Alte Medizin · Homöopathie Alte ... - Antiquariat Franz Siegle
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Nr. 18<br />
dem Geiste Stefan Georges und seiner ‘Blätter für die Kunst’ sowie der neugegründeten ‘Insel’<br />
würdig zu erscheinen. Es erschien sogar eine ‘Halbinselmappe’, sehr malerisch in ordinärstes Tapetenmuster<br />
mit Ecken und Rücken aus ‘Butterpapier-Pergament’ gebunden, der Titel durchscheinend<br />
aufgeklebt – ein halbes Klosettpapier mit den Abreißzacken. Von ferne sah diese Halbinselmappe<br />
wie eine bibliophile Kostbarkeit aus und enthielt in einzelnen Kunstblättern die Beiträge<br />
berühmter Zeitgenossen.“ – Neben Gedichten und Noten in den Heften graphische Beilagen u. a.<br />
von „Heinr. Mogeler-Feldmoching: An den Frühling“!<br />
Heinrich Vogeler berichtet von diesem Ereignis in seinen „Erinnerungen“: „Der Karneval nahm<br />
mich ganz in Anspruch. Die Künstlerkreise Münchens hatten beschlossen, das Inselunternehmen<br />
der Glattrasierten als Hauptmotiv des heurigen Karnevals zu karikieren. Daß die Inselleute sofort<br />
beschlossen, mit lustiger Selbstironie in die Sache der ‚Halbinsel’ hineinzuspringen, war selbstverständlich.<br />
Ich bereitete eine Halbinselmappe vor, im halbierten Format der Originalinselmappe,<br />
äußerlich mit Titelaufklebezettel wie beim Original, nur aus halbiertem perforiertem Lokuspapier.<br />
Inhaltslose Blätter, Karikaturen, die die Sehnsucht der Romantik nach Realität und den Hunger der<br />
Realität nach Romantik darstellten. Das Fest der ‚Halbinsel’ wurde erdrückend voll. Ein langhaariger<br />
Dichter in violettem Frack deklamierte idiotische formalistische Dichtungen ohne Inhalt und<br />
stärkte sich zwischendurch mit einem Schluck blauen Wassers, das er aus einem rosa Koppingglas<br />
schlürfte, einem Glas mit endlosen Stilwindungen. Auf einer Bühne trat der Männerchor eines<br />
Kriegervereins auf, ernste Männer in Schwarz mit Zylindern, die sie vor sich auf die Bühne stellten.<br />
Die Männerbrust war mit Eichenkränzen umwunden. Jedes Lied, das sie sangen, wurde von einem<br />
andersfarbigen Notenpapier abgesungen. Jedes Lied hatte auch einen anderen Geruch, der durch<br />
grünmaskierte Diener mittels Parfümzerstäubern ins Publikum gespritzt wurde. Dann erschien<br />
Serenissimus mit seinem Adjutanten und amüsierte todernst das Publikum mit idiotischer Kritik,<br />
ganz in der Art des Königs von Preußen. Die Zuhörer kreischten vor Vergnügen. – Die wichtigste<br />
Arbeit für die ‚Insel’ war nun beendet. Ich mußte nach Dresden, um dort eine Ausstellung meiner<br />
Bilder und Radierungen zu organisieren“.<br />
Einzelne Bll. mit Randläsuren und etwas fleckig; bei zwei Vergleichsexemplaren werden 4 Hefte<br />
genannt. – Nicht in den einschlägigen Bibliographien verzeichnet. – Der Roman von Schlagintweit,<br />
nach Rolf von Hoerschelmann, „eines der allerwichtigsten Monacensia der Epoche!“, liegt bei. –<br />
Vgl. auch Klaus Schöffling, Die ersten Jahre des Inselverlages 1899–1902. Begleitband zur Faksimileausgabe<br />
der Zeitschrift Die Insel, 1981, S. 50 ff. Keine Erwähnung in der großen Geschichte des<br />
Inselverlages von H. Sarkowski.<br />
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