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Kernfragen des Glaubens - Evangelische Akademikerschaft in ...

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zur Breite der Bevölkerung. Die heute schwer herzustellende<br />

Verb<strong>in</strong>dung der Jugend mit der Kirche<br />

droht zu e<strong>in</strong>em Traditionsabbruch zu führen. Zu<br />

schwach gegen die Vorherrschaft der Medien über<br />

Lebensstil und Konsum haben es die Kirchen<br />

schwer mit ihren Denkanforderungen und Riten.<br />

Selbst bei den noch funktionierenden Amtshandlungen<br />

gel<strong>in</strong>gt es nicht, vorhandenes religiöses<br />

Bedürfnis <strong>in</strong> <strong>in</strong>tellektuelle Überzeugung zu verwandeln.<br />

Auch wenn Zeitgenossen es oft fordern – Kirche<br />

kann nicht untadelig se<strong>in</strong> und für alles die perfekten<br />

Rezepte vorweisen. Dazu ist sie zu menschlich,<br />

dazu h<strong>in</strong>kt die große Organisation immer h<strong>in</strong>ter den<br />

Veränderungen der Lebenswirklichkeit her.<br />

Vom Auftrag Jesus’ her ist die Kirche als Arbeitsgruppe<br />

zu verstehen, die Gerechtigkeit, Frieden<br />

und Erhaltung der Schöpfung zum Ziel hat. Diese<br />

ethisch-soziale Dimension ist verbunden mit der<br />

vertikalen <strong>des</strong> Gottesglaubens. Beide zeigen sich<br />

im lebendigen Gottesdienst, der weith<strong>in</strong> als das<br />

Kernstück der Kirche angesehen wird. In spirituellen<br />

Ausdrucksformen wie Lob Gottes, Dank und<br />

Bitte im Gebet, Wort und Sakrament, hält sich Kirche<br />

offen für Wirkungen <strong>des</strong> Gottesgeistes. Veranstaltungen<br />

verschiedener Art lassen die Ziele der<br />

Kirche und die Methoden, sie erreichen zu wollen,<br />

erkennen.<br />

Damit präsentiert Kirche ihren Gott als belebende<br />

Macht <strong>in</strong> der Öffentlichkeit. Im demokratischen<br />

Gefüge Westeuropas verfügt sie dank<br />

Mitgliederstärke und dem ethischem Potenzial<br />

(Zehn Gebote und Bergpredigt) über e<strong>in</strong>en<br />

erheblichen politischen E<strong>in</strong>fluss. Als Institution oder<br />

mit der Stimme e<strong>in</strong>zelner Christen mischt sie sich<br />

e<strong>in</strong>. Ihre politische Verantwortung kann sie <strong>in</strong><br />

Parteien, aber auch gegen die herrschende political<br />

correctness wahrnehmen. Persönliche Erbauung,<br />

S<strong>in</strong>nf<strong>in</strong>dung und S<strong>in</strong>npflege ist ihre Sache, die<br />

ebenso dem <strong>in</strong>neren Halt der Gesellschaft wie<br />

auch den oft Vere<strong>in</strong>zelten dient. Die <strong>in</strong> der Gesellschaft<br />

stark verankerten sogen. Amtshandlungen<br />

bieten Lebensbegleitung (deren Verständnis und<br />

Form erneuerungsbedürftig s<strong>in</strong>d). Die Kirche ist,<br />

stabilisierend oder kritisch, e<strong>in</strong>e dienstleistende<br />

E<strong>in</strong>richtung für <strong>in</strong>dividuelle und kollektive<br />

