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Gedankenexperimente in der Quantenmechanik

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18 Der Quantenradierer<br />

Der Quantenradierer ist e<strong>in</strong> Experiment, welches die Eigenschaft <strong>der</strong> <strong>Quantenmechanik</strong> verdeutlicht,<br />

durch Handlungen unsere Interpretation vergangener Ereignisse zu än<strong>der</strong>n. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

sei dazu gesagt, dass sich die Ergebnisse des vorgeführten Experimentes auch klassisch<br />

erklären lassen, wenn man das Licht als Welle beschreibt. Aber auf Ebene e<strong>in</strong>er Photonen<strong>in</strong>terpretation<br />

zeigt er die wesentlichen Effekte.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Quantenmechanik</strong> hängt das Verhalten e<strong>in</strong>es Objektes davon ab, welche Frage man im<br />

Experiment stellt, man erhält entwe<strong>der</strong> Wellen o<strong>der</strong> Teilcheneigenschaften. Das typische Interferenzmuster<br />

am Doppelspalt verschw<strong>in</strong>det, wenn pr<strong>in</strong>zipiell die „welche-Weg-Information“<br />

vorhanden ist. Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Quantenradieres wird diese Information wie<strong>der</strong> gelöscht und<br />

das Interferenzmuster wie<strong>der</strong> hergestellt (aber die Löschung muss so erfolgen, dass neue<br />

Korrelationen dabei erzeugt werden).<br />

E<strong>in</strong>e Wegmarkierung kann z. B. durch Lichtblitze erfolgen, die von an den Schlitzen gestreuten<br />

Photonen kommen. Besteht e<strong>in</strong> solcher Lichtblitz nur aus e<strong>in</strong>em Photon, muß man den<br />

Ort, von dem aus das Photon ausgegangen ist, genau genug messen. Messen wir aber statt<br />

<strong>der</strong> Orte die Impulse <strong>der</strong> Photonen, verlieren wir die „welche-Weg-Information“ wie<strong>der</strong>.<br />

Unsere Antwort auf die Frage „Passiert das Teilchen e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> beide Spalte“ hängt davon<br />

ab, ob wir an den zugehörigen „Nachweisphotonen“ e<strong>in</strong>e Orts- o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Impulsmessung<br />

durchführen. Für diese Messung können wir uns entscheiden, nachdem das Teilchen die Spalte<br />

passiert hat (dies ist e<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> Delayed-Choice-Experiment).<br />

Wird die Wahl <strong>der</strong> Photonenmessung erst nach auftreffen <strong>der</strong> Photonen auf dem Schirm getroffen<br />

(also nachdem bereits e<strong>in</strong> Interferenzmuster aufgetreten ist), wird die Argumentation<br />

kniffliger. Um die Interfernz nach Anwendung des Quantenradiers zu sehen, müssen die<br />

Teilchen <strong>in</strong> zwei Gruppen geteilt werden, die e<strong>in</strong>en zeigen das Interferenzmuster, die an<strong>der</strong>en<br />

das <strong>in</strong>verse Muster. Zusammen löscht sich das Interferenzmuster aus. Interfernzstreifen<br />

können also erst beobachtet werden, nachdem die Photonenmessung stattgefunden hat, welche<br />

die Photonen <strong>in</strong> Gruppen teilt.<br />

Die zugrundeliegende Idee ist, dass die Komplementarität das fundamentale Pr<strong>in</strong>zip ist und<br />

die Unschärferelation nur e<strong>in</strong>e Folge daraus (als Nebenbemerk: Bohr war dieser Überzeugung,<br />

während Heisenberg glaubte, die Unschärfe schütze das Komplementariätspr<strong>in</strong>zip).<br />

Der Quantenradierer erlaubt es dank Verschränkung (diese Grundidee stammt eigentlich<br />

schon von EPR), die Position e<strong>in</strong>es Teilchens auf e<strong>in</strong>e Weise zu markieren, die den Impuls<br />

nicht verän<strong>der</strong>t, also die Unschärferelation zu umgehen. Früher war die Überzeugung genau<br />

umgekehrt: Die Konsequenz des Komplementaritätspr<strong>in</strong>zips ist, dass wenn die Information<br />

über die Trajektorie des Objektes ohne (nennenswerte) Störung des Objektes gewonnen werden<br />

kann, sollte die Interfernz verschw<strong>in</strong>den. Vernichtet man h<strong>in</strong>terher diese Information<br />

wie<strong>der</strong> (auf e<strong>in</strong>e Weise, die neue Korrelationen erzeugt), kehrt die Interferenz zurück.<br />

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