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Kindliche Kontaktverweigerung nach Trennung der Eltern - PUB ...

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leben. Alltagsnähe ist etwas grundlegend an<strong>der</strong>es als Kontakte im Rahmen von Um-<br />

gang. Zudem hat sie keiner in <strong>der</strong> Absicht gezeugt o<strong>der</strong> geboren, später nur noch<br />

Besuchskontakte zu ihnen zu pflegen.<br />

All das ist gut <strong>nach</strong>vollziehbar und insofern ist es auch nicht unverständlich, wenn<br />

beide <strong>Eltern</strong> darum streiten, wer von ihnen zukünftig das Privileg behalten darf, zu-<br />

sammen mit den Kin<strong>der</strong>n unter einem Dach zu leben. Es gibt inzwischen zwar auch<br />

kindgemäße Kompromisslösungen zur Ausgestaltung <strong>der</strong> Nachtrennungsfamilie (z.<br />

B. das Wechselmodell), doch wo ausschließlich um „Du o<strong>der</strong> Ich“ gekämpft wird, ist<br />

für solche friedlichen Lösungen natürlich kein Raum. Bei <strong>Trennung</strong>seltern fehlt auf-<br />

grund <strong>der</strong> wechselseitigen Verletzungen, Verbitterung und Aggression häufig je<strong>der</strong><br />

Grundkonsens. Stattdessen prägen Misstrauen und Feindbil<strong>der</strong> die Sichtweise auf<br />

den Ex-Partner so radikal und ausnahmslos, dass <strong>der</strong> häufig auch in seiner <strong>Eltern</strong>rol-<br />

le nur noch durch die Brille des Paarkonflikts wahrgenommen wird.<br />

Vater, Fall 30<br />

„Meiner Frau ist <strong>der</strong> Junge nicht so wichtig wie mir. Ihr war egal, wie das<br />

Kind leidet. Woher ich das weiß? Als sie sich getrennt hat, hat sie gesagt,<br />

sie müsse jetzt mal an sich denken.“<br />

<strong>Trennung</strong>seltern gehen nahezu reflexhaft in Opposition zum An<strong>der</strong>en, bestreiten<br />

seine ebenfalls am Kindeswohl orientierten Motive o<strong>der</strong> Handlungen. Sie bezweifeln<br />

jedes echte Interesse am Kind und negieren nicht selten sogar seine elterliche Liebe.<br />

Vor dem Hintergrund ihrer subjektiven Wahrheit reklamieren sie dagegen für sich<br />

selbst exklusive Nähe zum Kind und sähen es am liebsten, wenn <strong>der</strong> Expartner am<br />

besten freiwillig auch zum Kind auf Distanz gehen würde, damit man „in Ruhe“ zu-<br />

sammen leben kann. Wo sich <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e <strong>Eltern</strong>teil hierauf nicht einlässt und auf<br />

Kontakten mit seinem Kind besteht, brich <strong>der</strong> Konflikt darauf hin an einer an<strong>der</strong>en<br />

Stelle aus – wie sieht eine „richtige“ Erziehung des Kindes aus. Zu diesem Punkt<br />

können sich allerdings auch intakte Familien vortrefflich streiten.<br />

Da mit einer <strong>Trennung</strong> für die meisten <strong>Eltern</strong> immer noch zwingend die Vorstellung<br />

verbunden ist, dass einer von beiden fortan nicht mehr mit seinem Kind zusammen<br />

leben kann, wird die Frage des zukünftigen Lebensmittelpunkts vielfach zu einer<br />

massiven Bedrohung, gegen die sie sich mit allen gebotenen Mitteln, d. h. unter Ein-<br />

schaltung des Familiengerichts zur Wehr setzen. Die Aussicht, Nähe und Intimität<br />

zum eigenen Kind anhaltend einzubüßen, kann erhebliche existenzielle Ängste aus-<br />

lösen. An<strong>der</strong>s als etwa in den USA o<strong>der</strong> Frankreich, ist hierzulande die Rechtsfigur

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