Wiener Gesundheits- und Sozialsurvey Vienna Health and Social ...
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III. INDIVIDUELLE RESSOURCEN/BELASTUNGEN Indikatoren<br />
3.3 Indikatoren zu den individuellen Ressourcen<br />
Die Darstellung der Indikatoren gliedert sich nach den<br />
üblichen vier Stratifizierungsvariablen: (1) Alter, (2)<br />
Bildung, (3) Einkommen <strong>und</strong> (4) berufliche Position,<br />
wobei innerhalb jeder Stratifizierung zusätzlich nach<br />
Männern <strong>und</strong> Frauen getrennt analysiert wurde. Die<br />
inhaltliche Interpretation aller Ergebnisse erfolgt<br />
gleich zu Beginn dieses Kapitels. Auf den folgenden<br />
Seiten finden sich dann die Tabellen <strong>und</strong> Liniendiagramme<br />
nach Alter, Bildung, Einkommen <strong>und</strong> berufliche<br />
Position geordnet, in welchen die numerischen Ergebnisse<br />
angeführt sind. Die Abkürzung F verweist auf<br />
die Fragebogennummer, um die Zuordnung der Indikatoren<br />
im Fragebogen zu ermöglichen.<br />
Ressourcen <strong>und</strong> Belastungen, die in der Kindheit zur<br />
Verfügung stehen, können auf die weitere ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Entwicklung eines Individuums entscheidende<br />
Auswirkungen haben. In diesem Sinn wurde ein Indikator<br />
Life Events-Kindheit durch Summation von<br />
vier möglichen vorgegebenen Ereignissen dieser Art<br />
errechnet (F121). Die Werte steigen mit zunehmendem<br />
Alter, wobei die älteste männliche Gruppe abweicht, in<br />
dem ihr Wert unter den der 60- bis 74-Jährigen abfällt.<br />
Bei der Bildung besteht bei Frauen ein Zusammenhang,<br />
wonach niedrigere Bildung mit einer höhere LE-<br />
Anzahl in der Kindheit einhergeht. Bei den Männern<br />
geben die mittleren Bildungsgruppen die höchste Anzahl<br />
an. Bezüglich Einkommen sind bei beiden Geschlechtern<br />
die gleichen Verteilungen zu erkennen wie<br />
bei der Bildung. Die Verteilung über verschiedene berufliche<br />
Positionen ist bei den Männern ziemlich ausgeglichen,<br />
bei den Frauen ist in der untersten Berufsgruppe<br />
die höchste Anzahl von Kindheits-Life Events<br />
zu erkennen.<br />
Weiters wurde ein Indikator autoritärer Erziehungsstil<br />
gebildet. Diese umfassende Skala gibt 16 Aussagen<br />
(F124) zum Thema vor, wobei die befragte Person zu<br />
beurteilen hatte, ob die jeweilige Aussage für ihre persönliche<br />
Situation zutrifft oder nicht. Jede Aussage, die<br />
in Richtung autoritäres oder kontrollierendes Verhalten<br />
in der Erziehung zu interpretieren ist, wurde zum<br />
jeweiligen Punktwert addiert. Am autoritärsten wurden<br />
Personen der Altersgruppe von 45–59 Jahren erzogen.<br />
Bei den Männern wurden die jüngsten <strong>und</strong> die ältesten<br />
am wenigsten autoritär erzogen, bei den Frauen<br />
hingegen ist die Verteilung insgesamt ausgeglichener.<br />
Bezüglich Bildung kann festgehalten werden, dass Per-<br />
WIENER GESUNDHEITS- UND SOZIALSURVEY<br />
sonen, die eine Lehre absolviert haben, mit dem autoritärsten<br />
Erziehungsstil konfrontiert waren. Die Verteilungen<br />
zum Einkommen <strong>und</strong> zur beruflichen Position<br />
wirken eher ausgeglichen.<br />
Subjektive Lebensqualität wurde durch fünf Items<br />
(F108) erfasst, die die allgemeine Zufriedenheit mit<br />
verschiedenen Lebensbereichen (z. B. Sozialkontakte,<br />
Freizeit, Ges<strong>und</strong>heit) abfragen. Die Zufriedenheitsbeurteilung<br />
erfolgt über vierstufige Ratingskalen mit den<br />
Ausprägungen sehr/ziemlich/wenig/gar nicht. Dieser<br />
Indikator variiert über die Altersgruppen bei den Frauen<br />
zwischen 3,12 <strong>und</strong> 3,28 <strong>und</strong> bei den Männern zwischen<br />
3,23 <strong>und</strong> 3,47, ohne eine besonders auffallende<br />
Altersabhängigkeit zu demonstrieren. Auch bezüglich<br />
des Bildungsgrades bestehen kaum Unterschiede – mit<br />
einer auffälligen Ausnahme: Frauen mit Pflichtschule<br />
weisen mit Abst<strong>and</strong> den geringsten Wert auf. Die Lebensqualität<br />
nimmt jedoch bei Männern <strong>und</strong> Frauen<br />
mit höherem Einkommen <strong>und</strong> besserer beruflicher Position<br />
linear zu.<br />
Der Indikator Anomie beschreibt einen Zust<strong>and</strong> mangelnder<br />
sozialer Orientierung <strong>und</strong> die Auflösung sozialer<br />
<strong>und</strong> kulturell bedingter Werte <strong>und</strong> Normen. Dies<br />
kann zu Frustrationen, sozialen Distanzierungen, sozialer<br />
Desintegration <strong>und</strong> psychischen Fehlanpassungen<br />
führen. Im vorliegenden Survey wurde dieses Konstrukt<br />
durch fünf Items (F111) erhoben, die den<br />
Wunsch nach schwerwiegenden Veränderungen im<br />
Sozial- <strong>und</strong> Berufsleben betreffen. Die Beurteilung erfolgte<br />
nach der Häufigkeit des Auftretens solcher Wünsche<br />
auf einer vierstufigen Skala: oft/gelegentlich/selten/nie.<br />
Die Anomie nimmt bei beiden Geschlechtern<br />
eindeutig mit dem Alter ab. Die Verteilung nach Bildung<br />
ist uneindeutig. Bei den Frauen weisen die Universitätsabsolventinnen<br />
den höchsten Anomiegrad<br />
auf, bei den Männern hingegen die unterste Bildungsschicht.<br />
Pauschal gesprochen nimmt der Anomiegrad<br />
mit höherem Einkommen ab. Bei den Männern nimmt<br />
er auch mit besserer beruflicher Stellung ab. Bei der<br />
weiblichen Gruppe geben die unterste <strong>und</strong> oberste Berufsgruppe<br />
die höchsten Werte an.<br />
Der Kohärenzsinn (SOC) stellt definitionsgemäß eine<br />
generalisierte <strong>und</strong> überdauernde Auffassung von der<br />
Welt <strong>und</strong> dem darin eingebetteten eigenen Leben dar.<br />
Individuen mit stark ausgeprägtem Kohärenzsinn neh-<br />
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