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Kernfragen des Glaubens - Evangelische Akademikerschaft in ...

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mehr gerecht, aber auch nicht dem biblischen Gottesverständnis.<br />

Selbst diese bibelfundierte Gottesverkündigung ist<br />

aber nach dieser Überzeugung defizitär, weil <strong>in</strong><br />

Mythen und Bildern sprechend, die, so die Behauptung,<br />

nicht mehr die unseren se<strong>in</strong> können.<br />

Was könnte näher liegen, als mit dem Theologen<br />

Matthias Kroeger e<strong>in</strong>en „Ruck <strong>in</strong> den Köpfen“ <strong>des</strong><br />

kirchlichen Personals, der Kirchenleitungen und<br />

ihrer Pfarrer<strong>in</strong>nen und Pfarrer zu fordern, damit die<br />

neuen Theologien Platz greifen können, die seit<br />

dem Aufbruch <strong>in</strong> die historisch-kritische und liberale<br />

Theologie seit dem 19. Jahrhundert von den gelehrtesten<br />

Köpfen <strong>des</strong> europäischen Protestantismus<br />

entwickelt wurden?<br />

Öffnet sich damit nicht der Weg, die <strong>Glaubens</strong><strong>in</strong>halte<br />

und <strong>Glaubens</strong>formeln den neuen Erkenntnissen<br />

der Naturwissenschaft und ihrem Weltbild anzupassen?<br />

Oder müssen wir uns damit abf<strong>in</strong>den, dass der<br />

Diskurs zwischen Naturwissenschaft und Religion ,<br />

wenn er nicht schon als entschieden gelten kann,<br />

nur noch als Konfrontation e<strong>in</strong>es fundamentalistischen<br />

Naturalismus der modernen Wissenschaften<br />

mit e<strong>in</strong>er mehr oder weniger dogmatischunzeitgemäßen<br />

Religiosität und ihrem überholten<br />

Weltbild ausgetragen werden kann? E<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzung,<br />

die bei fortschreitender Säkularisierung<br />

<strong>des</strong> Denkens mit dem Verschw<strong>in</strong>den jeglichen<br />

<strong>Glaubens</strong> an e<strong>in</strong>e Sphäre <strong>des</strong> Göttlichen enden<br />

müsste.<br />

E<strong>in</strong>en Ausweg sucht, wer e<strong>in</strong>e relativierende Koexistenz<br />

der Weltauffassungen vor Augen sieht, e<strong>in</strong><br />

friedliches oder auch gleichgültig-gleichwertiges<br />

Nebene<strong>in</strong>ander von mehr oder weniger <strong>in</strong>dividuellen<br />

<strong>Glaubens</strong>überzeugungen vom Göttlichen und<br />

Num<strong>in</strong>osen e<strong>in</strong>erseits, über<strong>in</strong>dividuell überprüfbaren<br />

Wirklichkeitsaussagen im Rahmen wissenschaftlicher<br />

Methodik andrerseits. Es sche<strong>in</strong>t, dass<br />

dieser Sichtweise e<strong>in</strong>er neutralen Koexistenz gerade<br />

der Theologe und „Weltethiker“ Hans Küng zuneigt,<br />

der sich auch <strong>in</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Fragen als beschlagen zeigt, der aber dem Versuch<br />

e<strong>in</strong>er „Synthese der Erkenntniswege“ letzten<br />

En<strong>des</strong> e<strong>in</strong>e Absage erteilt.<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gehende Beschäftigung <strong>des</strong> Arbeitskreises<br />

mit neuen Veröffentlichungen Küngs ergab ke<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>stimmiges Votum für diese Position, auch wenn<br />

die Tendenz zu spüren war, sie als wichtiges Ergebnis<br />

<strong>in</strong> die eigenen Überlegungen e<strong>in</strong>zubeziehen<br />