Bewusstse<strong>in</strong>sorganisation – nicht nur für Mitglieder<br />

(die <strong>in</strong> der Sprache <strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong> „Glieder“<br />

genannt – also als lebendiger Organismus gesehen<br />

werden). Die diakonische Arbeit ist weitgefächert<br />

und immer noch bzw. immer wieder auch im Blick<br />

auf die elementarsten Nöte <strong>in</strong> den Krisengebieten<br />

aller Welt e<strong>in</strong>er der wichtigsten Dienste, die Kirche<br />

<strong>in</strong> unserer Gesellschaft leistet.<br />

Religiöser Pluralismus – gut für die Kirche. Und<br />

ihre Mitglieder.<br />

„Neu herausgefordert werden die Christen und die<br />

christlichen Kirchen durch die anderen Weltreligionen,<br />

<strong>in</strong> unserem Land nicht nur durch das Judentum<br />

und den Islam.“<br />

Der Buddhismus gew<strong>in</strong>nt Freunde, der H<strong>in</strong>duismus<br />

auch. Der Konfuzianismus wird kommen. Ist der<br />

Missionsauftrag dialogisch möglich? Das Wahrheitswissen<br />

hat sich gewandelt, und die Bibelforschung<br />

erklärt die Behauptung von der Exklusivität<br />

<strong>des</strong> Christusanspruchs als e<strong>in</strong>en Versuch (unter<br />

vielen), von Gott zu reden. In ihrer Sprache und<br />

ihrem Anspruch wird die Kirche sich <strong>des</strong>wegen<br />

bescheidener und vorsichtiger verhalten.<br />

Mit Hoffnung und Interesse ist zu beobachten, dass<br />

sich <strong>in</strong> der Kirche selbst neue Formen von <strong>Glaubens</strong>erfahrung<br />

und –ausdruck entwickeln. Es geht<br />

auch ohne mythologische und sehr menschlich<br />

gedachte Gottesvorstellungen; neue religiöse Lieder<br />

s<strong>in</strong>d entstanden, es gibt Gottesdienste für Motorradfahrer,<br />

Bergsteiger und Senner hoch <strong>in</strong> den<br />

Alpen usw. . Kirche ist <strong>in</strong> Facebook, Twitter und<br />

Internet präsent und Konfirmanden lernen, was<br />

Kirche ist, nicht mehr über auswendig hergesagte<br />

Katechismusstücke, sondern (auch) <strong>in</strong> Praktika z.B.<br />

<strong>in</strong> diakonischen E<strong>in</strong>richtungen kennen. Das ersche<strong>in</strong>t<br />

vielen ungewohnt, ist aber e<strong>in</strong>e Bereicherung,<br />

Anregung und E<strong>in</strong>übung, Pluralität auch außerhalb<br />

der Kirche wahrzunehmen und wertzuschätzen.<br />

Beziehungen zu Kirche<br />

„Ich halte die Frage „Was habe ich von der Kirche?“<br />

für durchaus berechtigt. Sie kann zu e<strong>in</strong>em<br />

weiterführenden Verständnis ihres Wesens führen<br />

und e<strong>in</strong>e Verbesserung der Qualität kirchlicher Arbeit<br />

bewirken.“<br />

Das Verhältnis von Individuen und Gruppen zu<br />

Kirche ist schwer zu bestimmen. Es ist zunächst<br />

danach zu fragen, ob Kirche (theologisch) als geistiges<br />

Großsystem oder als E<strong>in</strong>zelorganisation<br />

(Denom<strong>in</strong>ation) verstanden wird. Zur Klärung der<br />

eigenen (mehr oder weniger formalen) Beziehung<br />

zur Kirche ist dann zu unterscheiden zwischen<br />

Formen der Zugehörigkeit und den damit verbundenen<br />

Rechten und Pflichten bzw. Nutzen und Abhängigkeiten.<br />

Beziehungen zu Kirche kommen auf<br />

unterschiedliche Art zustande (Tradition, Taufe,<br />

Erziehung, Theologie, Information, Bildung, E<strong>in</strong>tritt,<br />

u.a.) und bestehen aktuell <strong>in</strong> Teilnahme an kirchlichen<br />

Aktivitäten, Bekenntnis, Kritik, materieller Unterstützung,<br />

u.a. . Die Frage „Was habe ich von der<br />

Kirche?“ ist durchaus berechtigt und führt zu e<strong>in</strong>em<br />

weiterführenden Verständnis ihres Wesens (zu<br />

dem auch die religiöse Dimension gehört, die sich<br />

nicht <strong>in</strong> Kategorien wie Nutzen und Nachteil erfassen<br />

lässt). Wenn sie <strong>in</strong> der kirchlichen Praxis aus-<br />

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