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Drei Abhandlungen zur Geschichte der alten Philosophie und ihres ...

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Apollonius von Tyana <strong>und</strong> Christus.<br />

Sie sind durch unwandelbare Gesetze <strong>und</strong> unzerreissbare Bande<br />

von <strong>der</strong> allw<strong>alten</strong>den Vorsehung geordnet, um das von <strong>der</strong><br />

höchsten Weisheit Beschlossene zu bewachen. Nichts von allem,<br />

was einmal geordnet ist, kann aus seiner Stelle verrückt <strong>und</strong><br />

versetzt werden. Das Gesetz <strong>der</strong> Natur hält daher jeden^<br />

welchen ein übermüthiges Verlangen weiter zu gehen verleitet,<br />

<strong>zur</strong>ück, die göttliche Ordnung zu überschreiten. Es ist gegen<br />

die Natur, dass <strong>der</strong> im Wasser lebende Fisch auf dem Festlande<br />

leben kann, das Landthier kann nicht in das Wasser unter-<br />

tauchen <strong>und</strong> hier seinen bleibenden Aufenthalt nehmen. Wer auf<br />

<strong>der</strong> Erde lebt, kann nicht durch hohe Sprünge in die Luft sich<br />

erheben <strong>und</strong> mit den Adlern umherschweben, wie sehr er es<br />

auch wünscht. Diese zwar können auch auf die Erde herab-<br />

kommen, wenn sie sich herabsenken, die Flügel einziehen, <strong>und</strong><br />

ihren natürlichen Trieb beschränken. Denn auch diess ist durch<br />

göttliche Gesetze so geordnet, dass das in <strong>der</strong> Luft Schwebende<br />

aus <strong>der</strong> Höhe herabkommen kann ; nicht aber kann umgekehrt<br />

das Niedrige, an die Erde Geb<strong>und</strong>ene in die Luft sich erheben.<br />

Ebenso ist auch dem sterblichen Geschlecht <strong>der</strong> Menschen, da&<br />

sowohl eine Seele als einen Leib hat, durch göttliche Gesetze<br />

seine bestimmte Sphäre angewiesen. Es kann nicht, des Aufenthalts<br />

auf <strong>der</strong> Erde überdrüssig, mit dem Leibe seinen Weg<br />

durch die Luft sich bahnen, ohne sogleich für solchen Unver-<br />

stand zu büssen: eben so wenig kann es, mit <strong>der</strong> Seele sich<br />

erhebend, Unerreichbares mit seinen Gedanken erreichen, es<br />

wird vielmehr nur in die Krankheit <strong>der</strong> Melancholie verfallen.<br />

Es wird daher klug daran thun, wenn es den Leib mit festem<br />

Fusstritt auf <strong>der</strong> Erde bewegt, die Seele aber auf Lehre <strong>und</strong><br />

<strong>Philosophie</strong> stützt. Wohl aber ist zu wünschen, dass irgend<br />

ein Helfer aus den himmlischen Wohnungen von oben herab-<br />

kommt, <strong>und</strong> als Lehrer des dorther zu hoffenden Heiles erscheint.<br />

Ein überzeugendes Beispiel davon ist, dass <strong>der</strong> Arzt zu dem<br />

Kranken kommen, <strong>der</strong> Lehrer sich nach dem Schüler bequemen,<br />

<strong>der</strong> Hohe sich zum Niedrigen herablassen muss, nicht aber umgekehrt.<br />

Dass daher die göttliche Natur, die wohlthuend <strong>und</strong><br />

heilbringend ist, <strong>und</strong> für alles sorgt, sich auch mit den Menschen

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