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46 „Die zentrale anthropologische Schrift Soemmerrings“ (Oehler-Klein) 71 SOEMMERRING, SAMUEL THOMAS (VON), Ueber die körperliche Verschiedenheit des Negers vom Europäer. XXIV Seiten, 2 Bll., 80 Seiten. Pappband. Frankfurt/Main und Mainz, Varrentrapp Sohn und Wenner, 1785. € 1.400.– Vermehrte Fassung von Soemmerrings im Jahr zuvor unter dem Titel „Über die körperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europäer“ erstmals erschienener Mainzer Antrittsrede. – „Soemmerring kann als der erste Naturforscher gelten, der in der Geschichte der wissenschaftlichen Begründung rassistischer Positionen einen rassenspezifischen Zusammenhang von physischer Konstitution und Intellekt exakt anatomisch nachgewiesen zu haben glaubte und auf dieser Grundlage die prinzipielle Inferiorität des Schwarzafrikaners erklären wollte... Soemmerring vereinte in seinem Werk verschiedene damals aktuelle Strömungen der aufgeklärten Gelehrtenwelt, nämlich das Bedürfnis nach kundiger Verarbeitung des angewachsenen Beobachtungsgutes aus Übersee mit dem Interesse an der biologischen Systematisierung der verschiedenen Menschheitsgruppen und ihrer nicht mehr metaphysisch, sondern naturhistorisch zu begründenden Eingliederung in ein Ordnungsgefüge der Natur; er verband die Frage einer physiologisch-ästhetischen Bewertung der menschlichen Gestalt, insbesondere des Kopfes, mit der geforderten Erforschung des Gehirns als der Grundlage von Geist und Persönlichkeit. Das Soemmerringsche Werk und seine Rezeption repräsentieren damit in auffallender Weise die Wissenschaftsgeschichte des ausgehenden 18. Jahrhunderts.“ (Oehler-Klein, in: Soemmerring. Werke, Bd. 15, der ausschliesslich dem vorliegenden Werk gewidmet ist). Unser Titelblatt mit dem Vermerk „Mit zwey ausgewählten Kupfertafeln“. Diese sind wegen schlechter Qualität jedoch nicht verwendet worden. Dazu Soemmerring in einem Brief (vermutlich) an seinen Bruder: „Zu meiner Abh vom Neger waren die Kupfer nicht nur fertig sondern auch ein ansehnlicher Theil schon illuminirt, weil sie mir aber nicht genuug Thaten [?] ließ ich sie cassiren. Ich besitze selbst nur noch einen Abdruck... Die Hhn Verleger [Varrentrapp und Wenner] waren freylich geitzig genung S. XVIII nicht umdrucken zu lassen“ (zit. aus der Soemmerring Werkausg. Bd. 15, S. 257, XVIII, 12f). – Da nun das Titelblatt im Faksimile der Werkausgabe den Hinweis auf die Kupfertafeln im Gegensatz zu unserem Exemplar nicht trägt, ist anzunehmend, daß unser Exemplar zu den ersten gedruckten Ex. zu zählen ist und die Verleger auf Anweisung Soemmerrings wohl das Titelblatt aber nicht die Seite XVIII mit dem Hinweis auf die Abbildungen neu setzen liessen. Die bibliogr. Angaben bei Waller, Engelmann und Choulant-Frank sind, ohne die Kenntnisse aus der Soemmerring-Werkausgabe, verwirrend. Bei einigen Nachweisex. wird ein Erratabl. erwähnt, das möglicherweise nach der Änderung des Titelblattes hinzukam. – Einband etw. fleckig, gering stockfl. – Cushing, S 322. DSB XII, 509 f. Elektrotherapie und Scheintod 72 STRUVE, CHRISTIAN AUGUST, System der medizinischen Elektrizitäts- Lehre, mit Rücksicht auf den Galvanismus. 2 in 1 Band. Mit 2 gefalt. Kupfertafeln. XXIV, 540 Seiten. Halblederband der Zeit mit goldgepr. Rückentitel und Rückenvergoldung. Breslau und Leipzig, W. G. Korn, 1802. € 600.– Seltenes und frühes Werk zur Geschichte der Elektrotherapie. – Struve (1767–1807) war Arzt in Görlitz und Verfasser zahlr., zumeist populärwissenschaftlicher Werke, die nach Hirsch „zu den gediegensten ihrer Art“ zählen. – Ausführl. behandelt Struve das Thema Scheintod (S. 417–43). Dazu erfand er später noch einen „Galvanodesmus“, einen Lebensprüfer „zum Bestimmen des wahren von dem Scheintode, um Lebendigbegraben zu verhüten“. – Gering gebräunt, Gelenke am oberen Kapital ausgebessert. Schönes Exemplar. – Wheeler Gift I, 641. – Nicht in der Bakken Library. Eines der umfangreichsten Kräuterbücher seiner Zeit in einem sehr schönen Exemplar 73 TABERNAEMONTANUS, JACOB THEODOR, Neuw vollkommentlich Kreuterbuch, mit schönen vnnd künstlichen Figuren aller Gewächs der Bäumen, Stauden vnd Kräutern, so in Teutschen vnnd Welschen Landen, auch in Hispanien, Ost
