Teilmengen davon ist ein Satz Kerbschlagbiegeproben zu nehmen, wobei das Gewicht des Prüfloses in<br />

Klammern angegeben ist. Für die Gütegrade <strong>GL</strong>-A32 <strong>und</strong> -A36 kann die Anzahl der Kerbschlagbiegeversuche vermindert werden,<br />

wenn dieses vom <strong>GL</strong> besonders zugelassen ist <strong>und</strong> gelegentliche stichprobenweise Prüfungen zufriedenstellende Ergebnisse<br />

erbringen.<br />

16. Bescheinigungen<br />

Abschnitt 1 B<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

16.1 Dem Besichtiger sind vom Hersteller Abnahmeprüfzeugnisse<br />

(z. B. nach EN 10204-3.1) oder Versandunterlagen<br />

in mindestens dreifacher Ausfertigung für die<br />

von ihm abgenommenen Erzeugnisse auszuhändigen.<br />

Die Unterlagen sind getrennt für jeden <strong>Stahl</strong>gütegrad auszustellen<br />

<strong>und</strong> müssen folgende Einzelheiten enthalten:<br />

– Besteller- <strong>und</strong> Bestellnummer<br />

– Neubau- bzw. Projektnummer, soweit bekannt<br />

– Positionsnummer <strong>und</strong> Stückzahl<br />

– Abmessung <strong>und</strong> Bezeichnung der Erzeugnisse<br />

– Zeichen des Walzwerkes<br />

– <strong>Stahl</strong>gütegrad<br />

– Gewicht der Erzeugnisse<br />

– Schmelzennummer oder Stücknummer <strong>und</strong>,<br />

wenn zutreffend, Probennummer<br />

– chemische Zusammensetzung der Schmelze für die<br />

in den Tabellen 1.2 <strong>und</strong> 1.3 genannten Elemente<br />

– Lieferzustand, wenn nicht im Walzzustand geliefert<br />

wird, z. B. normalgeglüht, normalisierend<br />

gewalzt, TM-gewalzt oder vergütet<br />

– Angabe, ob es sich bei Profilen in Gütegrad <strong>GL</strong>–A<br />

bis 12,5 mm um unberuhigten <strong>Stahl</strong> handelt<br />

– Kennzeichnung der Erzeugnisse<br />

– Prüfergebnisse<br />

16.2 Bevor die Abnahmeprüfzeugnisse oder die Versandunterlagen<br />

vom Besichtiger unterschrieben werden,<br />

muss der Hersteller ihm eine schriftliche Bestätigung<br />

aushändigen, dass der <strong>Stahl</strong> nach einem zugelassenen<br />

Verfahren hergestellt ist <strong>und</strong> in Gegenwart des<br />

Besichtigers oder seines, vom <strong>GL</strong> benannten Vertreters,<br />

den vorgeschriebenen Prüfungen mit Erfolg unterzogen<br />

wurde. Hierfür kann auch folgender, auf das<br />

Zeugnis oder die Versandunterlagen gestempelter oder<br />

gedruckter Text anerkannt werden, der von einem<br />

Beauftragten des Herstellers bestätigt sein muss:<br />

"Wir bestätigen hiermit, dass der Werkstoff nach<br />

einem zugelassenen Verfahren hergestellt ist <strong>und</strong> die<br />

Vorschriften des <strong>GL</strong> bei der Prüfung erfüllt hat."


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

C. Unlegierte Baustähle für geschweißte Konstruktionen<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 1 C<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–17<br />

1.1 Diese Vorschrift gilt für Flacherzeugnisse,<br />

Profile <strong>und</strong> Stabstähle aus unlegierten Stählen mit Mindestnennstreckgrenzen<br />

bis einschließlich 355 N/mm 2 ,<br />

die für geschweißte Konstruktionen, z. B. im Maschinenbau<br />

oder Schiffbau, verwendet werden sollen.<br />

1.2 Für gewalzte Stabstähle zur Herstellung von<br />

Wellen, Schäften, Bolzen, Schrauben <strong>und</strong> anderen<br />

Drehteilen gilt Abschnitt 3, B.<br />

2. Geeignete Stähle<br />

Es dürfen die folgenden Stähle verwendet werden mit<br />

den in den betreffenden Normen festgelegten Anforderungen:<br />

2.1 Stähle nach EN 10025, EN 10210 <strong>und</strong> EN<br />

10219 in den Sorten:<br />

– S235: alle Sorten<br />

Hinweis<br />

Die Sorten S235 JR <strong>und</strong> S235 JR G1 nach EN<br />

10025 : 1990 + A1 : 1993 sind von der Verwendung<br />

ausgenommen.<br />

– S275: alle Sorten<br />

– S355: alle Sorten<br />

2.2 Schweißgeeignete Feinkornbaustähle nach<br />

EN 10025-3 in den Güten:<br />

– S275 N, S275 NL, S355 N, S355 NL<br />

(normalgeglüht oder normalisierend gewalzt)<br />

<strong>und</strong> nach EN 10025-4 in den Güten:<br />

– S275 M, S275 ML, S355 M, S355 ML<br />

(thermomechanisch gewalzt)<br />

2.3 Andere Stähle nach Eignungsfeststellung<br />

durch den <strong>GL</strong>, wenn sie folgende Mindestanforderungen<br />

erfüllen:<br />

2.3.1 Die chemische Zusammensetzung [%] darf<br />

folgende Grenzwerte in der Schmelzanalyse nicht<br />

überschreiten:<br />

C Mn Si P S Cu Cr Ni Mo<br />

0,22 1,70 0,55 0,040 0,040 0,30 0,20 0,40 0,08<br />

Darüber hinaus müssen Feinkornbaustähle einen ausreichenden<br />

Anteil an feinkornbildenden Elementen,<br />

z. B. Al, Nb, V oder Ti aufweisen.<br />

2.3.2 Die Bruchdehnung A 5 muss mindestens 20 %<br />

an Längsproben <strong>und</strong> 18 % an Querproben betragen.<br />

2.3.3 Bei feinkornbehandelten Baustählen muss<br />

eine Kerbschlagarbeit von mindestens 27 J (Mittel-<br />

wert) an Charpy-V-Längsproben erreicht werden, <strong>und</strong><br />

zwar bei einer Prüftemperatur von:<br />

– 20 °C bei Erzeugnissen, die im Zustand normalgeglüht,<br />

normalisierend oder thermomechanisch<br />

gewalzt geliefert werden<br />

0 °C bei Erzeugnissen, die im Walzzustand geliefert<br />

werden<br />

3. Lieferzustand <strong>und</strong> Wärmebehandlung<br />

Flacherzeugnisse aus Feinkornbaustählen sind im<br />

Zustand normalgeglüht, normalisierend gewalzt oder<br />

thermomechanisch gewalzt zu liefern. Für alle anderen<br />

Erzeugnisse gelten die Angaben in der Norm, falls in<br />

der Bestellung nichts anderes vorgeschrieben ist.<br />

4. Maße, zulässige Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

Hierfür gilt A.6. mit folgendem Zusatz:<br />

Für das zulässige untere Abmaß von der Nenndicke<br />

gelten bei Flacherzeugnissen die Angaben nach Klasse<br />

A in Tabelle 1.1, sofern in der Bestellung nichts anderes<br />

vorgeschrieben ist.<br />

5. Prüfung <strong>und</strong> Prüfumfang<br />

Folgende Prüfungen sind durchzuführen:<br />

5.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze bestimmen <strong>und</strong> in einem Zeugnis<br />

bescheinigen.<br />

5.2 Zugversuch<br />

5.2.1 Die mechanischen Eigenschaften sind durch<br />

den Zugversuch zu prüfen.<br />

Für die Probenentnahme sind die Erzeugnisse gleicher<br />

Form schmelzenweise innerhalb der für die Streckgrenze<br />

maßgeblichen Dickenbereiche zu Prüflosen<br />

von höchstens 40 t zusammenzufassen. Dem dicksten<br />

Stück des Prüfloses ist eine Zugprobe zu entnehmen,<br />

<strong>und</strong> zwar bei Blechen <strong>und</strong> Breitflachstahl ≥ 600 mm<br />

Breite quer, bei anderen Erzeugnissen längs oder quer<br />

zur Walzrichtung.<br />

5.2.2 Sollen Bleche walztafelweise geprüft werden,<br />

ist dieses in der Bestellung besonders festzulegen.<br />

5.3 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Alle Erzeugnisse aus feinkornbehandelten Stählen<br />

sind durch den Kerbschlagbiegeversuch an Charpy-V-<br />

Längsproben bei den in den Normen bzw. unter 2.3.3<br />

angegebenen Prüftemperaturen zu prüfen. Ist bei Blechen<br />

keine walztafelweise Prüfung vereinbart, ist je<br />

ein Probensatz von dem dicksten Stück des Prüfloses<br />

gemäß 5.2.1 zu nehmen.<br />

Die Prüfung wird bei Erzeugnisdicken ≥ 6 mm ausgeführt.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–18<br />

5.4 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Alle Erzeugnisse sind durch den Hersteller auf die Beschaffenheit<br />

der Oberfläche zu prüfen <strong>und</strong> nachzumessen.<br />

Auf Verlangen des Besichtigers sind ihm die Erzeugnisse<br />

anschließend zur Endprüfung vorzustellen.<br />

D. Hochfeste Stähle für geschweißte Konstruktionen<br />

1. Geltungsbereich<br />

1.1 Diese Vorschrift gilt für Bleche <strong>und</strong> Breitflachstähle<br />

bis 70 mm Dicke aus schweißgeeigneten,<br />

hochfesten vergüteten Stählen. Die Anwendung dieser<br />

Vorschrift für Erzeugnisse mit größeren Dicken muss<br />

mit dem <strong>GL</strong> besonders vereinbart werden. Das gleiche<br />

gilt auch, wenn andere Erzeugnisse als Blech <strong>und</strong><br />

Breitflachstahl, z. B. Profile <strong>und</strong> Rohre nach dieser<br />

Vorschrift geliefert werden sollen.<br />

1.2 Stähle im Geltungsbereich dieser Vorschrift<br />

sind in 6 durch die Nennstreckgrenzen von 420, 460,<br />

500, 550, 620 <strong>und</strong> 690 N/mm 2 gekennzeichnete<br />

Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe ist wiederum auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Prüftemperatur für den Kerbschlagbiegeversuch<br />

in die Gütegrade A, D, E <strong>und</strong> F unterteilt.<br />

1.3 Stähle, die z. B. in ihrer Nennstreckgrenze,<br />

ihren mechanischen Eigenschaften <strong>und</strong> ihrer chemischen<br />

Zusammensetzung von diesen Vorschriften<br />

abweichen, bedürfen bezüglich ihrer Verwendung der<br />

besonderen Zulassung durch den <strong>GL</strong>.<br />

1.4 Anstelle der Gütegrade <strong>GL</strong>–A 420, <strong>GL</strong>–D<br />

420, <strong>GL</strong>–A 460 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>–D 460 können auch Stähle<br />

nach EN 10025-3 <strong>und</strong> -4 verwendet werden, <strong>und</strong> zwar:<br />

– für <strong>GL</strong>–A 420 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>–D 420:<br />

S420 N <strong>und</strong> S420 NL, EN 10025-3<br />

S420 M <strong>und</strong> S420 ML, EN 10025-4<br />

– für <strong>GL</strong>–A 460 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>–D 460:<br />

S460 N <strong>und</strong> S460 NL, EN 10025-3<br />

S460 M <strong>und</strong> S460 ML, EN 10025-4<br />

Tabelle 1.11 Chemische Zusammensetzung von vergüteten Stählen<br />

Gütegrade mit<br />

Nennstreckgrenzen<br />

R eH [N/mm 2 ]<br />

420 bis 690<br />

Abschnitt 1 D<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

2. Zulassung<br />

Die Stähle müssen vom <strong>GL</strong> zugelassen sein. Zu diesem<br />

Zweck muss der <strong>Stahl</strong>hersteller dem <strong>GL</strong> eine<br />

Werkstoffspezifikation mit den erforderlichen Angaben<br />

übersenden, wie chemische Zusammensetzung,<br />

Herstellungsverfahren, mechanische Eigenschaften,<br />

Lieferzustand sowie Empfehlungen für das Schweißen,<br />

das Warm- oder Kaltverformen <strong>und</strong> die Wärmebehandlung.<br />

Der <strong>GL</strong> behält sich vor, erstmalige Zulassungsprüfungen<br />

zu verlangen.<br />

Hierbei muss der Werkstoffhersteller die Schweißeignung<br />

jedes <strong>Stahl</strong>gütegrades durch geeignete Dokumentationen<br />

eventuell in Zusammenhang mit<br />

Schweißversuchen nachweisen.<br />

3. Anforderungen<br />

3.1 Herstellungsverfahren<br />

Die Stähle sind in von vom <strong>GL</strong> zugelassenen Werken<br />

nach dem Sauerstoff-Blasverfahren, im Elektro-Ofen<br />

oder nach einem anderen, vom <strong>GL</strong> zugelassenen Verfahren<br />

herzustellen. Die Stähle müssen beruhigt vergossen<br />

<strong>und</strong> feinkornbehandelt sein.<br />

3.2 Chemische Zusammensetzung<br />

3.2.1 Die chemische Zusammensetzung muss die<br />

Anforderungen nach der genehmigten Spezifikation<br />

sowie die der Tabelle 1.11 erfüllen.<br />

Legierungselemente <strong>und</strong> feinkornbildende Elemente<br />

sind in der Hersteller-Spezifikation anzugeben.<br />

3.2.2 Für die Beurteilung der Schweißeignung<br />

kann die Kaltrissempfindlichkeit aus der Schmelzen-<br />

Analyse nach folgender Formel bestimmt werden:<br />

Pcm = C +<br />

Si<br />

30<br />

+<br />

Mn<br />

20<br />

+<br />

Cu<br />

20<br />

+<br />

Ni<br />

60<br />

+<br />

Cr<br />

20<br />

+<br />

Mo<br />

15<br />

+<br />

V<br />

10<br />

+ 5B %<br />

[ ]<br />

Der zulässige Höchstwert ist mit dem <strong>GL</strong> zu vereinbaren<br />

<strong>und</strong> muss in der genehmigten Spezifikation genannt<br />

sein.<br />

Höchstgehalt der Elemente 1<br />

Gütegrad<br />

[%]<br />

C Si Mn P S N<br />

<strong>GL</strong>–A 0,21 0,55 1,70 0,035 0,035 0,020<br />

<strong>GL</strong>–D 0,20 0,55 1,70 0,030 0,030 0,020<br />

<strong>GL</strong>–E 0,20 0,55 1,70 0,030 0,030 0,020<br />

<strong>GL</strong>–F 0,18 0,55 1,70 0,025 0,025 0,020<br />

1 Legierungselemente <strong>und</strong> feinkornbildende Elemente nach den Festlegungen der genehmigten Spezifikation.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

3.3 Wärmebehandlung<br />

Die Stähle müssen in vergütetem Zustand geliefert<br />

werden, jedoch sind für die Gütegrade <strong>GL</strong>–A 420,<br />

<strong>GL</strong>–D 420, <strong>GL</strong>–E 420, <strong>GL</strong>–F 420 sowie für <strong>GL</strong>–A 460,<br />

<strong>GL</strong>–D 460, <strong>GL</strong>–E 460 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>–F 460 mit Erzeugnisdicken<br />

bis zu 50 mm auch Normalglühen oder normalisierendes<br />

Walzen erlaubt, wenn die geforderten Eigenschaften<br />

damit erreicht werden können. Dieses ist bei<br />

der Zulassungsprüfung nachzuweisen. Das gleiche gilt<br />

für thermomechanisch gewalzte Stähle mit Nennstreckgrenzen<br />

bis 500 MPa, bis 70 mm Dicke.<br />

3.4 Mechanische Eigenschaften<br />

Die Anforderungen an die mechanischen Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> die Kerbschlagarbeit müssen den Angaben der<br />

Tabelle 1.12 entsprechen.<br />

Tabelle 1.12 Mechanische <strong>und</strong> technologische Eigenschaften für Erzeugnisse bis 70 mm Dicke<br />

Gütegrad<br />

Abschnitt 1 D<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–19<br />

Streckgrenze<br />

ReH [N/mm2 ]<br />

min.<br />

1, 2<br />

Zugfestigkeit<br />

Rm [N/mm2] Bruchdehnung 3<br />

( bei L o = 5,65 ⋅ So)<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

längs quer<br />

Prüftemp.<br />

[°C]<br />

<strong>GL</strong>–A 420 0<br />

<strong>GL</strong>–D 420<br />

<strong>GL</strong>–E 420<br />

420 530 – 680 20 18<br />

– 20<br />

– 40<br />

<strong>GL</strong>–F 420<br />

– 60<br />

<strong>GL</strong>–A 460 0<br />

<strong>GL</strong>–D 460<br />

<strong>GL</strong>–E 460<br />

460 570 – 720 19 17<br />

– 20<br />

– 40<br />

<strong>GL</strong>–F 460<br />

– 60<br />

<strong>GL</strong>–A 500 0<br />

<strong>GL</strong>–D 500<br />

<strong>GL</strong>–E 500<br />

500 610 – 770 18 16<br />

– 20<br />

– 40<br />

<strong>GL</strong>–F 500<br />

– 60<br />

<strong>GL</strong>–A 550 0<br />

<strong>GL</strong>–D 550<br />

<strong>GL</strong>–E 550<br />

550 670 – 830 18 16<br />

– 20<br />

– 40<br />

<strong>GL</strong>–F 550<br />

– 60<br />

<strong>GL</strong>–A 620 0<br />

<strong>GL</strong>–D 620<br />

<strong>GL</strong>–E 620<br />

620 720 – 890 17 15<br />

– 20<br />

– 40<br />

<strong>GL</strong>–F 620<br />

– 60<br />

<strong>GL</strong>–A 690 0<br />

<strong>GL</strong>–D 690<br />

<strong>GL</strong>–E 690<br />

690 770 – 940 16 14<br />

– 20<br />

– 40<br />

<strong>GL</strong>–F 690<br />

– 60<br />

1 Prägt sich im Zugversuch die Streckgrenze ReH nicht aus, gilt die Dehngrenze R p0,2 .<br />

Kerbschlagarbeit<br />

2 Das zulässige Verhältnis von Streckgrenze zu Zugfestigkeit ist zwischen dem Hersteller <strong>und</strong> dem <strong>GL</strong> zu vereinbaren.<br />

KV<br />

[J]<br />

min.<br />

längs quer<br />

42 28<br />

46 31<br />

50 33<br />

55 37<br />

62 41<br />

69 46<br />

3 Bei Verwendung von Flachzugproben mit einer Breite von 25 mm <strong>und</strong> einer Messlänge von 200 mm sind die Mindestanforderungen für<br />

die Bruchdehnung der Tabelle 1.13 zu entnehmen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–20<br />

Tabelle 1.13 Mindestwerte für die Bruchdehnung bei Verwendung von Proben mit 25 mm Breite <strong>und</strong><br />

200 mm Messlänge<br />

Nennstreckgrenze<br />

R eH [N/mm 2] ≤ 10<br />

> 10<br />

≤ 15<br />

Bruchdehnung A 200 mm [%]<br />

> 15<br />

≤ 20<br />

Erzeugnisdicke t [mm]<br />

> 20<br />

≤ 25<br />

> 25<br />

≤ 40<br />

> 40<br />

≤ 50<br />

420 11 13 14 15 16 17 18<br />

460 11 12 13 14 15 16 17<br />

500 10 11 12 13 14 15 16<br />

550 10 11 12 13 14 15 16<br />

620 9 11 12 12 13 14 15<br />

690 9 10 11 11 12 13 14<br />

3.5 Allgemeine Beschaffenheit der Erzeugnisse<br />

Hierfür gilt A.5. Darüber hinaus ist zu beachten:<br />

– Verfahren für Reparatur-Schweißungen sowie<br />

deren Berichterstattung müssen vom <strong>GL</strong> zugelassen<br />

sein.<br />

– Werden Fehler durch Schleifen beseitigt, muss<br />

unterhalb der Schleifstelle die verbleibende<br />

Restdicke innerhalb der zulässigen Dicken-<br />

Toleranz liegen.<br />

3.6 Maße, zulässige Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

Hierfür gilt A.6. mit folgendem Zusatz:<br />

Für das zulässige untere Abmaß von der Nenndicke<br />

gelten die Angaben nach Klasse A in Tabelle 1.1,<br />

sofern in der Bestellung nichts anderes festgelegt ist.<br />

4. Prüfung<br />

4.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die Zusammensetzung jeder<br />

Schmelze bestimmen <strong>und</strong> in einem Zeugnis bescheinigen.<br />

4.2 Zugversuch<br />

Abschnitt 1 D<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

4.2.1 Von jedem in einer Einheit wärmebehandelten<br />

Stück ist mindestens eine Zugprobe zu entnehmen<br />

<strong>und</strong> zu prüfen. Werden Bleche nach kontinuierlichen<br />

Verfahren wärmebehandelt, können in Bezug auf die<br />

geforderte Anzahl <strong>und</strong> die Entnahme der Proben Sondervereinbarungen<br />

getroffen werden.<br />

Bei Erzeugnissen, die nicht vergütet werden, ist eine<br />

Zugprobe je Walzlänge zu entnehmen.<br />

4.2.2 Die Proben sind so zu entnehmen, dass ihre<br />

Längsachsen quer zur Hauptwalzrichtung angeordnet<br />

sind, ausgenommen bei Profilen <strong>und</strong> Breitflachstählen<br />

> 50<br />

≤ 70<br />

mit Breiten < 600 mm, wo Längsproben zu entnehmen<br />

sind. Bei anderen Erzeugnisformen können die Proben<br />

nach Abstimmung mit dem <strong>GL</strong> in Längs- oder Querrichtung<br />

entnommen werden. Im Regelfall sind flache<br />

Zugproben zu verwenden. Die Zugproben können der<br />

vollen oder der halben Erzeugnisdicke entnommen<br />

werden, wobei eine Erzeugnisoberfläche beizubehalten<br />

ist. Bei Erzeugnisdicken über 30 mm dürfen auch<br />

R<strong>und</strong>proben, deren Achse in einem Viertel der Erzeugnisdicke<br />

liegt, verwendet werden.<br />

4.3 Kerbschlagbiegeversuch<br />

4.3.1 Von jedem in einer Einheit wärmebehandelten<br />

Stück, bzw. bei nicht vergüteten Erzeugnissen von<br />

jeder Walzlänge ist mindestens ein Satz von 3 Charpy-<br />

V-Proben gemäß <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren,<br />

Abschnitt 2, E.2. zu entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen.<br />

Werden Bleche nach kontinuierlichen Verfahren wärmebehandelt,<br />

können in Bezug auf die geforderte<br />

Anzahl <strong>und</strong> Entnahme der Proben Sondervereinbarungen<br />

getroffen werden.<br />

4.3.2 Im Regelfall sind die Proben bei Blechen <strong>und</strong><br />

Breitflachstählen ≥ 600 mm Breite mit ihren Längsachsen<br />

quer zur Hauptwalzrichtung zu entnehmen,<br />

sofern der <strong>GL</strong> keiner anderen Regelung zustimmt. Für<br />

andere Erzeugnisformen sind die Proben in Längsrichtung<br />

zu entnehmen. Die Probenachse muss in einem<br />

Abstand von 1/4 Erzeugnisdicke von der Oberfläche<br />

entfernt oder so nahe wie möglich an dieser Stelle<br />

liegen.<br />

4.3.3 Bei Erzeugnissen in den Gütegraden <strong>GL</strong>–A<br />

kann die Anzahl der Kerbschlagbiegeproben im Einvernehmen<br />

mit dem <strong>GL</strong> verringert werden, wenn bei<br />

den Prüfungen gleichmäßige Ergebnisse festgestellt<br />

werden.<br />

4.4 Zugversuch in Dickenrichtung<br />

Sofern vom <strong>GL</strong> besonders vorgeschrieben, sind Zugversuche<br />

an senkrecht zur Erzeugnisdicke entnommenen<br />

Proben nach I. durchzuführen.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 1 E<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–21<br />

4.5 Prüfung der Oberflächengüte <strong>und</strong> der<br />

Abmessungen<br />

Der Hersteller muss die Beschaffenheit der Oberfläche<br />

<strong>und</strong> die Abmessungen der Erzeugnisse prüfen <strong>und</strong> die Erzeugnisse<br />

dann dem Besichtiger zur Prüfung vorstellen.<br />

4.6 Zerstörungsfreie Prüfung<br />

4.6.1 Werden Bleche <strong>und</strong> Breitflachstähle mit<br />

einem Ultraschallprüfzeugnis bestellt, sind die Prüfungen<br />

nach einer vom <strong>GL</strong> anerkannten Norm, z. B.<br />

nach EN 10160 auszuführen. Die Qualitätsklasse ist<br />

bei der Bestellung festzulegen.<br />

4.6.2 Die Schweißnähte geschweißter Hohlprofile<br />

aus Schiffbaustählen sind über die gesamte Länge<br />

einer zerstörungsfreien Prüfung zu unterziehen.<br />

4.6.2.1 Elektrisch geschweißte Hohlprofile<br />

Die Schweißnaht der Hohlprofile ist nach einer der<br />

folgenden Europäischen Normen zu prüfen:<br />

– nach EN 10246-3, Zulässigkeitsklasse E4, mit<br />

der Ausnahme, dass die Technik mit rotierendem<br />

Rohr oder mit rotierenden Sattelspulen<br />

nicht erlaubt ist<br />

– nach EN 10246-5, Zulässigkeitsklasse F5, oder<br />

EN 10246-8, Zulässigkeitsklasse U5<br />

4.6.2.2 Unterpulver-geschweißte Hohlprofile<br />

Die Schweißnaht der Hohlprofile ist entsprechend der<br />

Zulässigkeitsklasse U4 nach EN 10246-10, Bildgüteklasse<br />

R2, zu prüfen.<br />

Stumpfnähte, die dazu dienen, Band- oder Blechlängen<br />

beim Spiralnaht-Unterpulverschweißen zu verbinden,<br />

müssen über die gesamte Länge nach demselben<br />

Verfahren geprüft werden <strong>und</strong> dieselben Zulässigkeitsbedingungen<br />

erfüllen wie die Hauptschweißnaht.<br />

4.7 Wiederholungsprüfungen<br />

4.7.1 Wenn ein Zugversuch die Anforderungen<br />

nicht erfüllt, sind von der gleichen Stelle des Stückes<br />

zwei zusätzliche Proben zu entnehmen <strong>und</strong> dem Versuch<br />

zu unterwerfen. Das betreffende Stück wird abgenommen,<br />

wenn beide zusätzlichen Proben die Anforderungen<br />

erfüllen.<br />

4.7.2 Erfüllt der Mittelwert des Kerbschlagbiegeversuches<br />

nicht die Anforderungen oder liegt mehr als<br />

ein Prüfwert unter dem geforderten Mittelwert oder<br />

liegt ein Einzelwert niedriger als 70 % des festgelegten<br />

Mittelwertes, ist nach <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong><br />

Prüfverfahren, Abschnitt 2, H. zu verfahren.<br />

5. Kennzeichnung<br />

Jedes fertige Stück ist durch den Hersteller an mindestens<br />

einer Stelle mit dem Stempel des <strong>GL</strong> <strong>und</strong> folgenden<br />

Einzelheiten deutlich zu kennzeichnen:<br />

– Zeichen des Herstellers<br />

– Vereinheitlichte <strong>Stahl</strong>gütegrad-Bezeichnung<br />

–<br />

(z. B. <strong>GL</strong>-E 620) oder Markenbezeichnung des<br />

Herstellers<br />

Schmelzen-Nr., Blech-Nr. oder gleichwertiges<br />

Identifizierungs-Kennzeichen<br />

Die gesamte Kennzeichnung ist mit Farbe zu umranden<br />

oder auf eine andere Art sichtbar zu machen, so<br />

dass sie leicht erkennbar ist.<br />

E. Stähle für Dampfkessel <strong>und</strong> Druckbehälter<br />

1. Geltungsbereich<br />

Diese Vorschriften gelten für Flacherzeugnisse aus<br />

ferritischen Stählen, die für die Herstellung von<br />

Dampfkesseln, Druckbehältern, Wärmetauschern, Filtern<br />

<strong>und</strong> sonstigen Apparaten bestimmt sind.<br />

2. Zugelassene <strong>Stahl</strong>sorten<br />

Es dürfen die nachstehend genannten Werkstoffe<br />

verwendet werden:<br />

2.1 Flacherzeugnisse aus Druckbehälterstählen nach<br />

EN 10028-2, unlegierte <strong>und</strong> legierte warmfeste Stähle.<br />

2.2 Flacherzeugnisse aus Druckbehälterstählen<br />

nach EN 10028-3, schweißgeeignete Feinkornbaustähle,<br />

normalgeglüht.<br />

2.3 Flacherzeugnisse aus <strong>GL</strong>-Druckbehälterstählen<br />

gemäß Tabelle 1.14 <strong>und</strong> Tabelle 1.15. Für die<br />

Warmstreckgrenze gilt Tabelle 1.16.<br />

2.4 Flacherzeugnisse aus sonstigen Stählen, wenn<br />

die Eignung für den vorgesehenen Verwendungszweck<br />

<strong>und</strong> die Eigenschaften dem <strong>GL</strong> erstmalig nachgewiesen<br />

sind. Hierbei sind folgende Anforderungen zu erfüllen:<br />

2.4.1 Die Bruchdehnung (A 5) soll die die <strong>Stahl</strong>sorte<br />

kennzeichnenden, im Gutachten des <strong>GL</strong> festgelegten<br />

Mindestwerte der Bruchdehnung, jedoch nicht<br />

weniger als 16 %, aufweisen.<br />

2.4.2 Die Kerbschlagarbeit soll mindestens den Anforderungen<br />

entsprechen, die in EN 10028-2 bzw. -3<br />

für Flacherzeugnisse gleicher Festigkeit angegeben sind,<br />

vgl. Tabelle 1.14. Bei Blechen, die für Schüsse <strong>und</strong> Böden<br />

verwendet werden sollen, ist durch Hersteller <strong>und</strong><br />

Verarbeiter dafür Sorge zu tragen, dass die für den Endzustand<br />

geforderten Werte eingehalten werden können.<br />

2.4.3 Der Nachweis der Schweißeignung ist durch<br />

den Hersteller zu führen. Die Vorwärmung, die Wärmeführung<br />

während des Schweißens <strong>und</strong> die Art der<br />

Wärmebehandlung nach dem Schweißen sind vom<br />

Hersteller anzugeben.<br />

2.4.4 Die Warmstreckgrenze <strong>und</strong> gegebenenfalls die<br />

Langzeit-Warmfestigkeitswerte sind durch den Hersteller<br />

festzulegen, falls diese von Tabelle 1.16 abweichen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–22<br />

Tabelle 1.14 Mechanische <strong>und</strong> technologische Eigenschaften der Flacherzeugnisse aus <strong>GL</strong>-Druckbehälterstählen<br />

1<br />

<strong>Stahl</strong>sorte<br />

üblicher<br />

Liefer-<br />

zustand<br />

Streck- bzw.<br />

Dehngrenze R eH<br />

bzw. R p0,2<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

Zugfestigkeit<br />

R m<br />

[N/mm 2 ]<br />

Bruchdehnung<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

Kerbschlagarbeit<br />

Prüftemp.<br />

[°C]<br />

<strong>GL</strong>-P235W N 235 360 bis 480 25 0 34<br />

<strong>GL</strong>-P265W N 265 410 bis 530 23 0 34<br />

<strong>GL</strong>-P295W N 295 460 bis 580 22 0 34<br />

<strong>GL</strong>-P355W N 355 510 bis 650 21 0 34<br />

1 N = normalgeglüht, T = angelassen.<br />

Tabelle 1.15 Chemische Zusammensetzung der <strong>GL</strong>-Druckbehälterstähle<br />

<strong>Stahl</strong>sorte<br />

Abschnitt 1 E<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Chemische Zusammensetzung [%]<br />

KV<br />

[J]<br />

min.<br />

quer<br />

C Si Mn P S Al ges Cr Mo<br />

Alle ≤ 0,23 ≤ 0,55 0,60–1,70 ≤ 0,025 ≤ 0,015 ≥ 0,020 ≤ 0,30 ≤ 0,08<br />

Tabelle 1.16 R p 0,2-Dehngrenze bei erhöhten Temperaturen für Flacherzeugnisse aus <strong>GL</strong>-Druckbehälterstählen<br />

Rp0,2-Dehngrenze [N/mm2 ]<br />

min.<br />

<strong>Stahl</strong>sorte<br />

Temperatur [°C]<br />

50 100 150 200 250 300 350 400<br />

<strong>GL</strong>-P235W 227 214 198 182 167 153 142 133<br />

<strong>GL</strong>-P265W 256 241 223 205 188 173 160 150<br />

<strong>GL</strong>-P295W 285 268 249 228 209 192 178 167<br />

<strong>GL</strong>-P355W 343 323 299 275 252 232 214 202<br />

2.5 Für Bleche, die für Schüsse <strong>und</strong> Böden verwendet<br />

werden sollen, gelten zusätzlich folgende<br />

Anforderungen:<br />

Die Kerbschlagarbeit soll bei den Stählen für geschweißte<br />

Kesseltrommeln, falls bei Blechdicken ≥ 50 mm ihre<br />

Streckgrenze bei Raumtemperatur ≥ 310 N/mm 2 ist, an<br />

dem fertig behandelten Teil 31 J bei ± 0 °C betragen.<br />

Dieser Wert ist ein Mittelwert aus drei Einzelversuchen<br />

an Charpy-V-Proben (quer entnommen), wobei kein<br />

Einzelwert mehr als 15 % unter dem genannten Mittelwert<br />

von 31 J liegen soll. Der angegebene Wert für die<br />

Kerbschlagarbeit bei ± 0 °C ist eine Mindestforderung.<br />

Die einzelnen Stähle müssen darüber hinaus die sie<br />

kennzeichnende Kerbschlagarbeit aufweisen.<br />

2.6 Bleche, die zu Flammrohren verarbeitet werden,<br />

müssen ein ausreichendes Verformungsvermögen<br />

- Bruchdehnung (A 5) ≥ 20 % bei 20 °C - aufweisen.<br />

3. Lieferzustand <strong>und</strong> Wärmebehandlung<br />

Die Erzeugnisse sind in den Normen bzw. in der Zulassung<br />

des <strong>GL</strong> festgelegten Wärmebehandlungszuständen<br />

zu liefern, sofern sie nicht warm weiter verarbeitet<br />

werden.<br />

4. Maße, zulässige Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

Hierfür gilt A.6. mit folgendem Zusatz: Für das zulässige<br />

untere Abmaß von der Nenndicke gelten die Angaben<br />

nach Klasse B, Tabelle 1.1. Sind aus technischen<br />

Gründen geringere untere Abmaße erforderlich,<br />

muss dieses in der Bestellung angegeben sein.<br />

5. Prüfung <strong>und</strong> Prüfumfang<br />

Folgende Prüfungen sind durchzuführen:


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 1 F<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–23<br />

5.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze bestimmen <strong>und</strong> in einem Zeugnis<br />

bescheinigen.<br />

5.2 Zugversuch<br />

Die mechanischen Eigenschaften sind durch den Zugversuch<br />

zu prüfen. Die Proben sind den Erzeugnissen quer<br />

zur Walzrichtung in folgender Anzahl zu entnehmen:<br />

– Bei Blechen sind die Proben wie folgt zu entnehmen:<br />

– bei unlegierten Stählen mit Blechdicken<br />

≤ 50 mm:<br />

– eine Probe von einem Ende jeder Walzlänge<br />

– bei unlegierten Stählen mit Blechdicken<br />

> 50 mm <strong>und</strong> Walzlängen ≤ 15 m:<br />

– eine Probe von einem Ende, bei Walzlängen<br />

> 15 m eine Probe von beiden<br />

Enden jeder Walzlänge<br />

– bei legierten Stählen mit Walzlängen<br />

≤ 7 m:<br />

– eine Probe von einem Ende, bei Walzlängen<br />

> 7 m eine Probe von beiden<br />

Enden jeder Walzlänge.<br />

– Bei Blechen aus Warmbreitband mindestens<br />

eine Probe vom äußeren Ende jeder Rolle.<br />

5.3 Warmzugversuch<br />

Es ist die 0,2 %-Dehngrenze bei erhöhten Temperaturen<br />

nachzuprüfen. Hierfür ist von jeder Schmelze ein<br />

Warmzugversuch auszuführen <strong>und</strong> zwar bei 300 °C,<br />

sofern in der Bestellung keine andere Temperatur<br />

vorgeschrieben ist.<br />

5.4 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Alle Erzeugnisse mit Dicken ≥ 6 mm sind durch den<br />

Kerbschlagbiegeversuch an Charpy-V-Proben bei 0 °C<br />

zu prüfen. Die Proben sind den Erzeugnissen quer zur<br />

Walzrichtung zu entnehmen. Die Anzahl der dafür<br />

erforderlichen Probensätze (je 3 Proben) ist dabei wie<br />

die Zahl der Zugproben gemäß 5.2 zu bestimmen.<br />

Die Prüftemperaturen für Flacherzeugnisse nach<br />

EN 10025, sind der Norm zu entnehmen.<br />

Für sonstige Stähle gemäß 2.4 wird die Prüftemperatur<br />

in der Zulassung des <strong>GL</strong> festgelegt.<br />

5.5 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Alle Erzeugnisse sind durch den Hersteller auf die<br />

Beschaffenheit der Oberfläche zu prüfen <strong>und</strong> nachzumessen.<br />

Sie sind ferner dem Besichtiger zur Endprüfung<br />

vorzustellen, wobei die Unterseiten der Erzeugnisse,<br />

soweit möglich, mit zu besichtigen sind.<br />

5.6 Zerstörungsfreie Prüfung<br />

Sofern in der Bestellung festgelegt oder in besonderen<br />

Fällen gefordert, z. B. bei Erzeugnissen mit Anforderungen<br />

in Dickenrichtung nach I., ist eine Ultraschallprüfung<br />

gemäß A.8.6 durchzuführen.<br />

6. Kennzeichnung der Erzeugnisse<br />

Der Hersteller muss die Erzeugnisse in vorgeschriebener<br />

Weise kennzeichnen, vgl. EN 10028-1. Bei Blechen,<br />

die nicht gebündelt geliefert werden, ist die<br />

Kennzeichnung 200 bis 400 mm vom Fußende entfernt<br />

so anzubringen, dass sie, vom Fußende des Bleches<br />

gesehen, aufrecht steht <strong>und</strong> dadurch die Walzrichtung<br />

erkennen lässt.<br />

7. Festigkeitskennwerte für die Berechnung<br />

Als Festigkeitskennwerte für die Berechnung gelten:<br />

7.1 Bei Flacherzeugnissen nach EN 10028-2 <strong>und</strong><br />

-3 die in diesen Normen genannten Werte.<br />

Bei Flacherzeugnissen aus <strong>GL</strong>-Druckbehälterstählen<br />

gemäß 2.3 die in Tabelle 1.16 genannten Werte.<br />

7.2 Bei Flacherzeugnissen aus sonstigen Stählen<br />

gemäß 2.4 die vom <strong>GL</strong> zugelassenen Werte.<br />

7.3 Die in den erwähnten Normen für 100 °C<br />

angegebenen Festigkeitskennwerte gelten bis 120 °C.<br />

In den übrigen Bereichen ist zwischen den angegebenen<br />

Werten linear zu interpolieren, z. B. für 180 °C<br />

zwischen 100 °C <strong>und</strong> 200 °C, wobei eine Aufr<strong>und</strong>ung<br />

nicht zulässig ist.<br />

F. Stähle für Ladetanks<br />

1. Geltungsbereich<br />

1.1 Diese Vorschrift gilt für Flacherzeugnisse aus:<br />

– Feinkornbaustählen<br />

– hochfesten, vergüteten Feinkornbaustählen<br />

– nickellegierten, kaltzähen Stählen<br />

– austenitischen Stählen<br />

die für den Bau von Ladetanks and Prozess-Druckbehältern<br />

für den Transport verflüssigter Gase bestimmt<br />

sind.<br />

1.2 Stähle nach dieser Vorschrift müssen vom<br />

<strong>GL</strong> für den oben genannten Verwendungszweck <strong>und</strong><br />

die vorgesehene Entwurfstemperatur zugelassen sein.<br />

Dazu müssen die unter 1.1 genannten Stähle einer<br />

Zulassungsprüfung durch den <strong>GL</strong> unterzogen werden.<br />

Über die Notwendigkeit einer Zulassungsprüfung für<br />

austenitische Stähle <strong>und</strong> anderer Sonderbaustähle<br />

entscheidet der <strong>GL</strong> von Fall zu Fall.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–24<br />

Abschnitt 1 F<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

2. Zugelassene <strong>Stahl</strong>sorten<br />

Es dürfen folgende <strong>Stahl</strong>sorten unter Beachtung der in<br />

der Tabelle 1.17 genannten niedrigsten Entwurfstemperaturen<br />

verwendet werden, wenn sie die zusätzlichen<br />

Anforderungen nach dieser Vorschrift erfüllen.<br />

2.1 Schweißgeeignete Feinkornbaustähle nach<br />

EN 10028-3.<br />

Hinweis<br />

Die Verwendung der <strong>Stahl</strong>sorte P460 NH für Tanks, in<br />

denen druckverflüssigtes Ammoniak bei Umgebungstemperaturen<br />

transportiert werden soll, ist nicht erlaubt.<br />

2.2 Feinkornbaustähle mit Nennstreckgrenzen<br />

größer 335 N/mm 2 gemäß EN 10028-3, -5 <strong>und</strong> -6.<br />

2.3 Nickellegierte, kaltzähe Stähle nach EN 10028-4.<br />

2.4 Nichtrostende austenitische Stähle nach<br />

EN 10028-7, wenn sie für die vorgesehene Entwurfstemperatur<br />

geeignet sind.<br />

2.5 Sonstige schweißgeeignete Stähle nach anderen<br />

Normen, Werkstoffspezifikationen des Herstellers<br />

oder des Bestellers nach erstmaliger Zulassungsprüfung<br />

durch den <strong>GL</strong>.<br />

3. Zulassungsprüfung<br />

3.1 Für die Werkstoffzulassung muss der Werkstoffhersteller<br />

oder der Tankhersteller dem <strong>GL</strong> eine<br />

Werkstoffspezifikation mit allen, für die Beurteilung<br />

des Werkstoffes erforderlichen Einzelheiten zur Prüfung<br />

einreichen. Die Spezifikation muss mindestens<br />

folgende Einzelheiten enthalten:<br />

– Werkstoffbezeichnung/Norm<br />

– Werkstoff-Hersteller<br />

– Richtwerte für die chemische Zusammensetzung<br />

– mechanische Eigenschaften<br />

– vorgesehene tiefste Entwurfstemperatur<br />

– Bereich der Erzeugnisdicken<br />

– Lieferzustand<br />

– mitgeltende Normen oder Spezifikationen, z. B.<br />

für die Toleranzen, Oberflächenbeschaffenheit,<br />

Fehlerfreiheit<br />

– Wärmebehandlungen<br />

– Umformverfahren<br />

Tabelle 1.17 Niedrigste Entwurfstemperaturen für Stähle für Ladetanks<br />

Bezeichnung der Stähle Verweise auf Normen <strong>und</strong><br />

Vorschriften<br />

Feinkornbaustähle für druckverflüssigtes<br />

Ammoniak<br />

Normalgeglühte, TM-gewalzte<br />

<strong>und</strong> vergütete Feinkornbaustähle<br />

mit Nennstreckgrenzen<br />

größer 355 N/mm 2<br />

Sonstige Feinkornbaustähle mit<br />

Nennstreckgrenzen bis 355 N/mm 2<br />

Chemische Zusammensetzung<br />

gemäß Tabelle 1.18<br />

z. B. nach EN 10028-3, -5 oder -6<br />

<strong>und</strong> Abschnitt 8, D.<br />

Niedrigste Entwurfstemperatur<br />

[°C]<br />

z. B. nach EN 10028-3, -5 oder -6 –45 1<br />

Nickellegierte Stähle mit: Stähle nach EN 10028-4:<br />

0,5 % Nickel 11MnNi5-3, 13MnNi6-3 –55<br />

1,5 % Nickel 15NiMn6 –60 2<br />

3,5 % Nickel 12Ni14 –90 2<br />

5 % Nickel X12Ni5 –105 2<br />

9 % Nickel X8Ni9, X7Ni9 –165<br />

Austenitische Stähle<br />

z. B. nach EN 10028-7<br />

1.4306 (AISI 304 L)<br />

1.4404 (AISI 316 L)<br />

1.4541 (AISI 321)<br />

1.4550 (AISI 347)<br />

1 Der <strong>GL</strong> behält sich vor, eine niedrigere Entwurfstemperatur (höchstens – 55 °C) zuzulassen, wenn entsprechende Güteeigenschaften bei<br />

der Zulassungsprüfung nachgewiesen werden.<br />

2 Für Stähle mit 1,5 %, 3,5 % <strong>und</strong> 5 % Nickel kann eine tiefere Entwurfstemperatur zugelassen werden, wenn die Stähle vergütet werden. In<br />

diesen Fällen werden die Prüftemperaturen vom <strong>GL</strong> besonders festgelegt.<br />

0<br />

0<br />

–165


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 1 F<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–25<br />

3.2 Durch eine Zulassungsprüfung muss der<br />

Werkstoffhersteller nachweisen, dass der Werkstoff<br />

für die vorgesehene niedrigste Entwurfstemperatur,<br />

das Ladegut <strong>und</strong> die vorgesehene Verarbeitung, insbesondere<br />

durch das Schweißen, geeignet ist.<br />

Der Umfang der Zulassungsprüfung wird von Fall zu<br />

Fall vom <strong>GL</strong> festgelegt. Er muss Kerbschlagbiege<strong>und</strong><br />

Fallgewichtsversuche im entsprechenden Temperaturbereich,<br />

bei hochfesten vergüteten Stählen mit<br />

Nennstreckgrenzen von 620 <strong>und</strong> 690 N/mm2 zusätzlich<br />

bruchmechanische Untersuchungen am Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />

einschließen.<br />

4. Anwendungsgrenzen<br />

Für die Herstellung von Ladetanks <strong>und</strong> Prozessbehältern<br />

gelten die Grenzwerte für die niedrigsten Entwurfstemperaturen<br />

gemäß Tabelle 1.17.<br />

5. Lieferzustand <strong>und</strong> Wärmebehandlung<br />

Alle Erzeugnisse sind in den bei der Zulassungsprüfung<br />

bzw. in den Normen oder Werkstoffspezifikationen<br />

festgelegten Wärmebehandlungszuständen zu liefern.<br />

6. Maße, zulässige Maßabweichungen<br />

Bei Blechen für Teile des Tank- oder Behälter-<br />

Mantels einschließlich der Endböden <strong>und</strong> Dome gilt<br />

als kleinste Dicke die Nenndicke gemäß Bestellvorschrift.<br />

Bleche, Bänder <strong>und</strong> Breitflachstähle, die nicht<br />

Teil des Mantels bilden, können mit unteren Abmaßen<br />

nach A.6., Tabelle 1.1, Klasse A, geliefert werden.<br />

7. Fehlerfreiheit <strong>und</strong> Reparatur von Oberflächenfehlern<br />

Hierfür gelten die Bestimmungen A.5. Das Ausbessern<br />

von Oberflächenfehlern darf im Allgemeinen nur<br />

durch Schleifen erfolgen, wobei die vorgeschriebene<br />

Mindestdicke an keiner Stelle unterschritten werden<br />

darf. Sollen Fehler durch Schweißen ausgebessert<br />

werden, ist vorher eine Verfahrensprüfung durchzuführen,<br />

<strong>und</strong> die Bedingungen für das Schweißen sind<br />

danach festzulegen.<br />

8. Anforderungen an den Werkstoff<br />

8.1 Chemische Zusammensetzung<br />

8.1.1 Die chemische Zusammensetzung muss den<br />

Angaben der anerkannten Norm oder der vom <strong>GL</strong><br />

genehmigten Werkstoffspezifikation entsprechen.<br />

Zusätzlich sind für Feinkornbaustähle mit Nennstreckgrenze<br />

bis 355 N/mm 2 zum Bau von Tanks für<br />

druckverflüssigtes Ammoniak die Grenzwerte für die<br />

chemische Zusammensetzung nach Tabelle 1.18 einzuhalten.<br />

8.1.2 Für die Beurteilung der Schweißeignung<br />

hochfester vergüteter Feinkornbaustähle ist die Kaltrissempfindlichkeit<br />

aus der Schmelzenanalyse nach<br />

folgender Formel zu bestimmen:<br />

Si Mn Cu Ni<br />

Pcm = C + + + +<br />

30 20 20 60<br />

Cr Mo V<br />

+ + + + 5B %<br />

20 15 10<br />

[ ]<br />

Der Grenzwert ist bei der Zulassung des Werkstoffes<br />

festzulegen.<br />

8.2 Mechanische Eigenschaften<br />

8.2.1 Die in der anerkannten Norm oder genehmigten<br />

Werkstoffspezifikation genannten Anforderungen<br />

an die mechanischen Eigenschaften sind bei der Prüfung<br />

nachzuweisen.<br />

8.2.2 Für Feinkornbaustähle für druckverflüssigtes<br />

Ammoniak gilt zusätzlich folgendes:<br />

Die tatsächliche Streckgrenze ReH darf einen Wert<br />

von 440 N/mm2 , bei warmgeformten Böden einen<br />

Wert von 470 N/mm2 nicht überschreiten.<br />

Die Bruchdehnung A5 muss mindestens 22 % betragen.<br />

Tabelle 1.18 Chemische Zusammensetzung für Feinkornbaustähle, geeignet für druckverflüssigtes<br />

Ammoniak (Schmelzanalyse)<br />

[%] max., sofern nicht anders angegeben 1<br />

C Si Mn P S Al Cr Cu Mo Ni 2 V<br />

0,18 0,10 – 0,50 1,65 0,030 0,025<br />

min<br />

0,020<br />

0,20 0,35 0,04 0,40 0,02<br />

1 Für Stähle mit Nennstreckgrenzen von 355 N/mm2 ist die chemische Zusammensetzung so einzustellen, dass ein oberer Streckgrenzenwert<br />

von 440 N/mm2 nicht überschritten wird.<br />

2 Wird Nickel absichtlich zulegiert, beträgt der obere Grenzwert 0,85 %.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–26<br />

8.3 Kerbschlagarbeit<br />

Die in Tabelle 1.19 bzw. 1.20 für die betreffende<br />

<strong>Stahl</strong>sorte genannten Anforderungen an die Schlagarbeit<br />

müssen bei Verwendung von Charpy-V-Proben<br />

bei den dort genannten Prüftemperaturen erfüllt werden.<br />

Diese Vorschrift gilt auch für <strong>Stahl</strong>sorten nach<br />

vergleichbaren Normen oder Spezifikationen, unabhängig<br />

von den darin festgelegten Werten.<br />

8.4 Zähbruchverhalten<br />

Ferritische Stähle müssen im Fallgewichtsversuch<br />

nach Pellini bei einer Prüftemperatur, die 5 K unterhalb<br />

der Entwurfstemperatur (aber nicht höher als<br />

– 20 °C) liegt, zähes Bruchverhalten (no break performance)<br />

zeigen.<br />

8.5 Beständigkeit austenitischer <strong>Stahl</strong>-Sorten<br />

gegen interkristalline Korrosion<br />

Austenitische Stähle müssen gegen interkristalline<br />

Korrosion im Lieferzustand beständig sein. Werden<br />

sie durch Schweißen ohne anschließende Wärmebehandlung<br />

(Lösungsglühen <strong>und</strong> Abschrecken) verarbeitet,<br />

dürfen nur solche <strong>Stahl</strong>sorten verwendet werden,<br />

die in diesem Zustand beständig sind, z. B. Ti- oder<br />

Nb-stabilisierte Stähle oder Stähle mit Kohlenstoffgehalten<br />

von C ≤ 0,03 %.<br />

9. Prüfung <strong>und</strong> Prüfumfang<br />

Folgende Prüfungen sind durchzuführen:<br />

9.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze bestimmen <strong>und</strong> in einem Zeugnis<br />

bescheinigen.<br />

9.2 Zugversuch<br />

Abschnitt 1 F<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

9.2.1 Bei allen Erzeugnissen ist der Zugversuch<br />

durchzuführen. Hierfür sind die Proben bei Blech,<br />

Warmbreitband <strong>und</strong> Breitflachstahl mit einer Breite<br />

≥ 600 mm quer zur Walzrichtung zu entnehmen, bei<br />

allen anderen Erzeugnissen können sie längs oder quer<br />

entnommen werden.<br />

9.2.2 Die Anzahl der Proben ist wie folgt zu bestimmen:<br />

– bei normalgeglühten <strong>und</strong> TM-gewalzten Blechen<br />

eine Probe von einem Ende jeder Walzlänge.<br />

Überschreitet die Walzlänge 15 m, ist von<br />

jedem Ende eine Probe zu entnehmen.<br />

– bei allen vergüteten Blechen eine Probe von<br />

einem Ende jeder Wärmebehandlungslänge.<br />

Überschreitet diese 7 m, ist von jedem Ende eine<br />

Probe zu entnehmen.<br />

– bei Blechen aus Warmbreitband, die nicht einzeln<br />

wärmebehandelt werden, eine Probe vom<br />

äußeren Ende der Rolle.<br />

– bei Blechen aus austenitischen Stählen eine<br />

Probe von einem Ende jeder Wärmebehandlungslänge.<br />

Ist diese größer als 15 m, ist von jedem<br />

Ende eine Probe zu entnehmen.<br />

9.2.3 Zwischen den vom Kopf- <strong>und</strong> Fußende einer<br />

Walztafel entnommenen Proben darf der Unterschied<br />

der Zugfestigkeit folgende Werte nicht überschreiten:<br />

– bei Walzlängen ≤ 10 m: 60 N/mm2 – bei Walzlängen > 10 m: 70 N/mm2 9.3 Kerbschlagbiegeversuch<br />

9.3.1 Alle Erzeugnisse mit Dicken ≥ 6 mm sind<br />

durch den Kerbschlagbiegeversuch an Charpy-V-<br />

Proben bei den in Tabelle 1.19 bzw. 1.20 genannten<br />

Prüftemperaturen zu prüfen. Die Proben sind bei<br />

Blech <strong>und</strong> Breitflachstahl mit einer Breite ≥ 600 mm<br />

quer zur Walzrichtung zu entnehmen, bei allen anderen<br />

Erzeugnissen können sie längs oder quer entnommen<br />

werden. Die Anzahl der dafür erforderlichen<br />

Probensätze (je 3 Proben) ist dabei wie die Zahl der<br />

Zugproben nach 9.2.2 zu bestimmen.<br />

9.3.2 Lässt die Erzeugnisdicke die Herstellung von<br />

Proben mit normalen Abmessungen (10 mm × 10 mm)<br />

nicht zu, sind vorzugsweise Proben mit den Abmessungen<br />

7,5 mm × 10 mm oder 5 mm × 10 mm zu<br />

verwenden. Für diese Proben gelten die Anforderungen<br />

nach Tabelle 1.20.<br />

9.4 Fallgewichtsversuch<br />

Erzeugnisse aus hochfesten vergüteten Feinkornbaustählen<br />

<strong>und</strong> aus Stählen, die für eine Entwurfstemperatur<br />

niedriger als –50 °C vorgesehen sind (ausgenommen<br />

austenitische Stähle), sind schmelzenweise durch<br />

den Fallgewichtsversuch zu prüfen.<br />

Für den Fallgewichtsversuch sind von dem dicksten<br />

Stück aus jeder Schmelze mindestens 2 Proben zu<br />

entnehmen <strong>und</strong> bei einer Temperatur zu prüfen, die 5 K<br />

unterhalb der niedrigsten Entwurfstemperatur liegt.<br />

Der Versuch ist an Erzeugnissen mit einer Dicke > 16<br />

mm nach <strong>Stahl</strong>-Eisen-Prüfblatt SEP 1325, EN 10274<br />

oder ASTM E-208 auszuführen, vgl. auch <strong>Kapitel</strong> 1 –<br />

Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 2, G.3.<br />

9.5 Prüfung der IK-Beständigkeit<br />

Soweit erforderlich oder in der Bestellung vorgeschrieben,<br />

ist bei austenitischen Stählen die Beständigkeit<br />

gegen interkristalline Korrosion zu prüfen.<br />

9.6 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Alle Erzeugnisse sind durch den Hersteller auf die<br />

Beschaffenheit der Oberfläche zu prüfen <strong>und</strong> nachzumessen.<br />

Sie sind ferner dem Besichtiger zur Endprüfung<br />

vorzustellen, wobei bei Flachprodukten stichprobenweise<br />

auch eine Besichtigung der Unterseite vorzunehmen<br />

ist.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 1 F<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–27<br />

Tabelle 1.19 Anforderungen an die Kerbschlagarbeit von Stählen für Ladetanks<br />

Bezeichnung der Stähle<br />

Feinkornbaustähle für<br />

druckverflüssigtes<br />

Ammoniak<br />

Feinkornbaustähle mit<br />

Streckgrenzen<br />

R eH ≥ 355 N/mm 2<br />

Sonstige<br />

Feinkornbaustähle,<br />

nickellegierter <strong>Stahl</strong> mit<br />

0,5 % Nickel<br />

Nickellegierte Stähle mit:<br />

1,5 % Nickel<br />

3,5 % Nickel<br />

5 % Nickel<br />

9 % Nickel<br />

Erzeugnisdicke<br />

[mm] Prüftemperatur<br />

[°C]<br />

≤ 25<br />

≤ 40 –20<br />

≤ 40 –20<br />

≤ 25 2<br />

3<br />

5 K unterhalb<br />

Entwurfstemperatur<br />

nicht höher als –20 °C<br />

Austenitische Stähle ≤ 50 –196<br />

1 Mittelwert aus 3 Proben, Werte in Klammern gelten für den kleinsten Einzelwert.<br />

2 Für Erzeugnisdicken über 25 mm gelten folgende Prüftemperaturen:<br />

Erzeugnisdicke<br />

[mm]<br />

25 < t ≤ 30<br />

30 < t ≤ 35<br />

35 < t ≤ 40<br />

10 K<br />

15 K<br />

20 K<br />

⎫<br />

⎬<br />

⎭<br />

Prüftemperatur<br />

Kerbschlagarbeit<br />

–65<br />

–95<br />

–110 (– 196) 4<br />

–196<br />

Unterhalb Entwurfstemperatur, aber nicht<br />

höher als –20 °C.<br />

KV<br />

[J] 1<br />

min.<br />

längs quer<br />

41 (29)<br />

27 (19)<br />

Bei Stählen für Tanks <strong>und</strong> Tankbauteile mit Erzeugnisdicken über 25 mm, die nach dem Schweißen spannungsarmgeglüht werden,<br />

genügt die Prüfung bei einer Temperatur, die 5 K unterhalb der Entwurfstemperatur, aber nicht höher als –20 °C liegt.<br />

Für spannungsarmgeglühte Tankverstärkungen <strong>und</strong> ähnliche Schweißteile darf die Prüftemperatur nicht höher liegen, als sie für die<br />

Dicke des angrenzenden Mantelbleches vorgeschrieben ist.<br />

3 Überschreitet die Erzeugnisdicke 25 mm bei den nickellegierten Stählen mit 1,5 %, 3,5 % <strong>und</strong> 5 % Nickel, sind die Prüftemperaturen<br />

entsprechend den Angaben nach Fußnote 2 festzulegen. Sie dürfen aber nicht höher sein, als in der Tabelle angegeben.<br />

Für 9 % Nickelstahl über 25 mm Dicke sind die Anforderungen mit dem <strong>GL</strong> besonders zu vereinbaren.<br />

4 Ist der 5 % Nickelstahl für eine niedrigste Entwurfstemperatur von –165 °C überprüft <strong>und</strong> zugelassen, ist der Kerbschlagbiegeversuch<br />

bei einer Prüftemperatur von –196 °C auszuführen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–28<br />

Tabelle 1.20 Anforderungen an Untermaßproben gemäß der erforderlichen Kerbschlagarbeit nach<br />

Tabelle 1.19 für Normalproben<br />

Erforderliche<br />

Kerbschlagarbeit<br />

nach Tabelle 1.19<br />

Erforderliche Kerbschlagarbeit KV bei Probenabmessung<br />

(Normalproben) 7,5 mm × 10 mm 5 mm × 10 mm<br />

Mittelwert<br />

[J] 1<br />

min.<br />

Abschnitt 1 G<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Mittelwert<br />

[J]<br />

min.<br />

kleinster Einzelwert<br />

[J]<br />

Mittelwert<br />

[J]<br />

min.<br />

kleinster Einzelwert<br />

[J]<br />

27 (19) 22 16 18 13<br />

41 (29) 34 24 27 22<br />

1 Mittelwert aus 3 Proben, Werte in Klammern gelten für den kleinsten Einzelwert.<br />

9.7 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

9.7.1 Der Hersteller muss an folgenden Erzeugnissen<br />

eine Ultraschallprüfung gemäß A.8.6 vornehmen<br />

<strong>und</strong> das Ergebnis bescheinigen:<br />

– Bleche für druckverflüssigtes Ammoniak<br />

– Bleche aus hochfesten, vergüteten Feinkornbaustählen<br />

– Bleche, die in Dickenrichtung beansprucht werden,<br />

z. B. für Mittel-Längsschotte von Zwillingstanks<br />

Der Besteller muss diese Forderungen in seinen Bestellunterlagen<br />

angeben.<br />

Über die Prüfung von Walzprofilen für Äquatorringe<br />

von Kugelbehältern sind besondere Vereinbarungen<br />

zu treffen.<br />

9.7.2 Die Ultraschallprüfung ist gemäß EN 10160<br />

oder nach <strong>Stahl</strong>-Eisen-Lieferbedingungen SEL 072<br />

wie folgt durchzuführen:<br />

Prüfraster ≤ 200 mm oder in Linien mit einem Abstand<br />

von 100 mm.<br />

SEL 072 EN 10160<br />

Flächenprüfung Klasse 3, Tafel 1 S 1<br />

Randzonenprüfung Klasse 1, Tafel 2 E 3<br />

Zonen für Längs-, R<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Stutzennähte auf einer<br />

Breite gleich der Blechdicke jedoch mindestens 50 mm<br />

nach Klasse 1, Tafel 2 gemäß SEL 072 bzw. Qualitätsklasse<br />

E 3 nach EN 10160.<br />

Bereiche für den Anschluss von Tragpratzen, Hebeösen<br />

<strong>und</strong> Aufschwimmsicherungen 100 % nach Klasse 0,<br />

Tafel 1 gemäß SEL 072 bzw. Qualitätsklasse S 3 nach<br />

EN 10160.<br />

9.7.3 Eine zerstörungsfreie Prüfung anderer als unter<br />

9.7.1 genannter Erzeugnisse ist durchzuführen, wenn<br />

dieses bei der Bestellung festgelegt oder vom <strong>GL</strong> in<br />

besonderen Fällen vorgeschrieben ist.<br />

G. Nichtrostende Stähle<br />

1. Geltungsbereich<br />

Diese Vorschriften gelten für Flacherzeugnisse, Profile<br />

<strong>und</strong> Stabstähle aus nichtrostenden Stählen, die für<br />

den Bau von Ladetanks von Chemikalientankern,<br />

Druckbehältern <strong>und</strong> anderen Behältern verwendet<br />

werden sollen, für die chemische Beständigkeit gegenüber<br />

dem Ladegut bzw. Betriebsmedium gefordert<br />

ist, sowie für Bezüge von Ruderschäften, Fingerlingen,<br />

Propellerwellen etc., die gegenüber Seewasser<br />

beständig sein sollen.<br />

2. Auswahl der Stähle<br />

2.1 Für die Auswahl der Stähle ist die Stoffliste<br />

des Betreibers maßgebend, die Auskunft über die Art<br />

der Stoffe gibt, die zu transportieren oder zu lagern<br />

sind.<br />

2.2 Die Auswahl der Stähle ist ferner so vorzunehmen,<br />

dass auch nach der Weiterverarbeitung, z. B.<br />

durch Schweißen, die gegenüber dem jeweiligen Ladegut<br />

oder Betriebsmittel geforderte chemische Beständigkeit<br />

gewährleistet ist.<br />

2.3 Unter Berücksichtigung von 2.1 <strong>und</strong> 2.2<br />

können geeignete Stähle, z. B. nach EN 10088, Nichtrostende<br />

Stähle, ausgewählt werden, falls keine Lieferung<br />

nach einer vom <strong>GL</strong> geprüften Spezifikation erfolgen<br />

soll.<br />

2.4 Der <strong>GL</strong> behält sich vor, für die in Betracht<br />

kommende <strong>Stahl</strong>sorte eine Zulassungsprüfung zu verlangen.<br />

3. Lieferzustand <strong>und</strong> Wärmebehandlung<br />

Alle Erzeugnisse müssen in werkstoffgerechtem<br />

Wärmebehandlungszustand vorgestellt werden, d. h.<br />

ferritische Stähle müssen normalgeglüht oder vergütet,<br />

austenitische <strong>und</strong> austenitisch-ferritische Stähle lösungsgeglüht<br />

<strong>und</strong> abgeschreckt sein.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 1 G<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–29<br />

4. Zulässige Maßabweichungen<br />

Sofern in den Bestellvorschriften nicht anders festgelegt,<br />

sind Bleche gemäß A.6., in der Klasse B nach<br />

Tabelle 1.1 (zulässige Dickentoleranz – 0,3 mm) zu<br />

liefern. Für alle anderen Erzeugnisse gelten die Werte<br />

aus den betreffenden Normen.<br />

5. Allgemeine Beschaffenheit der Erzeugnisse<br />

Hierfür gelten die Bestimmungen gemäß A.5. Das<br />

Ausbessern von Oberflächenfehlern darf im Allgemeinen<br />

nur durch Schleifen erfolgen.<br />

Hierbei darf das zulässige untere Abmaß an keiner<br />

Stelle überschritten werden.<br />

6. Anforderungen an die Werkstoffeigenschaften<br />

6.1 Chemische Zusammensetzung<br />

6.1.1 Es gelten die in den Normen bzw. vom <strong>GL</strong><br />

genehmigten Spezifikationen genannten Grenzen der<br />

chemischen Zusammensetzung.<br />

6.1.2 Für geschweißte Konstruktionen, die nach<br />

dem Schweißen nicht mehr wärmebehandelt werden<br />

können, dürfen nur Stähle verwendet werden, die in<br />

diesem Zustand beständig gegen interkristalline Korrosion<br />

sind, z. B. Ti- oder Nb-stabilisierte austenitische<br />

Stähle oder Stähle mit Kohlenstoffgehalten von<br />

C ≤ 0,03 %.<br />

6.2 Mechanische Eigenschaften<br />

Die in der Norm oder genehmigten Spezifikation<br />

genannten Anforderungen an die mechanischen Eigenschaften<br />

sind bei der Prüfung nachzuweisen.<br />

6.3 Kerbschlagarbeit<br />

Die in der Norm oder genehmigten Werkstoffspezifikation<br />

genannten Anforderungen an die Kerbschlagarbeit<br />

sind einzuhalten.<br />

7. Prüfung <strong>und</strong> Prüfumfang<br />

Folgende Prüfungen sind durchzuführen:<br />

7.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze bestimmen <strong>und</strong> in einem Zeugnis<br />

bekannt geben.<br />

7.2 Prüfung der Beständigkeit gegen interkristalline<br />

Korrosion<br />

An allen Erzeugnissen ist die Beständigkeit gegen<br />

interkristalline Korrosion zu prüfen. Hierfür sind je<br />

Schmelze mindestens 2 Proben zu entnehmen. Die<br />

Prüfung ist nach DIN 50914 oder ISO 3651-2 durch-<br />

zuführen, wobei sich die Proben in folgendem Zustand<br />

befinden müssen:<br />

– stabilisierte Stähle <strong>und</strong> Stähle mit einem Kohlenstoffgehalt<br />

≤ 0,03% sensibilisiert (Glühen bei<br />

700 °C, 30 Min., Wasserabschreckung)<br />

– alle anderen Stähle im Lieferzustand<br />

7.3 Zugversuch<br />

7.3.1 Von jedem Prüflos ist mindestens eine Probe<br />

für den Zugversuch zu entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen. Als<br />

