Meer & Küste
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Mikroalgenkultur im Labor<br />
Würmer als alternative<br />
Proteinquelle für<br />
Aquakulturfutter<br />
Gepresstes Fischfutter<br />
30<br />
<strong>Meer</strong> & <strong>Küste</strong><br />
Wie abhängig ist die<br />
Aquakultur von der Fischerei?<br />
Im Gegensatz zu anderen Nutztieren sind Fische höchst effiziente Futterverwerter. Trotzdem<br />
werden für die Zucht hochwertiger Fischarten und Garnelen natürliche Proteine zugesetzt,<br />
derzeit über ca. 3 Mio. t Fischmehl und 0,8 Mio. t Fischöl pro Jahr. Das entspricht in etwa<br />
14 Mio. t Wildfisch und ca. 4 Mio. t Schlachtabfällen aus der fischverarbeitenden Industrie. Um<br />
den Einsatz des Wildfischanteils weiter zu senken, sucht die Aquakulturforschung nach<br />
alternativen Proteinquellen.<br />
Fischmehl als Proteinquelle macht im Aquakulturfutter<br />
einen Anteil von 30 bis 40% aus. Aufgrund<br />
begrenzter Mengen und des derweil sehr<br />
teuren Rohstoffes hat ein Umdenken in der Aquakulturbranche<br />
stattgefunden. Pflanzliche Proteine<br />
aus Soja, Kartoffeln, Raps oder Erbsen dienen<br />
immer häufiger als Ersatz und werden bis zu einer<br />
gewissen Menge problemlos von Fischen vertragen.<br />
Dennoch stellt Fischmehl und -öl immer noch<br />
einen wichtigen Bestandteil des Futters dar.<br />
Hierfür werden kleine Schwarmfische gefangen<br />
und zunächst gepresst, um die flüssigen von den<br />
festen Bestandteilen zu trennen. Die festen Bestandteile<br />
werden getrocknet, gebacken und<br />
gemahlen. Die flüssigen Bestandteile werden<br />
zentrifugiert, um Wasser und Öle zu trennen.<br />
Nach dem Filtrieren steht das Fischöl als Rohstoff<br />
für Futter, aber auch für die Pharma- und Kosmetikindustrie<br />
sowie als Nahrungsergänzungsmittel<br />
zur Verfügung.<br />
Was braucht ein Fisch?<br />
Die Herstellung von modernem Futter ist wie ein<br />
Kochrezept aufgebaut: tierische und pflanzliche<br />
Proteine, Öle, Ballaststoffe, Mineralien, Vitamine<br />
und Spurenelemente sowie ein Rest Wasser. Das<br />
Futter wird so hergestellt, dass es abhängig von<br />
der Kulturart auf dem Wasser schwimmt, im<br />
Wasser schwebt oder auf den Boden sinkt.<br />
Ein üblicher Kulturfisch setzt vom Proteinanteil<br />
im Futter 20 bis 30% in Wachstum um, beim<br />
Fressen gehen 5% verloren, weitere 60 bis 80%<br />
werden ausgeschieden. Inzwischen werden nur<br />
noch 0,8 bis 1,5 kg Futter benötigt, um 1,0 kg<br />
Fisch zu züchten. Dies entspricht bezogen auf<br />
den Fischmehlanteil einem Einsatz von maximal<br />
1,1 - 2,6 kg Wildfisch und Schlachtabfällen. Laut<br />
FAO werden so heute 23,4 Mio. t Fisch und Garnelen<br />
erzeugt. Dies entspricht einer positiven<br />
Bilanz im Vergleich zum eingesetzten Fischmehl.<br />
Zudem werden Fischarten gezüchtet, welche<br />
völlig ohne Fischmehl im Futter auskommen.<br />
Anderes Futter – andere Kulturen<br />
Die Forschung nach alternativen Futtermitteln ist<br />
sehr aktiv. Neben den oben erwähnten Proteinen<br />
von Landpflanzen werden Würmer, Fliegenlarven,<br />
Mikro- oder Makroalgen als Ersatz für Fischmehl<br />
untersucht. Einige dieser Proteinquellen zeigen<br />
für Fische sehr gute Eigenschaften, da sie aus<br />
demselben Milieu wie die Fische stammen. Somit<br />
scheint eine Anpassung der Kulturtiere an diese<br />
Nahrung möglich zu sein. Wie gut solche Alternativen<br />
funktionieren, hängt auch davon ab, welche<br />
Arten gezüchtet werden und wie anpassungsfähig<br />
sie sind. Noch ist die Fisch-Aquakultur in vielen<br />
Bereichen auf die Fischerei angewiesen, wobei<br />
sich diese Abhängigkeit in Zukunft weiter reduzieren<br />
wird.<br />
Adrian A. Bischoff und Harry W. Palm<br />
Lehrstuhl für Aquakultur und Sea-Ranching, Agrar- und<br />
Umweltwissenschaftliche Fakultät, Universität Rostock<br />
www.auf-aq.uni-rostock.de