Kernfragen des Glaubens - Evangelische Akademikerschaft in ...
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grund, wie e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen Gottes, zu akzeptieren.<br />
Dies würde sie <strong>in</strong> ihrer Erforschung der Welt nicht<br />
weiter br<strong>in</strong>gen.<br />
H<strong>in</strong>gegen hat der „Glaube“ an die allgeme<strong>in</strong>e Gültigkeit<br />
<strong>des</strong> Wechselwirkungspr<strong>in</strong>zips e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
von neuen Erkenntnissen gebracht.<br />
Der Naturwissenschaftler Jürgen Schnackenberg<br />
hält e<strong>in</strong> Gottesbild, das die Vorstellung e<strong>in</strong>es von<br />
außen auf unsere Welt e<strong>in</strong>wirkenden Gottes enthält,<br />
für unvere<strong>in</strong>bar mit dem Wechselwirkungspr<strong>in</strong>zip,<br />
also mit e<strong>in</strong>er elementaren, bis jetzt empirisch<br />
zweifelsfrei begründeten physikalischen Aussage.<br />
„Wer dennoch e<strong>in</strong> solches, traditionelles Gottesbild<br />
zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegralen Bestandteil <strong>des</strong> christlichen<br />
<strong>Glaubens</strong> erklärt, nötigt damit die ohneh<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit von Naturwissenschaftlern, die<br />
sich überhaupt noch zu e<strong>in</strong>em christlichen Glauben<br />
bekennen, ihren Glauben aufzugeben oder ihr Bewusstse<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en christlichen und e<strong>in</strong>en wissenschaftlichen<br />
Teil zu spalten oder gar e<strong>in</strong>e elementare<br />
Aussage ihrer eigenen Wissenschaft nicht<br />
mehr ernst zu nehmen.“<br />
„Die bescheidene, aber präzise Antwort <strong>des</strong> Physikers<br />
auf die Frage <strong>in</strong> der Überschrift dieses Abschnitts<br />
lautet also: Ne<strong>in</strong>! Mit dem Zusatz. Dieses<br />
Ne<strong>in</strong> gilt, es sei denn, wir könnten das Wirken Gottes<br />
im Experiment objektiv und reproduzierbar<br />
nachweisen.“<br />
Im übertragenen S<strong>in</strong>ne <strong>des</strong> Wortes „E<strong>in</strong>wirken“ gibt<br />
es vielfältige Möglichkeiten, das Verhältnis Gottes<br />
zur Welt zu beschreiben. Der Physiker Albert E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong><br />
war von der E<strong>in</strong>fachheit der die Natur beschreibenden<br />
Gesetze überzeugt, denn Gott, der<br />
die Welt erschaffen hat, sei e<strong>in</strong> großer Physiker.<br />
„Gott würfelt nicht.“ Diese Gottesüberzeugungen<br />
haben se<strong>in</strong>e Forschung beflügelt und auch gehemmt.<br />
Viele Menschen glauben wie Albert E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> auf<br />
Grund ihrer Erfahrungen <strong>in</strong> dieser Welt, der Begegnung<br />
mit dem Nächsten, <strong>des</strong> Erlebens <strong>des</strong> Entstehens<br />
von neuem Leben, der Vielfalt der entstehenden<br />
Gedanken und durchlebten Emotionen,<br />
dass Gott die Welt erhält.<br />
Die Antwort dieser Menschen auf die Frage <strong>in</strong> der<br />
Überschrift lautet „Ja. Ich erlebe immer wieder,<br />
dass ich mich im Glauben an das Wirken Gottes<br />
beschützt und geborgen fühle. Für mich ist dies<br />
e<strong>in</strong>e Gewissheit.“<br />
Leider kann diese subjektive Gewissheit nicht so<br />
objektiviert werden, dass sie im Pr<strong>in</strong>zip für jedermann/jedefrau,<br />
zu jeder Zeit, an jedem Ort im Großen<br />
oder Kle<strong>in</strong>en nachempfunden werden könnte.<br />
Der Glaube bleibt e<strong>in</strong> Geschenk, das man sich weder<br />
