Meer & Küste
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Das kleine Fischerdorf Freest ist im nordöstlichsten<br />
Teil Deutschlands zu finden,<br />
unweit der Insel Usedom, direkt an der<br />
Peenemündung am Greifswalder Bodden.<br />
Der dortige Fischereihafen zählt zu den<br />
bedeutendsten Anlandehäfen an der deutschen<br />
Ostseeküste. Mit seinem maritimen<br />
Flair bietet der Ort, umgeben von Wasser,<br />
Strand, Wald und Wiesen, ein einzigartiges<br />
Ambiente. Doch die Idylle trügt. Wie überall<br />
in Deutschland kämpfen die Fischer um<br />
ihre Existenz. Gab es nach der Wende noch<br />
über 1.000 Fischer im Haupterwerb in<br />
Mecklenburg-Vorpommern, so sind es heute<br />
knapp 300 - Tendenz weiter fallend.<br />
Während früher sinkende Fangquoten und<br />
die damit verbundenen Umsatzverluste<br />
dafür verantwortlich waren, haben die Fischer<br />
heute ein Problem mit dem Verlust<br />
von Fanggebieten, sei es durch Schutzge-<br />
<strong>Meer</strong> & <strong>Küste</strong><br />
Streitpunkt Fischerei<br />
Umweltverbände und Fischerei streiten über mehr Nachhaltigkeit in den Fangtechniken. Den Fischern wird vorgeworfen,<br />
für Überfischung, Rückwürfe unerwünschter Fische und das Töten von Vögeln und <strong>Meer</strong>essäugern verantwortlich zu sein.<br />
Aber ist die Fischerei so schlecht, wie sie in den Medien dargestellt wird?<br />
biete, Offshore-Windparks, Kiesabbaugebiete<br />
oder Nullnutzungszonen. Die handwerkliche<br />
Fischerei mit ihren kleinen<br />
Schiffen und begrenztem Fahrtbereich<br />
kann nicht in andere Fanggründe ausweichen.<br />
Hinzu kommt das schlechte Image<br />
der Fischerei in den Medien. Die Fischer<br />
werden global für Überfischung, Rückwürfe<br />
von ungewünschten Fischen (Discards)<br />
und das Töten von Seevögeln und <strong>Meer</strong>essäugern<br />
verantwortlich gemacht.<br />
Gute Nachrichten<br />
Laut einem wissenschaftlichen Gutachten<br />
des Thünen-Institutes Rostock (2013) geht<br />
es vielen Fischbeständen im Nordostatlantik<br />
und der Nord- und Ostsee deutlich<br />
besser als noch vor zehn Jahren. 44% der<br />
untersuchten Bestände werden schon heute<br />
auf dem Niveau des maximalen Dauerertrages<br />
bewirtschaftet. Im Jahr 2001 waren<br />
es nur 12%. Auch die übrigen<br />
Bestände zeigen teils deutliche Tendenzen<br />
nach oben. Empfehlungen zur Reduzierung<br />
von Fischfangquoten für die deutsche Fischerei<br />
basieren meist auf veränderten<br />
Umweltbedingungen und nicht auf Überfischung.<br />
Als Nachweis der Nachhaltigkeit<br />
streben viele Fischereien eine Zertifizierung<br />
nach dem MSC-Standard an, da die<br />
Aussagen ansässiger Fischer kaum noch<br />
Vertrauen zu genießen scheinen. Für sie<br />
gilt die bedeutendste Regelung von Rechtsstaaten,<br />
die Unschuldsvermutung, nicht.<br />
Sie müssen mit erheblichen finanziellen<br />
Mitteln beweisen, dass sie nachhaltige<br />
Fischerei betreiben, um langfristig im globalen<br />
Fischereisektor mithalten zu können.<br />
Dies ist gerade für die kleinen Fischereien<br />
schwer, da sie nicht über die nötigen finanziellen<br />
Mittel und die Zeit zur Meisterung<br />
der bürokratischen Hürden verfügen.<br />
Ein weiteres Problem liegt darin, dass sie<br />
mit Stellnetzen nach den Heringen fischen.<br />
Stellnetze sind sehr selektiv. Durch die<br />
Wahl des Ortes, des Zeitpunktes und der<br />
Maschenweite fängt man gezielt nur Fische<br />
einer bestimmten Größenklasse. Jungfische<br />
schwimmen durch die Maschen. Es<br />
gibt auch keine Einwirkungen auf den <strong>Meer</strong>esboden<br />
und nur geringe Discards. Eigentlich<br />
die ideale Fischerei, wenn nicht der<br />
Verdacht bestehen würde, dass zahlreiche<br />
Seevögel und <strong>Meer</strong>essäuger in ihnen verenden.<br />
Dies behaupten zumindest Umweltschützer<br />
und berufen sich dabei auf Studien,<br />
in denen mangels geringer Datenlage<br />
unverhältnismäßige Hochrechnungen angestellt<br />
wurden. So wurde z.B. in einem<br />
Winterhalbjahr in Mecklenburg-Vorpommern<br />
von 17.345 bis 19.841 Seevögel-<br />
Beifängen ausgegangen. Es wird von den<br />
Fischern nicht bestritten, dass es ungewollte<br />
Beifänge gibt. Allerdings sind diese<br />
nicht so zahlreich wie dargestellt und vor<br />
allem nicht bestandsgefährdend.