Das Magazin der GEMA · Ausgabe April 2009 - heller & partner
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DteXt: BIRGIT DOLL<br />
ieses Duell wird nicht mit Waffen ausgetragen,<br />
son<strong>der</strong>n mit Gitarren: Blitzschnell flitzen<br />
die Finger <strong>der</strong> Kontrahenten über die Instrumente,<br />
<strong>der</strong> Sound schwillt an, absolute Körperspannung,<br />
die Punktzahlen auf den Bildschirmen schnellen<br />
nach oben. Auf den Gitarren befinden sich allerdings<br />
keine Saiten, son<strong>der</strong>n Tasten, die es im richtigen<br />
Moment im Rhythmus <strong>der</strong> Musik zu drücken gilt.<br />
Die Bühne ist ein Messestand auf <strong>der</strong> World Cyber<br />
Games (WCG) in Köln. Der Wettkampf: ein Turnier<br />
<strong>der</strong> besten „Guitar Hero III“-Spieler <strong>der</strong> Welt.<br />
So viel Begeisterung ist typisch. Auch auf <strong>der</strong><br />
Games Convention 2008 in Leipzig waren Musikspiele<br />
als Mega-Trend allgegenwärtig. „Battle of the<br />
Bands“, „Rockband“ o<strong>der</strong> „Guitar Hero“ heißen die<br />
Games, die Spieler zu Rockstars und Wohnzimmer<br />
zu Bühnen machen. Wurde <strong>der</strong> Trend aus den USA<br />
jahrelang belächelt, grassiert jetzt in Deutschland<br />
ein regelrechtes „Hausmusik“-Fieber.<br />
MarktcHancen für Musiker<br />
„<strong>Das</strong> ist momentan ein sehr großer Markt“, sagt<br />
Ralf Weigand, Aufsichtsrat <strong>der</strong> <strong>GEMA</strong> und Mitglied<br />
trENds<br />
Games 48<br />
Aus spiel<br />
ird ernst<br />
die uMsätze <strong>der</strong> coMputerspiel-industrie geHen rasant nacH oben.<br />
Wie profitieren urHeber und sounddesigner?<br />
ihrer Arbeitsgruppe Multimedia. „Manche Alben<br />
werden im Spiel häufiger verkauft als auf CD“,<br />
bestätigt auch Heiko Klinge, Leiten<strong>der</strong> Redakteur<br />
bei <strong>der</strong> Spielezeitschrift GameStar und Projektleiter<br />
Making Games, <strong>Magazin</strong> für Spieleentwicklung.<br />
Die Musikindustrie freut’s: Bei „SingStar“, „Guitar<br />
Hero“ & Co. werden Lizenzgebühren bezahlt.<br />
<strong>Das</strong> heißt, die Bands werden an den Abverkäufen<br />
und an den zusätzlichen Download-Contents im Internet<br />
beteiligt – pro Kopie, ganz im Sinne <strong>der</strong> <strong>GEMA</strong>.<br />
<strong>Das</strong> gilt auch für Sport- und Lifestyle-Spiele, die mit<br />
Original-Stücken bekannter Urheber vertont sind.<br />
„Für deutsche Musiker ging das etwa vor zwei<br />
Jahren so richtig los“, weiß Ralf Weigand. Christina<br />
Stürmer war mit ihrem Song „Nie genug“ gleich auf<br />
<strong>der</strong> ersten „SingStar“-Edition vertreten, die im Dezember<br />
2007 erschien. Ebenso Lou Bega, Rosenstolz,<br />
Sarah Connor o<strong>der</strong> Tokio Hotel.<br />
Eine weitere Möglichkeit für Musiker, vom<br />
neuen Trend zu profitieren, sind die zusätzlichen<br />
Angebote <strong>der</strong> Spiele im Internet: „Im Download-<br />
Content für ‚Guitar Hero’ über XBox Live bieten<br />
wir zum Beispiel Songs von den Toten Hosen und<br />
den Fantastischen Vier zum kostenpflichtigen<br />
Herunterladen an“, bestätigt Tim Ende-Styra, Senior-<br />
PR-Manager beim „Guitar Hero“-Spielehersteller<br />
Activision.<br />
virtuos <strong>Ausgabe</strong> <strong>April</strong> <strong>2009</strong><br />
GItArrEN-hEldEN<br />
Einen Keith Richards<br />
von den Rolling Stones<br />
und an<strong>der</strong>e Gitarrenhelden<br />
noch älter<br />
aussehen lassen –<br />
darum geht es im<br />
Musikspiel „Guitar<br />
Hero“. Dieses Foto<br />
entstand auf <strong>der</strong><br />
Midem <strong>2009</strong> in Cannes.<br />
Oft gibt es in den Download-Bereichen noch<br />
mehr Musik als auf den Spiele-CDs. Vom Musikspiel-<br />
Trend profitieren <strong>der</strong>zeit vor allem populäre Bands.<br />
Die kalifornische Metalband Metallica brachte es<br />
gar zu einer eigenen „Guitar Hero“-Edition, die im<br />
Mai <strong>2009</strong> erscheint.<br />
Wenn <strong>der</strong> Markt weiter in diesem Maße wächst,<br />
steigen auch die Chancen für Nachwuchsbands.<br />
„Die Spiele-Entwickler haben ihre Trendscouts in<br />
