DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien
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Lipinski sieht den Dramentext als Bildung eines „Übergangsstadiums in ein anderes Medium<br />
und nimmt dessen Konventionen in versprachlichter Form auf.“ 51 Dieser neu entstandene<br />
Text kann zudem Licht- und Tonanweisungen wie auch Anleitungen zur Interaktion mit dem<br />
Publikum beinhalten und ist dadurch einem Regiebuch ähnlich. Lipinski zeigt auch die<br />
Problematik der Darstellung inhaltlicher Elemente wie Massenszenen, Brände oder<br />
phantastische Gestalten auf, welche durch technische Mittel produziert und umgestaltet oder<br />
auch weggelassen werden müssen. Gedanken, Träume, theoretische Reflexionen oder<br />
ironische Erzählkommentare weisen ebenfalls eine Schwierigkeit in ihrer Darstellung auf der<br />
Bühne auf. 52<br />
In Anbetracht einer vergleichenden Analyse auf Textebene zeichnet sich eine Problematik<br />
heraus, welche nach Kriterien der Analyse sucht, denen der entstandene Text unterzogen<br />
werden kann. Beide hier vorliegenden und zu untersuchenden Textsorten sind in ihrem<br />
Wesen besonders, da – wie bereits in der Einleitung aufgezeigt – Döblins Roman in der<br />
Forschung durch sein außergewöhnliches ästhetisches Verfahren Schwierigkeiten in seiner<br />
gattungstheoretischen Verortung bringt, zum anderen ist auch die aus dem Vorlagentext<br />
entstandene Bühnenfassung Castorfs in seiner Erscheinungsform der Adaption speziell. Das<br />
grundlegende Problem der Theatertextanalyse liegt darin, dass es sich um kein „klassisches“<br />
Bühnendrama handelt und eine „klassisch“ gehaltene Dramenanalyse somit unvollständig<br />
hinter bleiben würde. Standardwerke der Dramenanalyse 53 sind <strong>für</strong> eine Untersuchung einer<br />
Romandramatisierung Castorfs unzureichend und weitere Analysekriterien müssen<br />
hinzugezogen werden, um dem Stück gerecht zu werden. Aus theatercharakteristischen<br />
Gründen eignet sich hierzu eine Einteilung nach Lehmanns Postdramatischem Theater, die<br />
eine „klassisch“ bestehende Dramenanalyse ergänzen soll. Im Folgenden wird eine Analyse<br />
geschaffen, in der auch postdramatische Theaterzeichen, wie von Lehmann formuliert, in eine<br />
klassische Dramenanalyse einfließen. Die „klassische“ Grundlage bilden hier Pfister und<br />
Asmuth und die klassische Dramenanalyse erweitert sich durch jene Analysepunkte, die auch<br />
in Lehmanns Postdramatischen Theater angeführt werden durch eine mediale Komponente.<br />
Wird das Gattungsphänomen Romandramatisierung rezeptionstheoretisch und<br />
theatersoziologisch betrachtet, ist sie im Zeitalter des Films, der Schnelligkeit des Alltags und<br />
der Verbrauchergesellschaft mit chronischem Zeitmangel ein aktuelles und dem<br />
Kulturkonsumenten sehr entgegenkommendes Medium.<br />
51 ebd. S. 2.<br />
52 Vgl. ebd.<br />
53 z.B. Pfister, Manfred: Das Drama. München: Fink 1977.<br />
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