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Meer & Küste

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<strong>Meer</strong> & <strong>Küste</strong><br />

Krabben regional<br />

vermarkten<br />

Sie werden im Wattenmeer gefischt, in Marokko gepult und überall in Deutschland gegessen. Dass<br />

der Weg der Nordseekrabben kürzer sein kann, zeigt ein kleines Unternehmen aus Friedrichskoog.<br />

Hier zahlt sich regionale Vermarktung doppelt aus.<br />

Crangon crangon ist auch in der Ostsee, vor allem jedoch<br />

in der Nordsee zuhause. Daher auch ihr volkstümlicher<br />

Name Nordseekrabbe. Er ist nicht ganz<br />

korrekt, da sie eigentlich eine Garnele ist. Das ist aber<br />

nur den Biologen wichtig. Die <strong>Küste</strong>nfischer interessiert<br />

der Preis, den sie für die Krabbe mit dem unverwechselbaren<br />

Geschmack erhalten. Da es im <strong>Küste</strong>nbereich<br />

der Nordsee wenig Fisch gibt, brauchen die Fischer die<br />

Krabben. Ihr Bestand ist nicht erfasst, scheint aber<br />

alles andere als gefährdet. So gibt es<br />

auch keine quote, die die Fischerei<br />

begrenzt. Das Problem ist vielmehr<br />

der Preis, den der Fischer erhält.<br />

Noch stärker als beim Verkauf von<br />

Fisch ist er angewiesen auf den Großhändler,<br />

der sich auch darum kümmert,<br />

dass die kleine Garnele von<br />

ihrer Schale befreit wird. Früher war<br />

das anders. Die gekochten Krabben<br />

wurden von den Familien in Heimarbeit<br />

gepult. 1989 aber machte eine<br />

neue Verordnung Schluss damit. Der<br />

heimische Küchentisch entsprach<br />

nicht mehr den modernen Vorstellungen<br />

von Hygiene.<br />

Wer pult die Krabben?<br />

Auf der Suche nach einer Alternative griff man auf die<br />

lange belächelten Krabbenschälmaschinen zurück:<br />

Mitte der 1990er Jahre waren allein in Schleswig-<br />

Holstein über 50 Schälmaschinen in Betrieb – die<br />

meisten nur für kurze Zeit. Denn parallel entstanden<br />

Strukturen, die die Krabben viele Kilometer auf Reisen<br />

schicken, nach Polen und Marokko, wo sie weiterhin in<br />

Handarbeit gepult werden. Nur nicht mehr am Küchentisch,<br />

sondern in großen Verarbeitungsbetrieben und<br />

zu niedrigen Stundenlöhnen. Damit konnten die Krabben<br />

aus der Maschine preislich nicht konkurrieren. Nur<br />

ganz wenige Schälmaschinen wurden weiterbetrieben.<br />

Vier von ihnen laufen bei der Urthel GmbH in Friedrichskoog.<br />

Pro Stunde gewinnt jede Maschine rund<br />

5 kg Fleisch. Die Ausbeute liegt bei 30%, etwas<br />

niedriger als beim Handpulen.<br />

Regionalität setzt sich durch<br />

Dass immer mehr Verbraucher wissen wollen, welchen<br />

Weg ihre Lebensmittel nehmen, kommt Alfred<br />

Urthel zugute. 2010 hat er das Fischgeschäft von<br />

seinen Eltern übernommen und um ein geräumiges<br />

Bistro erweitert. Urthel ist gelernter Fischwirt und<br />

fuhr bis zu einem Arbeitsunfall selbst mit dem Kutter<br />

raus. Er kennt das Handwerk und vor allem die<br />

heimischen Fischer, deren Fang er in seinem Geschäft<br />

anbietet. Die Werbung für die vor Ort gepulte<br />

Nordseekrabbe hat sich der redegewandte Dithmarscher<br />

aber besonders auf die Fahnen geschrieben.<br />

Aus Überzeugung. Denn so bleibt die Krabbe nicht<br />

nur ein wirklich regionales Produkt. Auch die Konservierungsstoffe<br />

können auf ein Minimum reduziert<br />

werden. Ein Argument nicht nur für den Kopf, sondern<br />

auch für den Gaumen. Aber natürlich ist Urthel<br />

auch Ökonom. Er hat in die Maschinen Geld und<br />

Zeit investiert. Preislich wird er nie mit den in Marokko<br />

gepulten Garnelen konkurrieren können. Im<br />

Großhandel sind seine Krabben mehr als 10 € pro<br />

Kilo teurer. Er ist also darauf angewiesen, seine<br />

Geschichte zu verkaufen. Mit Erfolg: Immer mehr<br />

Kunden geben für die regional geschälte Nordseekrabbe<br />

gerne ein paar Euro mehr aus.<br />

Nicole Knapstein<br />

www.fischeinkaufsführer.de<br />

Nordseegarnele

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