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Kernfragen des Glaubens - Evangelische Akademikerschaft in ...

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der an Jesus gerichteten Bitte „.... hilf me<strong>in</strong>em Unglauben!“<br />

zum heilenden Glauben. Und der Ausruf<br />

Jesu „Ihr ungläubiges Geschlecht, wie lange soll<br />

ich bei euch se<strong>in</strong>, wie lange soll ich euch ertragen?“<br />

kl<strong>in</strong>gt vorwurfsvoll. Dass e<strong>in</strong> Mensch zum<br />

Glauben kommt, ist also nicht selbstverständlich,<br />

sondern hängt von se<strong>in</strong>er Offenheit dafür ab.<br />

Aber nicht nur <strong>in</strong> der Geschichte von der Heilung<br />

e<strong>in</strong>es Kranken durch Jesus kommt der Glaube als<br />

Geschenk, auch <strong>in</strong> vielen anderen Bibelstellen und<br />

nicht zuletzt bei Mart<strong>in</strong> Luther ist das so: „Ich glaube,<br />

dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft<br />

an Jesus Christus, me<strong>in</strong>en Herrn, glauben oder zu<br />

ihm kommen kann .......“<br />

Gott hat per def<strong>in</strong>itionem vor menschlichen Möglichkeiten<br />

zu glauben existiert. Demgemäß verdanken<br />

die meisten „Gläubigen“ ihren Glauben nicht<br />

der eigenen Anstrengung, Begabung oder F<strong>in</strong>digkeit,<br />

sondern er ist ihnen zugekommen. Dar<strong>in</strong> wird<br />

persönliche und <strong>in</strong>dividuelle Zuwendung und Fürsorge<br />

Gottes erfahren. Diese kann unter anderem<br />

<strong>in</strong> der Erziehung, der Begegnung mit dem Nächsten,<br />

auch <strong>in</strong> besonderen Erlebnissen gesehen<br />

werden. Zunehmend wird aber heute die Entscheidung<br />

für oder gegen die Annahme bzw. Beibehaltung<br />

e<strong>in</strong>es religiösen <strong>Glaubens</strong> vom e<strong>in</strong>zelnen<br />

Menschen selbst getroffen.<br />

Der eigene Glaube unterscheidet sich wie das Gesicht<br />

e<strong>in</strong>es Menschen von allen anderen. Ist es<br />

nicht so, dass das Neugeborene durch die Eltern<br />

Vertrauen lernt - das von glaubender E<strong>in</strong>stellung<br />

geprägt se<strong>in</strong> kann? Auf diesem Fundament begegnet<br />

es der Umwelt und f<strong>in</strong>det se<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> der<br />

Welt: behütet oder verloren „je nach se<strong>in</strong>em Glauben“<br />

im selbstzentrierten Denken oder im0 Erkennen<br />

<strong>des</strong> Anderen, Nächsten. Aber viele gehen<br />

schon früh eigene Wege und werden anders, mehr<br />

oder weniger gläubig als ihre Eltern.<br />

Wenn es Veränderungen beim Glauben gibt,<br />

kommt das auch von weiter her, im positiven Fall<br />

aus der größeren Wirklichkeit Gottes. Also nicht nur<br />

von <strong>in</strong>nen, vom Ich. Von vielen Seiten, <strong>in</strong> vielen<br />

Formen, <strong>in</strong> vielen Zumutungen. Gott eröffnet neue<br />

Möglichkeiten <strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong>, <strong>in</strong>dem er sich selbst<br />

verändert und damit uns, nicht erst mit dem Auftreten<br />

Jesu, nicht nur <strong>in</strong> der Vergangenheit, sondern<br />

bis heute. Gott ist jener Vertrauensraum, <strong>in</strong> dem<br />

Menschen wachsen und gedeihen können, weil sie<br />

sich von der Macht <strong>des</strong> Lebens selbst getragen,<br />

gehalten und bejaht fühlen.<br />

3. Glaube und Wissen<br />

In welchem Verhältnis stehen Glaube und Wissen?<br />

Nicht erst seit der Aufklärung wird Wissenschaft<br />

und Wissen als die überlegene Erkenntnisform<br />

gegenüber dem Glauben angesehen. Wissenschaft<br />

und <strong>in</strong>sbesondere Naturwissenschaft wird für den<br />

besten Weg zur Erkenntnis der Wirklichkeit gehalten,<br />

auch weil er zur Verbesserung der menschlichen<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen beiträgt. Wird der<br />

