Kernfragen des Glaubens - Evangelische Akademikerschaft in ...
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über den Tod und das Böse. „Der Tod am Kreuz ist<br />
die Offenbarung realer Menschlichkeit: so s<strong>in</strong>d wir;<br />
so gehen wir mite<strong>in</strong>ander um.“ (Joachim Kunstmann,<br />
Die Rückkehr der Religion, S. 265)<br />
Jesus bleibt bis <strong>in</strong> den Tod h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> dabei, dass Gott<br />
selbst h<strong>in</strong>ter ihm steht und sich <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />
se<strong>in</strong>er Person den Menschen zeigt. Wie sich<br />
schon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben die Kraft und die Liebe Gottes<br />
zeigte, so ist im Scheitern und Sterben Jesu<br />
e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige Nähe Gottes zum Menschen hergestellt<br />
worden. Im Glauben an Jesus erkennen<br />
viele Menschen Gott, wie er für sie <strong>in</strong> Jesus ihr<br />
eigenes Schicksal miterleidet. Im Sterben Jesus<br />
geschieht die größtmögliche Solidarisierung Gottes<br />
mit Menschen. Weil Jesu Scheitern, se<strong>in</strong> Tod ke<strong>in</strong><br />
Scheitern bleibt, erfährt der Mensch <strong>in</strong> der Auferweckung<br />
Jesu e<strong>in</strong>e nicht fassbare Intensität der<br />
Gottesnähe. Die Menschen haben sie als Heiligen<br />
Geist beschrieben.<br />
Jesu Tod ist ke<strong>in</strong> Opfer für die Menschen, wie sie<br />
<strong>in</strong> antiken Religionen bezeugt s<strong>in</strong>d. Trotzdem ist<br />
Jesu Tod <strong>in</strong> diesem Verständnis e<strong>in</strong> Tod für die<br />
Menschen, ke<strong>in</strong> Opfer, weil den Menschen e<strong>in</strong>e<br />
neue Dimension über den Tod h<strong>in</strong>aus eröffnet wurde.<br />
Damit geschieht e<strong>in</strong>e Neubewertung <strong>des</strong> To<strong>des</strong>,<br />
die e<strong>in</strong>er Überw<strong>in</strong>dung gleichkommt.<br />
Gott vergibt den Menschen, dass Jesus an ihnen<br />
starb. Sie waren nicht <strong>in</strong> der Lage, se<strong>in</strong>e Botschaft<br />
zu verstehen und aufzunehmen. Die Auferweckung<br />
besagt, dass es weitergeht mit Gott und den Menschen,<br />
er versöhnt sich mit ihnen. Das wurde von<br />
den Christen <strong>in</strong> der Kirche als gleichbedeutend mit<br />
Erlösung und Vergebung von Schuld aufgenommen.<br />
Die Auferweckung (Entrückung)<br />
Die Auferweckung Jesus ist nicht als historisches<br />
Ereignis zu verstehen. So auch Hans Küng: „„Auferweckung<br />
ist ke<strong>in</strong> raum-zeitlicher Akt. Auferwekkung<br />
me<strong>in</strong>t nicht e<strong>in</strong> Naturgesetze durchbrechen<strong>des</strong>,<br />
<strong>in</strong>nerweltlich konstatierbares Mirakel, nicht<br />
e<strong>in</strong>en lozierbaren und datierbaren supranaturalistischen<br />
E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> Raum und Zeit. Auferweckung<br />
bezieht sich auf e<strong>in</strong>e völlig neue Dase<strong>in</strong>sweise <strong>in</strong><br />
der ganz anderen Dimension <strong>des</strong> Ewigen, umschrieben<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bilderschrift, die <strong>in</strong>terpretiert<br />
werden muss."<br />
Die Jünger und Jünger<strong>in</strong>nen, se<strong>in</strong>e Anhänger haben<br />
den Tod Jesu schmerzlich erlebt und erfahren,<br />
gleichzeitig aber se<strong>in</strong>e wirkmächtige Gegenwart<br />
gespürt: Er ist tot – doch er lebt! Wie kann mit dieser<br />
Erfahrung umgegangen werden? Man kann<br />
e<strong>in</strong>e der beiden Erfahrungen bestreiten, man kann<br />
versuchen, diesen Widerspruch rational aufzulösen.<br />
Oder die eigene Wirklichkeit und das Wirklichkeitsverständnis<br />
verändern sich. Es wird vere<strong>in</strong>bar,<br />
