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Drei Abhandlungen zur Geschichte der alten Philosophie und ihres ...

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ApoUonius von Tyana <strong>und</strong> Christus.<br />

stratus genannten Schriftsteller betrifft, so muss hier sogleich<br />

auffallen, dass gerade <strong>der</strong>jenige, gegen dessen Auctorität Philo-<br />

stratus ausdrücklich protestirt, Möragenes, unter den drei Ge-<br />

wechselte Philostratus das Volk von Sparta <strong>und</strong> die Lacedämonier, wie vor-<br />

mals, wo sie noch mit einan<strong>der</strong> Einen Staat bildeten. Er gebe Sparta<br />

noch für einen Freistaat aus, da es schon unter römischer Herrschaft war,<br />

<strong>und</strong> nur noch die sogenannten Eleutherolakonen, getrennt von Sparta, durch<br />

die Gnade Augusts freie Männer blieben. Können das wohl Nachrichten<br />

von einem Augenzeugen <strong>und</strong> von einem Zeitgenossen sein? Zeige sich<br />

hier nicht, dass diese Commentare des Damis ein unredliches Vorgeben<br />

sind, <strong>und</strong> dass <strong>der</strong> Verfasser dieser Biographie keineswegs aus jenen gleich-<br />

zeitigen Quellen arbeitete, <strong>der</strong>en er sich rühmt? — Das erstere Beispiel ist<br />

allerdings ein auffallen<strong>der</strong> Anachronismus, nur könnte <strong>der</strong>selbe eben so gut<br />

dem Damis, als dem Philostratus <strong>zur</strong> Last gelegt werden. Sollen wir aber<br />

wirklich glauben, dass ein so gut unterrichteter <strong>und</strong> mit dem Orient so ge-<br />

nau bekannter Schriftsteller, wie Philostratus war, von dem damaligen Zu-<br />

stand Babylons so wenig wusste, dass er da, wo damals nur noch Ruinen<br />

waren, sich noch die Stadt in ihrer <strong>alten</strong> Grösse <strong>und</strong> Herrlichkeit dachte?<br />

Ich kann daher, so sehr ich in <strong>der</strong> aus diesem Beispiel gezogenen Folgerung<br />

im Allgemeinen mit Hug übereinstimme, hier nur einen vom Schriftsteller<br />

absichtlich begangenen Anachronismus sehen, wovon mir die Gründe ziem-<br />

lich nahe zu liegen scheinen. Theils konnte für die <strong>alten</strong> Magier, mit<br />

welchen eigentlich Philostratus seinen ApoUonius in Babylon zusammen-<br />

bringen will, nur das alte Babylon passen, theils brachte es überhaupt die<br />

ganze Anlage des Werks mit sich, den Helden desselben, <strong>der</strong> die schönste<br />

Blüthe <strong>der</strong> <strong>alten</strong> Religion <strong>und</strong> <strong>Philosophie</strong> darstellen sollte, so viel möglich<br />

in dem noch unversehrten Glänze <strong>der</strong> <strong>alten</strong> heidnischen Welt auftreten zu<br />

lassen. Darin liegt aber zugleich von selbst, dass sich Philostratus so offen-<br />

bare Fictionen nicht hätte erlauben können, wenn es nicht seine Absicht<br />

gewesen wäre, ebendadurch selbst einen Wink über den aus Wahrheit <strong>und</strong><br />

Dichtung gemischten Charakter seines Werks zu geben. Das zweite von<br />

Hug angeführte Beispiel scheint mir gar nichts Beweisendes zu enth<strong>alten</strong>.<br />

Ohne Zweifel meint Hug die Stelle IV. 33 (nicht IV. 2, wie falsch citirt ist).<br />

Hier wird erzählt: während <strong>der</strong> Abwesenheit des ApoUonius in Lacedämon<br />

sei ein Brief des Kaisers an die Lacedämonier gekommen, worin sie ge-<br />

scholten wurden, über die Schranken ihrer Freiheit hinaus zu freveln.<br />

Diese Vorwürfe hatten ihnen Verläumdungen des Präfekten von Hellas zu-<br />

gezogen. Hierüber waren die Lacedämonier in Verlegenheit, <strong>und</strong> Sparta<br />

war mit sich selbst uneinig, ob sie den Zorn des Kaisers durch Bitten<br />

abwehren, o<strong>der</strong> mit Stolz antworten sollten. Wie soll nun aber hierin eine

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