Prüflos gilt hierbei:<br />

– Bei Blechen mit einer Dicke > 20 mm: die<br />

Walzlänge<br />

– Bei Blechen mit einer Dicke ≤ 20 mm: max. 40<br />

Walztafeln annähernd gleicher Dicke (max.<br />

20 % Abweichung) mit einem Gesamtgewicht<br />

von max. 30 t, die aus der gleichen Schmelze<br />

<strong>und</strong> dem gleichen Wärmebehandlungslos stammen<br />

müssen.<br />

– Bei Band <strong>und</strong> daraus geschnittenen Blechen: je<br />

eine Probe vom Anfang der Rolle.<br />

– Bei allen anderen Erzeugnisformen: 5 000 kg<br />

für Erzeugnisse gleicher Form, die aus der gleichen<br />

Schmelze <strong>und</strong> dem gleichen Wärmebehandlungslos<br />

stammen.<br />

7.3.2 Die Proben sind bei Blechen <strong>und</strong> Breitflachstählen<br />

≥ 600 mm Breite quer zu entnehmen, bei allen<br />

anderen Erzeugnisformen können sie längs oder quer<br />

entnommen werden.<br />

7.4 Kerbschlagbiegeversuch<br />

7.4.1 Sofern vom <strong>GL</strong> nicht anders gefordert oder in<br />

der Bestellung festgelegt, ist ein Kerbschlagbiegeversuch<br />

mit Charpy-V-Proben erforderlich für:<br />

– Flacherzeugnisse mit Dicken > 20 mm<br />

– Stäbe mit Durchmessern oder Dicken > 50 mm<br />

– Flacherzeugnisse aus austenitisch-ferritischen<br />

Stählen mit Dicken ≥ 6 mm<br />

7.4.2 Werden die Erzeugnisse für Betriebstemperaturen<br />

unter –10 °C verwendet, ist die Prüftemperatur<br />

für Kerbschlagbiegeversuch mit dem <strong>GL</strong> zu vereinbaren.<br />

7.5 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Alle Erzeugnisse sind durch den Hersteller auf die<br />

Beschaffenheit der Oberfläche zu prüfen <strong>und</strong> nachzumessen.<br />

Sie sind ferner dem Besichtiger zur Endprüfung<br />

vorzustellen. Bei Flacherzeugnissen ist soweit<br />

wie möglich auch die Unterseite zu besichtigen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–30<br />

7.6 Prüfung auf Werkstoffverwechslung<br />

Der Hersteller muss seine Erzeugnisse vor der Lieferung<br />

durch geeignete Verfahren auf Werkstoffverwechslungen<br />

prüfen <strong>und</strong> dieses im Abnahmeprüfzeugnis<br />

bestätigen.<br />

7.7 Sonstige Prüfungen<br />

Bei besonderen Anforderungen an den Widerstand<br />

gegenüber Loch- oder Spaltkorrosion sind entsprechende<br />

Korrosionsprüfungen z. B. nach ASTM-G48<br />

vorzunehmen, deren Umfang vom <strong>GL</strong> von Fall zu Fall<br />

festgelegt wird.<br />

H. Plattierte Bleche<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 1 H<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Diese Vorschrift gilt für Bleche aus <strong>Stahl</strong>, die mit<br />

Auflagewerkstoffen aus nichtrostenden Stählen plattiert<br />

<strong>und</strong> für die Herstellung von Behältern <strong>und</strong> Tanks,<br />

z. B. für Chemikalien-Tanker bestimmt sind. Die<br />

Anwendung dieser Vorschrift für Bleche mit anderen<br />

Auflagewerkstoffen, z. B. Aluminium- oder Kupfer-<br />

Nickel-Legierungen kann vereinbart werden.<br />

2. Eignung des Plattierungsverfahrens<br />

Der Hersteller muss in einer erstmaligen Eignungsprüfung<br />

nachweisen, dass die plattierten Erzeugnisse<br />

die Anforderungen gemäß 8. erfüllen <strong>und</strong> dass die für<br />

die Gr<strong>und</strong>werkstoffe geforderten Werkstoffeigenschaften<br />

auch noch nach dem Plattieren erhalten bleiben.<br />

3. Geeignete Werkstoffe<br />

Als Gr<strong>und</strong>werkstoffe sind geeignete Stähle nach B., C.<br />

<strong>und</strong> E.. zu verwenden. Als Auflagewerkstoffe kommen<br />

die in G. genannten nichtrostenden Stähle sowie<br />

andere, vom <strong>GL</strong> dafür zugelassene Werkstoffe in<br />

Betracht.<br />

4. Herstellungsverfahren <strong>und</strong> Lieferzustand<br />

4.1 Das Plattieren kann durch Walzen oder<br />

Sprengen oder durch eine Kombination von beiden<br />

Verfahren erfolgen.<br />

4.2 Mit austenitischen Auflagewerkstoffen plattierte<br />

Bleche sind im Regelfall im Walzzustand zu<br />

liefern. Ist in Sonderfällen eine Wärmebehandlung<br />

erforderlich, muss sich diese nach dem Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />

richten. Sie darf jedoch weder die chemische<br />

Beständigkeit des Auflagewerkstoffes noch dessen<br />

Haftung beeinträchtigen. Die Art der Wärmebehandlung<br />

ist dem <strong>GL</strong> bekannt zu geben.<br />

5. Maße, zulässige Maßabweichungen<br />

5.1 Die Nenndicke des Auflagewerkstoffes muss<br />

mindestens 2 mm betragen. Falls in der Bestellung<br />

keine geringeren Dickentoleranzen festgelegt sind,<br />

gelten als zulässige Dickenunterschreitungen die Angaben<br />

nach Tabelle 1.21.<br />

Tabelle 1.21 Zulässige Dickenunterschreitung des<br />

Auflagewerkstoffes<br />

Nenndicke<br />

[mm]<br />

unteres Abmaß<br />

[mm]<br />

≥ 2,0 < 2,5 – 0,20<br />

≥ 2,5 < 3 – 0,25<br />

≥ 3,0 < 3,5 – 0,35<br />

≥ 3,5 < 4,0 – 0,45<br />

≥ 4,0 – 0,50<br />

5.2 Für die zulässigen Maßabweichungen der<br />

Gr<strong>und</strong>werkstoffe gelten die für die jeweiligen<br />

<strong>Stahl</strong>sorten <strong>und</strong> Erzeugnisformen gültigen Anforderungen.<br />

6. Oberflächenbeschaffenheit<br />

6.1 Die Auflagewerkstoffe müssen eine dem<br />

Verwendungszweck entsprechende glatte Oberfläche<br />

haben. Die Oberfläche muss frei von Z<strong>und</strong>er, Verunreinigungen,<br />

Anlauffarben <strong>und</strong> solchen Fehlern sein,<br />

welche die Verarbeitung <strong>und</strong> Verwendung beeinträchtigen<br />

oder die chemische Beständigkeit herabsetzen<br />

können. Für die Oberflächenbeschaffenheit des<br />

Gr<strong>und</strong>werkstoffes gilt A.5.<br />

6.2 Am Auflagewerkstoff darf die Summe der<br />

Flächen aller Fehlstellen, ausgenommen flache Fehlstellen<br />

nach 7.1 20 % der Plattierungsoberfläche nicht<br />

überschreiten.<br />

7. Reparatur von Fehlstellen<br />

7.1 Flache Fehlstellen im Auflagewerkstoff, z. B.<br />

Eindrücke, Riefen, Kratzer sind durch Schleifen zu<br />

beseitigen, wobei das zulässige Untermaß nach 5.<br />

nicht überschritten werden darf.<br />

7.2 Bindefehler bis zu einer Größe von 50 cm 2<br />

können im Allgemeinen belassen werden, sofern der<br />

Besteller keine Ausbesserung für bestimmte Bereiche<br />

des Bleches fordert.<br />

7.3 Tiefe Fehlstellen im Auflagewerkstoff, die<br />

nicht durch Schleifen beseitigt werden können, ferner<br />

Bindefehler über 50 cm 2 dürfen durch Schweißen<br />

ausgebessert werden, wenn es sich um einzelne, von<br />

einander getrennte Fehlstellen von nicht mehr als


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 1 H<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–31<br />

1 200 cm 2 Fläche handelt <strong>und</strong> die Summe aller Fehlstellen<br />

5 % der Plattierungsoberfläche nicht überschreitet.<br />

Für das Schweißen gelten folgende Gr<strong>und</strong>sätze:<br />

7.3.1 Alle Schweißungen müssen von geprüften<br />

Schweißern nach einem vom <strong>GL</strong> überprüften Verfahren<br />

vorgenommen werden.<br />

7.3.2 Die Schweißungen müssen frei von Rissen,<br />

Bindefehlern, Einbrandkerben, Schlacke <strong>und</strong> anderen<br />

Fehlern sein, welche die Güteeigenschaften der Plattierung<br />

beeinträchtigen können.<br />

7.3.3 Nach dem Schweißen ist die ausgebesserte<br />

Fehlstelle blecheben zu schleifen. Falls bei der Verfahrensprüfung<br />

festgelegt oder in der Bestellung gefordert,<br />

ist eine Wärmebehandlung nach dem Schweißen<br />

vorzunehmen.<br />

7.3.4 Die fertigbearbeiteten Bleche sind dem Besichtiger<br />

zur Endprüfung vorzustellen, wobei die Fehlerfreiheit<br />

der ausgebesserten Stellen durch ein geeignetes<br />

zerstörungsfreies Prüfverfahren, z. B. durch die<br />

Farbeindringprüfung nachzuweisen ist.<br />

7.3.5 Für jede Schweiß-Reparatur muss der Hersteller<br />

dem Besichtiger einen Bericht aushändigen, in<br />

dem die Abmessungen <strong>und</strong> die Lage der Fehlstellen,<br />

die Einzelheiten des Schweißverfahrens, die Art der<br />

ggfs. durchgeführten Wärmbehandlung <strong>und</strong> das Ergebnis<br />

der Prüfung enthalten sein müssen.<br />

8. Anforderungen an den Werkstoff<br />

Die plattierten Stähle sollen folgenden Anforderungen<br />

genügen:<br />

8.1 Bruchdehnung<br />

Bei plattierten Stählen, bei denen der Auflagewerkstoff<br />

eine geringere Dehnung als der Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />

hat, soll der Auflagewerkstoff beim Zugversuch nach<br />

Abarbeiten des Gr<strong>und</strong>werkstoffs eine Bruchdehnung<br />

A5 von mindestens 12 % erreichen.<br />

8.2 Scherfestigkeit<br />

Die Bindung zwischen Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Auflagewerkstoff<br />

soll so beschaffen sein, dass bei sachgemäßer Verarbeitung<br />

<strong>und</strong> Betriebsbeanspruchung ein Ablösen der<br />

Schichten nicht erfolgt. Die Scherfestigkeit darf, sofern<br />

in der Bestellung nichts anderes vereinbart wurde,<br />

unabhängig von der Prüfrichtung bei Auflagewerkstoffen<br />

mit einer Zugfestigkeit < 280 N/mm2 mindestens<br />

50 % der Mindestzugfestigkeit des Auflagewerkstoffs,<br />

bei allen anderen Auflagewerkstoffen 140 N/mm2 nicht<br />

unterschreiten.<br />

8.3 Bindung<br />

Der Anteil der geb<strong>und</strong>enen Flächen soll mindestens<br />

95 % betragen, wobei einzelne nicht geb<strong>und</strong>ene Stellen<br />

eine Fläche von 50 cm2 nicht überschreiten sollen.<br />

Für plattierte Stähle mit hoher Beanspruchung bei der<br />

Verarbeitung, z. B. bei der Herstellung von Böden<br />

oder bei der Verwendung, z. B. bei Rohrplatten, können<br />

darüber hinausgehende Anforderungen des Bestellers<br />

notwendig sein.<br />

8.4 Mechanische Eigenschaften<br />

Das plattierte Blech muss bei der Prüfung durch den<br />

Zugversuch mindestens folgende Anforderungen erfüllen:<br />

σ pl =<br />

σG ⋅ SG + σA Spl<br />

⋅ SA<br />

σ = vorgeschriebener Mindestwert für die Zugfestigkeit<br />

bzw. Streckgrenze bzw. 0,2 %-<br />

Dehngrenze [N/mm 2 ]<br />

S = Nenndicke[mm]<br />

G = Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />

A = Auflagewerkstoff<br />

pl = plattierter <strong>Stahl</strong><br />

Ergibt der Zugversuch einen kleineren Wert, als sich<br />

nach der Formel errechnet, können die Anforderungen<br />

des Gr<strong>und</strong>werkstoffes an Proben mit abgearbeitetem<br />

Auflagewerkstoff nachgewiesen werden.<br />

Die für den betreffenden Gr<strong>und</strong>werkstoff festgelegte<br />

Bruchdehnung muss bei der Prüfung plattierter Proben<br />

erreicht werden.<br />

8.5 Technologische Eigenschaften<br />

Das mit austenitischen Auflagewerkstoffen plattierte<br />

Blech muss sich im Seitenbiegeversuch über einen<br />

Dorn mit einem Durchmesser von 4 × Probendicke um<br />

180° verformen lassen, ohne dass ein Ablösen der<br />

Plattierung eintritt oder Anrisse entstehen.<br />

Bei anderen Auflagewerkstoffen, z. B. Aluminium<br />

können größere Biegedorndurchmesser vereinbart<br />

werden.<br />

8.6 Kerbschlagarbeit<br />

Die für den Gr<strong>und</strong>werkstoff gültigen Anforderungen<br />

müssen nach dem Plattieren eingehalten werden können.<br />

8.7 Beständigkeit gegen interkristalline Korrosion<br />

Bei austenitischen oder austenitisch-ferritischen Auflagewerkstoffen<br />

sind die für die jeweilige <strong>Stahl</strong>sorte<br />

gültigen Anforderungen einzuhalten.<br />

9. Prüfung<br />

Prüfumfang, Anzahl der Proben <strong>und</strong> Probenlage richten<br />

sich nach dem Gr<strong>und</strong>werkstoff. Folgende Prüfungen<br />

sind durchzuführen:


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–32<br />

9.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze von Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Auflagewerkstoff<br />

bestimmen <strong>und</strong> in einem Zeugnis bekannt geben.<br />

9.2 Prüfung der IK-Beständigkeit<br />

Bei austenitischen <strong>und</strong> austenitisch-ferritischen Auflagewerkstoffen<br />

ist deren Beständigkeit gegen interkristalline<br />

Korrosion an jedem Prüflos zu bestimmen. Zu<br />

einem Prüflos können hierfür Bleche zusammengestellt<br />

werden, die mit Auflagewerkstoffen aus der gleichen<br />

Schmelze im gleichen Fertigungsgang plattiert worden<br />

sind. Bei der Prüfung muss die Plattierungsseite unter<br />

Zugbeanspruchung stehen.<br />

9.3 Zugversuch<br />

An jedem Prüflos ist der Zugversuch an einer Querprobe<br />

auszuführen. Sofern nichts anderes vereinbart,<br />

ist der Auflagewerkstoff an der Probe zu belassen. Die<br />

Messmarkierungen sind auf der Gr<strong>und</strong>werkstoffseite<br />

anzubringen.<br />

9.4 Scherversuch<br />

Von jedem Prüflos ist eine Probe für den Scherversuch<br />

mit der Probenachse quer zur Walzrichtung zu<br />

entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen.<br />

Die Prüfung ist nach einer anerkannten Norm, z. B.<br />

DIN 50162, durchzuführen. Probenmaße <strong>und</strong> Versuchsanordnung<br />

können Abb. 1.2 entnommen werden.<br />

Plattierung<br />

Abschnitt 1 H<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

10<br />

P<br />

Scherprobe<br />

Führungsblöcke<br />

Abb. 1.2 Scherversuch<br />

25<br />

20<br />

4,5<br />

65<br />

9.5 Seitenbiegeversuch<br />

Von jedem Prüflos ist eine Probe für den Seitenbiegeversuch<br />

mit der Probenachse quer zur Walzrichtung zu<br />

entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen. Probenmaße <strong>und</strong> Versuchsanordnung<br />

können der Abb. 1.3 entnommen werden.<br />

Bei Erzeugnisdicken über 80 mm dürfen die Proben<br />

auf der Gr<strong>und</strong>werkstoffseite bis auf 80 mm abgearbeitet<br />

werden.<br />

10<br />

Probe<br />

40<br />

70<br />

P<br />

³ 130<br />

Plattierung<br />

Abb. 1.3 Seitenbiegeversuch<br />

9.6 Kerbschlagbiegeversuch<br />

£ 80<br />

Soweit für den Gr<strong>und</strong>werkstoff vorgeschrieben, ist der<br />

Kerbschlagbiegeversuch durchzuführen. Für die Anzahl<br />

der Proben, die Probenlage <strong>und</strong> die Prüftemperatur<br />

gelten die für den Gr<strong>und</strong>werkstoff genannten Bedingungen.<br />

9.7 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Alle Bleche sind durch den Hersteller auf die Beschaffenheit<br />

der Oberfläche zu prüfen <strong>und</strong> nachzumessen,<br />

wobei auch die Dicke der Plattierung an den Blechrändern<br />

<strong>und</strong> in der Mitte festzustellen ist. Alle Bleche<br />

sind dem Besichtiger zur Endprüfung <strong>und</strong> Maßkontrolle<br />

vorzustellen.<br />

9.8 Zerstörungsfreie Prüfung<br />

Zur Feststellung der Bindung zwischen Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong><br />

Auflagewerkstoff sind alle Bleche durch den Hersteller<br />

einer 100%igen Ultraschall-Flächen- <strong>und</strong> Randzonen-Prüfung<br />

zu unterziehen.<br />

10. Kennzeichnung<br />

Alle Bleche sind auf der Gr<strong>und</strong>werkstoffseite wie<br />

folgt zu kennzeichnen:<br />

– Zeichen des Lieferwerkes<br />

– Kurzzeichen für die <strong>Stahl</strong>sorte oder Werkstoff-<br />

Nr. des Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Auflagewerkstoffes<br />

– Schmelzen-Nummern des Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Auflagewerkstoffes,<br />

– Dicke des Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Auflagewerkstoffes<br />

– Proben-Nr.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

I. Stähle mit Anforderungen in Dickenrichtung<br />

1. Geltungsbereich<br />

Diese Vorschriften gelten als Ergänzung zu allen<br />

Vorschriften für Bleche, Bänder, Breitflachstähle <strong>und</strong><br />

Formstähle aus Feinkornbaustählen, für die verbesserte<br />

Verformungseigenschaften in Dickenrichtung gefordert<br />

sind. Sie gelten für Erzeugnisse in Dicken<br />

größer oder gleich 15 mm. Für geringere Dicken kann<br />

diese Vorschrift nach Ermessen des <strong>GL</strong> Anwendung<br />

finden.<br />

2. Anforderungen<br />

2.1 Brucheinschnürung<br />

Der Mittelwert der Brucheinschnürung von 3 in Dickenrichtung<br />

des Erzeugnisses entnommenen Zugproben<br />

(Z-Proben) muss für die Güte Z25 mindestens<br />

25 % betragen, wovon ein Prüfergebnis unter 25 %,<br />

aber nicht niedriger als 20 % liegen darf.<br />

Für die Güte Z35 muss die Brucheinschnürung mindestens<br />

35 % betragen, wovon ein Prüfergebnis unter<br />

35 %, aber nicht niedriger als 25 % liegen darf.<br />

2.2 Fehlerfreiheit<br />

Abschnitt 1 I<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–33<br />

Alle Erzeugnisse müssen frei von Fehlern sein, welche<br />

die in Dickenrichtung geforderten Eigenschaften beeinträchtigen<br />

können, z. B. Dopplungen, größere nichtmetallische<br />

Einschlüsse, Flocken <strong>und</strong> Seigerungen.<br />

Flache Erzeugnisse müssen ferner bei der Ultraschallprüfung<br />

die Anforderungen an die Prüfklasse 2 nach<br />

<strong>Stahl</strong>-Eisen-Lieferbedingungen 072 oder Prüfklasse<br />

S2/E3 nach EN 10160 erfüllen. Für Profile gilt die<br />

Prüfklasse 1.2/23 in Anlehnungen EN 10306.<br />

Hinweis<br />

Nach <strong>Stahl</strong>-Eisen-Lieferbedingungen 072 gelten folgende<br />

Anforderungen für die Klasse 2 bei der Ultraschall-Gesamtprüfung:<br />

Kleinste zu berücksichtigende<br />

Größe der Ungänzen: 0,5 cm 2<br />

Höchstzulässige Größe der<br />

Ungänzen: 1,0 cm 2<br />

Zulässige Häufigkeit der Ungänzen<br />

bei der Flächenprüfung:<br />

örtlich: bis 30/m 2<br />

bezogen auf die gesamte<br />

Blechfläche: bis 15/m 2<br />

Höchstzulässige Länge der zu<br />

berücksichtigenden Ungänzen:<br />

parallel zur Kante (Kantenprüfung): 4 cm<br />

zulässige Häufigkeit der<br />

Ungänzen (Kantenprüfung): bis 5/m<br />

2.3 Chemische Zusammensetzung<br />

Ergänzend zu den Anforderungen der jeweiligen<br />

<strong>Stahl</strong>spezifikation darf der durch die Schmelzanalyse<br />

bestimmte Schwefelgehalt nicht über 0,008 % liegen.<br />

3. Prüfung <strong>und</strong> Prüfumfang<br />

Folgende Prüfungen sind zusätzlich zu den für das<br />

betreffende Erzeugnis vorgeschriebenen Prüfungen<br />

auszuführen.<br />

3.1 Zugversuch an Z-Proben<br />

3.1.1 Von jeder Prüfeinheit sind mindestens 3<br />

Zugproben mit ihren Längsachsen senkrecht zur Erzeugnisoberfläche<br />

(Z-Proben) zu entnehmen <strong>und</strong> zu<br />

prüfen. Die Prüfeinheiten sind der Tabelle 1.22 zu<br />

entnehmen <strong>und</strong> bestehen aus Erzeugnissen gleicher<br />

Schmelze, gleicher Dicke <strong>und</strong> gleicher Wärmebehandlung.<br />

Tabelle 1.22 Prüfeinheiten<br />

Erzeugnis<br />

Bleche Walzlänge<br />

Breitflachstähle<br />

bis einschließlich<br />

25 mm Dicke<br />

Breitflachstähle<br />

größer 25 mm<br />

Dicke<br />

Schwefelgehalt<br />

S > 0,005 % S ≤ 0,005 %<br />

10 t<br />

20 t<br />

50 t<br />

3.1.2 Die Proben sind bei Flacherzeugnissen von<br />

einem Ende in der Längsachse des Erzeugnisses zu<br />

entnehmen, vgl. Abb. 1.4. In beiden Fällen soll die<br />

Erzeugnismitte von der Versuchslänge erfasst werden.<br />

Bei Profilen sind die Proben von einem Ende des<br />

Erzeugnisses auf 1/3 Flanschbreite gemessen, von der<br />

äußeren Kante des Flansches zu entnehmen, vgl. Abb.<br />

1.4.<br />

B/2<br />

B<br />

2/3 1/3<br />

Abb. 1.4 Entnahme von Z-Proben


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–34<br />

3.1.3 Zugprobe mit Verlängerungsstücken<br />

An die beiden Oberflächen des Probestückes, die senkrecht<br />

zur Dickenrichtung des Erzeugnisses aus <strong>Stahl</strong><br />

liegen, werden Verlängerungsstücke aus <strong>Stahl</strong>, z. B.<br />

Bolzen, geschweißt, siehe Abb. 1.5. Als Schweißverfahren<br />

können z. B. das Bolzen- oder das Reibschweißen<br />

angewendet werden.<br />

Verlängerungsstück<br />

s<br />

Abschnitt 1 J<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Probestück<br />

³ 20<br />

³ 20<br />

Abb. 1.5 Probenrohling, bestehend aus Probestück<br />

<strong>und</strong> angeschweißten Verlängerungsstücken<br />

Vor dem Anschweißen der Verlängerungsstücke sind<br />

die Stoßflächen von Probestück <strong>und</strong> Verlängerungsstücken<br />

sorgfältig von Rost, Z<strong>und</strong>er <strong>und</strong> Fett zu reinigen.<br />

Die Wärmeeinflusszone durch das Schweißen<br />

soll möglichst wenig in das Probestück hineinreichen.<br />

Aus dem Probenrohling wird die Zugprobe nach Abb.<br />

1.6 spanend herausgearbeitet.<br />

d 0<br />

Lc<br />

s<br />

³ R3<br />

WEZ, angeätzt<br />

d1<br />

Abb. 1.6 Zugprobe mit Verlängerungsstücken<br />

Die Zugprobe muss folgenden Durchmesser d o haben:<br />

do = 6 oder 10 mm bei der Erzeugnisdicke<br />

s ≤ 25 mm,<br />

= 10 mm bei einer Erzeugnisdicke s > 25 mm<br />

Die Versuchslänge Lc der Zugprobe muss mindestens<br />

1,5 × do sein <strong>und</strong> soll 150 mm nicht überschreiten.<br />

Hinweis<br />

Weitere Einzelheiten siehe EN 10164.<br />

3.1.4 Zugprobe ohne Verlängerungsstücke<br />

Wird die Zugprobe aus dem Probenabschnitt spanend<br />

herausgearbeitet, ist ihre Gesamtlänge Lt bei einer<br />

Erzeugnisdicke s ≤ 150 mm im Allgemeinen gleich der<br />

Erzeugnisdicke. Form <strong>und</strong> Maße der Zugprobe sind in<br />

Abb. 1.7 angegeben. Der Durchmesser do der Zugprobe<br />

ist 6 mm bei einer Erzeugnisdicke s ≤ 40 mm <strong>und</strong> 10 mm<br />

bei einer Erzeugnisdicke s > 40 mm.<br />

Lc<br />

do<br />

³ R3<br />

Lt = s<br />

Abb. 1.7 Zugprobe ohne Verlängerungsstücke<br />

Die Versuchslänge L c der Zugprobe muss mindestens<br />

1,5 × d o sein <strong>und</strong> soll 150 mm nicht überschreiten.<br />

3.1.5 Wird der geforderte Mittelwert bei der Prüfung<br />

nicht erreicht oder liegt ein Einzelwert niedriger<br />

als zugelassen, sind unmittelbar neben der Entnahmestelle<br />

der ersten Proben 3 weitere Z-Proben zu entnehmen<br />

<strong>und</strong> dem Zugversuch zu unterwerfen. Mit<br />

diesen Ergebnissen ist ein neuer Mittelwert aus allen 6<br />

Proben zu bilden. Der Versuch gilt als bestanden,<br />

wenn der neue Mittelwert die Anforderungen erfüllt,<br />

wobei kein Einzelwert der zusätzlich geprüften 3<br />

Proben unterhalb des geforderten Mittelwertes liegen<br />

darf.<br />

3.1.6 Ultraschallprüfung<br />

Jedes Erzeugnis ist durch den Hersteller einer Ultraschall-Flächen-<br />

<strong>und</strong> Randzonenprüfung zu unterziehen,<br />

wobei die Flächenprüfung in einem 50 mm Raster<br />

vorzunehmen ist. Werden Anzeigen festgestellt,<br />

welche die zulässigen Fehlergrenzen gemäß 2.2 überschreiten,<br />

ist bezüglich der Verwendungsfähigkeit des<br />

Erzeugnisses die Entscheidung des <strong>GL</strong> <strong>und</strong> des Bestellers<br />

einzuholen.<br />

4. Kennzeichnung<br />

Erzeugnisse, die diese Vorschriften erfüllen, sind<br />

zusätzlich zu der Werkstoffbezeichnung mit dem<br />

Kennzeichen Z25 bzw. Z35 zu versehen, z. B. Schiffbaustahl<br />

Grad <strong>GL</strong>-E erhält die Werkstoffbezeichnung<br />

<strong>GL</strong>-E Z25.<br />

J. Aluminium-<strong>Stahl</strong>-Schweißverbindungen<br />

1. Geltungsbereich<br />

Diese Vorschrift gilt für sprengplattierte Aluminium-<br />

<strong>Stahl</strong>-Schweißverbinder, die zum Zusammenfügen<br />

von Aluminiumstrukturen mit <strong>Stahl</strong>konstruktionen<br />

eingesetzt werden sollen.<br />

2. Herstellungsverfahren<br />

Der Hersteller muss in einer erstmaligen Eignungsprüfung<br />

nachweisen, dass die plattierten Erzeugnisse die<br />

Anforderungen gemäß 8. erfüllen <strong>und</strong> dass die für die<br />

Gr<strong>und</strong>werkstoffe geforderten Werkstoffeigenschaften<br />

auch noch nach dem Plattieren erhalten bleiben.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 1 J<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–35<br />

3. Geeignete Werkstoffe<br />

Als Gr<strong>und</strong>werkstoffe sind geeignete Stähle nach B., C.<br />

<strong>und</strong> E. zu verwenden. Als Auflagewerkstoffe kommen<br />

die in <strong>Kapitel</strong> 3 – Nichteisenmetalle, Abschnitt 1, A.<br />

genannten Aluminiumlegierungen in Betracht.<br />

4. Herstellungsverfahren <strong>und</strong> Lieferzustand<br />

4.1 Das Plattieren erfolgt durch Sprengen ohne<br />

zusätzliche Wärmeeinbringung oder Dickenänderung.<br />

4.2 Die plattierten Werkstoffe sind im Regelfall<br />

im unbehandelten Zustand geglättet zu liefern.<br />

5. Maße, zulässige Maßabweichungen<br />

5.1 Falls in der Bestellung keine anderen Toleranzen<br />

festgelegt sind, gelten die Angaben nach Tabelle<br />

1.23.<br />

5.2 Für die zulässigen Maßabweichungen der<br />

Gr<strong>und</strong>werkstoffe gelten die für die jeweiligen <strong>Stahl</strong>sorten<br />

<strong>und</strong> Erzeugnisformen gültigen Anforderungen.<br />

6. Oberflächenbeschaffenheit<br />

Die Oberflächenbeschaffenheit muss der für die Gr<strong>und</strong>werkstoffe<br />

geforderten entsprechen.<br />

Tabelle 1.23 Zulässige Maßabweichungen<br />

Produkt<br />

7. Anforderungen an den Werkstoff<br />

7.1 Scherfestigkeit<br />

Die Bindung zwischen Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Auflagewerkstoff<br />

soll so beschaffen sein, dass bei sachgemäßer Verarbeitung<br />

<strong>und</strong> Betriebsbeanspruchung ein Ablösen der<br />

Schichten nicht erfolgt. Die Scherfestigkeit darf, sofern<br />

in der Bestellung keine höheren Werte vereinbart<br />

wurden, unabhängig von der Prüfrichtung 60 N/mm2 nicht unterschreiten.<br />

7.2 Bindung<br />

Der Anteil der geb<strong>und</strong>enen Flächen soll mindestens<br />

99 % betragen, wobei einzelne nicht geb<strong>und</strong>ene Stellen<br />

eine Fläche von 650 cm2 nicht überschreiten sollen.<br />

Stäbe <strong>und</strong> Ronden mit einer Breite bzw. einem<br />

Durchmesser von 300 mm oder weniger dürfen keine<br />

registrierpflichtigen Anzeigen aufweisen. Werden Stäbe<br />

oder Ronden aus der Ausgangsplatte ausgeschnitten,<br />

muss der Abstand zu registrierpflichtigen Anzeigen<br />

mindestens 20 mm betragen.<br />

7.3 Zugversuch<br />

Das plattierte Blech muss bei der Prüfung durch den<br />

Zugversuch in Dickenrichtung eine Zugfestigkeit von<br />

mindestens 60 N/mm2 erreichen, sofern in der Bestellung<br />

keine höheren Werte vereinbart wurden.<br />

Abweichung [mm]<br />

untere obere<br />

Dicke alle – 2 + 1<br />

Länge alle 0 + 10<br />

Breite<br />

Stäbe 1<br />

Durchmesser Ronden<br />

Rechtwinkligkeit<br />

Ebenheit (Aluminiumseite)<br />

Bleche 0 + 10<br />

< 25 mm Breite – 1,5 + 1,5<br />

> 25 mm Breite – 2 + 2<br />

< 500 mm Durchmesser 0 + 2<br />

> 500 mm Durchmesser 0 + 5<br />

Bleche<br />

(Differenz zwischen den Diagonalen)<br />

Stäbe 1<br />

(senkrechte Projektion einer Längs- auf eine Querkante)<br />

max. 10<br />

max. 1,5<br />

≥ 1 m Länge max. 5<br />

< 1 m Länge max. 0,5 % der Länge<br />

Geradheit der Längskanten Stäbe 1 max. 5<br />

1 Stäbe sind im Unterschied zu Blechen Flacherzeugnisse mit einer Breite ≤ 300 mm.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 1–36<br />

7.4 Technologische Eigenschaften<br />

Das plattierte Blech muss sich im Seitenbiegeversuch<br />

über einen Dorn mit einem Durchmesser von 6 × Probendicke<br />

um 90° verformen lassen, ohne dass ein Ablösen<br />

der Plattierung eintritt oder Anrisse entstehen.<br />

8. Prüfung<br />

Abschnitt 1 J<br />

Bleche, Bänder, Form- <strong>und</strong> Stabstähle II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

8.1 Zugversuch<br />

Von jedem Ende des Ausgangsblechs sind 2 Proben<br />

mit ihren Längsachsen senkrecht zur Erzeugnisoberfläche<br />

zu entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen. Die Probenform<br />

ist in Anlehnung an I. zu wählen. Jeweils eine Probe<br />

von jedem Ende ist vor der Prüfung auf 300 °C zu<br />

erwärmen.<br />

8.2 Scherversuch<br />

Von jedem Prüflos ist eine Probe für den Scherversuch<br />

mit der Probenachse quer zur Walzrichtung zu<br />

entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen.<br />

Die Prüfung ist nach einer anerkannten Norm, z. B.<br />

DIN 50162, durchzuführen. Probenmaße <strong>und</strong> Versuchsanordnung<br />

können Abb. 1.2 entnommen werden.<br />

Jeweils eine Probe von jedem Ende ist vor der Prüfung<br />

auf 300 °C zu erwärmen.<br />

8.3 Seitenbiegeversuch<br />

Wenn in der Bestellung besonders vereinbart, dann ist<br />

von jedem Ausgangsblech eine Probe für den Seitenbiegeversuch<br />

zu entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen. Probenmaße<br />

<strong>und</strong> Versuchsanordnung können der Abb. 1.3 ent-<br />

nommen werden. Bei Erzeugnisdicken über 80 mm<br />

dürfen die Proben auf der Gr<strong>und</strong>werkstoffseite bis auf<br />

80 mm abgearbeitet werden.<br />

8.4 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Alle Bleche sind durch den Hersteller auf die Beschaffenheit<br />

der Oberfläche zu prüfen <strong>und</strong> nachzumessen,<br />

wobei auch die Dicke der Plattierung an den Blechrändern<br />

<strong>und</strong> in der Mitte festzustellen ist. Alle Bleche<br />

sind dem Besichtiger zur Endprüfung <strong>und</strong> Maßkontrolle<br />

vorzustellen.<br />

8.5 Zerstörungsfreie Prüfung<br />

Zur Feststellung der Bindung zwischen Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong><br />

Auflagewerkstoff sind alle Bleche durch den Hersteller<br />

einer 100 %igen Ultraschall-Flächen- <strong>und</strong> Randzonen-Prüfung<br />

zu unterziehen.<br />

9. Kennzeichnung<br />

Alle Bleche sind auf der Gr<strong>und</strong>werkstoffseite wie<br />

folgt zu kennzeichnen:<br />

– Zeichen des Lieferwerkes<br />

– Kurzzeichen für die <strong>Stahl</strong>sorte oder Werkstoffnummer<br />

des Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Auflagewerkstoffes<br />

– Schmelzennummern des Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Auflagewerkstoffes,<br />

– Dicke des Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Auflagewerkstoffes<br />

– Probennummer


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

A. Allgemeine Vorschriften<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 2 A<br />

<strong>Stahl</strong>rohre <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–1<br />

1.1 A. enthält allgemeine Vorschriften, die bei<br />

der Herstellung von nahtlosen <strong>und</strong> geschweißten<br />

<strong>Stahl</strong>rohren zu beachten sind <strong>und</strong> gilt in Verbindung<br />

mit den nachfolgenden Einzelvorschriften B. bis E.<br />

Der Geltungsbereich dieser Vorschriften umfasst alle<br />

Rohre, die im Dampfkessel-, Druckbehälter- <strong>und</strong> Apparatebau,<br />

für Rohrleitungen sowie für Sammler <strong>und</strong><br />

Druckzylinder verwendet werden sollen.<br />

Für Rohre für Konstruktionszwecke gelten Abschnitt<br />

1, B., C., D. bzw. G.<br />

Einzeln gefertigte geschweißte Rohre wie Masten,<br />

Kransäulen, Druckbehältermäntel etc. müssen zusätzlich<br />

Teil 3 – Schweißen, entsprechen.<br />

1.2 Rohre nach nationalen oder internationalen<br />

Normen oder Werkstoffblättern der Hersteller können<br />

zugelassen werden, wenn ihre Güteeigenschaften<br />

gleichwertig mit den in diesen Vorschriften geforderten<br />

Eigenschaften sind oder eine besondere Genehmigung<br />

für ihre Verwendung erteilt worden ist. Hinweise<br />

auf genormte Werkstoffe, deren Verwendung zulässig<br />

ist, sind in den folgenden Einzelvorschriften enthalten.<br />

1.3 Rohre nach dieser Vorschrift können entweder<br />

nach den Normen oder mit den in den Tabellen<br />

angegebenen Symbolen bezeichnet werden. Im letztgenannten<br />

Fall gilt, dass Rohre aus Kohlenstoff- <strong>und</strong><br />

Kohlenstoff-Mangan-Stählen mit ihrer Mindestzugfestigkeit<br />

<strong>und</strong> ggf. zusätzlich mit dem Buchstaben W für<br />

warmfest bzw. T für kaltzäh, legierte Rohre mit Ausnahme<br />

der austenitischen Typen mit den Symbolen für<br />

ihren Legierungsgehalt gekennzeichnet werden.<br />

2. Anforderungen an die Rohrwerke<br />

2.1 Rohrwerke, die Rohre nach diesen Vorschriften<br />

liefern wollen, müssen vom <strong>GL</strong> zugelassen sein.<br />

Voraussetzung hierfür ist, dass sie die in <strong>Kapitel</strong> 1 –<br />

Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 1, C. genannten<br />

Anforderungen erfüllen <strong>und</strong> dieses dem <strong>GL</strong><br />

vor Beginn der Lieferungen nachweisen.<br />

2.2 Darüber hinaus sind bei der Herstellung von<br />

geschweißten Rohren die Güteeigenschaften der<br />

Schweißnaht <strong>und</strong> die geforderte Schweißnahtwertigkeit<br />

erstmalig durch eine Verfahrensprüfung nachzuweisen,<br />

wobei der Umfang der Prüfung von Fall zu<br />

Fall vom <strong>GL</strong> festgelegt wird.<br />

Abschnitt 2<br />

<strong>Stahl</strong>rohre<br />

Der <strong>GL</strong> behält sich vor, auch bei nahtlosen Rohren<br />

eine Eignungsprüfung zu verlangen, wenn diese besonderen<br />

Anforderungen, z. B. an die Kerbschlagarbeit<br />

bei tiefen Temperaturen oder an die Warmfestigkeit<br />

erfüllen müssen.<br />

3. Herstellungsverfahren, Lieferzustand<br />

3.1 Rohrstähle sind durch Sauerstoff-Blasverfahren,<br />

im Elektro-Ofen oder durch andere vom <strong>GL</strong><br />

zugelassene Verfahren zu erschmelzen. Sofern nicht<br />

besonders angegeben, sind die Stähle beruhigt zu<br />

vergießen.<br />

3.2 Nahtlose Rohre können durch Warm- oder<br />

Kaltwalzen (Kaltpilgern), Warmpressen bzw. Warm-<br />

oder Kaltziehen hergestellt werden.<br />

3.3 Geschweißte Rohre aus ferritischen Stählen<br />

können durch elektrisches Induktions- oder Widerstands-Pressschweißen<br />

sowie durch Schmelzschweißung<br />

aus Band bzw. aus Blech hergestellt <strong>und</strong> warm<br />

oder kalt reduziert werden. Für kaltzähe <strong>und</strong> nichtrostende<br />

austenitische Stähle kommen nur Schmelzschweißverfahren<br />

in Betracht. Das Herstellungsverfahren<br />

<strong>und</strong> die Prüfung müssen eine Schweißnahtwertigkeit<br />

von v = 1,0 gewährleisten.<br />

3.4 Alle Rohre sind über die ganze Länge in<br />

einem sachgemäßen Wärmebehandlungszustand zu<br />

liefern, gemäß den Anforderungen in B. bis E..<br />

4. Allgemeine Beschaffenheit der Rohre<br />

4.1 Die Rohre dürfen keine Risse aufweisen.<br />

Fehler, welche die Verwendung oder Verarbeitbarkeit<br />

mehr als unerheblich beeinträchtigen können, dürfen<br />

durch Schleifen beseitigt werden, wenn dabei die<br />

zulässige Mindestwanddicke nicht unterschritten wird.<br />

Eine Ausbesserung durch Schweißen ist nicht erlaubt.<br />

Hiervon darf abgewichen werden, wenn es sich um die<br />

Nähte schmelzgeschweißter Rohre handelt.<br />

4.2 Die Rohre müssen eine dem Herstellverfahren<br />

entsprechende glatte innere <strong>und</strong> äußere Oberfläche<br />

haben. Geringfügige, durch das Herstellungsverfahren<br />

bedingte Vertiefungen oder flache Längsriefen können<br />

belassen werden, wenn dadurch die Verwendbarkeit<br />

der Rohre nicht beeinträchtigt ist <strong>und</strong> die Wanddicke<br />

innerhalb der zulässigen Toleranzen bleibt.<br />

4.3 Bei pressgeschweißten Rohren ist der äußere<br />

Stauchwulst zu entfernen. Bei Rohrinnendurchmes-


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–2<br />

Abschnitt 2 A<br />

<strong>Stahl</strong>rohre II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

sern von 20 mm <strong>und</strong> darüber darf der innere Stauchwulst<br />

eine Höhe von 0,3 mm nicht überschreiten.<br />

4.4 Bei schmelzgeschweißten Rohren darf die<br />

innere <strong>und</strong> äußere Nahtüberhöhung einen Wert von<br />

1 + 0,1 × Nahtbreite [mm] nicht überschreiten.<br />

5. Maße, zulässige Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

Die Maße, sowie die zulässigen Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

der Rohre, müssen den in den Normen<br />

festgelegten Anforderungen entsprechen. Die Normen<br />

sind in der Bestellung zu nennen <strong>und</strong> dem Besichtiger<br />

bekannt zu geben. Die Rohrenden müssen senkrecht<br />

zur Rohrachse geschnitten <strong>und</strong> gratfrei sein. Abgesehen<br />

von Rohren, die in Ringen geliefert werden, müssen<br />

alle Rohre dem Auge nach gerade sein.<br />

6. Dichtheit<br />

Alle Rohre müssen bei den vorgeschriebenen Prüfdrücken<br />

dicht sein.<br />

7. Allgemeine Anforderungen an den Werkstoff<br />

7.1 Chemische Zusammensetzung<br />

Die chemische Zusammensetzung der Rohrwerkstoffe<br />

(Schmelzanalyse) muss den in den Tabellen dieses<br />

Abschnittes bzw. den in den mitgeltenden Normen<br />

festgelegten Anforderungen entsprechen.<br />

7.2 Schweißung<br />

Rohre nach dieser Vorschrift müssen bei Anwendung<br />

werkstattüblicher erprobter Verfahren schweißgeeignet<br />

sein. Soweit erforderlich, sind gütesichernde Maßnahmen<br />

z. B. Vorwärmung <strong>und</strong>/oder Wärmenachbehandlungen<br />

vorzunehmen, vgl. Teil 3 – Schweißen.<br />

7.3 Mechanische Eigenschaften<br />

Die Zugfestigkeit, Streckgrenze bzw. Dehngrenze,<br />

Bruchdehnung <strong>und</strong>, wo gefordert, auch die 0,2 %-<br />

bzw. 1 %-Dehngrenze bei erhöhten Temperaturen <strong>und</strong><br />

die Kerbschlagarbeit müssen den in den Tabellen<br />

dieses Abschnittes bzw. den in den mitgeltenden<br />

Normen genannten Anforderungen entsprechen. Bei<br />

Rohren aus kaltzähen Stählen müssen unabhängig von<br />

den Angaben in den Normen mindestens die in D.<br />

festgelegten Anforderungen an die Schlagarbeit bei<br />

der vorgeschriebenen Prüftemperatur erfüllt werden.<br />

7.4 Technologische Eigenschaften<br />

Die Rohre müssen die Anforderungen der in 8.5 genannten<br />

Ringversuche erfüllen.<br />

8. Allgemeine Prüfanweisungen<br />

8.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Rohrhersteller - bei geschweißten Rohren ggf.<br />

auch der Vormaterial-Hersteller - muss die Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze nachweisen <strong>und</strong> dem<br />

Besichtiger entsprechende Zeugnisse vorlegen. In den<br />

Zeugnissen müssen alle für die Erzielung der Güteeigenschaften<br />

maßgeblichen Elemente genannt sein.<br />

Bestehen Zweifel an der Zusammensetzung der zur<br />

Prüfung vorgelegten Rohre, ist eine Stückanalyse<br />

vorzunehmen.<br />

8.2 Prüfung der mechanischen Eigenschaften<br />

8.2.1 Für die Prüfung sind die Rohre nach <strong>Stahl</strong>sorten<br />

<strong>und</strong> Abmessungen, bei legierten Rohren auch nach<br />

Schmelzen geordnet in Prüflose von 100 Rohren bei<br />

Außendurchmessern ≤ 500 mm <strong>und</strong> von 50 Rohren<br />

bei Außendurchmesser > 500 mm zusammenzufassen.<br />

Restmengen bis zu 50 Rohre können gleichmäßig auf<br />

einzelne Prüflose verteilt werden. Bei geschweißten<br />

Rohren gilt als Rohr eine Schnittlänge von höchstens<br />

30 m.<br />

8.2.2 Für die Durchführung der Zugversuche sind<br />

von den ersten beiden Prüflosen je zwei Rohre, von<br />

jedem weiteren Prüflos je ein Rohr zu entnehmen.<br />

Besteht eine Lieferung nur aus einer Stückzahl von bis<br />

zu 10 Rohren, genügt die Entnahme eines Rohres. Den<br />

Proberohren sind im allgemeinen Längsproben zu<br />

entnehmen. Bei Durchmessern ab 200 mm können die<br />

Proben quer zur Rohrachse entnommen werden. Bei<br />

geschweißten Rohren sind zusätzlich Proben quer zur<br />

Schweißnaht zu entnehmen. Die Nahtüberhöhung ist<br />

im Bereich der Versuchslänge abzuarbeiten.<br />

8.3 Bestimmung der 0,2 %-Dehngrenze bei<br />

höheren Temperaturen<br />

Für Rohre, die auf der Gr<strong>und</strong>lage ihrer Warmfestigkeitseigenschaften<br />

für die Verwendung bei erhöhten<br />

Temperaturen berechnet werden, ist die 0,2 %- bzw.<br />

1 %-Dehngrenze im Warmzugversuch an einer Probe<br />

je Schmelze <strong>und</strong> Rohrabmessung nachzuweisen. Der<br />

Versuch ist mit einer Temperatur auszuführen, die der<br />

der Betriebstemperatur am nächsten liegenden, auf<br />

volle 50 °C abger<strong>und</strong>eten Temperaturstufe entspricht.<br />

Der Versuch kann entfallen, wenn es sich um Rohre<br />

nach anerkannten Normen handelt, deren Warmfestigkeitseigenschaften<br />

als nachgewiesen gelten.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Tabelle 2.1 Art der Ringversuche<br />

Rohr-Außendurchmesser<br />

[mm]<br />

Nennwanddicke t<br />

[mm]<br />

t < 2 2 ≤ t ≤ 16 16 < t ≤ 40<br />

≤ 21,3 Ringfaltversuch 1, 3 Ringfaltversuch 1, 3 —<br />

> 21,3 ≤ 146 Ringfaltversuch 1, 3 Ringaufdornversuch 1, 3 Ringfaltversuch<br />

> 146 — Ringzugversuch 2 Ringzugversuch 2<br />

1 Für geschweißte Rohre kommt auch der Aufweitversuch in Betracht.<br />

2 Bei Rohren mit Innendurchmesser ≤ 100 mm wird anstatt des Ringzugversuches der Ringfaltversuch durchgeführt.<br />

3 Für nahtlose <strong>und</strong> geschweißte Rohre nach EN 10305-1 bzw. -2 wird der Aufweitversuch durchgeführt.<br />

8.4 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Soweit für die einzelnen Rohrtypen die Durchführung<br />

des Versuches vorgeschrieben ist, sind die Anzahl der<br />

Probensätze <strong>und</strong> die Probenlage wie die der Zugproben<br />

gemäß 8.2 zu bestimmen. Der Versuch ist an<br />

Charpy-V-Proben durchzuführen. Bei Rohren mit<br />

Wanddicken größer 30 mm ist die Längsachse der<br />

Proben in einem Abstand von 1/4 der Rohrwand von<br />

der Außenoberfläche oder so nah wie möglich an<br />

diese Stelle zu legen.<br />

8.5 Technologische Prüfungen<br />

8.5.1 Die für die Prüfung ausgewählten Rohre sind<br />

mit einem der in Tabelle 2.1 genannten Ringversuche<br />

zu prüfen, sofern die Rohrwanddicke 40 mm nicht<br />

überschreitet. Über die Versuchsdurchführung siehe<br />

<strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt<br />

2, F.<br />

Die Anzahl der Proben richtet sich nach dem Verwendungszweck<br />

der Rohre <strong>und</strong> ist in B. bis E. festgelegt.<br />

8.5.2 Beim Ringfaltversuch errechnet sich der<br />

vorgeschriebene Druckplatten-Abstand H aus folgender<br />

Formel:<br />

H<br />

Abschnitt 2 A<br />

<strong>Stahl</strong>rohre <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–3<br />

(1 + C) a<br />

=<br />

C + a/D<br />

H = Abstand der Druckplatten voneinander [mm]<br />

a = Nennwanddicke [mm]<br />

D = Rohraußendurchmesser [mm]<br />

C = von der <strong>Stahl</strong>sorte abhängige Konstante,<br />

siehe die Bestimmungen über die technologischen<br />

Prüfungen in B. bis E.<br />

Werden Ringproben von geschweißten Rohren geprüft,<br />

muss die Naht 90° versetzt zur Druckrichtung<br />

angeordnet sein.<br />

8.5.3 Beim Ringaufdornversuch muss die Durchmesser-Änderung<br />

der bis zum Bruch aufgedornten<br />

Probe abhängig vom Werkstoff mindestens die in<br />

Tabelle 2.2 genannten Prozentzahlen erreichen.<br />

Tabelle 2.2 Durchmesser-Änderung im Ringaufdornversuch<br />

Rohr-Typ<br />

Mindest-Aufweitung [%] für<br />

Durchmesser-Verhältnisse Di/Da von<br />

≥ 0,9<br />

≥ 0,8<br />

< 0,9<br />

≥ 0,7<br />

< 0,8<br />

≥ 0,6<br />

< 0,7<br />

≥ 0,5<br />

< 0,6<br />

≥ 0,5<br />

C- <strong>und</strong><br />

CMn-Stähle 8 10 12 20 25 30<br />

Mo-, CrMo<strong>und</strong><br />

Ni-Stähle<br />

Austenitische<br />

Stähle<br />

6 8 10 15 30 30<br />

8.5.4 Beim Ringzugversuch an Proben von geschweißten<br />

Rohren muss die Naht 90° versetzt zur<br />

Zugrichtung angeordnet sein.<br />

8.5.5 Beim Aufweitversuch muss bei Rohren aus<br />

austenitischen Stählen eine Aufweitung von 20 %<br />

erreicht werden. Bei Rohren aus anderen Stählen sind<br />

die Anforderungen der mitgeltenden Normen zu erreichen.<br />

8.6 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Jedes Rohr ist durch den Hersteller auf die Beschaffenheit<br />

der Außen- <strong>und</strong> Innenoberfläche zu prüfen,<br />

ferner sind die Durchmesser <strong>und</strong> Wanddicken nachzumessen.<br />

Danach sind die Rohre dem Besichtiger zur<br />

Endprüfung vorzustellen.<br />

30


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–4<br />

8.7 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

8.7.1 Die Rohre sind in B. bis E. entsprechend den<br />

Festlegungen zerstörungsfrei zu prüfen. Ist in der<br />

Bestellung oder in den mitgeltenden Normen oder<br />

Spezifikationen ein erhöhter Prüfumfang gefordert, so<br />

gilt dieser.<br />

8.7.2 Andere Prüfspezifikationen bedürfen der<br />

besonderen Zulassung durch den <strong>GL</strong>.<br />

8.7.3 Die Prüfeinrichtungen für die kontinuierliche<br />

Rohrprüfung sind regelmäßig an Rohren mit künstlichen<br />

Fehlern zu kalibrieren. Die Wirksamkeit der<br />

Einrichtung muss dem Besichtiger nachgewiesen<br />

werden.<br />

8.8 Dichtheitsprüfung<br />

Abschnitt 2 A<br />

<strong>Stahl</strong>rohre II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

8.8.1 Alle Rohre sind durch den Hersteller auf<br />

Dichtheit zu prüfen, <strong>und</strong> zwar durch den Innendruckversuch<br />

oder - sofern der <strong>GL</strong> seine Genehmigung<br />

hierfür erteilt hat - durch ein geeignetes zerstörungsfreies<br />

Prüfverfahren, z. B. die Wirbelstrom- oder<br />

Streuflussprüfung.<br />

8.8.2 Der Innendruckversuch soll im Regelfall mit<br />

Wasser mit einem Prüfdruck von einheitlich 80 bar<br />

erfolgen. Bei Rohren, die für einen Betriebsdruck<br />

≤ 25 bar bestimmt sind, kann der Prüfdruck einheitlich<br />

auf 50 bar gesenkt werden. Bei dünnwandigen Rohren<br />

mit großen Außendurchmessern muss der Prüfdruck<br />

soweit begrenzt werden, dass die Streckgrenze bzw.<br />

0,2 %-Dehngrenze des Rohrwerkstoffes bei Raumtemperatur<br />

nicht überschritten wird. Ist eine Prüfung<br />

mit Wasser in Sonderfällen nicht möglich, kann nach<br />

Vereinbarung mit dem Besichtiger ein anderes Prüfmittel<br />

verwendet werden.<br />

8.8.3 Soll ein zerstörungsfreies Prüfverfahren als<br />

Ersatz für den Wasserinnendruckversuch angewendet<br />

werden, muss hiermit der gesamte Rohrumfang erfasst<br />

werden. Das Prüfverfahren muss ferner einer anerkannten<br />

Norm (z. B. EN 10246) oder einer genehmigten<br />

Prüfspezifikation entsprechen. Die Wirksamkeit<br />

des Verfahrens muss dem <strong>GL</strong> erstmalig nachgewiesen<br />

werden.<br />

8.9 Wiederholungsprüfungen bei Versagen<br />

von Proben<br />

Werden bei der Prüfung von Zug-, Ring- oder Kerbschlagbiegeproben<br />

die Anforderungen nicht erreicht<br />

oder liegt bei einem Kerbschlagbiegeversuch ein Einzelwert<br />

niedriger als 70 % des geforderten Mittelwertes,<br />

dürfen, bevor das Prüflos zurückgewiesen wird,<br />

die in <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt<br />

2, H. beschriebenen Verfahren für Wiederholungsprüfungen<br />

angewendet werden.<br />

9. Kennzeichnung der Rohre<br />

9.1 Jedes Rohr ist mindestens an einer Stelle ca.<br />

300 mm vom Ende durch das Werk wie folgt zu kennzeichnen:<br />

– Kurzbezeichnung oder Werkstoff-Nr. der <strong>Stahl</strong>sorte<br />

– Zeichen des Herstellers<br />

– zusätzlich die Schmelzen-Nr. oder ein Kennzeichen<br />

für die Schmelze<br />

9.2 Die Kennzeichnung muss mit Schlagstempeln<br />

erfolgen. Rohre mit empfindlichen Oberflächen<br />

oder geringen Wanddicken, die durch die Schlagstempel<br />

beschädigt werden können, sind auf andere Art,<br />

z. B. mit Farbaufdruck, Elektrogravierung oder Gummistempeln<br />

zu kennzeichnen.<br />

10. Bescheinigungen<br />

10.1 Der Hersteller muss dem Besichtiger für jede<br />

Lieferung eine Bescheinigung mit folgenden Angaben<br />

aushändigen:<br />

– Besteller- <strong>und</strong> Bestellnummer<br />

– Neubau- bzw. Projektnummer, soweit bekannt<br />

– Anzahl, Abmessungen <strong>und</strong> Gewicht der Rohre<br />

– Festigkeitsstufe bzw. Rohrtyp<br />

– <strong>Stahl</strong>sorte oder Werkstoffspezifikation<br />

– Rohrherstellungsverfahren<br />

– Schmelzennummer<br />

– chemische Zusammensetzung der Schmelze<br />

– Lieferzustand bzw. Wärmebehandlung<br />

– Kennzeichnung<br />

– Ergebnisse der Werkstoffprüfungen<br />

10.2 Der Hersteller muss ferner bescheinigen, dass<br />

alle Rohre einer Dichtheitsprüfung <strong>und</strong>, soweit zutreffend,<br />

einer zerstörungsfreien Prüfung <strong>und</strong> einer Prüfung<br />

der Beständigkeit gegen interkristalline Korrosion<br />

mit Erfolg unterzogen worden sind.<br />

10.3 Werden die Rohrstähle nicht im Rohrwerk<br />

erschmolzen, ist dem Besichtiger ein Zeugnis des<br />

<strong>Stahl</strong>herstellers auszuhändigen, in dem die Schmelzennummern<br />

<strong>und</strong> -analysen angegeben sind. Der<br />

<strong>Stahl</strong>hersteller muss für die entsprechenden Güten<br />

zugelassen sein. Im Zweifelsfall sind dem Besichtiger<br />

Möglichkeiten für eine Überprüfung zu geben.<br />

10.4 Werden in Ausnahmefällen Rohre bei einem<br />

Händler geprüft, muss dieser einen eindeutigen Nachweis<br />

über die Herkunft der Rohre führen, die die<br />

Kennzeichnung nach 9. <strong>und</strong> bei Kesselrohren auch<br />

den Prüfstempel des Werkssachverständigen tragen


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

müssen. Ferner ist dem Besichtiger ein Zeugnis des<br />

Rohrherstellers mit folgenden Angaben vorzulegen:<br />

– Anzahl, Abmessungen <strong>und</strong> Gewicht der gelieferten<br />

Rohre<br />

– <strong>Stahl</strong>sorte oder Werkstoffspezifikation<br />

– Rohrherstellungsverfahren <strong>und</strong> Lieferzustand<br />

bzw. Wärmebehandlung<br />

– Schmelzen-Nummern <strong>und</strong> -Analysen<br />

– Bestätigung über die Durchführung der Dichtheitsprüfung<br />

<strong>und</strong> - falls vorgeschrieben - der<br />

zerstörungsfreien Prüfung <strong>und</strong> Prüfung der IK-<br />

Beständigkeit<br />

– Kennzeichnung<br />

B. Rohre für allgemeine Anwendung<br />

1. Geltungsbereich<br />

1.1 Diese Vorschrift gilt für nahtlose <strong>und</strong> geschweißte<br />

Rohre aus Stählen, die für Druckbehälter,<br />

Apparate <strong>und</strong> Rohrleitungen sowie für Druckzylinder<br />

verwendet werden sollen. Rohre nach dieser Vorschrift<br />

sind für die Verwendung bei normalen Umgebungstemperaturen<br />

bestimmt.<br />

Hierfür sind im Allgemeinen Rohrsorten nach Tabelle<br />

2.3 zu verwenden.<br />

Sollen die Rohre für die Herstellung von Hydraulik-<br />

Zylindern verwendet werden, die tiefen Betriebstemperaturen<br />

ausgesetzt sind, ist der Nachweis einer Mindest-Kerbschlagarbeit<br />

von 41 J an ISO-V-Längsproben<br />

bei niedrigster Betriebstemperatur gefordert, was<br />

Tabelle 2.3 Genormte Rohrsorten<br />

Festigkeitsstufe<br />

bzw. Rohr-Typ<br />

nach Tabelle 2.5<br />

EN 10216-1 1<br />

bzw.<br />

EN 10217-1 2<br />

die Verwendung kaltzäher Stähle erforderlich machen<br />

kann.<br />

1.2 Rohre nach dieser Vorschrift dürfen für Lade-<br />

<strong>und</strong> Prozesseinrichtungen von Gastankern verwendet<br />

werden, wenn deren Entwurfstemperaturen<br />

nicht niedriger als 0 °C liegen.<br />

2. Wärmebehandlung<br />

Die Rohre müssen sich in einem sachgemäßen Wärmebehandlungszustand<br />

befinden. Hierfür kommt im<br />

Regelfall ein Normalglühen in Frage.<br />

Bei warmgeformten Rohren kann auf eine nachträgliche<br />

Wärmebehandlung verzichtet werden, wenn durch<br />

die Warmverarbeitung ein entsprechender Gefügezustand<br />

von hinreichender Gleichmäßigkeit gewährleistet<br />

ist.<br />

3. Anforderungen an den Werkstoff<br />

3.1 Chemische Zusammensetzung<br />

Die chemische Zusammensetzung der Rohrstähle<br />

muss den Angaben der Tabelle 2.4 bzw. den mitgeltenden<br />

Normen oder Spezifikationen entsprechen.<br />

3.2 Mechanische Eigenschaften<br />

Die in der Tabelle 2.5 bzw. in den mitgeltenden Normen<br />

oder Spezifikationen genannten Anforderungen an<br />

die Zugfestigkeit, Streckgrenze <strong>und</strong> Bruchdehnung müssen<br />

bei der Prüfung bei Raumtemperatur erfüllt sein.<br />

3.3 Technologische Eigenschaften<br />

Die Rohre müssen ein Verformungsverhalten bei den<br />

Ringversuchen zeigen, welches die in A.8.5 genannten<br />

Anforderungen erfüllt.<br />

Entsprechende Rohrsorte nach<br />

EN 10216-3 1<br />

bzw.<br />

EN 10217-3 2<br />

EN 10305-1 EN 10305-2<br />

<strong>GL</strong>–R 360 P235TR2 E235+N E235+N<br />

<strong>GL</strong>–R 410 P265TR2 P275NL1 E275+N<br />

<strong>GL</strong>–R 490 P355N E355+N E355+N<br />

1 nahtlos<br />

2 geschweißt<br />

Abschnitt 2 B<br />

<strong>Stahl</strong>rohre <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–5


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–6<br />

Tabelle 2.4 Chemische Zusammensetzung unlegierter Rohre<br />

Festigkeitsstufe<br />

bzw.<br />

Chemische Zusammensetzung [%]<br />

Rohr-Typ Cmax. Simax. Mnmax. Pmax. Smax. Alges. <strong>GL</strong>–R 360 0,17 0,35 1,20<br />

<strong>GL</strong>–R 410 0,21 0,35 1,40<br />

<strong>GL</strong>–R 490 0,22 0,55 1,60<br />

0,025 0,020 ≥ 0,020 1<br />

1 Diese Anforderung gilt nicht, wenn der <strong>Stahl</strong> einen ausreichenden Anteil anderer stickstoffabbindender Elemente enthält, der<br />

anzugeben ist.<br />

Tabelle 2.5 Mechanische <strong>und</strong> technologische Eigenschaften von unlegierten Rohren<br />

Festigkeits-<br />

stufe bzw.<br />

Rohrtyp<br />

Abschnitt 2 B<br />

<strong>Stahl</strong>rohre II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Zugfestigkeit<br />

R m<br />

[N/mm 2]<br />

Streckgrenze<br />

R eH<br />

[N/mm 2]<br />

min.<br />

Bruchdehnung<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

<strong>GL</strong>–R 360 360 – 500 235 25 23<br />

<strong>GL</strong>–R 410 410 – 570 255 21 19<br />

<strong>GL</strong>–R 490 490 – 650 310 19 17<br />

1 Bei Rohren mit Wanddicken > 10 mm.<br />

Tabelle 2.6 Genormte Rohre aus warmfesten Stählen<br />

Kerbschlagarbeit<br />

KV 1<br />

bei 0 °C<br />

[J]<br />

min.<br />

längs quer längs quer<br />

41 27<br />

Festigkeitsstufe<br />

bzw.<br />

Entsprechende Rohrsorte nach<br />

Rohr-Typ EN 10216-2 EN 10217-2 ISO 9329-2 ISO 9330-2<br />

<strong>GL</strong>–R 360 W P235GH P235GH PH 23 PH 23<br />

<strong>GL</strong>–R 410 W P265GH P265GH PH 26 PH 26<br />

<strong>GL</strong>–R 460 W –– –– PH 29 ––<br />

<strong>GL</strong>–R 510 W 20MnNb6 –– PH 35 PH 35<br />

0,3Mo 16Mo3 16Mo3 16Mo3 16Mo3<br />

1Cr05Mo 13CrMo4-5 –– 13CrMo4-5 13CrMo4-5<br />

2,25Cr1Mo 10CrMo9-10 –– 11CrMo9-10 11CrMo9-10


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

3.4 Kerbschlagarbeit<br />

Die Rohre müssen mindestens die in Tabelle 2.5 genannten<br />

Anforderungen an die Kerbschlagarbeit erfüllen.<br />

4. Prüfung <strong>und</strong> Prüfumfang<br />

Folgende Prüfungen sind durchzuführen:<br />

4.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze gemäß A.8.1 nachweisen.<br />

4.2 Zugversuch<br />

Abschnitt 2 B<br />

<strong>Stahl</strong>rohre <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–7<br />

An den nach A.8.2 ausgewählten Proberohren ist der<br />

Zugversuch durchzuführen.<br />

4.3 Technologische Prüfung<br />

4.3.1 Längsnaht geschweißte Rohre <strong>und</strong> nahtlose<br />

Rohre der Güte <strong>GL</strong>-R 490 sind durch einen der in<br />

A.8.5 genannten Ringversuche zu prüfen <strong>und</strong> zwar an<br />

zwei Rohren eines Prüfloses.<br />

Abweichend davon darf bei schmelzgeschweißten<br />

Rohren ein Schweißnahtbiegeversuch in Übereinstimmung<br />

mit Teil 3 – Schweißen, <strong>Kapitel</strong> 2 – Gestaltung,<br />

Herstellung <strong>und</strong> Prüfung der Schweißverbindungen,<br />

Abschnitt 5, D. unter Anwendung eines Biegedorndurchmessers<br />

von 3 t durchgeführt werden.<br />

4.3.2 Beim Ringfaltversuch sind für die Berechnung<br />

des Druckplatten-Abstandes folgende Konstanten<br />

C in die Formel gemäß A.8.5.2 einzusetzen.<br />

Rohre der Festigkeitsstufe 360: C = 0,09<br />

übrige Rohrsorten: C = 0,07<br />

4.4 Kerbschlagbiegeversuch<br />

An den nach A.8.2 ausgewählten Proberohren ist der<br />

Kerbschlagbiegeversuch bei Außendurchmessern<br />

≥ 200 mm an Charpy-V-Querproben vorzunehmen.<br />

Bei Außendurchmessern < 200 mm dürfen Längsproben<br />

geprüft werden.<br />

4.5 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Die Prüfungen sind gemäß A.8.6 durchzuführen.<br />

4.6 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

Alle Rohre sind durch den Hersteller auf ganzer Länge<br />

einer zerstörungsfreien Prüfung gemäß EN 10246 zu<br />

unterziehen.<br />

4.6.1 Zerstörungsfreie Prüfung von nahtlosen<br />

Rohren<br />

Die Rohre sind einer zerstörungsfreien Prüfung zum<br />

Nachweis von Längsfehlern nach EN 10246-7, Zulässigkeitsklasse<br />

U2, Unterklasse C, oder nach<br />

EN 10246-5, Zulässigkeitsklasse F2, zu unterziehen.<br />

Bereiche an den Rohrenden, die nicht automatisch<br />

geprüft wurden, sind entweder einer manuellen bzw.<br />

halbautomatischen Ultraschallprüfung nach<br />

EN 10246-7, Zulässigkeitsklasse U2, Unterklasse C,<br />

zu unterziehen oder abzutrennen.<br />

4.6.2 Zerstörungsfreie Prüfung von pressgeschweißten<br />

Rohren<br />

<strong>GL</strong>-R360 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>-R410:<br />

Die Schweißnaht der Rohrgüten <strong>GL</strong>-R360 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>-<br />

R410 ist über ihre gesamte Länge entweder nach<br />

EN 10246-3, Zulässigkeitsklasse E3, oder EN 10246-<br />

5, Zulässigkeitsklasse F3, oder EN 10246-7, Zulässigkeitsklasse<br />

U3, Unterklasse C oder EN 10246-8, Zulässigkeitsklasse<br />

U3 zu prüfen.<br />

Bereiche an den Rohrenden, die nicht automatisch<br />

geprüft wurden, sind entweder einer manuellen bzw.<br />

halbautomatischen Ultraschallprüfung nach EN<br />

10246-8, Zulässigkeitsklasse U3, zu unterziehen oder<br />

abzutrennen.<br />

<strong>GL</strong>-R490:<br />

Rohre der Güte <strong>GL</strong>-R490 sind einer Ultraschallprüfung<br />

zum Nachweis von Längsfehlern nach<br />

EN 10246-7, Zulässigkeitsklasse U2, Unterklasse C,<br />

zu unterziehen.<br />

Die Bereiche an den Rohrenden, die nicht automatisch<br />

geprüft wurden, sind entweder einer manuellen bzw.<br />

halbautomatischen Ultraschallprüfung nach EN<br />

10246-7, Zulässigkeitsklasse U2, Unterklasse C, zu<br />

unterziehen oder abzutrennen.<br />

4.6.3 Zerstörungsfreie Prüfung von schmelzgeschweißten<br />

Rohren<br />

<strong>GL</strong>-R360 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>-R410:<br />

