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I. Joseph Pape - Sauerlandmundart

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maligen Hexenrichter Skoltetus ehelichen. Mit diesem will Petermännchen dann<br />

das stattliche Vermögen der Braut aufteilen. Als Sabine sich diesem Heiratsvorschlag<br />

widersetzt, organisieren Petermännchen und Skoltetus ein eigentlich gar<br />

nicht mehr zugelassenes Hexengericht. Angst und Folter sollen die Unbeugsame<br />

gefügig machen. Einfache Leute haben aber den geistlichen Landesherrn zur Hilfe<br />

gerufen. Dieser kommt, verkleidet als Oberteufel, mit seinem Gefolge an den<br />

Ort des Hexengerichts und kann dem Spuk noch rechtzeitig ein Ende machen.<br />

Rücksichtslose Geldmenschen, besonders der Amtsträger des Landesherrn (Fiskal)<br />

und der „Hexenrichter“, erweisen sich in dieser Novelle als die Gottlosen.<br />

Sie hält „gleykerweyse de Duiwel Mammon in seynen Kloggen“. Dagegen steht<br />

z.B. die einfache Familie des Stadtziegenhirten Ambrosius auf der Seite des Guten.<br />

Allerdings kollaborieren auch Angehörige der unteren Schichten mit den gierigen<br />

Intriganten: Wilddiebe als Schöffen und der schief dreinblickende Stadtrinderhirte<br />

Jaust als Folterknecht. Die Kehrseite der Gewissenlosigkeit – so lehrt<br />

das Beispiel des Hexenrichters Skoltetus – besteht aus ängstlichem Aberglauben.<br />

Magdalene Padberg glaubt, <strong>Pape</strong> greife hier in der Regionalgeschichte zeitlich<br />

zurück und verquicke „die Gestalt seines Frauenverfolgers mit der des bösen Hexenrichters<br />

Dr. Heinrich Schultheiß, der während des 30jährigen Krieges Hunderte<br />

von Opfern verbrennen ließ. Er wohnte am Alten Markt in Arnsberg“<br />

(Westfälische Dichterstraßen II, 54).<br />

Bezeichnend ist, wie <strong>Pape</strong> sich die katholische Obrigkeit der zurückliegenden<br />

kölnischen Zeit vorstellt. Der geistliche Kurfürst ist – ähnlich wie in Grimmes<br />

Mundartschwank „De Köster un de Kurfürste“ – leutselig, väterlich und hilfsbereit<br />

(vielleicht ist, wie Magdalene Padberg meint, hier an den Kurfürsten Clemens<br />

August zu denken, der zwischen 1723 und 1761 Kölner Erzbischof war:<br />

<strong>Pape</strong> 1981, 23). Seine Zukunftspläne beziehen sich auf eine „nigge hauge<br />

Schaule, dät se us do biätere Richters optrecket, ärre vey hey se te saihn kriegen<br />

het“. Während die gottlosen Geldmenschen zu jedem Verbrechen bereit sind, läßt<br />

der aufgeklärte und milde Landesvater sogar in seinem Gericht gegen die Missetäter<br />

Gnade vor Recht ergehen. Den Drahtziehern des schändlichen Hexengerichts<br />

wird zumindest soviel vom Reichtum gelassen, daß sie noch leben können.<br />

Die beteiligten Wilddiebe werden zum Soldatendienst verurteilt, erhalten aber<br />

eine feste Zulage: „Dann mettem Saldoten-Traktmänte alläine ies swor<br />

iutkummen, un in der Naut verdierwet de Menske äis recht.“<br />

<strong>Pape</strong>s Rückwärtsgewandtheit kommt auch in dieser Erzählung zum Tragen. Das<br />

gute, schlichte Mädchen trägt noch den roten Braunschweiger Rock: „Et was nau<br />

de olle siuerlänske Tracht – gitzund hef vey dofüär dai biutlänsken Mauden,<br />

johrin johriut ne nigge, dai de Diuwel biäter oppem Blockssbiärge härre, dann<br />

dai grade friätet us et Land op.“ Das Gemeinwesen ist noch ein wirkliches Ge-

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