Kernfragen des Glaubens - Evangelische Akademikerschaft in ...
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als unsere Vorstellungen von ihm? Ist er dann auch<br />
anders und auf verschiedene Weise ansprechbar?<br />
Wenn Gott nicht nur (wie vom frühaufklärerischen<br />
Universalgelehrten G.W. Leibniz) als e<strong>in</strong> Uhrmacher<br />
dargestellt wird, der die Welt mit Raum und<br />
Zeit geschaffen hat – sie läuft seitdem, ohne dass<br />
er e<strong>in</strong>greift, von selbst – , dann gibt es auch verschiedene<br />
und wechselnde Verb<strong>in</strong>dungen zu ihm.<br />
Die häufigste Art der Kommunikation mit Gott ist<br />
das Gebet. Aber auch das Denken an ihn, besondere<br />
Erfahrungen (z.B. als „Offenbarung“) oder<br />
Rituale und Symbole können mehr oder weniger<br />
<strong>in</strong>tensive Kontakte mit Gott vermitteln. Die Erwähnung<br />
Gottes <strong>in</strong> täglicher Rede („Ach du lieber<br />
Gott...“) ist zwar fast immer nur noch e<strong>in</strong>e entleerte<br />
Formel, enthält aber doch e<strong>in</strong>en Bezug zu der damit<br />
bezeichneten größeren Wirklichkeit (obwohl sie<br />
gegen das Gebot „Du sollst den Namen Gottes<br />
nicht missbrauchen“ verstößt).<br />
Die Welt, wie wir sie mit dem Verstand und naturwissenschaftlichen<br />
Methoden erkennen können,<br />
lässt die Dimension der Transzendenz meist unbeachtet.<br />
Fragen nach dem S<strong>in</strong>n <strong>des</strong> Lebens s<strong>in</strong>d<br />
aber nur beantwortbar, wenn auch der spirituelle<br />
Zugang anerkannt wird.<br />
Kommunikation mit Gott kann direkt oder <strong>in</strong>direkt,<br />
bewusst oder unbewusst stattf<strong>in</strong>den. Ihr Verständnis<br />
ergibt sich aus den Aussagen von Gläubigen.<br />
Danach ist e<strong>in</strong>e Kommunikation mit Gott <strong>in</strong> allen<br />
<strong>Glaubens</strong>formen möglich. Die Form und der Inhalt<br />
s<strong>in</strong>d abhängig von dem Gottesbild <strong>des</strong> oder der<br />
Gläubigen. Aktuelle Aussagen über Gott (und se<strong>in</strong>en<br />
Willen, se<strong>in</strong>e Hilfe, se<strong>in</strong>e Wertungen, Pläne,<br />
Warnungen) erwecken oft den E<strong>in</strong>druck, dass sie <strong>in</strong><br />
besonderer Kommunikation mit Gott begründet s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong>e Kommunikation mit Gott ist für viele selbstverständlich<br />
und unbed<strong>in</strong>gt erforderlich, sei es mit e<strong>in</strong>em<br />
persönlichen Gott oder mit e<strong>in</strong>em nontheistischen<br />
Gott oder „Urgrund allen Se<strong>in</strong>s“. Sie ist<br />
besonders notwendig und oft auch hilfreich <strong>in</strong><br />
schweren Lebenslagen, besonders wenn man auf<br />
frühe religiöse Prägungen zurückgreifen kann.<br />
Viele Namen und Vergleiche für Gott legen es nahe,<br />
von ihm unter Verwendung <strong>des</strong> Feldbegriffs zu<br />
sprechen. Kommunikation mit Gott wird dann als<br />
mehrfache Beziehung wahrgenommen. Das Wort<br />
Feld deutet auf den Zusammenhang <strong>des</strong> Wirkens<br />
von Gott als Geist und Kraft h<strong>in</strong>. Wie das Bildwort<br />