Die Schweißnaht von SAW-Rohren der Güte <strong>GL</strong>-<br />

R360 <strong>und</strong> <strong>GL</strong>-R410 ist entweder nach EN 10246-9,<br />

Zulässigkeitsklasse U3, oder nach EN 10246-10, Bildgüteklasse<br />

R2, zu prüfen.<br />

Bereiche an den Rohrenden, die nicht automatisch geprüft<br />

wurden, sind entweder mittels manueller bzw.<br />

halbautomatischer Ultraschallprüfung nach EN 10246-9<br />

Zulässigkeitsklasse U3 oder mittels Durchstrahlungsprüfung<br />

nach EN 10246-10 Bildgüteklasse R2 zu<br />

prüfen oder abzutrennen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–8<br />

Tabelle 2.7 Chemische Zusammensetzung warmfester Rohre<br />

Festigkeitsstufe<br />

bzw.<br />

Chemische Zusammensetzung [%]<br />

Rohrtyp C Simax. Mn Pmax. Smax. Cr Mo Alges. <strong>GL</strong>-R 360 W ≤ 0,16 0,35 ≤ 1,20<br />

<strong>GL</strong>-R 410 W ≤ 0,20 0,40 ≤ 1,40<br />

<strong>GL</strong>-R 460 W ≤ 0,22 0,40 ≤ 1,40<br />

<strong>GL</strong>-R 510 W ≤ 0,23 0,55 0,80 – 1,50<br />

≤ 0,30 ≤ 0,08 ≥ 0,020 1<br />

0,3Mo 0,12 – 0,20 0,35 0,40 – 0,90 – 0,25 – 0,35<br />

1Cr0,5Mo 0,10 – 0,17 0,35 0,40 – 0,70 0,70 – 1,15 0,40 – 0,60<br />

2,25Cr1Mo 0,08 – 0,14 0,50 0,30 – 0,70<br />

0,025 0,020<br />

2,00 – 2,50 0,90 – 1,10<br />

≤ 0,040<br />

1 Diese Anforderung gilt nicht, wenn der <strong>Stahl</strong> einen ausreichend hohen Anteil anderer stickstoffabbindender Elemente enthält, der dann<br />

anzugeben ist.<br />

Bei Einsatz von Titan hat der Hersteller nachzuweisen, dass<br />

⎛ Ti ⎞<br />

⎜Al+ ⎟ ≥ 0, 20 % ist.<br />

⎝ 2 ⎠<br />

Tabelle 2.8 Mechanische <strong>und</strong> technologische Eigenschaften von warmfesten Rohren bei Raumteperatur<br />

Festigkeits-<br />

stufe bzw.<br />

Rohrtyp<br />

Zugfestigkeit<br />

R m<br />

[N/mm 2 ]<br />

Streckgrenze<br />

R eH<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

Bruchdehnung<br />

( bei L o = 5,65 ⋅ So)<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

<strong>GL</strong>–R 360 W 360 – 500 235 25 23<br />

<strong>GL</strong>–R 410 W 410 – 570 255 21 19<br />

<strong>GL</strong>–R 460 W 460 – 580 270 23 21<br />

<strong>GL</strong>–R 510 W 510 – 650 355 19 17<br />

0,3Mo 450 – 600 270 22 20<br />

1Cr0,5Mo 440 – 590 290 22 20<br />

2,25Cr1Mo 480 – 630 280 20 18<br />

Tabelle 2.9 Mindestwerte der Dehngrenze R p0,2 bei erhöhten Temperaturen<br />

<strong>Stahl</strong>sorte<br />

Abschnitt 2 B<br />

<strong>Stahl</strong>rohre II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Kerbschlagarbeit<br />

KV<br />

[J]<br />

min.<br />

längs quer längs quer<br />

Mindestdehngrenze Rp0,2 [N/mm2 ]<br />

bei einer Temperatur [°C] von<br />

41 27<br />

Kurzname Werkstoffnummer<br />

100 150 200 250 300 350 400 450 500<br />

<strong>GL</strong>-R360W 1.0345 198 187 170 150 132 120 112 108 –<br />

<strong>GL</strong>-R410W 1.0425 226 213 192 171 154 141 134 128 –<br />

<strong>GL</strong>-R460W – – – 235 215 175 155 145 135 –<br />

<strong>GL</strong>-R510W 1.0471 312 292 264 241 219 200 186 174 –<br />

0,3Mo 1.5415 243 237 224 205 173 159 156 150 146<br />

1Cr0,5Mo 1.7335 264 253 245 236 192 182 174 168 166<br />

2,25Cr1Mo 1.7380 249 241 234 224 219 212 207 193 180


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

<strong>GL</strong>-R490:<br />

Die Schweißnaht der Rohrgüte <strong>GL</strong>-R490 ist nach<br />

EN 10246-9, Zulässigkeitsklasse U2 oder nach EN<br />

10246-10, Bildgüteklasse R2, über die gesamte Länge<br />

zu prüfen.<br />

Bereiche der Schweißnaht an den Rohrenden, die<br />

nicht automatisch geprüft wurden, sind entweder einer<br />

manuellen/halbautomatischen Ultraschallprüfung oder<br />

der Durchstrahlungsprüfung nach den oben angegebenen<br />

Verfahren zu unterziehen oder abzutrennen.<br />

Der Gr<strong>und</strong>werkstoff ist nach EN 10246-15, Zulässigkeitsklasse<br />

U2, zu prüfen.<br />

Die Rohrenden sind nach EN 10246-17 zu prüfen.<br />

Innerhalb der letzten 25 mm Rohrlänge an beiden<br />

Rohrenden sind Dopplungen in Umfangsrichtung von<br />

mehr als 6 mm Länge nicht zugelassen.<br />

Die an die Schweißnaht angrenzenden Blech- oder<br />

Bandkanten sind nach EN 10246-15 oder EN 10246-<br />

16, jeweils Zulässigkeitsklasse U2, innerhalb einer<br />

15 mm breiten Zone längs der Schweißnaht zu prüfen.<br />

4.7 Dichtheitsprüfung<br />

Alle Rohre sind durch den Hersteller auf Dichtheit<br />

gemäß A.8.8 zu prüfen.<br />

C. Rohre aus warmfesten Stählen<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 2 C<br />

<strong>Stahl</strong>rohre <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–9<br />

Diese Vorschrift gilt für nahtlose <strong>und</strong> geschweißte<br />

Rohre aus Kohlenstoff-, Kohlenstoff-Mangan-, sowie<br />

Mo- <strong>und</strong> CrMo-Stählen, die für Dampfkessel, Druckbehälter,<br />

Apparate <strong>und</strong> Rohrleitungen verwendet werden<br />

sollen. Rohre nach dieser Vorschrift sind für die<br />

Verwendung bei normalen Umgebungstemperaturen<br />

sowie bei erhöhten Temperaturen bestimmt.<br />

Hierfür sind im Allgemeinen geeignete Rohrsorten<br />

nach den Normen zu verwenden, siehe Tabelle 2.6<br />

über die entsprechenden Rohrsorten.<br />

2. Wärmebehandlung<br />

Die Rohre müssen sachgemäß wärmebehandelt sein<br />

<strong>und</strong> zwar:<br />

a) Rohre aus Kohlenstoff- <strong>und</strong> Kohlenstoffb)<br />

Mangan-Stählen sowie 0,3 Mo-Stählen:<br />

– Normalgeglüht<br />

Rohre aus 1Cr0,5Mo- <strong>und</strong> 2,25Cr1Mo-Stählen:<br />

– Vergütet<br />

Bei warmgeformten Rohren gemäß a) kann auf eine<br />

nachträgliche Wärmebehandlung verzichtet werden,<br />

wenn durch die Warmverarbeitung ein entsprechender<br />

Gefügezustand von hinreichender Gleichmäßigkeit<br />

gewährleistet ist. Unter diesen Voraussetzungen kann<br />

für die legierten Rohre gemäß b) ein Anlassen genügen.<br />

3. Anforderungen an den Werkstoff<br />

3.1 Chemische Zusammensetzung<br />

Die chemische Zusammensetzung muss den Angaben<br />

der Tabelle 2.7 bzw. den mitgeltenden Normen oder<br />

Spezifikationen entsprechen.<br />

3.2 Mechanische Eigenschaften<br />

Die in der Tabelle 2.8 bzw. in den mitgeltenden Normen<br />

oder Spezifikationen genannten Anforderungen<br />

an die Zugfestigkeit, Streckgrenze <strong>und</strong> Bruchdehnung<br />

müssen bei der Prüfung bei Raumtemperatur erfüllt<br />

sein.<br />

3.3 Technologische Eigenschaften<br />

Die Rohre müssen ein Verformungsverhalten bei den<br />

Ringversuchen zeigen, welches die in A.8.5 genannten<br />

Anforderungen erfüllt.<br />

3.4 Kerbschlagarbeit<br />

Die Rohre müssen mindesten die in Tabelle 2.8 genannten<br />

Anforderungen an die Kerbschlagarbeit erfüllen.<br />

3.5 Eigenschaften bei erhöhten Temperaturen<br />

Die 0,2 %-Dehngrenze bei erhöhten Temperaturen<br />

muss die in Tabelle 2.9 bzw. die in den mitgeltenden<br />

Normen oder Spezifikationen genannten Anforderungen<br />

erfüllen.<br />

3.6 Maßtoleranzen für Sammler<br />

Für nahtlose Sammlerrohre <strong>und</strong> Sammler mit Innendurchmessern<br />

≤ 600 mm gelten folgende zulässige<br />

Maßtoleranzen:<br />

– bei der inneren oder äußeren lichten Weite<br />

± 1,0 %, sofern die äußere lichte Weite<br />

≤ 225 mm <strong>und</strong> ± 1,5 %, sofern die äußere lichte<br />

Weite > 225 mm ist<br />

– bei der Wanddicke von 0 bis +25 %<br />

– bei der Seitenwölbung von Vierkantrohren die<br />

Angaben gemäß Abb. 2.1


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–10<br />

b<br />

[mm]<br />

f<br />

[mm]<br />

bis<br />

100<br />

0,75<br />

r<br />

b<br />

f<br />

101 bis<br />

200<br />

1,0<br />

s<br />

201 bis<br />

300<br />

1,5<br />

301 <strong>und</strong><br />

darüber<br />

2,0<br />

Abb. 2.1 Zulässige Seitenwölbung von Vierkantrohren<br />

Bei Vierkantrohren muss der innere Eckradius r abhängig<br />

von der Wanddicke s mindestens betragen:<br />

s<br />

r ≥ ≥ 8mm<br />

3<br />

4. Prüfung <strong>und</strong> Prüfumfang<br />

Folgende Prüfungen sind durchzuführen:<br />

4.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze gemäß A.8.1 nachweisen.<br />

4.2 Zugversuch<br />

Abschnitt 2 C<br />

<strong>Stahl</strong>rohre II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

An den nach A.8.2 ausgewählten Proberohren ist der<br />

Zugversuch durchzuführen.<br />

4.3 Technologische Prüfung<br />

4.3.1 Die Rohre sind durch einen der in A., Tabelle<br />

2.1 genannten Ringversuche zu prüfen <strong>und</strong> zwar an<br />

zwei Rohren eines Prüfloses.<br />

Bei schmelzgeschweißten Rohren ist ein Schweißnahtbiegeversuch<br />

in Übereinstimmung mit Teil 3 –<br />

Schweißen, <strong>Kapitel</strong> 2 – Gestaltung, Herstellung <strong>und</strong><br />

Prüfung der Schweißverbindungen, Abschnitt 5, D.<br />

unter Anwendung eines Biegedorndurchmessers von<br />

3 t durchzuführen.<br />

4.3.2 Beim Ringfaltversuch sind für die Berechnung<br />

des Druckplatten-Abstandes folgende Konstanten<br />

C in die Formel gemäß A.8.5.2 einzusetzen.<br />

Rohre der Festigkeitsstufe 360: C = 0,09<br />

übrige Rohrsorten: C = 0,07<br />

4.4 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Der Versuch ist bei Raumtemperatur an den nach A.8.2<br />

ausgewählten Proberohren bei Außendurchmessern ≥<br />

200 mm an Charpy-V-Querproben vorzunehmen. Bei<br />

Außendurchmessern < 200 mm dürfen Längsproben<br />

geprüft werden.<br />

4.5 Zugversuch bei erhöhten Temperaturen<br />

Soweit nach A.8.3 erforderlich oder in der Bestellung<br />

vorgeschrieben, ist die 0,2 %-Dehngrenze durch Zugversuch<br />

bei erhöhten Temperaturen zu bestimmen.<br />

4.6 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Die Prüfungen sind gemäß A.8.6 durchzuführen.<br />

4.7 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

Alle Rohre sind durch den Hersteller auf ganzer Länge<br />

einer zerstörungsfreien Prüfung gemäß EN 10246 zu<br />

unterziehen, wobei der gesamte Querschnitt erfasst<br />

werden muss, vgl. A.8.7.<br />

4.7.1 Zerstörungsfreie Prüfung von nahtlosen<br />

<strong>und</strong> pressgeschweißten Rohren<br />

Die Rohre sind einer zerstörungsfreien Prüfung zum<br />

Nachweis von Längsfehlern nach EN 10246-7, Zulässigkeitsklasse<br />

U2, Unterklasse C, zu unterziehen.<br />

Bereiche an den Rohrenden, die nicht automatisch<br />

geprüft wurden, sind entweder einer manuellen/halbautomatischen<br />

Ultraschallprüfung oder der<br />

Durchstrahlungsprüfung nach den oben angegebenen<br />

Verfahren zu unterziehen oder abzutrennen.<br />

4.7.2 Zerstörungsfreie Prüfung von schmelzgeschweißten<br />

Rohren<br />

Die Schweißnaht der Rohre ist entweder nach<br />

EN 10246-9, Zulässigkeitsklasse U2 oder nach<br />

EN 10246-10, Bildgüteklasse R2, über die gesamte<br />

Länge zu prüfen.<br />

Bereiche der Schweißnaht an den Rohrenden, die<br />

nicht automatisch geprüft wurden, sind entweder einer<br />

manuellen/halbautomatischen Ultraschallprüfung oder<br />

der Durchstrahlungsprüfung nach den oben angegebenen<br />

Verfahren zu unterziehen <strong>und</strong> abzutrennen.<br />

Der Gr<strong>und</strong>werkstoff ist nach EN 10246-15, Zulässigkeitsklasse<br />

U2, zu prüfen.<br />

Die Rohrenden sind nach EN 10246-17 zu prüfen.<br />

Innerhalb der letzten 25 mm Rohrlänge an beiden<br />

Rohrenden sind Dopplungen in Umfangsrichtung von<br />

mehr als 6 mm Länge nicht zugelassen. Die an die<br />

Schweißnaht angrenzenden Blech- oder Bandkanten<br />

sind nach EN 10246-15 oder EN 10246-16, jeweils<br />

Zulässigkeitsklasse U2, innerhalb einer 15 mm breiten<br />

Zone längs der Schweißnaht zu prüfen.<br />

4.8 Dichtheitsprüfung<br />

Alle Rohre sind durch den Hersteller auf Dichtheit<br />

gemäß A.8.8 zu prüfen.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Tabelle 2.10 Vergleichbar geeignete Rohrsorten aus kaltzähen Stählen gemäß Norm<br />

Festigkeitsstufe<br />

bzw.<br />

Rohrtyp<br />

<strong>GL</strong>–R 360 T<br />

EN 10216-4 1<br />

bzw.<br />

EN 10217-4 2<br />

P215NL<br />

P255QL<br />

<strong>GL</strong>–R 390 T P265NL<br />

<strong>GL</strong>–R 490 T<br />

EN 10216-3 1<br />

bzw.<br />

EN 10217-3 2<br />

P275NL1<br />

P275NL2<br />

P355NL1<br />

P355NL2<br />

DIN 17458 1<br />

bzw.<br />

DIN 17457 2<br />

ISO 9329-3 1<br />

bzw.<br />

ISO 9330-3 2<br />

PL25<br />

<strong>GL</strong>–R 0,5 Ni 13MnNi6-3 13MnNi6-3<br />

<strong>GL</strong>–R 3,5 Ni 12Ni14 12Ni14<br />

<strong>GL</strong>–R 9 Ni X10Ni9 X10NiMn9<br />

ISO 9329-4 1<br />

bzw.<br />

ISO 9330-6 2<br />

ASTM 3<br />

A312M<br />

1.4306 X2CrNi19-11 X2CrNi1810 TP 304 L<br />

1.4404 X2CrNiMo17-13-2 X2CrNiMo17-12 TP 316 L<br />

1.4541 X6CrNiTi18-10 X6CrNiTi18-10 TP 321<br />

1.4550 X6CrNiNb18-10 X6CrNiNb18-10 TP 347<br />

1.4571 X6CrNiMoTi17-12-2 X6CrNiMoTi17-12<br />

1 nahtlose Rohre<br />

2 geschweißte Rohre<br />

3 Die Kerbschlagzähigkeiten gemäß Tabelle 2.14 sind nachzuweisen.<br />

D. Rohre aus kaltzähen Stählen<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 2 D<br />

<strong>Stahl</strong>rohre <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–11<br />

1.1 Diese Vorschrift gilt für nahtlose <strong>und</strong> geschweißte<br />

Rohre aus kaltzähen Kohlenstoff- bzw. Kohlenstoff-Mangan-Stählen,<br />

nickellegierten oder austenitischen<br />

Stählen mit Wanddicken bis 25 mm, die für<br />

Lade- <strong>und</strong> Prozesseinrichtungen von Gastankern mit<br />

Entwurfstemperaturen unter 0 °C verwendet werden<br />

sollen.<br />

Hierfür sind geeignete Rohrsorten nach den Normen zu<br />

verwenden, sofern diese die in dieser Vorschrift genannten<br />

Anforderungen, insbesondere die an die Kerbschlagarbeit<br />

bei tiefen Temperaturen, erfüllen. Siehe<br />

Tabelle 2.10 über die entsprechenden Rohrsorten.<br />

Hinweis<br />

Für Rohre <strong>und</strong> Stutzen, die für druckverflüssigtes<br />

Ammoniak bei Entwurfstemperaturen nicht unter 0 °C<br />

verwendet werden sollen, sind die Grenzwerte für die<br />

chemische Zusammensetzung <strong>und</strong> die Festigkeitseigenschaften<br />

nach Abschnitt 1, F.8.1.1 bzw. 8.2.2 einzuhalten.<br />

1.2 Für Rohre mit Wanddicken über 25 mm sind<br />

die Anforderungen mit dem <strong>GL</strong> besonders zu vereinbaren.<br />

1.3 Bei Verwendung der Rohre für Lade- <strong>und</strong><br />

Prozesseinrichtungen auf Gastankern gelten die niedrigsten<br />

Entwurfstemperaturen nach Tabelle 2.11.<br />

2. Wärmebehandlung<br />

Die Rohre müssen werkstoffabhängig in einem der in<br />

Tabelle 2.12 genannten Wärmebehandlungszustände<br />

geliefert werden.<br />

Tabelle 2.11 Niedrigste Entwurfstemperaturen<br />

Festigkeitsstufe<br />

bzw.<br />

Rohrtyp<br />

<strong>GL</strong>–R 360 T<br />

<strong>GL</strong>–R 390 T<br />

<strong>GL</strong>–R 490 T<br />

<strong>GL</strong>–R 0,5 Ni<br />

<strong>GL</strong>–R 3,5 Ni<br />

niedrigste Entwurfstemperaturen<br />

[ °C]<br />

–55 1<br />

–55<br />

–90<br />

<strong>GL</strong>–R 9 Ni –165<br />

Austenitische Rohre –165<br />

1 Gilt nur, wenn die geforderte Kerbschlagarbeit bei der<br />

Zulassungsprüfung nachgewiesen worden ist.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–12<br />

Tabelle 2.12 Wärmebehandlung von Rohren aus<br />

kaltzähen Stählen<br />

Festigkeitsstufe bzw.<br />

Rohrtyp<br />

<strong>GL</strong>–R 360 T<br />

<strong>GL</strong>–R 390 T<br />

<strong>GL</strong>–R 490 T<br />

Art der<br />

Wärmebehandlung<br />

normalgeglüht<br />

oder<br />

vergütet<br />

<strong>GL</strong>–R 0,5 Ni normalgeglüht<br />

<strong>GL</strong>–R 3,5 Ni<br />

<strong>GL</strong>–R 9 Ni<br />

nahtlose<br />

austenitische Rohre<br />

geschweißte<br />

austenitische Rohre<br />

Abschnitt 2 D<br />

<strong>Stahl</strong>rohre II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

normalgeglüht <strong>und</strong><br />

angelassen oder<br />

vergütet<br />

doppelt normalgeglüht<br />

<strong>und</strong> angelassen oder<br />

vergütet<br />

lösungsgeglüht <strong>und</strong><br />

abgeschreckt<br />

lösungsgeglüht <strong>und</strong><br />

abgeschreckt oder<br />

Schweißzustand<br />

Bei austenitischen Rohren ist ein Kaltziehen nach der<br />

Wärmebehandlung mit geringen Verformungsgraden<br />

zulässig, sofern die geforderten Eigenschaften eingehalten<br />

werden.<br />

Geschweißte austenitische Rohre können in geschweißtem<br />

Zustand ohne nachträgliche Wärmebehandlung<br />

geliefert werden, wenn durch die Verfahrensprüfung<br />

ausreichende Eigenschaften nachgewiesen<br />

worden sind <strong>und</strong> die für die Herstellung verwendeten<br />

Bänder oder Bleche abgeschreckt sind. Ferner<br />

sind Z<strong>und</strong>er <strong>und</strong> Schlackenreste sowie Anlauffarben<br />

innen <strong>und</strong> außen sorgfältig zu entfernen, z. B. durch<br />

Beizen, Schleifen, Sandstrahlen.<br />

3. Anforderungen an den Werkstoff<br />

3.1 Chemische Zusammensetzung<br />

Die chemische Zusammensetzung der Rohrstähle<br />

muss den Angaben der Tabelle 2.13 bzw. den mitgeltenden<br />

Normen oder Spezifikationen entsprechen.<br />

3.2 Beständigkeit austenitischer Rohrsorten<br />

gegenüber interkristalliner Korrosion<br />

Rohre aus austenitischen Stählen müssen gegenüber<br />

interkristalliner Korrosion beständig sein. Ist nach<br />

dem Schweißen eine erneute Wärmebehandlung (Abschrecken)<br />

nicht vorgesehen, dürfen nur solche Rohr-<br />

Typen verwendet werden, die im geschweißten Zustand<br />

beständig sind, z. B. Ti- oder Nb-stabilisierte<br />

Stähle oder Stähle mit Kohlenstoffgehalten von<br />

C ≤ 0,03 %, vgl. Tabelle 2.13.<br />

3.3 Mechanische Eigenschaften<br />

Die in der Tabelle 2.14 bzw. in den mitgeltenden<br />

Normen oder Spezifikation genannten Anforderungen<br />

an die Zugfestigkeit, Streckgrenze bzw. 0,2 %- oder<br />

1 %-Dehngrenze <strong>und</strong> Bruchdehnung müssen bei der<br />

Prüfung bei Raumtemperatur erfüllt werden.<br />

3.4 Technologische Eigenschaften<br />

Die Rohre müssen ein Verformungsverhalten bei den<br />

Ringversuchen zeigen, welches die in A.8.5 genannten<br />

Anforderungen erfüllt.<br />

3.5 Kerbschlagarbeit bei tiefen Temperaturen<br />

Die in der Tabelle 2.14 für den betreffenden Rohr-Typ<br />

genannten Anforderungen an die Schlagarbeit müssen<br />

bei den vorgeschriebenen Prüftemperaturen erfüllt<br />

werden. Diese Vorschrift gilt auch für vergleichbare<br />

Rohrsorten nach den Normen oder Spezifikationen,<br />

unabhängig von den dort festgelegten Werten.<br />

4. Prüfung <strong>und</strong> Prüfumfang<br />

Folgende Prüfungen sind durchzuführen:<br />

4.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Die chemische Zusammensetzung jeder Schmelze ist<br />

durch den Rohrhersteller, bei geschweißten Rohren<br />

ggf. auch durch den Vormaterialhersteller gemäß<br />

A.8.1 nachzuweisen.<br />

4.2 Prüfung der IK-Beständigkeit<br />

4.2.1 An Rohren aus austenitischen Stählen ist die<br />

Beständigkeit gegenüber interkristalliner Korrosion zu<br />

prüfen, wenn dieses in der Bestellung vorgeschrieben<br />

ist oder es sich um Rohrwerkstoffe handelt, welche die<br />

Anforderungen hinsichtlich des begrenzten Kohlenstoffgehaltes<br />

oder einer ausreichenden Titan- oder<br />

Niob-Stabilisierung nicht erfüllen, vgl. 3.2.<br />

4.2.2 Die Prüfung der IK-Beständigkeit ist nach<br />

ISO 3651-2 an mindestens 2 Probenstücken je<br />

Schmelze durchzuführen, wobei sich die Proben in<br />

folgendem Zustand befinden müssen:<br />

– Stähle mit C ≤ 0,03 % <strong>und</strong> stabilisierte Stähle<br />

sind einer sensibilisierenden Wärmebehandlung<br />

(700 °C, 30 Min., Wasserabschreckung) zu unterziehen.<br />

– Alle anderen <strong>Stahl</strong>sorten müssen sich im Lieferzustand<br />

befinden.<br />

4.3 Zugversuch<br />

An den nach A.8.2 ausgewählten Proberohren ist der<br />

Zugversuch durchzuführen.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Tabelle 2.13 Chemische Zusammensetzung von Rohren aus kaltzähen Stählen<br />

Festigkeitsstufe<br />

bzw.<br />

Chemische Zusammensetzung [%]<br />

Rohrtyp Cmax. Si Mn Pmax. Smax. Cr Ni Mo Sonstiges<br />

<strong>GL</strong>–R 360 T 0,16 ≤ 0,40 0,40 – 1,20<br />

<strong>GL</strong>–R 390 T 0,16 ≤ 0,40 0,50 – 1,50<br />

<strong>GL</strong>–R 490 T 0,18 0,10 – 0,50 ≥ 0,90<br />

0,025 0,020 ≤ 0,30 ≤ 0,3 ≤ 0,08 Almet ≥ 0,015 1, 2<br />

<strong>GL</strong>–R 0,5 Ni 0,16 ≤ 0,50 0,85 – 1,70 0,025 0,015 ≤ 0,15 0,30 – 0,85 ≤ 0,10 Al met ≥ 0,015 1,3<br />

<strong>GL</strong>–R 3,5 Ni 0,15 0,025 3,25 – 3,75 ––<br />

0,15 – 0,35 0,30 – 0,85<br />

0,010 ––<br />

<strong>GL</strong>–R 9 Ni 0,13<br />

0,020<br />

8,50 – 9,50 ≤ 0,10<br />

1.4306 0,030 17,0 – 19,0 9,0 – 12,0 ––<br />

1.4404 0,030 16,5 – 18,5 11,0 – 14,0 2,0 – 2,5<br />

1.4541 0,08 17,0 – 19,0 9,0 – 12,0 ––<br />

≤ 1,00 ≤ 2,00 0,040 0,030<br />

1.4550 0,08 17,0 - 19,0 9,0 – 12,0 ––<br />

1.4571 0,08<br />

1 Al kann durch andere feinkornbildende Elemente teilweise oder ganz ersetzt werden.<br />

2 Zulässige Beimengungen: Cu ≤ 0,20; Summe aus Cr + Cu + Mo ≤ 0,45 %<br />

3 Zulässige Beimengungen: Nb ≤ 0,05; Cu ≤ 0,15; V ≤ 0,05; Total ≤ 0,30<br />

16,5 – 18,5 11,0 – 14,0 2,0 – 2,5<br />

Tabelle 2.14 Mechanische <strong>und</strong> technologische Eigenschaften von Rohren aus kaltzähen Stählen<br />

Festigkeitsstufe<br />

bzw.<br />

Rohrtyp<br />

Abschnitt 2 D<br />

<strong>Stahl</strong>rohre <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–13<br />

Zugfestig-<br />

keit<br />

R m<br />

[N/mm 2]<br />

Streck- bzw.<br />

Dehngrenze<br />

R eH bzw.<br />

Rp0,2, Rp1,0 1<br />

Bruchdehnung<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

[N/mm 2]<br />

min. längs quer<br />

<strong>GL</strong>–R 360 T 360 – 490 255 25 23<br />

<strong>GL</strong>–R 390 T 390 – 510 275 24 22<br />

<strong>GL</strong>–R 490 T 490 – 630 355 22 20<br />

Prüftemperatur<br />

[°C]<br />

Kerbschlagarbeit<br />

KV 2<br />

[J]<br />

min.<br />

5 K unterhalb<br />

Entwurfstemperatur,<br />

min. –20 °C<br />

<strong>GL</strong>–R 0,5 Ni 490 – 610 355 22 20 – 60<br />

<strong>GL</strong>–R 3,5 Ni 440 – 620 345 22 20 – 95<br />

<strong>GL</strong>–R 9 Ni 690 – 840 510 20 18 –196<br />

1.4306 480 – 680 215 40 35<br />

1.4404 490 – 690 225 40 35<br />

1.4541 510 – 710 235 35 30<br />

1.4550 510 – 740 240 35 30<br />

1.4571 510 – 710 245 35 30<br />

1 Bei ferritischen Stählen gilt Rp0,2 bzw. R eH , bei austenitischen Stählen R p1,0 .<br />

2 Mittelwert aus 3 Proben, Werte in Klammern gelten für kleinsten Einzelwert.<br />

–196<br />

V ≤ 0,05<br />

––<br />

Ti ≥ 5 × % C<br />

≤ 0,70<br />

Nb ≥ 10 × % C<br />

≤ 1,00<br />

längs<br />

[J]<br />

Ti ≥ 5 × % C<br />

≤ 0,80<br />

quer<br />

[J]<br />

41(29) 27(19)


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–14<br />

4.4 Technologische Prüfung<br />

4.4.1 Die Rohre sind durch einen der in A., Tabelle<br />

2.1 genannten Ringversuche zu prüfen. Für die Durchführung<br />

der Versuche sind an 2 Rohren eines Prüfloses<br />

Proben von einem Ende zu entnehmen.<br />

4.4.2 Beim Ringfaltversuch ist für die Berechnung<br />

des Druckplatten-Abstandes die Konstante C gemäß<br />

Tabelle 2.15 in die Formel gemäß A.8.5.2 einzusetzen.<br />

Tabelle 2.15<br />

Festigkeitsstufe<br />

bzw. Rohrtyp<br />

Konstante<br />

C<br />

<strong>GL</strong>–R 360 T 0,09<br />

<strong>GL</strong>–R 390 T <strong>und</strong><br />

<strong>GL</strong>–R 490 T<br />

<strong>GL</strong>–R 0,5 Ni<br />

0,07<br />

<strong>GL</strong>–R 3,5 Ni 0,08<br />

<strong>GL</strong>–R 9 Ni 0,06<br />

Austenitische Rohre 0,10<br />

4.5 Kerbschlagbiegeversuch<br />

4.5.1 An Rohren mit Wanddicken ≥ 6 mm ist der<br />

Kerbschlagbiegeversuch mit Charpy-V-Proben an den<br />

nach A.8.2 ausgewählten Proberohren auszuführen.<br />

Wenn die Rohrabmessungen die Entnahme der Proben<br />

ohne Richten zulassen, sind diese quer zur Rohrachse<br />

zu entnehmen. In diesem Fall ist bei schmelzgeschweißten<br />

Rohren ein zusätzlicher Probensatz (quer)<br />

mit dem Kerb auf Mitte Schweißgut liegend zu entnehmen.<br />

In allen anderen Fällen sind die Proben längs zur<br />

Rohrachse zu entnehmen.<br />

Tabelle 2.16 Kerbschlagarbeit bei Untermaßproben<br />

Erforderliche<br />

Kerbschlagarbeit 1<br />

nach Tabelle 2.14<br />

(Normalproben)<br />

[J]<br />

min.<br />

Abschnitt 2 D<br />

<strong>Stahl</strong>rohre II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Mittelwert<br />

[J]<br />

min.<br />

4.5.2 Lässt die Rohrwanddicke die Herstellung von<br />

Proben mit normalen Abmessungen (10 mm × 10 mm)<br />

nicht zu, sind Proben mit den Abmessungen 7,5 mm<br />

× 10 mm oder 5 × 10 mm zu verwenden. Für diese<br />

Proben gelten die auf die Normalproben bezogenen<br />

Anforderungen aus Tabelle 2.16.<br />

4.6 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Die Prüfungen sind gemäß A.8.6 durchzuführen.<br />

4.7 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

Alle Rohre sind durch den Hersteller auf ganzer Länge<br />

einer zerstörungsfreien Prüfung gemäß EN 10246 zu<br />

unterziehen.<br />

4.7.1 Zerstörungsfreie Prüfung von nahtlosen<br />

<strong>und</strong> pressgeschweißten Rohren<br />

Die Rohre sind einer zerstörungsfreien Prüfung zum<br />

Nachweis von Längsfehlern nach EN 10246-7, Zulässigkeitsklasse<br />

U2, Unterklasse C, oder nach EN<br />

10246-5 (nur für ferromagnetische Rohrgüten), Zulässigkeitsklasse<br />

F2, zu unterziehen.<br />

Bereiche an den Rohrenden, die nicht automatisch<br />

geprüft wurden, sind entweder einer manuellen bzw.<br />

halbautomatischen Ultraschallprüfung nach EN<br />

10246-7. Zulässigkeitsklasse U2, Unterklasse C, zu<br />

unterziehen oder abzutrennen.<br />

4.7.2 Zerstörungsfreie Prüfung von schmelzgeschweißten<br />

Rohren<br />

Die Schweißnaht der Rohre ist entweder nach<br />

EN 10246-9, Zulässigkeitsklasse U2 oder nach<br />

EN 10246-10, Bildgüteklasse R2, über die gesamte<br />

Länge zu prüfen.<br />

Bereiche der Schweißnaht an den Rohrenden, die<br />

nicht automatisch geprüft wurden, sind entweder einer<br />

Erforderliche Kerbschlagarbeit KV bei Probenabmessung<br />

7,5 mm × 10 mm 5 mm × 10 mm<br />

kleinster<br />

Einzelwert<br />

[J]<br />

Mittelwert<br />

[J]<br />

min.<br />

kleinster<br />

Einzelwert<br />

[J]<br />

27 (19) 22 16 18 13<br />

41 (29) 34 24 27 22<br />

1 Mittelwert aus 3 Proben, Werte in Klammern gelten für kleinsten Einzelwert.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

manuellen/halbautomatischen Ultraschallprüfung oder<br />

der Durchstrahlungsprüfung nach den oben angegebenen<br />

Verfahren zu unterziehen oder abzutrennen.<br />

Der Gr<strong>und</strong>werkstoff ist nach EN 10246-15, Zulässigkeitsklasse<br />

U2, zu prüfen.<br />

Die Rohrenden sind nach EN 10246-17 zu prüfen.<br />

Innerhalb der letzten 25 mm Rohrlänge an beiden<br />

Rohrenden sind Dopplungen in Umfangsrichtung von<br />

mehr als 6 mm Länge nicht zugelassen. Die an die<br />

Schweißnaht angrenzenden Blech- oder Bandkanten<br />

sind nach EN 10246-15 oder EN 10246-16, jeweils<br />

Zulässigkeitsklasse U2, innerhalb einer 15 mm breiten<br />

Zone längs der Schweißnaht zu prüfen.<br />

4.8 Dichtheitsprüfung<br />

Alle Rohre sind durch den Hersteller auf Dichtheit<br />

gemäß A.8.8 zu prüfen.<br />

E. Rohre aus nichtrostenden Stählen<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 2 E<br />

<strong>Stahl</strong>rohre <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–15<br />

1.1 Diese Vorschrift gilt für nahtlose <strong>und</strong> geschweißte<br />

Rohre aus nichtrostenden austentitischen<br />

<strong>und</strong> austenitisch-ferritischen Stählen für die Verwendung<br />

in Lade- <strong>und</strong> Prozesseinrichtungen auf Chemikalientankern<br />

<strong>und</strong> für andere Leitungen, Behälter <strong>und</strong><br />

Apparate, für die eine chemische Beständigkeit gefordert<br />

ist. Hierfür kommen geeignete Rohrsorten nach<br />

internationalen oder nationalen Normen, geprüften<br />

<strong>und</strong> anerkannten Spezifikationen sowie die in D.,<br />

Tabelle 2.13 genannten austenitischen Rohrsorten<br />

infrage, die unter Berücksichtigung der nachfolgend<br />

genannten Bedingungen herzustellen <strong>und</strong> zu prüfen<br />

sind.<br />

1.2 Die Auswahl der Rohrsorten ist so vorzunehmen,<br />

dass unter Berücksichtigung der Weiterverarbeitung,<br />

z. B. durch Schweißen, die für den jeweiligen<br />

Verwendungszweck geforderte chemische Beständigkeit<br />

sichergestellt ist.<br />

2. Wärmebehandlung<br />

Die Rohre sind lösungsgeglüht <strong>und</strong> abgeschreckt zu<br />

liefern, jedoch können geschweißte Rohre auch ohne<br />

nachträgliche Wärmebehandlung nach dem Schweißen<br />

geliefert werden, wenn sie die geforderte chemische<br />

Beständigkeit auch in diesem Zustand haben <strong>und</strong><br />

die in D.2. genannten Bedingungen eingehalten werden.<br />

3. Anforderungen an den Werkstoff<br />

3.1 Chemische Zusammensetzung<br />

Die chemische Zusammensetzung der Rohrstähle<br />

muss anerkannten Normen oder Spezifikationen entsprechen.<br />

3.2 Beständigkeit gegenüber interkristalliner<br />

Korrosion<br />

Die Rohre müssen im Lieferzustand gegenüber interkristalliner<br />

Korrosion beständig sein.<br />

Ist nach dem Schweißen eine erneute Wärmebehandlung<br />

(Abschrecken) nicht vorgesehen, dürfen nur<br />

solche Rohrsorten verwendet werden, die im geschweißten<br />

Zustand beständig sind, z. B. Ti- oder Nbstabilisierte<br />

Stähle oder Stähle mit Kohlenstoffgehalten<br />

von C ≤ 0,03 %.<br />

3.3 Mechanische Eigenschaften<br />

Die Anforderungen an die Zugfestigkeit, 1 %-Dehngrenze<br />

<strong>und</strong> Bruchdehnung müssen bei der Prüfung bei<br />

Raumtemperatur nach Norm bzw. anerkannter Spezifikation<br />

erfüllt werden.<br />

3.4 Technologische Eigenschaften<br />

Die Rohre müssen ein Verformungsverhalten bei den<br />

Ringversuchen zeigen, welches die in A.8.5 genannten<br />

Anforderungen erfüllt.<br />

3.5 Eigenschaften bei erhöhten Temperaturen<br />

Werden Rohre bei erhöhten Temperaturen verwendet,<br />

müssen die in den Normen bzw. anerkannten Spezifikationen<br />

genannten Anforderungen an die 0,2 %- bzw.<br />

1 %-Dehngrenze bei der entsprechenden Temperaturstufe<br />

erfüllt sein.<br />

3.6 Kerbschlagarbeit<br />

Die Anforderungen an die Schlagarbeit müssen bei der<br />

Prüfung bei Raumtemperatur nach Norm bzw. anerkannter<br />

Spezifikation erfüllt werden.<br />

4. Prüfung <strong>und</strong> Prüfumfang<br />

Folgende Prüfungen sind durchzuführen:<br />

4.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Die chemische Zusammensetzung jeder Schmelze ist<br />

durch den Rohrhersteller, bei geschweißten Rohren<br />

ggf. auch durch den Vormaterialhersteller gemäß<br />

A.8.1 nachzuweisen.<br />

4.2 Prüfung der IK-Beständigkeit<br />

Abhängig vom Verwendungszweck <strong>und</strong> von der<br />

Rohrsorte ist bei folgenden Rohren eine Prüfung der<br />

Beständigkeit gegenüber interkristalliner Korrosion<br />

vorzunehmen:<br />

– Rohre für die Verwendung auf Chemikalientankern<br />

unabhängig von der Werkstoffsorte<br />

– Rohre, welche die Anforderungen hinsichtlich<br />

der Stabilisierung oder begrenzter Kohlenstoffgehalte<br />

gemäß 3.2 nicht erfüllen


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 2–16<br />

– Rohre aus stabilisierten Stählen oder Stählen mit<br />

begrenzten Kohlenstoffgehalten für nicht genannte<br />

Verwendungszwecke, sofern dieses aufgr<strong>und</strong><br />

des zu erwartenden Korrosionsangriffes<br />

besonders vorgeschrieben ist.<br />

Für die Prüfbedingungen gilt D.4.2.2.<br />

4.3 Zugversuch<br />

Abschnitt 2 E<br />

<strong>Stahl</strong>rohre II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

An den nach A.8.2 ausgewählten Proberohren ist der<br />

Zugversuch auszuführen.<br />

4.4 Technologische Prüfung<br />

Soweit in den Normen kein größerer Prüfumfang<br />

angegeben ist, sind 2 % der Rohre an einem Ende<br />

durch einen der in A., Tabelle 2.1 genannten Ringversuche<br />

zu prüfen. Beim Ringfaltversuch ist für die<br />

Berechnung des Druckplatten-Abstandes die Konstante<br />

C = 0,10 in die Formel gemäß A.8.5.2 einzusetzen.<br />

4.5 Zugversuch bei erhöhten Temperaturen<br />

Soweit nach A.8.3 erforderlich oder in der Bestellung<br />

vorgeschrieben, ist die 0,2 %- oder 1 %-Dehngrenze<br />

durch Zugversuch bei erhöhten Temperaturen nachzuweisen.<br />

4.6 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Die Prüfungen sind gemäß A.8.6 durchzuführen<br />

4.7 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

Alle Rohre sind durch den Hersteller auf ganzer Länge<br />

einer zerstörungsfreien Prüfung gemäß EN 10246 zu<br />

unterziehen.<br />

Die Rohre sind einer zerstörungsfreien Prüfung zum<br />

Nachweis von Längsfehlern nach EN 10246-7, Zulässigkeitsklasse<br />

U2, Unterklasse C zu unterziehen.<br />

Bereiche an den Rohrenden, die nicht automatisch<br />

geprüft wurden, sind entweder eine manuellen bzw.<br />

halbautomatischen Ultraschallprüfung nach EN<br />

10246-6, Zulässigkeitsklasse U2, Unterklasse C, zu<br />

unterziehen oder abzutrennen.<br />

4.8 Dichtheitsprüfung<br />

Alle Rohre sind durch den Hersteller auf Dichtheit<br />

gemäß A.8.8 zu prüfen.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 3 A<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–1<br />

A. Allgemeine Vorschriften<br />

1. Geltungsbereich<br />

Dieser Teil enthält allgemeine Vorschriften, die bei<br />

der Herstellung <strong>und</strong> Prüfung von Schmiedestücken zu<br />

beachten sind.<br />

Dieser Teil gilt in Verbindung mit den nachfolgenden<br />

Einzelvorschriften auch für gewalzten Stabstahl, sofern<br />

dieser anstelle von geschmiedeten Erzeugnissen<br />

zur Herstellung von Wellen, Schäften, Bolzen <strong>und</strong><br />

ähnlichen Teilen durch maschinelle Bearbeitung verwendet<br />

werden soll.<br />

2. Auswahl der Stähle<br />

2.1 Alle Stähle müssen für ihren Verwendungszweck<br />

geeignet sein <strong>und</strong> die in den nachfolgenden<br />

Einzelvorschriften genannten Mindestanforderungen<br />

erfüllen. Unter diesen Voraussetzungen können Stähle<br />

nach den Normen oder vom <strong>GL</strong> genehmigten Werkstoffspezifikationen<br />

verwendet werden.<br />

2.2 Für die Kennzeichnung der Stähle sind die<br />

Normenbezeichnungen oder die in den Spezifikationen<br />

genannten Bezeichnungen zu verwenden.<br />

3. Anforderungen an Schmiedewerke<br />

3.1 Schmiedewerke, die Schmiedestücke nach<br />

diesen Vorschriften herstellen wollen, müssen die in<br />

<strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 1<br />

genannten Voraussetzungen erfüllen <strong>und</strong> dieses vor<br />

Beginn der Lieferungen nachweisen. Zusätzlich ist im<br />

Regelfall eine Eignungsprüfung an dafür ausgewählten<br />

Erzeugnissen erforderlich. Der Umfang der Prüfungen<br />

wird von Fall zu Fall vom <strong>GL</strong> festgelegt.<br />

3.2 Schmiedewerke ohne eigene <strong>Stahl</strong>erzeugung<br />

dürfen nur Vormaterial von solchen Herstellern verarbeiten,<br />

die vom <strong>GL</strong> zugelassen sind.<br />

4. Herstellungsverfahren<br />

4.1 Schmiedestahl ist nach einem Sauerstoff-<br />

Blasverfahren, im Elektroofen oder nach anderen,<br />

vom <strong>GL</strong> zugelassenen Verfahren herzustellen <strong>und</strong><br />

beruhigt zu vergießen. Auf Verlangen ist dem <strong>GL</strong> das<br />

Erschmelzungsverfahren bekannt zu geben.<br />

4.2 Kopf- <strong>und</strong> Fußenden der Blöcke sind soweit<br />

abzutrennen, dass die Schmiedestücke frei von schädlichen<br />

Seigerungen sind. Als solche gelten alle Inhomogenitäten,<br />

durch welche die geforderten Güteeigenschaften<br />

beeinträchtigt werden können.<br />

Abschnitt 3<br />

Schmiedestücke<br />

4.3 Die Schmiedestücke sind unter Berücksichtigung<br />

einer angemessenen Bearbeitungszugabe soweit<br />

wie möglich auf die Fertigteilabmessungen zu<br />

schmieden. Übermäßiges maschinelles Bearbeiten zur<br />

Herstellung der endgültigen Schmiedestückform,<br />

durch welches die Güteeigenschaften, z.B. durch Freilegen<br />

der Kernzone beeinträchtigt werden können, ist<br />

nicht erlaubt. Eindrehungen an Wellen, Ritzeln <strong>und</strong><br />

Zapfen, die 1/10 des Außendurchmessers überschreiten,<br />

sind soweit möglich durch abgesetztes Schmieden<br />

herzustellen. Der Verformungsgrad muss so gewählt<br />

werden, dass die Kernzone des Schmiedestückes eine<br />

ausreichende Durchschmiedung erhält.<br />

Soweit nicht anders genehmigt, gilt der folgende Mindestumformgrad:<br />

– Für Schmiedestücke aus gegossenen Blöcken<br />

oder aus vorgeschmiedeten Blöcken bzw. Knüppelabschnitten<br />

gilt ein Mindestumformgrad von<br />

3 : 1 für L > D bzw. 1,5 : 1 für L < D.<br />

– Für Schmiedestücke aus gewalztem Vormaterial<br />

gilt ein Mindestumformgrad von 4 : 1 für L > D<br />

bzw. 2 : 1 für L < D.<br />

– Bei Schmiedestücken, die durch Stauchprozesse<br />

hergestellt werden, darf die Gesamtlänge des Bauteils<br />

nach dem Stauchen nicht mehr als 1/3 der<br />

Ausgangslänge betragen bzw. bei einem Mindestumformgrad<br />

von 1,5 : 1 des Vormaterials nicht<br />

mehr als die Hälfte der Ausgangslänge.<br />

– Bei gewalztem Stabstahl gilt ein Mindestumformgrad<br />

von 6 : 1<br />

L <strong>und</strong> D bezeichnen die Länge <strong>und</strong> den Durchmesser<br />

des betrachteten Schmiedeteils.<br />

4.4 Ringe <strong>und</strong> Hohlkörper müssen von Block-<br />

oder Vorblock-Abschnitten hergestellt werden, die<br />

sachgemäß gelocht, gebohrt oder ausgestochen sind,<br />

bevor die Teile über einen passenden Dorn aufgeweitet<br />

oder gewalzt werden.<br />

4.5 Die Formgebung von Schmiedestücken oder<br />

Walzerzeugnissen durch Brennschnitt oder Flämmen<br />

<strong>und</strong> Fugenhobeln müssen mit erprobten Verfahren vor<br />

der Endwärmebehandlung erfolgen, sofern keine andere<br />

Vereinbarung mit dem <strong>GL</strong> getroffen worden ist.<br />

Je nach Zusammensetzung <strong>und</strong>/oder Dicke des Stückes<br />

ist vorzuwärmen. Falls erforderlich, sind brenngeschnittene<br />

Oberflächen einer mechanischen Nachbearbeitung<br />

zu unterziehen.<br />

4.6 Sollen zwei oder mehr Schmiedestücke durch<br />

Schweißen verb<strong>und</strong>en werden, sind die Einzelheiten<br />

des Schweißverfahrens zur Genehmigung bekannt zu


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–2<br />

Abschnitt 3 A<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

geben. Der <strong>GL</strong> behält sich vor, hierfür eine schweißtechnische<br />

Verfahrensprüfung zu verlangen.<br />

5. Lieferzustand, Wärmebehandlung<br />

5.1 Alle Schmiedestücke müssen werkstoffgerecht<br />

wärmebehandelt sein, um einen feinkörnigen<br />

<strong>und</strong> homogenen Gefügezustand sowie die geforderten<br />

mechanischen Eigenschaften zu erzielen. Die Wärmebehandlungen<br />

sind in geeigneten Ofenanlagen durchzuführen,<br />

die wirkungsvoll <strong>und</strong> regelmäßig zu warten<br />

sind. Sie müssen mit Einrichtungen für die Temperaturregelung<br />

<strong>und</strong> -Anzeige versehen sein, die regelmäßig<br />

zu überprüfen sind. Die Ofenabmessungen müssen<br />

es gestatten, das ganze Schmiedestück gleichmäßig<br />

auf die erforderliche Glühtemperatur zu bringen.<br />

5.2 Alle Warmformgebungsarbeiten sollen vor<br />

der Endwärmebehandlung abgeschlossen sein. Muss<br />

ein Schmiedestück aus irgendeinem Gr<strong>und</strong>e für eine<br />

weitere Warmformgebung erneut erwärmt werden, ist<br />

die Endwärmebehandlung zu wiederholen.<br />

5.3 Wird ein Schmiedestück nach der Endwärmebehandlung<br />

warm oder kalt gerichtet, kann ein<br />

nachträgliches Spannungsarmglühen zur Beseitigung<br />

der Restspannungen gefordert werden.<br />

5.4 Schmiedestücke, die nach dem Schmieden<br />

durch mechanische Bearbeitung große Querschnittsänderungen<br />

erfahren, dürfen erst nach ausreichender<br />

Vorbearbeitung vergütet werden.<br />

Dabei soll das Vergütungsgewicht nicht mehr als das<br />

1,25fache des Fertiggewichtes betragen.<br />

5.5 Soll die vorgeschriebene Wärmebehandlung<br />

durch eine gleichwertige Temperaturführung während<br />

des Warmumformens <strong>und</strong> danach ersetzt werden,<br />

muss dem <strong>GL</strong> die Gleichwertigkeit des Verfahrens<br />

durch entsprechende Prüfungen nachgewiesen werden.<br />

6. Allgemeine Schmiedestück-Beschaffenheit<br />

6.1 Alle Schmiedestücke müssen frei von solchen<br />

Fehlern sein, welche die Verwendung <strong>und</strong> Verarbeitung<br />

mehr als unerheblich beeinträchtigen können,<br />

z. B. Flocken, Risse, Lunker, Seigerungen, Randblasen<br />

<strong>und</strong> größere nichtmetallische Einschlüsse. Im<br />

unbearbeiteten Zustand zu liefernde Schmiedestücke<br />

müssen eine dem Herstellungsverfahren entsprechende,<br />

glatte Oberfläche haben.<br />

6.2 Kleine Oberflächenfehler können durch Ausschleifen<br />

beseitigt werden. Die vollständige Beseitigung<br />

der Fehlstellen ist durch Magnetpulver- oder<br />

Farbeindringprüfung nachzuweisen. Bei Zustimmung<br />

des Besichtigers können flache Mulden oder Eindrücke<br />

verbleiben, sofern diese mit sanften Übergängen ausgeschliffen<br />

werden oder deren Tiefe bei zu bearbeitenden<br />

Flächen innerhalb der Bearbeitungszugabe liegt.<br />

6.3 Das Beseitigen von Fehlstellen durch Schweißen<br />

ist nur in Ausnahmefällen bei Einverständnis des<br />

<strong>GL</strong> zulässig, wenn es sich um Fehler geringer Ausdehnung<br />

handelt, die an Stellen niedriger Betriebsbeanspruchungen<br />

liegen.<br />

In diesen Fällen sind dem <strong>GL</strong> vor Beginn der Instandsetzung<br />

alle Einzelheiten der vorgesehenen Reparatur<br />

<strong>und</strong> des nachfolgenden Prüfverfahrens zur Genehmigung<br />

vorzulegen. Für den Prüfbericht sind ferner eine<br />

Beschreibung oder Skizze mit Lage <strong>und</strong> Ausdehnung<br />

aller Reparaturstellen sowie Einzelheiten der Wärmenachbehandlung<br />

<strong>und</strong> der zerstörungsfreien Prüfungen<br />

vorzulegen.<br />

7. Maße, zulässige Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

Für die Maße <strong>und</strong> die zulässigen Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

gelten die in den Bestellzeichnungen bzw.<br />

in den betreffenden Normen genannten Werte. Entsprechende<br />

Angaben hierüber sind in den Bestellunterlagen<br />

zu machen <strong>und</strong> dem Besichtiger bekannt zu<br />

geben.<br />

8. Dichtheit<br />

Geschmiedete Hohlkörper, die durch das Betriebsmittel<br />

auf inneren Druck beansprucht werden, müssen bei<br />

dem vorgeschriebenen Prüfdruck dicht sein.<br />

9. Allgemeine Anforderungen an den Werkstoff<br />

9.1 Chemische Zusammensetzung<br />

9.1.1 Die chemische Zusammensetzung der Schmiedestähle<br />

muss den in den Tabellen dieses Abschnittes<br />

<strong>und</strong>/oder in den mitgeltenden Normen bzw. Spezifikationen<br />

festgelegten Grenzwerten entsprechen. Werden<br />

genormte Stähle verwendet, deren mittlere Kohlenstoffgehalte<br />

mit den in den Tabellen genannten Grenzwerten<br />

übereinstimmen, können die in den Normen<br />

genannten Grenzen anerkannt werden. Die Stähle müssen<br />

ferner die für die Beruhigung erforderlichen Mengen<br />

an Desoxydationselementen aufweisen.<br />

Bei Anwendung der Vakuum-Kohlenstoff-Desoxydation<br />

entfallen bei allen Vorschriften für die chemische Zusammensetzung<br />

die unteren Grenzwerte für Si <strong>und</strong> Al.<br />

9.1.2 Der <strong>Stahl</strong>hersteller muss angemessene Vorkehrungen<br />

treffen, damit solche Elemente, welche die Güteeigenschaften<br />

der Erzeugnisse beeinträchtigen können,<br />

nicht durch den Schrott oder andere, bei der <strong>Stahl</strong>erzeugung<br />

verwendete Stoffe in die Schmelze gelangen.<br />

9.2 Mechanische <strong>und</strong> technologische Eigenschaften<br />

9.2.1 Zugversuch<br />

Die in den Tabellen dieser Vorschrift bzw. in den<br />

mitgeltenden Normen oder Spezifikationen genannten<br />

Anforderungen müssen bei der Prüfung durch den<br />

Zugversuch erreicht werden.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

9.2.2 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Die für die einzelnen <strong>Stahl</strong>sorten geforderte Kerbschlagarbeit<br />

muss als Mittelwert aus 3 Proben erreicht<br />

werden, von denen ein Einzelwert unter dem vorgeschriebenen<br />

Mittelwert, aber nicht niedriger als 70 %<br />

des vorgeschriebenen Mittelwertes liegen darf.<br />

9.2.3 Sonstige Eigenschaften<br />

Sind für einzelne <strong>Stahl</strong>sorten Sondereigenschaften<br />

vorgeschrieben, z. B. Beständigkeit gegenüber interkristalliner<br />

Korrosion, 0,2 %-Dehngrenze bei erhöhten<br />

Temperaturen, müssen diese durch entsprechende<br />

Prüfungen nachgewiesen werden.<br />

10. Prüfung<br />

Abschnitt 3 A<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–3<br />

10.1 Nachweis der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze bestimmen <strong>und</strong> dem Besichtiger ein<br />

entsprechendes Zeugnis vorlegen. In dem Zeugnis ist<br />

die die <strong>Stahl</strong>sorte kennzeichnende chemische Zusammensetzung<br />

der Schmelze anzugeben.<br />

Bestehen Zweifel an der Zusammensetzung oder ist ein<br />

Zusammenhang zwischen Zeugnis <strong>und</strong> Schmiedestück<br />

nicht nachweisbar, ist eine Stückanalyse vorzunehmen.<br />

10.2 Prüfung der mechanischen Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> Probenentnahme<br />

10.2.1 Die mechanischen Eigenschaften sind durch<br />

den Zugversuch zu prüfen, wobei die Zugfestigkeit,<br />

die Streckgrenze oder 0,2 %-Dehngrenze, die Bruchdehnung<br />

<strong>und</strong> die Brucheinschnürung zu bestimmen<br />

sind.<br />

10.2.2 Sofern keine anders lautenden Festlegungen<br />

getroffen sind, ist die Kerbschlagarbeit an jedem<br />

Schmiedestück bzw. an jedem Prüflos durch Kerbschlagbiegeversuche<br />

nachzuweisen.<br />

10.2.3 Sofern nichts anderes bestimmt, gilt für den<br />

Nachweis der mechanischen Eigenschaften hinsichtlich<br />

der Prüflose <strong>und</strong> der zu entnehmenden Proben<br />

folgendes:<br />

10.2.3.1 Schmiedestücke mit ähnlichen Maßen aus<br />

derselben Schmelze <strong>und</strong> gemeinsamer Wärmebehandlung<br />

werden zu einem Prüflos zusammengefasst.<br />

10.2.3.2 Die Prüfungen von normalgeglühten Schmiedestücken<br />

mit Stückgewichten ≤ 1 000 kg oder vergüteten<br />

Schmiedestücken mit Stückgewichten ≤ 500 kg<br />

erfolgen nach Prüflosen. Sofern mit dem <strong>GL</strong> keine<br />

anderen Vereinbarungen getroffen werden, gilt Tabelle<br />

3.1 für die Größe der Prüflose.<br />

Restmengen bis zu 10 % der Anzahl der Stücke je<br />

Prüflos können einem Prüflos zugeteilt werden.<br />

Bei Schmiedestücken mit Stückgewichten > 1 000 kg<br />

(normalgeglüht) <strong>und</strong> > 500 kg (vergütet) erfolgt Einzelprüfung.<br />

Tabelle 3.1 Wärmebehandlungsgewicht des einzelnen<br />

Stückes, Anzahl der Stücke je<br />

Prüflos<br />

Wärmebehandlungs-<br />

gewicht des einzelnen<br />

Stückes<br />

[kg]<br />

Anzahl der Stücke je<br />

Prüflos<br />

bis 15 ≤ 300<br />

> 15 bis 150 ≤ 100<br />

> 150 bis 300 ≤ 50<br />

> 300 bis 1000 ≤ 25<br />

10.2.3.3 Für die Anzahl der für den Zugversuch <strong>und</strong><br />

den Kerbschlagbiegeversuch zu entnehmenden Probenabschnitte<br />

gilt folgendes:<br />

– Bei normalgeglühten Schmiedestücken je Prüflos<br />

ein Probenabschnitt von einem Stück.<br />

– Bei vergüteten Schmiedestücken je Prüflos je<br />

ein Probenabschnitt von zwei Stücken. Bei Losgrößen<br />

≤ 10 Stück ist nur von einem Stück ein<br />

Probenabschnitt zu entnehmen.<br />

Mindestens 5 % aller vergüteten Schmiedestücke sind<br />

bei losweiser Prüfung einer Härteprüfung zu unterziehen.<br />

Bei Erzeugnissen mit einer Länge ≥ 3 m <strong>und</strong> einem<br />

Wärmebehandlungsgewicht von mehr als 4 000 kg,<br />

die nicht im Durchlaufofen wärmebehandelt werden,<br />

ist an beiden Enden des zu prüfenden Stückes je ein<br />

Probenabschnitt zu entnehmen.<br />

10.2.3.4 Je nach Vereinbarung bei der Bestellung sind<br />

die Probenabschnitte wie folgt zu entnehmen:<br />

– aus einem Stück (das dann als Ganzes zerstört<br />

wird)<br />

– aus an dem Stück vorgesehenem zusätzlichen<br />

Werkstoff<br />

– aus einem gleichartig geschmiedeten, zusammen<br />

mit den übrigen Stücken wärmebehandelten<br />

Probenstück ähnlicher Maße aus derselben<br />

Schmelze<br />

10.2.3.5 Für die Entnahmestelle im Wärmebehandlungs-Querschnitt<br />

gilt folgendes:<br />

Die Proben sind von der Oberfläche aus in einem<br />

Abstand von 1/4 des Durchmessers oder der (Wand)<br />

Dicke, jedoch max. von 80 mm, <strong>und</strong> in einem entsprechenden<br />

Abstand von einer weiteren, benachbarten<br />

Oberfläche zu entnehmen.<br />

10.2.3.6 Gegebenenfalls ist zwischen der geometrischen<br />

Lage der Proben im Stück <strong>und</strong> ihrer Lage in<br />

Beziehung zum Faserverlauf zu unterscheiden.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–4<br />

Abschnitt 3 A<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Die in den Tabellen angewandten Bezeichnungen<br />

"längs", "tangential" <strong>und</strong> "quer" kennzeichnen bei<br />

Schmiedestücken die Probenlage in Beziehung zum<br />

Faserverlauf <strong>und</strong> sind wie folgt aufzufassen:<br />

längs: Die Probenlängsachse liegt parallel zur<br />

Hauptstreckrichtung des nicht ge-<br />

tangential:<br />

krümmten Faserverlaufs;<br />

Die Probenlängsachse schneidet den<br />

gekrümmten Faserverlauf in Art einer<br />

Sehne (<strong>und</strong> nimmt damit gewissermaßen<br />

eine "Schräglage" zu ihm ein);<br />

quer: Die Probenlängsachse schneidet den<br />

Faserverlauf senkrecht. Proben, deren<br />

Längsachse in Richtung einer zusätzlichen<br />

Stauchung (senkrecht zu einer<br />

Breitung) des Faserverlaufs liegt (so genannte<br />

Probenlage "in Dickenrichtung"),<br />

fallen nicht unter die mit "quer"<br />

bezeichnete Probenlage.<br />

10.2.3.7 Im Regelfall sind die Proben von den angeschmiedeten<br />

Probeabschnitten zu entnehmen. Der<br />

Probenabschnitt darf im Allgemeinen erst nach der<br />

Endwärmebehandlung vom Stück getrennt werden.<br />

Nachträgliches Spannungsarmglühen kann hierbei<br />

unberücksichtigt bleiben. Eine vorzeitige Trennung ist<br />

nur erlaubt, wenn dieses aus fertigungstechnischen<br />

Gründen unumgänglich ist. In diesem Fall müssen<br />

Schmiedestück <strong>und</strong> Probenabschnitt zusammen wärmebehandelt<br />

werden.<br />

10.2.3.8 Alle Probenabschnitte müssen mit dem entsprechenden<br />

Umformgrad auf denjenigen Querschnitt<br />

abgeschmiedet sein, der auch für den maßgeblichen<br />

Querschnitt des Schmiedestückes repräsentativ ist. Die<br />

Probenabschnitte sind so groß zu bemessen, dass neben<br />

den für die erstmalige Prüfung erforderlichen<br />

Proben auch die für mögliche Wiederholungsprüfungen<br />

benötigten Proben daraus entnommen werden<br />

können.<br />

Alle Probenabschnitte bzw. Prüfstücke müssen so<br />

gekennzeichnet sein, dass diese sich eindeutig zu den<br />

Schmiedestücken oder Prüflosen zuordnen lassen, für<br />

welche sie repräsentativ sind.<br />

10.2.4 Für Schmiedestücke, deren Herstellungsverfahren<br />

einer besonderen Genehmigung durch den <strong>GL</strong><br />

unterliegt, vgl. auch 5.5, sind die Anzahl <strong>und</strong> Lage der<br />

Probenabschnitte im Hinblick auf das Herstellungsverfahren<br />

besonders festzulegen.<br />

10.3 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

10.3.1 Der Hersteller muss jedes Schmiedestück auf<br />

die Oberflächenbeschaffenheit <strong>und</strong> Einhaltung der<br />

zulässigen Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen prüfen <strong>und</strong><br />

die Stücke dem Besichtiger anschließend zur Endprüfung<br />

vorstellen. Die inneren Oberflächen von geschmiedeten<br />

Hohlkörpern <strong>und</strong> Bohrungen sind in<br />

diese Prüfungen mit einzubeziehen.<br />

10.3.2 Für die Prüfung müssen die Schmiedestücke<br />

in einen sauberen <strong>und</strong> prüfgerecht vorbereiteten Oberflächenzustand<br />

gebracht werden. Oberflächenfehler<br />

sind zu beseitigen. Erforderlichenfalls ist dieser Zustand<br />

durch Beizen, örtliches Schleifen, <strong>Stahl</strong>kies-<br />

oder Sandstrahlen, Reinigen mit Drahtbürsten bzw.<br />

chemischen Mitteln herzustellen, wenn die Stücke<br />

nicht im vorbearbeiteten Zustand vorgestellt werden.<br />

10.3.3 Lässt die Oberflächenbeschaffenheit vermuten,<br />

dass Schweißungen am Schmiedestück ausgeführt worden<br />

sind, kann der Besichtiger ein örtliches Ätzen zur<br />

Sichtbarmachung möglicher Schweißstellen verlangen.<br />

10.4 Zerstörungsfreie Prüfung<br />

10.4.1 Sind zerstörungsfreie Prüfungen gefordert, so<br />

sind diese durch den Hersteller <strong>und</strong>/oder das weiterverarbeitende<br />

Werk durchzuführen. Darüber hinaus<br />

können Prüfungen durch den <strong>GL</strong> vereinbart werden.<br />

10.4.2 Zerstörungsfreie Prüfungen sind nach den<br />

Vorgaben in G. unter Berücksichtigung der Vorschriften<br />

in <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt<br />

3 anzuführen.<br />

10.5 Wiederholungsprüfung bei Versagen von<br />

Proben<br />

Werden bei einem Zug- oder Kerbschlagbiegeversuch<br />

die Anforderungen nicht erreicht oder liegt bei einem<br />

Kerbschlagbiegeversuch ein Einzelwert niedriger als<br />

70 % des geforderten Mittelwertes, dürfen, bevor das<br />

Schmiedestück oder die Prüfeinheit zurückgewiesen<br />

wird, die in <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren,<br />

Abschnitt 2, H. beschriebenen Verfahren für die Wiederholungsprüfungen<br />

angewendet werden. Die zusätzlichen<br />

Proben sind entweder vom gleichen Probenabschnitt<br />

wie die Originalprobe oder von anderen Probenabschnitten<br />

oder Prüfstücken zu entnehmen, die<br />

für das Prüflos repräsentativ sind.<br />

11. Identifizierung <strong>und</strong> Kennzeichnung<br />

11.1 Der Hersteller muss ein Kontrollsystem einrichten,<br />

das es ermöglicht, alle Schmiedestücke bis zur<br />

Ausgangsschmelze zurückzuverfolgen, <strong>und</strong> dieses<br />

dem Besichtiger auf Verlangen nachweisen.<br />

11.2 Alle Schmiedestücke sind durch den Hersteller<br />

vor der Endprüfung an mindestens einer Stelle mit<br />

folgenden Kennzeichen zu stempeln:<br />

– <strong>Stahl</strong>sorte<br />

– Zeichen des Herstellers<br />

– Stück- oder Schmelznummer oder ein anderes<br />

Kennzeichen, welches die Rückverfolgung des<br />

Herstellungsganges gestattet<br />

– Probennummer<br />

– Prüfdatum<br />

Die Stempelfläche muss beschliffen sein.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 3 B<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–5<br />

