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Kindliche Kontaktverweigerung nach Trennung der Eltern - PUB ...

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ruhend auf negativen Erfahrungen des Kindes mit dem abgelehnten <strong>Eltern</strong>teil wäh-<br />

rend des Zusammenlebens (Salzgeber & Stadler, 1998; Stadler & Salzgeber, 1999).<br />

Dazwischen liegt das das Konzept des so genannten Kindeswillens, dessen genaue<br />

Einordnung allerdings ebenfalls bisher noch nicht überzeugend gelungen ist. Man-<br />

che Befürworter setzten ihn schlicht mit <strong>der</strong> kindlichen Verbalaussage gleich (Lehm-<br />

kuhl & Lehmkuhl, 1999; Fegert, 2001), an<strong>der</strong>e betrachten ihn in Hinblick auf tren-<br />

nungsspezifische Entstehungsbedingungen eher mit Vorsicht (Schade, 2002) o<strong>der</strong><br />

schließen zumindest nicht aus, dass er auch auf Instrumentalisierung, d. h. auf einer<br />

bewussten Beeinflussung des Kindes durch den betreuenden <strong>Eltern</strong>teil, beruhen<br />

könnte (Dettenborn, 2001; Dettenborn & Walter, 2002). Neben dieser Unklarheit be-<br />

steht allerdings auch noch eine Reihe ganz an<strong>der</strong>er, methodischer wie inhaltlicher<br />

Bedenken, die geeignet sind, erhebliche Zweifel an <strong>der</strong> von Gardner behaupteten<br />

Universalität seines PAS-Konzepts aufkommen zu lassen. Die Folge: bei Wissen-<br />

schaftlern wie unter familiengerichtlichen Professionellen gleichermaßen bestehen<br />

erhebliche Zweifel in Bezug auf seine Zulässigkeit und den mit ihm verbundenen<br />

Nutzen.<br />

Umgangsverweigerung markiert eine Schnittstelle zwischen Familien-, Entwicklungs-<br />

und Sozialpsychologie auf <strong>der</strong> einen sowie Rechtswissenschaft auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Sei-<br />

te. Sie ist untrennbar mit dem Scheitern von Paarbeziehungen und den daraus resul-<br />

tierenden Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Familienstrukturen des Kindes verknüpft und zugleich<br />

in die rechtlichen Regularien und Wirkungen familiengerichtlicher Verfahren einge-<br />

bunden. Ohne <strong>der</strong>en Berücksichtigung ist sie we<strong>der</strong> zu verstehen noch aufzulösen.<br />

Es ist das Ziel dieser Arbeit, erstmals aufzuzeigen, wie sich die oft selbstgefährden-<br />

den Strategien umgangsverweigern<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aus psychologischer Sicht verstehen<br />

lassen, ohne jener dogmatisch anmutenden Vorstellung einer ‚Gehirnwäsche’ durch<br />

den betreuenden <strong>Eltern</strong>teil zu erliegen, wie sie von Gardner vertreten wird. Ziel ist<br />

es, ein differenziertes Modell zu entwickeln, das geeignet ist, im Einzelfall frühzeitig<br />

zu erkennen, ob Umgangsverweigerung noch reversibel ist und welche Intervention<br />

ggf. in Frage kommt.<br />

Diesbezüglich besteht in <strong>der</strong> Praxis nicht nur aus Sicht ausgegrenzter <strong>Eltern</strong> enor-<br />

mer Handlungsbedarf. Wenngleich umgangsverweigernde Kin<strong>der</strong> als Akteure auftre-<br />

ten, sind sie aus psychologischer Sicht letztlich Opfer <strong>der</strong> Unfähigkeit ihrer <strong>Eltern</strong>, sie<br />

von <strong>der</strong> eigenen <strong>Trennung</strong>sproblematik fernzuhalten. Deshalb benötigen auch diese<br />

Kin<strong>der</strong> Hilfe. Daher will diese Arbeit auch dazu beitragen, über eine differenzierte<br />

psychologische Analyse des Ablehnungsprozesses schließlich Wege aufzuzeigen,<br />

wie sich mit Umgangsverweigerung fachlich angemessen umgehen und sie sich<br />

möglichst vermeiden lässt. In diesem Sinne versteht sie sich als ein bislang fehlen-

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