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I. Joseph Pape - Sauerlandmundart

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Sauerland und seine Bewohner“ den Freund <strong>Pape</strong> mit seiner „lorbeerumkränzten<br />

Dichterstirn“.<br />

Im Alter kommt es zu sehr unterschiedlichen Wandlungen. Während der späte<br />

<strong>Pape</strong> theologische Arbeiten in nüchterner – bisweilen, trotz der apokalyptischen<br />

Themen, auch betont rationaler – Diktion vorlegt und in großen weltgeschichtlichen<br />

Entwürfen um die zivilisatorische Bedeutung des Christentums ringt, zeigt<br />

Friedrich Wilhelm Grimme in den achtziger Jahren an „Stelle des alten kraftvollen<br />

und tiefen Katholizismus eine Religiösität, die leichte Züge einer wohl durch<br />

die Diaporasituation entstandenen Bigotterie aufweist“ (Gisela Grimme-Welsch,<br />

in: Grimme 1983, 9).<br />

3. Ein Abend im Pfarrhaus zu Calle:<br />

Das Programm einer ernsten sauerländischen<br />

Mundartdichtung wird geboren<br />

Die Entstehungsgeschichte seines einzigen plattdeutschen Buches erzählt <strong>Joseph</strong><br />

<strong>Pape</strong> in einem Vorwort zu diesem Werk: „Biu düt Bauk anfangen ies“. An einem<br />

Abend – in Frage kommt der Zeitraum zwischen 1868 und 1877 – sitzen sieben<br />

oder acht Freunde beim Wein im Pfarrhaus zu Calle beisammen. Sie sind Gäste<br />

des legendären „Lügenpastors“ Johannes Georg Schmidt († 1881), genannt<br />

„Heck“. Mit von der Partie sind ganz sicher <strong>Pape</strong> und Grimme, der überaus erfolgreiche<br />

Verfasser plattdeutscher Schwänke in sauerländischer Mundart. Die<br />

weiteren Anwesenden, alle Sauerländer und „guere Frönne van ollinges“, werden<br />

namentlich nicht vorgestellt. Es könnten Mitschüler der beiden Genannten aus<br />

der Arnsberger Gymnasialzeit gewesen sein – darunter <strong>Joseph</strong> Wormstall, Otto<br />

Tillmann, der Münstersche Universitätsprofessor Wilhelm Storck aus Genna nahe<br />

Lethmathe und Theodor Stumpf, Gymnasialoberlehrer in Koblenz, vielleicht<br />

auch weitere ehemalige Kommilitonen von Grimme und Schmidt aus der Studentenzeit<br />

in Münster (vgl. Rörig 1985).<br />

Das Gespräch wird auf die heimische Sprache gelenkt. Die einen meinen, die<br />

sauerländische Mundart wäre doch nur „füär ‘t lustige, füär Snurren un wat te<br />

lachen“ brauchbar. Die anderen bestehen aber darauf, daß das „Platte ok füär<br />

wat erensthaftiges nit te slecht wör“. Sie berufen sich auf die Weiterentwicklung<br />

– hin zum nicht mehr nur Humoristischen – bei Fritz Reuter und anderen norddeutschen<br />

Autoren „mer genten iut-tem plattduitsken Lanne, bo ’t-ter Säi tau<br />

gäit“. Dieser Diskurs ist ganz auf der Höhe der Zeit und spiegelt auch unterschiedliche<br />

Sichtweisen der Mundartautoren selbst wider. In einem Brief vom<br />

9.1.1884 an Ferdinand Krüger vertritt später z.B. der Münsteraner Franz Giese

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