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Meer & Küste

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MARLISCO<br />

Das EU-Projekt MARLISCO<br />

„MARine LItter in Europe<br />

Seas: Social AwarenesS<br />

and CO-Responsibility” soll<br />

dazu beitragen, die Verschmutzung<br />

der <strong>Meer</strong>e<br />

durch Plastikabfälle stärker<br />

in das öffentliche Bewusstsein<br />

zu rücken. Videowettbewerbe,<br />

öffentliche Dialoge<br />

und Informationsplattformen<br />

sollen insbesondere<br />

Jugendliche zu einem<br />

bewussteren Umgang mit<br />

Plastik animieren.<br />

www.marlisco.eu<br />

24<br />

<strong>Meer</strong> & <strong>Küste</strong><br />

Mikroplastik bezeichnet Kunststoffteilchen, die<br />

kleiner als 5 mm sind. Es gelangt zumeist durch<br />

mechanischen oder chemischen Abbau (unter Einwirkung<br />

von Licht) von größerem Plastikmüll ins<br />

<strong>Meer</strong>; aber auch Organismen können Plastik zerkleinern.<br />

Eine weitere quelle sind Kosmetika (z.B.<br />

Zahnpasta) und Reinigungsmittel, von denen viele<br />

pulverförmige Kunststoffteilchen enthalten. Mikroplastik<br />

wird auch in Werften und anderen metallverarbeitenden<br />

Betrieben an Stelle von Sand zur<br />

Oberflächenbehandlung eingesetzt. Aber auch bei<br />

jedem Waschgang von Polyester- oder Polyacrylbekleidung<br />

(z.B. Fleece-Pullover) werden kleine Plastikfasern<br />

ausgewaschen. Da diese Fasern und anderes<br />

Mikroplastik in Kläranlagen nicht vollständig<br />

zurückgehalten werden können, gelangt ein noch<br />

unbekannter Anteil in die Umwelt und landet letztendlich<br />

im <strong>Meer</strong>.<br />

Mikroplastik im marinen Ökosystem<br />

Mikroplastik findet sich mittlerweile weltweit in<br />

Strandsänden, in Sedimenten, in <strong>Küste</strong>ngewässern<br />

und im offenen Ozean. Muscheln, Schwämme oder<br />

im und auf dem <strong>Meer</strong>esboden lebende Würmer<br />

nehmen diese Teilchen beim Fressen auf. Noch ist<br />

unbekannt, ob das Mikroplastik im Magen zurückgehalten<br />

oder ob es wieder ausgeschieden wird.<br />

Bei Miesmuscheln wurde allerdings schon nachgewiesen,<br />

dass sehr kleine Teilchen in das Fleisch<br />

eingelagert werden können.<br />

Die im Wasser der Ostsee und der Nordsee gefundenen<br />

Plastikteilchen sind in der Regel kleiner als<br />

0,1 mm und können somit über Kleinstlebewesen,<br />

wie z.B. Plankton, in das Nahrungsnetz weitergegeben<br />

werden. So gelangen sie in Krebse, Fische,<br />

Seevögel, Kegelrobben oder Schweinswale. In Vögeln<br />

und marinen Säugetieren konnte Mikroplastik<br />

Mikroplastik<br />

Gefahr durch Mikroplastik<br />

Geschätzte 100 Mio. Tonnen Müll verschmutzen unsere Ozeane. Nicht nur der sichtbare Müll, der im<br />

Wasser schwimmt oder am Strand angespült wird, stellt dabei ein Problem da. Auch kleinste<br />

Plastikteilchen können in <strong>Meer</strong>estieren großen Schaden anrichten.<br />

im Kot nachgewiesen werden, bei Möwen auch in<br />

den Speiballen. Eine indirekte Gefahr entsteht,<br />

wenn sich an das Mikroplastik im Wasser enthaltene<br />

Umweltgifte, wie z.B. polychlorierte Biphenyle<br />

(PCBs) oder polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />

(PAKs), anlagern. Im Magen und Darmtrakt<br />

von <strong>Meer</strong>esorganismen können diese Schadstoffe<br />

wieder freigesetzt oder im Fettgewebe eingelagert<br />

werden und dort negative Effekte hervorrufen. Viele<br />

Plastiktypen enthalten bereits durch ihren Herstellungsprozess<br />

eine Reihe weiterer Chemikalien.<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass z.B. Weichmacher<br />

(Phthalate) hormonähnliche Eigenschaften<br />

haben, die in die Funktion eines Organismus eingreifen<br />

und z.B. die Fortpflanzung von Fischen beeinflussen<br />

können.<br />

Gefahr für Fische<br />

Junge Heringe, die sich normalerweise von Ruderfußkrebsen<br />

ernähren, nehmen bei der Nahrungssuche<br />

unbeabsichtigt auch Mikroplastik auf. Auch<br />

in größeren ausgewachsenen Fischen findet es sich<br />

in erheblichen Mengen. Am Boden fressende Fische<br />

wie Seezunge oder Scholle weisen dabei die höchsten<br />

Gehalte auf, da sich im Sediment größere Mengen<br />

an Mikroplastik befinden.<br />

Jeder trägt, meistens unbedacht, zur Belastung der<br />

<strong>Meer</strong>e mit Plastikmüll bei. Um diese zu verringern,<br />

müssen wir zukünftig auf Plastikprodukte zur einmaligen<br />

Verwendung wie Einkaufstüten oder auf<br />

Kosmetika und Reinigungsmittel mit Mikroplastik<br />

verzichten.<br />

Gerd Liebezeit<br />

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

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