I. Joseph Pape - Sauerlandmundart
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„… dai vielen Landesheren stönnen bolle ümme den Kaiser ärre de Ruiens<br />
ümmen Hiärtebock, diän se faste het. Do genk et den Landeskinnern viel üewel.<br />
Vey Siurlänners bliewen unnerm Krummstawe un harren ’t nit alltesliem. Dann<br />
de Kurfürsten wören mäist van der gueren Suarte, van diär Suarte, bo Maxmiljon<br />
Kliusenwold Landjäggermester bey was. Un doch harre ok dai ’t rechte Recht nit<br />
imme Lanne; do hor et Reyk dertau.“ Einen plattdeutschen Wandspruch aus der<br />
Bemalung des neugotisch gestalteten Bürener Wohnhauses des Dichters von<br />
1875 findet man leicht verändert auf der letzten Seite der Novelle „Stauf un<br />
Welf“ wieder: „Streyt is op Eren Nautstand, / Am besten Streyt füär ’t Vatterland<br />
...“ (zit. Olma 1994). Was Magdalena Padberg für die hochdeutsche Fassung<br />
anmerkt, gilt wohl auch hier: „Wie die glücklichen Wendungen der [hochdeutschen]<br />
Dramen und Epen“ des Dichters soll das Geschilderte „der eigenen<br />
Zeit als Spiegel gelten: Deutsche Einigkeit ist möglich“ (<strong>Pape</strong> 1981, 24). Der<br />
Wiener Germanist Josef Nadler, dem Unfug einer „Literaturgeschichte der deutschen<br />
Stämme“ verpflichtet, wird <strong>Pape</strong> übrigens 1928 als bedeutenden Repräsentanten<br />
des „westfälischen Volkstums“ und seine Werke als „die gültigsten Urkunden<br />
des sächsischen Staatstriebes“ vorstellen (Grimme-Welsch 1980).<br />
Damit auch diese dritte, sehr spannungsreich dargebotene Erzählung in den heimatlichen<br />
Gesamtrahmen paßt, verlegt <strong>Pape</strong> den elterlichen Wohnsitz der ungleichen<br />
Brüder aus einer sächsisch-fränkischen Familie an die südliche Grenze des<br />
Sauerlandes. Dort also ist das Stammhaus der Kliusenwolds einmal eine<br />
sauerländische Ritterburg – ein Lehen aus den Händen des „jungen Löwen“ –<br />
gewesen. Übrigens gewinnt man bei der Lektüre den Eindruck, <strong>Pape</strong> habe gerade<br />
bei der Mundartfassung „Stauf un Welf“ darauf geachtet, daß sein „literarisches<br />
Platt“ sich nicht zu weit von der Leutesprache entfernt.<br />
Keine gegenwartsbezogene Sozialkritik<br />
Wie bei Grimme scheint in <strong>Joseph</strong> <strong>Pape</strong>s plattdeutschen Novellen das katholische<br />
Leute-Ethos durch. Für beide ist das „Friggen“ ein wichtiges Thema. Es gehört<br />
ganz offenkundig zum Bedeutsamsten im Erdenleben und wird rundherum<br />
bejaht. In allen drei Erzählungen „Iut‘m Siuerlanne“ tauchen die Themen „Heiratsvermittlung“<br />
oder „Heiratshandel“ auf! Der Schultenbauer verliebt sich in<br />
eine sauerländische Wallfahrerin und findet Erwiderung (In’t Hiärte schuaten).<br />
Sein Heiratsantrag an die Tochter des Heckenwirtes wird indessen zur schweren<br />
Geburt. Auch der Mann ist hier befangen und schüchtern. Die Zukünftige ist allerdings<br />
kein armes Mädchen (wie z.B. in Grimmes hochdeutscher Erzählung<br />
„Menschen machen’s selten gut – Besser, was Gott selber tut“ von 1865), sondern<br />
als Bauernbraut durchaus standesgemäß. Die Differenz des in der Breite<br />
mehr kleinbäuerlich geprägten katholischen Sauerlandes zum westfälischen