11.3 Bei kleinen Schmiedestücken, die in Serie<br />

gefertigt werden, können mit dem Besichtiger von<br />

11.2 abweichende Vereinbarungen über die Stempelung<br />

getroffen werden.<br />

12. Bescheinigungen<br />

Der Hersteller muss dem Besichtiger für jede Lieferung<br />

eine Bescheinigung mit mindestens folgenden<br />

Angaben übergeben:<br />

– Besteller- <strong>und</strong> Bestellnummer<br />

– Neubau- bzw. Projektnummer, soweit bekannt<br />

– Art des Schmiedestückes <strong>und</strong> <strong>Stahl</strong>sorte<br />

– Verwendungszweck <strong>und</strong> Zeichnungsnummer,<br />

soweit erforderlich<br />

– Gewicht der Erzeugnisse<br />

– Schmiedeverfahren<br />

– Positionsnummer <strong>und</strong> Stückzahl<br />

– Schmelzennummer<br />

– chemische Zusammensetzung der Schmelze<br />

– Lieferzustand<br />

– Einzelheiten der Wärmebehandlung<br />

– Ergebnisse der mechanischen Prüfungen<br />

– Ergebnisse ggf. durchzuführender Sonderprüfungen,<br />

z. B. Prüfung der Beständigkeit gegen<br />

interkristalline Korrosion, der Warmstreckgrenze<br />

oder zerstörungsfreie Prüfungen<br />

B. Schmiedestücke für den Maschinen- <strong>und</strong><br />

Schiffbau<br />

1. Geltungsbereich<br />

Die Vorschriften gelten für Schmiedestücke aus unlegierten<br />

<strong>und</strong> niedrig legierten Stählen, die für die Herstellung<br />

von Bau- <strong>und</strong> Konstruktionsteilen im Maschinen-<br />

<strong>und</strong> Schiffbau bestimmt sind, z. B. Wellen,<br />

Kolbenstangen, Pleuel, Ruderschäfte <strong>und</strong> Fingerlinge.<br />

Sie gelten ferner für gewalzte R<strong>und</strong>stähle zur Herstellung<br />

von Wellen, Bolzen, Zugankern <strong>und</strong> ähnlichen<br />

Teilen, die ihre endgültige Form durch spangebende<br />

Verarbeitung erhalten.<br />

2. Geeignete <strong>Stahl</strong>sorten<br />

Unter der Voraussetzung, dass sie die Anforderungen gemäß<br />

4. erfüllen, können folgende Stähle verwendet werden:<br />

2.1 Geeignete Schmiedestahlsorten nach anerkannten<br />

Normen, z. B. EN 10083, EN 10250-2, EN<br />

10250-3 <strong>und</strong> SEW 550.<br />

2.2 Sonstige unlegierte <strong>und</strong> niedrig legierte Stähle<br />

nach anderen Normen oder Werkstoffspezifikationen,<br />

sofern deren Eignung vom <strong>GL</strong> bestätigt ist. Hierfür kann<br />

eine erstmalige Eignungsprüfung gefordert werden.<br />

3. Lieferzustand <strong>und</strong> Wärmebehandlung<br />

3.1 Alle Schmiedestücke müssen sachgemäß<br />

wärmebehandelt sein. Als Wärmebehandlungen kommen<br />

hierfür in Betracht:<br />

– Für Kohlenstoff- <strong>und</strong> Kohlenstoff-Manganstähle:<br />

– Normalglühen<br />

– Normalglühen <strong>und</strong> Anlassen (Luftvergüten)<br />

– Vergüten<br />

– Für legierte Stähle:<br />

– Vergüten<br />

3.2 Große Schmiedestücke komplizierter Form<br />

aus Kohlenstoff <strong>und</strong> Kohlenstoff-Mangan-Stählen, die<br />

in normalgeglühtem Zustand zu liefern sind, müssen<br />

zusätzlich spannungsarmgeglüht werden, wenn nach<br />

dem Normalglühen eine größere mechanische Bearbeitung<br />

vorgenommen worden ist.<br />

4. Anforderungen an den Werkstoff<br />

4.1 Chemische Zusammensetzung<br />

4.1.1 Für die chemische Zusammensetzung der<br />

Schmiedestähle gelten die in Tabelle 3.2 genannten<br />

Grenzwerte.<br />

Tabelle 3.2 Grenzwerte für die chemische Zusammensetzung<br />

von Schmiedestählen<br />

C- <strong>und</strong> CMn-Stähle Legierte Stähle<br />

Chemische Zusammensetzung<br />

1<br />

[%]<br />

Zulässige<br />

Begleitelemente<br />

[%]<br />

max.<br />

Chemische Zu-<br />

sammensetzung 2<br />

[%]<br />

C max. 0,50 3, 4 Cu 0,30 C max. 0,45 3<br />

Si max. 0,45 Cr 0,30 Si max. 0,45<br />

Mn 0,30 – 1,70 Ni 0,40 P max. 0,035<br />

P max. 0,035 Mo 0,15 S max. 0,035<br />

S max. 0,035<br />

1 Sofern erforderlich, können feinkornbildende Elemente,<br />

z. B. Aluminium zugesetzt werden.<br />

2 Für die Legierungsbestandteile sind die Angaben in den<br />

Normen bzw. genehmigten Spezifikationen maßgebend.<br />

3 Die Verwendung von Stählen mit Kohlenstoffgehalt von<br />

C > 0,50 % bzw. C > 0,45 % muss vom <strong>GL</strong> besonders<br />

zugelassen sein.<br />

4 Schmiedestücke für Schweißkonstruktionen, für Ruderschäfte<br />

<strong>und</strong> Fingerlinge: max. 0,23 % C.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–6<br />

4.1.2 Sollen Schmiedestücke in geschweißten Konstruktionen<br />

verwendet werden, muss die Zusammensetzung<br />

in Abhängigkeit vom Schweißverfahren besonders<br />

festgelegt <strong>und</strong> dem <strong>GL</strong> zur Genehmigung<br />

bekannt gegeben werden.<br />

4.2 Mechanische <strong>und</strong> technologische Eigenschaften<br />

4.2.1 Die in den Tabellen 3.5 bzw. 3.6 genannten<br />

Anforderungen an die Streckgrenze, Brucheinschnürung<br />

<strong>und</strong> Bruchdehnung müssen in Abhängigkeit von<br />

der vorgeschriebenen Mindestzugfestigkeit erfüllt werden.<br />

4.2.2 Die in den Tabellen 3.5 bzw. 3.6 genannten<br />

Festigkeitsstufen von jeweils 40 bzw. 50 N/mm 2 gelten<br />

nicht als Mindestzugfestigkeiten bestimmter<br />

Schmiedestahlsorten, sondern sollen die Ermittlung<br />

der Güteanforderungen (Streckgrenze, Bruchdehnung,<br />

Brucheinschnürung <strong>und</strong> Kerbschlagarbeit) in Abhängigkeit<br />

von den vorgeschriebenen Mindestzugfestigkeiten<br />

durch Interpolation ermöglichen.<br />

4.2.3 Werden von Schmiedestücken zwei Proben<br />

entnommen, darf der Unterschied zwischen den ermittelten<br />

Zugfestigkeitswerten nicht die in Tabelle 3.3<br />

angegebenen überschreiten.<br />

Tabelle 3.3 Zulässige Zugfestigkeitsunterschiede<br />

bei Mindestzugfestigkeit<br />

R m<br />

[N/mm 2 ]<br />

Zulässiger Zugfestig-<br />

keits-Unterschied<br />

[N/mm 2 ]<br />

< 600 70<br />

≥ 600 < 900 100<br />

≥ 900 120<br />

4.3 Kerbschlagarbeit<br />

Abschnitt 3 B<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Die in den Tabellen 3.5 bzw. 3.6 genannten Anforderungen<br />

an die Kerbschlagarbeit müssen in Abhängigkeit<br />

von der vorgeschriebenen Mindestzugfestigkeit<br />

erfüllt werden.<br />

Unabhängig davon muss bei Fingerlingen <strong>und</strong> Ruderschäften<br />

für Schiffe mit den Eisklassezeichen E3 <strong>und</strong><br />

E4 eine Kerbschlagarbeit von mindestens 27 J an<br />

Charpy-V-Proben, längs, bei einer Prüftemperatur von<br />

0 °C <strong>und</strong> für Schiffe mit den arktischen Eisklassenzeichen<br />

ARC1 bis ARC4 von – 20 °C erreicht werden,<br />

wobei ein Einzelwert unter dem Mittelwert, aber<br />

nicht niedriger als 19 J liegen darf.<br />

Bei Propellerwellen, die für Schiffe mit Eisklasse bestimmt<br />

sind, muss eine Kerbschlagarbeit von mindestens<br />

27 J an Charpy–V Längsproben bei einer Prüftemperatur<br />

von – 10 °C erreicht werden.<br />

4.4 Härte<br />

4.4.1 Für die Schmiedestücke sind die in den Genehmigungszeichnungen<br />

oder Spezifikationen vorgeschriebenen<br />

Härtewerte verbindlich. Die in den<br />

Tabellen 3.5 bzw. 3.6 angegebenen Werte gelten nur<br />

als Anhaltswerte.<br />

4.4.2 Ist eine Härteprüfung vorgeschrieben, dürfen<br />

die an verschiedenen Stellen des Schmiedestückes<br />

bzw. die an verschiedenen Stücken eines Prüfloses<br />

ermittelten Härtewerte höchstens die in Tabelle 3.4<br />

angegebenen Unterschiede haben.<br />

Tabelle 3.4 Zulässige Härteunterschiede<br />

bei Mindestzugfestigkeit<br />

R m<br />

[N/mm 2 ]<br />

Härte-Unterschied<br />

Brinell-Einheiten<br />

< 600 bis zu 25<br />

≥ 600 < 900 bis zu 35<br />

≥ 900 bis zu 42<br />

Wird die Härte in anderen Einheiten gemessen, sind<br />

die Werte auf die entsprechenden Brinell-Einheiten<br />

umzurechnen.<br />

5. Prüfung<br />

5.1 Mechanische Prüfung<br />

5.1.1 Die Prüfung erfolgt durch Zug- <strong>und</strong> Kerbschlagbiegeversuche<br />

gemäß A.10.2. Vergütete<br />

Schmiedestücke, die für die Prüfung zu Losen zusammengefasst<br />

sind, sind zusätzlich durch Härteprüfungen<br />

zu untersuchen.<br />

5.1.2 Bei der Prüfung von Propellerwellen, Ruderschäften<br />

<strong>und</strong> Fingerlingen für Schiffe mit Eisklassenzeichen<br />

durch den Kerbschlagbiegeversuch sind Charpy-V-Proben<br />

zu verwenden. Bei allen anderen Erzeugnissen<br />

bleibt die Wahl der Probenform nach<br />

<strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt<br />

2, E.1. <strong>und</strong> E.2. dem Hersteller überlassen.<br />

5.1.3 Die Proben können den Prüfstücken, bezogen<br />

auf den Faserverlauf, längs, tangential oder quer entnommen<br />

werden, vgl. Abb. 3.1 bis 3.3.<br />

Querprobe<br />

Längsprobe<br />

Querprobe<br />

Abb. 3.1 Probenentnahme bei flanschlosen Wellen<br />

<strong>und</strong> Stäben


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Querprobe<br />

Tangentialproben<br />

5.2 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

Längsprobe<br />

Tangentialproben<br />

Querprobe<br />

Abb. 3.2 Probenentnahme bei Flanschwellen mit Druckflansch<br />

Längsprobe (Kernbohrung)<br />

Querprobe<br />

Es gelten die Vorgaben von G. Die in H. genannten<br />

Bauteile sind in dem darin festgelegten Umfang zu<br />

prüfen.<br />

5.3 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Alle Schmiedestücke sind dem Besichtiger im Lieferzustand<br />

zur Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen vorzustellen.<br />

C. Schmiedestücke für Kurbelwellen<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 3 C<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–7<br />

Diese Vorschriften gelten für in einem Stück geschmiedete<br />

Kurbelwellen sowie für geschmiedete<br />

Hubstücke, Wangen <strong>und</strong> Zapfen für halbgebaute Kurbelwellen<br />

aus unlegierten <strong>und</strong> niedrig legierten Stählen.<br />

Längsproben<br />

Querprobe<br />

Abb. 3.3 Probenentnahme bei Flanschwellen<br />

2. Zugelassene Werkstoffe<br />

Es dürfen nur Werkstoffe verwendet werden, deren<br />

Eignung für den vorgesehenen Verwendungszweck<br />

vom <strong>GL</strong> bestätigt ist. Dafür muss der Motorenhersteller<br />

dem <strong>GL</strong> Spezifikationen <strong>und</strong>/oder Zeichnungen<br />

mit allen für die Beurteilung des Werkstoffes notwendigen<br />

Angaben, wie Herstellungsverfahren, chemische<br />

Zusammensetzung, Wärmebehandlung <strong>und</strong> mechanische<br />

Güteeigenschaften zur Genehmigung einreichen.<br />

Die Mindestanforderungen nach Tabelle 3.5 bzw. 3.6<br />

sind einzuhalten.<br />

3. Anforderungen an den Werkstoff<br />

3.1 Für die chemische Zusammensetzung des<br />

<strong>Stahl</strong>s, seine mechanischen Eigenschaften, Anforderungen<br />

an die Kerbschlagarbeit <strong>und</strong> Härte, gelten die<br />

in der genehmigten Spezifikation oder Zeichnung<br />

enthaltenen Angaben.<br />

3.2 Der <strong>Stahl</strong> muss nach seiner Erschmelzung<br />

einer Vakuum-Entgasung unterzogen werden, so dass<br />

ein Wasserstoffgehalt von 2 ppm in der Schmelze<br />

nicht überschritten wird.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–8<br />

Tabelle 3.5 Mechanische <strong>und</strong> technologische Eigenschaften von Schmiedestücken aus Kohlenstoff- <strong>und</strong><br />

Kohlenstoff-Mangan-Stählen normalgeglüht oder vergütet, bei Raumtemperatur<br />

Mindestzugfestigkeit<br />

1, 2<br />

Rm<br />

[N/mm2 ]<br />

360<br />

400<br />

440<br />

480<br />

520<br />

560<br />

600<br />

640<br />

680<br />

720<br />

760<br />

Abschnitt 3 C<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Maßgeblicher<br />

Wärmebehandlungsdurchmesser<br />

[mm]<br />

Streck-<br />

grenze<br />

ReH<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

Bruchdehnung<br />

( bei Lo = 5,65 ⋅ So)<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

Bruchein-<br />

schnürung<br />

Z<br />

[%]<br />

min.<br />

KV 3<br />

[J]<br />

min.<br />

Kerbschlagarbeit<br />

KU<br />

[J]<br />

min.<br />

längs tang. quer längs tang. quer längs tang. quer längs tang. quer<br />

≤ 250 40 32 25 38 30 25<br />

> 250 ≤ 500 180 28 24 20 50 42 35 32 25 18 30 25 20<br />

> 500 ≤ 1000<br />

32 25 18 29 23 18<br />

≤ 250 40 32 25 38 30 25<br />

> 250 ≤ 500 200 26 23 19 50 42 35 32 25 18 30 25 20<br />

> 500 ≤ 1000<br />

32 25 18 27 22 17<br />

≤ 250 38 30 22 35 27 22<br />

> 250 ≤ 500 220 24 21 18 50 42 35 32 25 18 30 25 20<br />

> 500 ≤ 1000<br />

30 24 18 25 20 15<br />

≤ 250 35 27 22 32 25 22<br />

> 250 ≤ 500 240 22 19 16 45 38 30 32 25 18 30 25 20<br />

> 500 ≤ 1000<br />

26 24 14 22 17 12<br />

≤ 250 32 25 20 30 25 20<br />

> 250 ≤ 500 260 21 18 15 45 38 30 25 20 15 25 20 17<br />

> 500 ≤ 1000<br />

24 18 13 20 15 11<br />

≤ 250 25 20 15 25 20 17<br />

> 250 ≤ 500 280 20 17 14 40 34 27 25 20 15 25 20 17<br />

> 500 ≤ 1000<br />

23 14 12 19 12 10<br />

≤ 250 18 15 12 20 17 15<br />

> 250 ≤ 500 300 18 16 13 40 34 27 18 15 12 20 17 15<br />

> 500 ≤ 1000<br />

18 14 12 17 12 10<br />

≤ 250 18 15 12 20 17 15<br />

320 17 15 12 40 32 27<br />

> 250 ≤ 500<br />

18 15 12 20 17 15<br />

≤ 250 18 15 12 20 17 15<br />

340 16 14 12 40 32 27<br />

> 250 ≤ 500<br />

18 15 12 20 17 15<br />

≤ 250 18 15 12 20 17 15<br />

> 250 ≤ 500<br />

360 15 13 11 40 32 27<br />

18 15 12 20 17 15<br />

≤ 250 18 15 12 20 17 15<br />

380 14 12 10 35 30 24<br />

> 250 ≤ 500<br />

18 15 12 20 17 15<br />

Brinell-<br />

Härte<br />

HB<br />

(Anhaltswerte)<br />

95 – 125<br />

110 – 150<br />

125 – 160<br />

135 – 175<br />

150 – 185<br />

160 – 200<br />

175 – 215<br />

185 – 230<br />

200 – 240<br />

210 – 250<br />

225 – 265<br />

1 Liegt die Mindest-Zugfestigkeit einer <strong>Stahl</strong>sorte zwischen zwei Festigkeitsstufen, sind die Anforderungen durch Interpolation zu<br />

ermitteln, siehe 4.2.2.<br />

2 Die im Versuch festgestellte Zugfestigkeit darf höchstens 120 N/mm2 über der Mindestzugfestigkeit liegen, sofern diese kleiner als<br />

600 N/mm2 ist. Für Mindestzugfestigkeiten ≥ 600 N/mm2 gilt ein Wert von 150 N/mm2 .<br />

3 Bei Propellerwellen, Ruderschäften <strong>und</strong> Fingerlingen für Schiffe mit Eisklassenzeichen gelten für die Kerbschlagarbeit die Anforderungen<br />

nach 4.3.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Tabelle 3.6 Mechanische <strong>und</strong> technologische Eigenschaften von Schmiedestücken aus legierten Stählen,<br />

vergütet, bei Raumtemperatur<br />

Mindestzugfestigkeit<br />

1, 2<br />

Rm [N/mm2] 550<br />

600<br />

650<br />

700<br />

750<br />

800<br />

850<br />

900<br />

950<br />

1000<br />

1050<br />

1100<br />

Abschnitt 3 C<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–9<br />

Maßgeblicher<br />

Wärmebehandlungsdurchmesser<br />

[mm]<br />

Streck- 3<br />

grenze<br />

ReH<br />

[N/mm 2]<br />

min.<br />

Bruchdehnung<br />

bei Lo = 5,65 ⋅ So<br />

( )<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

Bruchein-<br />

schnürung<br />

Z<br />

[%]<br />

min.<br />

KV 4<br />

[J]<br />

min.<br />

Kerbschlagarbeit<br />

KU 4<br />

[J]<br />

min.<br />

längs tang. quer längs tang. quer längs tang. quer längs tang. quer<br />

≤ 250 20 18 16<br />

50 45 35<br />

41 32 24 35 30 24<br />

> 250 ≤ 500 18 16 14<br />

32 25 18 30 25 20<br />

≤ 250 20 18 16<br />

50 45 35<br />

41 32 24 35 30 24<br />

> 250 ≤ 500 18 16 14<br />

32 25 18 30 25 20<br />

≤ 250<br />

> 250 ≤ 500<br />

0,6 ×<br />

Mindestzugfestigkeit<br />

18<br />

17<br />

16<br />

15<br />

14<br />

13<br />

50 45 35<br />

32<br />

25<br />

28<br />

18<br />

22<br />

13<br />

30<br />

25<br />

27<br />

20<br />

23<br />

15<br />

≤ 250 17 15 13<br />

50 45 35<br />

32 28 22 30 27 23<br />

> 250 ≤ 500 16 14 12<br />

25 18 13 25 20 15<br />

≤ 250 17 15 13<br />

45 40 30<br />

32 26 20 30 26 22<br />

> 250 ≤ 500<br />

15 13 11<br />

25 18 13 25 20 15<br />

≤ 250 15 14 12<br />

45 40 30<br />

32 26 20 30 26 22<br />

> 250 ≤ 500 14 12 10<br />

25 18 13 25 20 15<br />

≤ 250 14 13 11<br />

45 40 30<br />

27 23 18 29 25 20<br />

> 250 ≤ 500 13 11 10<br />

25 18 13 25 20 15<br />

≤ 250 14 13 11<br />

40 35 27<br />

27 23 18 29 25 20<br />

> 250 ≤ 500<br />

0,7 ×<br />

13 11 10<br />

25 18 13 25 20 15<br />

≤ 250 Mindestzugfestig<br />

13 11 10<br />

40 35 27<br />

25 21 16 29 25 20<br />

> 250 ≤ 500 keit 12 10 10<br />

25 18 13 25 20 15<br />

≤ 250 12 11 10<br />

40 35 27<br />

25 21 16 25 22 18<br />

> 250 ≤ 500 12 10 10<br />

25 18 13 25 20 15<br />

≤ 250 11 10 8<br />

40 35 27<br />

25 18 13 25 20 15<br />

> 250 ≤ 500 11 10 8<br />

25 18 13 25 20 15<br />

≤ 250 11 10 8<br />

40 35 27<br />

25 18 13 25 20 15<br />

> 250 ≤ 500<br />

11 10 8<br />

25 18 13 25 20 15<br />

Brinell-<br />

Härte<br />

HB<br />

(Anhaltswerte)<br />

160 – 200<br />

175 – 215<br />

190 – 235<br />

205 – 245<br />

215 – 260<br />

235 – 275<br />

245 – 290<br />

260 – 320<br />

275 – 340<br />

290 – 365<br />

310 – 375<br />

320 – 385<br />

1 Liegt die Mindest-Zugfestigkeit einer <strong>Stahl</strong>sorte zwischen zwei Festigkeitsstufen, sind die Anforderungen durch Interpolation zu ermitteln,<br />

siehe 4.2.2.<br />

2 Die im Versuch festgestellte Zugfestigkeit darf höchstens 150 N/mm2 über der Mindestzugfestigkeit liegen, sofern diese kleiner als<br />

900 N/mm2 ist. Für Mindestzugfestigkeiten ≥ 900 N/mm2 gilt ein Wert von 200 N/mm2 .<br />

3 Bei Einsatzstählen genügt ein Wert von 60 % der vorgeschriebenen Mindestzugfestigkeit für alle Festigkeitsstufen.<br />

4 Für Wärmebehandlungs-Durchmesser > 500 mm sind die Anforderungen mit dem <strong>GL</strong> zu vereinbaren.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–10<br />

4. Herstellung <strong>und</strong> Lieferzustand<br />

4.1 Hubstücke für gebaute Kurbelwellen sind möglichst<br />

als Flacherzeugnis vorzuschmieden <strong>und</strong> durch Pressen<br />

zum Rohteil zu falten, um einen beanspruchungsmäßig<br />

günstigen Faserverlauf zu erzielen. Es können jedoch<br />

andere Verfahren angewendet werden, wenn damit<br />

die geforderten Eigenschaften erreicht werden. Das<br />

Herstellungsverfahren ist dem <strong>GL</strong> bekannt zu geben.<br />

4.2 Werden Kurbelwangen durch thermisches<br />

Trennen aus geschmiedeten oder gewalzten Flacherzeugnissen<br />

hergestellt, sind die wärmebeeinflussten<br />

Zonen an den Trennflächen durch mechanische Bearbeitung<br />

restlos zu entfernen. Hiervon ausgenommen<br />

sind Wangen, die dem Vormaterial vor der vorgeschriebenen<br />

Wärmebehandlung entnommen werden.<br />

4.3 Kurbelwellen sind im Regelfall in vergütetem<br />

Zustand zu liefern, jedoch kommen für Kurbelwellen<br />

<strong>und</strong> deren Bauteile, die aus Kohlenstoff- <strong>und</strong> Kohlenstoff-Mangan-Stählen<br />

hergestellt werden, auch Normalglühen<br />

oder Normalglühen <strong>und</strong> Anlassen in Frage.<br />

Sollen Kurbelwellen randschichtgehärtet werden, ist<br />

die Art der Wärmebehandlung in der Hersteller-<br />

Spezifikation anzugeben.<br />

5. Prüfung<br />

5.1 Zugversuch<br />

Die mechanischen Eigenschaften sind durch den Zugversuch<br />

zu prüfen. Die Probenentnahme ist hierfür<br />

nach 5.1.1 bis 5.1.4 vorzunehmen.<br />

5.1.1 Abgesehen von der Probenentnahme bei der<br />

Prüfung nach Prüflosen gemäß 5.1.3, ist von jeder<br />

Kurbelwelle mindestens eine Zugprobe zu entnehmen,<br />

<strong>und</strong> zwar als Längs- oder Querprobe von der Abtriebsseite.<br />

Ist das Gewicht einer in einem Stück geschmiedeten<br />

Kurbelwelle größer als 3 000 kg, sind<br />

Proben von beiden Enden zu entnehmen, <strong>und</strong> zwar an<br />

der Abtriebsseite als Querprobe. Hierbei gilt das<br />

Wärmebehandlungsgewicht abzüglich des Gewichts<br />

der Probenabschnitte als Maßstab.<br />

5.1.2 Werden die Hübe aus einer vorgeschmiedeten<br />

Kurbelwelle maschinell oder durch Brennschnitt herausgearbeitet,<br />

ist der zweite Probensatz in Querrichtung<br />

von dem herausgetrennten Werkstoff des der<br />

Abtriebsseite entgegengesetzt liegenden Hubes zu<br />

entnehmen, vgl. Abb. 3.4.<br />

D/4<br />

D<br />

D/4<br />

Längsprobe<br />

Querprobe<br />

Abtriebsseite<br />

Abschnitt 3 C<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Querprobe<br />

Längsprobe<br />

Abb. 3.4 Probenentnahme bei Kurbelwellen<br />

H<br />

H/4<br />

Die Probenabschnitte dürfen vor der Vergütung nicht<br />

abgetrennt werden.<br />

5.1.3 Kurbelwellen gleicher Abmessungen bis zu<br />

500 kg Wärmebehandlungsgewicht, welche aus einer<br />

Schmelze stammen <strong>und</strong> im gleichen Ofen in einer<br />

Folge wärmebehandelt worden sind, dürfen zu Prüflosen<br />

gemäß Tabelle 3.1, Abschnitt A.10.2.3 zusammengefasst<br />

werden. Bei vergüteten Kurbelwellen sind<br />

zwei Zugproben je Prüflos zu entnehmen, bei normalgeglühten<br />

Wellen genügt eine Probe.<br />

5.1.4 Bei geschmiedeten Hubstücken sind Querproben<br />

zu entnehmen. Sofern keine anderen Vereinbarungen<br />

mit dem <strong>GL</strong> getroffen werden, ist von jedem<br />

Stück mindestens eine Probe zu entnehmen.<br />

5.1.5 Werden von großen Kurbelwellen zwei Proben<br />

entnommen, darf der Unterschied zwischen den<br />

ermittelten Zugfestigkeiten die in B.4.2.3 genannten<br />

Werte nicht überschreiten.<br />

5.2 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Jedes Schmiedestück bzw. jedes Prüflos ist durch den<br />

Kerbschlagbiegeversuch zu prüfen. Für die Anzahl der<br />

Probensätze (3 Proben) <strong>und</strong> deren Lage gelten die für<br />

die Zugproben gemäß 5.1.1 bis 5.1.4 genannten Bedingungen.<br />

5.3 Härteprüfung<br />

5.3.1 Bei der Prüfung in Losen müssen mindestens<br />

10 % der Kurbelwellen Härteprüfungen unterzogen<br />

werden.<br />

Das Härteprüfverfahren <strong>und</strong> die Lage der Härteprüfeindrücke<br />

auf den Stücken sind mit dem <strong>GL</strong> zu vereinbaren.<br />

5.3.2 Die Unterschiede der an verschiedenen Stellen<br />

des Schmiedestückes bzw. die an verschiedenen<br />

Stücken eines Prüfloses ermittelten Härtewerte dürfen<br />

die in B.4.4.2 genannten Werte nicht überschreiten.<br />

5.4 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Der Kurbelwellenhersteller muss die Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> die Abmessungen der Kurbelwellen<br />

prüfen <strong>und</strong> dem Besichtiger die Aufmassprotokolle<br />

aushändigen. Er muss ferner dem Besichtiger die<br />

Kurbelwellen zur Endabnahme vorstellen <strong>und</strong> die<br />

erforderlichen Messgeräte für eine Maßkontrolle bereithalten.<br />

5.5 Zerstörungsfreie Prüfung<br />

Kurbelwellen sind zerstörungsfrei nach G. in dem dort<br />

festgelegten Umfang zu prüfen.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 3 D<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–11<br />

D. Schmiedestücke für Getriebe<br />

1. Geltungsbereich<br />

Diese Vorschrift gilt für Schmiedestücke aus Kohlenstoff-,<br />

Kohlenstoff-Mangan- <strong>und</strong> niedrig legierten<br />

Stählen, die für die Herstellung von Rädern <strong>und</strong> Radbandagen<br />

von Getrieben der Hauptantriebsanlage <strong>und</strong><br />

von Hilfsmaschinen bestimmt sind.<br />

2. Geeignete <strong>Stahl</strong>sorten<br />

Unter der Voraussetzung, dass sie die Anforderungen<br />

nach 6. erfüllen, können folgende <strong>Stahl</strong>sorten verwendet<br />

werden:<br />

2.1 Vergütungsstähle nach EN 10083-1,<br />

EN 10083-2, Einsatzstähle nach EN 10084 <strong>und</strong> Nitrierstähle<br />

nach EN 10085, sofern die Eignung der<br />

einzelnen <strong>Stahl</strong>sorte für den vorgesehenen Verwendungszweck<br />

nachgewiesen ist. Tabelle 3.7 enthält eine<br />

Auswahl geeigneter <strong>Stahl</strong>sorten.<br />

Tabelle 3.7 Geeignete <strong>Stahl</strong>sorten für Getriebe<br />

<strong>Stahl</strong>sorte Norm<br />

42CrMo4 EN 10083-1<br />

16MnCr5<br />

20MnCr5<br />

EN 10084<br />

18CrNiMo7-6<br />

2.2 Stähle nach anderen Normen, sofern diese<br />

mit den <strong>Stahl</strong>sorten gemäß 2.1 vergleichbar sind <strong>und</strong><br />

ihre Eignung für den vorgesehenen Verwendungszweck<br />

nachgewiesen ist.<br />

2.3 Stähle nach besonderen Werkstoffspezifikationen,<br />

sofern der <strong>GL</strong> deren Verwendung genehmigt<br />

hat. Dazu muss der Getriebehersteller die entsprechenden<br />

Spezifikationen mit allen für die Beurteilung<br />

erforderlichen Angaben wie Herstellungsverfahren,<br />

chemische Zusammensetzung, Wärmebehandlung,<br />

Randschichthärtung <strong>und</strong> mechanische Güteeigenschaften<br />

zur Genehmigung einreichen.<br />

3. Geschweißte Räder<br />

Werden Getrieberäder aus Einzelteilen durch Schweißen<br />

zusammengefügt, sind dem <strong>GL</strong> alle Einzelheiten<br />

des Schweißverfahrens, des Umfangs der zerstörungsfreien<br />

Prüfung, sowie der Zulässigkeitskriterien für<br />

Schweißnahtfehler zur Genehmigung einzureichen.<br />

Die Güteeigenschaften der Schweißverbindungen sind<br />

durch eine Verfahrensprüfung erstmalig nachzuweisen.<br />

4. Wärmebehandlung<br />

4.1 Schmiedestücke, für die nach dem Schneiden<br />

der Zähne kein Randschichthärten vorgesehen ist, sind zu<br />

vergüten. Für Kohlenstoff- <strong>und</strong> Kohlenstoff-Manganstähle<br />

kommt auch ein Normalglühen <strong>und</strong> Anlassen in Frage.<br />

4.2 Bei Schmiedestücken, für die nach dem<br />

Schneiden der Zähne ein Randschichthärten in Frage<br />

kommt, richtet sich die Wärmebehandlung nach der<br />

Art des Härteverfahrens. Hierfür gilt folgendes:<br />

4.2.1 Einsatzstähle sind nach dem Aufkohlen zu<br />

härten <strong>und</strong> bei niedriger Temperatur anzulassen. Die<br />

Einsatz-Härtetiefe (ESHT), die Zeit-Temperatur-Folge<br />

<strong>und</strong> die Härte-Spanne (Min/Max) sind in der Spezifikation<br />

festzulegen.<br />

4.2.2 Stähle für das Induktionshärten sind vor dem<br />

Härten im Regelfall zu vergüten. Für Kohlenstoff- <strong>und</strong><br />

Kohlenstoff-Manganstähle kommt anstelle der Vergütung<br />

auch ein Normalglühen in Frage. Die Art der Wärmebehandlung,<br />

die Einhärtetiefe (EHT), die Härtetemperaturen<br />

<strong>und</strong> Abschreckmittel sowie die Härte- Spanne<br />

(Min/Max) sind in der Spezifikation festzulegen.<br />

4.2.3 Nitrierstähle sind vor dem Nitrieren zu vergüten.<br />

Das Nitrieren ist vorzugsweise mit Gasen durchzuführen.<br />

Die Art der Wärmebehandlung, die Nitrier-<br />

Härtetiefe (NHT) <strong>und</strong> die Härte-Spanne (Min/Max)<br />

sind in einer Spezifikation festzulegen.<br />

4.3 Unter 4.2 genannte Wärmebehandlungen <strong>und</strong><br />

Randschichthärtungen sind so auszuführen, dass eine<br />

gleichmäßige Härtezone mit der in der Spezifikation<br />

festgelegten Tiefe <strong>und</strong> Härte entsteht. Der <strong>GL</strong> behält<br />

sich vor, die Herstellung von Probestücken zu fordern,<br />

an denen die Gleichmäßigkeit, Tiefe <strong>und</strong> Härte der<br />

Randschicht nachzuweisen sind.<br />

5. Maße, zulässige Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

Hierfür gelten die Angaben in den Bestell-Zeichnungen.<br />

6. Anforderungen an den Werkstoff<br />

6.1 Chemische Zusammensetzung<br />

6.1.1 Für die chemische Zusammensetzung gelten<br />

die in der betreffenden Norm oder genehmigten Spezifikation<br />

genannten Grenzwerte.<br />

6.1.2 Sollen Schmiedestücke für geschweißte Rad-<br />

Konstruktionen verwendet werden, muss deren Zusammensetzung<br />

in Abhängigkeit vom Schweißverfahren<br />

besonders festgelegt <strong>und</strong> dem <strong>GL</strong> zur Genehmigung<br />

bekannt gegeben werden.<br />

6.2 Mechanische <strong>und</strong> technologische Eigenschaften<br />

Bei Vergütungsstählen müssen die in den Tabelle 3.5<br />

bzw. 3.6 in C. genannten Mindestanforderungen an<br />

die Streckgrenze, Bruchdehnung <strong>und</strong> Brucheinschnürung<br />

in Abhängigkeit von der vorgeschriebenen Mindestzugfestigkeit<br />

erfüllt werden.<br />

Bei Einsatzstählen gelten die Anforderungen nach<br />

Tabelle 3.8 für Proben, die die Wärmebehandlung<br />

gemeinsam mit dem Schmiedestück durchlaufen haben<br />

(Mitlaufproben).


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–12<br />

Tabelle 3.8 Anforderungen an die mechanischen <strong>und</strong> technologischen Eigenschaften von Mitlaufproben<br />

<strong>Stahl</strong>sorte<br />

Abschnitt 3 D<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Probestück<br />

∅<br />

[mm]<br />

Streckgrenze<br />

R eH<br />

[N/mm 2]<br />

min.<br />

Zug-<br />

festigkeit<br />

R m<br />

[N/mm 2]<br />

Bruch-<br />

dehnung<br />

A 1<br />

[%]<br />

min.<br />

Bruchein-<br />

schnürung<br />

Z 1<br />

[%]<br />

min.<br />

KV 1<br />

[J]<br />

min.<br />

Kerbschlagarbeit<br />

KU 1<br />

[J]<br />

min.<br />

l t, q l t, q l t, q l t, q<br />

16MnCr5 590 780 – 1080 10 8 40 27 22 16 24 18<br />

20MnCr5 30 690 980 – 1280 8 6 35 27 18 13 20 15<br />

18CrNiMo7-6<br />

785 1080 – 1320 8 6 35 27 18 13 20 15<br />

16MnCr5 440 640 – 940 11 9 40 27 22 16 24 18<br />

20MnCr5 63 540 780 – 1080 10 8 35 27 22 16 24 18<br />

18CrNiMo7-6<br />

685 980 – 1280 8 6 35 27 18 13 20 15<br />

1 Lage der Probenachse: l = längs, t = tangential, q = quer<br />

6.3 Härte<br />

Für alle Getriebeteile sind die in der Spezifikation<br />

oder Genehmigungszeichnung für den Verzahnungsbereich<br />

vorgeschriebenen Härtewerte verbindlich.<br />

7. Prüfung<br />

Folgende Prüfungen sind durchzuführen:<br />

7.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Werkstoffhersteller muss die Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze bestimmen <strong>und</strong> in einem Zeugnis<br />

bescheinigen.<br />

7.2 Zugversuch an endwärmebehandelten <strong>und</strong><br />

an induktions- <strong>und</strong> nitriergehärteten<br />

Schmiedestücken<br />

Die mechanischen Eigenschaften sind durch den Zugversuch<br />

zu prüfen. Für die Entnahme der Proben gilt<br />

folgendes:<br />

7.2.1 Ritzel über 200 mm Durchmesser:<br />

Ist der Durchmesser im Verzahnungsbereich größer<br />

als 200 mm, ist eine Tangentialprobe von einer Stelle<br />

zu nehmen, die an den Verzahnungsbereich angrenzt,<br />

siehe Abb. 3.5. Lassen die Abmessungen des Rohteils<br />

eine Probenentnahme an dieser Stelle nicht zu, darf<br />

eine Querprobe in Verlängerung des Lagerzapfens<br />

genommen werden.<br />

Hat der Lagerzapfen einen Durchmesser von 200 mm<br />

oder weniger, darf eine Längsprobe genommen werden.<br />

Beträgt die Länge der fertigen Verzahnung mehr<br />

als 1250 mm, sind Proben von beiden Enden des Rohteils<br />

zu entnehmen.<br />

7.2.2 Ritzel bis 200 mm Durchmesser:<br />

Bei kleinen Ritzeln mit Durchmessern bis 200 mm im<br />

Verzahnungsbereich ist eine Längsprobe aus dem<br />

Lagerzapfen zu entnehmen, siehe Abb. 3.5.<br />

Tangentialprobe Tangentialprobe<br />

d2<br />

L<br />

Querprobe<br />

D<br />

Längsprobe<br />

L =Länge des Verzahnungsbereiches<br />

D =Durchmesser des Verzahnungsbereiches<br />

d1,d2 =Durchmesser der Lagerzapfen<br />

7.2.3 Getrieberäder:<br />

Abb. 3.5 Ritzel<br />

Bei Getrieberädern ist dem Rohteil eine Tangentialprobe<br />

zu entnehmen, siehe Abb. 3.6.<br />

Tangentialproben<br />

Abb. 3.6 Getrieberad<br />

d1


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 3 D<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–13<br />

7.2.4 Radbandagen:<br />

Bei Radbandagen, die üblicherweise durch Lochen<br />

eines Blockes <strong>und</strong> Aufweiten durch Schmieden oder<br />

Walzen hergestellt werden, ist eine Tangentialprobe<br />

zu entnehmen, siehe Abb. 3.7.<br />

Tangentialprobe<br />

Abb. 3.7 Radbandage<br />

Überschreitet der Durchmesser der Verzahnung<br />

2 500 mm oder das Gewicht bei der Wärmebehandlung<br />

ohne Berücksichtigung des Probenwerkstoffes<br />

3 000 kg, sind Proben von zwei einander gegenüberliegenden<br />

Stellen der Bandage zu nehmen.<br />

7.2.5 Ritzelkörper:<br />

Bei Ritzel-Hohlkörpern, bei denen die Länge der fertigen<br />

Verzahnung bis zu 1 250 mm beträgt, ist eine<br />

Probe von einem Ende quer zur Längsachse des Körpers<br />

zu entnehmen; bei Verzahnungslängen über<br />

1 250 mm erfolgt die Probenentnahme von beiden<br />

Enden, siehe Abb. 3.8.<br />

Quer- oder<br />

Tangentialprobe<br />

Abb. 3.8 Ritzelkörper<br />

Hierbei ist zu unterscheiden, ob der Körper als Rohteil<br />

mit vollem Querschnitt geschmiedet <strong>und</strong> dann aufgebohrt<br />

oder durch Lochen eines Schmiederohlings <strong>und</strong><br />

Aufweiten über einen Dorn hergestellt wird.<br />

Bei gebohrten Hohlkörpern gelten die Proben als<br />

Querproben, bei durch Aufweitung hergestellten als<br />

Tangentialproben.<br />

7.3 Zugversuch an Einsatzstählen<br />

7.3.1 Die entsprechenden Probeabschnitte sind<br />

gemeinsam mit dem zugehörigen Getriebeteil oder<br />

dem Prüflos wärmezubehandeln. Dazu sind die Probenabschnitte<br />

maschinell auf einen Durchmesser zu<br />

bearbeiten, der dem kleineren der beiden folgend<br />

genannten Werte entspricht:<br />

0,25 × Verzahnungsdurchmesser<br />

bzw. 63 mm Durchmesser<br />

Ergibt sich hierbei, dass der Probendurchmesser kleiner<br />

als 63 mm ist, kann nach Vereinbarung mit dem<br />

Besichtiger hierfür eine Probe mit genormten Abmessungen<br />

(z. B. 30 mm Durchmesser nach DIN 17210)<br />

verwendet werden.<br />

Anschließend sind den Probeabschnitten Zugproben<br />

zu entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen.<br />

7.3.2 Es bleibt dem Getriebehersteller überlassen,<br />

Probenabschnitte mit größerem Querschnitt als unter<br />

7.3.1 genannt herzustellen. Die Stücke müssen jedoch<br />

für das letzte Härten <strong>und</strong> Anlassen auf die vorgeschriebenen<br />

Abmessungen gebracht werden.<br />

7.4 Festigkeitsunterschiede im Schmiedestück<br />

Werden von großen Schmiedestücken zwei Proben<br />

entnommen, darf der Unterschied zwischen den ermittelten<br />

Zugfestigkeiten die in B.4.2.3 genannten Werte<br />

nicht überschreiten.<br />

7.5 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Jedes Schmiedestück bzw. jede Prüfeinheit ist durch<br />

den Kerbschlagbiegeversuch zu prüfen. Für die Anzahl<br />

der Probensätze (je 3 Stück), ihre Entnahme aus<br />

den Schmiedestücken bzw. Probeabschnitten sowie<br />

ihre Wärmebehandlung gelten die unter 7.2 bzw. 7.3<br />

genannten Bedingungen.<br />

Der Versuch kann nach Wahl des Herstellers an Charpy-V-<br />

oder Charpy-U-Proben ausgeführt werden.<br />

7.6 Härteprüfung<br />

7.6.1 An allen Schmiedestücken sind nach der<br />

Wärmebehandlung aber vor dem Schneiden der Verzahnung<br />

Härteprüfungen an den in den Genehmigungszeichnungen<br />

festgelegten Stellen auszuführen.<br />

Überschreitet die Verzahnungslänge L eines Getriebeteils<br />

500 mm, ist die Prüfung an beiden Enden des<br />

Verzahnungsbereiches vorzunehmen.<br />

7.6.2 An allen randschichtgehärteten Getriebeteilen<br />

sind zusätzliche Härteprüfungen an den Zähnen nach<br />

dem Härten <strong>und</strong> Schleifen auszuführen. Die Anzahl<br />

der Messstellen ist so zu wählen, dass die Einhaltung<br />

der vorgeschriebenen Härtewerte über Umfang <strong>und</strong><br />

Breite der Verzahnung nachprüfbar ist.<br />

7.6.3 Die Unterschiede der an den vorgeschriebenen<br />

Stellen am Schmiedestück bzw. die an verschiedenen<br />

Stücken eines Prüfloses ermittelten Werte dürfen<br />

die in B.4.4.2 genannten Werte nicht überschreiten.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–14<br />

7.7 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Der Getriebehersteller muss die Verzahnung auf die<br />

Beschaffenheit der Oberfläche prüfen <strong>und</strong> nachmessen.<br />

Anschließend sind die Erzeugnisse dem Besichtiger<br />

zur Endprüfung vorzustellen, wobei ihm die Aufmassprotokolle<br />

auszuhändigen sind. Für Nachprüfungen<br />

durch den Besichtiger muss der Getriebehersteller<br />

die erforderlichen Messgeräte bereithalten.<br />

7.8 Losweise Prüfung<br />

Schmiedestücke mit ähnlichen Maßen <strong>und</strong> Wärmebehandlungsgewichten<br />

bis zu 300 kg, die aus der gleichen<br />

Schmelze stammen <strong>und</strong> in gleicher Folge wärmebehandelt<br />

werden, können zu Prüflosen gemäß<br />

A.10.2, Tabelle 3.1 zusammengefasst werden. Von<br />

jedem Prüflos sind zwei Probenabschnitte für den<br />

Zug- <strong>und</strong> Kerbschlagbiegeversuch zu entnehmen.<br />

Jedes Stück ist einer Härteprüfung zu unterziehen.<br />

7.9 Zerstörungsfreie Prüfung<br />

7.9.1 An allen Schmiedestücken ist durch den<br />

Hersteller eine Ultraschallprüfung im Bereich der<br />

Verzahnung auszuführen, wenn der Durchmesser der<br />

Verzahnung 200 mm überschreitet.<br />

7.9.2 Getriebeteile, deren Zähne randschichtgehärtet<br />

sind, sind im gesamten Verzahnungsbereich durch<br />

das Magnetpulver- oder Farbeindringverfahren auf<br />

Risse zu prüfen.<br />

Die Schweißverbindungen der aus Einzelteilen zusammengefügten<br />

Getrieberäder sind in dem Umfang<br />

zerstörungsfrei zu prüfen, der bei der Verfahrenszulassung<br />

festgelegt wurde.<br />

Die Prüfungen sind nach G. durchzuführen.<br />

E. Schmiedestücke für Kessel, Behälter,<br />

Apparate <strong>und</strong> Rohrleitungen<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 3 E<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

1.1 Diese Vorschriften gelten für Schmiedestücke<br />

aus unlegierten <strong>und</strong> legierten Stählen zur Herstellung<br />

von Flanschen, Stutzen, Armaturengehäusen,<br />

ferner Ein- <strong>und</strong> Vorschweißteilen. Für Schmiedestücke<br />

aus kaltzähen Stählen gilt F.<br />

1.2 Für Schmiedestücke für Dampfkessel auf Schiffen<br />

unter deutscher Flagge sind die "Technischen Regeln<br />

für Dampfkessel" der Reihe TRD 100 zu beachten.<br />

2. Geeignete <strong>Stahl</strong>sorten<br />

Es dürfen folgende Werkstoffe verwendet werden:<br />

2.1 Schweißgeeignete unlegierte Baustähle nach<br />

EN 10250-2 bis zu einer Betriebstemperatur von<br />

300 °C.<br />

2.2 Schmiedestücke aus ferritischen <strong>und</strong> martensitischen<br />

Stählen mit festgelegten Eigenschaften bei<br />

erhöhten Temperaturen nach EN 10222-2.<br />

2.3 Schmiedestücke aus schweißgeeigneten Feinkornbaustählen<br />

nach EN 10222-4.<br />

2.4 Schmiedestücke aus nichtrostenden austenitischen<br />

oder austenitisch-ferritischen Stählen nach DIN<br />

17440, EN 10222-5 bzw. <strong>Stahl</strong>-Eisen-Werkstoffblatt<br />

SEW 400.<br />

2.5 Flansche aus <strong>Stahl</strong> nach DIN 2528.<br />

2.6 Stähle nach anderen Normen oder Werkstoffspezifikationen,<br />

wenn sie den <strong>Stahl</strong>sorten gemäß 2.1<br />

bis 2.5 vergleichbar sind <strong>und</strong> ihre Eignung für den<br />

vorgesehenen Verwendungszweck nachgewiesen ist.<br />

Hierfür kann eine erstmalige Eignungsprüfung gefordert<br />

werden. Ferritische Stähle müssen darüber hinaus<br />

folgende Mindestanforderungen erfüllen:<br />

2.6.1 Die Bruchdehnung A soll die die <strong>Stahl</strong>sorte kennzeichnenden,<br />

vom <strong>GL</strong> festgelegten Mindestwerte, jedoch<br />

in Quer-/Tangentialrichtung nicht weniger als 14 %<br />

<strong>und</strong> in Längsrichtung nicht weniger als 16 %, aufweisen.<br />

2.6.2 Die Kerbschlagarbeit soll die die <strong>Stahl</strong>sorte<br />

kennzeichnenden, vom <strong>GL</strong> festgelegten Mindestwerte,<br />

jedoch in Quer-/Tangentialrichtung nicht weniger als<br />

27 J, in Längsrichtung nicht weniger als 39 J bei Raumtemperatur<br />

an der Charpy-V-Probe aufweisen. Dieser<br />

Wert gilt als Mittelwert aus drei Versuchen, wobei ein<br />

Einzelwert unter dem vorgeschriebenen Mittelwert, aber<br />

nicht niedriger als 70 % des Mittelwertes liegen darf.<br />

3. Wärmebehandlung <strong>und</strong> Lieferzustand<br />

Alle Schmiedestücke sind in einem der <strong>Stahl</strong>sorte<br />

entsprechenden Wärmebehandlungszustand zu liefern.<br />

Das Normalglühen kann bei unlegierten <strong>Stahl</strong>sorten<br />

durch eine gleichwertige Temperaturführung beim<br />

oder nach dem Schmieden oder Walzen ersetzt werden,<br />

wenn der <strong>GL</strong> das Verfahren zugelassen hat.<br />

Werden Teile aus Stab- oder Blechmaterial durch<br />

spangebende Bearbeitung hergestellt, genügt die<br />

Wärmebehandlung am Vormaterial.<br />

4. Anforderungen an den Werkstoff<br />

4.1 Allgemeine Anforderungen<br />

Für die chemische Zusammensetzung des <strong>Stahl</strong>es,<br />

seine mechanischen Eigenschaften, Anforderungen an<br />

die Kerbschlagarbeit <strong>und</strong> Härte gelten die in 2.1 bis<br />

2.5 genannten Normen bzw. die in den genehmigten<br />

Spezifikationen enthaltenen Angaben.<br />

4.2 Schweißeignung<br />

Stähle nach diesen Vorschriften müssen bei Anwendung<br />

werkstattüblicher Verfahren schweißgeeignet sein. Je nach<br />

der chemischen Zusammensetzung können dazu Vorwärmen<br />

<strong>und</strong>/oder Wärmenachbehandlungen erforderlich sein.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

4.3 Beständigkeit gegenüber interkristalliner<br />

Korrosion<br />

Austenitische <strong>Stahl</strong>sorten müssen im Lieferzustand<br />

gegenüber interkristalliner Korrosion beständig sein.<br />

Sollen Schmiedestücke für geschweißte Konstruktionen<br />

(z. B. Anschweißarmaturen, Flansche) ohne nachträgliche<br />

Wärmebehandlung nach dem Schweißen<br />

verwendet werden, sind solche <strong>Stahl</strong>sorten zu wählen,<br />

die auch in diesem Zustand beständig sind, z. B. Tioder<br />

Nb-stabilisierte Stähle oder Stähle mit Kohlenstoffgehalten<br />

von C ≤ 0,03 %.<br />

5. Prüfung<br />

Die Schmiedestücke sind in fertigem Zustand (Lieferzustand)<br />

zur Prüfung vorzulegen <strong>und</strong> den nachfolgenden<br />

Prüfungen zu unterziehen. Für Schmiedestücke<br />

für Dampfkessel ist 1.2 zu beachten.<br />

5.1 Zugversuch<br />

5.1.1 Die mechanischen Eigenschaften sind durch<br />

den Zugversuch zu prüfen. Für die Probenentnahme<br />

dürfen Schmiedestücke mit ähnlichen Abmessungen<br />

<strong>und</strong> Nenngewichten bis zu 1 000 kg, die aus der gleichen<br />

Schmelze stammen <strong>und</strong> in gleicher Folge wärmebehandelt<br />

worden sind, zu Prüflosen gemäß A.10.2,<br />

Tabelle 3.1 zusammengefasst werden. Bei normalgeglühten<br />

Stücken ist jedem Prüflos eine Probe, bei<br />

Stücken in anderen Wärmebehandlungszuständen sind<br />

jedem Prüflos 2 Proben zu entnehmen. Bei Stückzahlen<br />

≤ 10 - bzw. bei Nenngewichten bis 15 kg <strong>und</strong><br />

Stückzahlen ≤ 30 - genügt eine Probe.<br />

5.1.2 Für die Prüfung nach Losen sind die jeweils<br />

härtesten <strong>und</strong> weichsten Stücke zur Prüfung auszuwählen,<br />

vgl. 5.3.<br />

5.1.3 Bei Stückgewichten über 1 000 kg, ist jedem<br />

Stück eine Probe zu entnehmen.<br />

5.2 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Die Schmiedestücke sind durch den Kerbschlagbiegeversuch<br />

zu prüfen. Die Anzahl der Probensätze (jeweils<br />

3 Charpy-V-Proben) ist wie die der Zugproben<br />

festzulegen.<br />

5.3 Härteprüfung<br />

Abschnitt 3 F<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–15<br />

5.3.1 Bei Schmiedestücken in vergütetem Zustand,<br />

ausgenommen Flansche in genormten Abmessungen,<br />

ist jedes Stück einer Härteprüfung zu unterziehen.<br />

5.3.2 Flansche in genormten Abmessungen sind in<br />

folgendem Umfang zu prüfen:<br />

– normalgeglühte Stähle: mindestens 3 %<br />

– vergütete <strong>und</strong> austenitisch-ferritische Stähle:<br />

mindestens 10 % des gleichen Prüfloses<br />

5.3.3 Bei nicht in 5.3.1 <strong>und</strong> 5.3.2 genannten Teilen<br />

sind mindestens 20 % eines Prüfloses zu prüfen.<br />

5.4 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Der Hersteller muss die Oberflächenbeschaffenheit <strong>und</strong><br />

die Abmessungen der Erzeugnisse prüfen <strong>und</strong> die Teile<br />

dann dem Besichtiger zur Endabnahme vorstellen.<br />

5.5 Prüfung auf Werkstoffverwechselung<br />

Schmiedestücke aus legierten Stählen sind durch den<br />

Hersteller geeigneten Prüfungen auf Werkstoffverwechselung<br />

zu unterziehen.<br />

5.6 Zerstörungsfreie Prüfung<br />

An Schmiedestücken mit einem Nenngewicht über<br />

300 kg ist durch den Hersteller eine Ultraschallprüfung<br />

<strong>und</strong> ggf. ergänzend eine Oberflächenrissprüfung auszuführen.<br />

Die Prüfungen sind nach G. durchzuführen.<br />

5.7 Prüfung der IK-Beständigkeit<br />

Der Hersteller muss bei Schmiedestücken aus austenitischen<br />

<strong>und</strong> austenitisch-ferritischen Stählen, die für<br />

Schweißkonstruktionen bestimmt sind, <strong>und</strong> - wenn in<br />

der Bestellung vorgeschrieben - auch bei anderen<br />

austenitischen Stählen die Beständigkeit gegenüber<br />

interkristalliner Korrosion nachprüfen. Dabei sind<br />

folgende Zustände zu prüfen:<br />

– Stähle mit C ≤ 0,03 % <strong>und</strong> stabilisierte Stähle<br />

nach einer sensibilisierenden Wärmebehandlung<br />

(700 °C, 30 Min., Wasserabschreckung)<br />

– Alle anderen Stähle im Lieferzustand. Es sind<br />

dabei mindestens 2 Proben je Schmelze nach<br />

anerkannter Norm (z. B. ISO 3651-2) zu prüfen.<br />

F. Schmiedestücke aus kaltzähen Stählen<br />

1. Geltungsbereich<br />

1.1 Diese Vorschriften gelten für Schmiedestücke<br />

aus kaltzähen Stählen <strong>und</strong> aus vergüteten hochfesten<br />

Stählen, die für Lade- <strong>und</strong> Prozesseinrichtungen<br />

auf Gastankern verwendet werden sollen, z. B. Flansche,<br />

Armaturenteile, An- <strong>und</strong> Einschweißteile.<br />

1.2 Für Schmiedeteile, die für druckverflüssigtes<br />

Ammoniak bei Entwurfstemperaturen nicht unter 0 °C<br />

verwendet werden sollen, z. B. geschmiedete Flansche,<br />

Ringe <strong>und</strong> Stutzen, sind die Grenzwerte für die<br />

chemische Zusammensetzung nach Abschnitt 1, F.<br />

8.1.1, Tabelle 1.18 <strong>und</strong> die mechanischen Eigenschaften<br />

nach Abschnitt 1, F.8.2.2 einzuhalten. Es gelten<br />

ferner die Anforderungen an die Kerbschlagarbeit<br />

nach Abschnitt 1, F.8.3.<br />

1.3 Für Schmiedeteile aus hochfesten vergüteten<br />

Feinkornbaustählen mit Nennstreckgrenzen von 420<br />

bis 690 N/mm 2 , die für Gastanks mit Entwurfstemperaturen<br />

nicht niedriger als 0 °C bestimmt sind, gelten<br />

die Anforderungen nach 1.2.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–16<br />

2. Zugelassene <strong>Stahl</strong>sorten<br />

Es dürfen folgende <strong>Stahl</strong>sorten innerhalb der in<br />

Tabelle 3.9 genannten Grenzen für die niedrigsten<br />

Entwurfstemperaturen verwendet werden, wenn sie<br />

die Anforderungen nach 5. erfüllen.<br />

2.1 Genormte Stähle nach Tabelle 3.9.<br />

2.2 Sonstige Stähle nach anderen Normen oder<br />

Werkstoffspezifikationen, wenn diese mit den<br />

<strong>Stahl</strong>sorten nach 2.1 vergleichbar sind <strong>und</strong> ihre Eignung<br />

für den vorgesehenen Verwendungszweck nachgewiesen<br />

ist. Hierfür kann eine erstmalige Zulassungsprüfung<br />

gefordert werden.<br />

3. Wärmebehandlung <strong>und</strong> Lieferzustand<br />

Alle Schmiedestücke sind in einem der <strong>Stahl</strong>sorte entsprechenden<br />

Wärmebehandlungszustand, d. h. normalgeglüht,<br />

vergütet oder lösungsgeglüht <strong>und</strong> abgeschreckt zu liefern.<br />

Werden Teile aus Stab- oder Blechwerkstoff durch<br />

spangebende Bearbeitung hergestellt, genügt die Wärmebehandlung<br />

am Vormaterial.<br />

Tabelle 3.9 Zugelassene kaltzähe Schmiedestahlsorten<br />

<strong>Stahl</strong>typ<br />

Schweißgeeignete<br />

Feinkornbaustähle<br />

Abschnitt 3 F<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Zulässige niedrigste<br />

Entwurfstemperatur<br />

–20 °C 1<br />

4. Maße, zulässige Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

Hierfür gelten die Angaben in den Normen oder Spezifikationen.<br />

5. Anforderungen an den Werkstoff<br />

5.1 Allgemeine Anforderungen<br />

Für die chemische Zusammensetzung, die mechanischen<br />

Eigenschaften <strong>und</strong> die Härte gelten die in den Normen<br />

bzw. genehmigten Spezifikationen enthaltenen Angaben.<br />

5.2 Schweißeignung<br />

Stähle nach diesen Vorschriften müssen bei Anwendung<br />

werkstattüblicher Verfahren schweißbar sein.<br />

5.3 Kerbschlagarbeit bei tiefen Temperaturen<br />

Die in der Tabelle 3.10 für die betreffende <strong>Stahl</strong>sorte<br />

festgelegten Anforderungen an die Kerbschlagarbeit<br />

müssen bei Verwendung von Charpy-V-Proben bei<br />

den dort genannten Prüftemperaturen erfüllt werden.<br />

<strong>Stahl</strong>sorte bzw.<br />

Werkstoff-Nr.<br />

P285NH<br />

P285QH<br />

P355N<br />

P355QH<br />

Norm<br />

EN 10222-4<br />

0,5 % Nickelstahl –55 °C 13MnNi6-3 EN 10222-3<br />

2,25 % Nickelstahl –65 °C ––<br />

3,5 % Nickelstahl –90 °C 12Ni14<br />

–105 °C 12Ni19<br />

5 % Nickelstahl ⎧ ⎨⎩ –165 °C 2 X12Ni5<br />

9 % Nickelstahl –165 °C X8Ni9<br />

Austenitische Stähle –165 °C<br />

1.4301 (304) 3<br />

1.4307 (304 L)<br />

1.4401 (316)<br />

1.4404 (316 L)<br />

1.4541 (321)<br />

1.4550 (347)<br />

1 Niedrigere Entwurfstemperaturen können durch eine Zulassungsprüfung festgelegt werden.<br />

2 Die niedrigste Entwurfstemperatur von –165 °C gilt nur, wenn diese durch eine Zulassungsprüfung nachgewiesen ist.<br />

3 Angaben in Klammern beziehen sich auf vergleichbare Stähle nach AISI.<br />

EN 10222-3<br />

EN 10222-5


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Tabelle 3.10 Anforderungen an die Kerbschlagarbeit von Schmiedestählen aus kaltzähen Stählen<br />

<strong>Stahl</strong>typ Prüftemperatur<br />

Schweißgeeignete Feinkornbaustähle<br />

<strong>und</strong><br />

0,5 % Nickelstahl<br />

5 K unterhalb niedrigster<br />

Entwurfstemperatur, aber<br />

mindestens – 20 °C<br />

2,25 % Nickelstahl –70 °C<br />

3,5 % Nickelstahl –95 °C<br />

5 % Nickelstahl –110 °C<br />

5 % Nickelstahl –196 °C 2<br />

9 % Nickelstahl –196 °C<br />

Kerbschlagarbeit<br />

KV<br />

[J] 1<br />

min.<br />

längs quer<br />

27 (19) 22 (15)<br />

34 (24) 24 (17)<br />

Austenitische Stähle –196 °C 41 (27) 27 (19)<br />

1 Mittelwert aus drei Charpy-V-Proben, die Werte in Klammern gelten für den niedrigsten Einzelwert.<br />

2 Die Prüftemperatur von –196 °C gilt, wenn der 5 % Nickelstahl für eine niedrigste Entwurfstemperatur von –165 °C zugelassen ist.<br />

5.4 Beständigkeit gegenüber interkristalliner<br />

Korrosion<br />

Austenitische <strong>Stahl</strong>sorten müssen im Lieferzustand<br />

gegenüber interkristalliner Korrosion beständig sein.<br />

Sollen Schmiedestücke für geschweißte Konstruktionen<br />

(z. B. Anschweißarmaturen, Flansche) ohne nachträgliche<br />

Wärmebehandlung nach dem Schweißen<br />

verwendet werden, sind solche <strong>Stahl</strong>sorten zu wählen,<br />

die auch in diesem Zustand beständig sind, z. B. Tioder<br />

Nb-stabilisierte Stähle oder Stähle mit Kohlenstoffgehalten<br />

von C ≤ 0,03 %.<br />

6. Prüfung<br />

Die Schmiedestücke sind in fertigem Zustand (Lieferzustand)<br />

zur Prüfung vorzulegen <strong>und</strong> den nachfolgend<br />

genannten Prüfungen zu unterziehen.<br />

6.1 Zugversuch<br />

Abschnitt 3 F<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–17<br />

6.1.1 Die mechanischen Eigenschaften sind durch<br />

den Zugversuch zu prüfen. Für die Probenentnahme<br />

dürfen Schmiedestücke mit ähnlichen Abmessungen<br />

<strong>und</strong> Nenngewichten bis zu 1 000 kg, die aus der gleichen<br />

Schmelze stammen <strong>und</strong> in gleicher Folge wärmebehandelt<br />

worden sind, zu Prüflosen gemäß A.10.2,<br />

Tabelle 3.1 zusammengefasst werden.<br />

Bei normalgeglühten Stücken ist jedem Prüflos eine<br />

Probe, bei Stücken in anderen Wärmebehandlungszuständen<br />

sind jedem Prüflos zwei Proben zu entnehmen.<br />

Bei Stückzahlen ≤ 10 bzw. bei Nenngewichten<br />

bis 15 kg <strong>und</strong> Stückzahlen ≤ 30 genügt eine Probe.<br />

6.1.2 Für die Prüfung nach Losen sind die jeweils<br />

härtesten <strong>und</strong> weichsten Stücke zur Prüfung auszuwählen,<br />

vgl. 6.3.<br />

6.1.3 Bei Stückgewichten über 1 000 kg ist jedem<br />

Stück eine Probe zu entnehmen.<br />

6.2 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Die Schmiedestücke sind durch den Kerbschlagbiegeversuch<br />

an Charpy-V-Proben zu prüfen.<br />

Die Anzahl der Probensätze (jeweils 3 Proben) ist wie<br />

die der Zugproben festzulegen. Die Versuche sind bei<br />

den in Tabelle 3.10 genannten Prüftemperaturen<br />

durchzuführen.<br />

6.3 Härteprüfung<br />

6.3.1 Bei Schmiedestücken in vergütetem Zustand,<br />

ausgenommen Flansche in genormten Abmessungen,<br />

ist jedes Stück einer Härteprüfung zu unterziehen.<br />

6.3.2 Flansche in genormten Abmessungen sind in<br />

folgendem Umfang zu prüfen:<br />

– normalgeglühte Stähle: mindestens 3 %<br />

– vergütete, austenitische <strong>und</strong> austenitisch-ferritische<br />

Stähle: mindestens 10 % des gleichen Prüfloses<br />

6.3.3 Bei nicht in 6.3.1 <strong>und</strong> 6.3.2 genannten Teilen<br />

sind mindestens 20 % eines Prüfloses zu prüfen.<br />

6.4 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Der Hersteller muss die Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> die Abmessungen der Erzeugnisse prüfen <strong>und</strong> die<br />

Teile dann dem Besichtiger zur Endabnahme vorstellen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–18<br />

6.5 Prüfung auf Werkstoffverwechslung<br />

Schmiedestücke aus legierten Stählen sind durch den<br />

Hersteller geeigneten Prüfungen auf Werkstoffverwechselung<br />

zu unterziehen.<br />

6.6 Zerstörungsfreie Prüfung<br />

An Schmiedestücken mit einem Nenngewicht über 300<br />

kg ist durch den Hersteller eine Ultraschallprüfung <strong>und</strong><br />

ggf. ergänzend eine Oberflächenrissprüfung auszuführen.<br />

Die Prüfungen sind nach G. durchzuführen.<br />

6.7 Prüfung der IK-Beständigkeit<br />

Der Hersteller muss bei Schmiedestücken aus austenitischen<br />

Stählen, die für Schweißkonstruktionen bestimmt<br />

sind <strong>und</strong> - wenn in der Bestellung vorgeschrieben<br />

- auch bei anderen austenitischen Stählen die<br />

Beständigkeit gegenüber interkristalliner Korrosion<br />

nachprüfen. Dabei sind folgende Zustände zu prüfen:<br />

– Stähle mit C ≤ 0,03 % <strong>und</strong> stabilisierte Stähle<br />

nach einer sensibilisierenden Wärmebehandlung<br />

(700 °C, 30 min., Wasserabschreckung)<br />

– Alle anderen Stähle im Lieferzustand. Es sind<br />

dabei mindestens 2 Proben je Schmelze nach<br />

anerkannter Norm (z. B. ISO 3651-2) zu prüfen.<br />

G. Zerstörungsfreie Prüfung von Schmiedestücken<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 3 G<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

1.1 Diese Vorschriften gelten für zerstörungsfreie<br />

Prüfungen an Schmiedestücken, für die in B. bis F.<br />

entsprechende Forderungen enthalten sind, <strong>und</strong> sofern<br />

keine anderen Regelwerke oder Hersteller Spezifikationen<br />

Gegenstand von Vereinbarungen sind.<br />

Eine Aufstellung der prüfpflichtigen Schmiedestücke <strong>und</strong><br />

der daran durchzuführenden Prüfungen ist in H. enthalten.<br />

1.2 Die allgemeinen Anforderungen an Prüfstellen,<br />

Prüfpersonal, Prüfverfahren <strong>und</strong> Bescheinigung<br />

der Ergebnisse sind im <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong><br />

Prüfverfahren, Abschnitt 3 beschrieben <strong>und</strong> sind für<br />

alle Prüfungen verbindlich.<br />

1.3 Die in diesen Vorschriften beschriebenen<br />

Verfahren für die Magnetpulverprüfung <strong>und</strong> die Ultraschallprüfung<br />

gelten eingeschränkt nur für Schmiedestücke<br />

aus ferritischen Stählen.<br />

Für Schmiedestücke aus austenitischen oder austenitisch-ferritischen<br />

Werkstoffen müssen die Verfahren<br />

<strong>und</strong> Prüfkriterien für die Ultraschallprüfung <strong>und</strong> die<br />

Eindringprüfung mit dem <strong>GL</strong> besonders vereinbart<br />

werden. Dieses kann auf der Basis von Normen bzw.<br />

Spezifikationen der Hersteller oder Besteller erfolgen.<br />

1.4 Unter Berücksichtigung der in 1.3 getroffenen<br />

Festlegungen sind in diesen Vorschriften folgende<br />

Prüfverfahren beschrieben, siehe Tabelle 3.11:<br />

Tabelle 3.11 Prüfverfahren<br />

Prüfung Verfahren<br />

der äußeren<br />

Beschaffenheit<br />

der inneren<br />

Beschaffenheit<br />

Kurz-<br />

zeichen 2<br />

Visuelle Prüfung VT<br />

Magnetpulverprüfung 1 MT<br />

Eindringprüfung PT<br />

Ultraschallprüfung UT<br />

1 nur für Schmiedestücke aus ferritischen Stählen<br />

2 Definition gemäß DIN EN 473<br />

1.5 Die in G. beschriebenen Verfahren <strong>und</strong> Prüfkriterien<br />

sind von Herstellern <strong>und</strong> Verarbeitern anzuwenden.<br />

Wünscht der Besteller für bestimmte Schmiedestücke,<br />

z. B. für den Motoren- <strong>und</strong> Turbinenbau, die Anwendung<br />

weiterer Vorschriften, muss er dieses in einer<br />

Prüfanweisung festlegen <strong>und</strong> dem <strong>GL</strong> bekannt geben.<br />

