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I. Joseph Pape - Sauerlandmundart

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sauerländischen Heimat. Die Bedürfnisse einer guten Leuteseelsorge gehen also<br />

vor.<br />

„Ein literarisches Kabinettstück“, so urteilt Gisela Grimme-Welsch, „ist der Anfang<br />

der Novelle, der künstlerisch wohl stärksten überhaupt: In dunkler, stürmischer<br />

Nacht wird der Dorfpfarrer mit verbundenen Augen von geheimnisvoll<br />

drängenden Männern über Stock und Stein, Sturzbäche und Holzstege, Felsenriffe<br />

und Schluchten zu dem sterbenden Wilderer gebracht, um ihm die letzte Wegzehrung<br />

zu geben. Schließlich wird er wieder wohlbehalten an seinem Pfarrhaus<br />

abgesetzt.“ (Grimme-Welsch 1980) In diesem Eingangskapitel ist übrigens das<br />

früheste literarische Zeugnis über eine plattdeutsche Sakramentspastoral im<br />

Sauerland enthalten.<br />

„In’t Hiärte schuaten“ ist die sauerländischste Novelle. Die ortsbezogenen Hinweise<br />

<strong>Pape</strong>s müssen aber, wenn man sie als ernstzunehmenden geographischen<br />

Wegweiser versteht, verwirren. Das Dorf unweit des an der Landhecke gelegenen<br />

Stammhauses der alteingesessenen und einstmals wohl ritterlichen Försterfamilie<br />

Kliusenwold heißt „Maitmecke“ [Mathmecke?]. Dorf und Bach heißen gleich.<br />

Nicht weit entfernt liegt das legendäre „Tollen-Landenbeck“. Das alles erinnert<br />

an <strong>Pape</strong>s Geburtsort Eslohe nebst Umland. Doch Eslohe (Essel – Esselbach) liegt<br />

ebenso wenig an der südlichen Grenze des Sauerlandes wie der zweite Kindheitsort<br />

Hellefeld.<br />

In Eslohe und Hellefeld ist <strong>Pape</strong> in zwei Pfarrhäusern aufgewachsen. In Eslohe<br />

war er schon als junger Knabe mit seinem Onkel, dem aufgeklärten Pastor Cramer,<br />

auf Jagd gegangen. Die Wilddiebgeschichte ist nach Auskunft der <strong>Pape</strong>-<br />

Enkelin Irmgard Ebbers-Scheid von einem „Erlebnis des Dichters“ angeregt worden<br />

(Grimme-Welsch 1980). Auch nach Magdalene Padberg, die mit der Enkelin<br />

in regem Austausch gestanden hat, soll sie „auf wahren Begebenheiten … fußen<br />

und <strong>Pape</strong> von einem Geistlichen aus dem oberen Sauerland berichtet worden<br />

sein“ (<strong>Pape</strong> 1981, 21). Peter Lübke aus Balve, der 1819 in Canstein (Altkreis<br />

Brilon) seine erste Lehrerstelle angetreten hat, ist Gewährsmann dafür, daß man<br />

im oberen Sauerland nächtlich wirklich der Wilddieberei nachging (Padberg<br />

1982, 51; vgl. das Thema auch an anderer Stelle in der sauerländischen Mundartprosa:<br />

Färber 1940). Bei der Schilderung der grausamen Jagd auf einen Fuchs in<br />

der Novelle fragt man sich übrigens, ob diese nur das dunkle Innenleben und den<br />

Selbsthaß des Försters Kliusenwold unterstreichen soll oder vielleicht auch eine<br />

Seite des Jägers <strong>Joseph</strong> <strong>Pape</strong> enthüllt: „Et ies te griusam, saggte de Schulte; herrei<br />

dann gar kain Mettläid mer-me? – Näi! saggte de Hegemester; hai hiär-et<br />

diusendmol ferdaint, hai ies ne gemainen Ferbriäker un litt niu seine Strofe<br />

derfüär.“ (<strong>Pape</strong> 1878, 40)

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