Kindliche Kontaktverweigerung nach Trennung der Eltern - PUB ...
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selbst als Reagierenden wahrnimmt und im An<strong>der</strong>en den diese Reaktion auslösen-<br />
den Akteur bzw. Verursacher sieht. Das geschieht nicht willkürlich und wi<strong>der</strong> besse-<br />
res Wissen, son<strong>der</strong>n erfolgt logisch und <strong>nach</strong>vollziehbar, da die Handlungen bei<strong>der</strong><br />
Seiten in unmittelbarer Abfolge nebeneinan<strong>der</strong> stehen – vorgelagert aus Sicht <strong>der</strong><br />
einen Person, <strong>nach</strong>geordnet aus Sicht <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en. Dabei bleibt unerkannt, dass die<br />
eigene Reaktion für den An<strong>der</strong>en zugleich auch wie<strong>der</strong> Aktion ist.<br />
Somit ist „Interpunktion“ letztlich <strong>der</strong> Name dafür, dass in einem zwischenmenschli-<br />
chen Konfliktfeld wie einem <strong>Trennung</strong>skonflikt jede Handlung <strong>der</strong> beiden Beteiligten<br />
stets „Aktion“ und „Reaktion“ zugleich ist. Auf diese Weise lässt sich jedes eigene<br />
Fehlverhalten – so gravierend o<strong>der</strong> moralisch verwerflich es ‚objektiv’ auch gewesen<br />
sein mag – letztlich so sehr ‚entschärfen’, dass dem Partner selbst dann noch die<br />
kausale Verantwortung zugeschrieben werden kann, wenn er selbst ihn betrogen<br />
o<strong>der</strong> sein Vertrauen sonst wie missbraucht hat (s. Abb. 1).<br />
Frage an die Frau: „Warum hast du dich getrennt?“<br />
Wegen deiner<br />
sexuellen<br />
Verweigerung!<br />
Wegen deinem<br />
Verhältnis!<br />
Abb. 1: Interpunktion<br />
Alles dreht<br />
sich bei dir nur<br />
ums Kind!<br />
Keine<br />
Zärtlichkeit<br />
von dir!<br />
Du hast mich ja<br />
nie gelassen!<br />
Du kümmerst<br />
dich ja nicht ums<br />
Kind!<br />
Durch Interpunktion entstehen bei jedem Beteiligten subjektive Wahrheiten, Über-<br />
zeugungen von <strong>der</strong> ausschließlichen Gültigkeit <strong>der</strong> eigenen Kausalsicht, die jeweils<br />
in sich lückenlos und plausibel sind. Wer nur die eine Sichtweise kennt - wie Ver-<br />
wandte, Freunde, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> eigene Rechtsanwalt -, gelangt deshalb schnell zu <strong>der</strong><br />
Überzeugung, dass <strong>der</strong> Erzähler aus <strong>nach</strong>vollziehbarem Grund gehandelt und das<br />
Richtige getan hat.<br />
Frau<br />
Mann