Alternativ kann eine zerstörungsfreie Prüfung nach<br />

den Prüfanweisungen des Herstellers <strong>und</strong>/oder Bestellers<br />

erfolgen, wenn die Verfahren <strong>und</strong> Prüfkriterien<br />

die nachfolgend genannten Anforderungen erfüllen.<br />

1.6 Für die Prüfung sind die Schmiedestücke in<br />

die Prüfzonen I, II, III, für die Magnetpulverprüfung<br />

zusätzlich IV entsprechend der möglichen Auswirkungen<br />

von Fehlern auf die Bauteilsicherheit unterteilt,<br />

wobei in der Prüfzone I die geringsten Anzeigengrößen<br />

<strong>und</strong> -häufigkeiten zugelassen sind.<br />

Für die Unterteilung in Prüfzonen sind folgende<br />

Gr<strong>und</strong>sätze maßgebend:<br />

– zu erwartende Betriebsbeanspruchungen<br />

– Auswirkung der Fehlstellen auf die Bauteilsicherheit<br />

– mögliches Schadensrisiko beim Versagen des<br />

Bauteils<br />

– erforderliche Fehlerfreiheit <strong>und</strong> Oberflächenbeschaffenheit<br />

nach der Fertigbearbeitung<br />

Für die wichtigsten Schmiedestücke der Antriebsanlage<br />

ist die Einteilung in Prüfzonen in I. <strong>und</strong> J. geregelt.<br />

1.7 Für die Schmiedestücke, für die in I. für die<br />

Magnetpulverprüfung <strong>und</strong> J. für die Ultraschallprüfung<br />

keine Einteilung nach Prüfzonen enthalten ist,<br />

sind Prüfzonen unter Berücksichtigung der unter 1.6<br />

genannten Gr<strong>und</strong>sätze durch den Hersteller bzw. Besteller<br />

in einer Prüfanweisung festzulegen <strong>und</strong> dem<br />

<strong>GL</strong> bekannt zu geben.<br />

Die Prüfanweisung muss ferner Angaben zu den geforderten<br />

Zulässigkeitskriterien (z. B. Qualitätsklassen<br />

nach EN 10228-1, -2, -3) enthalten.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 3 G<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–19<br />

2. Durchführung der Prüfung<br />

2.1 Nach Durchführung der vorgeschriebenen Prüfungen<br />

durch Prüfer der werkseigenen oder beauftragten<br />

Prüfstelle sind dem <strong>GL</strong>-Besichtiger die fertigbearbeiteten<br />

Schmiedestücke zur visuellen Prüfung vorzustellen.<br />

2.2 Bei den Prüfungen wird zwischen Vor- <strong>und</strong><br />

Abnahmeprüfungen unterschieden. Vorprüfungen<br />

dienen zur Entscheidung über die Prüfbarkeit <strong>und</strong><br />

Verwendbarkeit des Schmiedestückes <strong>und</strong> sind im<br />

allgemeinen Angelegenheit der Herstellers.<br />

Abnahmeprüfungen sind möglichst am fertig bearbeiteten<br />

Schmiedestück nach der für die Güteeigenschaften<br />

maßgeblichen Wärmebehandlung durchzuführen.<br />

Erforderlichenfalls können Abnahmeprüfungen auch<br />

in einem Fertigungszustand mit geringer Schnittzugabe<br />

bzw. bei der Ultraschallprüfung nach einer Vorbearbeitung<br />

in konturenarmem Zustand erfolgen.<br />

Einzelheiten hierzu sind in der Prüfanweisung festzulegen<br />

<strong>und</strong> dem <strong>GL</strong> bekannt zu geben.<br />

2.3 Der Besichtiger muss vom Hersteller bzw.<br />

vom weiterverarbeitenden Werk von den geplanten<br />

Prüfungen in Kenntnis gesetzt werden. Er nimmt nach<br />

seinem Ermessen an den Prüfungen teil.<br />

2.4 Die Prüfungen sind an den in H. <strong>und</strong> J. beschriebenen<br />

Zonen der Schmiedestücke bzw. an den in<br />

der Prüfanweisung bezeichneten Stellen durchzuführen.<br />

Lassen die Prüfergebnisse auf weitere Fehlstellen<br />

im Schmiedestück schließen, ist der Prüfumfang nach<br />

Vereinbarung mit dem Besichtiger zu erweitern.<br />

2.5 Anzeigen, die in Bezug auf ihre Größe, Häufigkeit<br />

<strong>und</strong> Lage die in den Tabellen genannten Grenzwerte<br />

überschreiten, sind, wenn technisch durchführbar,<br />

zu beseitigen. Ausgemuldete Stellen an der Oberfläche<br />

sind einer Nachprüfung zu unterziehen.<br />

2.6 Ist die Beseitigung von inneren Fehlern nicht<br />

möglich oder können oberflächennahe Fehler durch<br />

Ausmulden nicht zufriedenstellend beseitigt werden,<br />

muss zwischen Hersteller, Besteller <strong>und</strong> <strong>GL</strong>-Besichtiger<br />

über die Verwendungsfähigkeit des Schmiedestükkes<br />

entschieden werden.<br />

3. Visuelle Prüfung (VT)<br />

3.1 Der Hersteller muss die Schmiedestücke in<br />

jeder Verarbeitungsstufe auf die äußere Beschaffenheit<br />

<strong>und</strong> die Einhaltung der Abmessungen prüfen. Schmiedefehler<br />

sind zu beseitigen, falls sie nicht durch die<br />

nachfolgende mechanische Bearbeitung entfallen.<br />

3.2 Zur Abnahmeprüfung sind die Schmiedestücke<br />

dem Besichtiger in fertig bearbeitetem Zustand<br />

vorzustellen.<br />

Eine Prüfung der Schmiedestücke im Rohzustand oder<br />

in vorbearbeitetem Zustand durch den <strong>GL</strong>-Besichtiger<br />

kann erforderlichenfalls vereinbart werden.<br />

3.3 Materialtrennungen, z.B. Risse, Schmiedefalten,<br />

zur Oberfläche hin offene Einschlüsse, sind nicht<br />

zulässig <strong>und</strong> müssen ausgebessert werden. Die ausgebesserten<br />

Stellen sind zusätzlich einer Oberflächenrissprüfung<br />

zu unterziehen.<br />

3.4 Der Besichtiger bestätigt auf dem Abnahmeprüfzeugnis<br />

des <strong>GL</strong> die Durchführung der visuellen<br />

Prüfung. Hierfür kann z.B. folgender auf das Prüfzeugnis<br />

aufgedruckte Text dienen:<br />

"Vorstehend beschriebene Schmiedestücke<br />

wurden visuell geprüft.<br />

Die gestellten Anforderungen sind erfüllt."<br />

3.5 Sofern vom Besteller gewünscht, muss der<br />

Hersteller ein Abnahmeprüfzeugnis gemäß EN<br />

10204-3.1 mit den Einzelheiten der Prüfung <strong>und</strong> den<br />

Prüfergebnissen erstellen.<br />

4. Magnetpulverprüfung (MT)<br />

4.1 Die zu prüfenden Oberflächen müssen frei<br />

von Z<strong>und</strong>er, Fett, Schmutz <strong>und</strong> Schutzanstrichen sowie<br />

sonstigen Verunreinigungen sein, die das Erkennen<br />

<strong>und</strong> Auffinden von Anzeigen beeinträchtigen können.<br />

4.2 Die Rauheit der mechanisch bearbeiteten Prüfflächen<br />

darf einen Mittenrauwert von Ra = 12,5 μm bei<br />

vorbearbeiteter Oberfläche <strong>und</strong> Ra = 6,3 μm bei fertig<br />

bearbeiteter Oberfläche nicht überschreiten.<br />

4.3 Auf der Oberfläche sichtbare Kontaktstellen<br />

sind zu beschleifen <strong>und</strong> mittels Jochmagnetisierung<br />

nachzuprüfen, sofern sie nicht bei nachfolgender Bearbeitung<br />

entfernt werden.<br />

Die Verwendung von Aufsatzelektroden an fertig<br />

bearbeiteten Oberflächen ist nicht zulässig.<br />

Die Prüfung fertig bearbeiteter Schmiedestücke sollte vorzugsweise<br />

mit stationären Prüfeinrichtungen erfolgen.<br />

4.4 Müssen Prüfungen abweichend von 2.1 vor<br />

der Fertigbearbeitung erfolgen, z. B. vor dem Einbringen<br />

von Bohrungen oder Schmierölkanälen, ist dieses<br />

in den Prüfanweisungen anzugeben. Die Abnahmeprüfung<br />

durch den Besichtiger erfolgt nach vollständiger<br />

Bearbeitung des Bauteils.<br />

4.5 Die Magnetpulveranzeigen sind in Abhängigkeit<br />

von der jeweiligen Prüfzone I bis IV (vgl. 1.6)<br />

hinsichtlich ihrer Größe <strong>und</strong> Häufigkeit nach Tabelle<br />

3.12 zu bewerten. Als Bezugsfläche dient hierfür ein<br />

Rechteck von 148 mm × 105 mm (Format DIN A6).<br />

Dieses ist auf die jeweils ungünstigste Stelle (Stelle<br />

mit der größten Anzeigenhäufigkeit) aufzulegen.<br />

4.6 Bei der Bewertung ist nach Einzelanzeigen<br />

bzw. zusammenhängenden Anzeigen zu unterscheiden.<br />

Vorstehende Begriffe sind in Abb. 3.9 definiert.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–20<br />

L1<br />

Abschnitt 3 G<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

d 1<br />

L g<br />

einzelne Anzeigen<br />

148 mm<br />

Bezugsfläche =148 mm × 105 mm (d.h. A6-Format)<br />

zusammenhängende Anzeigen<br />

L2 L3 L4<br />

d 2<br />

L5<br />

d1 < 5L1; d2 < 5L2; d3 > 5L3<br />

L1, L2 <strong>und</strong> L3 =Einzellängen von zusammenhängenden Anzeigen<br />

Lg = zusammenhängende Gesamtlänge von L1, L2 <strong>und</strong> L3<br />

L4, L5 <strong>und</strong> L6 =Längen einzelner Anzeigen (Ln)<br />

Lg + L4 + L5 + L6 = kumulative Länge der Anzeigen auf der Bezugsfläche (Lk)<br />

Anzahl der Anzeigen auf der Bezugsfläche = 4 (identifiziert als Lg, L4, L5, L6)<br />

Abb. 3.9 Bezugsfläche <strong>und</strong> Art der Anzeigen für die Magnetpulverprüfung (MT) nach EN 10228-1<br />

d 3<br />

L6<br />

105 mm


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 3 G<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–21<br />

4.7 Alle Anzeigen, die die in Tabelle 3.12 genannten<br />

Registriergrenzen überschreiten, sind zu protokollieren.<br />

Anzeigen, die in Bezug auf ihre Größe <strong>und</strong> Häufigkeit<br />

die für die vorgesehene Prüfzone (bzw. entsprechende<br />

Qualitätsklasse nach EN 10228-1) dort angegebenen<br />

Werte überschreiten, sowie Risse, offene Schmiedefalten<br />

<strong>und</strong> Trennungen sind als Fehler zu betrachten <strong>und</strong><br />

müssen beseitigt werden.<br />

4.8 Im Bereich von Hohlkehlen <strong>und</strong> Ölbohrungsöffnungen<br />

von Kurbelwellen der Zone I sind Anzeigen<br />

jeder Art unzulässig.<br />

4.9 Bestehen Zweifel, ob es sich bei einer Anzeige<br />

um einen Riss handelt, sollte eine zusätzliche Prüfung<br />

durch das Eindringverfahren erfolgen.<br />

4.10 Ausbesserung von Fehlstellen<br />

Fehlstellen sind durch geeignete Maßnahmen zu beseitigen,<br />

wobei sicherzustellen ist, dass die Maße des<br />

Schmiedestückes innerhalb der festgelegten Toleranzen<br />

bleiben. Das Entfernen eines Fehlers durch Schleifen<br />

muss senkrecht zu dem Fehler auf eine Weise erfolgen,<br />

dass der Auslauf der Ausschleifstellen lang<br />

gezogen <strong>und</strong> gut abger<strong>und</strong>et der angrenzenden Werkstückoberfläche<br />

angeglichen wird. Der Auslaufradius<br />

sollte größer oder gleich der dreifachen Ausschleiftiefe<br />

sein.<br />

4.11 Nach dem Ausschleifen der Fehlstellen sind<br />

die Ausschleifstellen einer abschließenden Magnetpulverprüfung<br />

zu unterziehen.<br />

4.12 Die Beurteilung von Ausbesserungsstellen<br />

hinsichtlich deren Abmessungen <strong>und</strong> Lage innerhalb<br />

der jeweiligen Prüfzonen ist anhand der Hersteller-<br />

<strong>und</strong>/oder Bestellerspezifikation durchzuführen. Bei<br />

Maßunterschreitungen ist das Einverständnis des Bestellers<br />

einzuholen.<br />

5. Eindringprüfung (PT)<br />

5.1 Die zu prüfenden Oberflächen müssen frei<br />

von Z<strong>und</strong>er, Fett, Schmutz <strong>und</strong> Schutzanstrichen sowie<br />

sonstigen Verunreinigungen sein, die das Erkennen<br />

<strong>und</strong> Auffinden von Anzeigen beeinträchtigen<br />

können.<br />

5.2 Die Eindringprüfung ist bei Schmiedestücken<br />

aus austenitischen <strong>und</strong> austenitisch-ferritischen Werkstoffen<br />

anzuwenden. Sie kann bei Schmiedestücken<br />

aus ferritischen Stählen als Ergänzung zu der Magnetpulverprüfung<br />

(MT) angewendet werden, wobei die<br />

Ergebnisse der Magnetpulverprüfung als Abnahmekriterium<br />

maßgebend bleiben.<br />

5.3 Die Prüfung ist gemäß <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze<br />

<strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 3, K. oder nach anderen<br />

anerkannten Normen z. B. EN 571-1 <strong>und</strong><br />

ISO 3452-2 bzw. EN 10228-2 "Zerstörungsfreie Prüfung<br />

von Schmiedestücken aus <strong>Stahl</strong>, Teil 2, Eindringprüfung"<br />

durchzuführen.<br />

5.4 Der Hersteller bzw. Besteller muss eine Prüfanweisung<br />

erstellen, welche mindestens folgende<br />

Einzelheiten enthalten muss:<br />

– Beschreibung des Schmiedestückes einschließlich<br />

seines Werkstoffes<br />

– mitgeltende Normen <strong>und</strong> Spezifikationen<br />

– Beschreibung des Prüfverfahrens<br />

– verwendete Prüfmittelsysteme<br />

Tabelle 3.12 Zulässigkeitskriterien für die Magnetpulverprüfung in Anlehnung an EN 10228-1<br />

Bewertungsparameter<br />

Zulässigkeitsgrenzen für Prüfzone<br />

IV III II I<br />

entsprechende Qualitätsklasse<br />

nach EN 10228-1<br />

1 2 3 1 4<br />

Registriergrenze: Anzeigenlänge [mm] ≥ 5 ≥ 2 ≥ 2 ≥ 1<br />

max. zulässige Länge L g zusammenhängender oder einzelner<br />

Anzeigen L n [mm]<br />

20 8 4 2<br />

max. zulässige kumulative Länge von Anzeigen L k [mm] 75 36 24 5<br />

max. zulässige Anzahl von Anzeigen auf der Bezugsfläche 15 10 7 5<br />

1 Qualitätsklasse nicht anwendbar für die Prüfung von Flächen mit einer Bearbeitungszugabe größer als 3 mm.<br />

2 Qualitätsklasse nicht anwendbar für die Prüfung von Flächen mit einer Bearbeitungszugabe größer als 1 mm.<br />

3 Qualitätsklassen nicht anwendbar für Bereiche von Hohlkehlen <strong>und</strong> Ölbohrungen von Kurbelwellen (vgl. G.4.8).<br />

2, 3


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–22<br />

Abschnitt 3 G<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

– Qualifikationen des Prüfpersonals<br />

– zu prüfende Oberflächenbereiche<br />

– geforderte Oberflächenbeschaffenheit<br />

– Prüfkriterien<br />

– Art des Prüfberichtes<br />

5.5 Soweit nichts anderes vereinbart ist, muss die<br />

Prüfung gemäß <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren,<br />

Abschnitt 3, J. im Beisein des Besichtigers in<br />

fertigbearbeitetem Zustand des Schmiedestückes<br />

durchgeführt werden.<br />

6. Ultraschallprüfung (UT)<br />

6.1 In den zu prüfenden Bereichen muss die<br />

Oberfläche in einen Zustand gebracht werden, der ein<br />

einwandfreies Ankoppeln des Prüfkopfes ermöglicht.<br />

Schmiedegrat, Z<strong>und</strong>er, Farbe, Schmutz, Unebenheiten<br />

<strong>und</strong> mechanische Beschädigungen sind zu beseitigen.<br />

6.2 Die Rauheit von mechanisch vorbearbeiteten<br />

Flächen sollte einen Mittelwert von R a ≤ 25 μm aufweisen.<br />

Es wird empfohlen für die Oberflächenrauheit<br />

die entsprechenden Qualitätsklassen nach Tabelle 3.13<br />

zu vereinbaren.<br />

6.3 Die Prüfung ist gemäß <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze<br />

<strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 3, L. durchzuführen.<br />

Wenn nichts anderes vereinbart ist, kann sie auch nach<br />

EN 583-1, SEP 1921, SEP 1923, EN 10228-3 <strong>und</strong>/oder<br />

anderen gleichwertigen <strong>und</strong> anerkannten Normen,<br />

Hersteller- oder Bestellerspezifikationen durchgeführt<br />

werden.<br />

Tabelle 3.13 Empfehlungen für die Oberflächengüte<br />

Oberflächengüte<br />

6.4 Wenn keine anderen Registriergrenzen vereinbart<br />

wurden, sind alle Anzeigen, die einen KSR 1<br />

von 2 mm Durchmesser überschreiten zu registrieren<br />

<strong>und</strong> hinsichtlich ihrer Lage, Größe, Häufigkeit <strong>und</strong><br />

Zulässigkeit zu bewerten <strong>und</strong> zu protokollieren.<br />

6.5 Bei registrierpflichtigen Anzeigen ist die<br />

Amplitude des Rückwandechos im Anzeigenbereich<br />

im Vergleich zum unmittelbar angrenzenden anzeigenfreien<br />

Bereich zu überprüfen.<br />

Rückwandechoschwächungen von ≥ 4 dB sind im<br />

Prüfbericht zu protokollieren <strong>und</strong> in dB anzugeben.<br />

6.6 Risse jeglicher Art, Größe <strong>und</strong> Verteilung<br />

sind unzulässig.<br />

6.7 Anzeigen, welche die in Tabelle 3.14 bzw. Tabelle<br />

3.15 genannten Grenzwerte überschreiten, gelten<br />

als Fehler <strong>und</strong> führen zunächst zur Zurückweisung des<br />

Schmiedestückes durch den Besichtiger. Wird nach<br />

einer vom <strong>GL</strong> genehmigten Spezifikation des Herstellers<br />

bzw. Bestellers geprüft, so gelten die darin genannten<br />

Grenzwerte <strong>und</strong> es ist sinngemäß zu verfahren.<br />

6.8 Eine Abnahme des zunächst zurückgewiesenen<br />

Schmiedestückes ist möglich, wenn nach einer<br />

weiteren Beurteilung der Anzeigen durch den Besteller<br />

<strong>und</strong> den Besichtiger der Nachweis erbracht wird,<br />

dass durch die Größe, Lage <strong>und</strong> Verteilung der Fehler<br />

die Verwendungsfähigkeit des Schmiedestückes nicht<br />

wesentlich beeinträchtigt ist. Die Abnahme des<br />

Schmiedestückes muss in diesem Fall durch ein Abnahmeprüfzeugnis<br />

des <strong>GL</strong> durch den Besteller <strong>und</strong><br />

den Besichtiger bestätigt werden.<br />

_____________________________<br />

1 KSR = Kreisscheibenreflektor<br />

Qualitätsklasse <strong>und</strong> Rauheit R a [μm]<br />

1 2 3 4<br />

≤ 25 ≤ 12,5 ≤ 12,5 ≤ 6,3<br />

spanend bearbeitet × × × ×<br />

spanend bearbeitet <strong>und</strong> wärmebehandelt × × ×<br />

geschmiedet ×<br />

Hinweis<br />

Mit "×" ist die Qualitätsklasse gekennzeichnet, die für die festgelegte Rauheit erreichbar ist.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Tabelle 3.14 Zulässigkeitskriterien für die Ultraschallprüfung von Schmiedestücken<br />

Schmiedestücke Zone<br />

Durchmesser des<br />

max. zulässigen<br />

KSR 1<br />

[mm]<br />

max.<br />

zulässige<br />

Anzeigenlänge 3<br />

[mm]<br />

Propellerwellen I 2 ––<br />

Mindestabstand<br />

zwischen zwei<br />

Anzeigen 3<br />

[mm]<br />

Summe aller<br />

Anzeigenlängen<br />

[mm]<br />

je "m"<br />

Bauteillänge<br />

Leitungswellen außen: 2 10 10 0,05 ⋅ d<br />

Drucklagerwellen<br />

Ruderschäfte <strong>und</strong><br />

Fingerlinge<br />

Kolbenstangen 4<br />

II 2<br />

III 2<br />

innen: 4 15 10 0,10 ⋅ d<br />

außen: 3 10 10 0,15 ⋅ d<br />

innen: 6 15 10 0,20 ⋅ d<br />

Pleuelstangen 5 I ––<br />

Kolbenstangen II 2 10 10 0,05 ⋅ d<br />

Kreuzköpfe III 4 10 10 0,15 ⋅ d (s) 5<br />

1 KSR-Kreisscheibenreflektor<br />

2 Die Einteilungen in Prüfzonen ist den Abb. 3.15 bis 3.20 zu entnehmen.<br />

3 Bei Anhäufungen von 2 oder mehreren registrierpflichtigen Einzelanzeigen muss der Mindestabstand zwischen 2 benachbarten Anzeigen<br />

mindestens der Länge der größeren Anzeige entsprechen.<br />

Dies gilt sowohl für Abstände in axialer Richtung als auch in Dickenrichtung.<br />

Einzelanzeigen mit geringerem Abstand sind als eine zusammenhängende Anzeige zu werten.<br />

4 Kolbenstangen mit Schaftdurchmesser größer 150 mm.<br />

5 Bei rechteckigem Querschnitt entspricht "d" der kleinsten Seitenlänge "s".<br />

Tabelle 3.15 Zulässigkeitskriterien für die Ultraschallprüfung von Kurbelwellen<br />

Zone 2<br />

Abschnitt 3 G<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–23<br />

Durchmesser des<br />

max. zulässigen<br />

KSR 1<br />

max. zulässige<br />

Anzeigenlänge<br />

Mindestabstand<br />

zwischen zwei<br />

Anzeigen 3<br />

max. Anzahl<br />

der Einzelanzeigen<br />

3, 4<br />

[mm] [mm] [mm] [ − ]<br />

Summe aller<br />

Anzeigen<br />

längen [mm] 4<br />

je Gr<strong>und</strong>lager-<br />

oder<br />

Hublagerzapfen<br />

bzw. je Wange<br />

oder Flansch<br />

I –– –– –– –– ––<br />

II 2 10 10 0,01 ⋅ d (D)<br />

III 4 15 10 0,02 ⋅ d (D)<br />

1 KSR = Kreisscheibenreflektor<br />

2 Die Einteilung in Prüfzonen ist der Abb. 3.21 zu entnehmen.<br />

1<br />

⋅ 0,20 ⋅ d (D)<br />

mm<br />

1<br />

⋅ 0,40 ⋅ d (D)<br />

mm<br />

3 Bei Anhäufungen von 2 oder mehreren registrierpflichtigen Einzelanzeigen muss der Mindestabstand zwischen 2 benachbarten Anzeigen<br />

mindestens der Länge der größeren Anzeige entsprechen.<br />

Dies gilt sowohl für Abstände in axialer Richtung als auch in Dickenrichtung.<br />

Einzelanzeigen mit geringerem Abstand sind als eine zusammenhängende Anzeige zu werten.<br />

4 Bezogen auf den Kurbellagerzapfen-Durchmesser "d" bzw. Gr<strong>und</strong>lagerzapfen-Durchmesser "D".


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–24<br />

H. Aufstellung der Schmiedestücke, die zerstörungsfreien Prüfungen unterliegen<br />

Bezeichnung des Schmiedestückes<br />

Schiffbau-Konstruktionsteile:<br />

Anzuwendende Prüfverfahren<br />

VT MT UT<br />

Ruderschäfte <strong>und</strong> Fingerlinge X X X 1<br />

Dieselmotorenteile:<br />

– Kurbelwellen X X X 3<br />

– Treibstangen X X X 2<br />

– Kolbenstangen X X X 2<br />

– Kreuzköpfe X X X<br />

– Kolbenoberteile X X 2 X<br />

– Zylinderdeckel X X 2 X<br />

– Kolbenbolzen X X 2<br />

– Zuganker X X 2<br />

– Schrauben ≥ M50 für: – Gr<strong>und</strong>lager X X 2<br />

– Treibstangenlager X X 2<br />

– Kreuzköpfe X X 2<br />

– Zylinderdeckel X X 2<br />

– Zahnräder <strong>und</strong> Kettenräder für Steuerwellenantriebe X X 2<br />

Wellenanlage <strong>und</strong> Getriebe:<br />

– Propellerwellen X X X 1<br />

– Leitungswellen X X 1<br />

– Drucklagerwellen X X X 1<br />

– Getrieberäder X X X 4<br />

– Getriebewellen X X X 4<br />

– Ritzel X X X 4<br />

– Radbandagen X X X 4<br />

Turbinenanlagen (Hauptantrieb):<br />

– Läufer X X X<br />

– Radscheiben X X<br />

– Wellen X X X<br />

– Leit- <strong>und</strong> Laufschaufeln X X 7, 8<br />

– Teilflanschschrauben: ≥ M50 X X 7<br />

Sonstige Bauteile:<br />

Abschnitt 3 H<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

– E-Motorenwellen (Hauptantrieb) X X<br />

– Schmiedestücke aus warmfesten Stählen X X 5, 6 X 5<br />

aus kaltzähen Stählen X X 5, 6 X 5<br />

– Schrauben für Propellerflügel-Befestigungen ≥ M50 X X 6<br />

– Schrauben für Heißdampfleitungen X X 6<br />

1 bei Durchmessern ≥ 250 mm<br />

2 bei Dieselmotoren mit Zylinderdurchmesser > 400 mm<br />

3 bei losweiser Prüfung kleiner Kurbelwellen genügt eine Ultraschallprüfung des Vormaterials. Als kleine Kurbelwellen gelten solche mit<br />

einem Rohgewicht bis etwa 500 kg.<br />

4 bei Durchmesser der Verzahnung bzw. der Wellen > 200 mm<br />

5 bei Fertiggewichten > 300 kg<br />

6 bei austenitischen oder austenitisch-ferritischen Stählen Eindringprüfung (PT) anstelle der Magnetpulverprüfung (MT)<br />

7 bei Frischdampftemperaturen > 350 °C<br />

8 Anstelle von Oberflächenrissprüfungen (MT, PT) kommt auch die Wirbelstromprüfung in Betracht.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 3 I<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–25<br />

I. Prüfzoneneinteilung für die Magnetpulverprüfung (MT)<br />

II<br />

II<br />

250 mm<br />

I<br />

L<br />

L/3 150 mm<br />

I<br />

L = Konuslänge<br />

II<br />

Bug<br />

(a) Propellerwellen Bug<br />

(b) Zwischenwellen<br />

(c) Drucklagerwellen<br />

Hinweis<br />

- Gr<strong>und</strong>lagen für die Einteilung in die Prüfzonen I bis IV siehe G.1.6<br />

- Zulässigkeitskriterien unter G. Tabelle 3.12<br />

II<br />

Abb. 3.10 Prüfzonen für die Magnetpulverprüfung von Wellen<br />

II<br />

II<br />

II


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–26<br />

Abschnitt 3 I<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

II<br />

II<br />

L<br />

L/3 3 × d<br />

3 × d<br />

I<br />

d g<br />

I<br />

I L = Konuslänge oben<br />

100 mm<br />

d m<br />

(a) Typ A<br />

(b) Typ B<br />

Hinweis<br />

Geschweißte Bereiche sind wie Zone I zu behandeln<br />

(c) Typ C<br />

Ruderschäfte<br />

II<br />

Fingerlinge<br />

d<br />

d<br />

II<br />

II<br />

d o<br />

oben<br />

II<br />

oben<br />

Abb. 3.11 Prüfzonen für die Magnetpulverprüfung von Ruderschäften <strong>und</strong> Zubehör


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 3 I<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–27<br />

I<br />

II<br />

II<br />

I II II I I<br />

I II II I I<br />

250 mm<br />

II<br />

Kreuzköpfe<br />

I<br />

100 mm 100 mm<br />

II<br />

Zuganker für Dieselmotore<br />

Pleuelstangenschrauben<br />

Ritzelwellen<br />

II<br />

L<br />

L<br />

L = Gewindekopflänge<br />

Abb. 3.12 Prüfzonen für die Magnetpulverprüfung von Maschinenbauteilen<br />

II


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–28<br />

Abschnitt 3 I<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

III<br />

III<br />

III<br />

Typ 1<br />

II<br />

Typ 1<br />

II<br />

II<br />

Kolbenstangen<br />

III<br />

L = Länge von<br />

Gewinde <strong>und</strong><br />

Hohlkehle<br />

200<br />

200<br />

30<br />

L<br />

Typ 2<br />

II<br />

II<br />

I<br />

II<br />

II<br />

II<br />

Typ 2<br />

Treibstangen (Pleuelstangen)<br />

Hinweis<br />

Gewinde, Ölbohrungen <strong>und</strong> deren Radien sind im Bereich von 2 × dB wie Zone I zu behandeln<br />

dB = Bohrungsdurchmesser<br />

Abb. 3.13 Prüfzonen für die Magnetpulverprüfung von Maschinenbauteilen<br />

II<br />

I<br />

I


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

q<br />

II<br />

Abschnitt 3 I<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–29<br />

I<br />

q<br />

Schnitt A-A<br />

q<br />

a<br />

Hinweis<br />

1. Bereiche von 2 × db um Schmierölbohrungen von Kurbel- <strong>und</strong> Hubzapfen sind wie Zone I zu behandeln (rechte<br />

Skizze).<br />

2. In obigen Bildern bedeuten:<br />

q = 60°<br />

a = 1,5 × r<br />

b = 0,05 × d (Umfangsfläche des Schrumpfsitzes)<br />

sowie<br />

r = Radius der Hohlkehle<br />

d = Durchmesser des Lagerzapfens<br />

3. Kennzeichnung der Zonen:<br />

: Zone I<br />

: Zone II<br />

I<br />

II<br />

q<br />

a<br />

b<br />

II b<br />

I<br />

I I<br />

a a<br />

II II<br />

a a<br />

4. Die o.g. Einteilungen gelten sinngemäß auch für geschmiedete Hubstücke<br />

r<br />

A<br />

II<br />

A B<br />

(a) einteilige Kurbelwellen<br />

I<br />

r<br />

II<br />

A<br />

I<br />

B<br />

a<br />

I<br />

II<br />

Schnitt B-B<br />

Schnitt A-A Schnitt B-B<br />

A B<br />

(b) gebaute Kurbelwellen<br />

II<br />

I<br />

B<br />

II<br />

q<br />

II<br />

b<br />

q<br />

db<br />

2db<br />

db<br />

db<br />

db = Durchmesser der Ölbohrung<br />

Abb. 3.14 Prüfzonen für die Magnetpulverprüfung von Kurbelwellen


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–30<br />

J. Prüfzoneneinteilung für die Ultraschallprüfung (UT)<br />

II<br />

Abschnitt 3 J<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

II<br />

250 mm<br />

II<br />

axial<br />

Zone I<br />

360° radial<br />

250 mm<br />

axial<br />

L = Konuslänge<br />

Bug<br />

(a) Propellerwellen Bug<br />

(b) Zwischenwellen<br />

(c) Drucklagerwellen<br />

axial<br />

Zone II<br />

Einschallrichtungen<br />

III<br />

90° radial<br />

Hinweis<br />

1. US-Prüfung in vorgefertigtem rotationssymmetrischen Zustand vor dem Konusdrehen <strong>und</strong> Gewindeschneiden<br />

2. Für Hohlwellen: 360° radial Einschallung für Zone II<br />

3. Der Bereich der Bolzenbohrungen in den Flanschen ist als Zone II anzusehen.<br />

III<br />

axial<br />

III III<br />

III<br />

Abb. 3.15 Prüfzonen für die Ultraschallprüfung von Wellen


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 3 J<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–31<br />

III<br />

III<br />

L<br />

L/3 3 × d<br />

3 × d<br />

II<br />

axial<br />

Zone II<br />

II<br />

360° radial<br />

axial<br />

(a) Typ A<br />

(b) Typ B<br />

axial<br />

Zone III<br />

Einschallrichtungen für Typ A <strong>und</strong> Typ B<br />

d<br />

L = Konuslänge oben<br />

d<br />

Hinweis<br />

1. Geschweißte Bereiche sind wie Zone II zu behandeln<br />

2. d = Wellendurchmesser<br />

III<br />

III<br />

180° radial<br />

axial<br />

oben<br />

Abb. 3.16 Prüfzonen für die Ultraschallprüfung von Ruderschäften <strong>und</strong> Zubehör


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–32<br />

axial<br />

Abschnitt 3 J<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

axial<br />

axial<br />

Zone I<br />

d g<br />

180° radial<br />

axial<br />

II II<br />

Einschallrichtungen<br />

Einschallrichtungen<br />

d m<br />

axial<br />

Zone II<br />

II<br />

100 mm 100 mm<br />

Fingerlinge<br />

90° radial<br />

d o<br />

III<br />

oben<br />

axial<br />

axial<br />

180° radial<br />

Hinweis<br />

Prüfung in vorgefertigtem rotationssymmetrischen Zustand vor dem Konusdrehen <strong>und</strong> Gewindeschneiden<br />

axial<br />

Abb. 3.17 Prüfzonen für die Ultraschallprüfung von Ruderschäften <strong>und</strong> Zubehör


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 3 J<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–33<br />

axial<br />

Zone II<br />

D<br />

180° radial<br />

axial<br />

Einschallrichtungen<br />

III<br />

Kreuzkopf<br />

Ritzelwellen<br />

axial<br />

Zone III<br />

90° radial<br />

Hinweis<br />

In der Kernzone mit dem Durchmesser D/3 gelten die geringeren Anforderungen nach Tabelle 3.14.<br />

II<br />

I<br />

100 mm 100 mm<br />

Hinweis<br />

1. UT-Prüfung von Ritzelwellen ab D ³ 200 mm, in vorgefertigtem Zustand vor dem Fräsen der<br />

Verzahnung<br />

2. Für Zone I gilt 360° radial <strong>und</strong> 90° axial Einschallung<br />

II<br />

axial<br />

Abb. 3.18 Prüfzonen für die Ultraschallprüfung von Maschinenbauteilen


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–34<br />

Abschnitt 3 J<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

axial<br />

Zone II<br />

180° radial<br />

axial<br />

Einschallrichtungen<br />

axial<br />

Zone III<br />

III III<br />

Typ 1 Typ 2<br />

Kolbenstangen<br />

II<br />

90° radial<br />

axial<br />

Abb. 3.19 Prüfzonen für die Ultraschallprüfung von Maschinenbauteilen


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 3 J<br />

Schmiedestücke <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–35<br />

II<br />

III<br />

II<br />

axial<br />

Zone II<br />

250 mm<br />

250 mm<br />

180° radial<br />

vom Radius-Auslauf<br />

axial<br />

Einschallrichtungen<br />

axial<br />

Zone III<br />

Typ 1 Typ 2<br />

II<br />

III<br />

II<br />

Treibstangen (Pleuelstangen)<br />

90° radial<br />

axial<br />

Abb. 3.20 Prüfzonen für die Ultraschallprüfung von Maschinenbauteilen<br />

250 mm<br />

250 mm<br />

vom Radius-Auslauf


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 3–36<br />

I<br />

II<br />

III<br />

a<br />

Schnitt A-A A B<br />

Schnitt B-B<br />

I<br />

Abschnitt 3 J<br />

Schmiedestücke II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

III<br />

b<br />

II<br />

II<br />

Schnitt A-A<br />

Einschallrichtungen<br />

I<br />

III<br />

A<br />

II<br />

B<br />

II III III II<br />

(a) einteilige Kurbelwellen<br />

a<br />

III<br />

a a<br />

I<br />

(b) gebaute Kurbelwellen<br />

Hinweis<br />

1. In den obigen Bildern bedeuten:<br />

a = 0,1 d oder 25 mm, je nachdem welcher Betrag größer ist<br />

b = 0,05 d oder 25 mm, je nachdem welcher Betrag größer ist (Lage des Schrumpfsitzes)<br />

d = Lagerzapfen.<br />

2. Kernbereiche, innerhalb eines Radius von 0,25 d, von Kurbelzapfen <strong>und</strong>/oder Lagerzapfen, zwischen den Wangen,<br />

sind der Zone II zuzuordnen.<br />

3. Kennzeichnung der Zonen:<br />

: Zone I : Zone II : Zone III<br />

A<br />

a a<br />

II<br />

III III<br />

II II<br />

A<br />

B<br />

II II<br />

III III<br />

B<br />

b<br />

I<br />

I<br />

III<br />

III<br />

b<br />

III<br />

II<br />

II<br />

Schnitt B-B<br />

Abb. 3.21 Prüfzonen für die Ultraschallprüfung von Kurbelwellen


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

A. Allgemeine Vorschriften<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 4 A<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–1<br />

Dieser Abschnitt enthält allgemeine Vorschriften, die<br />

bei der Herstellung <strong>und</strong> Prüfung von <strong>Stahl</strong>guss zu<br />

beachten sind. Es gelten ferner <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze<br />

<strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitte 1 – 3.<br />

2. Auswahl der <strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

2.1 Jeder <strong>Stahl</strong>guss muss für den vorgesehenen<br />

Verwendungszweck geeignet sein <strong>und</strong> die in den<br />

nachfolgenden Einzelvorschriften genannten Mindestanforderungen<br />

erfüllen. Unter diesen Voraussetzungen<br />

können <strong>Stahl</strong>gusssorten nach den Normen oder vom<br />

<strong>GL</strong> genehmigten Werkstoffspezifikationen verwendet<br />

werden.<br />

2.2 Für die Kennzeichnung der <strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

sind die Normenbezeichnungen oder die in den Spezifikationen<br />

genannten Bezeichnungen zu verwenden.<br />

3. Anforderungen an die Gießereien<br />

3.1 Gießereien, die Gussstücke nach diesen Vorschriften<br />

liefern wollen, müssen vom <strong>GL</strong> zugelassen<br />

sein. Voraussetzung hierfür ist, dass sie bezüglich<br />

ihrer Fertigung <strong>und</strong> Qualitätskontrolle die in <strong>Kapitel</strong> 1<br />

– Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 1, C. genannten<br />

Anforderungen erfüllen <strong>und</strong> dieses dem <strong>GL</strong><br />

vor Beginn der Lieferungen nachweisen.<br />

3.2 Unabhängig von den Forderungen nach 3.1<br />

muss der Hersteller durch erstmalige Eignungsprüfung<br />

an den Erzeugnissen selbst nachweisen, dass diese<br />

bedingungsgemäß hergestellt werden können. Der<br />

Umfang dieser Prüfungen wird vom <strong>GL</strong> festgelegt.<br />

4. Herstellungsverfahren<br />

4.1 <strong>Stahl</strong>guss ist im Elektro-Ofen, nach einem<br />

Sauerstoff-Blasverfahren, im Induktions-Ofen oder<br />

nach anderen, vom <strong>GL</strong> zugelassenen Verfahren herzustellen.<br />

Auf Verlangen ist dem <strong>GL</strong> das Herstellungsverfahren<br />

zur Genehmigung bekannt zu geben.<br />

4.2 Werden Gussstücke aus zwei oder mehreren<br />

Einzelteilen durch Schweißung zusammengefügt, sind<br />

die Einzelheiten des Verfahrens zur Genehmigung<br />

bekannt zu geben. Hierfür ist im Regelfall eine<br />

schweißtechnische Verfahrensprüfung erforderlich.<br />

Abschnitt 4<br />

<strong>Stahl</strong>guss<br />

5. Lieferzustand, Wärmebehandlung<br />

5.1 Alle Gussstücke müssen werkstoffgerecht wärmebehandelt<br />

sein. Die Wärmebehandlung ist in geeigneten<br />

Ofenanlagen durchzuführen. Die Ofenabmessungen<br />

müssen es gestatten, das ganze Gussstück gleichmäßig<br />

auf die erforderliche Glühtemperatur zu bringen.<br />

Lassen die Ofenabmessungen bei großen Gussstücken<br />

ein Glühen im Ganzen nicht zu, sind mit dem <strong>GL</strong> hiervon<br />

abweichende Verfahren zu vereinbaren.<br />

5.2 Wird ein Gussstück nach der Endwärmebehandlung<br />

örtlich erwärmt bzw. warm oder kalt gerichtet,<br />

kann ein nachträgliches Spannungsarmglühen zur<br />

Beseitigung der Restspannungen gefordert werden.<br />

5.3 Brennschneiden, Flämmen oder thermisches<br />

Ausfugen zum Entfernen überschüssigen Werkstoffes<br />

oder von Speisern müssen nach anerkannter Verfahrensweise<br />

vor der Endwärmebehandlung ausgeführt<br />

werden. Sofern die chemische Zusammensetzung<br />

<strong>und</strong>/oder Dicke des Gussstückes dieses erfordern, ist<br />

hierbei vorzuwärmen. Erforderlichenfalls sind die<br />

wärmebeeinflussten Zonen des Gussstückes durch<br />

mechanische Bearbeitung oder Schleifen abzuarbeiten.<br />

6. Allgemeine Gussstückbeschaffenheit<br />

6.1 Alle Gussstücke müssen eine den Herstellungsbedingungen<br />

entsprechende saubere Oberfläche<br />

haben. Untergeordnete Gussfehler, wie kleine Sand-<br />

<strong>und</strong> Schlackenstellen, kleine Kaltschweißen <strong>und</strong> kleine<br />

Schülpen sind auszuputzen, wobei die Mindestwanddicke<br />

nicht unterschritten werden darf.<br />

6.2 Fehler, welche die Verwendbarkeit <strong>und</strong> die<br />

werkstoffgerechte Verarbeitbarkeit beeinträchtigen<br />

können, sind nicht zulässig. Sie dürfen nach einem der<br />

in 13. genannten Verfahren ausgebessert werden.<br />

7. Maße, zulässige Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

Für die Maße <strong>und</strong> die zulässigen Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

gelten die in den Bestellzeichnungen bzw. in den<br />

betreffenden Normen genannten Werte. Entsprechende<br />

Angaben hierüber sind dem Besichtiger bekannt zu geben.<br />

8. Dichtheit<br />

Alle Gussstücke, die durch das Betriebsmittel auf<br />

inneren Druck beansprucht werden oder für die ein<br />

besonderer Nachweis der Dichtheit gefordert ist, müssen<br />

nach der Bearbeitung bei den vorgeschriebenen<br />

Prüfdrücken dicht sein.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–2<br />

9. Allgemeine Anforderungen an die Gusswerkstoffe<br />

9.1 Chemische Zusammensetzung<br />

Die chemische Zusammensetzung der Gusssorten<br />

muss den in den Tabellen dieses Abschnittes <strong>und</strong>/oder<br />

in den mitgeltenden Normen bzw. Spezifikationen<br />

festgelegten Grenzwerten entsprechen. Der Hersteller<br />

muss durch geeignete Maßnahmen sicherstellen, dass<br />

die Begleitelemente innerhalb der zugelassenen Grenzen<br />

liegen.<br />

9.2 Mechanische Eigenschaften<br />

9.2.1 Zugversuch<br />

Die in den Tabellen dieses Abschnittes bzw. in den<br />

mitgeltenden Normen oder Spezifikationen genannten<br />

mechanischen Eigenschaften sind durch den Zugversuch<br />

nachzuweisen.<br />

9.2.2 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Die für einzelne <strong>Stahl</strong>gusssorten geforderte Schlagarbeit<br />

muss als Mittelwert aus 3 Charpy-V- bzw. Charpy-U-Proben<br />

erreicht werden, von denen ein Einzelwert<br />

unter dem geforderten Mittelwert, aber nicht<br />

niedriger als 70 % des geforderten Mittelwertes liegen<br />

darf.<br />

9.3 Sonstige Eigenschaften<br />

Sind für einzelne <strong>Stahl</strong>gusssorten Sondereigenschaften<br />

vorgeschrieben, z. B. Beständigkeit gegenüber interkristalliner<br />

Korrosion, Warmfestigkeitseigenschaften,<br />

müssen diese erforderlichenfalls durch entsprechende<br />

Prüfungen nachgewiesen werden.<br />

10. Prüfung<br />

Abschnitt 4 A<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

10.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze, ggf. jeder Pfanne bestimmen <strong>und</strong> dem<br />

Besichtiger entsprechende Zeugnisse vorlegen.<br />

Bestehen Zweifel an der chemischen Zusammensetzung<br />

der Erzeugnisse, ist eine Stückanalyse durchzuführen.<br />

10.2 Prüfung der mechanischen Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> Probenentnahme<br />

10.2.1 Die mechanischen Eigenschaften sind durch<br />

den Zugversuch zu prüfen, wobei die Zugfestigkeit,<br />

die Streckgrenze oder 0,2 %-Dehngrenze, die Brucheinschnürung<br />

<strong>und</strong> die Bruchdehnung zu bestimmen<br />

sind.<br />

Soweit für die einzelnen Gusssorten vorgeschrieben,<br />

ist ferner der Kerbschlagbiegeversuch durchzuführen.<br />

10.2.2 Die Prüfungen sind schmelzenweise so<br />

durchzuführen, dass jeweils Gussstücke gleicher<br />

Wärmebehandlung zu Prüflosen von bis zu 4 500 kg<br />

zusammengefasst werden. Überschießende Mengen<br />

bis zu 1 250 kg sind jeweils dem vorhergehenden<br />

Prüflos zuzuschlagen. Teile mit Stückgewichten<br />

> 1 000 kg sind einzeln zu prüfen.<br />

Wenn das Fertiggewicht 10 000 kg übersteigt, sind<br />

mindestens zwei Proben zu entnehmen, für welche<br />

Probenleisten möglichst weit entfernt voneinander an<br />

das Gussstück anzugießen sind.<br />

10.2.3 Für jedes Gussstück bzw. für jedes Prüflos<br />

sind in ausreichender Zahl Probenkörper vorzusehen,<br />

die im Regelfall an das betreffende Gussstück mit<br />

anzugießen sind. Die Zahl muss ausreichen, um daraus<br />

auch die für ggf. notwendige Wiederholungsprüfungen<br />

erforderlichen Proben zu entnehmen. Der Probenkörper<br />

darf erst nach der Endwärmebehandlung vom<br />

Gussstück getrennt werden. Die Dicke des Probenkörpers<br />

muss der maßgeblichen Gusswanddicke angepasst<br />

sein, aber mindestens 30 mm betragen. Bei<br />

dickwandigem <strong>Stahl</strong>guss braucht die Dicke des Probenkörpers<br />

100 mm nicht zu überschreiten.<br />

10.2.4 Wird eine Anzahl kleiner Gussstücke von<br />

annähernd gleicher Abmessung aus derselben Schmelze<br />

hergestellt <strong>und</strong> in derselben Ofencharge wärmebehandelt,<br />

kann abweichend von den Bestimmungen<br />

gemäß 10.2.3 eine Entnahme der Proben aus getrennt<br />

gegossenen Probenkörpern erfolgen. Hierfür ist mindestens<br />

ein Probenkörper je Ofencharge vorzusehen,<br />

der gemeinsam mit den dazugehörigen Gussstücken<br />

wärmebehandelt werden muss.<br />

10.2.5 Werden getrennt gegossene Probenkörper<br />

verwendet, sind diese in Formen zu gießen, die aus<br />

dem gleichen Formstoff bestehen, wie er für das Gussstück<br />

selbst verwendet worden ist.<br />

10.2.6 Alle Probenkörper müssen so gekennzeichnet<br />

sein, dass sich diese eindeutig den Gussstücken zuordnen<br />

lassen, für welche sie repräsentativ sind. Über<br />

die Art der Kennzeichnung sind Vereinbarungen mit<br />

dem Besichtiger zu treffen.<br />

10.2.7 Für Gussstücke, deren Herstellungsverfahren<br />

einer besonderen Genehmigung durch den <strong>GL</strong> unterliegt,<br />

vgl. 4.1, sind die Anzahl <strong>und</strong> die Lage der Probestücke<br />

im Hinblick auf das Herstellungsverfahren<br />

besonders zu vereinbaren.<br />

10.3 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

10.3.1 Alle Gussstücke sind durch den Hersteller auf<br />

die Beschaffenheit der Oberflächen <strong>und</strong> die Einhaltung<br />

der zulässigen Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen zu<br />

prüfen <strong>und</strong> anschließend dem Besichtiger zur Endprüfung<br />

vorzustellen. Dabei sind innere Oberflächen in<br />

die Prüfung mit einzubeziehen.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 4 A<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–3<br />

10.3.2 Für die Prüfung müssen die Gussstücke in<br />

einen formstofffreien <strong>und</strong> prüfgerecht vorbereiteten<br />

Oberflächenzustand gebracht werden. Erforderlichenfalls<br />

ist dieser Zustand durch Beizen, örtliches Schleifen,<br />

<strong>Stahl</strong>kies- oder Sandstrahlen oder Reinigen mit<br />

Drahtbürsten bzw. chemischen Mitteln herzustellen.<br />

Hämmern <strong>und</strong> Döppern sind nur erlaubt, wenn damit<br />

keine Oberflächenfehler zugedeckt werden.<br />

10.3.3 Besteht der begründete Verdacht, dass<br />

Schweißungen an einem Gussstück durchgeführt worden<br />

sind, kann der Besichtiger das Ätzen bestimmter<br />

Oberflächenzonen zur Sichtbarmachung möglicher<br />

Schweißstellen verlangen.<br />

10.4 Zerstörungsfreie Prüfung<br />

10.4.1 Sind zerstörungsfreie Prüfungen gefordert,<br />

sind diese durch den Gusshersteller <strong>und</strong>/oder das weiterverarbeitende<br />

Werk durchzuführen. Darüber hinaus<br />

können Prüfungen durch den Germanischen Lloyd<br />

vereinbart werden.<br />

10.4.2 Zerstörungsfreie Prüfungen sind nach den<br />

Vorgaben gemäß G. bis J. unter Berücksichtigung der<br />

Vorschriften in <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren,<br />

Abschnitt 3 auszuführen.<br />

10.5 Wiederholungsprüfungen bei Versagen<br />

von Proben<br />

Werden bei der Prüfung von Zugproben die Anforderungen<br />

nicht erfüllt, wird bei einem Kerbschlagbiegeversuch<br />

der vorgeschriebene Mittelwert nicht erreicht<br />

oder liegt ein Einzelwert niedriger als 70 % des geforderten<br />

Mittelwertes, dürfen, bevor das Prüflos oder das<br />

Gussstück zurückgewiesen wird, die in <strong>Kapitel</strong> 1 –<br />

Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 2, H. beschriebenen<br />

Verfahren für Wiederholungsprüfungen angewendet<br />

werden. Die zusätzlichen Proben sind entweder<br />

vom gleichen Probenkörper wie die Originalprobe<br />

oder von anderen Probenkörpern zu nehmen, welche<br />

für das Gussstück oder das Prüflos repräsentativ sind.<br />

11. Identifizierung <strong>und</strong> Kennzeichnung der<br />

Gussstücke<br />

11.1 Der Hersteller muss ein Kontrollsystem einrichten,<br />

das es ermöglicht, alle Gussstücke bis zur<br />

Erschmelzung zurückzuverfolgen <strong>und</strong> dieses dem<br />

Besichtiger auf Verlangen nachweisen.<br />

11.2 Alle Gussstücke sind durch den Hersteller<br />

vor der Endprüfung an mindestens einer Stelle wie<br />

folgt zu kennzeichnen:<br />

– Gusssorte<br />

– Zeichen des Herstellers<br />

– Schmelzennummer, Gussstücknummer, Gießdatum<br />

oder ein Kurzzeichen, das die Verfolgung<br />

des Herstellungsganges ermöglicht<br />

– Proben-Nummer<br />

– Prüfdatum<br />

– soweit zutreffend, Prüfdruck<br />

11.3 Bei Gussstücken, die in Serien gefertigt werden,<br />

können mit dem Besichtiger von 11.2 abweichende<br />

Vereinbarungen über die Kennzeichnung getroffen<br />

werden.<br />

12. Bescheinigungen<br />

Der Hersteller muss dem Besichtiger für jede Lieferung<br />

eine Bescheinigung oder ein Lieferverzeichnis<br />

mit mindestens folgenden Angaben übergeben:<br />

– Besteller- <strong>und</strong> Bestellnummer<br />

– Neubau- bzw. Projektnummer, soweit bekannt<br />

– Art der Gussstücke <strong>und</strong> Gusssorte<br />

– Verwendungszweck <strong>und</strong> Zeichnungsnummer,<br />

soweit erforderlich<br />

– Positionsnummer <strong>und</strong> Stückzahl<br />

– Gewicht der Erzeugnisse<br />

– Herstellungsverfahren<br />

– Schmelzennummern<br />

– chemische Zusammensetzung der Schmelze<br />

– Lieferzustand<br />

– Einzelheiten der Wärmebehandlung<br />

– Prüfdrücke, soweit erforderlich<br />

– Ergebnisse der mechanischen Prüfungen<br />

– Ergebnisse ggf. durchzuführender Sonderprüfungen,<br />

z. B. zerstörungsfreie Prüfungen, Prüfung der<br />

Beständigkeit gegen interkristalline Korrosion<br />

– Oberflächenzustand<br />

13. Ausbesserung von Fehlstellen<br />

13.1 Verfahren<br />

Fehlstellen können durch mechanische Bearbeitung,<br />

Schleifen, Brennflämmen <strong>und</strong>/oder Fugenhobeln oder<br />

Schweißen ausgebessert werden. Das Verfahren ist mit<br />

dem Besichtiger abzustimmen, sofern nicht beim<br />

Schweißen hochbeanspruchter Gussstücke die Genehmigung<br />

der Unternehmenszentrale des <strong>GL</strong> erforderlich<br />

ist, z. B. bei Dieselmotoren-Bauteilen <strong>und</strong> Turbinen.<br />

13.2 Mechanische Bearbeitung <strong>und</strong> Schleifen<br />

Die Ausbesserung muss so erfolgen, dass die Fehlstelle<br />

vollständig beseitigt ist <strong>und</strong> die verbleibende Vertiefung<br />

einen sanften Übergang zur Gussstück-Kontur<br />

erhält. Dieser sollte das 2fache bis 3fache der Vertiefung<br />

betragen. Durch die Tiefe der Ausbesserung darf<br />

die Festigkeit des Bauteiles nicht beeinträchtigt bzw.<br />

die vorgeschriebene Mindestwanddicke nicht unterschritten<br />

werden.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–4<br />

Abschnitt 4 A<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

13.3 Brennflämmen <strong>und</strong> Fugenhobeln<br />

Brennflämmen <strong>und</strong> Fugenhobeln können zur Fehlerbeseitigung<br />

angewendet werden. Gusswerkstoffe, die<br />

zur Aufhärtung neigen, sind entsprechend vorzuwärmen.<br />

Durch die Ausarbeitung hervorgerufene Vertiefungen<br />

müssen anschließend metallisch blank geschliffen<br />

werden. Dabei ist soweit zu schleifen, dass<br />

ggf. durch die Wärmeeinwirkung beeinflusstes Gefüge<br />

mit Sicherheit entfernt wird.<br />

13.4 Fertigungsschweißen<br />

13.4.1 Müssen größere Fehlstellen an <strong>Stahl</strong>gussstücken<br />

geschweißt werden, sind dem <strong>GL</strong> die Einzelheiten<br />

des vorgesehenen Schweißverfahrens in Form<br />

einer WPS 1 zur Genehmigung einzureichen. Dieser<br />

sind Skizzen oder Bilder über die Lage größerer, die<br />

Festigkeit beeinträchtigender Fehlstellen beizufügen.<br />

Als größere Fehlstellen im Sinne dieser Vorschrift<br />

gelten jene, deren Tiefe 25 % der Wanddicke oder<br />

2,5 cm überschreitet, deren flächige Ausdehnung<br />

1 250 cm2 überschreitet <strong>und</strong> jene, die aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Anzahl <strong>und</strong> Verteilung einen Flächenanteil von 2 %<br />

der Gussstückoberfläche überschreiten.<br />

Die Güteeigenschaften von Fertigungsschweißungen<br />

sind anhand von Verfahrensprüfungen nachzuweisen.<br />

Diese sind an Probestücken gemäß <strong>Kapitel</strong> 5 – Propellerwerkstoffe,<br />

Anhang B unter Verwendung von <strong>GL</strong><br />

zugelassenen Schweißzusätzen durchzuführen. Verfahrensprüfungen<br />

bzw. Schweißprüfungen, die an o. g.<br />

Probestücken durchgeführt wurden, gelten für einen<br />

Zeitraum von 3 Jahren <strong>und</strong> für alle Dicken bis 1,5 "t",<br />

wobei "t" die Dicke des Probestückes ist.<br />

Bei unbedeutenden Ausbesserungen entscheidet der<br />

Besichtiger über die Art der Ausführung, wozu das<br />

Verfahren mit ihm zu vereinbaren ist.<br />

Mit dem Schweißen größerer Fehlstellen darf gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

erst begonnen werden, wenn die Genehmigung<br />

dazu erteilt ist <strong>und</strong> die Stücke dem Besichtiger in<br />

zum Schweißen vorbereitetem Zustand vorgestellt<br />

worden sind.<br />

13.4.2 Firmen, die Fertigungsschweißungen an<br />

Gussstücken vornehmen wollen, müssen über die<br />

erforderlichen Werkstätten, Hebezeuge, Schweißgeräte,<br />

Vorwärm- <strong>und</strong> Glüheinrichtungen, Prüfgeräte<br />

bzw. Prüfmittel sowie über geprüfte Schweißer <strong>und</strong><br />

eine sachk<strong>und</strong>ige Schweißaufsicht verfügen, um die<br />

Arbeiten sachgemäß ausführen zu können. Die Erfüllung<br />

dieser Voraussetzungen ist dem <strong>GL</strong> erstmalig<br />

nachzuweisen, <strong>und</strong> es ist eine Beschreibung des<br />

schweißtechnischen Betriebes einzureichen.<br />

13.4.3 Für die Durchführung der Schweißarbeiten<br />

sind folgende Bedingungen einzuhalten:<br />

– Hochbeanspruchte Teile <strong>und</strong> legierter <strong>Stahl</strong>guss<br />

müssen zum Schweißen in vorgeschriebenem<br />

––––––––––––––<br />

1 WPS = Schweißtechnische Verfahrensanweisung<br />

Wärmebehandlungszustand vorliegen. Dies gilt<br />

auch für alle anderen Gussstücke, wenn daran<br />

größere Fehlstellen auszubessern sind.<br />

– Das Ausarbeiten von Fehlstellen ist so vorzunehmen,<br />

dass eine gute Zugänglichkeit beim<br />

Schweißen sichergestellt ist. Nach der Vorbereitung<br />

zum Schweißen sind die betreffenden Stellen<br />

durch zerstörungsfreie Prüfungen zu untersuchen,<br />

ob fehlerhafter Werkstoff restlos entfernt<br />

ist. Die zum Schweißen vorbereiteten<br />

Gussstücke sind dem Besichtiger vorzustellen.<br />

– Die <strong>Stahl</strong>gussstücke sind zum Schweißen angemessen<br />

vorzuwärmen. Die Höhe der Vorwärmung<br />

ist in Abhängigkeit von der chemischen<br />

Zusammensetzung, dem Kohlenstoffäquivalent<br />

<strong>und</strong> der Wanddicke von Fall zu Fall festzulegen,<br />

siehe B.4.1.4. Von dieser Regelung ausgenommen<br />

sind austenitische <strong>Stahl</strong>gusssorten <strong>und</strong> bei<br />

Zustimmung des Besichtigers auch unlegierte<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorten geringer Wanddicke, die aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer Zusammensetzung (C ≤ 0,18 %) als<br />

nicht rissempfindlich gelten.<br />

– Alle Schweißarbeiten sind an geschützten Plätzen<br />

frei von Zug- <strong>und</strong> Witterungseinflüssen<br />

durch geprüfte <strong>und</strong> bei der Arbeit überwachte<br />

Schweißer auszuführen. Soweit durchführbar, ist<br />

in Wannenlage zu schweißen.<br />

– Die zu verwendenden Zusatzwerkstoffe müssen<br />

ein Schweißgut ergeben, welches in seinen mechanischen<br />

Güteeigenschaften denen des Gusswerkstoffes<br />

angepasst ist <strong>und</strong> bei nichtrostenden<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorten eine genügende chemische Beständigkeit<br />

der Schweißstelle aufweist. Es ist<br />

vorzugsweise das Lichtbogen-Handschweißen<br />

mit kalkbasisch umhüllten Elektroden mit kontrolliertem<br />

niedrigen Wasserstoffgehalt anzuwenden.<br />

– Nach dem Schweißen sind die Gussstücke einer<br />

sachgemäßen Wärmebehandlung zu unterziehen.<br />

Hierfür kommen in Betracht:<br />

– bei unlegiertem <strong>Stahl</strong>guss ein Spannungsarmglühen<br />

im Temperaturbereich von 580 bis<br />

620 °C oder ein erneutes Normalglühen<br />

– bei vergütetem <strong>Stahl</strong>guss ein erneutes Anlassen<br />

oder ein neues Vergüten<br />

– bei nichtrostendem ferritischem <strong>Stahl</strong>guss<br />

<strong>und</strong> allen austenitischen <strong>Stahl</strong>gusssorten die<br />

in der Norm bzw. in der anerkannten Werkstoffspezifikation<br />

vorgeschriebene Wärmebehandlung<br />

– Der Einfluss der Wärmebehandlung auf die<br />

mechanischen Eigenschaften des Schweißgutes<br />

ist zu beachten.<br />

– Nach erfolgter Schweißung <strong>und</strong> Wärmebehandlung<br />

sind Schweißstellen <strong>und</strong> deren Umgebung<br />

glatt zu schleifen <strong>und</strong> durch Magnetpulver- oder<br />

Farbeindring-Verfahren zu prüfen. Weitere zer-


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

störungsfreie Prüfungen durch Ultraschall oder<br />

Durchstrahlung können abhängig von Art <strong>und</strong><br />

Größe der ursprünglichen Fehlstelle gefordert<br />

werden. Für die Bewertung von Anzeigen gilt<br />

10.4.2.<br />

13.4.4 Alle Gussstücke sind dem Besichtiger nach<br />

der Ausbesserung <strong>und</strong> abschließender Wärmebehandlung<br />

zur erneuten Prüfung vorzustellen, wobei die<br />

Riss- <strong>und</strong> Ultraschallprüfungen nach dem Ermessen<br />

des Besichtigers teilweise oder ganz in seiner Gegenwart<br />

auszuführen sind. Bei Durchstrahlungsprüfungen<br />

sind ihm die Aufnahmen zur Begutachtung vorzulegen.<br />

13.4.5 Für größere Schweißungen an hochbeanspruchten<br />

oder legierten <strong>Stahl</strong>gussstücken muss der<br />

Hersteller dem Besichtiger ein Protokoll aushändigen,<br />

in dem alle Einzelheiten der zerstörungsfreien Prüfungen<br />

angegeben sind. Er muss ferner darin bestätigen,<br />

dass die Schweißung nach einem genehmigten Verfahren<br />

durchgeführt wurde.<br />

B. <strong>Stahl</strong>guss für den Maschinen- <strong>und</strong> Schiffbau<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 4 B<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–5<br />

Diese Vorschriften gelten für Gussstücke aus unlegierten<br />

<strong>und</strong> legierten <strong>Stahl</strong>gusssorten, die für die Herstellung<br />

von Bau- <strong>und</strong> Konstruktionsteilen im Maschinen-<br />

<strong>und</strong> Schiffbau bestimmt sind, z. B. Teile für Dieselmotore,<br />

ausgenommen Kurbelwellen, für Getriebe,<br />

Kupplungen, ferner Steven, Stevenrohre, Wellenböcke,<br />

Ruderlager <strong>und</strong> Anker.<br />

2. Geeignete <strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

Unter der Voraussetzung, dass sie die Anforderungen<br />

gemäß 4. erfüllen, können folgende <strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

verwendet werden.<br />

2.1 <strong>Stahl</strong>guss für allgemeine Verwendungszwecke<br />

nach DIN 1681.<br />

2.2 <strong>Stahl</strong>guss mit verbesserter Schweißeignung<br />

<strong>und</strong> Zähigkeit für allgemeine Verwendungszwecke<br />

nach DIN 17182.<br />

2.3 Vergütungsstahlguss nach DIN 17205.<br />

2.4 Hochfester <strong>Stahl</strong>guss mit guter Schweißeignung<br />

nach <strong>Stahl</strong>-Eisen-Werkstoffblatt SEW 520.<br />

2.5 Sonstige <strong>Stahl</strong>gusssorten mit Mindestanforderungen<br />

an die Kerbschlagarbeit nach anderen Normen<br />

oder Werkstoffspezifikationen, wenn sie den<br />

unter 2.1 bis 2.4 genannten Sorten gleichwertig sind<br />

<strong>und</strong> ihre Eignung durch den <strong>GL</strong> bestätigt ist. Hierfür<br />

kann eine erstmalige Eignungsprüfung gefordert werden.<br />

3. Lieferzustand <strong>und</strong> Wärmebehandlung<br />

3.1 Alle Gussstücke müssen sachgemäß wärmebehandelt<br />

sein. Hierfür kommen in Betracht:<br />

– Normalglühen<br />

– Normalglühen <strong>und</strong> Anlassen<br />

– Vergüten<br />

3.2 Gussstücke, für die besondere Anforderungen<br />

an die Form- <strong>und</strong> Maßbeständigkeit gestellt werden<br />

oder ein besonders eigenspannungsarmer Zustand<br />

notwendig ist, z. B. Dieselmotoren-Gr<strong>und</strong>platten <strong>und</strong><br />

Steventeile, müssen zusätzlich spannungsarmgeglüht<br />

werden. Die Glühbehandlung ist bei Kohlenstoff- <strong>und</strong><br />

Kohlenstoff-Mangan-Stählen bei mindestens 550 °C<br />

mit anschließender Ofenabkühlung bis unterhalb<br />

300 °C vorzunehmen. Für Vergütungsstahlguss sind<br />

die Glühtemperaturen besonders festzulegen. Das<br />

Spannungsarmglühen kann bei Vergütungsstahlguss,<br />

der nach der Anlassbehandlung mit einer Abkühlgeschwindigkeit<br />

bis zu 15 °C/h abkühlt, entfallen.<br />

4. Anforderungen an den Werkstoff<br />

4.1 Chemische Zusammensetzung<br />

4.1.1 Für Gussstücke aus Kohlenstoff- <strong>und</strong> Kohlenstoff-Mangan-Stählen<br />

einschließlich der Gusssorten<br />

nach 2.1 <strong>und</strong> 2.5 gelten die Grenzen für die chemische<br />

Zusammensetzung der Schmelze nach Tabelle 4.1.<br />

Erforderlichenfalls kann der Hersteller feinkornbildende<br />

Elemente, z. B. Aluminium, zusetzen.<br />

4.1.2 Für Gusssorten nach 2.2, 2.3 <strong>und</strong> 2.4 gelten<br />

die in den Normen genannten Grenzwerte der chemischen<br />

Zusammensetzung.<br />

4.1.3 Für legierte Gusssorten nach 2.5 gelten die in<br />

den anerkannten Normen bzw. Werkstoffspezifikationen<br />

genannten Grenzwerte der chemischen Zusammensetzung.<br />

4.1.4 Bei besonderen Anforderungen an die<br />

Schweißbarkeit des Gussstückes ist das Kohlenstoff-<br />

Äquivalent nach folgender Formel zu berechnen:<br />

Mn Cr + Mo + V Ni + Cu<br />

Cäq = C + + + %<br />

6 5 15<br />

4.2 Mechanische <strong>und</strong> technologische Eigenschaften<br />

[ ]<br />

4.2.1 Für <strong>Stahl</strong>gusssorten nach 2.1 bis 2.4 gelten<br />

die in den jeweiligen Normen genannten Anforderungen,<br />

vgl. Tabelle 4.2 (<strong>Stahl</strong>guss nach DIN 1681) <strong>und</strong><br />

