I. Joseph Pape - Sauerlandmundart
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uns gesagt – <strong>Pape</strong> bald nicht mehr Dichter, sondern Prediger und Theologe in<br />
Versen zu sein ...“ (Grimme 1921a III, 107f). Der viel „ideologischer“ ambitionierte<br />
<strong>Pape</strong>, so meinte Grimme weitsichtig, habe mit seinem sehr zeitgebundenen<br />
Werk keine Zukunft. Da <strong>Pape</strong> als Sänger vom Reich nicht einmal die „katholische<br />
Tendenz“ mit kulturkämpferischer Konsequenz verfocht und eigentlich keine<br />
Seite so voll und ganz bediente, war sogar der Zuspruch der an katholischer<br />
Literatur interessierten Zeitgenossen nicht ungeteilt. Grimme hat es aber später<br />
nicht versäumt, das Loblied des Freundes zu singen […].<br />
Gegenüber diesem ganzen Komplex muß man sich den viel späteren Freundesstreit<br />
in Sachen Mundartliteratur wohl vergleichsweise undramatisch vorstellen.<br />
<strong>Pape</strong> gibt den Disput im Vorwort zu „Iut ‘m Siuerlanne“ ja wirklich sehr humorvoll<br />
wieder. Er bedient sich dabei eines freundschaftlichen, wohlwollenden Foppens,<br />
indem er z.B. Grimmes Reaktion auf das schmeichelnde Lob der anderen<br />
für dessen plattdeutsche Sachen beschreibt: „Dai gnäisere ..., do niu iäme un seinen<br />
>Sprickeln un Spönen< ... te Eren ... de Gliäser anstott wuren.“ (An dieser<br />
Stelle kann man das plattdeutsche „gnäisen“ mit „grinsen“ nur unzureichend<br />
übersetzen. Es gibt am ehesten die unwillkürliche Reaktion eines Zöglings aus<br />
größerer Kinderschar wieder, der Gutes über sich oder seine Leistungen hört.)<br />
Grimme, so wird ausdrücklich vermerkt, signalisiert im Caller Pfarrhaus zumindest<br />
Offenheit gegenüber <strong>Pape</strong>s Position. Es darf auch nicht übersehen werden,<br />
daß der Strunzerdäler ja selbst schon mit einzelnen ernsteren lyrischen Versuchen<br />
in seinen frühen plattdeutschen Büchern aufwartet. Der programmatische<br />
Mundartstreit von Calle und <strong>Pape</strong>s nachfolgendes Buch könnten sogar Grimmes<br />
eigenes Spätwerk beeinflußt haben, so die „Dispeltaziaune“ (1881, postum veröffentlicht<br />
1890), „Lank un twiäß düär’t Land“ (1885) und „Schwanewippkens<br />
Reise ...“ (1886). Im Vorwort zur 8. Auflage seiner „Schwänke und Gedichte ...“<br />
(„Sprickeln un Spöne“ und „Spargitzen“) spricht Grimme 1886 immerhin von<br />
Möglichkeiten der Mundartdichtung, die über den eigentlichen Schwank hinausgehen:<br />
„Der sauerländische Zweig der westfälischen Mundart unterscheidet<br />
sich von den verwandten hauptsächlich durch die Fülle der Vokale und die geringere<br />
Ausscheidung der Konsonanten, durch schärfere Deklination und Konjugation,<br />
durch richtigere Sonderung der Kasus und durch einen Reichtum an<br />
alten Wortstämmen, die sich anderwärts, besonders auch im Hochdeutschen,<br />
nicht mehr vorfinden. In seinem inneren Wesen liegt etwas Kräftiges, Resolutes,<br />
Naives; vorzugsweise für den Schwank geeignet, schließt er dabei doch die Darstellung<br />
des Weichen, Gemütvollen, ja Wehmütigen, gar nicht aus.“ (zit. Grimme<br />
1983, 609) Allerdings ist ein Urteil Grimmes über das einzige Mundartwerk des<br />
Freundes nicht überliefert.