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Die Häufigkeit der Störung des Sozialverhaltens in einer Einrichtung ...

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unverän<strong>der</strong>tes o<strong>der</strong> sogar verschlechtertes Verhalten. Bei 37,5% gilt die <strong>Störung</strong> als<br />

weitgehend behoben und bei 41,7% als teilgebessert.<br />

Lösel und Ben<strong>der</strong> (1997) kommen zu dem Schluß, daß es e<strong>in</strong>ige<br />

Behandlungsformen gibt, die durchaus erfolgversprechend s<strong>in</strong>d (z. B. gut<br />

strukturierte kognitive Verhaltenstherapien) und an<strong>der</strong>e, die schlechtere Wirkungen<br />

erzielen (z. B. psychodynamische und non-direktive Therapien). Sie betonen<br />

außerdem die Notwendigkeit, nicht nur mit dem K<strong>in</strong>d zu arbeiten, son<strong>der</strong>n auch mit<br />

den Eltern.<br />

Kramer und v. d. Leyen (1934) berichten über die „Entwicklungsverläufe<br />

anethischer, gemütloser psychopathischer K<strong>in</strong><strong>der</strong>”. Sie verfolgten dabei die Fälle<br />

e<strong>in</strong>iger K<strong>in</strong><strong>der</strong> zwischen 1912 und 1934 und schil<strong>der</strong>ten detailliert <strong>der</strong>en Verlauf. <strong>Die</strong><br />

damalige Diagnose stimmt nicht mehr vollständig mit unserer heutigen Diagnose <strong>der</strong><br />

<strong>Störung</strong> <strong>des</strong> <strong>Sozialverhaltens</strong> übere<strong>in</strong>, hat aber doch e<strong>in</strong>ige Ähnlichkeiten. <strong>Die</strong><br />

Symptome wurden nach Stier beschrieben als „gesteigerte Eßlust (Unersättlichkeit<br />

o<strong>der</strong> Freßgier), bei höheren Graden begleitet von e<strong>in</strong>er Abschwächung <strong>des</strong><br />

Ekelgefühls; <strong>der</strong> wahllose Genuß unsauberer, an sich kaum eßbarer, für den<br />

durchschnittlichen Geschmack wi<strong>der</strong>licher Nahrungsmittel sei die Folge. Der<br />

Selbstbehauptungstrieb führe zu rücksichtsloser, brutaler Durchführung eigener<br />

Interessen, <strong>der</strong> gesteigerte Betätigungsdrang zur Unterwerfung <strong>der</strong> Mitmenschen;<br />

die Verteidigung schlage schnell <strong>in</strong> rohe Angriffe auf an<strong>der</strong>e über. Zorn und<br />

Wutausbrüche träten auf, wenn die Durchsetzung <strong>der</strong> kraß-egoistischen Interessen<br />

von außen gewaltsam geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t wird. E<strong>in</strong> verfrühtes Durchbrechen e<strong>in</strong>es mächtig<br />

gesteigerten Geschlechtstriebes vermisse man selten. In körperlicher Beziehung sei<br />

die Herabsetzung <strong>der</strong> Schmerzempf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>e häufige Begleitersche<strong>in</strong>ung. Ferner<br />

beobachte man Lust am Verletzen an<strong>der</strong>er, am Quälen von Tieren.<br />

Anstaltsbehandlung sei unentbehrlich. <strong>Die</strong> Prognose sei als nicht günstig zu<br />

bezeichnen” (zitiert aus Kramer & v. d. Leyen, 1934).<br />

Kramer und v. d. Leyen stellen jedoch fest, daß <strong>in</strong> fast allen Fällen e<strong>in</strong>e erhebliche<br />

Besserung e<strong>in</strong>trat, wenn die Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen verän<strong>der</strong>t und verbessert<br />

wurden.<br />

VI. Risikofaktoren<br />

VI.1. Geschlecht<br />

Jungen s<strong>in</strong>d sehr viel häufiger von <strong>der</strong> <strong>Störung</strong> <strong>des</strong> <strong>Sozialverhaltens</strong> betroffen. Nach<br />

Ste<strong>in</strong>hausen (1996) zeigen Jungen im K<strong>in</strong><strong>des</strong>alter bis zu dreimal häufiger<br />

aggressives Verhalten als Mädchen. Möller-Nehr<strong>in</strong>g et al. (1998) fanden <strong>in</strong> ihrer<br />

Studie, daß 71,1% <strong>der</strong> 235 K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die e<strong>in</strong>e <strong>Störung</strong> <strong>des</strong> <strong>Sozialverhaltens</strong> aufwiesen<br />

männlich waren und nur 28,9% weiblich. <strong>Die</strong>se Ergebnisse könnten durch die<br />

unterschiedlichen Ersche<strong>in</strong>ungsformen bei Jungen und Mädchen zu erklären se<strong>in</strong>.<br />

Während Jungen eher direkte körperliche Aggression und damit objektiv<br />

beobachtbares Verhalten zeigen, das auch <strong>in</strong> den Klassifikationssystemen

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