dem jeweiligen Land, die herausfinden, was die Verkaufszahlen<br />
steigert“, sagt Ralf Weigand. „Wenn eine<br />
neue nationale Band einen großen Hit hat, kann<br />
auch sie in Frage kommen.“ Und Tim Ende-Styra<br />
von Activision ergänzt: „Für unsere Spiele werden<br />
immer auch zu einem bestimmten Prozentsatz<br />
lokale Künstler ausgewählt.“<br />
sounds gezielt entWickeln<br />
Während Musikspiele komplette Original-<br />
Stücke enthalten, werden für an<strong>der</strong>e Computerspiele<br />
eigens spezielle Sounds entwickelt. „Ein Computerspiel-Komponist<br />
muss neben einem hohen handwerklichen<br />
Geschick auch technisches Verständnis<br />
und eine Affinität zu Computerspielen haben“,<br />
erklärt Wolfgang Siebert, Business-Developmentmanager<br />
beim Spiele-Entwickler Radon Labs aus<br />
Berlin. „An<strong>der</strong>s als bei Filmmusik muss Computerspiel-Musik<br />
auf eine interaktive Anwendung zugeschnitten<br />
sein – sie muss zum Beispiel so genannte<br />
Loops enthalten, Passagen, die Wie<strong>der</strong>holungen<br />
ermöglichen.“ Entwickler und Verleger rekrutieren<br />
Komponisten im Wesentlichen auf zwei Wegen: Als<br />
fest angestellte Musiker im Unternehmen o<strong>der</strong> über<br />
externe Dienstleister wie Dynamedion, einer <strong>der</strong><br />
Marktführer für Komposition und Produktion von<br />
Soundtracks und Sounddesign im Computerspiel-<br />
Bereich in Deutschland.<br />
Noch in den Anfängen stecken die Verdienstmöglichkeiten<br />
für <strong>GEMA</strong>-Mitglie<strong>der</strong>. Nicht nur bei<br />
Dynamedion lautet die Bedingung für eine Zusammenarbeit:<br />
bitte keine <strong>GEMA</strong>-Mitglie<strong>der</strong>. „Es ist internationaler<br />
Standard, dass auf Spielemusik keine<br />
mechanischen Tantiemen gezahlt werden“, sagt Pierre<br />
Langer, Managing Director bei Dynamedion. Warum<br />
das so ist, erklärt Wolfgang Siebert: „Wir haben ein<br />
festes Budget für die Musikkomposition eines Computerspiels.<br />
<strong>Das</strong> muss kalkulierbar bleiben, darum<br />
sind wir daran interessiert, die vollständigen Rechte<br />
an den Musikstücken zu erhalten.“<br />
Allerdings führen <strong>GEMA</strong> und Spiele-Industrie<br />
Gespräche, um einen Kompromiss zu finden: „Wir<br />
treffen uns regelmäßig mit <strong>der</strong> <strong>GEMA</strong>. Ziel ist die<br />
Entwicklung eines Tarifs, <strong>der</strong> die Interessen bei<strong>der</strong><br />
Seiten berücksichtigt“, so Pierre Langer. „Die <strong>GEMA</strong><br />
versucht, auch auf diesem Sektor für ihre Mitglie<strong>der</strong><br />
ins Geschäft zu kommen“, verspricht <strong>GEMA</strong>-Aufsichtsrat<br />
Ralf Weigand.<br />
das niveau von filMMusik<br />
Lohnen würde es sich: Games-Soundtracks<br />
werden immer beliebter. Sie existieren bereits losgelöst<br />
von den jeweiligen Spielen als eigene Kunstform<br />
und können fast immer im Netz heruntergeladen<br />
werden – häufig auch auf iTunes. „Vor etwa acht Jahren<br />
fing <strong>der</strong> Markt an, sich zu professionalisieren“,<br />
sagt Pierre Langer von Dynamedion. „Mittlerweile<br />
hat die Musik in Computerspielen das Niveau von<br />
Filmmusik erreicht.“ Für das Strategiespiel „Anno<br />
1404“ wurden Orchester und Chor verpflichtet, wer<br />
beim Actionspiel GTA3 ins Auto steigt, kann zwischen<br />
verschiedenen Radiostationen wählen. Die<br />
Musik dazu kommt von <strong>der</strong> Spiele-CD, als Mo<strong>der</strong>atoren<br />
wurden Stars wie Iggy Pop verpflichtet.<br />
Den nächsten Trend hat Activision im Köcher:<br />
„DJ Hero“ – endlich ein cooler, erfolgreicher DJ sein.<br />
Wenn auch nur im eigenen Wohnzimmer.<br />
INs JAhr 1404 …<br />
… entführt „Anno<br />
1404“. <strong>Das</strong> Historien-<br />
Strategiespiel setzt auch<br />
bei <strong>der</strong> Vertonung ganz<br />
neue Maßstäbe. Chor<br />
und Orchester haben<br />
die Musik eingespielt.<br />
souNds für<br />
MystErIösEs<br />
Die Musik zum<br />
aktuellen Fantasy-<br />
Spiele-Hit „Drakensang“<br />
von Spiele-<br />
Entwickler Radon Labs<br />
aus Berlin lieferte<br />
Dynamedion.<br />
virtuos <strong>Ausgabe</strong> <strong>April</strong> <strong>2009</strong> 49