Gedankenexperimente in der Quantenmechanik
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Abbildung 10.1) Da A und B zuvor <strong>in</strong> Wechselwirkung mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> standen, beschreiben A<br />
und B auch räumlich getrennt vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Zweiteilchensystem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen<br />
Zustand Ψ. Der Zustand wird beschrieben als e<strong>in</strong>e Zerlegung nach den Eigenfunktionen des<br />
Ortsoperators:<br />
Ψ(x1, x2) =<br />
∞<br />
∑ ψn(x2)un(x1).<br />
n=1<br />
Diese Funktion def<strong>in</strong>iert unendlich viele mögliche Messergebnisse für die Ortsmessung. Messen<br />
wir nun den Ort an Teilchen A, reduzieren wir die Zustandsfunktion auf<br />
ψ k(x2)u k(x1).<br />
Mit dieser Funktion ist somit auch <strong>der</strong> Ort für Teilchen B bekannt. Nach <strong>der</strong> Impulserhaltung<br />
haben sich beide Teilchen nach dem Zerfall mit <strong>der</strong> gleichen Geschw<strong>in</strong>digkeit v <strong>in</strong> entgegengesetzte<br />
Richtungen bewegt und s<strong>in</strong>d damit zu jedem Zeitpunkt gleich weit von <strong>der</strong><br />
Quelle entfernt. In gleicher Weise lässt sich nach e<strong>in</strong>er Impulsmessung auch auf den Impuls<br />
des an<strong>der</strong>en Teilchens schließen. Dazu müssen lediglich die Zustandsfunktionen nach den<br />
Impulseigenfunktionen entwickelt werden. Für die Größe p gilt somit <strong>in</strong> dem Experiment<br />
ψ(x1, x2) =<br />
∞<br />
∑ φaua(x1).<br />
a=1<br />
Folglich können wir sowohl den Ort unseres Teilchens als auch den Impuls ermitteln, <strong>in</strong>dem<br />
wir zwei unterschiedliche Messungen an den beiden Teilchen A und B durchführen. (Zum<br />
e<strong>in</strong>en den Ort x von Teilchen A und zum an<strong>der</strong>en den Impuls p von Teilchen B.) Damit haben<br />
sowohl Impuls als auch Ort für e<strong>in</strong> Teilchen physikalische Realität.<br />
Was bedeutet dies nun für unsere anfängliche Frage?<br />
Vergleichen wir dieses Ergebnis mit unseren zu Anfang aufgestellten Sätzen, bemerken wir,<br />
dass unser Ergebnis e<strong>in</strong>en Wi<strong>der</strong>spruch zu unserem Satz b) darstellt. Im Gegensatz zu Heisenberg<br />
können wir <strong>in</strong> unserem Gedankenexperiment, frei nach EPR, e<strong>in</strong>em Teilchen beide<br />
Größen zuordnen und können somit beiden physikalischen Größen Realität zusprechen.<br />
Durch die aufgeführten Bed<strong>in</strong>gungen und Voraussetzungen <strong>in</strong> unserem Gedankenexperiment<br />
können wir somit annehmen, dass die <strong>Quantenmechanik</strong> nicht vollständig ist.<br />
Doch nun soll es zu ke<strong>in</strong>em Missverständnis kommen. Mit dem eben beschriebenen Gedankenexperiment<br />
E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>s, Podolskys und Rosens haben die drei Physiker nicht explizit Heisenbergs<br />
Unschärferelation wi<strong>der</strong>legt. Diese besagt, dass an e<strong>in</strong>em Teilchen nicht Ort und<br />
Impuls gleichzeitig gemessen werden können. Die Deutung <strong>der</strong> <strong>Quantenmechanik</strong> nach Nils<br />
Bohr geht noch weiter: Ort und Impuls s<strong>in</strong>d nicht gleichzeitig bestimmt. Was EPR wi<strong>der</strong>legen,<br />
ist eben diese Aussage. In ihrem Gedankenexperiment haben sie „bewiesen“, dass eben dies<br />
möglich ist. Ob wir e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes System o<strong>der</strong> zwei Systeme betrachten, ist hierbei (natürlich<br />
nicht physikalisch) nebensächlich.<br />
Doch was bedeutet dies nun schlussendlich? Ist die Quantentheorie unvollständig?<br />
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