Tabelle 4.3 (<strong>Stahl</strong>guss nach DIN 17182).<br />

4.2.2 Sonstige <strong>Stahl</strong>gusssorten nach 2.5 müssen die<br />

die jeweilige Gusssorte kennzeichnenden Eigenschaften<br />

nach Norm oder Spezifikation aufweisen. Darüber<br />

hinaus gelten für Gussstücke aus C- <strong>und</strong> CMn-<strong>Stahl</strong><br />

die in Tabelle 4.4 genannten Mindestanforderungen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–6<br />

Tabelle 4.1 Grenzwerte der chemischen Zusammensetzung [%]<br />

Anwendung<br />

Gussstücke für<br />

den allgemeinen<br />

Schiff- <strong>und</strong><br />

Maschinenbau<br />

Gussstücke für<br />

schiffbauliche<br />

Schweißkonstruktionen<br />

C<br />

max.<br />

Si<br />

max.<br />

Mn<br />

S<br />

max.<br />

P<br />

max.<br />

Begleitelemente<br />

Cu Cr Ni Mo<br />

Summe<br />

der max.<br />

zulässigen<br />

Begleitelemente<br />

0,40 1 0,60 0,50 – 1,60 0,040 0,040 0,30 0,30 0,40 0,15 0,80<br />

0,23 0,60<br />

1,60<br />

max.<br />

1 für Schweißkonstruktionen Maschinenbau C ≤ 0,23 oder Cäq ≤ 0,49<br />

Tabelle 4.2 Mechanische Eigenschaften von <strong>Stahl</strong>guss nach DIN 1681<br />

<strong>Stahl</strong>guss-<br />

sorte<br />

Streck-<br />

grenze<br />

R eH<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

Zugfestig-<br />

keit<br />

R m<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

0,015 0,020 0,30 0,30 0,40 0,15 0,80<br />

Bruch-<br />

dehnung<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

Bruchein-<br />

schnürung<br />

Z<br />

[%]<br />

min.<br />

Kerbschlagarbeit 1<br />

KV<br />

[J] 2<br />

min.<br />

t ≤ 30 mm 3 t > 30 mm 3<br />

GS–38 200 380 25 40 35 35<br />

GS–45 230 450 22 31 27 27<br />

GS–52 260 520 18 25 27 22<br />

GS–60 300 600 15 21 27 20<br />

1 Prüftemperatur = Raumtemperatur<br />

Für Gussstücke für schiffbauliche Schweißkonstruktionen gelten die Anforderungen nach Tabelle 4.3.<br />

2 Mittelwert aus drei Versuchen<br />

3 t = Dicke des Probenstückes<br />

Abschnitt 4 B<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Tabelle 4.3 Mechanische Eigenschaften von <strong>Stahl</strong>guss in Anlehnung an DIN 17182<br />

<strong>Stahl</strong>guss-<br />

sorte<br />

Wärme-<br />

behandlungszustand<br />

1<br />

GS-16Mn5 (N)<br />

GS-20Mn5 (N)<br />

GS-20Mn5 (V)<br />

1 (N) = normalgeglüht; (V) = vergütet<br />

Wanddicke [mm]<br />

Streck-<br />

grenze 2<br />

R eH<br />

[N/mm 2]<br />

min.<br />

Zugfestigkeit<br />

R m<br />

[N/mm 2]<br />

Bruch-<br />

dehnung<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

Kerb-<br />

schlag-<br />

arbeit<br />

KV<br />

[J] 3<br />

min.<br />

Übergangstemp.<br />

T Ü<br />

[27 J] 5<br />

≈<br />

bis 50 260 430 – 600 25 65 –25 °C<br />

über 50 bis 100 230 430 – 600 25 45 –15 °C<br />

bis 50 300 500 – 650 22 55 –20 °C<br />

über 50 bis 100 260 500 – 650 22 40 –10 °C<br />

über 100 bis 160 (260) 4 480 – 630 20 35 0 °C<br />

über 160 (240) 4 450 – 600 20 27 RT<br />

bis 50 360 500 – 650 24 70 –30 °C<br />

über 50 bis 100 300 500 – 650 24 50 –20 °C<br />

über 100 bis 160 (280) 4 500 – 650 22 40 –10 °C<br />

über 160 (260) 4 480 – 630 22 30 RT<br />

2 Falls keine ausgeprägte Streckgrenze auftritt, gilt die 0,2 %-Dehngrenze.<br />

3 Mittelwert aus drei Versuchen bei Raumtemperatur (Einzelwert mind. 70 %).<br />

4 Eingeklammerte Werte gelten lediglich als Anhalt für die Mindeststreckgrenze im Stück.<br />

5 Anforderungen für schiffbauliche Schweißkonstruktionen.<br />

4.2.3 <strong>Stahl</strong>guss gemäß Tabelle 4.4 kann mit beliebiger<br />

Mindestzugfestigkeit geliefert werden, die innerhalb<br />

der in der Tabelle genannten Grenzen liegen<br />

muss. Die Abstufungen mit Unterschieden von jeweils<br />

40 N/mm 2 gelten dabei nicht als Mindestzugfestigkeiten<br />

bestimmter <strong>Stahl</strong>gusssorten, sondern sollen die<br />

Ermittlung der Güteanforderungen in Abhängigkeit<br />

vorgeschriebener Mindestzugfestigkeiten durch Interpolation<br />

ermöglichen.<br />

4.3 Kerbschlagarbeit<br />

Alle <strong>Stahl</strong>gusssorten müssen die für die jeweilige<br />

Gusssorte vorgeschriebenen Anforderungen an die<br />

Kerbschlagarbeit erfüllen.<br />

5. Prüfung<br />

Abschnitt 4 B<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–7<br />

5.1 Zugversuch<br />

Die mechanischen Eigenschaften sind durch den Zugversuch<br />

zu prüfen. Die Probenentnahme erfolgt nach<br />

A.10.2.2.<br />

5.2 Kerbschlagbiegeversuch<br />

An jedem Prüflos bzw. Gussstück ist der Kerbschlagbiegeversuch<br />

auszuführen. Die Probenentnahme erfolgt<br />

nach A.10.2.2. Die Probenform richtet sich nach<br />

der Norm bzw. Spezifikation.<br />

5.3 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

5.3.1 Sind an Gussstücken zerstörungsfreie Prüfungen<br />

vorgeschrieben, so sind diese gemäß G. bis J.<br />

durchzuführen.<br />

5.3.2 Werden Gussstücke durch Schweißen zusammengefügt,<br />

sind die Verbindungsnähte durch<br />

Magnetpulver- <strong>und</strong> Ultraschallprüfung bzw. Durchstrahlungsprüfung<br />

zu untersuchen. Der Prüfumfang ist<br />

der Genehmigungszeichnung zu entnehmen oder wird<br />

bei der Verfahrenszulassung festgelegt.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–8<br />

Tabelle 4.4 Mechanische Eigenschaften von <strong>Stahl</strong>guss nach B.2.5<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

C- <strong>und</strong> CMn-<strong>Stahl</strong>guss<br />

in Normalgüte<br />

C- <strong>und</strong> CMn-<strong>Stahl</strong>guss<br />

in Sondergüte<br />

Mindestzugfestigkeit<br />

1, 2<br />

Rm<br />

[N/mm2] Streck-<br />

grenze<br />

R eH<br />

[N/mm 2]<br />

min.<br />

Bruch-<br />

dehnung<br />

A 5<br />

[%]<br />

min.<br />

Brucheinschnürung<br />

Z<br />

[%]<br />

min.<br />

Kerbschlagarbeit 3<br />

KV<br />

[J]<br />

min.<br />

KU<br />

[J]<br />

min.<br />

400 200 25 40 25 25<br />

440 220 22 30 20 22<br />

480 240 20 27 18 20<br />

520 260 18 25 15 17<br />

560 280 15 20 12 15<br />

600 300 13 20 10 12<br />

400 200 28 45 32 30<br />

440 220 26 45 28 27<br />

480 240 24 40 25 25<br />

520 260 22 40 20 22<br />

560 280 20 35 18 20<br />

600 300 18 35 15 17<br />

1 Liegt die Mindestzugfestigkeit der <strong>Stahl</strong>gusssorte zwischen zwei Festigkeitsstufen, dürfen die Anforderungen durch Interpolation<br />

ermittelt werden.<br />

2 Die ermittelte Zugfestigkeit darf bei den Normalgüten höchstens 150 N/mm2 , bei den Sondergüten höchstens 120 N/mm2 über der<br />

vorgeschriebenen Mindestzugfestigkeit liegen.<br />

3 Mittelwert aus drei Versuchen bei Raumtemperatur (Einzelwert mind. 70 %).<br />

5.4 Dichtheitsprüfung<br />

Gussstücke, die auf Innendruck beansprucht werden,<br />

z. B. Stevenrohre, sind durch den Wasserinnendruckversuch<br />

zu prüfen. Die Prüfung ist im bearbeiteten<br />

Zustand des Gussstückes vorzunehmen. Der Prüfdruck<br />

beträgt das 1,5fache des Betriebsdrucks, bei Stevenrohren<br />

einheitlich 2 bar. Der Prüfdruck muss für mindestens<br />

10 Min. gehalten werden.<br />

C. <strong>Stahl</strong>guss für Kurbelwellen <strong>und</strong> Pleuelstangen<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 4 C<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Diese Vorschrift gilt für Hubstücke <strong>und</strong> Wangen von<br />

gebauten Kurbelwellen sowie Pleuelstangen aus Kohlenstoff-,<br />

Kohlenstoff-Mangan- <strong>und</strong> niedrig legierten<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorten.<br />

2. Zugelassene Gusssorten<br />

Es dürfen nur <strong>Stahl</strong>gusssorten verwendet werden,<br />

deren Eignung für den vorgesehenen Verwendungszweck<br />

vom <strong>GL</strong> bestätigt ist. Dafür muss der Motorenhersteller<br />

dem <strong>GL</strong> Spezifikationen oder Zeichnungen<br />

mit allen für die Beurteilung der Gussstücke notwendigen<br />

Angaben, wie Herstellungsverfahren, chemische<br />

Zusammensetzung, Wärmebehandlung sowie mechanische<br />

Eigenschaften zur Genehmigung einreichen.<br />

3. Anforderungen an den Werkstoff<br />

3.1 Für die chemische Zusammensetzung, die<br />

mechanischen Eigenschaften, Anforderungen an die<br />

Kerbschlagarbeit <strong>und</strong> an die Härte gelten die in der<br />

genehmigten Spezifikation oder in den Zeichnungen<br />

enthaltenen Angaben. Es sind jedoch mindestens die<br />

Anforderungen nach B.2.5 bzw. Tabelle 4.4 für <strong>Stahl</strong>guss<br />

in Sondergüte zu erfüllen.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

3.2 Der <strong>Stahl</strong>guss muss nach seiner Erschmelzung<br />

einer Vakuum-Entgasung oder einer anderen<br />

geeigneten Behandlung unterzogen werden, so dass<br />

die in der Spezifikation genannten Eigenschaften<br />

eingestellt werden können.<br />

4. Herstellungsverfahren <strong>und</strong> Wärmebehandlungszustand<br />

4.1 Das Herstellungsverfahren erfordert die Zulassung<br />

des <strong>GL</strong>. Die Einzelheiten der Zulassungsprüfung<br />

werden von Fall zu Fall vom <strong>GL</strong> festgelegt.<br />

4.2 Alle Gussstücke müssen in einem der Gusssorte<br />

entsprechenden Wärmebehandlungszustand sein.<br />

Hierfür kommen in Betracht:<br />

– Normalglühen<br />

– Normalglühen <strong>und</strong> Anlassen<br />

– Vergüten<br />

Die Wärmebehandlung soll möglichst nach mechanischer<br />

Vorbearbeitung erfolgen. Ist dies nicht möglich,<br />

ist ein zusätzliches Spannungsarmglühen nach der<br />

Vorbearbeitung bei geringst möglicher Schnittzugabe<br />

durchzuführen.<br />

4.3 Fehlstellen sind im Regelfall durch Schleifen,<br />

Ausmulden <strong>und</strong>/oder mechanische Bearbeitung zu<br />

beseitigen. Dabei ist sicherzustellen, dass die erforderlichen<br />

Mindestquerschnitte erhalten bleiben.<br />

Eine Fehlerbeseitigung durch Schweißen bedarf<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich der Zustimmung des <strong>GL</strong> <strong>und</strong> ist nur<br />

dann in Betracht zu ziehen, wenn Fehler durch die<br />

vorgenannten Maßnahmen nicht entfernt werden können.<br />

5. Prüfung<br />

Abschnitt 4 D<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–9<br />

5.1 Zugversuch<br />

Die mechanischen Eigenschaften sind durch den Zugversuch<br />

zu prüfen. Zur Entnahme der Zugproben sind<br />

jedem Gussstück Probenleisten an einer in der Spezifikation<br />

festgelegten Stelle mit anzugießen. Es ist<br />

jedes Stück einzeln zu prüfen.<br />

5.2 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Von jedem Stück sind Kerbschlagbiegeproben zu<br />

entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen. Für die Probenlage gilt 5.1.<br />

Es ist die in der Spezifikation festgelegte Probenform<br />

(Charpy-V- oder Charpy-U-Probe) zu wählen.<br />

5.3 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

Kurbelwellen <strong>und</strong> Pleuelstangen sind nach den in G.<br />

bis J. genannten Bedingungen zerstörungsfrei zu prüfen.<br />

Je nach Vereinbarung zwischen Gießerei <strong>und</strong> Kurbelwellen-<br />

bzw. Pleuelstangen-Hersteller können die<br />

Prüfungen sowohl in der Gießerei als auch beim Hersteller<br />

ausgeführt werden.<br />

D. <strong>Stahl</strong>guss für Dampfkessel, Druckbehälter<br />

<strong>und</strong> Rohrleitungen<br />

1. Geltungsbereich<br />

1.1 Diese Vorschriften gelten für Gussstücke aus<br />

unlegierten <strong>und</strong> legierten <strong>Stahl</strong>gusssorten zur Herstellung<br />

von Armaturen- <strong>und</strong> Pumpengehäusen, Böden,<br />

Flanschen, Stutzen <strong>und</strong> Rohrfittingen. Für <strong>Stahl</strong>guss<br />

zur Verwendung bei tiefen Temperaturen gilt E.<br />

2. Geeignete <strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

Es dürfen folgende <strong>Stahl</strong>gusssorten verwendet werden:<br />

2.1 <strong>Stahl</strong>gusssorten für die Verwendung bei<br />

Raumtemperatur <strong>und</strong> erhöhten Temperaturen nach<br />

EN 10213-2, Technische Lieferbedingungen für<br />

<strong>Stahl</strong>guss für Druckbehälter, Teil 2.<br />

Die chemische Zusammensetzung gebräuchlicher<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorten ist in Tabelle 4.5, <strong>und</strong> die mechanischen<br />

Eigenschaften sind in Tabelle 4.6 enthalten.<br />

2.2 Ferritische <strong>Stahl</strong>gusssorten GS-38 <strong>und</strong><br />

GS-45 nach DIN 1681 bis zu Wandtemperaturen von<br />

300 °C.<br />

2.3 Hitzebeständige ferritische, ferritischaustenitische<br />

<strong>und</strong> austenitische <strong>Stahl</strong>gusssorten sowie<br />

Nickel- <strong>und</strong> Cobaltbasislegierungen nach EN 10295.<br />

2.4 Sonstige <strong>Stahl</strong>gusssorten nach anderen Normen<br />

oder Werkstoffspezifikationen, wenn sie mit den<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorten gemäß 2.1 bis 2.3 vergleichbar sind<br />

<strong>und</strong> ihre Eignung für den vorgesehenen Verwendungszweck<br />

nachgewiesen ist. Hierfür kann eine<br />

erstmalige Eignungsprüfung gefordert werden.<br />

2.4.1 Ferritische <strong>Stahl</strong>gusssorten müssen darüber<br />

hinaus folgende Mindestanforderungen erfüllen:<br />

– Die Bruchdehnung A soll die die <strong>Stahl</strong>sorte<br />

kennzeichnenden, vom <strong>GL</strong> festgelegten Mindestwerte<br />

der Bruchdehnung, jedoch nicht weniger<br />

als 15 % aufweisen.<br />

– Die Kerbschlagarbeit soll bei Raumtemperatur<br />

mindestens 27 J an der Charpy-V-Probe betragen.<br />

Dabei wird zähes Bruchverhalten gefordert.<br />

– Die Warmstreckgrenze <strong>und</strong> die Langzeit-<br />

Warmfestigkeitswerte sind erforderlichenfalls<br />

durch den Hersteller unter Festlegung der<br />

Richtwerte der chemischen Zusammensetzung<br />

nachzuweisen.<br />

Der Nachweis der Schweißeignung ist durch den Hersteller<br />

zu führen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–10<br />

Tabelle 4.5 Chemische Zusammensetzung [%] gebräuchlicher <strong>Stahl</strong>gusssorten nach EN 10213-2<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorte C<br />

Si<br />

max.<br />

Mn<br />

P<br />

max.<br />

S<br />

max.<br />

Cr Mo<br />

GP240GH 0,18 – 0,23 0,60 0,50 – 1,20 0,030 0,020 1 –– ––<br />

GP280GH 0,18 – 0,25 2 0,60 0,80 – 1,20 2<br />

0,030 0,020 1 –– ––<br />

G20Mo5 0,15 – 0,23 0,60 0,50 – 1,00 0,025 0,020 1 –– 0,40 – 0,60<br />

G17CrMo5-5 0,15 – 0,20 0,60 0,50 – 1,00 0,020 0,020 1 1,00 – 1,50 0,45 – 0,65<br />

G17CrMo9-10 0,13 – 0,20 0,60 0,50 – 0,90 0,020 0,020 1 2,00 – 2,50 0,90 – 1,20<br />

1 Für Gussstücke mit einer maßgeblichen Wanddicke < 28 mm ist 0,030 % S zulässig.<br />

2 Für je 0,01 % Absenkung gegenüber dem festgelegten Höchstgehalt an Kohlenstoff ist eine Anhebung um 0,04 % Mangan über den<br />

festgelegten Höchstgehalt bis zu höchstens 1,40 % zulässig.<br />

Tabelle 4.6 Mechanische Eigenschaften gebräuchlicher <strong>Stahl</strong>gusssorten nach EN 10213-2<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorte<br />

GP240GH<br />

GP280GH<br />

Abschnitt 4 D<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Wärmebehandlung<br />

Symbol 1<br />

Wanddicke<br />

[mm]<br />

max.<br />

Rp0,2<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

Zugversuch<br />

R m<br />

[N/mm 2 ]<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

Kerbschlagarbeit<br />

KV 2<br />

[J]<br />

min.<br />

N 27<br />

100 240 420 – 600 22<br />

QT<br />

40<br />

N 27<br />

100 280 480 – 640 22<br />

QT<br />

35<br />

G20Mo5 QT 100 245 440 – 590 22 27<br />

G17CrMo5-5 QT 100 315 490 – 690 20 27<br />

G17CrMo9-10 QT 100 400 590 – 740 18 40<br />

1 Es bedeuten: N = Normalglühen<br />

QT = Vergüten<br />

2 Prüftemperatur = Raumtemperatur (Einzelwert mind. 70 %)<br />

3. Wärmebehandlung <strong>und</strong> Lieferzustand<br />

Alle <strong>Stahl</strong>gussstücke sind in einem der <strong>Stahl</strong>gusssorte<br />

entsprechenden Wärmebehandlungszustand zu liefern.<br />

4. Äußere <strong>und</strong> innere Beschaffenheit<br />

Für die Anforderungen an die äußere <strong>und</strong> innere Beschaffenheit<br />

gilt TRD 103. Dazu ist der <strong>Stahl</strong>guss<br />

entsprechend der vorgesehenen Betriebstemperatur<br />

<strong>und</strong> dem vorgesehenen Betriebsüberdruck in Gütestufen<br />

einzuteilen, siehe hierzu die Technischen Regeln<br />

für Dampfkessel TRD 103 bzw. das AD-Merkblatt<br />

W5.<br />

5. Anforderungen an den Werkstoff<br />

5.1 Allgemeine Anforderungen<br />

Für die chemische Zusammensetzung der Gusssorten,<br />

ihre mechanischen <strong>und</strong> technologischen Eigenschaften,<br />

Anforderungen an die Kerbschlagarbeit <strong>und</strong> Härte<br />

gelten die in 2.1 <strong>und</strong> 2.2 genannten Normen bzw. die<br />

in den genehmigten Spezifikationen enthaltenen Angaben.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

5.2 Schweißeignung<br />

Gusssorten nach dieser Vorschrift müssen bei Anwendung<br />

werkstattüblicher Verfahren schweißgeeignet<br />

sein. Je nach der chemischen Zusammensetzung können<br />

dazu Vorwärmen <strong>und</strong>/oder Wärmenachbehandlungen<br />

notwendig sein.<br />

6. Prüfung<br />

Die Gussstücke sind in fertigem Zustand (Lieferzustand)<br />

zur Prüfung vorzulegen <strong>und</strong> den nachfolgenden<br />

Prüfungen zu unterziehen.<br />

6.1 Zugversuch<br />

Die mechanischen Eigenschaften sind durch den Zugversuch<br />

zu prüfen. Die Prüfungen sind schmelzenweise<br />

so durchzuführen, dass jeweils Teile gleicher Wärmebehandlung<br />

zu Prüflosen gemäß A.10.2.2 zusammengefasst<br />

werden. Jedem Prüflos ist eine Zugprobe<br />

zu entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen. Gussstücke mit Stückgewichten<br />

> 1 000 kg sind einzeln zu prüfen.<br />

6.2 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Die Gussstücke sind durch den Kerbschlagbiegeversuch<br />

zu prüfen. Die Anzahl der Probensätze (jeweils 3<br />

Charpy-V-Proben) ist wie die der Zugproben festzulegen.<br />

6.3 Härteprüfung<br />

Abschnitt 4 E<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–11<br />

Alle vergüteten <strong>Stahl</strong>gussteile sind bei schmelzenweiser<br />

Prüfung einer vergleichenden Härteprüfung zu<br />

unterziehen. Das Ergebnis der Härteprüfung muss eine<br />

gleichmäßige Vergütung erkennen lassen (der Härteunterschied<br />

darf zwischen dem härtesten <strong>und</strong> weichsten<br />

geprüften Teil des Prüfloses nicht größer als<br />

30 HB sein).<br />

6.4 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

Der Hersteller muss durch zerstörungsfreie Prüfungen<br />

an seinen Erzeugnissen sicherstellen, dass die<br />

Anforderungen an die äußere <strong>und</strong> innere Beschaffenheit<br />

gemäß 4 eingehalten sind. Sofern nichts anderes<br />

vereinbart ist, gilt für den Prüfumfang die TRD 103<br />

bzw. das AD-Merkblatt W5, für Armaturen gilt die<br />

TRD 110. Es sind ferner die Vorschriften in <strong>Kapitel</strong> 1<br />

– Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 3 zu beachten.<br />

E. <strong>Stahl</strong>guss für die Verwendung bei tiefen<br />

Temperaturen<br />

1. Geltungsbereich<br />

Diese Vorschriften gelten für <strong>Stahl</strong>gussstücke, die für<br />

Lade- <strong>und</strong> Prozesseinrichtungen auf Gastankern für<br />

Entwurfstemperaturen unter 0 °C verwendet werden<br />

sollen, z. B. Flansche, Armaturenteile, An- <strong>und</strong> Einschweißteile.<br />

2. Zugelassene <strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

Es dürfen <strong>Stahl</strong>gusssorten innerhalb der in Tabelle 4.7<br />

genannten Grenzen für die niedrigsten Entwurfstemperaturen<br />

verwendet werden, wenn sie die Anforderungen<br />

nach 5. erfüllen.<br />

2.1 <strong>Stahl</strong>gusssorten für die Verwendung bei<br />

tiefen Temperaturen nach EN 10213-3, Technische<br />

Lieferbedingungen für <strong>Stahl</strong>guss für Druckbehälter<br />

Teil 3. Die chemische Zusammensetzung der gebräuchlichsten<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorten ist in Tabelle 4.8, <strong>und</strong><br />

die mechanischen Eigenschaften sind in Tabelle 4.9<br />

enthalten.<br />

2.2 Sonstige <strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

Sonstige <strong>Stahl</strong>gusssorten nach anderen Normen oder<br />

Werkstoffspezifikationen, wenn diese mit den <strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

nach 2.1 vergleichbar sind, die Anforderungen<br />

gemäß 3. bis 5. erfüllen <strong>und</strong> ihre Eignung für<br />

den vorgesehenen Verwendungszweck nachgewiesen<br />

ist. Hierfür kann eine erstmalige Eignungsprüfung<br />

gefordert werden.<br />

3. Wärmebehandlung <strong>und</strong> Lieferzustand<br />

Alle <strong>Stahl</strong>gussstücke sind in einem der <strong>Stahl</strong>gusssorte<br />

entsprechenden Wärmebehandlungszustand zu liefern,<br />

siehe auch Tabelle 4.9.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–12<br />

Tabelle 4.7 Zugelassene <strong>Stahl</strong>gusssorten für die Verwendung bei tiefen Temperaturen<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

Zulässige niedrigste<br />

Entwurfstemperatur<br />

Bezeichnung bzw.<br />

Werkstoff-Nummer<br />

Norm<br />

–20 °C 1 Schweißgeeigneter<br />

G17Mn5 EN 10213-3<br />

Kohlenstoff-Mangan-<br />

<strong>Stahl</strong>guss –40 °C 1 G20Mn5 EN 10213-3<br />

1,5 % Nickelstahlguss –40 °C 1 GS-10Ni6 SEW 685<br />

2,25 % Nickelstahlguss –65 °C G9Ni10 EN 10213-3<br />

3,5 % Nickelstahlguss –90 °C G9Ni14 EN 10213-3<br />

Austenitische<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

–165 °C<br />

1.4308 2 EN 10213-4<br />

1.4408 EN 10213-4<br />

1.4581 3 EN 10213-4<br />

1 Eine niedrigste Entwurfstemperatur von bis zu – 55 °C ist möglich, wenn dieses durch Eignungsprüfungen nachgewiesen wird.<br />

2 Es gilt ferner die EN 10283.<br />

3 Nicht für den Ammoniak-Transport geeignet.<br />

Tabelle 4.8 Chemische Zusammensetzung [%] gebräuchlicher <strong>Stahl</strong>gusssorten nach EN 10213-3<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorte C<br />

Si<br />

max.<br />

Mn<br />

P<br />

max.<br />

S<br />

max.<br />

G17Mn5 0,15 – 0,20 0,60 1,00 – 1,60 0,020 0,020 1 ––<br />

G20Mn5 0,17 – 0,23 0,60 1,00 – 1,60 0,020 0,020 1 max. 0,80<br />

G9Ni10 0,06 – 0,12 0,60 0,50 – 0,80 0,020 0,015 2,00 – 3,00<br />

G9Ni14 0,06 – 0,12 0,60 0,50 – 0,80 0,020 0,015 3,00 – 4,00<br />

1 Für Gussstücke mit einer maßgeblichen Wanddicke < 28 mm ist 0,030 % S zulässig.<br />

Tabelle 4.9 Mechanische Eigenschaften gebräuchlicher <strong>Stahl</strong>gusssorten nach EN 10213-3<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorte <br />

Wärmebehandlung<br />

Symbol 1<br />

Wanddicke<br />

[mm]<br />

max.<br />

Zugversuch bei Raumtemperatur Kerbschlagarbeit 2<br />

R p0,2<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

R m<br />

[N/mm 2 ]<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

KV<br />

[J]<br />

min.<br />

Ni<br />

Prüftemp.<br />

[°C]<br />

G17Mn5 QT 50 240 450 – 600 24 27 – 40<br />

G20Mn5<br />

Abschnitt 4 E<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

N 30 480 – 620 20 – 30<br />

300<br />

27<br />

QT 100<br />

500 – 650 22<br />

– 40<br />

G9Ni10 QT 35 280 480 – 630 24 34 – 70<br />

G9Ni14 QT 35 360 500 – 650 20 34 – 95<br />

1 N = Normalglühen, QT = Vergüten<br />

2 Anforderungen an die Kerbschlagarbeit nach Tabelle 4.11 müssen eingehalten werden!


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

4. Äußere <strong>und</strong> innere Beschaffenheit<br />

Für die äußere <strong>und</strong> innere Beschaffenheit gelten in<br />

Abhängigkeit von der niedrigsten Entwurfstemperatur<br />

die Gütestufen nach Tabelle 4.10.<br />

Wird nach anderen Normen bewertet, müssen die<br />

Anforderungen den in Tabelle 4.10 genannten gleichwertig<br />

sein.<br />

Falls Gussstücke nach den AD-Merkblättern abgenommen<br />

werden, sind die Gütestufen <strong>und</strong> Prüfumfänge<br />

nach diesem Regelwerk nachzuweisen.<br />

Tabelle 4.10 Zuordnung der Gütestufen<br />

Niedrigste<br />

Entwurfstemperatur t<br />

≥ –105 °C<br />

< –105 °C<br />

Anschweißenden 5<br />

Gütestufen nach:<br />

1, 2, 3, 4<br />

SM4, LM4, AM4 1 ,<br />

SP4, CP3, LP4, AP4 2 ,<br />

UV4 3 , RV4 4<br />

SM3, LM3, AM3 1 ,<br />

SP3, CP3, LP3, AP3 2 ,<br />

UV3 3 , RV3 4<br />

SM01 1<br />

CP01 2<br />

1 EN 1369<br />

2 EN 1371-1<br />

3 EN 12680-2<br />

4 EN 12681 <strong>und</strong> ehem. DIN 1690-2<br />

5 Bei der Oberflächenrissprüfung sind lineare Anzeigen<br />

nach 1 <strong>und</strong> 2 nicht zulässig.<br />

5. Anforderungen an den Werkstoff<br />

5.1 Allgemeine Anforderungen<br />

Für die chemische Zusammensetzung <strong>und</strong> die mechanischen<br />

Eigenschaften gelten die in den Normen bzw.<br />

genehmigten Spezifikationen genannten Anforderungen,<br />

vgl. Tabellen 4.8 <strong>und</strong> 4.9.<br />

5.2 Schweißeignung<br />

Abschnitt 4 E<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–13<br />

Gusssorten nach diesen Vorschriften müssen bei Anwendung<br />

werkstattüblicher Verfahren schweißgeeignet<br />

sein.<br />

5.3 Kerbschlagarbeit bei tiefen Temperaturen<br />

Die in der Tabelle 4.11 für die betreffenden <strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

festgelegten Anforderungen an die Kerbschlagarbeit<br />

müssen bei Verwendung von Charpy-V-Proben<br />

bei den dort genannten Prüftemperaturen erfüllt werden.<br />

Tabelle 4.11 Anforderungen an die Kerbschlagarbeit<br />

bei tiefen Temperaturen<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorte<br />

Schweißgeeigneter<br />

Kohlenstoff-Mangan-<br />

<strong>Stahl</strong>guss<br />

1,5 % Nickelstahlguss<br />

Kerbschlag-<br />

biegeversuch<br />

Prüftem-<br />

peratur<br />

[C°]<br />

5 K<br />

unterhalb<br />

niedrigster<br />

Entwurfstemperatur,<br />

nicht höher<br />

als<br />

–20 °C<br />

Kerb-<br />

schlag-<br />

arbeit<br />

KV<br />

[J] 1<br />

min.<br />

27 (19)<br />

34 (24)<br />

2,25 % Nickelstahlguss –70 °C 34 (24)<br />

3,5 % Nickelstahlguss –95 °C 34 (24)<br />

Austenitische<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorten 2<br />

–196 °C 41 (27) 3<br />

1 Mittelwert aus drei Proben, Angaben in Klammern gelten<br />

für den niedrigsten Einzelwert.<br />

2 Bei Entwurfstemperaturen von –105 °C <strong>und</strong> höher kann der<br />

Nachweis der Kerbschlagarbeit entfallen.<br />

3 Für einige austenitische <strong>Stahl</strong>gusssorten gelten höhere Anforderungen<br />

an die Kerbschlagarbeit, vgl. Tabelle 4.13, Abschnitt<br />

F.<br />

6. Prüfung<br />

Die Gussstücke sind in fertigem Zustand (Lieferzustand)<br />

zur Prüfung vorzulegen <strong>und</strong> nachfolgenden<br />

Prüfungen zu unterziehen.<br />

6.1 Zugversuch<br />

Die mechanischen Eigenschaften sind durch den Zugversuch<br />

zu prüfen. Die Prüfungen sind schmelzenweise<br />

so durchzuführen, dass jeweils Teile gleicher Wärmebehandlung<br />

zu Prüflosen gemäß A.10.2.2 zusammengefasst<br />

werden. Jedem Prüflos ist eine Zugprobe<br />

zu entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen. Gussstücke mit Stückgewichten<br />

> 1 000 kg sind einzeln zu prüfen.<br />

6.2 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Die Gussstücke sind unter Beachtung der vorgeschriebenen<br />

Prüftemperatur gemäß Tabelle 4.11 durch den<br />

Kerbschlagbiegeversuch zu prüfen. Die Anzahl der<br />

Probensätze (jeweils 3 Charpy-V-Proben) ist wie die<br />

der Zugproben festzulegen.<br />

Bei Gussstücken aus austenitischen <strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

für Entwurfstemperaturen von –105 °C <strong>und</strong> höher<br />

kann der Versuch entfallen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–14<br />

Abschnitt 4 F<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

6.3 Härteprüfung<br />

Alle vergüteten <strong>Stahl</strong>gussteile sind bei schmelzenweiser<br />

Prüfung einer vergleichenden Härteprüfung zu<br />

unterziehen. Das Ergebnis der Härteprüfung muss eine<br />

gleichmäßige Vergütung erkennen lassen (der Härteunterschied<br />

darf zwischen dem härtesten <strong>und</strong> weichsten<br />

geprüften Teil des Prüfloses nicht größer als<br />

30 HB sein).<br />

6.4 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

Der Hersteller muss durch zerstörungsfreie Prüfungen<br />

an seinen Erzeugnissen sicherstellen, dass die Anforderungen<br />

an die äußere <strong>und</strong> innere Beschaffenheit<br />

gemäß 4. eingehalten sind. Sofern nichts anderes vereinbart<br />

ist, gilt für den Prüfumfang das AD-<br />

Merkblatt W5, bei Armaturen gilt das AD-Merkblatt<br />

AD-W 10. Es sind ferner die Vorschriften in <strong>Kapitel</strong> 1<br />

– Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 3 zu beachten.<br />

F. Nichtrostender <strong>Stahl</strong>guss<br />

1. Geltungsbereich<br />

Diese Vorschriften gelten für <strong>Stahl</strong>gussstücke aus<br />

austenitischen <strong>und</strong> austenitisch-ferritischen <strong>Stahl</strong>sorten,<br />

die für Lade- <strong>und</strong> Prozesseinrichtungen für Chemikalientanker<br />

<strong>und</strong> andere Einrichtungen verwendet<br />

werden sollen, für die eine chemische Beständigkeit<br />

gegenüber dem Ladegut bzw. Betriebsmedium gefordert<br />

ist. Sie gelten auch für Bezüge <strong>und</strong> Buchsen für<br />

Propellerwellen <strong>und</strong> Ruderschäfte.<br />

Die Vorschriften gelten ferner in Verbindung mit E.<br />

für austenitische <strong>Stahl</strong>gusssorten, die für Lade- <strong>und</strong><br />

Prozessanlagen von Gastankern bestimmt sind.<br />

2. Geeignete Gusssorten<br />

Es dürfen folgende Gusssorten verwendet werden,<br />

wenn sie die Anforderungen gemäß 6. erfüllen.<br />

2.1 Austenitische <strong>und</strong> austenitisch-ferritische<br />

<strong>Stahl</strong>sorten nach EN 10213-4, Technische Lieferbedingungen<br />

für <strong>Stahl</strong>guss für Druckbehälter sowie die<br />

in der EN 10283, korrosionsbeständiger <strong>Stahl</strong>guss,<br />

genannten Sorten. Die chemische Zusammensetzung<br />

dieser <strong>Stahl</strong>gusssorten ist in Tabelle 4.12, <strong>und</strong> die<br />

mechanischen Eigenschaften sind in Tabelle 4.13<br />

angegeben.<br />

2.2 Sonstige nichtrostende <strong>Stahl</strong>gusssorten nach<br />

anderen Normen oder Spezifikationen nach Eignungsfeststellung<br />

durch den <strong>GL</strong>. Hierfür kann eine erstmalige<br />

Eignungsprüfung beim Hersteller gefordert werden.<br />

3. Auswahl der <strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

Für die Auswahl der <strong>Stahl</strong>gusssorten im Hinblick auf<br />

ihre chemische Beständigkeit ist die Stoffliste des<br />

Betreibers maßgebend, die Auskunft über die Art der<br />

Stoffe gibt, die zu transportieren oder zu lagern sind.<br />

3.1 Sollen austenitische <strong>Stahl</strong>gusssorten für Lade-<br />

<strong>und</strong> Prozesseinrichtungen von Gastankern verwendet<br />

werden, gelten die Anforderungen an die<br />

Gussstücke gemäß E., <strong>Stahl</strong>guss für die Verwendung<br />

bei tiefen Temperaturen.<br />

4. Wärmebehandlung <strong>und</strong> Lieferzustand<br />

Alle <strong>Stahl</strong>gussstücke müssen sich in einem der <strong>Stahl</strong>gusssorte<br />

entsprechenden Wärmebehandlungszustand<br />

befinden, d. h. die in Tabelle 4.13 genannten Sorten<br />

müssen lösungsgeglüht <strong>und</strong> in Wasser abgeschreckt<br />

sein.<br />

5. Äußere <strong>und</strong> innere Beschaffenheit<br />

Anforderungen an die äußere <strong>und</strong> innere Beschaffenheit<br />

von Gussstücken sind zwischen dem Besteller <strong>und</strong><br />

Hersteller zu vereinbaren. Anforderungen an Anschweißenden<br />

<strong>und</strong> Sonderrandzonen sind gesondert zu<br />

vereinbaren. Wurden keine Vereinbarungen getroffen,<br />

gilt G.3.<br />

6. Anforderungen an den Werkstoff<br />

6.1 Chemische Zusammensetzung<br />

6.1.1 Es gelten die in Tabelle 4.12 bzw. vom <strong>GL</strong><br />

genehmigten Spezifikationen genannten Grenzen.<br />

6.1.2 Bei <strong>Stahl</strong>guss für die Lade- <strong>und</strong> Prozesseinrichtungen<br />

von Chemikalientankern ist die Zusammensetzung<br />

so zu wählen, dass unter Berücksichtigung<br />

des vorgesehenen Wärmebehandlungszustandes<br />

die für den jeweiligen Verwendungszweck geforderte<br />

chemische Beständigkeit sichergestellt ist. Darüber<br />

hinaus muss bei <strong>Stahl</strong>guss für geschweißte Konstruktionen<br />

die Zusammensetzung so gewählt werden, dass<br />

die Eignung für das vorgesehene Schweißverfahren<br />

<strong>und</strong> die chemische Beständigkeit auch nach dem<br />

Schweißen ggf. unter Berücksichtigung nachträglicher<br />

Wärmbehandlungen gewährleistet sind, wobei für<br />

austenitische <strong>und</strong> austenitisch-ferritische Gusssorten<br />

6.2 zu beachten ist. Der Hersteller muss die Schweißeignung<br />

auf Verlangen nachweisen.<br />

6.1.3 Wird für einen besonderen Anwendungsfall<br />

die Einhaltung eines Mindestwertes für die Chrom-<br />

Wirksumme W gefordert, so errechnet sich diese wie<br />

folgt:<br />

Hinweis<br />

W [ % ] = [ % ] Cr + 3,3 ⋅ [ % ] Mo<br />

Diese Formel gilt für austenitischen <strong>Stahl</strong>guss mit<br />

einem Molybdängehalt < 3 %.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 4 F<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–15<br />

Tabelle 4.12 Chemische Zusammensetzung [%] von geeigneten <strong>Stahl</strong>gusssorten in Anlehnung an EN 10213-4<br />

<strong>und</strong> EN 10283<br />

Sonstige<br />

Cu<br />

Ni<br />

Mo<br />

Cr<br />

S<br />

max.<br />

P<br />

max.<br />

Mn<br />

Bezeichnung<br />

Si<br />

C<br />

max.<br />

max.<br />

max.<br />

Werkstoffnummer<br />

<strong>Stahl</strong>gußsorte<br />

N: max. 0,20<br />

9,00 bis 12,00<br />

18,00 bis 20,00<br />

0,025<br />

0,035<br />

2,00<br />

1,50<br />

0,030<br />

1.4309 1<br />

GX2CrNi19-11 1<br />

8,00 bis 11,00<br />

18,00 bis 20,00<br />

0,030<br />

0,040<br />

1,50<br />

1,50<br />

0,07<br />

1.4308 1<br />

GX5CrNi19-10 1<br />

Nb: 8 × C, max. 1,00<br />

9,00 bis 12,00<br />

18,00 bis 20,00<br />

0,030<br />

0,040<br />

1,50<br />

1,50<br />

0,07<br />

1.4552 1<br />

GX5CrNiNb19-11 1<br />

N: max 0,20<br />

9,00 bis 12,00<br />

2,00 bis 2,50<br />

18,00 bis 20,00<br />

0,025<br />

0,035<br />

2,00<br />

1,50<br />

0,030<br />

1.4409 1<br />

GX2CrNiMo19-11-2 1<br />

9,00 bis 12,00<br />

2,00 bis 2,50<br />

18,00 bis 20,00<br />

0,030<br />

0,040<br />

1,50<br />

1,50<br />

0,07<br />

1.4408 1<br />

GX5CrNiMo19-11-2 1<br />

Nb: 8 × C, max. 1,00<br />

9,00 bis 12,00<br />

2,00 bis 2,50<br />

18,00 bis 20,00<br />

0,030<br />

0,040<br />

1,50<br />

1,50<br />

0,07<br />

1.4581 1<br />

GX5CrNiMoNb19-11-2 1<br />

N: max. 0,20<br />

max. 2,00<br />

26,00 bis 30,00<br />

2,00 bis 2,50<br />

19,00 bis 22,00<br />

0,025<br />

0,035<br />

2,00<br />

1,00<br />

0,030<br />

1.4458 1<br />

GX2NiCrMo28-20-2 1<br />

N: 0,12 bis 0,20<br />

4,50 bis 6,50<br />

2,50 bis 3,50<br />

21,00 bis 23,00<br />

0,025<br />

0,035<br />

2,00<br />

1,00<br />

0,030<br />

1.4470<br />

GX2CrNiMoN22-5-3<br />

N: 0,12 bis 0,22<br />

2,75 bis 3,50<br />

5,00 bis 7,00<br />

2,50 bis 3,50<br />

24,50 bis 26,50<br />

0,025<br />

0,035<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,030<br />

1.4517<br />

GX2CrNiMoCuN25-6-3-3<br />

N: 0,12 bis 0,22<br />

max. 1,30<br />

6,00 bis 8,00<br />

3,00 bis 5,00<br />

25,00 bis 27,00<br />

0,025<br />

0,035<br />

1,00<br />

1,00<br />

0,030<br />

1.4469 2<br />

GX2CrNiMoN26-7-4 2<br />

Entsprechend dem Verwendungszweck, z. B. bei hohen oder tiefen Temperaturen, können nach Absprache zwischen Gießerei <strong>und</strong> Besteller für einige Elemente engere Grenzen festgelegt werden.<br />

1<br />

Für diese <strong>Stahl</strong>sorte kann ein Mindestwert für den "Lochfraßindex" Pl = Cr + 3,3 Mo + 16 N ³ 40 verlangt werden.<br />

2


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–16<br />

Tabelle 4.13 Mechanische Eigenschaften von geeignetem <strong>Stahl</strong>guss<br />

Bezeichnung<br />

Abschnitt 4 F<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Werkstoffnummer<br />

Wärme-<br />

behandlung<br />

+ AT 1<br />

[°C]<br />

Dicke<br />

[mm]<br />

Rp1,0 4<br />

[N/mm2 ]<br />

max. min.<br />

Zugversuch bei<br />

Raumtemperatur<br />

Rm<br />

[N/mm 2 ]<br />

A<br />

[%]<br />

Kerbschlagbiegeversuch<br />

KV 6<br />

[J]<br />

min. min.<br />

GX2CrNi19-11 1.4309 1050 – 1150 150 210 440 – 640 30 80<br />

GX5CrNi19-10 1.4308 1050 – 1150 150 200 440 – 640 30 60<br />

GX5CrNiNb19-11 1.4552 1050 – 1150 150 200 440 – 640 25 40<br />

GX2CrNiMo19-11-2 1.4409 1080 – 1150 150 220 440 – 440 30 80<br />

GX5CrNiMo19-11-2 1.4408 1080 – 1150 150 210 440 – 640 30 60<br />

GX5CrNiMoNb19-11-2 1.4581 1080 – 1150 150 210 440 – 640 25 40<br />

GX2NiCrMo28-20-2 1.4458 1100 – 1180 150 190 430 – 630 30 60<br />

GX2CrNiMoN22-5-3 1.4470 1120 – 1150 2, 3 150 420 5 600 – 800 20 30<br />

GX2CrNiMoCuN25-6-3-3 1.4517 1120 – 1150 2, 3 150 480 5 650 – 850 22 50<br />

GX2CrNiMoN26-7-4 1.4469 1140 – 1180 2, 3 150 480 5 650 – 850 22 50<br />

1 Die Wärmebehandlung für alle <strong>Stahl</strong>sorten ist + AT + QW (Lösungsglühen + Wasserabschreckung)<br />

2 Nach einem Lösungsglühen bei höherer Temperatur können die Gussstücke vor dem Abschrecken in Wasser auf 1040 °C bis 1010 °C<br />

abgekühlt werden, um die Korrosionsbeständigkeit zu verbessern <strong>und</strong> bei komplizierter Gestalt Risse zu vermeiden.<br />

3 Soweit es sich um <strong>Stahl</strong>guss für Druckbehälter handelt, kommt für die austenitisch-ferritischen Stähle der ausscheidungsgehärtete<br />

Zustand nicht in Betracht.<br />

4<br />

Rp0,2 kann durch Absenkung des Rp1,0-Wertes um 25 N/mm2 abgeschätzt werden.<br />

5<br />

Rp0,2<br />

6 Prüftemperaturen = Raumtemperatur RT (Einzelwert mind. 70 %)<br />

6.2 Beständigkeit gegenüber interkristalliner<br />

Korrosion<br />

Austenitische <strong>Stahl</strong>gusssorten müssen im Lieferzustand<br />

gegenüber interkristalliner Korrosion beständig<br />

sein. Sollen Gussstücke ohne nachträgliche Wärmebehandlung<br />

geschweißt werden, sind nur solche Gusssorten<br />

zu verwenden, die auch in diesem Zustand<br />

beständig sind, z. B. Nb-stabilisierte Gusssorten oder<br />

Gusssorten mit nicht mehr als 0,03 % C.<br />

6.3 Mechanische Güteeigenschaften <strong>und</strong><br />

Kerbschlagarbeit<br />

Es gelten die in Tabelle 4.13 bzw. die in den genehmigten<br />

Spezifikationen festgelegten Anforderungen.<br />

7. Prüfung<br />

Die Gussstücke sind in fertigem Zustand (Lieferzustand)<br />

zur Prüfung vorzustellen <strong>und</strong> folgenden Prüfungen<br />

zu unterziehen:<br />

7.1 Zugversuch<br />

Die mechanischen Eigenschaften sind durch den Zugversuch<br />

zu prüfen. Die Prüfungen sind schmelzenweise<br />

so durchzuführen, dass jeweils Teile gleicher Wärmebehandlung<br />

zu Prüflosen gemäß A.10.2.2 zusammengefasst<br />

werden. Jedem Prüflos ist eine Zugprobe<br />

zu entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen. Gussstücke mit Stückgewichten<br />

> 1 000 kg sind einzeln zu prüfen.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

7.2 Kerbschlagbiegeversuch<br />

Die Gussstücke sind durch den Kerbschlagbiegeversuch<br />

zu prüfen. Die Anzahl der Probensätze (jeweils 3<br />

Charpy-V-Proben) ist wie die der Zugproben festzulegen.<br />

7.3 Prüfung der Beständigkeit gegenüber interkristalliner<br />

Korrosion<br />

Bei Gussstücken aus austenitischen <strong>und</strong> austenitischferritischen<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorten erfolgt die Prüfung auf<br />

Beständigkeit gegenüber interkristalliner Korrosion<br />

nach ISO 3651-1 oder -2 je Schmelze <strong>und</strong> Wärmebehandlungslos.<br />

Bei austenitisch-ferritischen <strong>Stahl</strong>gusssorten<br />

ist ferner eine Prüfung nach <strong>Stahl</strong>-Eisen-<br />

Prüfblatt SEP 1877, Verfahren I oder einem gleichwertigen<br />

Verfahren vorzunehmen. Die Prüfungen sind<br />

vom Hersteller zu bescheinigen.<br />

7.4 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

Der Hersteller muss durch zerstörungsfreie Prüfungen<br />

an seinen Erzeugnissen sicherstellen, dass die Anforderungen<br />

an die äußere <strong>und</strong> innere Beschaffenheit<br />

gemäß 5. eingehalten sind. Sofern nichts anderes vereinbart<br />

ist, gilt für den Prüfumfang das AD-<br />

Merkblatt W5, für Armaturen gilt die TRD 110. Es<br />

sind ferner die Vorschriften in <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze<br />

<strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 3 zu beachten.<br />

G. Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung an<br />

<strong>Stahl</strong>gussstücken<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–17<br />

1.1 Diese Vorschriften gelten für zerstörungsfreie<br />

Prüfungen an <strong>Stahl</strong>gussstücken, für die<br />

gemäß B. bis F. <strong>und</strong> H. entsprechende Forderungen<br />

enthalten sind <strong>und</strong> sofern keine anderen Regelwerke<br />

oder Herstellerspezifikationen Gegenstand von Vereinbarungen<br />

sind.<br />

1.2 Eine Aufstellung der prüfpflichtigen Gussstücke<br />

<strong>und</strong> der daran durchzuführenden Prüfungen ist<br />

in H. enthalten. Für Propeller aus nichtrostendem<br />

<strong>Stahl</strong>guss gelten die Angaben in <strong>Kapitel</strong> 5 – Propellerwerkstoffe,<br />

Abschnitt 2.<br />

1.3 Die allgemeinen Anforderungen an Prüfstellen,<br />

Prüfpersonal, Prüfverfahren <strong>und</strong> Bescheinigung<br />

der Prüfergebnisse sind in <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong><br />

Prüfverfahren, Abschnitt 3 beschrieben <strong>und</strong> für alle<br />

Prüfungen verbindlich.<br />

1.4 Diese Vorschriften gelten für folgende gemäß<br />

EN 473 definierte Prüfverfahren:<br />

Tabelle 4.14 Prüfverfahren<br />

Verfahren 1 Kurzzeichen<br />

Visuelle Prüfung VT<br />

Magnetpulverprüfung MT<br />

Farbeindringprüfung PT<br />

Ultraschallprüfung UT<br />

Durchstrahlungsprüfung RT<br />

1 Für die Prüfung von nichtrostendem austenitischen <strong>Stahl</strong>guss<br />

kommen nur die Verfahren VT, PT, <strong>und</strong> RT in Betracht.<br />

1.5 Die in G. beschriebenen Verfahren sind von<br />

den Gussherstellern bzw. -verarbeitern <strong>und</strong> den <strong>GL</strong>-<br />

Besichtigern anzuwenden.<br />

1.6 Für die Prüfung sind die Gussstücke in Prüfzonen<br />

mit unterschiedlichen Anforderungen an deren<br />

Gütestufen eingeteilt. Diese Einteilung beruht auf<br />

einem oder mehreren der nachfolgenden Gr<strong>und</strong>sätze:<br />

– zu erwartende Betriebsbeanspruchungen<br />

– Auswirkung von Fehlstellen auf die Bauteilsicherheit<br />

– mögliches Schadensrisiko beim Versagen des<br />

Bauteils<br />

– geforderte Schweißsicherheit an den Anschlussstellen<br />

– erforderliche Fehlerfreiheit nach mechanischer<br />

Bearbeitung<br />

Für die wichtigsten Gussstücke des Schiffbaus <strong>und</strong> der<br />

Antriebsanlage sind die Prüfzonen in I. <strong>und</strong> J. beschrieben.<br />

2. Durchführung der Prüfungen<br />

2.1 Nach Durchführung der vorgeschriebenen<br />

Prüfungen durch Prüfer der werkseigenen oder beauftragten<br />

Prüfstelle sind dem <strong>GL</strong>-Besichtiger alle Gussstücke<br />

zur visuellen Prüfung vorzustellen.<br />

2.2 Bei den Prüfungen wird zwischen Vor- <strong>und</strong><br />

Abnahmeprüfungen unterschieden. Vorprüfungen<br />

dienen zur Entscheidung über die Prüfbarkeit <strong>und</strong><br />

Verwendbarkeit des Gussstückes <strong>und</strong> sind im allgemeinen<br />

Angelegenheit des Gussherstellers.<br />

Abnahmeprüfungen sind möglichst am fertigbearbeiteten<br />

Gussstück nach der für die Güteeigenschaften<br />

maßgeblichen Wärmebehandlung durchzuführen. Der<br />

Besichtiger ist von den geplanten Prüfungen rechtzeitig<br />

in Kenntnis zu setzen. Er nimmt nach seinem Ermessen<br />

an den Prüfungen teil.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–18<br />

2.3 Die Prüfungen sind an den in der Spezifikation<br />

oder im Prüfplan bezeichneten Stellen durchzuführen.<br />

Lassen die Prüfergebnisse vermuten, dass weitere<br />

Fehlstellen im Gussstück vorhanden sind, ist der Prüfumfang<br />

nach Absprache mit dem Besichtiger zu erweitern.<br />

2.4 Gussstücke, für die eine Prüfpflicht besteht,<br />

sind unter H. genannt. Für den Prüfumfang <strong>und</strong> die<br />

Güteklassenanforderungen für bestimmte Schiffbaukonstruktionsteile<br />

<strong>und</strong> für Bauteile des Maschinenbaus<br />

sind Prüfanleitungen gemäß I. <strong>und</strong> J. festgelegt,<br />

die neben den Herstellerspezifikationen zu beachten<br />

sind.<br />

3. Einteilung nach Gütestufen<br />

3.1 Die Einteilung nach Gütestufen für die äußere<br />

<strong>und</strong> innere Beschaffenheit erfolgt nach den Merkmalen,<br />

die in den Tabellen für die einzelnen Prüfverfahren<br />

festgelegt sind. Eine Übersicht über die verschiedenen<br />

Gütestufen gibt Tabelle 4.15.<br />

3.2 Die Auswahl von Gütestufen ist im Rahmen<br />

der Bestellung nach EN 1559-1 <strong>und</strong> EN 1559-2 zu<br />

vereinbaren.<br />

Dies ist im Regelfall Angelegenheit des Bestellers,<br />

wobei die Prüfzonen nach 1.6 festzulegen <strong>und</strong> folgende<br />

Anforderungen zu berücksichtigen sind:<br />

Tabelle 4.15 Übersicht über Gütestufen<br />

Prüfung<br />

der äußeren<br />

Beschaffenheit<br />

der inneren<br />

Beschaffenheit<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Prüfver-<br />

fahren<br />

Gütestufenbezeichnungen<br />

1<br />

VT V1, V2, V3, V4<br />

MT<br />

PT<br />

SM1, SM2, SM3, SM4<br />

LM1, LM2, LM3, LM4<br />

AM1, AM2, AM3, AM4<br />

SP1, SP2, SP3, SP4,<br />

CP1, CP2, CP3<br />

LP1, LP2, LP3, LP4<br />

AP1, AP2, AP3, AP4<br />

UT UV1, UV2, UV3, UV4<br />

RT RV1, RV2, RV3, RV4<br />

1 In Anlehnung an EN 12454, EN 1369, EN 1371-1,<br />

EN 12680-2, EN 12681 <strong>und</strong> DIN 1690-2<br />

3.2.1 Sonderrandzonen wie Schweißkanten sind<br />

auf ganzer Länge <strong>und</strong> in einer Breite von 3 × Wanddicke,<br />

mindestens aber von 50 mm, in die Gütestufen<br />

SM1, LM1, AM1, SP1, CP1, LP1, AP1, UV1 <strong>und</strong><br />

RV1 einzustufen.<br />

Bei Schweißkanten mit Dicken größer 50 mm genügen<br />

die Gütestufen SM2, LM2, AM2, SP2, CP2, LP2,<br />

AP2, UV2 <strong>und</strong> RV2.<br />

Für Armaturengehäuse gelten DIN 1690 Teil 10.<br />

3.2.2 Für Fertigungsschweißungen gelten gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

dieselben Anforderungen wie für den Gr<strong>und</strong>werkstoff.<br />

3.2.3 Für <strong>Stahl</strong>guss für den Maschinenbau, für<br />

Armaturengehäuse sowie für dynamisch beanspruchte<br />

Schiffbau-Konstruktionsteile sind für Bereiche, für die<br />

keine höheren Anforderungen vorgeschrieben sind,<br />

mindestens die Gütestufen SM3, LM3 <strong>und</strong> AM3 einzuhalten.<br />

3.2.4 Abgesehen von den Festlegungen nach 3.2.1<br />

bis 3.2.3 bzw. wenn in den Bestellunterlagen keine höheren<br />

Einstufungen gefordert werden, gilt für nicht gekennzeichnete<br />

Bereiche mindestens die Gütestufe V2.<br />

3.2.5 Für die innere <strong>und</strong> äußere Beschaffenheit<br />

von Gussstücken können neben gleichwertigen Gütestufen<br />

auch unterschiedliche Gütestufen festgelegt<br />

werden.<br />

3.3 Vor Beginn der Prüfung müssen in Prüfplänen,<br />

Zeichnungen oder Spezifikationen die Lage <strong>und</strong><br />

Ausdehnung der zu prüfenden Bereiche <strong>und</strong> die einzuhaltenden<br />

Gütestufen unter Berücksichtigung von<br />

1.6, 3.1 <strong>und</strong> 3.2 festgelegt werden. Dem <strong>GL</strong> sind diese<br />

Unterlagen zur Verfügung zu stellen.<br />

4. Sondervereinbarungen für die Oberflächenrauheit<br />

Sofern vom Besteller gewünscht oder aus technischen<br />

Gründen erforderlich, können für die Oberflächenrauheit<br />

Grenzwerte, z.B. nach Vergleichsmusterreihen 2 vereinbart<br />

werden. Anforderungen für den Oberflächenzustand<br />

von Gussstückoberflächen in Abhängigkeit der kleinsten<br />

nachzuweisenden Anzeigengröße sind für die Magnetpulverprüfung<br />

<strong>und</strong> Farbeindringprüfung in den Tabellen<br />

4.16 <strong>und</strong> 4.17 gestellt. Für die Oberflächenrauheit bei<br />

zerstörungsfreien Prüfungen gilt dann:<br />

– Gussstücke, für die Anforderungen an die Oberflächengüte<br />

gestellt werden, sind visuell nach 5.<br />

zu prüfen.<br />

– Gussstücke, die einer Durchstrahlungs-, Magnetpulver-<br />

oder Ultraschallprüfung unterworfen<br />

werden, müssen mindestens den Vergleichsmustern<br />

3 S1 oder 4 S2 entsprechen.<br />

––––––––––––––<br />

2 Hinweise auf Normen:<br />

– "Technische Empfehlung 359-1 des Bureau de Normalisation<br />

de l' Industrie de la Fonderie"<br />

– "SCRATA comparators for the definition of surface quality<br />

of steel castings"; Steel castings Technology International;<br />

7, East Bank road, Sheffield, S2 3PL United Kingdom


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

– Gussstücke, die nach dem Eindringverfahren<br />

geprüft werden, müssen mindestens dem Vergleichsmuster<br />

3 S2 entsprechen.<br />

Tabelle 4.16 Empfohlener Oberflächenzustand<br />

für die Magnetpulverprüfung<br />

Oberflächen-Vergleichsmuster 1<br />

Abmessung<br />

der kleinsten<br />

Anzeige<br />

[mm] BNIF 2 SCRATA 2<br />

1,5<br />

2<br />

≥ 3<br />

1 S1 – 2 S1<br />

3 S2 – 4 S2<br />

2 S1 – 3 S1<br />

4 S2 – 5 S2<br />

nicht spezifiziert<br />

(raue Oberfläche)<br />

1 Siehe EN 1370.<br />

2 Siehe Anhang A der EN 1369.<br />

––<br />

A 2<br />

H 2<br />

A 3 – A 4<br />

H 3<br />

Tabelle 4.17 Empfohlener Oberflächenzustand<br />

für die Eindringprüfung<br />

Oberflächen-Vergleichsmuster 1<br />

Maß der<br />

kleinsten<br />

Anzeige<br />

[mm] BNIF 2 SCRATA 2<br />

1,5<br />

2<br />

≥ 3<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–19<br />

1 S1 – 2 S1<br />

3 S2 – 4 S2<br />

2 S1 – 3 S1<br />

4 S2 – 5 S2<br />

nicht spezifiziert<br />

(raue Oberfläche)<br />

1 Siehe EN 1370.<br />

2 Siehe Anhang A der EN 1371-1.<br />

5. Visuelle Prüfung (VT)<br />

A 1<br />

H 1<br />

A 2<br />

H 2<br />

A 3 – A 4<br />

H 3<br />

5.1 Der Gusshersteller muss die Gussstücke in<br />

jeder Verarbeitungsstufe auf die äußere Beschaffenheit<br />

<strong>und</strong> die Einhaltung der Abmessungen prüfen.<br />

Untergeordnete Gussfehler, wie kleine Sand- <strong>und</strong><br />

Schlackenstellen, kleine Kaltschweißen <strong>und</strong> kleine<br />

Schülpen sind auszuputzen, wenn sie die Prüfbarkeit<br />

beeinträchtigen können.<br />

5.2 Fehler, welche die Verwendbarkeit <strong>und</strong><br />

werkstoffgerechte Verarbeitbarkeit mehr als unerheblich<br />

beeinträchtigen können, wie größere nichtmetalli-<br />

sche Einschlüsse, Lunker, Blasen <strong>und</strong> Risse sind nicht<br />

zulässig <strong>und</strong> müssen ausgebessert werden.<br />

5.3 Nach besonderer Vereinbarung mit dem <strong>GL</strong><br />

oder wenn dies in der Bestellung festgelegt wird, kann<br />

die Beurteilung der Oberflächenbeschaffenheit anhand<br />

von Vergleichsmustern nach Tabelle 4.18 vorgenommen<br />

werden (vgl. hierzu EN 12454 "Visuelle Bestimmung<br />

von Oberflächenfehlern - <strong>Stahl</strong>sandgussstücke").<br />

5.4 Der Besichtiger bestätigt auf dem Abnahmeprüfzeugnis<br />

des <strong>GL</strong> die Durchführung der visuellen<br />

Prüfung. Hierfür genügt z. B. folgender auf das Prüfzeugnis<br />

aufgedruckte Text:<br />

"Vorstehend beschriebene Gussstücke<br />

wurden visuell geprüft.<br />

Die gestellten Bedingungen<br />

wurden dabei erfüllt."<br />

5.5 Sofern vom Besteller gewünscht, muss der<br />

Hersteller ein Prüfprotokoll mit den Einzelheiten der<br />

Prüfung, den vorgegebenen Gütestufen <strong>und</strong> dem Prüfergebnis<br />

ausstellen.<br />

6. Magnetpulverprüfung (MT)<br />

6.1 Die zu prüfende Gussstückoberfläche soll frei<br />

von Öl, Fett, Formstoff- <strong>und</strong> Schlichteresten, sowie<br />

von Z<strong>und</strong>er, Staub <strong>und</strong> anderen Verunreinigungen<br />

sein.<br />

Der erforderliche Oberflächenzustand kann durch<br />

Strahlen, Schleifen oder mittels mechanischer Bearbeitung<br />

hergestellt werden. Die Einhaltung einer bestimmten<br />

Oberflächenrauheit kann vereinbart werden<br />

(vgl.4.).<br />

6.2 Die Magnetpulverprüfung von Gussstücken<br />

ist gemäß <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren,<br />

Abschnitt 3, I. durchzuführen. Bei Verwendung<br />

schwarzer Magnetpulver ist die zu prüfende Oberfläche<br />

mit einer weißen nichtabwischbaren Kontrastfarbe<br />

in möglichst geringer Schichtdicke (max. 20 μm)<br />

einzufärben. Eine Minderung der damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Prüfemfpindlichkeit ist zu beachten.<br />

6.3 Zwecks Vermeidung von Brandstellen auf<br />

der Gussstückoberfläche bei Vergütungsstahlguss sind<br />

bei der Magnetisierung mittels wechselstromdurchflossener<br />

Aufsatzelektroden ausschließlich selbstabschmelzende<br />

Elektroden aus Zinn-Aluminium-<br />

Legierungen zu verwenden.<br />

Auf der Oberfläche sichtbare Kontaktstellen sind ggf.<br />

zu beschleifen <strong>und</strong> mittels Jochmagnetisierung nachzuprüfen.<br />

Bereits bearbeitete Gussstückoberflächen sind ausschließliche<br />

mittels Jochmagnetisierung zu prüfen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–20<br />

Tabelle 4.18 Zuordnung von Gütestufen zu gewählten Vergleichsmustern 1 für die Oberflächenbeschaffenheit<br />

Kategorien<br />

Einschlüsse an der<br />

Oberfläche<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Gütestufen<br />

V 1 V 2 V 3 V 4<br />

Kennzeichnung nach der Technischen Empfehlung 359-1 2<br />

B 1 B 2 B 4 B 5<br />

Gasporosität C 1 C 2 C 3 C 4<br />

Kaltschweißstellen D 1 D 2 D 5 ––<br />

Schülpen E 3 E 5 –– ––<br />

Kernstützen F 1 F 3 –– ––<br />

Schweißungen J 1 J 2 J 3 J 5<br />

1 Die verlangte Gütestufe kann für jede Kategorie unterschiedlich sein.<br />

2 Siehe Hinweise auf Normen unter 4.<br />

6.4 Die Magnetpulveranzeigen sind hinsichtlich<br />

ihrer Art, Größe <strong>und</strong> Häufigkeit entsprechend den<br />

Tabellen 4.19, 4.20 <strong>und</strong> 4.21 zu bewerten.<br />

Als Bezugsfläche dient hierfür ein Rechteck von<br />

105 mm × 148 mm (Format DIN A6), das auf die<br />

jeweils ungünstigste Stelle (Stelle mit der größten<br />

Anzeigenhäufigkeit) aufzulegen ist. Zusätzlich sind<br />

zur Bewertung die Bildreihen nach EN 1369 heranzuziehen.<br />

6.5 Definition der Anzeigen der Magnetpulverprüfung<br />

6.5.1 Nichtlineare Anzeigen (SM)<br />

Die Anzeigen gelten als nichtlinear, wenn die Länge L<br />

kleiner als 3mal die Breite W ist.<br />

Das Bezeichnungssymbol für nichtlineare Anzeigen<br />

ist SM (S für Oberfläche <strong>und</strong> M für Magnetpulver).<br />

6.5.2 Lineare Anzeigen (LM)<br />

Die Anzeigen gelten als linear, wenn L größer oder<br />

gleich 3 W ist.<br />

Das Bezeichnungssymbol für lineare Anzeigen ist LM<br />

(L für linear <strong>und</strong> M für Magnetpulver).<br />

6.5.3 In Reihe angeordnete Anzeigen (AM)<br />

Die Anzeigen gelten in folgenden Fällen als in Reihe<br />

angeordnet:<br />

– nichtlinear: Der Abstand zwischen den Anzeigen<br />

ist kleiner als 2 mm <strong>und</strong> mindestens drei<br />

Anzeigen werden beobachtet<br />

– linear: Der Abstand zwischen zwei Anzeigen ist<br />

kleiner als die Länge L des längsten Fehlers in<br />

einer Reihe.<br />

2<br />

1 3<br />

Abb. 4.1 Beispiel für L<br />

In Reihe angeordnete Anzeigen werden als eine einzige<br />

Anzeige betrachtet. Ihre Länge entspricht der Gesamtlänge<br />

L dieser Reihe, siehe Abb. 4.1.<br />

Das Bezeichnungsymbol für in Reihe angeordnete<br />

Anzeigen ist AM (A für in Reihe angeordnet <strong>und</strong> M<br />

für Magnetpulver)<br />

Hinweis<br />

Die Gesamtlänge L ist der sich ergebende Abstand<br />

zwischen dem Beginn des ersten Fehlers <strong>und</strong> dem<br />

Ende des letzten Fehlers.<br />

Beispiel: L= + + + + <br />

1 2 3 4 5<br />

4<br />

5


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–21<br />

Tabelle 4.19 Art der Fehler <strong>und</strong> Typen der entsprechenden Anzeigen bei der Magnetpulverprüfung<br />

