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Drei Abhandlungen zur Geschichte der alten Philosophie und ihres ...

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Sokrates <strong>und</strong> Christus,<br />

er darauf, ein sich bewegendes Bild des Ewigen zu machen,<br />

<strong>und</strong> machte den Himmel zu einem nach <strong>der</strong> Zahl sich bewe-<br />

so muss auch schon die urbildliche Welt Sterbliches in sich begreifen.<br />

Wäre diess nicht, so wäre sie ja das Unvollkommene, welchem immei noch<br />

etwas <strong>zur</strong> Totalität seines Begrififs fehlt, was sie nach dieser Stelle nicht<br />

sein darf, um das Urbild <strong>der</strong> wirklichen Welt zu sein. Wenn nun das<br />

Sterbliche o<strong>der</strong> Endliche in <strong>der</strong> urbildlichen Welt nur ideell sein kann,<br />

während es dagegen in <strong>der</strong> nachbildlichen o<strong>der</strong> realen Welt selbst auch<br />

ein reales ist, so ist es doch an sich dieselbe Einheit des Sterblichen <strong>und</strong><br />

Unsterblichen, o<strong>der</strong> des Endlichen <strong>und</strong> Unendlichen, nur nach verschiedenen<br />

Seiten betrachtet, so dass das einemal die Einheit im Unterschied, das<br />

an<strong>der</strong>emal <strong>der</strong> Unterschied in <strong>der</strong> Einheit das Ueberwiegende ist. So wenig<br />

aber, wenn einmal das Endliche <strong>und</strong> Unendliche als Einheit aufgefasst sind,<br />

we<strong>der</strong> die Einheit ohne den Unterschied, noch <strong>der</strong> Unterschied ohne die<br />

Einheit gedacht werden kann, eben so wenig können die urbildliche <strong>und</strong><br />

die nachbildliche Welt von einan<strong>der</strong> getrennt werden, son<strong>der</strong>n mit <strong>der</strong><br />

einen ist unmittelbar auch die an<strong>der</strong>e gesetzt. Da nun die urbildliche Welt<br />

ewig ist, so kann auch die nachbildliche o<strong>der</strong> wirkliche keinen zeitlichen<br />

Anfang genommen haben, son<strong>der</strong>n wie es ein ewiges Sein gibt, gibt es auch<br />

ein ewiges Werden. Beide Welten verh<strong>alten</strong> sich zu einan<strong>der</strong> nur wie<br />

Seele <strong>und</strong> Leib (^pv^rj <strong>und</strong> acjfia S. 30), wie das vorjTov <strong>und</strong> das oQaTÖv,<br />

o<strong>der</strong> wie Idee <strong>und</strong> Wirklichkeit. Ist aber diess, dieses immanente Ver-<br />

hältniss von Gott <strong>und</strong> Welt, <strong>der</strong> wahre Sinn <strong>der</strong> im Timäus vorgetragenen<br />

Lehre, so kann die ganze Reihe <strong>der</strong> göttlichen Akte, durch welche <strong>zur</strong><br />

Existenz gebracht wird, was an sich schon vorhanden ist, nur als Sache<br />

<strong>der</strong> Vorstellung <strong>und</strong> <strong>der</strong> äussern Form betrachtet werden. Es führt diess<br />

jedoch noch weiter. Ist die Weltschöpfung eigentlich keine Schöpfung, so<br />

ist Gott auch nicht Weltschöpfer, wie er dargestellt wird. Es fällt an sich<br />

schon auf, wie viel Mythisches überhaupt die platonische Darstellung <strong>der</strong><br />

Weltschöpfung hat. Betrachtet man aber die Sache näher, so ist <strong>der</strong> Welt-<br />

schöpfer selbst nur eine mythische Personification <strong>der</strong>selben Art, wie die<br />

«/'cT/ot d-eol, <strong>der</strong>en ayalfxa die Welt ist, nur die personificirten Ideen sind.<br />

Die Ideen sind an sich, als die Urbil<strong>der</strong> alles Seienden, die schöpferisch<br />

wirksamen Principien. In dem Weltschöpfer ist daher nur diese Seite des<br />

Verhältnisses <strong>der</strong> Ideenwelt <strong>zur</strong> Realwelt mythisch personificirt. Der<br />

Schluss, welchen Plato macht S. 28: nav rb ycyvöfxevov vn ahiov rivog<br />

i^ avayxrjg yiyvsa&ac' Ttavrl yctQ a^vvtxrov xwQ^g airCov y^veoLv o^bIv^<br />

führt nur auf die höchste Ursächlichkeit <strong>der</strong> Ideen, nicht aber auf einen<br />

persönlichen (frjfXLovQyog. Es ist daher auch leicht zu sehen, wie <strong>der</strong><br />

Begriff des Weltschöpfers mit sich selbst in Wi<strong>der</strong>streit kommt, <strong>und</strong> keine

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