Meer & Küste
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Gäste jährlich begrüßen, haben die Insel zu einer<br />
bedeutenden Angelregion gemacht. Der Angeltourismus<br />
hat sich dabei völlig ohne Fördermittel entwickelt<br />
und steht auf stabilen Füßen. Er kann somit<br />
einen wichtigen Beitrag und gleichzeitig Motivation<br />
zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Bestände<br />
liefern.<br />
Marketing statt Anglerlatein<br />
Inzwischen sind die Reviere international bekannt<br />
und Angler aus ganz Europa machen sich auf den<br />
Weg an die deutsche Ostsee. Der Tourismusstandort<br />
und vor allem sein touristisches Gesamtpaket<br />
werden so über die Landesgrenzen hinaus bekannt<br />
gemacht. Dieser Aspekt ist besonders wichtig für<br />
die Region, denn eine schöne Landschaft mit guter<br />
Infrastruktur reicht oft nicht mehr aus; erst die<br />
Kombination aus Natur, Landschaft und Freizeitmöglichkeiten<br />
wie dem Angeln führt zu Wettbewerbsvorteilen.<br />
Der Angeltourismus ist anders als<br />
der klassische Familienurlaub fast unabhängig vom<br />
Wetter. Angeln ist auch an kühlen, regnerischen<br />
Tagen möglich. Ein Angelausflug sorgt bei den Urlaubern<br />
für ein nachhaltiges Erlebnis, welches auch<br />
gern im Bekanntenkreis zu Hause geteilt wird. Diese<br />
Mundpropaganda bietet ein enormes Marketingpotential,<br />
schon alleine bei den fast 4 Mio. Anglern<br />
in Deutschland.<br />
Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern<br />
und der Tourismusverband MV haben die guten<br />
Voraussetzungen für den Angeltourismus erkannt<br />
und Maßnahmen ergriffen, um die positiven Effekte<br />
zu verstärken. So wurde ein zeitlich befristeter<br />
Fischereischein, der sogenannte Tourismusfischereischein,<br />
eingeführt. Er ermöglicht auch Urlaubern,<br />
die keine organisierten Angler sind, unkompliziert<br />
angeln zu gehen ohne dabei die Regeln für den<br />
Umgang mit dem Lebewesen Fisch zu vernachlässigen.<br />
Ein umfangreiches Begleitheft mit den wich-<br />
tigsten Informationen bekommt jeder zum befristeten<br />
Fischereischein dazu. Außerdem schuf die<br />
Landesregierung die rechtlichen Grundlagen für die<br />
Ausübung von gewerblichen Angelfahrten. Es gibt<br />
aber auch noch Probleme: So ist es unbedingt notwendig,<br />
die knappe Ressource Fisch nachhaltig zu<br />
schützen und zu bewirtschaften. Nur wenn es gelingt<br />
die Bestände in ihrer qualität zu erhalten, wird<br />
dieser Wirtschaftszweig Bestand haben.<br />
Bei der Erfassung der Grunddaten sowie der Analyse<br />
des Marktes und der örtlichen Fischbestände<br />
gibt es ebenfalls noch Defizite. Die Schaffung und<br />
Verbesserung geeigneter Rahmenbedingungen und<br />
die Verknüpfung der verschiedenen Angebote zu<br />
Gesamtpaketen kann sich für viele Regionen an der<br />
Ostsee lohnen.<br />
Mathias Fuhrmann<br />
Einfluss der Angler<br />
auf die Bestände<br />
Etwa 3,8 Mio. Angler in<br />
Deutschland erzielen durch<br />
Ausrüstung, Ausflüge und<br />
Angelurlaube einen Jahresumsatz<br />
von 5,2 Mrd. €. Die<br />
stetig wachsende Zahl der<br />
Angler nimmt Einfluss auf<br />
die Bestände, wird jedoch<br />
bei der Ermittlung von<br />
Fangquoten (S.8) bisher<br />
außen vor gelassen. Das<br />
von-Thünen-Institut für<br />
Ostseefischerei konnte<br />
den Freizeitanglern am<br />
Beispiel des Dorschs eine<br />
Entnahmemenge von 34-<br />
70% der kommerziell entnommenen<br />
Gesamtmenge,<br />
bzw. 1,8 – 3,7 Mio. Stück<br />
zuordnen. Der Einfluss der<br />
Angler auf die Bestände<br />
variiert zwar von Art zu Art,<br />
der Boom der privaten<br />
Fischerei legt jedoch nahe,<br />
dass der privaten Fischentnahme<br />
in Zukunft mehr<br />
Bedeutung beigemessen<br />
werden muss.<br />
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