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Die Häufigkeit der Störung des Sozialverhaltens in einer Einrichtung ...

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K<strong>in</strong><strong>der</strong> lernen normalerweise im Laufe ihrer Gewissensbildung antisoziale<br />

Reaktionen zurückzuhalten (zu hemmen), wobei das Gewissen als aus e<strong>in</strong>er Reihe<br />

konditionierter Reaktionen auf Reize, die mit antisozialem Handeln verknüpft s<strong>in</strong>d,<br />

bestehend aufgefaßt wird. <strong>Die</strong>se Gewissensbildung beruht auf e<strong>in</strong>er geglückten<br />

Interaktion <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Persönlichkeitsvoraussetzungen (Prädispositionen) mit<br />

<strong>der</strong> sozialen Umwelt (Milieu-Faktoren). Für das Mißl<strong>in</strong>gen wird die schlechtere<br />

Konditionierbarkeit <strong>der</strong> Menschen verantwortlich gemacht, die zur primären o<strong>der</strong><br />

sekundären Psychopathie veranlagt s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> schlechte Konditionierbarkeit ist <strong>der</strong><br />

zentrale Mechanismus zur Entwicklung dissozialer Neigungen. Für Menschen, die<br />

del<strong>in</strong>quente und krim<strong>in</strong>elle Neigungen entwickeln und dabei gut konditionierbar s<strong>in</strong>d,<br />

schlägt Eysenck e<strong>in</strong>e dritte Erklärungsmöglichkeit vor, die er als „Antisozialisation”<br />

bezeichnet. Damit me<strong>in</strong>t er K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die ihre dissozialen Handlungen schlicht von<br />

dissozialen Eltern lernen, ohne daß e<strong>in</strong>e entsprechende Temperamentsausstattung<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er antisozialen Persönlichkeitsstörung vorliegen muß.<br />

VII.2. Genetische E<strong>in</strong>flüsse<br />

Hersen und Last (1990) berichten über Adoptionsstudien, <strong>in</strong> denen<br />

Umgebungse<strong>in</strong>flüsse kontrolliert wurden. <strong>Die</strong>se Studien zeigen, daß, ungeachtet <strong>der</strong><br />

krim<strong>in</strong>ellen Aktivitäten von Adoptiveltern, K<strong>in</strong><strong>der</strong> von nichtkrim<strong>in</strong>ellen, leiblichen<br />

Eltern am wenigsten del<strong>in</strong>quentes Verhalten aufweisen, während K<strong>in</strong><strong>der</strong> von<br />

krim<strong>in</strong>ellen Eltern, die bei ebenfalls krim<strong>in</strong>ellen Adoptiveltern leben, am<br />

wahrsche<strong>in</strong>lichsten ebenfalls krim<strong>in</strong>elles Verhalten entwickeln. K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>der</strong>en<br />

leibliche Eltern krim<strong>in</strong>ell s<strong>in</strong>d, <strong>der</strong>en Adoptiveltern ke<strong>in</strong>e krim<strong>in</strong>ellen<br />

Verhaltensweisen zeigen, liegen zwischen den beiden an<strong>der</strong>en Gruppen.<br />

<strong>Die</strong>se Befunde deuten darauf h<strong>in</strong>, daß genetische Ursachen durchaus e<strong>in</strong>e Rolle<br />

spielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verursachung dissozialer <strong>Störung</strong>en, aber immer auch <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

stehen mit Umweltfaktoren.<br />

Petermann und Warschburger (1996) berichten, daß immer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e familiäre<br />

Häufung von externalisierenden <strong>Störung</strong>en beobachtet wurde. Eltern von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

mit e<strong>in</strong>er <strong>Störung</strong> <strong>des</strong> <strong>Sozialverhaltens</strong> blicken überzufällig häufig auf e<strong>in</strong>e ähnliche<br />

Entwicklungsgeschichte zurück.<br />

Zwill<strong>in</strong>gsstudien haben <strong>in</strong> bezug auf Krim<strong>in</strong>alität und antisoziales Verhalten e<strong>in</strong>e<br />

größere Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen monozygoten Zwill<strong>in</strong>gen als zwischen dizygoten<br />

Zwill<strong>in</strong>gen gefunden (Herbert, 1979, Kazd<strong>in</strong>, 1987).<br />

VII.2.1. Chromosomale Abweichungen<br />

<strong>Die</strong> XYY-Theorie besagt, daß e<strong>in</strong> zusätzliches männliches Chromosom Männer<br />

prädisponiert, antisoziales Verhalten und speziell Aggression zu entwickeln. <strong>Die</strong>se<br />

Annahme stützt sich auf den Befund, daß e<strong>in</strong> hoher Anteil von Männern mit dieser<br />

Anomalie <strong>in</strong> Straf<strong>in</strong>stitutionen zu f<strong>in</strong>den ist. Es zeigte sich jedoch <strong>in</strong> weiteren<br />

Untersuchungen, daß die weitaus größere Mehrheit von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit SSV ke<strong>in</strong>e

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