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Meer & Küste

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Der Hering ist da<br />

In jedem Frühjahr kann man das gleiche Schauspiel an der Ostseeküste erleben: Auf Brücken, Molen<br />

und Kaianlagen stehen Angler dichtgedrängt und ziehen mit ihren, mit vielen Haken besetzten,<br />

Angelleinen silbern glänzende Heringe aus dem Wasser. Viele Heringsangler sind mit Booten vor<br />

Stralsund, zwischen Rostock und Warnemünde auf der Unterwarnow oder auf der Schlei auf der Jagd.<br />

In dichten Schwärmen wandern Heringe in der Zeit<br />

von März bis Mai in die geschützten <strong>Küste</strong>ngewässer,<br />

um dort zu laichen. So wie die Angler warten<br />

auch die Fischer an der Ostseeküste jedes Jahr auf<br />

den sogenannten Frühjahrshering, der neben<br />

Dorsch und Plattfischen die Hauptgrundlage für die<br />

Ostseefischerei ist. Ca. 1/3 der deutschen Gesamtanlandungen<br />

aus der Ostsee entfallen auf den<br />

Hering, der überwiegend in den wenigen Frühjahrsmonaten<br />

rund um die Insel Rügen gefangen wird.<br />

Aber wo kommen diese Heringe her?<br />

Tierwanderungen sind ein in der Natur weit verbreitetes<br />

Phänomen. Sie stellen eine Anpassung der<br />

Arten an die sich im Jahresverlauf ändernden Entwicklungsbedingungen,<br />

insbesondere an das Nahrungsangebot<br />

dar. Während das Wanderungsverhalten<br />

bei Vögeln schon sehr lange und intensiv<br />

untersucht wurde, gibt es bei den Fischen noch sehr<br />

viele Wissenslücken. In den letzten 50 Jahren haben<br />

Wissenschaftler zahlreiche Markierungsversuche<br />

an Fischen durchgeführt. Aus dem Wiederfang der<br />

markierten Tiere konnten Rückschlüsse auf die<br />

Wanderungswege gezogen werden. Auch der ‚Rügensche<br />

Frühjahrshering‘, Hauptbestandteil der an<br />

der deutschen Ostseeküste laichenden Heringspopulationen,<br />

hat einen Teil seiner Geheimnisse preisgeben<br />

müssen.<br />

Heute wissen wir, dass sich die dichten Heringsschwärme<br />

nach dem Laichen auflösen. Die Fische<br />

wandern in lockeren Gruppen vorwiegend in nördliche<br />

und nordöstliche Richtung ab und verteilen<br />

sich über größere Gebiete. Insbesondere die Jüngeren<br />

verbringen den Sommer - die sogenannte<br />

Weidephase - in der Arkonasee und der schwedischen<br />

Hanöbucht, die Älteren wandern durch die<br />

dänischen <strong>Meer</strong>engen weiter in das Kattegat und<br />

das Skagerrak. Sie vermischen sich dabei mit Jün-<br />

geren, aus der Nordsee zuwandernden Artgenossen,<br />

aber auch mit Heringen aus nur gering wandernden<br />

lokalen Populationen.<br />

In ihrer sommerlichen Weidephase fressen sich die<br />

Heringe Reserven für die Überwinterung und die nächste<br />

Laichsaison an. Im Spätsommer ziehen sie sich<br />

erneut zu größeren Schwärmen zusammen und beginnen<br />

die Rückwanderung. Im Sund, der <strong>Meer</strong>enge<br />

zwischen Schweden und Dänemark, kann es dabei zu<br />

einem regelrechten Stau kommen, da ein großer Teil<br />

der Heringe dort bis in den Winter verbleibt und erst<br />

dann in die Arkonasee<br />

einwandert, wo<br />

sie sich im Spätwinter<br />

und Frühjahr wieder<br />

vor der Insel Rügen<br />

konzentrieren.<br />

Jetzt reifen die Eier<br />

und Samenzellen in<br />

den Fischen schnell<br />

heran und bei Erreichen<br />

der Vollreife im<br />

Frühjahr ziehen die<br />

Heringe in dichten<br />

Schwärmen zum Ablaichen<br />

erneut in die<br />

geschützten <strong>Küste</strong>ngewässer.<br />

Und dann<br />

heißt es auch auf<br />

dem Rügendamm<br />

wieder: Der Hering ist<br />

da!<br />

Uwe Böttcher,<br />

Tomas Gröhsler<br />

Thünen-Institut für<br />

Ostseefischerei<br />

Lösungen: „Verwirbelt“: Hering, Knurrhahn, Dorsch, Seehase, Dreistachliger Stichling, Scholle, Seezunge, Seeskorpion; „Durchblick“: B;<br />

„Fischsalat“: In dem Bild sind 26 Fische versteckt; „Zahlenbild“: Die Fische flüchten vor einem Schleppnetz; „<strong>Meer</strong>esquiz“: Seegraswiesen<br />

Heringsangler Stralsunder Nordmole<br />

Heringsangler Ruegendamm<br />

Wanderungsgebiete des<br />

Rügenschen Frühjahrsherings<br />

<strong>Meer</strong> & <strong>Küste</strong> 13

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