DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien
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(Werbung, Radio, Zeitung u.a.m.) ein, wechselt oft und unvermittelt zwischen verschiedenen<br />
Texten heterogener Struktur und unterschiedlichster formaler Abkunft.“ 170<br />
Die Definition der Gattung des Romans kann in diesem Kapitel somit nicht allgemein<br />
behandelt werden, sondern soll sich konkret auf Döblins Roman Berlin Alexanderplatz<br />
spezifizieren. Eine allgemeingültige Gattungsdefinition weist eine zu umfangreiche / würde<br />
eine zu umfangreiche Abhandlung verlangen, welche nicht im Sinne der vorliegenden Arbeit<br />
liegt und im Forschungsinteresse nur von marginaler Bedeutung ist.<br />
4.3 Ästhetisches Verfahren<br />
Der Roman Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf, von Döblin in den<br />
Jahren 1928 und 1929 verfasst, zeichnet sich – wie bereits erwähnt – durch die in ihm<br />
angewendeten ästhetischen Stilmittel aus. Die Vielschichtigkeit des damaligen Zeitgeistes<br />
„veranlasste die großen Erzähler Thomas Mann, Musil und Broch, polyhistorische<br />
Monumentalwerke zu schreiben, in denen das Neben- und Gegeneinander der Ideen und die<br />
ungelösten Fragen deutlicher aufleuchten als der eigene Standpunkt, der durch den Wechsel<br />
der Perspektiven, Ironie oder Selbstzweifel immer wieder in Frage gestellt wird.“ 171 So auch<br />
bei Döblin und dem hier besprochenen Roman.<br />
Döblin übertrug nicht nur sein fachliches Wissen als Nervenarzt in sein literarisches Schaffen,<br />
sondern arbeitete in avantgardistischer Manier auch mit Einarbeitungen geschichtsfremder<br />
Stoffe, welche dem Verfahren von Collage und Intertextualität entsprechen. Das Ende der<br />
20er Jahre des 20. Jahrhunderts fällt historisch betrachtet in der Weimarer Republik (1918 –<br />
1933). Die Strukturbildung der neuen Medien wie Presse, Film und Rundfunk 172 , welche<br />
anfangs als Konkurrenz zum Medium des Buches und der Literatur empfunden wurden, ist in<br />
der Analyse literarischer Werke in diesem Zeitraum besonders zu berücksichtigen. Durchlebte<br />
Krisen und Krieg machten ein naturalistisches oder realistisches Weltbild in den<br />
Überlieferungen unmöglich und die ernüchterten Schriftsteller mussten der neu ins Blickfeld<br />
rückenden Wirklichkeit gegenüber einen neuen Standpunkt finden. Ästhetische,<br />
naturwissenschaftliche, religiöse und politische Denkansätze, Nihilismus, Skepsis und<br />
Ambivalenz, vor allem aber der rationale oder irrationale Zugriff führten in ihrer<br />
170<br />
Jeßling, Benedikt / Köhnen, Ralph: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. Stuttgart:<br />
Metzler 2003. S.133.<br />
171<br />
Rothmann, Kurt: Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam 2009. S. 264.<br />
172<br />
Das Fernsehen war seinerzeit noch unbedeutend.<br />
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