Rückblick auf das Jahr 2009 - Landrat-Lucas Gymnasium
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<strong>Lucas</strong> live Sprachaustausch<br />
turschock vorbereitet werden. Am letzten Nachmittag dieser Vorbereitungswoche erwarteten<br />
uns unsere Gastfamilien in einem separaten Saal. Aufregung, große Anspannung und gleichzeitige<br />
Vorfreude vermischt mit Angst machte sich unter uns Austauschschülern breit.<br />
Doch in dem Moment, in dem ich meiner Gastfamilie in den Armen lag, war all dies für einen<br />
Moment vergessen. Der lang ersehnte, aber auch so gefürchtete Augenblick war endlich da und<br />
gut überstanden. Zusammen traten wir den Weg in die schöne 80 000-Einwohner-Stadt Villa<br />
María in der Provinz von Córdoba an.<br />
ähm … no entiendo …<br />
Doch die nächste Hürde war nun zu überwinden: Ich hatte keine Ahnung, was die alle von<br />
mir wollten, wenn sie mit mir sprachen. Obwohl ich bereits zwei <strong>Jahr</strong>e Spanischunterricht in<br />
der Schule hatte, war der argentinische Akzent mir so fremd und <strong>das</strong> schnelle Sprechen und<br />
die teils verwendete Umgangssprache machte <strong>das</strong> alles auch nicht gerade einfacher. Und auch<br />
für die Argentinier war es, so glaube ich, ziemlich schwer, meine Mischung aus deutschen, englischen<br />
und spanischen Wörtern mit lauter „ähms“ dazwischen zu deuten. Schon bald wurden<br />
„no entiendo“ (Ich verstehe nicht.) und „más despacio, por favor“ (Langsamer, bitte!) zu meinen<br />
Lieblingssätzen. Doch auch diese Schwierigkeit legte sich bald. Mit der Zeit gewöhnte ich mich<br />
daran und eignete mir schnell den argentinischen Slang, vermischt mit Körpersprache und einer<br />
gut überlegten pantomimischen Darstellung an.<br />
La chica de Alemania – neue Freunde und eine neue Familie<br />
Doch vorerst wartete noch eine große Sache <strong>auf</strong> mich, die mir vorab viel Kopfzerbrechen bereitete:<br />
der erste Schultag. Schuluniform angezogen, machten wir uns <strong>auf</strong> den Weg zur Schule,<br />
wo die Direktorinnen und meine zukünftige Klassenlehrerin bereits <strong>auf</strong> mich warteten. Yanina,<br />
meine Lehrerin (Lehrer duzt man in Argentinien) brachte mich dann ins Klassenzimmer. Auf dem<br />
Weg dorthin wurde ich von allen Schülern regelrecht angestarrt. In der Klasse angekommen,<br />
schauten mich meine Mitschüler mit großen, leuchtenden Augen an und wenige Sekunden später<br />
saßen auch schon in etwa zehn Leute um mich herum und löcherten mich mit Fragen, doch<br />
ich verstand nur die Hälfte. Endlich dann fing die Lehrerin mit dem Unterricht an. Zwei Mädchen<br />
aus der Klasse erklärten mir dann immer mit viel Geduld, um was es in etwa im Unterricht ging,<br />
doch irgendwann tat es mir Leid immer noch tausendmal nachzufragen, ob sie <strong>das</strong> wiederholen<br />
könnten, doch keiner hat die Geduld mit mir verloren, sondern sie alle haben sich einfach nur toll<br />
um mich gekümmert, mir sogar angeboten mich nach der Schule nach Hause zu begleiten. Und<br />
schon bald wurde ich mit Handynummern<br />
überhäuft. Mir war<br />
klar, <strong>das</strong>s einige von ihnen dies<br />
alles nur taten, weil ich la chica<br />
de Alemania, <strong>das</strong> Mädchen aus<br />
Deutschland war, doch ich war<br />
einfach nur dankbar Anschluss<br />
zu finden und akzeptiert zu werden.<br />
Und auch schon bald sollte<br />
sich herausstellen, <strong>das</strong>s sich unter<br />
ihnen ein paar echte, wahre<br />
Freunde befanden.<br />
Ganz so einfach hingegen war<br />
es nicht den Anschluss in meiner<br />
Gastfamilie zu finden. Die<br />
Chemie zwischen uns stimmte<br />
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