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Drei Abhandlungen zur Geschichte der alten Philosophie und ihres ...

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Seneca <strong>und</strong> Paulus.<br />

Ueberall kommt dem Menschen, wie es Seneca Ep. 41 be-<br />

schreibt, aus dem geheimnissvollen Dunkel <strong>der</strong> Natur eine<br />

Ahnung des Göttlichen entgegen, aber die wahre Idee des<br />

Göttlichen, <strong>der</strong> klare <strong>und</strong> bestimmte Begriff desselben geht ihm<br />

erst in seinem eigenen Bewusstsein auf, er hat das Göttliche<br />

nicht sowohl ausser sich als in sich. „Nicht zum Himmel<br />

braucht man die Hände zu erheben, noch den Tempeldiener<br />

anzuflehen, dass er uns zum Ohre des Götterbildes, als könn-<br />

ten wir so mehr erhört werden, näher hinzutreten lasse : Gott<br />

ist dir nahe, er ist bei dir, ist in dir. Ja, es wohnt in uns<br />

ein heiliger Geist, ein Beobachter <strong>und</strong> Wächter über alles Böse<br />

<strong>und</strong> Gute in uns; dieser behandelt, wie wir ihn behandeln, so<br />

auch uns. Niemand ist ein guter Mensch ohne Gott. O<strong>der</strong><br />

könnte Einer, nicht von ihm unterstützt, über das Glück sich<br />

erheben ? Er ist's , <strong>der</strong> grosse <strong>und</strong> erhabene Entschliessungen<br />

verleiht. In jedem Tugendhaften wohnt Gott." Wenn nun<br />

auch eine Seele, welcher dieses Göttliche inwohnt, als ein<br />

Wesen betrachtet wird, das von oben herabgesandt zwar mit<br />

uns verkehrt, aber an ihrem Ursprung hängt, <strong>und</strong> dorthin mit<br />

seinem ganzen Streben gerichtet ist, so ist sie doch das im<br />

Menschen, was als sein wahres Eigenthum ihm nicht genommen,<br />

nicht gegeben werden kann. Es ist sein Geist <strong>und</strong> im Geiste<br />

die ausgebildete Vernunft. Denn <strong>der</strong> Mensch ist ein vernünf-<br />

tiges Wesen <strong>und</strong> dieser sein Vorzug ist vollkommen, wenn er<br />

seine Bestimmung erfüllt. Das, was die Vernunft von ihm<br />

verlangt, ist zwar dem Namen nach das Leichteste, das<br />

sec<strong>und</strong>um naturam suam vivere {Ep. 41, 9); wie kann er aber<br />

die Idee des sittlich Guten in sich an<strong>der</strong>s realisiren, als im<br />

Kampfe mit allem demjenigen, was von aussen auf ihn einwirkt<br />

<strong>und</strong> worüber er sich erst erheben muss, um das wahrhaft Gute<br />

nur in dem, was er innerlich ist, in seiner Freiheit <strong>und</strong> Selbst-<br />

ständigkeit zu besitzen? Wenn also auch die Natur das an<br />

sich Göttliche ist, so ist doch das wahrhaft Göttliche, das,<br />

worin es nicht blos auf abstrakte Weise, son<strong>der</strong>n in concreter<br />

Realität existirt, nur die <strong>zur</strong> Tugend vollendete Vernunft, <strong>und</strong><br />

dieselbe Natur, aus welcher <strong>der</strong> Mensch seinen göttlichen Ur-

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