(www.evangelische-akademiker.de/publikationen).<br />

Sie könnte für die verfassten Kirchen tatsächlich<br />

e<strong>in</strong>e Option se<strong>in</strong>, die vielen bereits Distanzierten<br />

wieder enger an sich zu b<strong>in</strong>den, ohne dass zu viel<br />

an theologisch-traditionellem Bestand geopfert<br />

werden muss.<br />

Kann man behaupten, wie wir die Welt im Glauben<br />

erkennen, kann überhaupt nicht <strong>in</strong> Widerspruch<br />

geraten zu dem, was die Naturwissenschaft darüber<br />

zu sagen hat? Auf jeden Fall müsste das, ehrlicherweise,<br />

e<strong>in</strong>er agnostische Haltung der Naturwissenschaftler<br />

entsprechen. Deren methodische<br />

Selbstbeschränkung führt notwendig zur Ausgrenzung<br />

<strong>des</strong> nicht über<strong>in</strong>dividuell Überprüfbaren, <strong>des</strong><br />

„<strong>Glaubens</strong>mäßigen“, als nichtwissenschaftlich,<br />

wenn nicht als irrelevant oder falsch. Dass es zwischen<br />

Naturwissenschaft als dem „Bereich <strong>des</strong><br />

Wissens“ und der Religion als dem „Bereich <strong>des</strong><br />

<strong>Glaubens</strong>“ ke<strong>in</strong>en Widerspruch geben kann, wäre<br />

also e<strong>in</strong>e Feststellung, die man zuallererst von den<br />

Naturwissenschaftlern erwarten müsste.<br />

Statt<strong>des</strong>sen wird, ungeachtet der Grundlagenproblematik<br />

ihrer Welterklärungsmodelle, <strong>in</strong>sbesondere<br />

der physikalischen, von e<strong>in</strong>er atheistischen Fraktion<br />

unter den Naturwissenschaftlern, der aggressive<br />

Anspruch auf Monopolisierung der Welterkenntnis<br />

erhoben. Fragen wir, welche Wirklichkeit wir mit<br />

ihrer Methodik erkennen, so tritt zutage, dass es<br />

ke<strong>in</strong>eswegs um die ganze uns existentiell berührende<br />

Wirklichkeit gehen kann, und dass selbst das<br />

naturalistisch-materialistisch gedeutete Wirklichkeitsfragment,<br />

das sie bearbeiten, noch so große<br />

Lücken aufweist, dass ihre Schließung auch bei<br />

größtem Forschungsaufwand unwahrsche<strong>in</strong>lich<br />

ersche<strong>in</strong>t. Damit lassen sich ke<strong>in</strong>e Denkverbote<br />

aussprechen.<br />

Das lässt nicht den Umkehrschluss zu, naturwissenschaftliche<br />

Welterkenntnis sei ihrerseits für die<br />

Frage nach Gott <strong>in</strong> der Welt irrelevant. Die Vermutung<br />

bleibt begründet, dass die Naturwissenschaft<br />

zwar ke<strong>in</strong>eswegs das e<strong>in</strong>zige Fenster ist, durch das<br />

wir auf die Wirklichkeit blicken können, sondern<br />

dass andere Fenster, wie das <strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong>,<br />

durchaus s<strong>in</strong>nhafte E<strong>in</strong>blicke öffnen können.<br />

E<strong>in</strong>ige Entdeckungen der Naturwissenschaften<br />

legen geradezu nahe, dass <strong>in</strong> ihnen e<strong>in</strong>e Begegnung<br />

mit dem Göttlichen stattf<strong>in</strong>det. Schon <strong>in</strong> den<br />

kreativen Möglichkeiten <strong>des</strong> sich evolutionär entfaltenden<br />

Universums kann sich für den Glauben die<br />

Anwesenheit <strong>des</strong>sen spiegeln, der es erschaffen<br />

hat und der seit Anbeg<strong>in</strong>n der Zeit mit ihm ist.<br />

Zweifel an Aussagen biblischen und christlichen<br />

<strong>Glaubens</strong>, die das schlechth<strong>in</strong> „Wunderbare“ zu<br />

behaupten sche<strong>in</strong>en, so auch die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />

Auferstehung von den Toten, gab es schon <strong>in</strong> frühen,<br />

vormodernen Zeiten, die ebenso wie wir um<br />

die Grundbef<strong>in</strong>dlichkeiten unserer irdischen Existenz<br />

wussten. Diese Zweifel mussten nicht erst<br />

von den Naturwissenschaften aufgebracht und ge-<br />

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