Glaube demgegenüber zu ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>geschätzt?<br />

Woher lassen sich heute und <strong>in</strong> Zukunft Lebenss<strong>in</strong>n<br />

und Wertbewusstse<strong>in</strong> empfangen? Es ist<br />

notwendig, Glaube und Wissen zutreffend zu unterscheiden<br />

und e<strong>in</strong>e Vermischung zu vermeiden.<br />

Denkverb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d oft aufschlussreich.<br />

In der Umgangssprache wird „glauben“ meistens<br />

im S<strong>in</strong>ne von vermuten, erwarten, me<strong>in</strong>en, für wahr<br />

halten gebraucht. Kritiker setzen das Wort gerne<br />

gleich mit „Nicht-Wissen“.<br />

Nach religiösem Verständnis bedeutet glauben (als<br />

Verb) vertrauen auf ..., sich verlassen auf, ... Sichrichten-nach,<br />

Offense<strong>in</strong> für ... Offenbarung, Übernatürliches,<br />

Transzendentes ....<br />

Als Substantiv (Glauben) bezeichnet das Wort<br />

meist bestimmte (Lehr-)Inhalte e<strong>in</strong>er Religion, also<br />

z.B. e<strong>in</strong> Verständnis von Gott, Jesus oder der Kirche.<br />

In e<strong>in</strong>em <strong>Glaubens</strong>bekenntnis s<strong>in</strong>d solche<br />

wesentlichen Inhalte zusammengefasst, zur eigenen<br />

Vergewisserung, aber auch gegenüber „Andersgläubigen“:<br />

„Ich glaube an Gott, den Vater, den<br />

Allmächtigen, den Schöpfer <strong>des</strong> Himmels und der<br />

Erde.“<br />

Wissen ist das Bewusstse<strong>in</strong> (die Kenntnis, die Berücksichtigung)<br />

von Fakten, Theorien und Regeln<br />

und wird auch als Substantiv für deren Dokumentation<br />

verwendet. Qualifiziertes Wissen wird als<br />

nachweisbar wahre und gerechtfertigte Me<strong>in</strong>ung<br />

def<strong>in</strong>iert und unterscheidet sich von Begriffen wie<br />

Überzeugung und Glauben.<br />

Der Inhalt von Wissen kann wahr oder falsch se<strong>in</strong>.<br />

Dabei gründet e<strong>in</strong>e wissenschaftlich „wahre“ Erkenntnis<br />

auf den def<strong>in</strong>ierten Axiomen, der <strong>in</strong>ternen<br />

Widerspruchsfreiheit, der Wiederholbarkeit im Experiment<br />

und der Überprüfbarkeit (verifizierbar oder<br />

falsifizierbar).<br />

Vieles im menschlichen Leben ist entsprechend<br />

se<strong>in</strong>er Eigenart nicht (oder jedenfalls nicht ganz)<br />

als Wissen zu erfassen, so z.B. der S<strong>in</strong>n <strong>des</strong> Lebens,<br />

Krankheit und Schmerzen, Geburt und Tod,<br />

das Gefühl, Gott und das Jenseits.<br />

Glauben und Wissen s<strong>in</strong>d vone<strong>in</strong>ander zu unterscheiden,<br />

was bei Aussagen <strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong> und<br />

<strong>des</strong> Wissens schwierig, aber notwendig ist, um ihre<br />

Vermischung zu vermeiden.<br />

Wissenschaft strebt durch e<strong>in</strong>e hochentwickelte<br />

Theoriebildung und Methodik den größtmöglichen<br />

Grad von objektiver Wahrheit <strong>in</strong> ihren Aussagen<br />

und Untersuchungsergebnisse frei von Widersprüchen<br />

an. Das gilt für alle Wissenschaftszweige,<br />

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