erarbeiten, erkämpfen oder beschaffen, das<br />
man aber immer wieder erneut erbitten kann. (Aber<br />
wenn man darum bittet, glaubt man ja doch<br />
schon....)<br />
Auch für den Theologen Hans Küng stellt sich (vgl.<br />
se<strong>in</strong> Buch „Was ich glaube“) auf dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
se<strong>in</strong>er Kenntnis der Naturwissenschaften die Frage:<br />
Können wir <strong>in</strong> dieser Welt der Evolution überhaupt<br />
noch an Wunder durch E<strong>in</strong>greifen Gottes <strong>in</strong><br />
den Geschehensablauf glauben? Die Bibel ist voll<br />
davon, von Anfang bis Ende. Wie br<strong>in</strong>ge ich diese<br />
Wundergeschichten mit dem streng kausalen Entwicklungsprozess<br />
zusammen, wenn da elementare<br />
Naturgesetze durch “Naturwunder” durchbrochen<br />
werden?<br />
H. Küng hat „selbstverständlich Verständnis dafür,<br />
dass auch heute noch Menschen, die von den Ergebnissen<br />
der Naturwissenschaft wenig berührt<br />
s<strong>in</strong>d, solche biblischen ‚Naturwunder’, die den lükkenlosen<br />
Kausalzusammenhang verletzen, wortwörtlich<br />
nehmen wollen. .... Doch aufgeklärte Gottgläubige<br />
brauchen Erzählungen von ‚Naturwundern’<br />
nicht wörtlich zu nehmen oder gekünstelte<br />
naturwissenschaftliche Erklärungen dafür zu suchen.<br />
Schon die Ergebnisse der modernen Bibelwissenschaft<br />
bieten andere Verständnismöglichkeiten<br />
im übertragenen S<strong>in</strong>n. Wunder s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />
Evangelien als Modellgeschichten für das Verhältnis<br />
von Jesus zu den Menschen und zur Welt erzählt.<br />
Diese Zeichen s<strong>in</strong>d heute im übertragenen<br />
S<strong>in</strong>n verständlich: so zum Beispiel die Wunderheilungen<br />
als gelebte Nächstenliebe oder die Auferstehung<br />
Jesu als Beg<strong>in</strong>n und Ersche<strong>in</strong>ungsform<br />
se<strong>in</strong>es Weiterwirkens nach se<strong>in</strong>em Tod bis heute<br />
(was ja auch nicht weniger als e<strong>in</strong> „Wunder“ ist!).<br />
H.R. Stadelmann schreibt zu den Wundergeschichten<br />
<strong>in</strong> der Bibel: „Im Neuen Testament werden Erlösungserfahrungen<br />
der Jünger und der urchristlichen<br />
Geme<strong>in</strong>de häufig <strong>in</strong> Form von Wundergeschichten<br />
weitergegeben. Dass es sich bei solchen<br />
Wundern oder Zeichen nicht um Ereignisse handelte,<br />
<strong>in</strong> denen Jesus unter Zuhilfenahme übernatürlicher<br />
Fähigkeiten Naturgesetze außer Kraft setzte,<br />
versteht sich im evolutionären Welt- und Gottesbild<br />
von selbst. Die Menschen der damaligen Zeit dachten<br />
aber nicht naturwissenschaftlich und kannten<br />
auch ke<strong>in</strong>e Naturgesetze im heutigen S<strong>in</strong>n, sondern<br />
erklärten ihre Erfahrungen im Rahmen <strong>des</strong><br />
herrschenden dualistischen Weltbilds: Je<strong>des</strong> Geschehen,<br />
auch je<strong>des</strong> Naturgeschehen, wurde entweder<br />
der Macht Gottes oder e<strong>in</strong>er bösen dämonischen<br />
Macht zugeschrieben. In der ganzen antiken<br />
Welt waren Dämonenglaube und Dämonenfurcht<br />
weit verbreitet, so dass gerade Geschichten über<br />
Dämonenaustreibungen den ersten Christen besonders<br />
geeignet erschienen, um ihre zum Leben<br />
befreienden Erfahrungen mit Jesus bildhaft <strong>in</strong> Worte<br />
zu kleiden und sie den <strong>in</strong> jener Zeit ohneh<strong>in</strong> auf<br />
Wunder aller Art begierigen Mitmenschen weiterzugeben.<br />
Die zu Wundergeschichten überhöhten<br />
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