Art der Fehler Kennbuchstabe nichtlinear<br />

Typen von Anzeigen bei der Magnetprüfung<br />

SM<br />

linear<br />

LM<br />

in Reihe<br />

angeordnet<br />

AM<br />

Gasporosität A X –– X<br />

Sand <strong>und</strong> Schlackeneinschlüsse B X –– X<br />

Risse D –– X X<br />

Warmrisse E –– X X<br />

Eingießteile F –– X X<br />

Kaltschweißstellen H –– X X<br />

Tabelle 4.20 Gütestufen der Magnetpulverprüfung - Nichtlineare vereinzelte Anzeigen (SM)<br />

Merkmal<br />

Gütestufen<br />

SM 1 SM 2 SM 3 SM 4<br />

Prüfmittel Auge<br />

Vergrößerung bei Betrachtung von Anzeigen der<br />

Magnetpulverprüfung<br />

Länge L 1 der kleinsten zu berücksichtigenden<br />

Anzeige [mm]<br />

größte zulässige<br />

Gesamtfläche [mm2 Nichtlineare<br />

]<br />

Anzeigen (SM) größte zulässige<br />

Einzellänge L2 [mm]<br />

1 Höchstens 2 Anzeigen mit der angegebenen größten Einzelabmessung sind zulässig.<br />

1<br />

1,5 2 3 5<br />

10 35 70 200<br />

2 1 4 1 6 1 10 1<br />

Hinweis<br />

Nur die in dieser Tabelle angegebenen Werte gelten. Die Vergleichsbilder nach EN 1369 Anhänge B <strong>und</strong> C<br />

dienen lediglich zur Information.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–22<br />

Tabelle 4.21 Gütestufen der Magnetpulverprüfung – Lineare (LM) <strong>und</strong> in Reihe angeordnete (AM)<br />

Anzeigen<br />

Prüfmittel<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Merkmal<br />

Vergrößerung bei Betrachtung von Anzeigen<br />

der Magnetpulverprüfung<br />

Länge L1 der kleinsten zu berücksichtigenden<br />

Anzeige [mm]<br />

Anordnung der Anzeigen 1<br />

vereinzelt (I) oder kumulativ (C)<br />

Größte Länge L2 von<br />

linearen (LM) <strong>und</strong> in<br />

Reihe angeordneten (AM)<br />

Anzeigen in Abhängigkeit<br />

von der Wanddicke t<br />

[mm]<br />

Wanddicke Klasse a<br />

t £ 16 mm<br />

Wanddicke Klasse b<br />

16 mm < t £ 50 mm<br />

Wanddicke Klasse c<br />

t > 50 mm<br />

Auge<br />

1<br />

1,5 2 3 5<br />

I C I C I C I C<br />

2 4 4 6 6 10 10 18<br />

3 6 6 12 9 18 18 27<br />

5 10 10 20 15 30 30 45<br />

Bild<br />

C.3<br />

LM 1<br />

AM 1<br />

LM 2<br />

AM 2<br />

Bild<br />

C.4<br />

Gütestufen<br />

Bild<br />

C.5<br />

LM 3<br />

AM 3<br />

Bild<br />

C.6<br />

Vergleichsbilder gemäß EN 1369 Anhang C<br />

1 Die linearen <strong>und</strong> in Reihe angeordneten Anzeigen sind bei der Berechnung der kumulativen Länge zu berücksichtigen.<br />

LM 4<br />

AM 4<br />

Hinweis<br />

Nur die in dieser Tabelle angegebenen Werte sind verbindlich. Die Vergleichsbilder nach EN 1369 Anhang C<br />

dienen lediglich zur Information.<br />

6.6 Fehler, die in Bezug auf ihre Größe <strong>und</strong> Häufigkeit<br />

die für die vorgeschriebenen Gütestufen geforderten<br />

Werte überschreiten, sowie Risse sind unzulässig<br />

<strong>und</strong> müssen beseitigt werden. Ausgebesserte Fehlstellen<br />

müssen erneut geprüft werden.<br />

7. Eindringprüfung (PT)<br />

7.1 Die Prüfung ist mit einem Prüfmittelsystem<br />

bestehend aus Reiniger, Eindringmittel <strong>und</strong> Entwickler<br />

gemäß <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren,<br />

Abschnitt 3, J. durchzuführen.<br />

7.2 Die zu prüfende Gussstückoberfläche soll den<br />

in 6.1 bzw. 4. genannten Anforderungen an die Oberflächenbeschaffenheit<br />

entsprechen.<br />

7.3 Die Anzeigen sind hinsichtlich ihrer Art,<br />

Größe <strong>und</strong> Häufigkeit entsprechend den Tabelle 4.22,<br />

4.23 <strong>und</strong> 4.24 zu bewerten. Als Bezugsfläche dient<br />

hierfür ein Rechteck von 105 mm × 148 mm (Format<br />

DIN A6), das auf die jeweils ungünstigste Stelle (Stelle<br />

mit der größten Anzeigenhäufigkeit) aufzulegen ist.<br />

Zusätzlich können zur Bewertung die Bildreihen nach<br />

EN 1371-1 Teil 2, oder einer anderen anerkannten<br />

Norm mit herangezogen werden.<br />

7.4 Definition der Anzeigen der Eindringprüfung<br />

7.4.1 Lineare Anzeige (LP)<br />

Anzeige, bei der die größte Abmessung mindestens<br />

dem 3fachen der kleinsten Abmessung entspricht<br />

(d. h. L ≥ 3 W)


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–23<br />

Tabelle 4.22 Art der Fehler <strong>und</strong> Typen der entsprechenden Anzeigen bei der Eindringprüfung<br />

Art der Fehler<br />

Kennbuchstabe<br />

vereinzelt<br />

SP<br />

Typen von Anzeigen bei der Eindringprüfung<br />

nichtlinear<br />

gehäuft<br />

CP<br />

linear<br />

in Reihe<br />

angeordnet<br />

LP<br />

AP<br />

Gasporosität A X X –– X<br />

Sand <strong>und</strong> Schlackeneinschlüsse B X X –– X<br />

Risse D –– –– X X<br />

Warmrisse E –– –– X X<br />

Eingießteile F X –– X X<br />

Kaltschweißstellen H –– –– X X<br />

Tabelle 4.23 Gütestufen der Eindringprüfung – Nichtlineare Anzeigen 1 , vereinzelt (SP) oder gehäuft (CP)<br />

Merkmal SP1<br />

CP1<br />

Gütestufen<br />

SP2<br />

CP2<br />

Prüfmittel Auge<br />

Vergrößerung bei Betrachtung von Anzeigen der Magentpulverprüfung 1<br />

SP3<br />

CP3<br />

Durchmesser der kleinsten zu berücksichtigenden Anzeige [mm] 1,5 2 3 5<br />

Höchste Anzahl zulässiger nichtlinearer Anzeigen 8 8 12 20<br />

Höchstzulässiges Maß der Fehleranzeigen A, B <strong>und</strong> F [mm]<br />

– vereinzelte Anzeigen SP 3 6 9 14<br />

– gehäufte Anzeigen CP 10 16 25 ––<br />

1 Nichtlineare Anzeigen für L ≤ 3 W; dabei ist L die Länge <strong>und</strong> W die Breite der Anzeige.<br />

Hinweis<br />

Nur die in dieser Tabelle angegebenen Werte sind verbindlich. Die Vergleichsbilder nach EN 1371-1 Anhänge B<br />

<strong>und</strong> C diesen lediglich zur Information.<br />

7.4.2 Nichtlineare Anzeige<br />

Anzeige bei der die größte Abmessung weniger als das<br />

3fache der kleinsten Abmessung beträgt (d. h. L < 3 W):<br />

– vereinzelt (SP)<br />

– gehäuft (CP): Bereich mit vielen Anzeigen, der<br />

Abstand zwischen den Anzeigen ist nicht messbar<br />

(sie bilden scheinbar nur eine einzige Anzeige);<br />

7.4.3 In Reihe angeordnete Anzeigen (AP)<br />

– linear: Der Abstand zwischen zwei Anzeigen ist<br />

kleiner als die Länge des längsten Fehlers in der<br />

Reihenanordnung; oder<br />

SP4<br />

– nichtlinear: Der Abstand zwischen zwei Anzeigen<br />

beträgt weniger als 2 mm <strong>und</strong> es werden<br />

mindestens drei Anzeigen beobachtet.<br />

7.5 Fehler, die in Bezug auf ihre Größe <strong>und</strong> Häufigkeit<br />

die für die vorgeschriebene Prüfklasse geforderten<br />

Werte überschreiten, sowie Materialtrennungen<br />

(Risse) sind unzulässig <strong>und</strong> müssen beseitigt<br />

werden.<br />

Ausgebesserte Fehlstellen müssen erneut geprüft werden.<br />

Hierfür ist das zuvor angewendete Prüfmittelsystem<br />

zu verwenden.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–24<br />

Tabelle 4.24 Gütestufen der Eindringprüfung – Lineare (LP) <strong>und</strong> in Reihe angeordnete (AP) Anzeigen 1<br />

Prüfmittel<br />

Merkmal<br />

Vergrößerung bei Betrachtung von Anzeigen<br />

der Eindringprüfung<br />

Länge der kleinsten zu berücksichtigenden<br />

Anzeige [mm]<br />

Anordnung der Anzeigen<br />

vereinzelt (I) oder kumulativ (C)<br />

Größte Länge von<br />

linearen (LP) <strong>und</strong> in<br />

Reihe angeordneten (AP)<br />

Anzeigen in Abhängigkeit<br />

von der Wanddicke t<br />

[mm]<br />

Nach Anhang D<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Wanddicke Klasse a<br />

t £ 16 mm<br />

Wanddicke Klasse b<br />

16 mm < t £ 50 mm<br />

Wanddicke Klasse c<br />

t > 50 mm<br />

Auge<br />

1<br />

1,5 2 3 5<br />

I C I C I C I C<br />

2 4 4 6 6 10 10 18<br />

3 6 6 12 9 18 18 27<br />

5 10 10 20 15 30 30 45<br />

Hinweis<br />

Die Anzeigen bei der Eindringprüfung können sich über einen Zeitraum entwickeln; dies sollte berücksichtigt<br />

werden.<br />

1 Die Länge L einer in Reihe angeordneten Anzeige ist der Abstand zwischen dem Beginn des ersten Fehlers <strong>und</strong> dem entgegengesetzten<br />

Ende des letzten Fehlers (L ³ 3 W).<br />

Hinweis<br />

Nur die in dieser Tabelle angegebenen Daten sind verbindlich. Die Vergleichsbilder nach EN 1371-1 Anhang D<br />

dienen lediglich zur Information.<br />

8. Ultraschallprüfung (UT)<br />

8.1 Die Ultraschallprüfung kommt bevorzugt für<br />

dickere Gussstücke <strong>und</strong> zur Untersuchung von Fertigungsschweißungen<br />

sowie als Ergänzung zur Durchstrahlungsprüfung<br />

für die Ermittlung der Tiefenlage<br />

<strong>und</strong> Ausdehnung von Fehlstellen in Betracht, <strong>und</strong> ist<br />

gemäß <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren,<br />

Abschnitt 3, K. durchzuführen.<br />

8.2 Alle Gussstücke müssen für die Prüfung in<br />

wärmebehandeltem Zustand vorliegen. Ultraschallprüfungen<br />

kommen für austenitische <strong>und</strong> austenitischferritische<br />

<strong>Stahl</strong>gusssorten im Regelfall nicht in Betracht.<br />

Bild<br />

D.3<br />

LP 1<br />

AP 1<br />

Bild<br />

D.4<br />

LP 2<br />

AP 2<br />

Gütestufen<br />

Bild<br />

D.5<br />

LP 3<br />

AP 3<br />

Bild<br />

D.6<br />

LP 4<br />

AP 4<br />

8.3 An den zu prüfenden Bereichen muss die<br />

Gussstückoberfläche in einen Zustand gebracht werden,<br />

der ein einwandfreies Ankoppeln des Prüfkopfes<br />

erlaubt. Dazu muss die Oberfläche frei von Formstoff-<br />

<strong>und</strong> Schlichteresten, Z<strong>und</strong>er, Staub <strong>und</strong> anderen Verunreinigungen<br />

sein, welche die Ankopplung beeinträchtigen<br />

können.<br />

Die Einhaltung einer bestimmten Oberflächenrauheit<br />

gemäß 4. kann vereinbart werden.<br />

8.4 Eine ausreichende Ultraschallprüfbarkeit ferritischer<br />

Gussstücke ist gegeben, wenn Kreisscheibenreflektoren<br />

von 3 mm, 4 mm <strong>und</strong> 6 mm Durchmesser für<br />

den jeweiligen Wanddickenbereich mit ausreichender


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Sicherheit nachgewiesen werden können, vgl. Tabelle<br />

4.25. Die Echohöhen dieser kleinsten nachzuweisenden<br />

Kreisscheibenreflektoren sollen mindestens 6dB<br />

über dem Störuntergr<strong>und</strong> am Ende des zu beurteilenden<br />

Tiefenbereiches liegen. Die Erfüllung vorgenannter<br />

Bedingungen ist dem <strong>GL</strong>-Besichtiger im Rahmen der<br />

Prüfung nachzuweisen.<br />

8.5 Wenn möglich, müssen die zu prüfenden Bereiche<br />

von beiden Seiten geprüft werden. Ist nur eine<br />

Seite zugänglich, müssen nahauflösende Prüfköpfe, SE-<br />

Prüfköpfe, zum Nachweis oberflächennaher Inhomogenitäten<br />

eingesetzt werden. Die Prüfung mit SE-Prüfköpfen<br />

ist nur für Wanddicken bis 50 mm zweckmäßig.<br />

8.6 Zusätzlich müssen, wenn nicht anders zwischen<br />

Käufer <strong>und</strong> Hersteller vereinbart, bei allen Guss-<br />

Tabelle 4.25 Anforderungen an die Ultraschallprüfbarkeit nach EN 12680-1<br />

Wanddicke<br />

[mm]<br />

stücken folgende Bereiche bis zu einer Tiefe von 50<br />

mm mit SE-Senkrecht- <strong>und</strong>/oder Winkelprüfköpfen<br />

geprüft werden:<br />

– Hohlkehlen, Wanddickenübergänge, Bereiche<br />

mit äußeren Kühlrippen<br />

– Fertigungsschweißungen, Anschweißenden <strong>und</strong><br />

Sonderrandzonen<br />

– Fertigungsschweißungen mit einer Tiefe von<br />

mehr als 50 mm müssen ergänzend mit anderen<br />

geeigneten Winkelprüfköpfen geprüft werden.<br />

8.7 Es sind alle Echoanzeigen oder Rückwandechoschwächungen<br />

zu erfassen, die die in Tabelle 4.26<br />

genannten Registriergrenzen erreichen oder überschreiten.<br />

Kleinster nachweisbarer Durchmesser<br />

der Flachbodenbohrung [mm]<br />

≤ 300 3<br />

> 300 bis ≤ 400 4<br />

> 400 bis ≤ 600 6<br />

Tabelle 4.26 Registriergrenzen für die Ultraschallprüfung von Gussstücken aus ferritischen Stählen nach<br />

EN 12680-1<br />

Wanddicke<br />

[mm]<br />

Geprüfter<br />

Bereich<br />

Anzeigen ohne messbare<br />

Ausdehnung<br />

Durchmesser<br />

der äquivalenten<br />

Flachbodenbohrung 1<br />

min.<br />

[mm]<br />

Anzeigen mit messbarer<br />

Ausdehnung<br />

Durchmesser<br />

der äquivalenten<br />

Flachbodenbohrung 1<br />

min.<br />

[mm]<br />

≤ 300 – 4 3<br />

> 300 bis ≤ 400 – 6 4<br />

> 400 bis ≤ 600 – 6 6<br />

–<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–25<br />

Bereiche mit<br />

Gütestufe 1<br />

Rückwandechoabnahme<br />

min.<br />

[mm]<br />

3 3 6<br />

– Sonderrandzone 3 3 –<br />

1 Umrechnungsformel für Durchmesser von Flachbodenbohrungen in die von Querbohrungen siehe EN 12680-1.<br />

12


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–26<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

8.8 Anzeigen, welche die nach Tabelle 4.27 bzw.<br />

nach Abb. 4.3 gültigen Höchstwerte überschreiten, sind<br />

unzulässig <strong>und</strong> führen zur Zurückweisung des Gussstückes<br />

durch den Besichtiger. Eine Abnahme des Gussstückes<br />

kann dennoch in Betracht gezogen werden,<br />

wenn nach einer weiteren Beurteilung der Anzeigen<br />

durch den Besteller <strong>und</strong> den <strong>GL</strong> der Nachweis erbracht<br />

wird, dass die Verwendbarkeit des Gussstückes bei<br />

Verzicht auf eine Ausbesserung nicht wesentlich beeinträchtigt<br />

ist, oder wenn der Fehler ausgebessert wird. In<br />

diesem Fall ist die Prüfung zu wiederholen.<br />

8.9 Für die Bestimmung der Zulässigkeitskriterien<br />

nach Tabelle 4.27 ist die Gusswand in Rand- <strong>und</strong><br />

Kernzonen nach Abb. 4.2 einzuteilen.<br />

900<br />

a [mm<br />

800<br />

2 ]<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

a<br />

Randzone<br />

Kernzone<br />

Randzone<br />

a = t/3 (max. 30 mm)<br />

a<br />

a<br />

t<br />

(Die Wandeinteilung bezieht sich auf die Maße<br />

des einbaufertigen Gussstückes)<br />

Abb. 4.2 Wandeinteilung in Zonen<br />

100 0 10 20 30 40 50<br />

Legende<br />

UV 2 Gütestufe 2<br />

UV 3 Gütestufe 3<br />

UV 4 Gütestufe 4<br />

UV 5 Gütestufe 5<br />

a höchstzulässige Einzelanzeige [mm 2 ]<br />

b Abstand von der Prüffläche [mm]<br />

Anzeigen mit messbaren Ausdehnungen sind in Gütestufe 1 nicht zulässig.<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

b [mm]<br />

Abb. 4.3 Zulässigkeitsgrenzen für die Ultraschallprüfung für einzelne weitgehend in Wanddickenrichtung<br />

ausgerichtete, flächige Anzeigen, bestimmt mit Winkelprüfköpfen in Anlehnung an EN 12680-1


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Tabelle 4.27 Zulässigkeitsgrenzen für die Ultraschallprüfung für räumliche Reflektoren in Anlehnung<br />

an EN 12680-1<br />

Gütestufe<br />

Zone<br />

(siehe<br />

Bild 2)<br />

Einheit<br />

Merkmal<br />

UV 4<br />

UV 3<br />

UV 2<br />

UV 1<br />

> 100<br />

£ 600<br />

> 50<br />

£ 100<br />

£ 50<br />

mm<br />

Gussstückwanddicke<br />

im geprüften Bereich<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–27<br />

mm<br />

Größter Durchmesser der äquivalenten<br />

Flachbodenbohrung<br />

nicht als Merkmal<br />

bewertet<br />

-<br />

Anzahl der registrierpflichtigen Reflektoren<br />

in einer Fläche von 100 mm × 100mm<br />

mm<br />

Größter Durchmesser der äquivalenten<br />

Flachbodenbohrung<br />

-<br />

Größte Ausdehnung des Reflektors in<br />

Wanddickenrichtung<br />

75<br />

150<br />

2000<br />

20000<br />

15000<br />

20000<br />

75<br />

100<br />

2000<br />

15000<br />

15000<br />

20000<br />

75<br />

100<br />

2000<br />

15000<br />

10000<br />

15000<br />

Reflektoren ohne messbare Ausdehnung<br />

Rand<br />

3<br />

Kern<br />

Rand<br />

3<br />

Kern<br />

Reflektoren mit messbarer Ausdehnung<br />

Rand<br />

Kern<br />

Rand<br />

Kern<br />

Rand<br />

Kern<br />

Rand<br />

Kern<br />

Rand<br />

Kern<br />

2<br />

- £ 50<br />

> 50 > 100<br />

£ 100 £ 600<br />

£ 50<br />

> 50 > 100<br />

£ 100 £ 600<br />

1<br />

3 5 6 6<br />

nicht als Merkmal bewertet<br />

3<br />

1<br />

15 % der Zonendicke<br />

15 % der Wanddicke<br />

75 75 75 75 75 75<br />

75 75 100 75 75 120<br />

nicht 600 1000 1000 600 2000 2000<br />

zulässig 10000 10000 15000 15000 15000 20000<br />

10000 10000 10000 10000 10000 10000<br />

10000 15000 15000 15000 20000 20000<br />

mm<br />

Größte Länge ohne messbare Breite<br />

mm 2<br />

3, 4<br />

Größte Einzelfläche<br />

mm 2<br />

Größte Gesamtfläche pro Bezugsfläche 3<br />

100000 » (320 mm × 320 mm)<br />

150000 »<br />

(390 mm × 390 mm)<br />

-<br />

mm 2<br />

Bezugsfläche<br />

1 Bei Wanddicken nicht größer als 50 mm sind Flachbodenbohrungen mit Durchmessern über 8 mm unzulässig.<br />

Bei Wanddicken größer als 50 mm muss die Zulässigkeit von Anzeigen entsprechend Flachbodenbohrungen über 8 mm Durchmesser in der Randzone zwischen Hersteller<br />

<strong>und</strong> Käufer vereinbart werden.<br />

2 Kernzone + Randzone.<br />

3 Anzeigen mit einem Abstand unter 25 mm sind als eine Anzeige zu betrachten.<br />

4 Wenn die Anzeige in der Kernzone durch einen Einzelreflektor verursacht ist, dessen Dicke 10 % der Wanddicke nicht überschreitet (z. B. Mittellinienlunker), sind im<br />

Falle der Gütestufen 2 bis 4 bis zu 50 % höhere Werte als in der Tabelle angegeben <strong>und</strong> im Falle von Gütestufe 5 unbegrenzte Anzeigeflächen zulässig.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–28<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

9. Durchstrahlungsprüfung (RT)<br />

9.1 Die Durchstrahlungsprüfung von Gussstücken<br />

ist gemäß <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren,<br />

Abschnitt 3, L. durchzuführen.<br />

9.2 Die Wahl der Strahlenquelle ist abhängig von<br />

der geforderten Prüfklasse <strong>und</strong> der zu durchstrahlenden<br />

Gusswanddicke, siehe Tabelle 4.28. Erforderlichenfalls<br />

ist die Durchstrahlungsprüfung in Ergänzung zur Ultraschallprüfung<br />

anzuwenden, wenn Zweifel hinsichtlich<br />

der Bewertung von Ultraschallanzeigen bestehen.<br />

9.3 Fehler, deren Art <strong>und</strong> Größe die in der<br />

Tabelle 4.29 für die geforderte Prüfklasse gültigen<br />

Höchstwerte überschreiten, sind unzulässig <strong>und</strong> führen<br />

zur Zurückweisung des Gussstückes durch den Besichtiger.<br />

Eine Abnahme des Gussstückes kann dennoch<br />

in Betracht gezogen werden, wenn nach einer<br />

weiteren Beurteilung der Fehler durch den Besteller<br />

<strong>und</strong> den <strong>GL</strong> der Nachweis erbracht wird, dass die<br />

Verwendbarkeit des Gussstückes bei Belassen des<br />

Fehlers nicht wesentlich beeinträchtigt ist, oder wenn<br />

der Fehler ausgebessert worden ist. In diesem Fall ist<br />

die Prüfung zu wiederholen.<br />

Tabelle 4.28 Strahlenquelle in Abhängigkeit von der Prüfklasse <strong>und</strong> der zu durchstrahlenden Dicke in<br />

Anlehnung an EN 444 <strong>und</strong> EN 12681<br />

Strahlungsquelle<br />

Durchstrahlte Dicke ω [mm]<br />

Klasse A Klasse B<br />

TM 170 w ≤ 5<br />

w ≤ 5<br />

Yb 169 1≤w ≤ 15<br />

2≤ w ≤ 15<br />

Se 75 10 ≤ w ≤ 40<br />

14 ≤ w ≤ 40<br />

Ir 192 20 ≤ w ≤ 100<br />

20 ≤ w ≤ 90<br />

Co 60 40 ≤ w ≤ 170<br />

60 ≤ w ≤ 150<br />

Röntgenstrahlen mit Energie über 1 MeV bis 4 MeV 30 ≤ w ≤ 200<br />

50 ≤ w ≤ 180<br />

Röntgenstrahlen mit Energie über 4 MeV bis 12 MeV w ≥ 50<br />

w ≥ 80<br />

Röntgenstrahlen mit Energie über 12 MeV w ≥ 80<br />

w ≥ 100


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 4 G<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–29<br />

Tabelle 4.29 Höchstzulässige Fehler bei der Durchstrahlungsprüfung<br />

Fehler<br />

Höchstzulässige Fehler für Gütestufe<br />

Beurteilung<br />

nach ASTM 1<br />

bei<br />

Wanddicken<br />

[mm]<br />

Kennbuchstabe<br />

nach ASTM 1<br />

Art<br />

RV 4 2<br />

RV 3 2<br />

RV 1 RV 2 2<br />

A 4<br />

A 4<br />

A 4<br />

A 3<br />

A 3<br />

A 3<br />

A 3<br />

A 3<br />

A 3<br />

A 1<br />

A 1<br />

3<br />

E 446<br />

E 186<br />

E 280<br />

bis 50<br />

über 50 bis 115<br />

über 115 bis 300<br />

A<br />

Gasblasen<br />

B 4<br />

B 4<br />

B 4<br />

B 3<br />

B 3<br />

B 3<br />

B 3<br />

B 3<br />

B 3<br />

B 1<br />

B 1<br />

3<br />

E 446<br />

E 186<br />

E 280<br />

bis 50<br />

über 50 bis 115<br />

über 115 bis 300<br />

B<br />

Nichtmetallische<br />

Einschlüsse<br />

Ca4, Cb4,<br />

Cc4, Cd4,<br />

Ca4, Cb4, Cc4,<br />

Ca4, Cb4, Cc4<br />

Ca3, Cb3,<br />

Cc3, Cd3,<br />

Ca3, Cb3, Cc3,<br />

Ca3, Cb3, Cc3<br />

Ca2, Cb2,<br />

Cc2, Cd2,<br />

Ca3, Cb2, Cc2,<br />

Ca2, Cb2, Cc2<br />

Ca1, Cb1,<br />

Cc1, Cd1,<br />

Ca1, Cb1, Cc1,<br />

3<br />

E 446<br />

E 186<br />

E 280<br />

bis 50<br />

über 50 bis 115<br />

über 115 bis 300<br />

C<br />

Lunker<br />

unzulässig 4<br />

unzulässig<br />

unzulässig<br />

unzulässig<br />

unzulässig<br />

4<br />

unzulässig<br />

unzulässig<br />

unzulässig<br />

unzulässig<br />

4<br />

unzulässig<br />

unzulässig<br />

unzulässig<br />

unzulässig<br />

D + E<br />

Risse<br />

F 1 5<br />

F 1 5<br />

F 1 5<br />

E 446<br />

E 186<br />

E 280<br />

bis 50<br />

über 50 bis 115<br />

über 115 bis 300<br />

F<br />

Kernstützen<br />

<strong>und</strong> Kühleisen<br />

1 Titel: ASTM-E 446 ¾ Reference radiographs for steel castings up to 2 in. (51 mm) in thickness,<br />

ASTM-E 186 ¾ Reference radiographs for heavy walled (2 to 4 1/2 in. (51 to 114 mm) steel castings sowie<br />

ASTM-E 280 ¾ Reference radiographs for heavy walled (4 1/2 to 12 in. (114 to 305 mm) steel castings.<br />

2 Wenn z.B. durch Ultraschallprüfungen nachgewiesen wird, daß sich die Fehler in der Kernzone (siehe Abb. 4.1) befinden, so gelten die Angaben für die zahlenmäßig<br />

höhere Gütestufe (z.B. 3 statt 2), sofern in der Werkstoffnorm oder Bestellung nichts Gegenteiliges festgelegt ist.<br />

3 Die einzuhaltenden Werte sind zu vereinbaren.<br />

4 Sofern nicht durch bruchmechanische Untersuchungen die Unbedenklichkeit der Risse nachgewiesen wird.<br />

5 Kernstützen dürfen vorhanden sein, müssen jedoch rissfrei an der Oberfläche verschweißt werden.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–30<br />

Abschnitt 4 H<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

H. Aufstellung der <strong>Stahl</strong>gussstücke, die zerstörungsfreien Prüfungen unterliegen<br />

Tabelle 4.30 Anzuwendende Prüfverfahren<br />

Bezeichnung des Bauteils<br />

Schiffbau-Konstruktionsteile<br />

Anzuwendende Prüfverfahren 1<br />

VT MT PT UT RT<br />

Steven × × (×) 2 × ×<br />

Propellerwellen-Nuss × × (×) 2 × ×<br />

Ruderhorn × × (×) 2 × ×<br />

Ruderlager × × (×) 2 – –<br />

Ruderkupplungsteile × × (×) 2 × ×<br />

Wellenböcke × × (×) 2 × –<br />

Ruderschaft × × – × –<br />

Ruderjoch × × (×) 2 × –<br />

Dieselmotorenteile<br />

Kolbenoberteile × × 5 – × 5 –<br />

Zylinderdeckel × × 5 – × 5 –<br />

Zahnräder <strong>und</strong> Kettenräder für Steuerwellenantriebe × × 5 – × –<br />

Kurbelwangen <strong>und</strong> Hubstücke × × – × –<br />

Pleuelstangen × × – × –<br />

Lagerstühle × × – × –<br />

Lagerkörper <strong>und</strong> -deckel für Gr<strong>und</strong>-, Kreuzkopf- <strong>und</strong><br />

Treibstangenlager × × – × –<br />

Anlassventilgehäuse × × – – ×<br />

Sonstige Bauteile der Antriebsanlage<br />

Turbinengehäuse × × – × ×<br />

Getrieberäder × × – × ×<br />

Armaturengehäuse<br />

Armaturengehäuse der Rohrleitungsklassen I 3 ab NW 100 × × – – × 4<br />

1 Prüfung in den vorgegebenen Bereichen.<br />

2 PT kann anstelle von MT angewendet werden.<br />

3 Vergleiche Klassifikations- <strong>und</strong> Bauvorschriften I – Teil 1, <strong>Kapitel</strong> 2 – Maschinenanlagen, Abschnitt 11, A.3.<br />

4 Stichprobenweise gemäß Prüfplan.<br />

5 Für Dieselmotoren mit Zylinderdurchmessern > 400 mm.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 4 I<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–31<br />

I. Prüfanleitungen für Schiffbau-Konstruktionsteile<br />

In den Abbildungen 4.4 bis 4.11 sind die Vorgaben für die zerstörungsfreien Prüfungen definiert.<br />

Prüfumfang:<br />

Visuelle Prüfung: gesamte Oberfläche<br />

Magnetpulverprüfung: Anschweißenden ( )<br />

Durchstrahlungsprüfung: Anschweißenden ( )<br />

Ultraschallprüfung: Anschweißenden ( ), wenn die Geometrie dies<br />

zulässt<br />

Gütestufen:<br />

Visuelle Prüfung: V1 für Anschweißenden; V3 restliche Bereiche<br />

Magnetpulverprüfung: SM1; LM1; AM1 für Anschweißenden; SM2; LM2; AM2<br />

restliche Bereiche<br />

Durchstrahlungsprüfung: RV1 bis 50 mm <strong>und</strong><br />

RV2 größer 50 mm Dicke 1<br />

Ultraschallprüfung: UV2 anstelle der Durchstrahlungsprüfung bei Dicken<br />

größer 50 mm 1<br />

1 Dicke = Dicke des Gussstückes an der zu prüfenden Stelle.<br />

Abb. 4.4 Prüfanleitung für Vorsteven


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–32<br />

Abschnitt 4 I<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

A<br />

A<br />

A - A<br />

B - B<br />

Prüfumfang:<br />

Visuelle Prüfung: gesamte Oberfläche<br />

Magnetpulverprüfung: mit ( ) markierte Bereiche<br />

Ultraschallprüfung: mit ( ) markierte Bereiche<br />

Gütestufen:<br />

Visuelle Prüfung: V2 ( )<br />

Magnetpulverprüfung: SM2, LM2, AM2 ( )<br />

SM3, LM3, AM3 restliche Bereiche<br />

Ultraschallprüfung: UV2<br />

Abb. 4.5 Prüfanleitung für Ruderschaft<br />

B B


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 4 I<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–33<br />

Prüfumfang:<br />

Visuelle Prüfung: gesamte Oberfläche<br />

Magnetpulverprüfung: Anschweißenden ( ), ( )<br />

Durchstrahlungsprüfung: Anschweißenden ( )<br />

Ultraschallprüfung: Bereiche gekennzeichnet mit ( )<br />

Gütestufen:<br />

Visuelle Prüfung: V1 für ( ); V2 für die mit ( )<br />

gekennzeichneten Bereiche, restliche Bereiche V3<br />

Magnetpulverprüfung: SM1, LM1, AM1 für ( ); SM2, LM2, AM2 für<br />

Durchstrahlungsprüfung:<br />

die mit ( ) gekennzeichneten Bereiche; SM3, LM3, AM3 für<br />

die restlichen Bereiche<br />

RV1 bis 50 mm Dicke <strong>und</strong><br />

RV2 größer 50 mm Dicke<br />

Ultraschallprüfung: UV2; sowie anstelle der Durchstrahlungsprüfung bei Dicken<br />

größer 50 mm<br />

Abb. 4.6 Prüfanleitung für Stevennuss


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–34<br />

Abschnitt 4 I<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Prüfumfang:<br />

Visuelle Prüfung: gesamte Oberfläche<br />

Magnetpulverprüfung: Anschweißenden ( ), ( )<br />

Durchstrahlungsprüfung: Anschweißenden ( )<br />

Ultraschallprüfung: Bereiche gekennzeichnet mit ( )<br />

Gütestufen:<br />

Visuelle Prüfung: V1 für ( ) <strong>und</strong> V3 restliche Bereiche<br />

Magnetpulverprüfung: SM1, LM1, AM1 für ( ); SM2, LM2, AM2 für die mit<br />

Durchstrahlungsprüfung:<br />

( ) gekennzeichneten Bereiche; SM3, LM3, AM3 für die restlichen<br />

Bereiche<br />

RV1 bis 50 mm Dicke <strong>und</strong><br />

RV2 größer 50 mm Dicke<br />

Ultraschallprüfung: UV2; sowie anstelle der Durchstrahlungsprüfung bei Dicken größer 50 mm<br />

Abb. 4.7 Prüfanleitung für Ruderhorn


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 4 I<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–35<br />

Prüfumfang:<br />

Visuelle Prüfung: gesamte Oberfläche<br />

Magnetpulverprüfung: Anschweißenden ( ), ( )<br />

Durchstrahlungsprüfung: Anschweißenden ( )<br />

Ultraschallprüfung: Bereiche gekennzeichnet mit ( )<br />

Gütestufen:<br />

Visuelle Prüfung: V1 für ( ) <strong>und</strong> V2 restliche Bereiche<br />

Magnetpulverprüfung: SM1, LM1, AM1 für ( ); SM2, LM2, AM2 für die mit<br />

Durchstrahlungsprüfung:<br />

( ) gekennzeichneten Bereiche; SM3, LM3, AM3 für die<br />

restlichen Bereiche<br />

RV1 bis 50 mm Dicke <strong>und</strong><br />

RV2 größer 50 mm Dicke<br />

Ultraschallprüfung: UV2; sowie anstelle der Durchstrahlungsprüfung bei Dicken<br />

größer 50 mm<br />

Abb. 4.8 Prüfanleitung für obere Ruderkupplung


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–36<br />

Abschnitt 4 I<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Prüfumfang:<br />

Visuelle Prüfung: gesamte Oberfläche<br />

Magnetpulverprüfung: Anschweißenden ( ), ( )<br />

Durchstrahlungsprüfung: Anschweißenden ( )<br />

Ultraschallprüfung: Bereiche gekennzeichnet mit ( )<br />

Gütestufen:<br />

Visuelle Prüfung: V1 für ( ); V2 restliche Bereiche<br />

Magnetpulverprüfung: SM1, LM1, AM1 für ( ); SM2, LM2, AM2 für die mit<br />

Durchstrahlungsprüfung:<br />

( ) gekennzeichneten Bereiche; SM3, LM3, AM3 für die<br />

restlichen Bereiche<br />

RV1 bis 50 mm Dicke <strong>und</strong><br />

RV2 größer 50 mm Dicke<br />

Ultraschallprüfung: UV2; sowie anstelle der Durchstrahlungsprüfung bei Dicken<br />

größer 50 mm<br />

Abb. 4.9 Prüfanleitung für untere Ruderkupplung


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 4 I<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–37<br />

A<br />

A<br />

B - B<br />

B<br />

B<br />

A - A<br />

Prüfumfang:<br />

Visuelle Prüfung: gesamte Oberfläche<br />

Magnetpulverprüfung: Anschweißenden ( ), ( )<br />

Durchstrahlungsprüfung: Anschweißenden ( )<br />

Ultraschallprüfung: Bereiche gekennzeichnet mit ( )<br />

Gütestufen:<br />

Visuelle Prüfung: V1 für ( ); V2 restliche Bereiche<br />

Magnetpulverprüfung: SM1, LM1, AM1 für ( ); SM2, LM2, AM2 für die mit ( )<br />

Durchstrahlungsprüfung:<br />

gekennzeichneten Bereiche; SM3, LM3, AM3 für die restlichen<br />

Bereiche<br />

RV1 bis 50 mm Dicke <strong>und</strong><br />

RV2 größer 50 mm Dicke<br />

Ultraschallprüfung: UV2; sowie anstelle der Durchstrahlungsprüfung bei Dicken<br />

größer 50 mm<br />

"Z"<br />

Abb. 4.10 Prüfanleitung für Hintersteven


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–38<br />

b<br />

3b<br />

t<br />

t t<br />

t<br />

d<br />

3d<br />

3d<br />

1,75 d<br />

Prüfumfang:<br />

Visuelle Prüfung: gesamte Oberfläche<br />

Magnetpulverprüfung: ( )<br />

Eindringprüfung: ( )<br />

Ultraschallprüfung Bereiche gekennzeichnet mit<br />

Gütestufen:<br />

Abschnitt 4 I<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

3d<br />

Visuelle Prüfung: V1 Passfedernut, Schaftbohrung: konisch oder zylindrisch,<br />

restliche Oberfläche V2<br />

Magnetpulverprüfung: SM1, LM1, AM1 Jocharme:<br />

oder Kontaktflächen für Gleitstein <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>, untere <strong>und</strong><br />

Eindringprüfung: SP1, CP1, LP1, AP1 obere Planflächen<br />

Magnetpulverprüfung:<br />

oder<br />

SP2, LM2, AM2 Restliche Oberfläche<br />

Eindringprüfung: SP2, CP2, LP2, AP2 Restliche Oberfläche<br />

Ultraschallprüfung: UV2 Für die gekennzeichneten Bereiche, Gleitsteinbereiche<br />

sind vor dem Bearbeiten der Gleitbahnen zu prüfen,<br />

restliche Oberfläche UV3<br />

Risse sind unzulässig. Die bearbeiteten Stellen dürfen keine offenen Sandstellen aufweisen.<br />

Über ein Belassen, Verschleifen oder Fertigungsschweißen enscheidet der <strong>GL</strong>.<br />

t t<br />

t t<br />

t<br />

t t<br />

t<br />

Abb. 4.11 Prüfanleitung für Ruderjoch


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 4 J<br />

<strong>Stahl</strong>guss <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–39<br />

J. Prüfanleitung für Dieselmotorenteile<br />

In den Abbildungen 4.12 <strong>und</strong> 4.13 sind für die Vorgaben für die zerstörungsfreien Prüfungen definiert.<br />

200<br />

200<br />

30<br />

Zone I<br />

Zone II<br />

Prüfumfang:<br />

Visuelle Prüfung: gesamte Oberfläche<br />

Magnetpulverprüfung: gesamte Oberfläche<br />

Ultraschallprüfung: Schaft <strong>und</strong> Lagerbereiche<br />

Eindringprüfung: mechanisch bearbeitete Lagerflächen ( )<br />

Gütestufen:<br />

Visuelle Prüfung: V1 für Zone I <strong>und</strong> II; Rest V2<br />

Magnetpulverprüfung: SM1, LM1, AM1 für Zone I <strong>und</strong> II; Rest SM2, LM2, AM2<br />

Ultraschallprüfung: UV1 für Zone I <strong>und</strong> II; Rest UV2<br />

Eindringprüfung: SP2, CP2, LP2, AP2 für die mit (<br />

Bereiche<br />

) gekennzeichneten<br />

Abb. 4.12 Prüfanleitung für Pleuelstangen


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 4–40<br />

Abschnitt 4 J<br />

<strong>Stahl</strong>guss II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Prüfumfang:<br />

Visuelle Prüfung: gesamte Oberfläche<br />

Magnetpulverprüfung: Anschweißenden ( ), ( )<br />

Ultraschallprüfung: Bereiche gekennzeichnet mit ( )<br />

Eindringprüfung: Bereiche gekennzeichnet mit ( )<br />

Gütestufen:<br />

Visuelle Prüfung: V1 für ( ), Rest V2<br />

Magnetpulverprüfung: SM1, LM1, AM1, für die mit ( ) gekennzeichneten<br />

Bereiche;<br />

SM2, LM2, AM2, für die mit (<br />

Bereiche<br />

) gekennzeichneten<br />

Ultraschallprüfung: UV1 für die mit ( ) gekennzeichneten Bereiche;<br />

Eindringprüfung:<br />

UV2 für die mit ( ) gekennzeichneten Bereiche<br />

SP2, CP2, LP2, AP2 für die mit ( ) gekennzeichneten<br />

Bereiche<br />

Abb. 4.13 Prüfanleitung für Lagerschild-Mittelstück<br />

G<br />

H<br />

G<br />

H


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

A. Allgemeine Vorschriften<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 5 A<br />

Gusseisen <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 5–1<br />

A. enthält allgemeine Vorschriften, die bei der Herstellung<br />

<strong>und</strong> Prüfung von Gusseisen mit Kugel- bzw.<br />

Lamellengraphit zu beachten sind.<br />

2. Auswahl der Gusseisensorten<br />

2.1 Alle Gussstücke müssen für den vorgesehenen<br />

Verwendungszweck geeignet sein <strong>und</strong> die in den<br />

nachfolgenden Einzelvorschriften genannten Mindestanforderungen<br />

erfüllen. Unter diesen Voraussetzungen<br />

können Gusssorten nach den Normen oder vom <strong>GL</strong><br />

genehmigten Werkstoffspezifikationen verwendet<br />

werden.<br />

2.2 Für die Kennzeichnung der Gusssorten sind<br />

die Normenbezeichnungen oder die in den Spezifikationen<br />

genannten Bezeichnungen zu verwenden.<br />

3. Anforderungen an die Gießerei<br />

3.1 Gießereien, die Gussstücke nach diesen Vorschriften<br />

liefern wollen, müssen vom <strong>GL</strong> zugelassen<br />

sein. Voraussetzung hierfür ist, dass sie bezüglich<br />

ihrer Fertigung <strong>und</strong> Qualitätskontrolle die in <strong>Kapitel</strong> 1<br />

– Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 1, C. genannten<br />

Anforderungen erfüllen <strong>und</strong> dieses dem <strong>GL</strong><br />

vor Beginn der Lieferungen nachweisen.<br />

3.2 Unabhängig von den Forderungen nach 2.1<br />

muss der Hersteller durch erstmalige Eignungsprüfungen<br />

an den Erzeugnissen selbst nachgewiesen haben,<br />

dass er diese bedingungsgemäß herstellen kann. Der<br />

Umfang dieser Prüfungen wird von Fall zu Fall vom<br />

<strong>GL</strong> festgelegt.<br />

4. Allgemeine Gussstückbeschaffenheit<br />

4.1 Alle Gussstücke müssen eine den Herstellungsbedingungen<br />

entsprechende saubere Oberfläche<br />

haben. Untergeordnete Gussfehler, wie Sand- <strong>und</strong><br />

Schlackenstellen, kleine Kaltschweißen <strong>und</strong> Schülpen<br />

sind auszuputzen, wobei die Mindestwanddicke nicht<br />

unterschritten werden darf. Die Gussstücke müssen<br />

frei von solchen Fehlern sein, welche die vorgesehene<br />

Verwendung <strong>und</strong> Bearbeitung mehr als unerheblich<br />

beeinträchtigen können.<br />

Abschnitt 5<br />

Gusseisen<br />

Hierzu sind Vereinbarungen zwischen dem Besteller<br />

<strong>und</strong> Hersteller hinsichtlich der Festlegung von Gütestufen<br />

gemäß EN 1369, EN 1371-1, EN 12680-3 <strong>und</strong><br />

EN 12681 zu treffen.<br />

4.2 Speiser <strong>und</strong> anderer überschüssiger Werkstoff<br />

sind durch geeignete Verfahren zu entfernen.<br />

Tritt durch das Trennverfahren eine Gefügeveränderung<br />

ein, z. B. beim Brennschneiden, müssen die<br />

Trennstellen anschließend mechanisch bearbeitet<br />

werden.<br />

4.3 Fertigungsschweißungen <strong>und</strong> Reparaturschweißungen,<br />

seien es artfremde Schweißungen<br />

mittels hoch nickelhaltiger Schweißzusätze oder artgleiche<br />

Schweißungen, d. h. Schweißen mit artgleichen<br />

Schweißzusätzen, bedürfen in jedem Fall der<br />

Durchführung von schweißtechnischen Verfahrensprüfungen<br />

im Beisein des <strong>GL</strong>. Über eine gussteil-<br />

bzw. bauteilspezifische Anwendung der o. g.<br />

Schweißverfahren entscheidet der <strong>GL</strong>.<br />

4.4 Bei Zustimmung des Besichtigers dürfen<br />

örtliche poröse Stellen an Gussstücken, die nicht auf<br />

Innendruck beansprucht werden, durch Anwendung<br />

geeigneter Verfahren, wie den Einsatz von Füllstücken<br />

aus artgleichem Werkstoff nachgebessert werden.<br />

Hierbei ist vorausgesetzt, dass die Verwendbarkeit<br />

der Gussstücke nicht beeinträchtigt wird.<br />

5. Maße, zulässige Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

Für die Maße <strong>und</strong> zulässigen Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

gelten die in den Bestellzeichnungen bzw. in<br />

den betreffenden Normen genannten Werte. Entsprechende<br />

Angaben hierfür sind in den Bestellunterlagen<br />

zu machen <strong>und</strong> dem Besichtiger bekannt zu geben.<br />

6. Dichtheit<br />

Alle Gussstücke, die durch das Betriebsmittel auf<br />

inneren Druck beansprucht werden oder für die ein<br />

besonderer Nachweis der Dichtheit gefordert ist, müssen<br />

bei den vorgeschriebenen Prüfdrücken dicht sein.<br />

7. Allgemeine Anforderungen an die Gusswerkstoffe<br />

7.1 Chemische Zusammensetzung<br />

Sofern nichts anderes vereinbart oder in den Normen<br />

festgelegt, bleibt die Wahl der chemischen Zusammensetzung<br />

dem Hersteller überlassen. Der Hersteller<br />

muss die Zusammensetzung so wählen, dass die geforderten<br />

Güteeigenschaften erreicht werden.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 5–2<br />

Abschnitt 5 A<br />

Gusseisen II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

7.2 Mechanische Eigenschaften<br />

Die in den Tabellen in B. <strong>und</strong> C. bzw. in den Normen<br />

genannten Werte müssen bei der Prüfung erreicht<br />

werden.<br />

Die für Gusseisen mit Kugelgraphit in Sondergüte<br />

vorgeschriebene Kerbschlagarbeit muss als Mittelwert<br />

aus 3 Proben erreicht werden.<br />

8. Prüfungen<br />

Folgende Prüfungen sind durchzuführen:<br />

8.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Soweit gefordert, muss der Hersteller die Zusammensetzung<br />

jeder Behandlungseinheit (Pfanne) bestimmen<br />

<strong>und</strong> dem Besichtiger eine Bescheinigung darüber<br />

aushändigen.<br />

8.2 Prüfung der mechanischen Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> Probenentnahme<br />

8.2.1 Die mechanischen Eigenschaften sind durch<br />

den Zugversuch zu prüfen. Bei Gusseisen mit Kugelgraphit<br />

in Sondergüte, für welches eine Kerbschlagarbeit<br />

vorgeschrieben ist, ist zusätzlich der Kerbschlagbiegeversuch<br />

durchzuführen.<br />

8.2.2 Je Gussstück bzw. je Prüflos ist Probenwerkstoff<br />

in ausreichendem Maße zur Durchführung der<br />

erforderlichen Prüfungen <strong>und</strong> möglicher Wiederholungsprüfungen<br />

vorzusehen.<br />

8.2.3 Für den Nachweis der mechanischen Eigenschaften<br />

können getrennt gegossene Probestücke,<br />

angegossene Probestücke oder dem Gussstück entnommene<br />

Probestücke verwendet werden.<br />

8.2.4 Die Art, Anzahl <strong>und</strong> Positionierung der jeweiligen<br />

Probestücke sind wenn nicht anders festgelegt<br />

zwischen dem Hersteller <strong>und</strong> Besteller bis zum<br />

Zeitpunkt der Annahme der Bestellung zu vereinbaren.<br />

8.2.5 Für Gussstücke, mit Gussgewichten von<br />

maximal 2 000 kg <strong>und</strong> einer maßgebenden Wanddicke<br />

bis 200 mm, sind angegossene Probestücke zu verwenden.<br />

Überschreitet das Gussstückgewicht 2 000 kg<br />

<strong>und</strong> die maßgebende Wanddicke 200 mm sind angegossene<br />

Probestücke oder dem Gussstück entnommene<br />

Probestücke zu verwenden. Letzteres ist zwischen<br />

dem Hersteller <strong>und</strong> Besteller sowie dem <strong>GL</strong> unter<br />

Berücksichtigung von 8.2.4 zu vereinbaren.<br />

8.2.6 Werden getrennt gegossene Probestücke<br />

verwendet, sind diese in Formen zu gießen, die aus<br />

dem gleichen Formstoff bestehen, wie er für das Gussstück<br />

selbst verwendet wird. Die Proben dürfen nicht<br />

aus den Formen genommnen werden, bevor nicht<br />

deren Temperatur unter 500 °C gefallen ist. Für die<br />

Probenentnahme bei Kokillen-, Schleuder- oder<br />

Strangguss sind mit dem <strong>GL</strong> Sondervereinbarungen zu<br />

treffen.<br />

8.2.7 Alle Proben sind so zu kennzeichnen, dass<br />

eine zweifelsfreie Zuordnung zu den Gussstücken<br />

möglich ist, für welche sie repräsentativ sein sollen.<br />

8.2.8 Werden Gussstücke in wärmebehandeltem<br />

Zustand geliefert, müssen die Probestücke zusammen<br />

mit den betreffenden Gussstücken wärmebehandelt<br />

werden.<br />

8.2.9 Werden Gussstücke in Serien hergestellt,<br />

kann der Hersteller bei Zustimmung des <strong>GL</strong> gleichwertige<br />

andere Verfahren für die Prüfung anwenden.<br />

In diesem Fall muss der Hersteller die Güteeigenschaften<br />

der Erzeugnisse durch eine erstmalige Typprüfung<br />

nachgewiesen haben <strong>und</strong> durch fortlaufende<br />

Kontrolle gleich bleibende Eigenschaften sicherstellen.<br />

9. Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Der Hersteller muss jedes Gussstück auf die Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> die Einhaltung der zulässigen<br />

Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen prüfen <strong>und</strong> die Stücke<br />

anschließend dem Besichtiger zur Endprüfung vorstellen.<br />

Hierfür müssen die Gussstücke in einen formstofffreien<br />

<strong>und</strong> prüfgerecht vorbereiteten Oberflächenzustand<br />

gebracht werden.<br />

10. Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

Eine zerstörungsfreie Prüfung ist im Allgemeinen nur<br />

durchzuführen, wenn dieses in der Bestellung gemäß<br />

4.1 festgelegt ist. Darüber hinaus kann der Besichtiger<br />

geeignete zerstörungsfreie Prüfungen fordern, wenn<br />

begründete Zweifel an der Fehlerfreiheit der Gussstücke<br />

bestehen.<br />

11. Innendruckversuch<br />

Soweit vorgeschrieben, sind die Gussstücke durch<br />

einen Innendruckversuch zu prüfen. Die Prüfung ist in<br />

Gegenwart des Besichtigers, möglichst nach Bearbeitung<br />

des Gussstückes vorzunehmen. Der Prüfdruck<br />

beträgt das 1,5fache des Betriebsdruckes, sofern kein<br />

anderer Prüfdruck festgelegt ist.<br />

12. Wiederholungsprüfungen bei Versagen<br />

von Proben<br />

Werden bei der Prüfung von Zug- oder Kerbschlagbiegeproben<br />

die Anforderungen nicht erreicht oder<br />

liegt bei den Kerbschlagbiegeversuchen ein Einzelwert<br />

niedriger als nach der Vorschrift zulässig, dürfen,<br />

bevor die Prüfeinheit oder das Gussstück zurückgewiesen<br />

wird, die in <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren,<br />

Abschnitt 2, H. beschriebenen Verfahren<br />

für Wiederholungsprüfungen angewendet werden. Die<br />

zusätzlichen Proben sind entweder vom gleichen Probestück<br />

wie die Originalprobe oder von anderen Probestücken<br />

zu nehmen, welche für das Gussstück oder<br />

das Prüflos repräsentativ sind.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

13. Identifizierung <strong>und</strong> Kennzeichnung<br />

13.1 Der Hersteller muss ein Kontrollsystem einrichten,<br />

das es ermöglicht, alle Gussstücke bis zur<br />

Erschmelzung zurückzuverfolgen <strong>und</strong> dieses dem<br />

Besichtiger auf Verlangen nachweisen.<br />

13.2 Alle Gussstücke sind durch den Hersteller<br />

vor der Endprüfung an mindestens einer Stelle wie<br />

folgt zu kennzeichnen:<br />

13.3 Gusssorte, Werkstoffsymbol <strong>und</strong>/oder die<br />

Werkstoffnummer des Gusswerkstoffs:<br />

– Schmelzen-Nr. bzw. Kennzeichen, welches es<br />

gestattet, den Herstellungsgang des Gussstückes<br />

zurückzuverfolgen<br />

– Name oder Zeichen des Herstellers<br />

– Prüfdruck, soweit zutreffend<br />

13.4 Bei Gussstücken, die in Serien gefertigt werden,<br />

können mit dem Besichtiger abweichende Vereinbarungen<br />

über die Kennzeichnung getroffen werden.<br />

14. Bescheinigungen<br />

Der Hersteller muss dem Besichtiger für jede Lieferung<br />

eine Bescheinigung mit mindestens folgenden<br />

Angaben übergeben:<br />

– Besteller- <strong>und</strong> Bestellnummer<br />

– Neubau- bzw. Projektnummer, soweit bekannt<br />

– Positionsnummern <strong>und</strong> Stückzahl<br />

– Art der Gussstücke <strong>und</strong> Gusssorte<br />

– Verwendungszweck <strong>und</strong> Zeichnungsnummer,<br />

soweit erforderlich<br />

– Gewicht der Erzeugnisse<br />

– Herstellverfahren<br />

– Schmelzennummer bzw. Identifikations-Kennzeichen<br />

– chemische Zusammensetzung der Schmelze<br />

– Lieferzustand<br />

– Einzelheiten der Wärmebehandlung, soweit<br />

erforderlich<br />

– Kennzeichnung<br />

Abschnitt 5 B<br />

Gusseisen <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 5–3<br />

– Prüfdrucke, soweit erforderlich<br />

– Ergebnisse der mechanischen Prüfungen<br />

B. Gusseisen mit Kugelgraphit<br />

1. Geltungsbereich<br />

Diese Vorschriften gelten für Gusseisen mit Kugelgraphit<br />

zur Herstellung von Bauteilen im Maschinen<strong>und</strong><br />

Rohrleitungsbau, z. B. Armaturen, Flansche,<br />

Gehäuse, Naben, Gr<strong>und</strong>platten <strong>und</strong> ähnliche Teile,<br />

deren Verwendung <strong>und</strong> Prüfung auf normale Umgebungstemperaturen<br />

abgestimmt sind.<br />

Bei Verwendung der Gussstücke bei erhöhten Betriebstemperaturen<br />

oder bei niedrigen Temperaturen,<br />

im Allgemeinen unter 0° C, sind die Anforderungen<br />

mit dem <strong>GL</strong> besonders zu vereinbaren.<br />

2. Geeignete Gusseisensorten<br />

Es dürfen folgende Gusseisensorten verwendet werden:<br />

2.1 Gusseisen mit Kugelgraphit nach DIN<br />

EN 1563 mit den in der Norm genannten Eigenschaften.<br />

2.2 Gusseisen mit Kugelgraphit nach anderen<br />

Normen, soweit sie den unter 2.1 genannten Sorten<br />

gleichwertig sind <strong>und</strong> die Anforderungen nach 4.2 bis<br />

4.4 erfüllen.<br />

3. Lieferzustand <strong>und</strong> Wärmebehandlung<br />

3.1 Abgesehen von den Ausnahmen gemäß 3.2<br />

dürfen die Gussstücke im Gusszustand oder wärmebehandelt<br />

geliefert werden. Die Art der Behandlung ist<br />

bei der Zulassungsprüfung festzulegen.<br />

3.2 Die Gusseisensorten EN-GJS-350-22-LT/-<br />

22-U-LT bis EN-GJS-400-18-LT/-18U-LT sowie die<br />

Sondergüten nach Tabelle 5.1 mit Nennfestigkeiten<br />

von 350 N/mm 2 <strong>und</strong> 400 N/mm 2 , müssen ferritisierend<br />

geglüht sein.<br />

3.3 Bei Gussstücken, für die eine besondere<br />

Maß- <strong>und</strong> Formbeständigkeit gefordert sind, sind ggf.<br />

erforderliche Wärmebehandlungen vor der mechanischen<br />

Bearbeitung der Stücke durchzuführen.<br />

Wärmebehandlungen zum Beseitigen von Gussspannungen<br />

oder zum Richten dürfen wegen der Gefahr<br />

von Eigenschaftsänderungen nur bei Temperaturen bis<br />

zu 550 °C durchgeführt werden.<br />

4. Anforderungen an den Werkstoff<br />

4.1 Gusseisen mit Kugelgraphit nach<br />

DIN EN 1563<br />

Es gelten die in der Norm genannten Anforderungen<br />

welche von getrennt gegossenen Probestücken in<br />

Tabelle 5.2 bzw. angegossenen Probestücken in<br />

Tabelle 5.3 aufgeführt sind.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 5–4<br />

Werden Anforderungen an die Kerbschlagarbeit verlangt,<br />

so sind die in den Tabellen 5.4 <strong>und</strong> 5.5 genannten<br />

Mindestwerte nachzuweisen.<br />

Ferner gelten die in 4.3 <strong>und</strong> 4.4 genannten Anforderungen<br />

an die Graphit- bzw. Gefügeausbildung.<br />

4.2 Sonstige Gusseisensorten<br />

4.2.1 Die Gussstücke müssen abhängig von ihrer<br />

Mindestzugfestigkeit die in Tabelle 5.1 genannten<br />

mechanischen Güteeigenschaften bei der Prüfung<br />

erreichen. Die Angaben über die Brinellhärte gelten<br />

nur als Richtwerte.<br />

4.2.2 Gussstücke in Sondergüte müssen die in<br />

Tabelle 5.1 genannten Anforderungen an die Kerbschlagarbeit<br />

erfüllen.<br />

4.3 Graphitausbildung<br />

Durch das Herstellungsverfahren muss sichergestellt<br />

sein, dass 90 % des Graphits in kugeliger Form gemäß<br />

Form VI nach EN ISO 945 ausgeschieden ist.<br />

Restlicher Graphit muss zumindest in einer Ausbildung<br />

gemäß Form V nach o. g. Norm vorliegen.<br />

4.4 Gefügeausbildung<br />

Die metallische Gr<strong>und</strong>masse muss die in Tabelle 5.1<br />

angegebene Gefügeausbildung zeigen. Bei den ferriti-<br />

schen Sorten darf der Perlitanteil 10 % nicht überschreiten.<br />

Die Gefüge- <strong>und</strong> Graphitausbildung sind<br />

anhand von Gefügeaufnahmen nachzuweisen.<br />

5. Prüfungen<br />

Folgende Prüfungen sind durchzuführen:<br />

5.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Behandlungseinheit bestimmen <strong>und</strong> dem Besichtiger<br />

bekannt geben. Es sind dabei mindestens folgende<br />

Elemente anzugeben:<br />

C, Si, Mn P, S <strong>und</strong> Mg sowie ggf. auch Ni <strong>und</strong> Cu<br />

sofern diese zur Erzielung der geforderten Eigenschaften<br />

zulegiert werden.<br />

5.2 Prüfung der mechanischen Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> Probenentnahme<br />

5.2.1 Die mechanischen Eigenschaften, wie die<br />

Zugfestigkeit, die 0,2% Dehngrenze als auch die<br />

Bruchdehnung sind durch den Zugversuch zu prüfen.<br />

Bei ferritischen Sorten darf anstelle der 0,2 %-<br />

Dehngrenze die aus dem Diagramm der Prüfmaschine<br />

ermittelte Streckgrenze angegeben werden.<br />

Tabelle 5.1 Mechanische Eigenschaften <strong>und</strong> Gefüge von Gusseisen mit Kugelgraphit<br />

Mindestzugfestigkeit<br />

Rm 1<br />

[N/mm2 ]<br />

Normal-<br />

güten<br />

Sonder-<br />

güten<br />

Abschnitt 5 B<br />

Gusseisen II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

370<br />

400<br />

450<br />

500<br />

600<br />

700<br />

800<br />

350<br />

400<br />

R p0,2<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

230<br />

250<br />

310<br />

320<br />

370<br />

420<br />

480<br />

220<br />

250<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

17<br />

15<br />

10<br />

7<br />

3<br />

2<br />

2<br />

22 4<br />

18 4<br />

Härte<br />

HB 10 2<br />

min.<br />

120 – 180<br />

140 – 200<br />

160 – 210<br />

170 – 240<br />

190 – 270<br />

230 – 300<br />

250 – 350<br />

110 – 170<br />

140 – 200<br />

Kerbschlagarbeit<br />

Prüf-<br />

temp.<br />

[°C]<br />

––<br />

––<br />

––<br />

––<br />

––<br />

––<br />

––<br />

–20<br />

–20<br />

KV 3<br />

[J]<br />

min.<br />

––<br />

––<br />

––<br />

––<br />

––<br />

––<br />

––<br />

17 (14)<br />

14 (11)<br />

Vorherrschendes<br />

Gefüge<br />

Ferrit<br />

Ferrit<br />

Ferrit<br />

Ferrit/Perlit<br />

Perlit/Ferrit<br />

Perlit<br />

Perlit<br />

Ferrit<br />

Ferrit<br />

1 Liegt die Mindestzugfestigkeit des Gussstückes zwischen den genannten Stufen, dürfen die Anforderungen durch Interpolation<br />

ermittelt werden.<br />

2 Die Angaben der Härte gelten als Richtwerte <strong>und</strong> sind bei der Prüfung nicht verbindlich.<br />

3 Mittelwert aus drei Charpy-V-Proben. Hiervon darf ein Wert als niedrigster Einzelwert anfallen, siehe Angaben in Klammern.<br />

4 Bei angegossenen Probekörpern kann die Dehnung 2 %-Einheiten geringer sein.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Tabelle 5.2 Mechanische Eigenschaften, gemessen an Proben aus getrennt gegossenen Probestücken<br />

Werkstoffbezeichnung<br />

Kurzzeichen Nummer<br />

Zugfestigkeit<br />

R m<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

0,2-Dehngrenze<br />

R p0,2<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

Dehnung<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

Vorherrschendes<br />

Gefüge<br />

EN-GJS-350-22-LT 1 EN-JS1015 350 220 22 Ferrit<br />

EN-GJS-350-22-RT 2 EN-JS1014 350 220 22 Ferrit<br />

EN-GJS-350-22 EN-JS1010 350 220 22 Ferrit<br />

EN-GJS-400-18-LT 1 EN-JS1025 400 240 18 Ferrit<br />

EN-GJS-400-18-RT 2 EN-JS1024 400 250 18 Ferrit<br />

EN-GJS-400-18 EN-JS1020 400 250 18 Ferrit<br />

EN-GJS-400-15 EN-JS1030 400 250 15 Ferrit<br />

EN-GJS-450-10 EN-JS1040 450 310 10 Ferrit<br />

ENGJS-500-7 EN-JS1050 500 320 7 Ferrit/Perlit<br />

EN-GJS-600-3 EN-JS1060 600 370 3 Perlit/Ferrit<br />

EN-GJS-700-2 EN-JS1070 700 420 2 Perlit<br />

EN-GJS-800-2 EN-JS1080 800 480 2 Perlit<br />

1 LT für tiefe Temperaturen<br />

2 RT für Raumtemperatur<br />

Abschnitt 5 B<br />

Gusseisen <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 5–5<br />

Hinweis<br />

Die Werte für diese Werkstoffe gelten für in Sandformen mit vergleichbarer Temperaturleitfähigkeit gegossene<br />

Gussstücke.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 5–6<br />

Tabelle 5.3 Mechanische Eigenschaften, gemessen an Proben aus angegossenen Probestücken<br />

Werkstoffbezeichnung<br />

Kurzzeichen Nummer<br />

EN-GJS-350-22U-LT 1 EN-JS1019<br />

EN-GJS-350-22U-RT 2 EN-JS1029<br />

EN-GJS-350-22U EN-JS1032<br />

EN-GJS-400-18U-LT 1 EN-JS1049<br />

EN-GJS-400-18U-RT 2 EN-JS1059<br />

EN-GJS-400-18U EN-JS1062<br />

EN-GJS-400-15U EN-JS1072<br />

EN-GJS-450-10U EN-JS1132<br />

EN-GJS-500-7U EN-JS1082<br />

EN-GJS-600-3U EN-JS1092<br />

EN-GJS-700-2U EN-JS1102<br />

EN-GJS-800-2U EN-JS1112<br />

1 LT für tiefe Temperaturen<br />

2 RT für Raumtemperatur<br />

Abschnitt 5 B<br />

Gusseisen II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Maßgebende<br />

Wanddicke<br />

t<br />

[mm]<br />

Zugfestigkeit<br />

R m<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

0,2 %<br />

Dehngrenze<br />

R p0,2<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

Dehnung<br />

A<br />

[%]<br />

min.<br />

t ≤ 30 350 220 22<br />

30 < t ≤ 60 330 210 18<br />

60 < t ≤ 200 320 200 15<br />

t ≤ 30 350 220 22<br />

30 < t ≤ 60 330 220 18<br />

60 < t ≤ 200 320 210 15<br />

t ≤ 30 350 220 22<br />

30 < t ≤ 60 330 220 18<br />

60 < t ≤ 200 320 210 15<br />

t ≤ 30 400 240 18<br />

30 < t ≤ 60 390 230 15<br />

60 < t ≤ 200 370 220 12<br />

t ≤ 30 400 250 18<br />

30 < t ≤ 60 390 250 15<br />

60 < t ≤ 200 370 240 12<br />

t ≤ 30 400 250 18<br />

30 < t ≤ 60 390 250 15<br />

60 < t ≤ 200 370 240 12<br />

t ≤ 30 400 250 15<br />

30 < t ≤ 60 390 250 14<br />

60 < t ≤ 200 370 240 11<br />

t ≤ 30 450 310 10<br />

30 < t ≤ 60<br />

60 < t ≤ 200<br />

zu vereinbaren<br />

t ≤ 30 500 320 7<br />

30 < t ≤ 60 450 300 7<br />

60 < t ≤ 200 420 290 5<br />

t ≤ 30 600 370 3<br />

30 < t ≤ 60 600 360 2<br />

60 < t ≤ 200 550 340 1<br />

t ≤ 30 700 420 2<br />

30 < t ≤ 60 700 400 2<br />

60 < t ≤ 200 660 380 1<br />

t ≤ 30 800 480 2<br />

30 < t ≤ 60<br />

60 < t ≤ 200<br />

zu vereinbaren


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Tabelle 5.4 Mindestwerte für die Kerbschlagarbeit, gemessen an Proben mit V-Kerb aus getrennt<br />

gegossenen Probestücken<br />

Werkstoffbezeichnung<br />

Kurzzeichen Nummer<br />

bei RT<br />

(23 ± 5) °C<br />

Mittelwert<br />

aus 3<br />

Prüfungen<br />

Mindestwerte für die Kerbschlagarbeit [J]<br />

Einzelwert<br />

bei<br />

(– 20 ± 2) °C<br />

Mittelwert<br />

aus 3<br />

Prüfungen<br />

Einzelwert<br />

bei<br />

(– 40 ± 2) °C<br />

Mittelwert<br />

aus 3<br />

Prüfungen<br />

EN-GJS-350-22-LT 1 EN-JS1015 –– –– –– –– 12 9<br />

EN-GJS-350-22RT 2 EN-JS1014 17 14 –– –– –– ––<br />

EN-GJS-400-18-LT 1 EN-JS1025 –– –– 12 9 –– ––<br />

EN-GJS-400-18-RT 2 EN-JS1024 14 11 –– –– ––– ––<br />

1 LT für tiefe Temperaturen<br />

2 RT für Raumtemperatur<br />

Einzelwert<br />

Hinweis<br />

Die Werte für diese Werkstoffe gelten für in Sandformen gegossene Gussstücke mit vergleichbarer Temperaturleitfähigkeit.<br />

