17.06.2013 Aufrufe

Drei Abhandlungen zur Geschichte der alten Philosophie und ihres ...

Drei Abhandlungen zur Geschichte der alten Philosophie und ihres ...

Drei Abhandlungen zur Geschichte der alten Philosophie und ihres ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Sokrates <strong>und</strong> Christus. 265<br />

liehe, Wesentliche selbst in sich enthält, es aus sich selbst<br />

zum Bewusstsein bringt, so sind die Ideen nichts an<strong>der</strong>s als<br />

dieser göttliche Inhalt des Geistes, sein innerstes Wesen selbst,<br />

die immanente Gr<strong>und</strong>lage des Geistes, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Seele des<br />

Menschen. Es beruht hierauf die bekannte von Plato so oft<br />

wie<strong>der</strong>holte <strong>und</strong> nachgewiesene Behauptung, dass eigentlich<br />

nichts gelernt werden könne, dass alles Lernen eine blosse<br />

Wie<strong>der</strong>erinnerung sei, eine Erinnerung dessen, was wir schon<br />

besitzen, an sich schon wissen, ehe es zum klaren Bewusstsein<br />

in uns kommt, ein Erzeugen des Wissens aus sich selbst. Ein<br />

immanentes Verhältniss des Gottmenschen Christus <strong>zur</strong> Mensch-<br />

heit in diesem Sinne scheint zwar zunächst dem christlichen<br />

Bewusstsein ferner zu liegen, demungeachtet hat die christliche<br />

Theologie sich nicht enth<strong>alten</strong> können, auch diese Seite des<br />

Verhältnisses zwischen Christus <strong>und</strong> dem Menschen hervorzuheben.<br />

Sie liegt in <strong>der</strong> protestantischen Lehre von dem<br />

göttlichen Ebenbild , nach • welchem <strong>der</strong> Mensch geschaffen<br />

wurde, <strong>und</strong> von dei* justitia originalis, in <strong>der</strong>en Zustande sich<br />

<strong>der</strong> nach dem Bilde Gottes geschaÖene Mensch ursprünglich<br />

befand. Da Christus selbst das sichtbare Bild des unsicht-<br />

baren Gottes ist, <strong>und</strong> die justitia originalis ihrem Wesen nach<br />

dieselbe Gerechtigkeit ist, durch welche das Verhältniss <strong>der</strong><br />

Erlösten zum Erlöser vermittelt wird, wenn Christus durch<br />

den Glauben die Gerechtigkeit des Menschen wird, so erhellt<br />

hieraus, in welchem engen <strong>und</strong> unzertrennlichen Verhältniss,<br />

<strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Sache nach, Christus zu dem ursprünglichen,<br />

idealen, dem an sich seienden Menschen steht. Nehmen wir<br />

nun noch dazu, dass nach einer ausdrücklichen, den prote-<br />

stantischen Lehrbegriff wesentlich vom katholischen unter-<br />

scheidenden Bestimmung jene justitia originalis <strong>zur</strong> Natur des<br />

Menschen selbst gehört, kein donum, quod ab extra acce<strong>der</strong>et^<br />

separatum a natura hominis, sed vere naturalis ist, also nicht<br />

blos als ein <strong>der</strong> geistigen Anschauung des Menschen vor-<br />

geh<strong>alten</strong>es Urbild äusserlich über dem Menschen schwebt,<br />

son<strong>der</strong>n ganz in seine eigene Natur gesetzt werden muss, so<br />

lässt sich sogar sagen, Christus sei, von dieser Seite seines

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!