vnnd West Indien, oder in der Newen Welt wachsen, derer uber 3000. eygentlich beschrieben werden, auch deren Vnderscheidt vnd Wirckung sampt ihren Namen in mancherley Sprachen angezeiget werden...Darinn viel vnd mancherley heylsamer Artzney vor allerley innerlichen vnnd eusserlichen Kranckheiten, beyde der Menschen, vnd des Viehes, sampt ihrem nützlichen gebrauch beschrieben werden, es sey mit Träncken, Säfft, Syrupen, Conserven, Latwergen, Wassern, Pulver, Extracten, Oelen, Saltz, Salben, Pflastern, vnd dergleichen: Darinnen auch vber tausendt hochbewärte vortreffliche Experiment vnd heimliche Künste angezeiget werden. Allen Aertzten, Apoteckern, Wundärtzten... sehr nützlich. Jetzt widerumb mit sonderm Fleiß gemehret durch Casparum Bauhinum. 2 Teile in 1 Band. Mit zwei wiederholten breiten figürlichen Titelbordüren und ca. 2300 Textholzschnitten. 8 Bll, 686 Seiten, 30 Bll.; 4 Bll, 844 Seiten, 25 Bll. Folio. Prachtvoller Schweinslederband der Zeit auf Holzdeckeln mit reicher Blindprägung, 2 Messingschliessen und vergoldetem Wappensupralibros, Vorderdeckel mit Monogramm „T.E.V.C.1613“, Hinterdeckel mit Monogr. „A.R.V.E. 1613“. Frankfurt am Main, N. Hoffman für J. Basse und J. Dreutel, 1613. € 8.000.– Erste von Bauhin besorgte Ausgabe in einem Exemplar von hervorragender Gesamterhaltung. Dieses berühmte, erstmals 1588 erschienene Kräuterbuch, das bis 1731 zahlreiche Auflagen erlebte und noch im 18. Jahrhundert vielen Botanikern als Einführung in die Flora diente, ist eines der umfangreichsten Kräuterbücher seiner Zeit. „Tabernaemontanus sammelte ein Menschenleben lang an einem Herbarium in- und ausländischer Pflanzen und deren Beschreibung. Erst später, als dieses Werk durch Kaspar Bauhinus, den berühmten Botaniker, neu bearbeitet wurde, erlebte es einen großen Erfolg.“ (Heilmann, Kräuterbücher, 297). – Das Werk stellt den größten Rezeptkatalog der damaligen Zeit dar, verbunden mit dem Anspruch auf internationale Geltung. – Das durch zahlreiche Register erschlossene voluminöse Werk enthält auch eines „wider allerley Kranckheiten und Gebresten“, in dem zu jeder Krankheit auf entsprechende Arzneien (mit Angabe der Seitenzahl) verwiesen wird, z. B. Augenblattern heylen, Aussatz heylen, grindige Blasen heylen, Blattern (böse hitzige und schwartze), cholerische feuwrothen Geschwären helffen, Feigblattern Schmertzen legen, Feigwartzen Flüß eröffnen, Fingernagelwurtzel geschwer heylen, Frantzosen heylen, fliesende Häuptgrindt heylen, Hautflecken, Grindt und Räude vertreiben, Kindesblattern helffen, Krätze und Räude vertreiben, schwarze Mackeln der Haut vertreiben, Pestilentz curiren, Wartzen vertreiben etc. – Tabernaemontanus, Arzt und Botaniker, geb. zwischen 1520 und 1530 zu Bergzabern, war anfangs als Apotheker in Weissenburg tätig, studierte später <strong>Medizin</strong> und wurde nach seiner Promotion Leibarzt des Kurfürsten und Bischofs von Speyer, danach in dieser Eigenschaft beim Pfalzgrafen von Zweibrücken. „T., der auch Ehrenbürger von Worms war und Sept. 1590 in Heidelberg starb, besass ganz hervorragende Kenntnisse, namentlich bezüglich der officinellen Pflanzen, was ihn aber nicht hinderte, ein großer Anhänger des ‘Theriaks’ und der sog. mithridatischen Mittel zu sein“ (Hirsch-H.). Auch Heilmann weist darauf hin, daß er als Arzt die Verwendung der Compositas bekämpfte und „einfache Pflanzenstoffe“ empfahl. Seinen Namen latinisierte er nach seinem Heimatort Bergzabern. Ungewöhnlich frisch und nur minimal gebräunt bzw. vereinzelt schwach fleckig. Titel oben mit handschriftl. Besitzvermerk „Joannis Hartmanni A Rosenbach“, dat. 1649. Einband etw. berieb. und mit leichten Kratzspuren. 1 Schliesse kaum sichtbar erneuert. – VD17 14:024674Q und 14:024680R. Pritzel 9093; Nissen, Botan. Buchillustr. 1931. – Siehe Einbandabbildung 2. Umschlagseite (oben) „Nach Weglänge und Zeitdauer der größte Asien-Reisende des 17. Jahrhunderts“ (Henze) 74 TAVERNIER, JEAN BAPTISTE, Vierzig-jährige Reise-Beschreibung. Worinnen dessen, durch Türkey, Persien, Indien und noch mehr andere Oerter, höchstlöblichs-vollbrachte sechsmalige Länder-Reise,... Samt einer Relation, von ausführlicher Beschaffenheit deß Serrails oder Türkischen Palasts... beygefüget wird Jacob Spons Curieuse Reise, durch Italien, Dalmatien, Griechen- und Morgenland... aus dem 47
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