Tabelle 5.5 Mindestwerte für die Kerbschlagarbeit, gemessen an Proben mit V-Kerb aus angegossenen<br />

Probestücken<br />

Werkstoffbezeichnung<br />

Maßgebende<br />

Wanddicke<br />

RT<br />

(23 ± 5) °C<br />

t Mittel-<br />

Kurzzeichen Nummer<br />

[mm] wert aus<br />

3 PrüfungenEinzelwert<br />

EN-GJS-350-22U-LT 1 EN-JS1019<br />

EN-GJS-350-22U-RT 2 EN-JS1029<br />

EN-GJS-400-18U-LT 1 EN-JS1049<br />

EN-GJS-400-18U-RT 2 EN-JS1059<br />

1 LT für tiefe Temperaturen<br />

2 RT für Raumtemperatur<br />

Abschnitt 5 B<br />

Gusseisen <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 5–7<br />

Mindestwerte für die Kerbschlagarbeit [J]<br />

bei<br />

(– 20 ± 2) °C<br />

Mittelwert<br />

aus<br />

3 Prüfungen <br />

Einzelwert<br />

bei<br />

(– 40 ± 2) °C<br />

Mittelwert<br />

aus<br />

3 Prüfungen <br />

Einzelwert<br />

t ≤ 60 12 9<br />

–– –– –– ––<br />

60 < t ≤ 200<br />

10 7<br />

t ≤ 60 17 14<br />

60 < t ≤ 200 15 12<br />

30 < t ≤ 60 12 9<br />

–– ––<br />

60 < t ≤ 200<br />

10 7<br />

30 < t ≤ 60 14 11<br />

60 < t ≤ 200 12 9<br />

–– –– –– ––<br />

–– ––<br />

–– –– –– ––<br />

Hinweis<br />

Die Werte für diese Werkstoffe gelten in der Regel für Gussstücke mit Dicken zwischen 30 <strong>und</strong> 200 mm.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 5–8<br />

5.2.2 Für den Zugversuch ist je eine Probe aus<br />

einem getrennt gegossenen U- oder Y-Probestück<br />

gemäß Abb. 5.1 bzw. 5.2 oder aus einem angegossenen<br />

Probestück gemäß Abb. 5.3 zu entnehmen. Die<br />

Probestücke sollen im Regelfall der Normalform U<br />

bzw. Y 2 mit 25 mm Dicke entsprechen. Für Sonderfälle<br />

können Probestücke mit anderen Abmessungen<br />

vereinbart werden. Für die Entnahme der Probestücke<br />

gilt folgendes:<br />

– Für schwere Gussstücke mit einem Rohgewicht<br />

von mindestens 1 000 kg sind 1 Probestück plus<br />

jeweils 1 Probestück je Behandlungseinheit vorzusehen.<br />

– Für Gussstücke mit einem Rohgewicht von<br />

weniger als 1 000 kg ist ein Prüfstück je Behandlungseinheit<br />

vorzusehen. Bei losweiser Prüfung<br />

sind je 1 000 kg Rohgewicht des Prüfloses<br />

ein Probestück <strong>und</strong> für jede weiteren 2 000 kg<br />

Rohgewicht des Prüfloses ein zusätzliches Probestück<br />

vorzusehen. Voraussetzung hierfür ist,<br />

dass alle Gussstücke einer Serie gleichen Typs<br />

entstammen <strong>und</strong> aus der gleichen Behandlungseinheit<br />

abgegossen <strong>und</strong> gegebenenfalls wärmebehandelt<br />

wurden.<br />

– Sind Wärmebehandlungen durchzuführen, dürfen<br />

angegossene Probestücke erst nach dem<br />

Glühen vom Gussstück abgetrennt werden. Getrennt<br />

gegossene Probestücke müssen mit dem<br />

Gussstück gemeinsam wärmebehandelt werden.<br />

b<br />

3° Schrägung<br />

Z K<br />

a a a<br />

Abschnitt 5 B<br />

Gusseisen II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

c<br />

h<br />

Abmessungen Probenlage<br />

a = 25 mm Z = Zugprobe<br />

b = 90 mm K = Kerbschlagbiegeprobe<br />

c = 40 mm<br />

h = 100 mm<br />

Lt ³ 200 mm<br />

Abb. 5.1 U-Probestück<br />

Lt<br />

K<br />

Z<br />

Maß<br />

a<br />

b<br />

c<br />

h<br />

Lt<br />

b<br />

a<br />

c<br />

Probenlage<br />

Z = Zugprobe<br />

K = Kerbschlagbiegeprobe<br />

Abmessungen [mm] für Probenstücke<br />

Typ<br />

Y 1 Y 2 Y 3 Y 4<br />

12<br />

40<br />

25<br />

135<br />

h<br />

25<br />

55<br />

40<br />

140<br />

³ 200<br />

50<br />

100<br />

50<br />

150<br />

Lt<br />

Abb. 5.2 Y-Probestück<br />

5.3 Kerbschlagbiegeversuch<br />

75<br />

125<br />

65<br />

175<br />

Bei Gusssorten, für die eine Kerbschlagarbeit vorgeschrieben<br />

ist, ist diese durch den Kerbschlagbiegeversuch<br />

an Charpy-V-Proben bei vorgeschriebener Prüftemperatur<br />

zu ermitteln. Die Anforderungen an die<br />

Kerbschlagarbeit sind für die jeweiligen Gusssorten in<br />

den Tabellen 5.1, 5.4 <strong>und</strong> 5.5 aufgeführt. Zur Durchführung<br />

des Versuches ist den nach 5.2.2 vorgeschriebenen<br />

Probestücken je ein Satz Proben zu entnehmen.<br />

5.4 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Jedes Gussstück ist durch den Hersteller auf die Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> die Einhaltung der Maß-<br />

<strong>und</strong> Formabweichungen zu prüfen <strong>und</strong> anschließend<br />

dem Besichtiger zur Endprüfung vorzustellen.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

c<br />

A) Gussstück (oder Gießsystem)<br />

Typ<br />

1<br />

I<br />

II<br />

Abschnitt 5 C<br />

Gusseisen <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 5–9<br />

K<br />

Z<br />

Maßgebende<br />

Wanddicke des<br />

Gussstücks<br />

t<br />

a<br />

b<br />

h<br />

Probenlage<br />

Z = Zugprobe<br />

K = Kerbschlagbiegeprobe<br />

Lt<br />

a b c h Lt<br />

30 < t £ 60 40 30 20 40 bis 60 ³ 200<br />

60 < t £ 200 70 52,5 35 70 bis 105 ³ 200<br />

Werden kleinere Maße vereinbart, gelten folgende Zusammenhänge: b = 0,75 × a <strong>und</strong> c = a<br />

2<br />

C. Gusseisen mit Lamellengraphit<br />

1. Geltungsbereich<br />

Diese Vorschriften gelten für Gusseisen mit Lamellengraphit<br />

zur Herstellung von Bauteilen im Maschinen-<br />

<strong>und</strong> Rohrleitungsbau, z. B. Armaturen, Flansche,<br />

Gehäuse, Naben, Radkörper, Gr<strong>und</strong>platten, Zylinder<br />

<strong>und</strong> ähnliche Teile.<br />

2. Geeignete Gusseisensorten<br />

Es dürfen folgende Gusseisensorten verwendet werden:<br />

2.1 Gusseisen mit Lamellengraphit (Grauguss)<br />

A)<br />

Abb. 5.3 Angegossene Probestücke<br />

Maße in Millimeter<br />

nach DIN EN 1561 mit Ausnahme der Sorten EN-<br />

GJL-100 <strong>und</strong> EN-GJL-150.<br />

2.2 Gusseisensorten nach anderen Normen, soweit<br />

sie den unter 2.1 genannten Sorten gleichwertig<br />

sind <strong>und</strong> die Anforderungen nach 4. erfüllen.<br />

3. Lieferzustand <strong>und</strong> Wärmebehandlung<br />

Die Gussstücke können nach Wahl des Herstellers im<br />

Gusszustand oder wärmebehandelt geliefert werden,<br />

sofern nicht wegen besonderer Anforderungen an die<br />

Form- <strong>und</strong> Maßbeständigkeit oder an die mechanische<br />

Bearbeitbarkeit eine Wärmebehandlung vorgeschrieben<br />

ist.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 5–10<br />

4. Anforderungen an den Werkstoff<br />

4.1 Festigkeitseigenschaften<br />

Die Gussstücke sind im Regelfall mit einer der folgenden<br />

Mindestzugfestigkeiten Rm zu liefern:<br />

200 N/mm2 250 N/mm2 300 N/mm2 350 N/mm2 Gussstücke mit Mindestzugfestigkeiten < 200 N/mm2 sind nicht zugelassen. Die Anforderungen gelten für<br />

Proben mit 20 mm Durchmesser gemäß 5.2.4. Die<br />

Anforderungen an die Mindestzugfestigkeit für getrennt<br />

<strong>und</strong> angegossene Probestücke sind der Tabelle<br />

5.6 zu entnehmen. Anforderungen für aus dem Gussstück<br />

entnommene Probestücke (z. B. Bohrkernproben)<br />

müssen zwischen dem Hersteller <strong>und</strong> Besteller<br />

sowie dem <strong>GL</strong> besonders vereinbart werden.<br />

4.2 Graphitausbildung <strong>und</strong> Gefüge<br />

Durch das Herstellungsverfahren muss sichergestellt<br />

sein, dass der Graphit in gleichmäßiger Verteilung<br />

lamellar ausgeschieden ist <strong>und</strong> ein Sättigungsgrad Sc von 1,0 nicht überschritten wird. Der Sättigungsgrad<br />

ist nach folgender Formel zu bestimmen:<br />

S<br />

c<br />

%C<br />

=<br />

4,3 − 0,33 (% Si + % P)<br />

Die Bruchfläche geprüfter Zugproben muss ein<br />

gleichmäßiges graues kristallines Aussehen haben.<br />

5. Prüfungen<br />

Abschnitt 5 C<br />

Gusseisen II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Folgende Prüfungen sind durchzuführen:<br />

5.1 Prüfung der chemischen Zusammensetzung<br />

Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Behandlungseinheit (Pfanne) <strong>und</strong> deren Sättigungsgrad<br />

fortlaufend kontrollieren <strong>und</strong> dem Besichtiger<br />

auf Anforderung bekannt geben. Hierfür ist mindestens<br />

die Bestimmung der Elemente C, Mn, Si, P<br />

<strong>und</strong> S erforderlich.<br />

5.2 Prüfung der mechanischen Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> Probenentnahme<br />

5.2.1 Es ist die Zugfestigkeit anhand des Zugversuches<br />

zu prüfen. Hierfür können sowohl getrennt<br />

gegossene Probestücke mit 30 mm Rohgussdurchmesser<br />

<strong>und</strong> 200 mm Mindestlänge, nach Abb. 5.4 als auch<br />

angegossene Probestücke des Typs 2, nach DIN EN<br />

1561, verwendet werden, siehe auch Abb. 5.5.<br />

Formstoff<br />

Æ50<br />

50 Æ30 50<br />

+2 0<br />

50 L ³ 200<br />

50<br />

Abb. 5.4 Gussform für getrennt gegossene Probestücke<br />

5.2.2 Der Probestücktyp muss so gewählt werden,<br />

dass etwa dieselben Abkühlungsbedingungen wie für<br />

das Gussstück vorliegen.<br />

5.2.3 Für Gussstücke, deren maßgebende Wanddicke<br />

größer als 20 mm ist <strong>und</strong> deren Rohgewicht mehr<br />

als 200 kg beträgt, sind angegossene Probestücke zu<br />

verwenden.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Abschnitt 5 C<br />

Gusseisen <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 5–11<br />

Tabelle 5.6 Zugfestigkeit von Gusseisen mit Lamellengraphit<br />

Werkstoffbezeichnung<br />

Maßgebende<br />

Wanddicke<br />

[mm]<br />

Kurzzeichen Nummer über bis<br />

EN-GJL-200 EN-JL1030<br />

EN-GJL-250 EN-JL1040<br />

EN-GJL-300 EN-JL1050<br />

EN-GJL-350 EN-JL1060<br />

Zugfestigkeit<br />

Rm<br />

einzuhaltende Werte<br />

in<br />

getrennt<br />

gegossenen<br />

Probestücken<br />

[N/mm 2 ]<br />

in<br />

angegossenen<br />

Probestücken<br />

[N/mm 2 ]<br />

min.<br />

2,5 2 5 ––<br />

5 10 ––<br />

10 20 ––<br />

20 40 200 – 300 170<br />

40 80 150<br />

80 150 140<br />

150 300<br />

3<br />

130 1<br />

5 2 10 ––<br />

10 20 ––<br />

20<br />

40<br />

40<br />

80<br />

250 – 350<br />

210<br />

190<br />

80 150 170<br />

150 300<br />

3<br />

160 1<br />

10 2 20 ––<br />

20 40 250<br />

40 80 300 – 400 220<br />

80 150 210<br />

150 300<br />

3<br />

190 1<br />

10 2 20 ––<br />

20 40 290<br />

40 80 350 – 450 260<br />

80 150 230<br />

150 300<br />

3<br />

210 1<br />

1 Diese Werte sind Anhaltswerte.<br />

2 Dieser Wert ist als untere Grenze für den Bereich der maßgebenden Wanddicke eingeschlossen.<br />

3 Die Werte beziehen sich auf Proben mit einem Rohgussdurchmesser von 30 mm; dies entspricht einer maßgebenden Wanddicke<br />

von 15 mm.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 5–12<br />

» 33 (» 53)<br />

Abschnitt 5 C<br />

Gusseisen II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Maße in [mm]<br />

50 ±5<br />

R15 (R25) +1<br />

50 ±5<br />

L<br />

Die Ziffern in Klammern gelten für Gussstücke<br />

mit Wanddicken gleich oder größer 80 mm<br />

Abb. 5.5 Angegossenes Probestück<br />

0<br />

5.2.4 Jedem dieser Probestücke ist eine Probe von<br />

20 mm Durchmesser zu entnehmen <strong>und</strong> zu prüfen.<br />

Dabei ist die Bruchfläche der Proben zu beurteilen.<br />

Über die Probenform siehe <strong>Kapitel</strong> 1 – Gr<strong>und</strong>sätze<br />

<strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 2, D.1.3.6.<br />

5.2.5 Es ist folgende Anzahl von Probestücken vorzusehen:<br />

– Für schwere Gussstücke mit einem Rohgewicht<br />

von mindestens 1 000 kg sind ein Probestück<br />

plus jeweils ein Probestück je Behandlungseinheit<br />

vorzusehen.<br />

– Für Gussstücke mit einem Rohgewicht von<br />

weniger als 1 000 kg ist ein Probestück je Behandlungseinheit<br />

vorzusehen. Bei losweiser Prüfung<br />

sind je 1 000 kg Rohgewicht des Prüfloses<br />

ein Probestück <strong>und</strong> für jede weiteren 2 000 kg<br />

Rohgewicht des Prüfloses ein zusätzliches Prüfstück<br />

vorzusehen. Voraussetzung hierfür ist,<br />

dass alle Gussstücke einer Serie gleichen Typs<br />

entstammen <strong>und</strong> aus der gleichen Behandlungseinheit<br />

abgegossen <strong>und</strong> gegebenenfalls wärmebehandelt<br />

wurden.<br />

5.3 Werden Gussstücke im wärmebehandeltem<br />

Zustand geliefert, müssen die Probestücke zusammen<br />

mit den betreffenden Gussstücken wärmebehandelt<br />

werden.<br />

Die Ausführungen in 5.2.2 sind hierbei zu berücksichtigen.<br />

Angegossene Probestücke dürfen erst nach der Wärmebehandlung<br />

vom Gussstück abgetrennt werden.<br />

5.4 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Jedes Gussstück ist durch den Hersteller auf die Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> die Einhaltung der zulässigen<br />

Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen zu prüfen <strong>und</strong><br />

anschließend dem Besichtiger zur Endprüfung vorzustellen.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

A. Pressteile<br />

1. Geltungsbereich<br />

Abschnitt 6 A<br />

Form- <strong>und</strong> Pressteile, Schrauben <strong>und</strong> Muttern <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 6–1<br />

Abschnitt 6<br />

Form- <strong>und</strong> Pressteile, Schrauben <strong>und</strong> Muttern<br />

1.1 Diese Vorschrift gilt für die Prüfung von<br />

Pressteilen für Druckbehälter, z. B. gepresste Böden<br />

<strong>und</strong> Mantelteile aus ferritischen oder austenitischen<br />

<strong>Stahl</strong>blechen, welche durch Warmumformung oder<br />

Kaltumformung mit anschließender Wärmebehandlung<br />

hergestellt werden. Sie gilt ferner für das im<br />

Anschluss an die Verformung ggf. erforderliche Wärmebehandlungsverfahren.<br />

1.2 Diese Vorschrift gilt auch für aus Einzelteilen<br />

durch Schweißen <strong>und</strong> anschließendem Umformen<br />

hergestellte Pressteile. Die Prüfung dieser Schweißverbindungen<br />

vor <strong>und</strong> nach dem Umformen hat gemäß<br />

den <strong>GL</strong> Vorschriften Teil 3 - Schweißen zu erfolgen.<br />

2. Anforderungen an die Herstellerwerke<br />

Herstellerwerke, die Erzeugnisse nach diesen Vorschriften<br />

liefern wollen, müssen vom <strong>GL</strong> zugelassen<br />

sein. Voraussetzung hierfür ist, dass sie bezüglich<br />

ihrer Fertigung <strong>und</strong> Qualitätskontrolle die in <strong>Kapitel</strong> 1<br />

Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Prüfverfahren, Abschnitt 1, C. genannten<br />

Anforderungen erfüllen <strong>und</strong> dieses dem <strong>GL</strong><br />

vor Beginn der Lieferungen nachweisen. Zusätzlich<br />

sind Eignungsprüfungen an dafür ausgewählten Erzeugnissen<br />

durchzuführen.<br />

3. Anforderungen an die Ausgangsbleche<br />

3.1 Die <strong>Stahl</strong>sorten der Ausgangsbleche müssen<br />

in der Bestellung genannt sein. Sie sind so auszuwählen,<br />

dass sie nach dem Umformen <strong>und</strong> ggf. erforderlichen<br />

Wärmebehandlungen die an den betreffenden<br />

Gr<strong>und</strong>werkstoff zu stellenden Anforderungen erfüllen.<br />

3.2 Die Bleche können im vorgeschriebenen<br />

Endwärmebehandlungszustand oder aber in einem<br />

anderen, für das nachfolgende Umformen günstigeren<br />

Zustand geliefert werden. Im letztgenannten Fall ist<br />

die Prüfung der Ausgangsbleche - wenn gefordert - an<br />

Proben vorzunehmen, welche die für das Fertigteil<br />

vorgesehene Wärmebehandlung erfahren haben. Lieferzustand<br />

der Bleche <strong>und</strong> Wärmebehandlung der<br />

Proben sind in der Prüfbescheinigung anzugeben.<br />

4. Maße, zulässige Maß- <strong>und</strong> Formabweichungen<br />

Hierfür gelten die Normen <strong>und</strong>/oder die Angaben in<br />

den Bestellunterlagen. Der Hersteller muss entsprechende<br />

Unterlagen für die Prüfung bereithalten.<br />

5. Gr<strong>und</strong>sätze für das Warmumformen <strong>und</strong><br />

die Wärmebehandlung<br />

5.1 Der Fertigteil-Hersteller muss über geeignete<br />

Einrichtungen verfügen, um die erforderlichen Wärmebehandlungen<br />

sachgemäß durchführen zu können.<br />

Hierüber ist dem Besichtiger ein erstmaliger Nachweis<br />

zu erbringen.<br />

5.2 Die Wärmebehandlungseinrichtungen müssen<br />

mit einer ausreichenden Anzahl von geeichten<br />

Temperatur-Messgeräten, ortsfeste Anlagen darüber<br />

hinaus mit selbstschreibenden Geräten ausgerüstet<br />

sein, die in regelmäßigen Abständen nachzueichen<br />

sind.<br />

5.3 Alle Teile sind soweit wie möglich im ganzen<br />

anzuwärmen bzw. zu glühen. Hiervon kann bei Einverständnis<br />

des Besichtigers abgewichen werden,<br />

wenn nur örtlich umgeformt wird. In diesem Fall muss<br />

jedoch die Verformungszone durch die Wärmebehandlung<br />

voll erfasst werden.<br />

5.4 Die Temperaturen, Haltezeiten, Aufheiz- <strong>und</strong><br />

Abkühlgeschwindigkeiten sind werkstoff- <strong>und</strong> bauteilabhängig<br />

nach den Angaben in den Normen oder<br />

nach Spezifikationen der Hersteller festzulegen. Die<br />

Einhaltung der Bedingungen ist durch den Hersteller<br />

zu gewährleisten.<br />

5.5 Dürfen für die Prüfung von Fertigteilen getrennte<br />

Probenabschnitte verwendet werden, muss<br />

sichergestellt werden, dass diese die gleiche Wärmebehandlung<br />

wie das Fertigteil erhalten. Zu diesem<br />

Zweck sind die Probenabschnitte beim Glühvorgang<br />

auf die zugehörigen Fertigteile mit aufzulegen.<br />

6. Wärmebehandlung nach dem Warmumformen<br />

6.1 Ferritische Stähle<br />

6.1.1 Nach dem Warmumformen ist im Regelfall<br />

eine erneute, wie für den betreffenden Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />

vorgeschriebene Wärmebehandlung vorzunehmen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 6–2<br />

Hiervon darf bei normalgeglühten <strong>und</strong> luftvergüteten<br />

Stählen mit Ausnahme der kaltzähen Stähle abgewichen<br />

werden, wenn die Warmumformung innerhalb<br />

des in der Norm oder in der Werkstoffspezifikation<br />

des Herstellers dafür genannten Temperaturbereiches<br />

angefangen <strong>und</strong> beendet worden ist. In diesem Fall<br />

kann bei den normalgeglühten Stählen die erneute<br />

Wärmebehandlung entfallen, bei luftvergüteten Stählen<br />

ein Anlassen genügen.<br />

6.1.2 Bei den kaltzähen Stählen muss der erstmalige<br />

Nachweis erbracht werden, dass mit dem vorgesehenen<br />

Wärmebehandlungsverfahren die geforderte<br />

Kerbschlagarbeit bei vorgeschriebener Prüftemperatur<br />

am fertigen Stück erreicht wird. Ist dieses der Fall,<br />

kann bei Einhaltung der unter 6.1.1 genannten Voraussetzungen<br />

bei den normalgeglühten Stählen die<br />

nachträgliche Wärmebehandlung entfallen, bei den<br />

luftvergüteten (normalgeglühten <strong>und</strong> angelassenen)<br />

Stählen ein nachträgliches Anlassen genügen <strong>und</strong> bei<br />

den dreifach wärmezubehandelnden 9 %-Nickelstählen<br />

(X8Ni9 <strong>und</strong> X7Ni9) können das zweite Normalglühen<br />

<strong>und</strong> das Anlassen ausreichen.<br />

6.1.3 Für wasservergütete Stähle ist die Art der<br />

Wärmebehandlung nach dem Warmumformen besonders<br />

festzulegen.<br />

6.1.4 Bei örtlicher Warmumformung können die in<br />

6.1.1 bzw. 6.1.2 genannten Ausnahmeregelungen<br />

ebenfalls angewendet werden, wenn sich die Bleche<br />

vor dem Umformen in werkstoffgerechtem Wärmebehandlungszustand<br />

befanden.<br />

6.2 Austenitische Stähle 1<br />

Teile aus austenitischen Stählen sind nach dem<br />

Warmumformen einer erneuten Wärmebehandlung,<br />

im Regelfall Lösungsglühen <strong>und</strong> Abschrecken, zu<br />

unterwerfen. Hiervon kann abgewichen werden, wenn<br />

die Umformung im Temperaturbereich von 1 150 bis<br />

1 000 °C begonnen worden ist <strong>und</strong> bei stabilisierten<br />

Stählen <strong>und</strong> Stählen mit einem Kohlenstoffgehalt von<br />

C ≤ 0,03 % über 750 °C, bei unstabilisierten Stählen<br />

mit einem C-Gehalt ≤ 0,08 % über 875 °C beendet<br />

worden ist <strong>und</strong> eine schnelle Abkühlung aus der Umformtemperatur<br />

erfolgt ist.<br />

6.3 Plattierte Bleche<br />

Abschnitt 6 A<br />

Form- <strong>und</strong> Pressteile, Schrauben <strong>und</strong> Muttern II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

Bei Teilen aus plattierten Blechen richtet sich die Art<br />

der Wärmebehandlung nach dem Gr<strong>und</strong>werkstoff, vgl.<br />

6.1. Erfordert der Auflagenwerkstoff ein vom Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />

abweichendes Wärmebehandlungsverfahren,<br />

sind die Einzelheiten hierfür durch den Werkstoffhersteller<br />

festzulegen <strong>und</strong> dem <strong>GL</strong> bekannt zu<br />

geben.<br />

––––––––––––––<br />

1 Weitere Einzelzeiten über die Wärmebehandlung austenitischer<br />

Stähle sind dem AD-Merkblatt HP 7/3 zu entnehmen.<br />

7. Wärmebehandlung nach dem Kaltumformen<br />

7.1 Ferritische Stähle<br />

Vor dem Kaltumformen müssen sich alle Bleche im<br />

vorgeschriebenen Lieferzustand befinden, vgl. Einzelvorschriften<br />

in Abschnitt 1. Wegen der durch Kaltumformen<br />

<strong>und</strong> Altern möglichen Veränderungen der<br />

Werkstoffeigenschaften ist wie folgt zu verfahren:<br />

7.1.1 Pressteile für Druckbehälter, die bei Umgebungstemperaturen<br />

oder Temperaturen der Beschickungsmittel<br />

herab bis – 10 °C betrieben werden, sind<br />

bei einem Umformgrad > 5 % (bei zylindrischen<br />

Schüssen <strong>und</strong> Kugelsegmenten Wanddicke<br />

s > 0,05 × D m) entsprechend den Festlegungen in den<br />

Normen oder Werkstoffspezifikationen wärmezubehandeln<br />

(Normalglühen oder Vergüten).<br />

7.1.2 Pressteile für Druckbehälter, die bei Temperaturen<br />

der Beschickungsmittel unter – 10 °C betrieben<br />

werden, sind<br />

– bei <strong>Stahl</strong>sorten nach EN 10028-2, EN 10028-3,<br />

EN 10028-4 <strong>und</strong> EN 10028-6 ausgenommen<br />

12Ni14, 12Ni19, X7Ni9 <strong>und</strong> X8Ni9 - bei Umformgraden<br />

> 2 %<br />

– bei <strong>Stahl</strong>sorten 12Ni14, 12Ni19, X7Ni9 <strong>und</strong><br />

X8Ni9 nach EN 10028-4 - bei Umformgraden<br />

> 5 %<br />

entsprechend den Festlegungen in den Normen oder<br />

Werkstoffspezifikationen wärmezubehandeln (Normalglühen<br />

oder Vergüten).<br />

7.1.3 Pressteile für Gastanks mit Entwurfstemperaturen<br />

unter 0 °C sind nach 7.1.2 zu behandeln.<br />

7.1.4 Kaltumgeformte Böden, auch solche, die aus<br />

geschweißten Ronden hergestellt wurden, sind entsprechend<br />

den Festlegungen in den Normen oder<br />

Werkstoffspezifikationen wärmezubehandeln (Normalglühen<br />

oder Vergüten).<br />

7.1.5 Von den Festlegungen nach 7.1.1, 7.1.2 <strong>und</strong><br />

7.1.4 kann abgewichen werden, wenn der Nachweis<br />

erbracht wird, dass die Werkstoffe in ihren Eigenschaften<br />

den Beanspruchungen beim Betrieb des<br />

Druckbehälters genügen.<br />

7.1.6 Kaltgeformte Klöpperböden aus den<br />

<strong>Stahl</strong>sorten S235 JR, S235 J0, S235 J2 <strong>und</strong><br />

S235 J2+N nach EN 10025-2, P235 GH <strong>und</strong> P265 GH<br />

nach EN 10028-2, P275 N nach EN 10028-3 sowie<br />

aus anderen <strong>Stahl</strong>sorten vergleichbarer Festigkeit<br />

brauchen nicht wärmebehandelt zu werden, sofern die<br />

Temperatur der Beschickungsmittel – 10 °C nicht<br />

unterschreitet <strong>und</strong> die Berechnungstemperatur entsprechend<br />

den Bauvorschriften des <strong>GL</strong> 120 °C nicht<br />

überschreitet <strong>und</strong> die Nennwanddicke ≤ 8 mm ist.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

7.1.7 Werden die zulässigen Umformgrade bei<br />

Kaltumformung überschritten, ist die Wärmebehandlung<br />

im Regelfall vor dem Schweißen durchzuführen.<br />

7.1.8 Bei plattierten Druckbehältern oder Druckbehälterteilen<br />

ist die Wärmebehandlung entsprechend<br />

dem Gr<strong>und</strong>werkstoff durchzuführen, sofern mit Rücksicht<br />

auf die Plattierung keine besonderen Vereinbarungen<br />

getroffen werden müssen.<br />

7.2 Austenitische Stähle<br />

7.2.1 Als Wärmebehandlung kommt ein Lösungsglühen<br />

mit Abschrecken oder für stabilisierte Stähle<br />

(Ausnahme: Mo-legierte stabilisierte Stähle mit mehr<br />

als 0,03 % C) <strong>und</strong> Stähle mit Kohlenstoffgehalten von<br />

C ≤ 0,03 % ein Stabilglühen in Betracht.<br />

Hinweis<br />

Abschnitt 6 A<br />

Form- <strong>und</strong> Pressteile, Schrauben <strong>und</strong> Muttern <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 6–3<br />

Siehe hierzu AD-Merkblatt HP 7/3.<br />

7.2.2 Auf eine Wärmebehandlung von lösungsgeglühtem<br />

<strong>und</strong> abgeschrecktem oder stabilgeglühtem<br />

Werkstoff nach Kaltumformung kann verzichtet werden,<br />

wenn:<br />

7.2.2.1 bei austenitischen Stählen mit einzuhaltenden<br />

Mindestwerten für die Bruchdehnung A 5 ≥ 30 % am<br />

Ausgangswerkstoff der Kaltumformgrad von 15 %<br />

nicht überschritten ist oder der Nachweis einer Restbruchdehnung<br />

A 5 von mindestens 15 % nach Kaltumformung<br />

erbracht wird. Für Abmessungsbereiche, bei<br />

denen die einzuhaltenden Mindestwerte für die<br />

Bruchdehnung A 5 unter 30 % liegen, gilt der Nachweis<br />

einer Restbruchdehnung A 5 von 15 % als erbracht,<br />

wenn im Abnahmeprüfzeugnis eine Bruchdehnung<br />

A 5 ≥ 30 % nachgewiesen ist;<br />

7.2.2.2 bei Umformgraden über 15 % im Einzelfall<br />

nachgewiesen wird, dass die Restbruchdehnung A 5<br />

nach Kaltumformung noch mindestens 15 % beträgt,<br />

7.2.2.3 bei Klöpper-, Korbbogen- <strong>und</strong> Halbkugelböden<br />

im Abnahmeprüfzeugnis der Ausgangswerkstoffe<br />

folgende Bruchdehnungen A 5 nachgewiesen sind:<br />

– ≥ 40 % bei Nennwanddicken ≤ 15 mm bei<br />

Entwurfstemperaturen bis – 196 °C<br />

– ≥ 45 % bei Nennwanddicken > 15 mm bei<br />

Entwurfstemperaturen bis – 196 °C<br />

– ≥ 50 % bei Entwurfstemperaturen unter –196 °C<br />

7.2.2.4 bei Druckbehälterteilen, ausgenommen Böden,<br />

die bei Entwurfstemperaturen unter – 196 °C<br />

betrieben werden, der Umformgrad von 10 % nicht<br />

überschritten wird.<br />

7.3 Plattierte Bleche<br />

Bei kaltgeformten Fertigteilen aus plattierten Blechen<br />

gelten die für den betreffenden Gr<strong>und</strong>werkstoff in 7.1<br />

festgelegten Bedingungen.<br />

8. Prüfung<br />

8.1 Prüfung der mechanisch-technologischen<br />

Eigenschaften<br />

8.1.1 Die Pressteilprüfung ist durch Zug- <strong>und</strong><br />

Kerbschlagbiegeversuche an Proben auszuführen, die<br />

den Pressteilen nach der letzten Wärmebehandlung<br />

quer zur ursprünglichen Walzrichtung des Bleches zu<br />

entnehmen sind. Eine Abweichung von bis zu 20° von<br />

der geforderten Probenlage wird nicht beanstandet.<br />

Die dafür erforderlichen Probenabschnitte sind den<br />

Pressteilen aus überschüssigem Werkstoff der Randzone<br />

oder von Ausschnitten in dem nach Tabelle 6.1<br />

festgelegten Umfang zu entnehmen.<br />

8.1.2 Genügt ein Spannungsarmglühen nach dem<br />

Umformen, darf der Probenabschnitt vorher vom<br />

Prüfstück abgetrennt <strong>und</strong> gleichartig geglüht werden.<br />

8.1.3 Ist gemäß Tabelle 6.1 eine Prüfung nach<br />

Prüflosen möglich, dürfen zu einem Prüflos nur Stücke<br />

aus Blechen gleicher Schmelze zusammengefasst<br />

werden, die in gleichartiger Weise gepresst <strong>und</strong> wärmebehandelt<br />

worden sind. Die Wanddicke von Teilen<br />

eines Prüfloses darf dabei 20 % von der mittleren<br />

Wanddicke abweichen. Die Anzahl der Probensätze ist<br />

wie folgt zu bestimmen:<br />

– bis zu 10 Stücke: 1 Probensatz<br />

– bis zu 25 Stücke: 2 Probensätze<br />

– über 25 Stücke: 3 Probensätze<br />

8.1.4 Ist eine Einzelprüfung der Pressteile vorgeschrieben,<br />

kann eine Prüfung des Ausgangswerkstoffes<br />

durch den <strong>GL</strong> entfallen.<br />

8.1.5 Anstelle einer Einzelprüfung der Pressteile<br />

kann der <strong>GL</strong> der walztafelweisen Prüfung (1 Satz<br />

Proben je Ausgangsblech) zustimmen, wenn der<br />

Pressteilhersteller dem <strong>GL</strong> durch eine erstmalige Verfahrensprüfung<br />

den Nachweis erbringt, dass die Anforderungen<br />

erfüllt <strong>und</strong> Erzeugnisse mit gleich bleibenden<br />

Güteeigenschaften hergestellt werden können.<br />

In diesem Fall müssen die Ausgangsbleche geprüft<br />

sein.<br />

8.2 Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Abmessungen<br />

Jedes fertige Teil ist durch den Hersteller auf die Beschaffenheit<br />

der Oberfläche zu prüfen <strong>und</strong> nachzumessen.<br />

Anschließend sind die Teile dem Besichtiger<br />

zur Endprüfung <strong>und</strong> Maßkontrolle vorzustellen.<br />

Dazu muss der Hersteller dem Besichtiger die Aufmassprotokolle<br />

aushändigen.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 6–4<br />

Tabelle 6.1 Prüfumfang der Pressteile aus Blechen<br />

<strong>Stahl</strong>sorten<br />

Alle unlegierten Stähle mit einer<br />

Mindestzugfestigkeit ≤ 410 N/mm 2<br />

Unlegierte Stähle <strong>und</strong> Feinkornbaustähle mit einer<br />

Mindestzugfestigkeit 410 < R m ≤ 510 N/mm 2 <strong>und</strong><br />

R eH ≤ 355 N/mm 2 ferner 0,3 %-Mo-legierte Stähle<br />

Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />

nach<br />

Abschnitt 1 1<br />

Prüfung am<br />

Prüfumfang<br />

für<br />

Pressteile<br />

C, E Ausgangsblech nicht gefordert<br />

C, E<br />

Ausgangsblech<br />

Pressteil<br />

Feinkornbaustähle R eH > 355 N/mm 2 E Pressteil<br />

Warmfeste CrMo-legierte Stähle E Pressteil<br />

Kaltzähe Stähle F Pressteil<br />

Nichtrostende austenitische Stähle<br />

Dicke [mm]<br />

Prüfung nach<br />

Losen<br />

1 Satz Proben<br />

von jedem<br />

Pressteil 2<br />

1 Satz Proben<br />

von jedem<br />

Pressteil 2<br />

1 Satz Proben<br />

von jedem<br />

Pressteil 2<br />

≤ 20 Ausgangsblech nicht gefordert<br />

> 20<br />

Plattierte Bleche H<br />

G<br />

Ausgangsblech<br />

Pressteil<br />

Prüfung nach<br />

Losen<br />

Der Prüfumfang richtet sich<br />

nach dem Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />

1 Für Pressteile, die für die Herstellung von Tanks für druckverflüssigtes Ammoniak bestimmt sind, ist F. 8.2.2 zu beachten.<br />

2 Eine walztafelweise Prüfung kann vereinbart werden, wenn die Voraussetzungen nach 8.1.5 erfüllt werden.<br />

9. Kennzeichnung<br />

Jedes Teil muss durch den Hersteller mit dem Hersteller-Zeichen,<br />

der Werkstoff-Bezeichnung, der Schmelzen-Nummer<br />

<strong>und</strong> der Proben-Nummer gekennzeichnet<br />

werden.<br />

10. Bescheinigungen<br />

Abschnitt 6 B<br />

Form- <strong>und</strong> Pressteile, Schrauben <strong>und</strong> Muttern II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

10.1 Bei Pressteilen, die nach dem Umformen<br />

wärmebehandelt werden, muss der Hersteller die<br />

sachgemäße Durchführung der Wärmebehandlung<br />

unter Angabe der Temperaturen, Haltezeiten <strong>und</strong> Art<br />

der Abkühlung bescheinigen.<br />

10.2 Bei Pressteilen, die in Warmgepresstem Zustand<br />

geliefert werden dürfen, muss der Hersteller<br />

bescheinigen, dass die Umformung innerhalb der vor-<br />

geschriebenen Temperaturgrenzen angefangen <strong>und</strong><br />

beendet worden ist, wobei die betreffende Norm oder<br />

das Werkstoffblatt zu nennen ist. Ferner sind die Art<br />

der Abkühlung <strong>und</strong> der Lieferzustand des Vormaterials<br />

anzugeben.<br />

B. Rohrformstücke<br />

1. Geltungsbereich<br />

Diese Vorschriften gelten für Sattelstutzen, T-Stutzen,<br />

konische Übergangsstücke <strong>und</strong> Rohrbogen zum Einschweißen<br />

in Rohrleitungen, die aus Rohr- oder<br />

Blechabschnitten aus ferritischen oder austenitischen<br />

Stählen hergestellt werden.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

2. Ausgangswerkstoffe<br />

Als Ausgangswerkstoffe sind geeignete Bleche oder<br />

Rohre nach Abschnitt 1 bzw. 2 zu wählen. Sofern vom<br />

<strong>GL</strong> nichts anderes vorgeschrieben ist, sind die Ausgangswerkstoffe<br />

mit Abnahmeprüfzeugnissen nach<br />

EN 10204–3.1 von <strong>GL</strong> zugelassenen Herstellern zu<br />

bestellen.<br />

3. Herstellung<br />

Abschnitt 6 B<br />

Form- <strong>und</strong> Pressteile, Schrauben <strong>und</strong> Muttern <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 6–5<br />

3.1 Rohrformstücke können aus Rohrabschnitten<br />

warm oder kalt geformt werden. Sie können ferner aus<br />

Blechabschnitten hergestellt werden, die warm oder<br />

kalt ein- oder mehrschalig geformt <strong>und</strong> zusammengeschweißt<br />

werden.<br />

3.2 Die Eignung des Verfahrens <strong>und</strong>, bei aus<br />

Einzelteilen zusammengeschweißten Formstücken,<br />

auch die Güteeigenschaften der Schweißverbindungen<br />

sind dem <strong>GL</strong> erstmalig nachzuweisen. Dazu muss der<br />

Hersteller dem <strong>GL</strong> eine Verfahrensbeschreibung mit<br />

allen für die Beurteilung erforderlichen Einzelheiten<br />

zur Prüfung zu übersenden. Art <strong>und</strong> Umfang der Verfahrensprüfung<br />

werden von Fall zu Fall vom <strong>GL</strong> festgelegt.<br />

4. Wärmebehandlung<br />

4.1 Alle Formstücke müssen sich in dem für den<br />

Werkstoff nach den <strong>GL</strong>-Vorschriften bzw. mitgeltenden<br />

Normen oder Werkstoffspezifikationen festgelegten<br />

Wärmebehandlungs- oder Warmverarbeitungszustand<br />

befinden.<br />

4.2 Bei ferritischen Stählen, für die ein Normalglühen<br />

vorgeschrieben ist <strong>und</strong> die warm verformt<br />

werden, kann auf eine nachträgliche Wärmebehandlung<br />

verzichtet werden, wenn durch die Warmverarbeitung<br />

ein entsprechender Gefügezustand sichergestellt<br />

werden kann. Unter gleichen Voraussetzungen<br />

kann bei Vergütungsstählen ein Anlassen genügen.<br />

4.3 Durch Kaltumformung hergestellte Erzeugnisse<br />

sind im Anschluss an die Verformung im allgemeinen<br />

einer erneuten Wärmebehandlung zu unterziehen.<br />

Soll darauf verzichtet werden, muss der Hersteller<br />

nachweisen, dass die geforderten Eigenschaften im<br />

fertigen Stück noch vorhanden sind.<br />

4.4 Bei Formstücken, die aus warm oder kalt<br />

geformten Einzelteilen zusammengeschweißt werden,<br />

wird die Art der Wärmebehandlung bei der Verfahrensprüfung<br />

festgelegt.<br />

4.5 Befindet sich der Ausgangswerkstoff im<br />

vorgeschriebenen Wärmebehandlungszustand, kann<br />

bei Rohrbogen, die aus ferritischen oder austenitischen<br />

Stählen hergestellt werden, wie folgt verfahren werden:<br />

Werden diese Bögen mit Biegeradien r m ≥ 1,3 × d a kalt<br />

gebogen, ist bei Außendurchmessern d a ≤ 133 mm eine<br />

anschließende Wärmebehandlung nicht erforderlich.<br />

Das gleiche gilt für alle mit Biegeradien r m ≥ 2,5 × d a<br />

hergestellten Bögen.<br />

Ausgenommen sind Rohre aus kaltzähen Stählen mit<br />

Wanddicken > 2,5 mm <strong>und</strong> kaltgebogene Rohre, die<br />

wärmebehandelt werden müssen wegen der Korrosionsbeanspruchung<br />

oder weil belastete Teile außerhalb<br />

der neutralen Zone angeschweißt werden.<br />

5. Anforderungen an die Güteeigenschaften<br />

Die Formstücke müssen in fertigem Zustand alle Anforderungen<br />

an die Güteeigenschaften erfüllen, die für<br />

den betreffenden Ausgangswerkstoff (Rohr oder<br />

Blech) vorgeschrieben sind.<br />

6. Prüfung<br />

6.1 Besichtigung <strong>und</strong> Maßprüfung<br />

Alle Formstücke sind im Lieferzustand zu besichtigen<br />

<strong>und</strong> in den Abmessungen nachzuprüfen. Dazu muss<br />

die Oberfläche der Formstücke in einem prüffähigen<br />

Zustand sein, der das Erkennen wesentlicher Fehler<br />

ermöglicht.<br />

6.2 Werkstoffprüfung<br />

6.2.1 Für die Durchführung der mechanischtechnologischen<br />

Versuche sind die Formstücke in<br />

Prüflose nach Tabelle 6.2 einzuteilen.<br />

Ein Prüflos entsprechend Tabelle 6.2 umfasst Formstücke<br />

gleicher Werkstoffe <strong>und</strong> Abmessungen, bei<br />

Formstücken d a > 100 aus legierten Stählen auch<br />

gleicher Schmelze. Ist eine abschließende Wärmebehandlung<br />

erforderlich, erfolgt die Prüfung auch nach<br />

Wärmebehandlungslosen.<br />

Tabelle 6.2 Prüflose für Formstücke<br />

Abmessung d a<br />

[mm]<br />

Anzahl der Formstücke<br />

je Prüflos 1<br />

< 100 ≤ 200<br />

≥ 100 < 225 ≤ 100<br />

≥ 225 < 350 ≤ 50<br />

≥ 350 ≤ 25<br />

1 Prüflose gelten für Bögen in 90 Grad-Ausführung.<br />

Bei 180 Grad-Ausführung erfolgt eine Halbierung, bei<br />

45 Grad-Ausführung eine Verdoppelung der Bögen je<br />

Prüflos.


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 6–6<br />

Formstücke gleicher Schmelzen aus unlegierten Stählen,<br />

die getrennte aber gleichartige Wärmebehandlung<br />

erfahren haben, können gemeinsam geprüft werden,<br />

wenn die Gleichmäßigkeit der Formstücke durch eine<br />

Härteprüfung an 10 %, mindestens aber an 3 Formstücken<br />

dem Besichtiger nachgewiesen ist.<br />

6.2.2 Für den Umfang der mechanisch-technologischen<br />

Prüfungen gelten die Angaben in Tabelle 6.3.<br />

Für die Probenentnahme sind entweder zusätzliche<br />

Formstücke vorzusehen oder es sind Formstücke mit<br />

Überlängen anzufertigen. Zug- <strong>und</strong> Kerbschlagbiegeversuche<br />

können entsprechend der Geometrie der Formstücke<br />

entweder an Tangential- oder Längsproben durchgeführt<br />

werden, wobei für die Probenentnahme die bei<br />

der Härteprüfung ermittelten härtesten <strong>und</strong> weichsten<br />

Stücke auszuwählen sind. Als Anforderungen gelten<br />

die für die Ausgangswerkstoffe maßgeblichen Werte.<br />

6.2.3 Bei kaltzähen Stählen ist der Kerbschlagbiegeversuch<br />

bei der entsprechenden Prüftemperatur<br />

durchzuführen.<br />

Tabelle 6.3 Einteilung in Prüfgruppen <strong>und</strong> Umfang der Prüfungen<br />

Prüfgruppe<br />

Abmessung<br />

da<br />

[mm]<br />

Werkstoff<br />

6.2.4 Bei Formstücken aus nichtrostenden austenitischen<br />

oder austenitisch-ferritischen Stählen für die<br />

Verwendung auf Chemikalientankern ist je Schmelze<br />

<strong>und</strong> Wärmebehandlungslos die Prüfung auf Beständigkeit<br />

gegenüber interkristalliner Korrosion nach<br />

ISO 3651-2 oder gleichwertiger Norm vom Hersteller<br />

durchzuführen <strong>und</strong> zu bescheinigen.<br />

6.2.5 Formstücke aus legierten Stählen sind durch<br />

den Hersteller einer geeigneten Prüfung auf Werkstoffverwechslung<br />

zu unterziehen.<br />

6.2.6 Geschweißte Formstücke aus legierten Stählen<br />

mit Nennweiten > 75 mm sind durch den Hersteller<br />

einer stichprobenweisen Durchstrahlungsprüfung<br />

der Schweißnähte zu unterziehen. Sofern nicht in der<br />

Spezifikation oder Bestellvorschrift festgelegt, ist<br />

die Anzahl der zu prüfenden Stücke mit dem Besichtiger<br />

zu vereinbaren, wobei die Auswahl so zu treffen<br />

ist, dass jede Formstück-Abmessung dabei erfasst<br />

wird.<br />

Härte-<br />

prüfung 1<br />

Umfang der Prüfungen je Prüflos<br />

Zugversuch<br />

I < 100 unlegiert 1 4<br />

II < 100 legiert 1 4<br />

III ≥ 100<br />

unlegiert<br />

Rm < 500 N/mm2 10 % 3<br />

mind. an<br />

3 Formstücken<br />

IV<br />

V<br />

Abschnitt 6 B<br />

Form- <strong>und</strong> Pressteile, Schrauben <strong>und</strong> Muttern II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

≥ 100<br />

≤ 225<br />

(DN ≤ 200)<br />

> 225<br />

(DN > 200)<br />

unlegiert<br />

Rm ≥ 500 N/mm 2<br />

oder legiert<br />

10 %<br />

mind. an<br />

3 Formstücken<br />

100 % 5<br />

2, bei weniger als<br />

10 Formstücken<br />

1 Probe<br />

Kerbschlagbiegeversuch<br />

2<br />

(Probensatz =<br />

3 Proben)<br />

2 Probensätze,<br />

bei weniger als<br />

10 Formstücken<br />

1 Probensatz<br />

1 Bei austenitischen Stählen entfällt die Härteprüfung, wenn aufgr<strong>und</strong> der Geometrie Zugversuche möglich sind.<br />

2 Der Kerbschlagbiegeversuch erfolgt nur bei den Werkstoffen, bei denen für den Ausgangswerkstoff Mindestwerte für die Kerbschlagzähigkeit<br />

angegeben sind. Darüber hinaus erfolgt die Probenentnahme nur bei Wanddicken ≥ 6 mm <strong>und</strong> soweit dies aufgr<strong>und</strong><br />

der Geometrie möglich ist.<br />

3 Ab dem 2. Los einer geschlossenen Abnahme kann der Prüfumfang für die Härteprüfung auf die Hälfte reduziert werden, wenn<br />

die ermittelten Werte der Härte innerhalb der festgelegten Festigkeitsspanne gelegen haben.<br />

4 Der Zugversuch ist am Ausgangsrohr durchzuführen.<br />

5 Für Bögen aus den Werkstoffen 16Mo3, 13CrMo4-5 <strong>und</strong> 10CrMo9-10 nach EN 10028-2 gilt der in Prüfgruppe IV genannte Umfang<br />

der Härteprüfung.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

7. Kennzeichnung<br />

Die Formstücke sind wie folgt zu kennzeichnen:<br />

– Hersteller-Zeichen<br />

– Werkstoffbezeichnung<br />

– Gegebenenfalls Gütestufe bei Kesselrohren<br />

– Schmelzen-Nr. oder Kurzzeichen, wenn der<br />

Ausgangswerkstoff eine entsprechende Kennzeichnung<br />

hatte<br />

C. Schrauben <strong>und</strong> Muttern<br />

1. Geltungsbereich<br />

1.1 Diese Vorschriften gelten für die Herstellung,<br />

die mechanischen Eigenschaften <strong>und</strong> Prüfung von<br />

Schrauben <strong>und</strong> Muttern für:<br />

– Dampfkessel, Behälter, Apparate <strong>und</strong> Rohrleitungen<br />

– Dieselmotore, Getriebe, Wellenleitungen <strong>und</strong><br />

Propeller<br />

– Sonstige Bauteile der Maschinenanlage, für die<br />

nach den Bauvorschriften ein Gütenachweis gefordert<br />

wird.<br />

1.2 Die Auswahl der Schrauben <strong>und</strong> Muttern,<br />

sowie die Art der geforderten Bescheinigung über<br />

Werkstoffprüfungen ist in den einzelnen <strong>Kapitel</strong>n der<br />

Bauvorschriften festgelegt <strong>und</strong> muss in der Bestellung<br />

genannt sein.<br />

2. Werkstoffe<br />

Abschnitt 6 C<br />

Form- <strong>und</strong> Pressteile, Schrauben <strong>und</strong> Muttern <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 6–7<br />

2.1 Schrauben <strong>und</strong> Muttern sind nach anerkannten<br />

Normen oder vom <strong>GL</strong> genehmigten Werkstoff-<br />

Kennblättern der Hersteller auszuwählen. Schraubenstähle<br />

müssen eine gewährleistete Kerbschlagarbeit<br />

aufweisen. Unter diesen Voraussetzungen kommen<br />

folgende Werkstoffe in Betracht:<br />

2.1.1 Schrauben <strong>und</strong> Muttern nach ISO 898<br />

(EN 20898-1 <strong>und</strong> -2) bis zu einem Gewinde von M 39.<br />

Hiervon ausgenommen sind Schrauben der Festigkeitsklassen,<br />

für die in der Norm keine Angaben zur<br />

Kerbschlagarbeit gemacht sind.<br />

2.1.2 Stähle nach EN 10269 in Verbindung mit<br />

DIN 267-13.<br />

2.1.3 Stähle nach DIN 267-13.<br />

2.1.4 Nichtrostende Stähle nach ISO 3506-1<br />

<strong>und</strong> -2.<br />

2.2 Schrauben <strong>und</strong> Muttern nach anderen Normen<br />

oder nach den Werkstoffkennblättern der Hersteller<br />

können verwendet werden, wenn der <strong>GL</strong> deren<br />

Eignung für den vorgesehenen Verwendungszweck<br />

bestätigt hat. Sofern nicht anders festgelegt, müssen<br />

die Werkstoffe die in 4.2.2, 4.2.3 <strong>und</strong> 4.2.4 genannten<br />

Anforderungen erfüllen.<br />

2.3 Automatenstähle mit erhöhtem Schwefel-,<br />

Phosphor- oder Bleigehalt dürfen nicht verwendet<br />

werden.<br />

3. Herstellung<br />

3.1 Schrauben <strong>und</strong> Muttern können durch Warm-<br />

oder Kaltumformen oder durch spanabhebende Bearbeitung<br />

hergestellt werden. Kaltumgeformte Schrauben<br />

sind anschließend einer Wärmebehandlung zu<br />

unterziehen. Gleiches gilt auch für warmumgeformte<br />

Schrauben <strong>und</strong> Muttern mit Ausnahme solcher aus<br />

vergüteten Stählen, wenn sie bei normalen Umgebungstemperaturen<br />

eingesetzt werden sollen <strong>und</strong><br />

durch den Warmumformvorgang ein gleichmäßiger<br />

Gefügezustand erreicht wird.<br />

Oberflächenglätten <strong>und</strong> Rollen des Gewindes gelten<br />

nicht als Kaltumformen in diesem Sinne.<br />

3.2 Schrauben <strong>und</strong> Muttern müssen sich in dem<br />

für den Werkstoff zum Erreichen der Mindestwerte<br />

vorgesehenen Wärmebehandlungszustand befinden.<br />

Der Werkstoff darf bis zur höchsten im Betrieb auftretenden<br />

Temperatur keine unzulässige Versprödung<br />

erfahren. Er muss bei kaltzähen Stählen auch bei der<br />

niedrigsten Entwurfstemperatur noch zähes Verhalten<br />

zeigen. Die Anlasstemperatur muss bei vergüteten<br />

Stählen stets in angemessenem Abstand oberhalb der<br />

höchsten im Betrieb auftretenden Temperatur liegen.<br />

4. Anforderungen an den Werkstoff<br />

4.1 Chemische Zusammensetzung<br />

Die chemische Zusammensetzung muss den Angaben<br />

gemäß Abschnitt 3, B., Tabelle 3.2 bzw. den mitgeltenden<br />

Normen oder Spezifikationen entsprechen.<br />

4.2 Mechanische Eigenschaften<br />

4.2.1 Schrauben <strong>und</strong> Muttern nach den unter 2.1.1<br />

bis 2.1.4 genannten Normen müssen die in diesen<br />

Normen vorgeschriebenen mechanischen Eigenschaften<br />

haben.<br />

4.2.2 Kaltzähe Stähle für Schrauben <strong>und</strong> Muttern,<br />

die zum Bau von Gastanks verwendet werden sollen,<br />

müssen eine Kerbschlagarbeit von mindestens 41 J an<br />

Charpy-V-Längsproben bei der vorgeschriebenen<br />

Prüftemperatur erreichen. Die Prüftemperatur ist nach<br />

Abschnitt 3, F. zu bestimmen.<br />

4.2.3 Stähle für Schrauben <strong>und</strong> Muttern mit Gewinden<br />

größer M 39 sowie nach 2.2 sollen die den<br />

Werkstoff kennzeichnenden Werte aufweisen <strong>und</strong> für<br />

die Probenrichtung längs bei der Prüfung bei Raumtemperatur<br />

folgende Bedingungen erfüllen:<br />

– Bruchdehnung A ≥ 14 %


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 6–8<br />

Abschnitt 6 C<br />

Form- <strong>und</strong> Pressteile, Schrauben <strong>und</strong> Muttern II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

– Kerbschlagarbeit an der Charpy-V-Probe bei<br />

vergüteten Stählen ≥ 52 J, bei unlegierten Stählen<br />

≥ 40 J<br />

4.2.4 Stähle für Schrauben <strong>und</strong> Muttern zur Maschinenf<strong>und</strong>amentierung<br />

mit Gewinde größer M 39<br />

sowie nach 2.2 sollen die den Werkstoff kennzeichnenden<br />

Werte aufweisen <strong>und</strong> für die Probenrichtung<br />

längs bei der Prüfung bei Raumtemperatur die Anforderungen<br />

gemäß Abschnitt 3, B., Tabelle 3.5 sowie<br />

nach Tabelle 3.6 erfüllen.<br />

4.2.5 Stähle oder Halbzeuge für F<strong>und</strong>amentschrauben<br />

von Antriebsanlagen können sowohl gewalzt als<br />

auch geschmiedet sein, müssen jedoch die unter 4.2.4<br />

genannten Anforderungen erfüllen.<br />

Für Gewinde größer M 39 sind geschmiedete Halbzeuge<br />

zu verwenden.<br />

4.2.6 Das Ergebnis der Kerbschlagarbeit ist als<br />

Mittelwert von 3 Proben zu bestimmen. Davon darf<br />

eine Probe einen Wert unterhalb des vorgeschriebenen<br />

Mittelwertes aber nicht weniger als 70 % des vorgeschriebenen<br />

Mittelwertes haben.<br />

5. Prüfung von Schrauben<br />

5.1 Der Hersteller muss die chemische Zusammensetzung<br />

jeder Schmelze gemäß C.7. nachweisen.<br />

5.2 Schrauben sind durch den Zugversuch <strong>und</strong><br />

bei Gewinde-Nenndurchmessern ≥ 16 mm auch durch<br />

den Kerbschlagbiegeversuch zu prüfen.<br />

Für die Probenentnahme sind Schrauben gleicher Art<br />

<strong>und</strong> Festigkeitsklasse oder aus gleichem Werkstoff zu<br />

Prüflosen nach Tabelle 6.4 zusammenzustellen.<br />

Wird der Nachweis erbracht, dass die Schrauben einer<br />

Lieferung einer Schmelze mit gleicher Wärmebehandlung<br />

entstammen, so genügt die Prüfung von vier<br />

Probensätzen unabhängig von der Stückzahl.<br />

Tabelle 6.4 Losgrößen für die Prüfung der mechanischen<br />

Eigenschaften<br />

Stückzahl<br />

Anzahl der Probensätze<br />

für die<br />

mechanische<br />

Prüfung<br />

≤ 200 1<br />

> 200 bis ≤ 400 2<br />

> 400 bis ≤ 800 3<br />

> 800 bis ≤ 1200 4<br />

> 1200 bis ≤ 1600 5<br />

> 1600 bis ≤ 3500 6<br />

> 3500 7<br />

5.3 Für den Zugversuch können aus dem Prüfstück<br />

herausgearbeitete oder abgedrehte Proben nach<br />

Abb. 6.1 verwendet werden.<br />

r ³ 4<br />

d 0<br />

L 0 = 5 d0<br />

r ³ 4<br />

Abb. 6.1 Abgedrehte Probe<br />

5.4 Wird nach der spanenden Fertigung keine<br />

Wärmebehandlung durchgeführt <strong>und</strong> liegt der Ausgangswerkstoff<br />

in endwärmebehandeltem Zustand<br />

vor, genügt hinsichtlich des Nachweises der mechanischen<br />

Eigenschaften die Prüfung des Ausgangswerkstoffes.<br />

In diesem Fall sind Stabstähle gleicher<br />

Schmelze, gleichen Durchmessers <strong>und</strong> gleicher Wärmehandlung<br />

zu Prüflosen von höchstens 5 000 kg zu<br />

sortieren. Von jedem Prüflos ist ein Probensatz für die<br />

Durchführung der Zug- <strong>und</strong> Kerbschlagbiegeversuche<br />

zu entnehmen.<br />

5.5 Erfolgt nach der spanenden Fertigung eine<br />

Wärmebehandlung, ist die Prüfung wie bei den entsprechenden<br />

spanlos gefertigten Schrauben nach 5.2<br />

durchzuführen.<br />

5.6 Die Oberflächenbeschaffenheit, Abmessungen<br />

<strong>und</strong> Einhaltung der Toleranzen sind durch den<br />

Besichtiger an mindestens 20 Schrauben, bei Losgrößen<br />

≤ 200 Stück an mindestens 10 Schrauben nachzuprüfen.<br />

Dazu muss der Hersteller die erforderlichen<br />

Lehren <strong>und</strong> Kaliber bereitstellen.<br />

5.7 Die Gleichmäßigkeit der Lieferung ist durch<br />

den Hersteller anhand von Härteprüfungen nachzuweisen.<br />

Zu diesem Zweck sind von jedem Prüflos<br />

mindestens 20 Schrauben, bei Stückzahlen ≤ 200<br />

mindestens 10 Schrauben zu prüfen. Das Prüfergebnis<br />

ist dem Besichtiger zu bescheinigen.<br />

5.8 Für Schrauben, die auf der Gr<strong>und</strong>lage ihrer<br />

Warmfestigkeitseigenschaften für die Verwendung bei<br />

erhöhten Temperaturen berechnet werden, ist die<br />

0,2 %- bzw. 1 %-Dehngrenze im Warmzugversuch an<br />

einer Probe je Prüflos nachzuweisen. Der Versuch ist<br />

mit einer Temperatur auszuführen, die der der Betriebstemperatur<br />

am nächsten liegenden, auf volle<br />

50 °C abger<strong>und</strong>eten Temperaturstufe entspricht. Der<br />

Versuch kann entfallen, wenn es sich um Schrauben<br />

nach anerkannten Normen handelt, deren Warmfestigkeitseigenschaften<br />

als nachgewiesen gelten.<br />

6. Prüfung von Muttern<br />

6.1 Chemische Zusammensetzung<br />

Die chemische Zusammensetzung muss den Angaben<br />

gemäß Abschnitt 3, B., Tabelle 3.2 bzw. den mitgeltenden<br />

Normen oder Spezifikationen entsprechen.


II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

(1:100)<br />

Abschnitt 6 C<br />

Form- <strong>und</strong> Pressteile, Schrauben <strong>und</strong> Muttern <strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 6–9<br />

1,06d (1,04d)<br />

d<br />

d<br />

m 1,2 m<br />

1,5 m<br />

Prüfdorn für 6 % Aufweitung (1,06d)<br />

bzw. 4 % Aufweitung (1,04d) der Mutter<br />

d = Gewinde-Nenndurchmesser<br />

m = Nennhöhe der Mutter<br />

1,1d<br />

Kraft<br />

Versuchsanordnung<br />

gehärtet<br />

³ d<br />

Abb. 6.2 Aufweitversuch an Muttern<br />

6.2 Muttern mit Gewinde-Nenndurchmessern bis<br />

einschließlich 39 mm sind durch den Aufweitversuch<br />

mit einem Dorn mit Kegel 1 : 100 zu prüfen, vgl. Abb.<br />

6.2. Vor dem Versuch sind die Muttern bis auf den<br />

Gewinde-Außendurchmesser aufzubohren. Die Aufweitung<br />

muss mindestens 6 % bei Muttern mit einer<br />

Höhe von ≥ 0,8 × Gewinde-Nenndurchmesser d (mindestens<br />

4 % bei einer Höhe von ≥ 0,5 bis < 0,8 d)<br />

betragen. Es gelten die Probenzahlen nach Tabelle 6.4,<br />

jedoch sind mindestens 2 Muttern bei Stückzahlen<br />

≤ 200 zu prüfen.<br />

6.3 Bei Muttern mit Gewinde-Nenndurchmessern<br />

> 39 mm ist anstelle des Aufweitversuches die Prüfung<br />

des Ausgangswerkstoffes nach 5.2 durchzuführen.<br />

6.4 Die Gleichmäßigkeit der Lieferung ist durch<br />

den Hersteller durch Härteprüfungen nachzuweisen.<br />

Zu diesem Zweck sind von jedem Prüflos mindestens<br />

20 Muttern, bei Stückzahlen ≤ 200 mindestens 10<br />

Muttern zu prüfen. Das Prüfergebnis ist dem Besichtiger<br />

zu bescheinigen.<br />

6.5 Die Oberflächenbeschaffenheit, Abmessungen<br />

<strong>und</strong> Einhaltung der Toleranzen sind durch den<br />

Besichtiger wie in 5.6 beschrieben nachzuprüfen.<br />

7. Nachweis der chemischen Zusammensetzung<br />

7.1 Der Hersteller muss dem Besichtiger für jede<br />

Lieferung ein Zeugnis mit den Ergebnissen der chemischen<br />

Analyse, den Schmelzennummern, den Abmessungen<br />

<strong>und</strong> dem Lieferzustand des von ihm verarbeiteten<br />

Vormaterials übergeben. Der Name des <strong>Stahl</strong>herstellers<br />

muss in dem Zeugnis genannt sein.<br />

7.2 Schrauben <strong>und</strong> Muttern aus legierten Stählen<br />

sind vom Hersteller einer geeigneten Prüfung auf<br />

Werkstoffverwechslung zu unterziehen.<br />

8. Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

Folgende Schrauben sind durch den Hersteller durch<br />

ein geeignetes Verfahren auf Risse zu prüfen:<br />

– Teilflanschschrauben von Turbinengehäusen<br />

– Schrauben in Frischdampfleitungen mit Temperaturen<br />

> 350 °C<br />

– Flügel-Befestigungsschrauben von Propellern<br />

ferner für Dieselmotoren mit Zylinder-Durchmessern<br />

> 400 mm folgende Schrauben:<br />

– Gr<strong>und</strong>lager-Schrauben<br />

– Treibstangen-Schrauben<br />

– Kreuzkopflager-Schrauben<br />

– Zylinderdeckel-Schrauben<br />

9. Wiederholungsprüfungen<br />

9.1 Genügt eine der für die Prüfung der mechanischen<br />

Eigenschaften geforderten Proben nicht den<br />

gestellten Bedingungen, so sind je zwei weitere Proben


<strong>Kapitel</strong> 2<br />

Seite 6–10<br />

Abschnitt 6 C<br />

Form- <strong>und</strong> Pressteile, Schrauben <strong>und</strong> Muttern II - Teil 1<br />

<strong>GL</strong> 2009<br />

bzw. Probensätze zu entnehmen, die den Anforderungen<br />

genügen müssen. Versagen auch diese Proben, gilt<br />

das Prüflos als nicht abgenommen. Der Hersteller<br />

kann jedoch das Prüflos erneut wärmebehandeln <strong>und</strong><br />

zur Prüfung wieder vorstellen. Genügen auch dann die<br />

Proben nicht, ist das Prüflos endgültig zu verwerfen.<br />

9.2 Genügt eine der für die Härteprüfung, für die<br />

zerstörungsfreie Prüfung auf Oberflächenfehler oder<br />

für die Maßprüfung geforderten Proben nicht den<br />

Anforderungen ist eine weitere Stichprobe von 20<br />

Stück (bzw. 10 Stück bei Losgrößen ≤ 200) zu nehmen,<br />

von der alle Proben den Anforderungen genügen<br />

müssen. Anderenfalls gilt das ganze Prüflos als nicht<br />

abgenommen. Im Falle der Härteprüfung kann der<br />

Hersteller dieses Los nach erneuter Wärmebehandlung<br />

wieder vorlegen. Genügen auch diese Proben nicht<br />

den Anforderungen, ist das ganze Los endgültig zu<br />

verwerfen.<br />

10. Kennzeichnung<br />

10.1 Schrauben <strong>und</strong> Muttern sind mit dem Zeichen<br />

des Herstellers sowie mit dem Kennzeichen für die<br />

Festigkeitsklasse oder dem Kurzzeichen für die <strong>Stahl</strong>sorte,<br />

Schrauben ab M 52 zusätzlich mit der Schmelzen-Nummer<br />

zu kennzeichnen. Schrauben ab M 52<br />

werden einzeln, alle anderen Teile auf dem Verpackungsschild<br />

mit dem <strong>GL</strong>-Stempel gekennzeichnet.<br />

10.2 Stabstähle für die spanende Fertigung von<br />

Schrauben <strong>und</strong> Muttern sind bei Durchmessern > 25<br />

mm an einem Ende mit dem Zeichen des Herstellers,<br />

dem Kurzzeichen für die <strong>Stahl</strong>sorte <strong>und</strong> dem Stempel<br />

des <strong>GL</strong>, legierte Stabstähle zusätzlich mit der Schmelzen-Nummer<br />

zu kennzeichnen. Für Stabstähle mit<br />

Durchmessern ≤ 25 mm genügt eine entsprechende<br />

Kennzeichnung auf dem Anhängeschild des Bündels.

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