vom „Reich Gottes“ oder „Himmelreich“ reicht es<br />
weit über das kle<strong>in</strong>e Umfeld von e<strong>in</strong>zelnen Menschen<br />
und Gruppen h<strong>in</strong>aus und kann e<strong>in</strong>e Metapher<br />
für die überpersönliche All-Gegenwart Gottes<br />
/der größeren Wirklichkeit se<strong>in</strong>. In den Naturwissenschaften<br />
wurde e<strong>in</strong> Feldbegriff entwickelt, der<br />
Erkenntnisse generiert, die e<strong>in</strong> Zusammenwirken<br />
von geistigen und physikalischen Kräften möglich<br />
ersche<strong>in</strong>en lassen.<br />
Gott wird auch oft als Kraft erlebt, erfahren und<br />
benannt. Das kann das verbreitete Gottesverständnis<br />
als Person ergänzen und erweitern.<br />
Nach M. Kroeger ist Gott „e<strong>in</strong>e Kraft, die schafft,<br />
beschenkt, fordert, vernichtet, zu der anbeten<strong>des</strong><br />
In-Beziehung-Treten ohne Festlegung auf wie auch<br />
immer geartete theologische oder philosophische<br />
Begriffe möglich und lebensdienlich ist.“<br />
Der Theologe G. Theißen hat (<strong>in</strong> „<strong>Glaubens</strong>sätzen“<br />
S. 58) e<strong>in</strong>e Vielzahl neuerer Bezeichnungen für<br />
Gott aufgeführt, die auch e<strong>in</strong>e andere Art der Beziehung<br />
zu dieser größeren Wirklichkeit ermöglichen<br />
und erfordern:<br />
Gott ist das Geheimnis der Wirklichkeit.<br />
Gott ist die alles bestimmende Wirklichkeit.<br />
Gott ist etwas, über das h<strong>in</strong>aus nichts Größeres<br />
gedacht werden kann<br />
Gott ist das, was die Welt im Innersten zusammenhält.<br />
Gott ist der Grund <strong>des</strong> Se<strong>in</strong>s.<br />
Gott ist die Tiefe <strong>des</strong> Se<strong>in</strong>s.<br />
Gott ist das Ewig E<strong>in</strong>e.<br />
Gott ist die e<strong>in</strong>e Substanz <strong>in</strong> allen D<strong>in</strong>gen: deus<br />
sive natura.<br />
Gott ist Unendlichkeit.<br />
Gott ist das Umgreifende.<br />
Gott ist das Woher schlechth<strong>in</strong>niger Abhängigkeit<br />
und unseres empfänglichen und selbsttätigen Dase<strong>in</strong>s.<br />
Gott ist Postulat moralischen Handelns,<br />
Gott ist die moralische Weltordnung,<br />
Gott ist, worauf Du De<strong>in</strong> Herz hängest und verlässt.<br />
Gott ist das, was e<strong>in</strong>en Menschen unbed<strong>in</strong>gt angeht.<br />
Gott ist Wille zum Leben.<br />
Gott ist das Woher me<strong>in</strong>es >Du sollst!< und >Du<br />
darfst!<<br />
Gott ist das ewige DU.<br />
Gott ist das Umhergetriebense<strong>in</strong> vom andern Menschen<br />
her.<br />
Gott ist Letztpunkt lebensweltlicher Orientierung.<br />
Gott ist E<strong>in</strong>heit von Gegensätzen,<br />
co<strong>in</strong>cidentia oppositorum:<br />
»die absolut-relative,<br />
diesseitig-jenseitige,<br />
transzendent-immanente,<br />
allesumgreifend-allesdurchwaltende<br />
wirklichste Wirklichkeit<br />
im Herzen der D<strong>in</strong>ge,<br />
im Menschen,<br />
<strong>in</strong> der Menschheitsgeschichte,<br />
<strong>in</strong> der Welt.«<br />
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