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I. Joseph Pape - Sauerlandmundart

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die Wahrheit zu verwirren; vordem hieß es das Süderland. Unter den Ländern des<br />

deutschen Vaterlandes bist du, teure Heimat, zwar klein, doch nicht das Geringste.“<br />

(ebd.)<br />

Gegen das „leste Häxengerichte“ in Arnsberg und korrupte Amtsträger setzen<br />

sich gerade auch die armen Leute zur Wehr. <strong>Pape</strong> will an mehreren Stellen mitteilen:<br />

Diese einfachen Leute wissen Gott – und die rechte Obrigkeit – auf ihrer<br />

Seite. Sie sind das Gegenbild zum heraufziehenden Materialismus. Sie verzichten<br />

sogar auf das Geld der gewissenlosen – und gottlosen – Reichen, das der Kurfürst<br />

ihnen als Entschädigung für erlittenes Unrecht anbietet. Unter den Frommen<br />

allerdings gibt es gar keine soziale Frage und keine Klassenfrage. Die reiche<br />

Erbdrostentochter Sabine hat „aarme Frönne“, und diese sind ihre engsten Vertrauten.<br />

Vergleicht man schließlich <strong>Pape</strong>s schöne Bild der ständischen Gesellschaft<br />

mit den historisch bezeugten Macht- und Besitzbegehrlichkeiten eines katholischen<br />

Landesvaters wie des Kurfürstbischofs Clemens August, so wird auch<br />

hier die Idealisierung vollends offenbar.<br />

Das Sauerland des 19. Jahrhunderts hat durchaus entschiedene, ja revolutionäre<br />

Persönlichkeiten der sozialen Bewegung aufzuweisen. Der westfälische Arbeiterführer<br />

Carl Wilhelm Tölcke (1817-1893), der mitunter zu den „Vätern der Sozialdemokratie“<br />

gerechnet wird, ist z.B. wie <strong>Pape</strong> im kleinen Eslohe geboren und<br />

nur um vierzehn Jahre älter als dieser (Vielhaber 1988). Wilhelm Hasenclever<br />

(1837-1889), sozialdemokratischer Dichter, stammt aus Arnsberg, der Schulstadt<br />

<strong>Pape</strong>s und Grimmes (Gödden/Nölle-Hornkamp 1994, 174-180). An sich wären<br />

auch bei <strong>Pape</strong>, der politischer dachte als Grimme und dessen einziger Sohn Otto<br />

in Kontakt zu Karl Liebknecht stand, Ansätze zu einer gegenwartsbezogenen Sozialkritik<br />

denkbar gewesen (Liebknecht 1898/1901; vgl. Bürger 1998, 152f und<br />

Bürger 2001). In seinen theologisch ambitionierten Werken pocht der Dichter auf<br />

den „Realismus“ der christlichen Ethik, welcher nicht mystizistisch verdunkelt<br />

werden dürfe. Einige hochdeutsche Verse aus seiner Feder deuten immerhin an,<br />

was im einzigen plattdeutschen Buch fehlt (zit. Bürger 1998, 152):<br />

Doch sah ich längs der Häuser<br />

Die Armut schleichen bei der Nacht,<br />

Sie legte sacht<br />

In jedes ihre Bürde:<br />

Weh, wenn das Haus erwacht!<br />

Als Vorläufer des sauerländischen Sozialkatholizismus (Bürger 2006, 48-50)<br />

kann <strong>Pape</strong> also nur ganz am Rande gelten. Indessen neigte er schon früh zur Kulturkritik.<br />

In seinen Briefen an den Innsbrucker Germanisten Prof. Ignaz Vinzenz

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