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Drei Abhandlungen zur Geschichte der alten Philosophie und ihres ...

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Seneca <strong>und</strong> Paulus.<br />

sich erholen lässt <strong>und</strong> von dem Irdischen zum Göttlichen<br />

emporhebt. Diess ist seine Freiheit, seine Erlösung, er ent-<br />

zieht sich zuweilen seiner Haft <strong>und</strong> erneuert sich durch das<br />

Himmlische. — Eingeschlossen in diese düstere <strong>und</strong> dumpfe<br />

Behausung sucht er, so oft er kann, das Freie <strong>und</strong> ruht aus<br />

in <strong>der</strong> Anschauung <strong>der</strong> Natur. Der Weise <strong>und</strong> wer nach<br />

Weisheit strebt, ist zwar an seinen Körper geb<strong>und</strong>en, aber mit<br />

seinem bessern Theil ist er fern von ihm <strong>und</strong> hält seine Ge-<br />

danken auf das Höhere gerichtet. Das Leben ist ihm ein<br />

Kriegsdienst, zu dem ihn gleichsam ein Fahneneid verbindet,<br />

er ist in einer solchen Fassung, dass er das Leben nicht liebt<br />

<strong>und</strong> nicht hasst <strong>und</strong> Menschliches sich gefallen lässt, wiewohl<br />

er weiss, dass es noch Besseres gibt. Du willst mir die Be-<br />

trachtung untersagen, mich von dem Ganzen abziehen <strong>und</strong> auf<br />

den Theil beschränken? Ich soll nicht fragen, was <strong>der</strong> An-<br />

fang des Ganzen, wer <strong>der</strong> Bildner aller Dinge sei — wer <strong>der</strong><br />

Werkmeister dieser Welt, wie Gesetz <strong>und</strong> Ordnung in dieses<br />

ungeheure Ganze gekommen?" — „Ich soll nach allem diesem<br />

nicht fragen, soll nicht wissen wollen, von wo ich hieher gekommen?<br />

ob ich diese Welt einmal o<strong>der</strong> mehrmal erblicken<br />

soll? wohin ich von hier gehen werde? welcher Aufenthalt<br />

meine Seele erwarte, wenn sie von dem Gesetze dieser Knecht-<br />

schaft entb<strong>und</strong>en sein wird? Du willst mir's wehren, im<br />

Himmel einheimisch zu sein, d. h. ich soll gesenkten Hauptes<br />

leben? Nein, ich bin grösser <strong>und</strong> zu Grösserem geboren, als<br />

dass ich ein Sklave meines Körpers sein könnte, den ich nicht<br />

an<strong>der</strong>s betrachte, denn als eine Fessel, meiner Freiheit ange-<br />

legt," <strong>der</strong> Tod vollendet somit nur, worauf die <strong>Philosophie</strong> das<br />

ganze Streben des Menschen richten heisst, die Erlösung <strong>und</strong><br />

Befreiung <strong>der</strong> Seele aus <strong>der</strong> Knechtschaft des Leibes. Mag<br />

man auch darüber im Zweifel sein, ob <strong>der</strong> Tod das Ende ist<br />

o<strong>der</strong> ein Uebergang (Ep. 65, 24), ob er uns vernichtet o<strong>der</strong><br />

uns befreit (Ep. 24, 18j, er ist in jedem Fall diesem leiblichen<br />

Leben vorzuziehen. „Den Befreiten bleibt nur das Bessere,<br />

sie sind entbürdet. Vernichtet er, so bleibt uns nichts; Gutes<br />

<strong>und</strong> Schlechtes ist hinweggenommen" (Ep. 24, 18). Allein

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