was unvere<strong>in</strong>bar ersche<strong>in</strong>t, weil der Glaubende<br />
sich als Teil <strong>des</strong> Geschehens, <strong>in</strong> dem Gott wirkt,<br />
versteht.<br />
Im Neuen Testament werden überwältigende Erfahrungen<br />
mit Jesus nach se<strong>in</strong>em Tod geschildert.<br />
In den älteren Texten ist zunächst nur ohne Interpretation<br />
von Ersche<strong>in</strong>ungen Jesu die Rede, die<br />
besagen, dass Jesus, <strong>in</strong> welcher Form auch immer,<br />
weiterlebt. Spätere Ausgestaltungen „berichten“<br />
dann von e<strong>in</strong>em leeren Grab oder e<strong>in</strong>em wiederbelebten<br />
Toten, der isst und tr<strong>in</strong>kt und <strong>des</strong>sen Wunden<br />
noch erkennbar s<strong>in</strong>d. Zur Glaubwürdigkeit dieser<br />
Berichte trägt bei, dass Jesus nicht nur Menschen<br />
begegnet, die schon zu glauben angefangen<br />
hatten, sondern auch solchen, die sich von ihm<br />
abgewandt hatten. Die Auferweckung Jesu ist e<strong>in</strong><br />
alles übergreifen<strong>des</strong> und über sich h<strong>in</strong>ausweisen<strong>des</strong><br />
Ereignis, er ist nicht <strong>in</strong> dieses geschichtliche<br />
Leben, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderes, größeres Leben<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> auferweckt worden. Dies zeigt sich vor allem<br />
an der Kraft se<strong>in</strong>er zuvor wankelmütigen und<br />
schwachen Anhänger (Petrus), die unerschütterlich,<br />
ja freudig ihren römischen und anderen Verfolgern<br />
standhielten.<br />
Ob Jesus (mit e<strong>in</strong>em Auftrag an Petrus) e<strong>in</strong>e (die!)<br />
Kirche selbst gegründet hat ist fraglich. Jedenfalls<br />
ist e<strong>in</strong>e/s<strong>in</strong>d viele Kirche/n aus der von ihm begonnenen<br />
Bewegung entstanden.<br />
Nach Jesu Lebens-Zeit g<strong>in</strong>g es weiter – bis zur<br />
Gegenwart<br />
Die Interpretation der Jesusersche<strong>in</strong>ungen nach<br />
se<strong>in</strong>em Tod am Kreuz als leibliche Auferstehung<br />
ließ weitere Erzählungen dieser Art wie z. B. „Himmelfahrt“<br />
entstehen, und Jesus wurde mehr und<br />
mehr zu e<strong>in</strong>er göttlichen Person. Diese Entwicklung<br />
hatte bereits im Johannesevangelium begonnnen,<br />
an <strong>des</strong>sen Anfang Jesus als göttlicher Logos<br />
verkündet wird, der vom Urbeg<strong>in</strong>n der Welt an<br />
schon bei Gott gewesen war, von Gott als das erlösende<br />
Licht auf die Erde gesandt, um dann wieder<br />
zu Gott zurückzukehren. Das alles folgt aus dem<br />
<strong>Glaubens</strong>satz, dass Gott <strong>in</strong> Jesus Mensch geworden<br />
ist. Tatsächlich ist heute das Weihnachtsfest<br />
so hochrangig wie das Osterfest. Beide <strong>Glaubens</strong><strong>in</strong>halte<br />
br<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e alles übersteigende Wertschätzung<br />
Jesu zum Ausdruck. Aber das muss<br />
nicht dazu führen, dass Jesus Gott gleich gesetzt<br />
wird (wie das auch <strong>in</strong> der Vorstellung vom dreie<strong>in</strong>igen<br />
Gott so ersche<strong>in</strong>t). Christen mit eigenen <strong>Glaubens</strong>vorstellungen<br />
(wie z.B. Beatrice v. Weizsäcker<br />
<strong>in</strong> „ist da jemand?) lehnen es ab, den Menschen<br />
Jesus als Gott anzusehen und zu ihm zu beten.<br />
Die weitere Entwicklung zeigt – bis heute: Gott ist<br />
im weitererzählten Zeugnis von Jesus präsent. Jesus<br />
ist trotz Leiden und Tod nicht gescheitert, im<br />
Heiligen Geist begleitet er bis heute se<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de.<br />
Der Heilige Geist ist die Kraft Gottes, die die<br />
Weiterexistenz Jesu auf der Erde garantiert. E<strong>in</strong><br />
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